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März 2019 / Nord

Das HEV-Magazin geht adressiert per Post an die Mitglieder des HEV (Hauseigentümer) im Kanton Solothurn, an Immobilientreuhänder, Verwaltungen, Banken, Versicherungen, Architekten, Unternehmen des Baugewerbes, Amtsstellen. Das HEV-Magazin des Kantons Solothurn erscheint 4x im Jahr in drei Regionen.

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Interview<br />

Das «Herz» des Schutzraums ist die Filteranlage<br />

für die Frischluftzufuhr. Daneben<br />

muss zwingend folgendes Mobiliar<br />

vorhanden sein: Liegestellen und TC Sortimente<br />

(Trockentoiletten). Eine Installation<br />

ist nicht zwingend, das Material muss<br />

aber im gleichen Gebäude gelagert werden.<br />

Wohl keine Ausnahme: Ein überstellter Schutzraum in einem Einfamilienhaus unseres Kantons.<br />

Foto: meo<br />

Und wo können diese Gerätschaften<br />

bezogen werden?<br />

Das Mobiliar ist komplett bei verschiedenen<br />

Anbietern bestell- und lieferbar.<br />

Gibt es regelmässige Kontrollen über<br />

den Zustand eines Schutzraumes?<br />

Das Bevölkerungs- und Zivilschutz Gesetz<br />

(BZG) schreibt den Gemeinden vor,<br />

die Schutzräume mindestens alle zehn<br />

Jahre zu überprüfen. Diese Überprüfung<br />

der Schutzräume wird in der Regel<br />

durch den Zivilschutz anlässlich der periodischen<br />

Schutzraumkontrolle (PSK)<br />

durchgeführt. Dabei werden die Panzertür<br />

und der -deckel sowie die Funktion<br />

der Ventilation und des Überdruckdeckels<br />

geprüft. Es wird ebenfalls festgehalten,<br />

ob das Mobiliar (Liegestellen<br />

und Trockentoiletten) vorhanden ist. Die<br />

Zivilschützer gehen oft auch noch einen<br />

Schritt weiter und reinigen und pflegen<br />

bei der Schutzraumkontrolle gleichzeitig<br />

auch die Gummidichtung der Panzertüren<br />

und schmieren in der Regel auch<br />

noch die Scharniere.<br />

Wie sieht die Situation für Eigenheimbesitzer<br />

aus, die keinen Schutzraum<br />

haben?<br />

Die Gemeinden sind verpflichtet, dass<br />

jeder Einwohner im Notfall über einen<br />

Schutzplatz verfügt. Für alle Wohnliegenschaften<br />

die vor der Schutzraumpflicht<br />

(vor über 50 Jahren) gebaut wurden, haben<br />

die Gemeinden öffentliche Schutzräume<br />

erstellt. Diese befinden sich meist<br />

in öffentlichen Gebäuden wie unter Mehrzweckhallen,<br />

Schulhäusern, Gemeindehäusern<br />

usw. Eigenheimbesitzer die nach<br />

der Einführung der Schutzraumbaupflicht<br />

gebaut haben und vom Bau eines Schutzraumes<br />

befreit wurden, haben eine einmalige<br />

Ersatzabgabe bezahlt. Mit diesem<br />

Geld werden laufend neue öffentliche<br />

Schutzräume finanziert und unterhalten.<br />

Im Kanton Solothurn verfügen wir über<br />

eine Schutzraumbilanz von 106 Prozent.<br />

Das heisst, dass wir grundsätzlich für alle<br />

Einwohner einen Schutzplatz haben.<br />

Wir haben es eingangs erwähnt: Der<br />

Zivilschutz wird oft belächelt und man<br />

nimmt deshalb den Bau einer Anlage<br />

und deren Ausrüstung nicht unbedingt<br />

ernst. Wie können Sie Zweifler vom<br />

Sinn und Zweck eines gut eingerichteten<br />

Zivilschutzkellers überzeugen?<br />

