lueckenschluss_ii_2019
Die zweite ausgabe des Lückenschluss-Newsletters im Jahr 2019 ist da. Diesmal geht es um die abgeschlossenen Bauarbeiten im Alex-Tunnel.
Die zweite ausgabe des Lückenschluss-Newsletters im Jahr 2019 ist da. Diesmal geht es um die abgeschlossenen Bauarbeiten im Alex-Tunnel.
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LÜCKENSCHLUSS<br />
<strong>2019</strong> / II<br />
Liebe Nachbarn, liebe Berlinerinnen und Berliner,<br />
liebe Interessierte an dem Projekt „Lückenschluss U5“,<br />
in der Nacht vom 6. auf 7. März <strong>2019</strong> war es so weit: Die Tunnelcrew der beauftragten Firma Implenia erreichte<br />
die finale Schlitzwand zwischen der Hauptbaugrube West und dem späteren Bahnsteigbereich<br />
am U-Bahnhof Museumsinsel. Ein Meilenstein auf dem Weg zur Inbetriebnahme Ende 2020! Denn damit<br />
ist der bergmännische Vortrieb in unserem Projekt abgeschlossen. Wir sind sehr stolz auf alle, die hier<br />
seit Februar 2018 24 Stunden an sieben Tagen pro Woche gearbeitet haben. Ihnen allen – vom Mineur bis<br />
zum Bauleiter – gilt unser besonderer Dank! Auch die Bauüberwachung und die Bauoberleitung haben<br />
Tag und Nacht hervorragende Arbeit geleistet. Wir sind vor allem sehr erleichtert, dass die Baustelle auch<br />
dieses Mal von Unfällen verschont blieb.<br />
Auch von einem anderen Tunnelstück können wir sehr gute Nachrichten vermelden: Die Sanierung und<br />
der Umbau des 90-jährigen Tunnelstücks zwischen den U-Bahnhöfen Rotes Rathaus und Alexanderplatz<br />
ist nach knapp zwei Jahren Bauzeit untertage abgeschlossen. Auch hier allen Beteiligten unser Lob und<br />
Dank für die großartige Arbeit! Mehr Details dazu auf den nächsten Seiten. Viel Spaß beim Lesen!<br />
Die Geschäftsführung der PRG U5:<br />
Ute Bonde und Jörg Seegers.<br />
O. Lang, 2016.<br />
Ihre Ute Bonde<br />
Geschäftsführerin Finanzen | PRG U5<br />
Ihr Jörg Seegers<br />
Geschäftsführer Technik | PRG U5<br />
Die Sanierungs- und Umbauarbeiten der PRG U5 im Alex-Tunnel sind nach 23 Monaten abgeschlossen. Ab Ende 2020 wird hier nicht die Stopfmaschine,<br />
sondern die neue U5 nach oben in den neuen U-Bahnhof Rotes Rathaus oder nach unten in die neue Aufstell- und Kehranlage fahren.<br />
A. Reetz-Graudenz, <strong>2019</strong>.<br />
“Brückenbauer zwischen Technikern und Kaufleuten.“<br />
Carsten Liebich ist seit 2014 der Vertragsmanager der Projektgesellschaft U5. Vorher war er<br />
