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The Red Bulletin August 2019

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DEUTSCHLAND<br />

AUG./SEPT. <strong>2019</strong>, € 2,50<br />

ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN<br />

„VERSUCH DAS UNMÖGLICHE.<br />

UND GENIESSE DEINE REISE.“<br />

BRAD PITT UND LEONARDO DiCAPRIO IM DOPPEL-INTERVIEW<br />

ÜBER DEMUT ALS ERFOLGSREZEPT UND TEAMWORK À LA TARANTINO<br />

BRAD PITT: „ARBEITE MIT LEUTEN,<br />

DIE SCHLAUER SIND ALS DU.“<br />

Für Abonnenten der<br />

LEONARDO DiCAPRIO: „SEI UNVERBLÜMT<br />

OFFEN. SAG, WAS DICH STÖRT.“


Foto: R. Schedl<br />

Gezeigte Fahrszenen bitte nicht nachahmen, Schutzkleidung tragen und die anwendbaren Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung beachten!<br />

Die abgebildeten Fahrzeuge können in einzelnen Details vom Serienmodell abweichen und zeigen teilweise Sonderausstattung gegen Mehrpreis.<br />

VERGISS<br />

KONVENTIONEN<br />

Manche Regeln sind dazu gemacht, gebrochen zu werden. Versteh uns<br />

richtig, wir wollen nicht, dass du das Gesetz brichst – aber wir sehen<br />

....0669.0.. 6.<br />

ihre eigenen Standards und stellt dabei so manche Konvention in Frage.<br />

Erlebe jetzt den brandneuen, bahnbrechenden, Big Bore Supermoto<br />

Outlaw und definiere deine eigenen Spielregeln.


EDITORIAL<br />

WILLKOMMEN<br />

LEGENDEN<br />

UNTER SICH<br />

IM RENNEN<br />

RED BULL ILLUME<br />

Der weltweit größte<br />

Wett bewerb für Actionund<br />

Abenteuer-Sportfotografie<br />

(zuletzt über<br />

34.000 Einsendungen)<br />

läuft wieder. Im Herbst<br />

kürt die Jury 55 Finalisten<br />

und einen Gesamtsieger.<br />

Ab Seite 6 siehst du drei<br />

Highlights unter den bisher<br />

eingereichten Bilder.<br />

Wer Großes erreichen will, muss das Kleine<br />

ehren – was wie ein Kalenderspruch klingt,<br />

ist vielmehr das sehr ernst gemeinte Erfolgsrezept<br />

von Brad Pitt und Leonardo DiCaprio. Im<br />

Doppel- Interview ab Seite 36 sprechen die zwei<br />

Hollywood-Superstars über ihre detailbesessene<br />

Vorbereitung, ihre Demut vor dem Können der<br />

Regisseure und ihre Erlebnisse mit Filmmacher<br />

Quentin Tarantino, für dessen neues Werk<br />

„Once Upon a Time in Hollywood“ sie nun erstmals<br />

gemeinsam vor der Kamera standen.<br />

Um entscheidende Details für den Erfolg geht<br />

es auch in unserem Feature über die E-Sport-<br />

Profis von Team BIG (ab S. 56), die wir einen Tag<br />

lang in ihrem Trainingsalltag begleiten durften.<br />

Vor dem Bildschirm – und im Fitnessstudio.<br />

SATZ DES MONATS<br />

„ Steh für deine<br />

Prinzipien ein<br />

und bleib gütig,<br />

dann bist du<br />

unzerstörbar.“<br />

Schauspielerin Lily James über<br />

ihren Umgang mit schwierigen<br />

Zeiten. Ab Seite 34<br />

SAMIR HUSSEIN/WIREIMAGE/GETTY IMAGES (COVER), PHILIPP HORAK BRIAN SATUFFER UND HELLO VON<br />

IM GAMING-HAUS<br />

CHRISTOPH VOY<br />

Für den Fotografen (u. a.<br />

„Vice“, „ZEITmagazin“)<br />

öffneten die E-Sportler<br />

von Team BIG die Tür zu<br />

ihrem Berliner Gaming<br />

House, in dem sie jeden<br />

Tag bis in die Nacht trainieren<br />

– unterbrochen<br />

von einem Besuch im Fitnessstudio<br />

gegen 23 Uhr.<br />

„Das sind absolute Vollprofis“,<br />

resümierte Voy.<br />

Seite 56<br />

Viel Spaß mit der neuen Ausgabe<br />

von <strong>The</strong> <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong>!<br />

