SKOS-Jahresbericht 2018
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Studie im<br />
Auftrag der<br />
<strong>SKOS</strong><br />
Grundbedarf –<br />
weniger ist zu<br />
wenig<br />
Bettina Seebeck<br />
Der Auftrag der Sozialhilfe ist es, die Existenz<br />
bedürftiger Personen zu sichern, ihre<br />
wirtschaftliche und persönliche Selbständigkeit<br />
zu fördern und die soziale und berufliche<br />
Integration zu gewährleisten. Die materielle<br />
Grundsicherung als zentraler Teil<br />
dieses Auftrags umfasst den Grundbedarf<br />
für den Lebensunterhalt, die Wohnkosten<br />
und die Kosten für die medizinische Grundversorgung.<br />
Die materielle Grundsicherung<br />
der Sozialhilfe garantiert einen minimalen<br />
Lebensstandard, der eine menschenwürdige<br />
Existenz ermöglicht. Doch die Bemessung des<br />
Sozialhilfe-Grundbedarfs steht immer wieder<br />
im Kreuzfeuer der Kritik.<br />
In einigen Kantonen laufen seit 2017 Bestrebungen,<br />
die heute schweizweit weitgehend<br />
harmonisierten Ansätze für den Grundbedarf<br />
in der Sozialhilfe deutlich zu senken.<br />
Die statistisch ermittelten Ausgaben der einkommensschwächsten<br />
10 % der Schweizer<br />
Haushalte für die Existenzsicherung liegen<br />
pro Monat bei 1 082 Franken für eine Einzelperson.<br />
Der aktuelle <strong>SKOS</strong>-Grundbedarf von<br />
986 Franken liegt somit deutlich unter dem<br />
Referenzwert. Dennoch werden Senkungen<br />
um bis zu 30 % diskutiert. Kombiniert wird<br />
die Kürzung in den meisten Vorschlägen mit<br />
einer Verstärkung der Anreizelemente. Integrationswillige<br />
und motivierte Personen sollen<br />
stufenweise eine Motivationsentschädigung<br />
erhalten, welche zusammen mit dem<br />
Existenzminimum dem heutigen Grundbedarf<br />
entspricht. Andere Vorstösse verlangen,<br />
dass die Höhe der Sozialhilfeleistung an<br />
AHV-Beitragsjahre oder Steuerjahre geknüpft<br />
wird.<br />
Als Reaktion auf diese Diskussionen hat die<br />
<strong>SKOS</strong> im Frühling <strong>2018</strong> beschlossen, die Erarbeitung<br />
von zwei grundlegenden Studien<br />
in Auftrag zu geben. Diese sollten der stark<br />
politisch und ideologisch geprägten Diskussion<br />
über die Höhe des Grundbedarfs und<br />
die Grundprinzipien der Sozialhilfe eine fundierte<br />
fachliche Analyse gegenüberstellen.<br />
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