für die BVG Projektleiter beim Bau der U55. Ein Interview.<br />
Herr Liebich, Sie sind gelernter Diplomingenieur;<br />
als Vertragsmanager agieren Sie aber eher hinter<br />
den Kulissen. Sehnen Sie sich manchmal nach zementgeschwängerter<br />
Baustellenluft und Matsch an<br />
den Sicherheitsschuhen?<br />
Ich sehe mich und meine Funktion als Brückenbauer<br />
zwischen Technikern und Kaufleuten und<br />
als Sprachrohr gegenüber unseren Auftraggebern<br />
– der öffentlichen Hand – und natürlich auch<br />
unseren Auftragnehmern. Deshalb bin ich auch<br />
regelmäßig auf der Baustelle, Helm und Sicherheitsschuhe<br />
passen mir noch! Aber Scherz beiseite.<br />
Ganz nüchtern betrachtet, kümmere ich<br />
mich darum, dass die Verträge des gesamten Projekts<br />
mit allen Beteiligten korrekt sind, dass sie<br />
eingehalten werden und nachvollziehbar sind.<br />
Gerade im Bauwesen, das mit Blick auf Ausschreibungen,<br />
Leistungsverzeichnisse und Vergaben<br />
streng reguliert ist, in einem Projekt, in dem es<br />
um Millionen geht, ist diese Aufgabe sehr verantwortungsvoll.<br />
Denn nur wer versteht, was die<br />
Baufirmen leisten und geleistet haben, versteht<br />
Carsten Liebich, Vertragsmanager PRG U5<br />
A. Reetz-Graudenz, <strong>2019</strong>.
Ein Interview mit Carsten Liebich, Vertragsmanager der Projektgesellschaft U5. Fortsetzung von Seite 1.<br />
<strong>2019</strong> / II<br />
beispielsweise auch, welche Leistungen von uns<br />
bzw. von der öffentlichen Hand bezahlt werden<br />
müssen – und welche nicht. Deshalb bin ich sehr<br />
froh, dass ich ein Bauingenieur mit jahrelanger<br />
Erfahrung bin. So agieren wir als „kleine GmbH“<br />
auf Augenhöhe mit „globalen Playern“ wie z.B.<br />
Implenia.<br />
Jahrelange Erfahrung haben Sie insbesondere mit<br />
der U5 gesammelt. Wie kam es dazu?<br />
Ich begann als junger Bauingenieur bei der BVG<br />
in der Bauabteilung. Mein erstes Projekt war die<br />
Sanierung der U5-Bahnhöfe Samariterstraße bis<br />
Tierpark. Die Verlängerung der U5 vom Alexanderplatz<br />
bis zum Hauptbahnhof lag damals noch<br />
in direkter Verantwortlichkeit der Bauabteilung<br />
des Berliner Senats – eine Abteilung, die in der<br />
Zeit, als Berlin um jeden Preis sparen sollte, abgewickelt<br />
wurde. Wegen dieses Sparzwangs wurde<br />
zunächst auch der 1995 begonnene Bau der U5<br />
vom Hauptbahnhof bis zum Alexanderplatz 2002<br />
ausgesetzt.<br />
„Ich wollte auf jeden Fall<br />
die U5 weitermachen.“<br />
das alles in BVG-Verantwortung. Dazu der politische<br />
Druck, dass alles zur Fußball-WM fertig sein<br />
sollte. Und Anlieger wie das Hotel Adlon, die natürlich<br />
etwas Anderes wollten als eine Baugrube<br />
direkt am Pariser Platz.<br />
„Wir verfolgen alle ein Ziel:<br />
Ende 2020 die U5 durchfahren zu sehen.“<br />
Profitieren Sie von den damaligen Erfahrungen bei<br />
Ihrer heutigen Arbeit?<br />
Natürlich, jeden Tag. Ich kenne die Akteure auf allen<br />
Seiten. Und ich weiß, dass wir alle ein Ziel verfolgen:<br />
Ende 2020 die U5 durchfahren zu sehen.<br />
Da muss man manchmal harte Kante zeigen – ich<br />
habe beim U55-Bau einmal eine Baufirma von ihren<br />
Aufgaben entbinden müssen –, aber oft findet<br />
man gemeinsam eine pragmatische Lösung.<br />
Diese Erfahrung teile ich im Übrigen mit vielen<br />
