ADAC Urlaub Mai-Ausgabe 2019 Überregional
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Inspiration Indien<br />
Neuzeit zu tun: Wir reden von einer<br />
Art Grand Budapest Hotel auf Schienen,<br />
von elegantem Design in jedem<br />
Detail, von Drehtüren aus Mahagoni<br />
und Betten belegt mit Brokat und Leinen,<br />
von kulinarischen Kostbarkeiten,<br />
kredenzt von diskreten Kellnern wie<br />
Amar, die auf englischen Eliteschulen<br />
ausgebildet worden sein müssen. So<br />
formvollendet distinguiert und dabei<br />
doch freundlich wirken sie, fallen<br />
dabei nie aus ihrer Rolle oder gar in<br />
eine in diesem Kontext völlig unangebrachte<br />
Hektik. Alles im Deccan<br />
Odyssey scheint in gedeckt pastelliger<br />
Zeitlupe zu geschehen, und während<br />
der Zug durch die blühenden,<br />
geheimnisvollen und manchmal auch<br />
nur kargen indischen Landschaften<br />
rattert, schauen seine Gäste aus riesigen<br />
Panoramafenstern hinaus in<br />
die Welt wie die Wiedergänger einer<br />
vergangenen Epoche auf das Werk<br />
nachfolgender Generationen.<br />
Mit der Kutsche zum Taj Mahal<br />
Der Deccan Odyssey ist wie ein Palast<br />
auf Gleisen, dem man mit schlichten<br />
Fakten nicht annähernd gerecht wird.<br />
Trotzdem muss der Versuch erlaubt<br />
sein: In der Regel besteht der Zug<br />
aus 21 komfortablen Wagen, die in<br />
Form und Ausstattung an die fürstlichen<br />
Trips eines Maharadschas<br />
erinnern sollen. Elf der 21 Waggons<br />
sind den Gästen als Kabinen vorbehalten.<br />
Sie sehen aus, als ob sie vor<br />
100 Jahren der letzte Schrei gewesen<br />
wären, gediegen elegant also, bieten<br />
aber andererseits von Tresor, Klimaanlage<br />
bis zum Internet alles, was der<br />
moderne Mensch zum Überleben<br />
in der Fremde zu benötigen glaubt.<br />
Neben den privaten Abteilen verfügt<br />
der Luxuszug natürlich auch über<br />
prunkvolle Gesellschaftsräume, in<br />
denen die international zusammengewürfelte<br />
Reisegruppe von Tag zu<br />
Tag mehr zusammenwächst: Eine<br />
Bar, Restaurants, sogar ein Wellnessbereich<br />
können hier besucht werden.<br />
Nur ein Dilemma bringt der Aufenthalt<br />
im Deccan Odyssey zwangsläufig<br />
mit sich: Es gibt eigentlich<br />
keinen Grund, diesen großartigen<br />
Ort mit seinen in bunten Fantasie-<br />
Absacker<br />
Nach einem<br />
erlebnisreichen<br />
Tag erwartet<br />
die Reisenden<br />
ein Drink in der<br />
Zug-Bar<br />
Alles Geschichte<br />
Der Kailasa-<br />
Tempel von<br />
Ellora aus dem<br />
8. Jahrhundert ist<br />
dem Hindu-Gott<br />
Shiva geweiht<br />
uniformen gesteckten Kellnern, den<br />
angenehm temperierten Gesprächen<br />
an der Bar oder auch die gemütliche<br />
Eleganz der eigenen Kabine für einen<br />
Ausflug zu verlassen. Was andererseits<br />
aber unverzeihlich wäre. Wie<br />
wollte man zu Hause erklären, dass<br />
man auf seinen diversen Sightseeing-<br />
Stopps auf der Strecke nach Mumbai<br />
lieber ein Bad oder ein mehrgängiges<br />
Menü im Zug genossen hat, anstatt<br />
sich etwa im Nationalpark Ranthambore<br />
auf die Suche nach dem Bengalischen<br />
Tiger zu begeben. Nur selten<br />
lassen sich die majestätischen Raubkatzen<br />
noch so freimütig beobachten<br />
wie in dem fast 300 Quadratkilometer<br />
großen Nationalpark in Rajasthan,<br />
in dem außerdem noch Leoparden,<br />
Hyänen, Gazellen, Schakale und<br />
kleine Mungos unterwegs sind. Oder<br />
wer wollte es wagen, den Taj Mahal<br />
in Agra nicht zu besuchen, eines der<br />
sogenannten sieben Weltwunder.<br />
Daran kommt man schließlich nicht<br />
jeden Tag vorbei: Es handelt sich<br />
(bekanntlich?) um das Grabmal, dass<br />
der Großmogul Shah Jahan seiner<br />
Frau widmete, nachdem jene bei<br />
der Geburt des vierzehnten Kindes<br />
gestorben war. Jedenfalls gilt die<br />
um 1648 fertiggestellte „Krone des<br />
Palastes“ als das schönste Bauwerk<br />
muslimischer Architektur in Indien.<br />
Konventionelle Autos oder gar Busse<br />
28 <strong>ADAC</strong> URLAUB 3/<strong>2019</strong>