GIG Mai 2019
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6<br />
INTERVIEW<br />
Jetzt spricht:<br />
Oliver Korittke<br />
(Schauspieler)<br />
Oliver Korittke<br />
Foto: © ZDF / Thomas Kost<br />
In der beliebten Krimiserie „Wilsberg“ geht er an der Seite von<br />
Leonard Lansink seit über 14 Jahren auf Spurensuche. Wir haben den<br />
prominenten Berliner Schauspieler bei Dreharbeiten im Kreuzviertel<br />
besucht und mit ihm über Ekki Talkötter, Münster, Musik und seine<br />
Leidenschaft für Sneaker gesprochen.<br />
14,27mm<br />
Oliver, Sie leben ja jetzt schon viele Jahre<br />
mit der Filmfigur Ekki Talkötter zusammen.<br />
Was mögen Sie an ihm?<br />
Ich mag an ihm, dass er nicht so geblieben ist,<br />
wie er mal war. Er hat sich ja weiter entwickelt,<br />
ist ein bisschen moderner und auch weltoffener<br />
geworden. Ansonsten gefällt mir auch seine Einstellung<br />
zum Leben, weil die relativ unspektakulär<br />
ist und das etwas ist, was uns auch privat verbinden<br />
würde. Ich mag meinen Beruf sehr gerne,<br />
aber das ganze Drumherum mag ich eher nicht<br />
so. Ich glaube, da ist Ekki ähnlich. Da ist er mir<br />
sehr sympathisch.<br />
Macht es eigentlich mehr Spaß, Rollen zu<br />
spielen, die einem von der eigenen Persönlichkeit<br />
her nicht so nahe sind?<br />
Sagen wir es mal so: Wenn man sich auf eine Rolle<br />
einlässt, lässt man sich drauf ein. Aber ich spiele<br />
natürlich, wenn ich mich Künstler nennen darf,<br />
lieber Sachen, wo ich es ein bisschen schwerer<br />
habe und einen Regisseur oder ein tolles Team<br />
brauche, um die Rolle zu entwickeln und zu spielen.<br />
Ich hab’s aber auch ganz gerne mal einfach.<br />
Ich bin kein methodischer Actor, sondern eher<br />
der Bauchschauspieler. Es muss nicht immer das<br />
größte Drama sein, wo ich abends nach dem Dreh<br />
ins Hotelzimmer komme und mich aufknöpfen<br />
möchte, weil es so anstrengend war oder es mir<br />
so nahe ging.<br />
Sie sollen schon einmal dagegen protestiert<br />
haben, dass Sie in den Wilsberg-Folgen laufend<br />
irgendwelchen Frauen hinterherlaufen<br />
müssen...<br />
Ich habe dagegen protestiert, dass die Mädchen,<br />
in die ich mich in den Folgen verliebe, meistens<br />
zwanzig Jahre jünger waren. Ich fand das irgendwie<br />
unsympathisch von Ekki, auf 20-jährige Mädchen<br />
zu stehen. Außerdem fand ich, dass es für<br />
die Figur doch noch mehr geben müsste als eine<br />
gescheiterte Liebe.<br />
Unter Wilsberg-Fans gibt es ja zwei Lager.<br />
Die einen mögen die etwas abgedrehten komödiantischen<br />
Folgen wie „Oh du tödliche“,<br />
andere dagegen mögen eher die „normalen“,<br />
also eher Krimi-typischen Folgen. Welche<br />
Kategorie ist Ihnen lieber?<br />
Ich mag es, wenn es ein bisschen wilder, trotteliger<br />
oder lustiger ist. Aber ich mag auch die<br />
ruhigen, etwas beklemmenden Folgen. Mir gefällt<br />
beides. Das ist wie beim Essen. Immer dasselbe<br />
schmeckt irgendwann nicht mehr.<br />
Welchen Eindruck hatten Sie eigentlich von<br />
Münster, als Sie hier das erste Mal gedreht<br />
haben?<br />
Ach, na ja, als Großstadt-Berliner fand ich das,<br />
wie ich es mal nennen würde, „nestiös“. Aber<br />
es ist ein schönes Nest. Ich mag die Leute sehr<br />
gerne, habe hier auch mittlerweile Freunde,<br />
gehe irre gerne ins Gasthaus Leve und gehe hier<br />
auch irre gerne mal abends auf die Piste. Wenn<br />