Kollegen hier bei der PRG U5 – viele von uns arbeiten<br />
ja mittlerweile schon seit fast 10 Jahren<br />
zusammen. Wir kennen und vertrauen uns. Das<br />
ist bei Projekten dieser Größenordnung, in einer<br />
Stadt wie Berlin sehr wichtig.<br />
Sie haben Ihr halbes Berufsleben mit der U5 verbracht.<br />
Wo sehen Sie sich in zwei Jahren, wenn die<br />
U5 tatsächlich von Hönow bis zum Hauptbahnhof<br />
durchfährt?<br />
Am liebsten würde ich nach dem auch kaufmännisch<br />
sorgfältigen Abschluss des U5-Projekts direkt<br />
eine weitere U-Bahnlinie bauen. Egal ob 3,6,7<br />
oder 8. Ich habe ja miterlebt, was die Abwicklung<br />
der Senatsbauabteilung für Auswirkungen auf der<br />
Arbeitgeberseite hatte. Nun hat Berlin mit der PRG<br />
U5 wieder ein Team, das weiß, wie U-Bahn-Bauen<br />
in Berlin geht: Vom Dialog mit den Behörden, mit<br />
den Anliegern bis zu den Baufirmen. Wenn dies<br />
nun wieder verloren ginge, nur damit in ein paar<br />
Jahren alles wieder von null aufgebaut wird – das<br />
wäre schade und sicherlich nicht nachhaltig. Das<br />
kann ich als Vertragsmanager mit Blick für das<br />
Kosten-Nutzen-Verhältnis sagen.<br />
Lieber Herr Liebich, vielen Dank für dieses Gespräch!<br />
Im Jahr 2003 entschied der Berliner Senat dann,<br />
den Bau doch fortzusetzen. Erst einmal die U55<br />
bis zum Brandenburger Tor; dann den „Lückenschluss<br />
U5“ bis zum Alexanderplatz. Allerdings<br />
ab 2004 unter der direkten Ägide der BVG. Damit<br />
betrat die BVG Neuland, ein so großes Projekt<br />
„untertage“ hatte sie noch nie umgesetzt. Und ich<br />
war der richtige Mann am richtigen Ort, so dass ich<br />
2004 Projektleiter für den Weiterbau der U55 und<br />
danach für den „Lückenschluss U5“ wurde – in der<br />
BVG. Als 2014 die PRG U5 als selbstständige Tochterfirma<br />
der BVG ausgegründet wurde, wollte ich<br />
auf jeden Fall die U5 weitermachen. Seitdem bin<br />
ich Vertragsmanager der Projektgesellschaft U5.<br />
Was waren die größten Herausforderungen in 15<br />
Jahren U5-Bau?<br />
Oh, da gab es viele. Die Übernahme des U55-Baus<br />
durch die BVG beispielsweise. Die Rohbauten von<br />
Hauptbahnhof und Bundestag waren ja schon fertig,<br />
aber der U-Bahnhof Brandenburger Tor musste<br />
noch komplett gebaut werden – und plötzlich lag<br />
Die U55 fährt bereits seit 2009 zwischen Hauptbahnhof und Brandenburger Tor.<br />
Verantwortlicher Projektleiter der BVG: Carsten Liebich<br />
A. Reetz-Graudenz, 2017.<br />
Aus alt mach neu: Der Alex-Tunnel<br />
platz und Friedrichsfelde – die heutige U5 – nach<br />
Westen weiter zu führen. Über einen zweistöckigen<br />
U-Bahnhof Rotes Rathaus. Aus diesem Grund<br />
stellten sie hinter dem U-Bahnhof Alexanderplatz<br />
einen ca. 330 Meter langen Tunnel her, der sich auf<br />
fast sieben Meter Höhe ausweitet. Doch als 1929<br />
die Weltwirtschaftskrise die öffentlichen Finanzen<br />
Von einer fast 100 Jahre alten Aufstell- und<br />
Kehranlage zu einem neuen U-Bahntunnel in<br />
23 Monaten.<br />
Unsere Vorfahren bauten die U-Bahn vorausschauend:<br />
Schon in den 1920er Jahren planten sie, die<br />
1930 eröffnete U-Bahnlinie zwischen Alexanderder<br />
Weimarer Republik zerrüttete, wurde der Weiterbau<br />
der U-Bahn gestoppt. Der Alex-Tunnel endete<br />
mit einer bis zu drei Meter dicken Wand. Die<br />
Pläne für eine nach Westen weiter fahrende U5<br />
