Thermenland_06-2019
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AKTUELLES<br />
Kreisarchäologe Walter Wandling im Ruhesta<br />
„Die Archäologie war nicht nur mein Ber<br />
Walter Wandling ist Geschichte. Im Mai<br />
hat sich Passaus erster Landkreisarchäologe<br />
nach fast 30 Jahren in den<br />
Unruhestand verabschiedet. In dieser<br />
Zeit hat er dem ganzen Landkreis und<br />
besonders dem Land an Rott und Inn<br />
seine Wurzeln vor der historisch belegbaren<br />
Zeit ausgegraben und dargestellt.<br />
In Hartkirchen bewahrte er in<br />
eindrucksvoller Weise unsere Vorstellung<br />
von der größten Keltenschanze<br />
weit und breit und unterstrich damit<br />
die historische Bedeutung des ehemaligen<br />
Marktes. In Irching grub Wandling<br />
einen der wohl größten und rätselhaftesten<br />
Schatzfunde Bayerns aus, einen<br />
ganzen Topf voll römischer Münzen.<br />
Dass es dem sanften Riesen nicht<br />
gelang den sagenhaften Regenbogentopf<br />
in der Region zu halten und hier<br />
zeigen zu können, war wohl auch eine<br />
seiner größten Enttäuschungen. Dafür<br />
konnte er der Stadt Pocking schon zu<br />
Beginn seiner Arbeit belegen, dass dieser<br />
Ort seit Alters her eine Drehscheibe<br />
des Handels, des Handwerks und der<br />
kulturellen Integration ist. Nirgends<br />
sonst wurde eine so gelungene Verbindung<br />
römischer und keltischer Kunst<br />
gefunden, wie sie im Pockinger Keltenköpfchen<br />
zu bewundern ist. Was die<br />
Stadt mit der neu errichteten „Drehscheibe<br />
Pocking“ auch zu würdigen<br />
wusste.<br />
Eindrucksvoll: Bürgermeister Franz Krah, Altbürgermeister Josef Jakob, Gestalter Georg Thuringer und<br />
Kreisarchäologe Walter Wandling am Modell der großen Keltenschanze von Hartkirchen im Foyer des<br />
Rathauses Pocking.<br />
Foto: Semmler<br />
Archäologisches Gewissen<br />
Im angrenzenden Pfarrsaal blickte Walter<br />
Wandling bereits im September<br />
vergangenen Jahres ein letztes Mal<br />
zurück und stellte als Resümee seiner<br />
Arbeit als Kreisarchäologe den Flyer<br />
„Schätze der Vergangenheit“ vor. „Walter<br />
Wandling ist das archäologische<br />
und denkmalschützerische Gewissen<br />
des Passauer Landes“, würdigte Landrat<br />
Franz Meyer bei dieser Gelegenheit das<br />
Wirken Wandlings. „Damit hat auch er<br />
einen wichtigen Beitrag zum Prädikat<br />
Kulturlandkreis Passau beigetragen.“<br />
Wandling hat letztlich das Fundament<br />
der archäologischen Forschung im<br />
Landkreis gelegt und hinterlässt darin<br />
für seinen Nachfolger sehr große<br />
Fußstapfen.<br />
Das <strong>Thermenland</strong> Magazin nutzte die<br />
Gelegenheit und bat den scheidenden<br />
Kreisarchäologen um ein letztes Interview:<br />
<strong>Thermenland</strong> Magazin: In den fast 30<br />
Jahren, in denen Sie die vorgeschichtliche<br />
Zeit des Landkreises Passau<br />
erforscht haben, was hat Ihre Sichtweise<br />
auf die Geschichte der Region da am<br />
meisten verändert?<br />
Erfreut: Zum Ende seiner Dienstzeit durfte Walter Wandling (links mit Mitarbeiter Reinhard Baumgartner)<br />
ein prächtig erhaltenes Keltenschwert begutachten. Ein ähnliches wurde bereits in den 70er Jahren<br />
in Inzing bei Hartkirchen gefunden.<br />
Foto: Kölbl/LRA Passau<br />
Walter Wandling: Die vielen Informationen,<br />
die mich in dieser Zeit erreicht<br />
haben, zeigen, dass dieser Raum eine<br />
sehr alte und reiche Geschichte hat. Sie<br />
10 www.thermenland-magazin.de