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NACH DEN<br />
LETZTEN TAGEN.<br />
EIN SPÄTABEND<br />
CHRISTOPH MARTHALER<br />
ULI FUSSENEGGER<br />
DURI BISCHOFF<br />
STEFANIE CARP<br />
A replica of the Statue of Liberty is seen in an area destroyed by the 11 March earthquake and tsunami in Ishinomaki, Japan.<br />
Picture taken on 4 April 2011.<br />
Aus Anlass des zunehmenden nationalen Chauvinismus in vielen<br />
Ländern in und außerhalb Europas beschäftigt sich Christoph<br />
Marthaler in seiner Kreation für die Ruhr triennale <strong>2019</strong> mit dem<br />
Verlust von Demokratie. In den Jahren vor 1914 braute sich ideologisch<br />
zusammen, was sich dann in zwei Weltkriegen und im<br />
Holocaust entlud. Heute erleben wir erschreckend ähnliche Artikulationen<br />
in Politik und Öffentlichkeit. In nicht wenigen Ländern<br />
Europas drohen demokratische Strukturen einem neuen Totalitarismus<br />
zu weichen. Die nationalistische und rassistische Aufrüstung<br />
zur Verteidigung alter Besitzverhältnisse scheint attraktiver<br />
zu sein als ein transnationales Projekt aufgeklärter europäischer<br />
Individuen und eine offene, diverse Gesellschaft. Antidemokratische<br />
und aggressive Exklusion, Nationalismus, Rassismus und<br />
Antisemitismus sind wieder gesellschaftsfähig geworden. In der<br />
ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ging es, ähnlich wie heute,<br />
um Ausgrenzung und Auslöschung der Menschen, die man zu<br />
Unbrauchbaren, zu Außenseiter*innen erklärt hatte.<br />
In seinem musikalischen Zentrum ist das Projekt den aus<br />
Prag und Wien vertriebenen Komponisten wie Pavel Haas, Viktor<br />
Ullmann, Alexandre Tansman, Józef Koffler, Erwin Schulhoff,<br />
Gideon Klein, Szymon Laks und Erich Wolfgang Korngold gewidmet.<br />
Sie wurden deportiert, ermordet oder gingen in die Emigration.<br />
Viele der Kompositionen sind im Konzentrationslager<br />
Theresienstadt entstanden, teilweise sind sie Fragmente geblieben.<br />
Viktor Ullmann schrieb die Noten seiner letzten Komposition<br />
unmittelbar vor der Deportation nach Auschwitz.<br />
Die Musik erklingt in einem imaginierten Parlament, in dem<br />
Abgeordnete dokumentierte Reden aus der Zeit vor dem Ersten<br />
Weltkrieg, der Gegenwart und der nahen Zukunft halten,<br />
die katastrophale Zivilisationsbrüche bezeugen. Die Produktion<br />
wird für das Auditorium Maximum der Ruhr-Universität Bochum<br />
kreiert, das sich in ein Weltparlament verwandelt, in dem wir als<br />
Zuschauer*innen aus der Gegenwart und einer erkennbaren Zukunft<br />
auf ein zerstörtes Europa blicken.<br />
Das Auditorium Maximum wurde für die neu gegründete<br />
Ruhr-Universität Bochum zu Beginn der 1970er Jahre gebaut.<br />
Mi 21. Aug 20.00 Uhr<br />
Do 22. Aug 20.00 Uhr<br />
Sa 24. Aug 20.00 Uhr<br />
So 25. Aug 18.00 Uhr<br />
Mi 28. Aug 20.00 Uhr<br />
Do 29. Aug 20.00 Uhr<br />
Fr 30. Aug 20.00 Uhr<br />
Sa 31. Aug 20.00 Uhr<br />
So 01. Sept 18.00 Uhr<br />
Audimax, Ruhr-Universität Bochum<br />
Tickets: 20 / 35 / 50 / 65 / 80 €, erm. ab 10 €<br />
Einführung jeweils 45 Minuten vor<br />
Vorstellungsbeginn.<br />
Künstler*innengespräch am 22. Aug<br />
im Anschluss an die Vorstellung.<br />
In deutscher Sprache mit englischen<br />
Übertiteln.<br />
Regie: Christoph Marthaler<br />
Musikalische Leitung: Uli Fussenegger<br />
Texte und Konzeption: Stefanie Carp<br />
Bühne: Duri Bischoff<br />
Kostüm: Sarah Schittek<br />
Licht: Phoenix / Andreas Hofer<br />
Regie-Mitarbeit: Gerhard Alt<br />
Mit: Tora Augestad, Carina Braunschmidt,<br />
Bendix Dethleffsen, Walter Hess,<br />
Ueli Jäggi, Katja Kolm, Stefan Merki,<br />
Elisa Plüss<br />
Eine Produktion der Ruhr triennale.<br />
In Kooperation mit der Ruhr-Universität<br />
Bochum.<br />
Informationen und Tickets:<br />
ruhr3.com/marthaler<br />
KREATION / MUSIK / THEATER<br />
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