verwirklichen sich voraussichtlich Ende 2020 – fast<br />
100 Jahre später mit dem Lückenschluss bis zum<br />
Hauptbahnhof.<br />
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Aus Alt mach Neu: Der Alex-Tunnel. Fortsetzung von Seite 2.<br />
<strong>2019</strong> / II<br />
Aufstellen und Kehren<br />
In der Zwischenzeit blieb der so genannte „Alex-<br />
Tunnel“ hinter dem U-Bahnhof Alexanderplatz<br />
aber nicht ungenutzt. Bis Mai 2016 diente er als<br />
Aufstell- und Kehranlage, also eine Park- und<br />
Umkehrmöglichkeit für U-Bahnzüge. Auf vier<br />
Gleisen konnten U-Bahnen hier aufgestellt oder<br />
gekehrt werden, indem die Fahrer von einem<br />
Ende des Zuges zum anderen gingen. Um diese<br />
Nutzung zu ermöglichen, wurde der Tunnel teilweise<br />
verfüllt, aufgeschüttet, und die Gleise<br />
verlegt. Selbst nach Beginn der Grundinstandsetzung<br />
wurden bis 2018 stets Teile des Tunnels<br />
durch Staubschutzwände so abgetrennt, dass<br />
die Bahnen weiter kehren konnten.<br />
AnschlieSSen und Andienen<br />
Bis Mai 2016 wurde der unterhalb der Rathausstraße liegende Alex-Tunnel als Aufstell- und Kehranlage genutzt.<br />
Nun ist die neue Anlage unter dem U-Bahnhof Rotes Rathaus fertiggestellt.<br />
A. Reetz-Graudenz, 2016 & <strong>2019</strong>.<br />
Zum Anschluss des Alex-Tunnels an den neuen<br />
U-Bahnhof Rotes Rathaus musste die Tunnelendwand<br />
entfernt werden. Dies geschah im Schutz<br />
einer Solevereisung. Zunächst mussten 14 Meter<br />
lange horizontale Rohre unter den Tunnel und 18<br />
Meter lange vertikale Rohre seitlich des Tunnels<br />
gebohrt werden, durch die eiskalte Sole gepumpt<br />
wurde. Der so entstandene Frostkörper stützte<br />
temporär die Schnittstelle zwischen neuem und<br />
altem Bauwerk. Die Wand zwischen Alextunnel<br />
und neuem U-Bahnhof konnte damit entfernt<br />
werden.<br />
Wichtig für jegliches Arbeiten im Untergrund ist<br />
die Logistik, das heißt, der An- und Abtransport<br />
von Material und Geräten in bzw. aus dem Tunnel.<br />
Dafür wurde eine sogenannte „Andienöffnung“<br />
geschaffen. Im Falle des Alex-Tunnels misst diese<br />
10,60 x 4,60 Meter. Als Laie könnte man denken,<br />
man könne einfach von oben einen entsprechenden<br />
Schacht ausheben. Doch weit gefehlt! Die<br />
fehlende Erdauflast im Bereich der Tunneldecke<br />
Verstärken und Leichtern<br />
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würde dazu führen, dass das gesamte Bauwerk<br />
aufschwimmt, da es sich im Grundwasser befindet.<br />
Das wiederum würde bedeuten, dass der Tunnel<br />
sich bewegt und das Bauwerk beschädigt würde,<br />
Wasser würde eindringen. Um dem entgegenzuwirken<br />
wurde die Tunnelsohle mit einem Betonkörper<br />
beschwert und Umsteifungen der Öffnung<br />
mit hydraulischen Pressen vorgenommen. Über<br />
die Druckmessgeräte der Pressen wurden die vorberechneten<br />
Kräfte der Umsteifungen kontrolliert.<br />
So wurde die Statik des Tunnels im Gleichgewicht<br />
gehalten.<br />
Ingenieurskunst: Der Anschluss des Tunnels im Schutz einer Solevereisung und die Herstellung der Andienöffnung. A. Reetz-Graudenz, 2016.<br />
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Hier: Notwendige Verringerung der Tunnelauflast<br />
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Anmerkung:<br />
