möbel kultur 04/19
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E-COMMERCE/MÖBEL KEMPF<br />
Multichannel <br />
durch die Kundenbrille gesehen<br />
Die Unternehmensgruppe Kempf geht die Digitalisierung<br />
im Handel entschlossen an. Warum das Begros-Mitglied<br />
auf das Trial & Error-Prinzip setzt, mit welchen Features<br />
im Web gepunktet werden soll und was für die Zukunft<br />
geplant ist, hat Autorin Daniela Zimmer für die „<strong>möbel</strong><br />
<strong>kultur</strong>“ in Erfahrung gebracht.<br />
Seine Omnichannel-Stärke<br />
spielt Möbel Kempf<br />
mit Kombi-Warenkörben<br />
aus.<br />
Seit <strong>19</strong>59 kommt jeder, der in<br />
und um Aschaffenburg und<br />
Bad König mit neuen Möbeln<br />
liebäugelt, an Möbel Kempf nicht<br />
vorbei. In zwei Häusern mit<br />
zusammen rund 50.000 qm Ausstellungsfläche<br />
bietet das Familienunternehmen<br />
seinen Kunden eine<br />
große Auswahl an Möbeln, Wohn-<br />
accessoires, Haushaltwaren, Textilwaren,<br />
Teppichen und Leuchten.<br />
Darüber hinaus betreiben die<br />
Geschäftsführer Mariella und<br />
Roland Hermann unter dem Markennamen<br />
„Mobile – Der Wohnspaß“<br />
zwei Möbel-Mitnahmemärkte<br />
in Sulzbach bei<br />
Aschaffenburg und Egelsbach.<br />
Außerordentliche Sortimentsvielfalt,<br />
Kundenorientierung und<br />
Servicequalität bescherten den<br />
beiden Möbel-Kempf-Filialen in<br />
den vergangenen Jahren immer<br />
wieder die begehrte Auszeichnung<br />
„Möbelhaus des Jahres“. Trotzdem<br />
geht auch an dem Traditionshändler<br />
der Wandel der Zeit nicht<br />
spurlos vorbei. Das Marktvolumen<br />
im Gesamt<strong>möbel</strong>markt stagniert<br />
seit Jahren. Gleichzeitig fließen<br />
inzwischen rund 8,5 Prozent des<br />
Umsatzes in den Onlinehandel.<br />
Angesichts dieser Entwicklung<br />
liegt auf der Hand: Wer seinen<br />
insgesamt 600 Mitarbeitern auch<br />
in Zukunft eine Perspektive<br />
bieten will, muss sich diesem<br />
Trend stellen und das eigene<br />
Geschäftsmodell digitalisieren.<br />
Um als mittelständisches<br />
Familienunternehmen gegen<br />
die wachsende Konkurrenz<br />
im Onlinehandel zu<br />
bestehen, beschloss Möbel<br />
Kempf, die eigene E-Business-Strategie<br />
weiterzuentwickeln,<br />
eine konsequent<br />
auf Multichannel<br />
ausgelegte Onlineplattform<br />
aufzubauen und<br />
dabei kompromisslos<br />
die Kundenbedürfnisse<br />
on- und offline<br />
zu berücksichtigen.<br />
Dabei stand der<br />
Händler vor vielen<br />
Herausforderungen:<br />
Unterschiedliche<br />
Brands und<br />
Fokusgruppen mussten unter ein<br />
Dach gebracht werden. Das regional<br />
verankerte Filialnetz sollte<br />
sinnvoll in einen überregionalen<br />
Online-Auftritt eingebunden, stationär<br />
etablierte Prozessstrukturen<br />
digitalisiert und die traditionelle<br />
Denke der Organisation aufgebrochen<br />
werden.<br />
Die Umsetzung der Digitalisierungsstrategie<br />
erfolgte stufenweise.<br />
Bereits im Sommer 2016<br />
ging das Unternehmen mit einem<br />
Online-Showroom an den Start,<br />
der an traditionelle Prospektwerbung<br />
angelehnt war. Doch schnell<br />
war klar: Um den Kundenbedürfnissen<br />
wirklich gerecht zu werden,<br />
muss das Möbelhaus online das<br />
Vollsortiment aus dem Offlinebereich<br />
präsentieren, den Kunden<br />
in allen Vertriebskanälen gleich gut<br />
bedienen und den Markenauftritt<br />
über alle Kanäle überzeugend spielen.<br />
In der 2. Jahreshälfte soll der<br />
neue Shop live gehen, doch auch<br />
danach ist keine Erholungspause<br />
in Sicht. Die Pläne für die Zukunft<br />
sehen eine stetige Weiterentwicklung<br />
der Online-Plattform vor.<br />
„Wir haben sehr klein angefangen<br />
und dann Investitions- und<br />
Ressourcenbedarf kontinuierlich<br />
gesteigert“, erklärt Johannes<br />
Hermann, der für die E-Commerce-Strategie<br />
des Händlers<br />
verantwortlich ist. „Dabei war<br />
unser oberstes Ziel immer der<br />
Frequenzpush in die Filiale und<br />
die Verhinderung von Kannibalisierungseffekten.“<br />
Als wichtigstes<br />
Ass im Kampf gegen die wachsende<br />
Online-Konkurrenz sieht<br />
Möbel Kempf das Kriterium, das<br />
ihm schon offline zu Erfolg verholfen<br />
hat: maximale Kundenorientierung.<br />
Entsprechend hat<br />
sich der Händler zusammen mit<br />
der Essener Frontend-Agentur<br />
Kommerz die Fragen gestellt: Was<br />
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