ich mal beim Drehen drei Tage frei habe, fahre<br />
ich nicht unbedingt nach Hause, sondern mach’s<br />
mir hier gemütlich.<br />
Für den Kinofilm „Bang Boom Bang“, in dem<br />
Sie eine Hauptrolle spielten, hat ja die<br />
Münsteraner Band H-Blockx seinerzeit einen<br />
Großteil des Soundtracks geliefert...<br />
Ich habe erst im Nachhinein mitbekommen, dass<br />
die aus Münster sind. Kennen gelernt hab’ ich die,<br />
weil ich ‘ne zeitlang auch mal mit dem Titus diese<br />
Charity-Geschichte gemacht habe, und da war<br />
der Henning auch dabei. Jetzt ist man über Ins-<br />
“Wenn alles passt und die Rolle<br />
mich reizt, dann bin ich dabei.“<br />
..............................<br />
tagram befreundet und freut sich, wenn man<br />
sich mal sieht.<br />
Sie sind ja auch sehr musikaffin. Welche Musik<br />
gehört zum Soundtrack Ihres Lebens?<br />
Mittlerweile höre ich durch meine Tochter viele<br />
Kinderlieder. Die kann ich alle mitsingen.<br />
Ansonsten höre ich immer die passende Musik<br />
zur passenden Stimmung. Das kann Rock, etwas<br />
Klassisches oder auch Rap sein. Und wenn so ein<br />
Blockbuster-Lied, das alle hören, zum Sommer<br />
passt und gute Laune macht, mag ich das auch.<br />
Sie besitzen eine riesengroße Sneaker-<br />
Sammlung. Was war das größte Opfer, das<br />
Sie auf sich genommen haben, um ein ganz<br />
bestimmtes Paar zu bekommen?<br />
Ich habe immer ziemliches Glück gehabt und<br />
wurde ausgestattet oder gesponsert. Ich musste<br />
mich also nicht nachts vor einen Laden setzen.<br />
Es gibt ja seit Jahren einen regelrechten<br />
Sneaker-Hype...<br />
17,0mm<br />
Seitdem jeder, der 100 Paar Sneakers zu Hause<br />
hat, denkt, er sei ein Sneaker-King, halt ich mich<br />
aus dem Geschäft raus. Es geht ja heute immer<br />
nur darum, etwas zu haben. Das find’ ich schade,<br />
da zu einer Sammelleidenschaft immer auch<br />
ein Wissen über die Historie gehört. Ich bin jetzt<br />
ein stiller Genießer und sammle nur noch so ein<br />
bisschen. Wenn etwas ganz doll gehypt wird oder<br />
stark im Kommen ist, bin ich gerade dabei zu<br />
gehen.<br />
Sie haben mal gesagt, wenn Ihnen jemand<br />
einen Koffer mit zwei Millionen Euro hinstellen<br />
würde, bekäme er die Schlüssel zu ihrem<br />
Lager. Das haben Sie doch wohl nicht ernst<br />
gemeint, oder?<br />
Doch, das meine ich ernst. Heute würde ich mir<br />
von den zweieinhalbtausend Paaren, die ich besitze,<br />
die schönsten hundertfünfzig raussuchen<br />
und behalten. Die anderen würde ich abgeben.<br />
Auf Spurensuche: Ekki Talkötter alias Oliver Korittke<br />
im „Wilsberg“ - Foto: © ZDF / Guido Engels<br />
Das Geld würde ich in mein Leben, meine Familie,<br />
meine Tochter, in Urlaube, in Wohlbefinden<br />
investieren.<br />
Apropos Geld. Was muss ein Filmangebot haben,<br />
um Sie so zu begeistern, dass die Gage<br />
erstmal nebensächlich ist?<br />
Da muss alles passen. Die Kollegen müssen stimmen,<br />
das Drehbuch muss toll sein, den Regisseur<br />
muss ich mögen. Vor allem muss ich aber der Meinung<br />
sein, dass ich mich damit nicht zu weit aus<br />
dem Fenster lehne, sondern auch das bedienen<br />
kann, was ich da spiele. Ich vergleiche das mit<br />
einer Maschine. Wenn die zu kompliziert ist, um<br />
sie zu bedienen, lass’ ich lieber den ran, der es<br />
kann. Wenn alles passt und die Rolle mich reizt,<br />
dann bin ich dabei.<br />
Interview: Alexandra <strong>Mai</strong>