Über den Stützenköpfen erkennt man die Unterzüge mit den<br />
eingebauten Unterzugsverstärkungen.<br />
A. Reetz-Graudenz, 2018.<br />
An der Oberfläche muss die Auflast auf dem Tunnel verringert werden. Skizze: PRG U5, <strong>2019</strong>.<br />
3
Aus Alt mach Neu: Der Alex-Tunnel. Fortsetzung von Seite 3.<br />
<strong>2019</strong> / II<br />
Bei den Schachtarbeiten zur Herstellung der Andienöffnung<br />
wurde aber festgestellt, dass man in<br />
den vergangenen Jahrzehnten weniger umsichtig<br />
mit dem Tunnel umgegangen war: Über der<br />
Tunneldecke befanden sich mehrere Lagen aus<br />
Beton und Asphalt, die in den Plänen nicht verzeichnet<br />
waren. Die bis zu 1 Meter dicke Schicht<br />
führt zu einer starken Mehrbelastung des 90<br />
Jahre alten Tunnelbauwerks. Dieser zusätzlichen<br />
Last war der Tunnel zwar bislang noch gewachsen;<br />
der Prüfingenieur machte aber sofort klar,<br />
dass umfangreiche Arbeiten durchzuführen sind,<br />
damit ab Ende 2020 die U5 zum U-Bahnhof Rotes<br />
Rathaus und weiter bis zum Hauptbahnhof durchfahren<br />
kann: Zum einen müssten Bauteile verstärkt,<br />
zum anderen das gesamte Bauwerk entlastet<br />
werden.<br />
Als Sofortmaßnahme wurde der Tunnel an der<br />
Oberfläche für den Straßenverkehr gesperrt. Die<br />
Baustelleneinrichtung wurde entsprechend umgebaut.<br />
Auch das Logistikkonzept zur Abfuhr<br />
des alten Schotters, der Auffüllung, der Altgleise<br />
und der Weichen musste an die neue Situation<br />
angepasst werden. Gleichzeitig erfolgten die<br />
Planung und anschließend die Umsetzung von<br />
Stahlbaumaßnahmen zur Verstärkung der Unterzüge.<br />
Doch diese Verstärkung untertage reicht noch<br />
nicht aus: Zusätzlich muss an der Oberfläche<br />
entlang des gesamten ca. 330 Meter langen<br />
Alex-Tunnels das zu schwere Material entfernt<br />
und durch leichteres ersetzt werden. Diese Arbeiten<br />
werden noch <strong>2019</strong> beginnen.<br />
Ausbaggern und Ertüchtigen<br />
An den Wänden und an der Sohle wurden poröse Schichten entfernt, neu bewehrt und betoniert. A. Reetz-Graudenz, 2017.<br />
Die Sanierung des Tunnels begann unterdessen<br />
mit der Beräumung des Bauwerks: Die Gleise<br />
wurden auf voller Tunnellänge ausgebaut. 2.300<br />
Tonnen Schotter und 2.500 Tonnen Sand wurden<br />
abgetragen und über die Andienöffnung herausgefördert.<br />
An den Wänden und in der Sohle<br />
mussten in einem ersten Schritt der Sanierung<br />
3.000 Tonnen Beton abgefräst und entfernt werden.<br />
Er war nach fast 100 Jahren locker und porös<br />
geworden. Die Stahlträger in den Wänden waren<br />
korrodiert. Um den Tunnel nun für die kommenden<br />
Jahrzehnte zu ertüchtigen, wurden 90 Tonnen<br />
neue Bewehrung verbaut und an den Wänden<br />
800 Quadratmeter Spritzbeton aufgetragen.<br />
Die Sohle wurde mit 56.000 Bewehrungsstäben<br />
„vernadelt“, das heißt, dass Tausende Stahlstifte<br />
nun die Verbindung zwischen alter Sohle und<br />
neuem Beton gewährleisten. Fast 1.000 Kubikmeter<br />
Beton wurden dafür verbaut. Das Ganze<br />
erfolgte abschnittsweise im Pilgerschritt, um die<br />
Sohle statisch nicht zu destabilisieren.<br />
Umbauen und Gleise verlegen<br />
Vor diesen Dimensionen wirkt die markanteste<br />
Neuerung im Tunnel, die 130 Meter lange und<br />
7,30 Meter breite Rampe hinauf zum neuen<br />