Einerseits nehmen die Naturgefahren<br />

mit der Klimaerwärmung rasant zu. Andererseits<br />

steigen auch die technischen<br />

Risiken Jahr für Jahr. Gleichzeitig streben<br />

wir dichtere Wohnstrukturen an. Wie<br />

wollen wir die Sicherheit der Bevölkerung<br />

in Notlagen oder Katastrophen künftig<br />

gewährleisten, ohne auch auf unsere<br />

Schutzräume zurückzugreifen? Es ist klar,<br />

wir brauchen die Schutzräume.<br />

Jedes Jahr müssen in der Schweiz Teile<br />

der Bevölkerung wegen Lawinengefahr,<br />

Sturmschäden, oder wegen Grossunfällen<br />

auf der Strasse oder auf der Schiene<br />

evakuiert oder angehalten werden, sich in<br />

sichere Schutzräume zu begeben. Meistens<br />

trifft es Dörfer in den Alpregionen.<br />

Die vergangenen Stürme «Burglind»,<br />

aber vor allem «Lothar» und «Vivian»<br />

sind eindrückliche Beispiele dafür, dass<br />

schwere klimatische Turbulenzen auch<br />

vor dem Kanton Solothurn nicht Halt machen.<br />

In einer Reiheneinfamilienhaussiedlung<br />

muss nicht jedes Haus mit einem<br />

Schutzraum ausgerüstet sein. Wie<br />

weiss man im Notfall, in welches Haus<br />

man sich begeben muss?<br />

Wenn in einer Einfamilienhaussiedlung<br />

Schutzräume zusammengelegt wurden,<br />

ist dies im Grundbuch eingetragen. So<br />

sollte jeder Einfamilienhausbesitzer einer<br />

Siedlung wissen, wo sein Schutzraum ist.<br />

Wer über einen Zivilschutzraum verfügt,<br />

verwendet diesen Raum oftmals<br />

als Lagerraum. Im «Blick» lautete<br />

letztes Jahr eine Schlagzeile: «Messie-<br />

Museum statt Schutzraum». Angenommen,<br />

man muss im Katastrophenfall<br />

rasch reagieren: Wären Herr und Frau<br />

Schweizer überhaupt in der Lage, diesen<br />

Raum, den sie möglicherweise<br />

noch mit jemand andern teilen müssen,<br />

einsatzbereit zu machen?<br />

Die periodischen Schutzraumkontrollen,<br />

die der Zivilschutz durchführt, zeigen uns<br />

ein ganz anderes Bild. Über 95 Prozent<br />

der Schutzräume im Kanton Solothurn<br />

sind vernünftig gehalten und sind im Notfall<br />

schnell geräumt, so dass sie ihren<br />

Zweck erfüllen. Bei einzelnen wenigen<br />

Schutzräumen mag es zutreffen, dass<br />

diese nicht zweckmässig gehalten werden<br />

oder nicht komplett ausgerüstet sind.<br />

Die Eigentümer sind da in der Pflicht dies<br />

zu ändern.<br />

Wie geht der Zivilschutz mit der Digitalisierung<br />

um. Gibt es eine Alarm-App?<br />

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz<br />

hat die Alarm App «Alertswiss» geschaffen.<br />

In dieser App wird einerseits die Gefahrenkarte<br />

der Schweiz wiedergegeben<br />

und enthält sehr wertvolle Tipps für die<br />

persönliche Vorsorge. Die kantonalen Krisenstäbe<br />

können zusätzlich ihre eigenen<br />

Gefahren und Verhaltensanweisungen<br />

auf Alertswiss hinterlegen. Die App generiert<br />

auch Push Nachrichten für besondere<br />

Gefahren. Die App ist gratis und kann<br />

auf iPhone- sowie auf Android-Geräte installiert<br />

werden. Wir empfehlen jeder Solothurnerin<br />

und jedem Solothurner, diese<br />

App zu installieren.<br />

Interview: Joseph Weibel<br />

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