U-Bahnhof Rotes Rathaus, fast vernachlässigbar,<br />
obwohl auch hier nochmals 150 Tonnen Stahlbewehrung<br />
und über 600 Kubikmeter Beton verarbeitet<br />
wurden. Als abschließender Schritt wurden<br />
die Gleise verlegt: Schotter, Schwellen und<br />
Schienen ergeben eine insgesamt 2.000 Meter<br />
lange Gleisanlage, verteilt auf vier Gleise. Hinzu<br />
kommen 14 Weichen: Ab Ende 2020 können die<br />
U-Bahnen vom Alexanderplatz kommend über<br />
die beiden innen liegenden Gleise hinauf zum<br />
U-Bahnhof Rotes Rathaus und weiter nach Westen<br />
fahren. Die unter der Bahnsteigsebene liegende<br />
neue viergleisige Aufstell- und Kehranlage<br />
steht dann ebenfalls zur Verfügung. Es wurde übrigens<br />
baulich berücksichtigt, dass von dort später<br />
eine weitere U-Bahnlinie in Richtung Westen<br />
gebaut werden könnte. Vielleicht heißt es dann<br />
auch von uns: Sie bauten vorausschauend.<br />
Der neue Gleistisch führt nach oben in den neuen U-Bahnhof Rotes Rathaus. Seitlich geht es hinab in die neue Aufstell- und Kehranlage. A. Reetz-Graudenz, 2018.<br />
4
Wer hat den Alex-Tunnel instand gesetzt und umgebaut?<br />
<strong>2019</strong> / II<br />
Das erfolgreiche Team: Die Bauleute von der ARGE PORR/EIFFAGE, die in den letzten 23 Monaten die Sanierung, den Umbau und den Gleisbau des Alex-Tunnels durchgeführt<br />
haben, die zuständigen Bauüberwacher und Bauoberleiter der ig n u5 sowie die verantwortlichen Projektleiter der Projektgesellschaft U5 und der BVG.<br />
A. Reetz-Graudenz, <strong>2019</strong>.<br />
Seit Anfang Mai 2016 war kontinuierlich ein Team<br />
von rund 40 Bauleuten, Planern und Ingenieuren<br />
mit der Grundinstandsetzung des 90-jährigen<br />
Alex-Tunnels zwischen den U-Bahnhöfen Alexanderplatz<br />
und Rotes Rathaus beschäftigt.<br />
Viele von ihnen sind auf dem obigen Foto nicht<br />
zu sehen, denn ihr Beitrag zu der Grundsanierung<br />
ist schon abgeschlossen: Seien es die Vereisungsfachleute,<br />
die 2016 für den Anschluss des<br />
neuen U-Bahnhofs an den Bestandstunnel zu Rate<br />
gezogen wurden, oder die Bewehrungsflechter,<br />
die rund 240 Tonnen Bewehrungsstahl für die<br />
Sohle und die neue Rampe eingesetzt haben.<br />
Ihnen gebührt die gleiche Anerkennung wie den<br />
Arbeitern, die die Gleisanlage, 2.300 Tonnen<br />
Schotter und 2.500 Tonnen Sand abgetragen und<br />
beseitigt haben, oder den Bauleuten, die für den<br />
Neubau der Rampe über 1.500 Kubikmeter Beton<br />
verarbeitet haben.<br />
Sie und viele mehr haben zur erfolgreichen<br />
Grundinstandsetzung des Alex-Tunnels beigetragen.<br />
Sie haben dafür gesorgt, dass ein 90 Jahre<br />
alter Tunnel einige Jahrzehnte weiter genutzt<br />
werden kann. Nicht nur als Aufstell- und Kehranlage,<br />
sondern als Verbindung zwischen der alten<br />
und der neuen U5.<br />
Ausgesteuert und geleitet wurde das Projekt von<br />
einem gut aufgestellten Team um Maik Kopsch,<br />
den Projektleiter Grundinstandsetzung der Projektgesellschaft<br />
U5, und seinem Counterpart bei<br />
der BVG, Jürgen Windolff. Sie ließen sich auch<br />
nicht aus der Ruhe bringen, als sich zeigte, dass<br />
auf dem Tunnel eine ein Meter stärkere Auflast<br />
liegt als in den Plänen verzeichnet.<br />
Nach Abschluss der Arbeiten Anfang April <strong>2019</strong><br />
haben wir den Tunnel an die BVG zurückgegeben.<br />
Deren Fachabteilungen werden noch die für den<br />
Betrieb notwendige Technik einbringen. Dann ist<br />
der Tunnel untertage „fit“ für die Durchfahrt der<br />
U5 ab Ende 2020.<br />
Architektur-<br />
Büros<br />
Senat – bestellt<br />
PRG U5<br />
leitet<br />
Planungs-<br />
Büros<br />
An der Oberfläche hingegen muss dafür noch die<br />
Auflast auf dem Tunnel reduziert werden. Das bedeutet,<br />
dass Beton und Asphalt auf dem Tunnel<br />
entnommen und durch leichteres Material ersetzt<br />
werden. Auch mit der Leitung dieses Projekts<br />
wurde die Projektgesellschaft U5 betraut.<br />
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Ausbau<br />
MUI<br />
GWA<br />
Leitungsbau<br />
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überwacht<br />
General<br />
Unternehmen<br />
Sonstige<br />
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Gleisbau<br />
Grafik: PRG U5, 2016.<br />
5
DER AKTUELLE BAUSTAND - MÄRZ <strong>2019</strong><br />
<strong>2019</strong> / II<br />
Achtung! Eis! Am U-Bahnhof Museumsinsel hat die Sohlenbetonage in den Seitenstollen begonnen.<br />
Achtung! Schwer! Am U-Bahnhof Unter den Linden werden die nächsten Fahrtreppen eingehängt.<br />
Achtung! Heiß! An der Gleiswechselanlage werden die Schienen verschweißt.<br />
Achtung! Fertig! Die Stopfmaschine sortiert abschließend den Schotter<br />
im U-Bahnhof Rotes Rathaus.<br />
Das kleine U5-Rätsel<br />
In der letzten Ausgabe haben wir Sie gefragt, was<br />
auf diesem Bild dargestellt wird.<br />
Richtig war: B) Bogenschmieranlage zur Einfettung<br />
des Gleises hinter dem Brandenburger Tor.<br />
Fotos: A. Reetz-Graudenz, <strong>2019</strong>.<br />
Was ist das? – ist dieses Mal einfach: Das Foto zeigt den U-Bahnhof Museumsinsel von der Hauptbaugrube<br />
Ost aus, nachdem der Vortrieb der Seitenstollen erfolgreich abgeschlossen und bevor mit der<br />
Betonage der Sohle begonnen worden war.<br />
Schätzen Sie mal: Wie viele Kubikmeter freien Raum umfassen die drei Röhren nun?<br />
A. Reetz-Graudenz, 2018.<br />
A. Reetz-Graudenz, <strong>2019</strong>.<br />
Diese beugen einer einseitigen Abnutzung der<br />
Räder vor.<br />
Herzliche Glückwünsche an alle, die die richtige<br />
Antwort wussten und eine von unseren Bauzaun-<br />
Taschen gewonnen haben!<br />
Senden Sie uns Ihre Antwort unter dem Stichwort<br />
„Kleines Rätsel“ bis zum 15.05.<strong>2019</strong> per E-Mail:<br />
info@projekt-u5.de oder postalisch unter Angabe<br />
Ihres Namens und Adresse an die:<br />
Projektgesellschaft U5, Kommunikation,<br />
Friedrichstraße 95, 10117 Berlin<br />
Die fünf genauesten Schätzungen erhalten eine<br />
unserer einmaligen Bauzauntaschen als Gewinn.<br />
Bei Teilnahme erklären Sie sich damit einverstanden, dass im<br />
Fall eines Gewinns Ihr Name in der folgenden Ausgabe des<br />
„Lückenschluss“ veröffentlicht wird. Ihre Daten werden darüber<br />
hinaus nicht gespeichert oder weiterverarbeitet.<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber:<br />
Projektrealisierungs GmbH U5<br />
Kommunikation<br />
Friedrichstraße 95<br />
10117 Berlin<br />
info@projekt-u5.de<br />
www.projekt-u5.de<br />
Text und Konzeption:<br />
Dr. Stephanie Niehoff<br />
Grafische Bearbeitung / Satz:<br />
Sandwichpicker GmbH<br />
Fotos:<br />
Antonio Reetz-Graudenz,<br />
Oliver Lang<br />
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