Die <strong>Red</strong>aktion<br />

IM SURVIVAL-MODUS<br />

WALTRAUD HABLE<br />

Wie überlebt man auf einer einsamen<br />

Insel? Unsere Autorin<br />

verbrachte sechs Tage und fünf<br />

Nächte auf einem Eiland mitten im<br />

Indischen Ozean. Der <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong>-<br />

Selbstversuch ab Seite 66.<br />

IN AKTION<br />

LUKAS KLOSTERMANN<br />

Was essen Spitzen sportler weltweit?<br />

Darum dreht sich alles<br />

in unserem Feature ab Seite 44.<br />

Darin schildert u. a. der Fußball-<br />

Nationalspieler das Ernährungssystem<br />

seines Vereins RB Leipzig.<br />

THE RED BULLETIN 3


INHALT<br />

<strong>The</strong> <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong><br />

<strong>August</strong>/September <strong>2019</strong><br />

COVERSTORY<br />

36 IKONEN IM INTERVIEW<br />

Brad Pitt und Leonardo DiCaprio<br />

präg(t)en Holly wood. Hier schildern<br />

die Oscar-Preisträger, wie<br />

sie an der Spitze bleiben.<br />

FESTIVAL<br />

18 STADT DER WUNDER<br />

Beim Boomtown Fair werden<br />

die Besucher zu Helden ihrer<br />

eigenen Märchenwelt.<br />

FITNESS<br />

44 ESSEN WIE<br />

EIN CHAMPION<br />

Acht Spitzenathleten aus aller<br />

Welt sprechen darüber, welche<br />

Ernährung sie stark macht.<br />

E-SPORT<br />

56 HIER LEBT TEAM BIG<br />

Zu Besuch im Berliner Gaming<br />

House der deutschen Shootingstars<br />

im Spiel „Counter-Strike“.<br />

18<br />

AUF DER BÜHNE<br />

Beim Boomtown Fair<br />

entstehen mitten in<br />

England gigantische<br />

Fantasiewelten.<br />

TATTOOS<br />

30 DAS GEHT UNTER<br />

DIE HAUT<br />

Warum namhafte Sportler<br />

dem Wiener Tätowierer Helmut<br />

„Slimheli“ Zeiner vertrauen.<br />

HOLLYWOOD<br />

34 DIE IMMENSE KRAFT<br />

DER LILY JAMES<br />

Die Schauspielerin erzählt, wie<br />

sie mit Druck umgeht – und was<br />

ihre Brüder damit zu tun haben.<br />

6 GALLERY<br />

12 ZAHLEN, BITTE!<br />

14 KOLUMNE<br />

15 FUNDSTÜCK<br />

16 LIFE HACKS<br />

42 INNOVATOR<br />

5-MINUTEN-COACH<br />

64 WIE DEINE IDEEN<br />

FLIEGEN LERNEN<br />

Freestyle-Motocross-Star<br />

Luc Ackermann verrät seine<br />

Tipps für kreatives Denken.<br />

ABENTEUER<br />

66 FRAU IM<br />

SURVIVAL-MODUS<br />

Wie unsere Autorin eine Woche<br />

auf einer einsamen Insel überlebte<br />

(und was sie dabei lernte).<br />

96 IMPRESSUM<br />

98 PERFEKTER ABGANG<br />

66<br />

AUF DER INSEL Unsere Autorin verabschiedete<br />

sich für eine Woche von der Zivilisation.<br />

MIKE MASSARO/BOOMTOWN, PHILIPP HORAK,<br />

ERIK TANNER/CONTOUR BY GETTY IMAGES, CHRISTOPH VOY<br />

4 THE RED BULLETIN


„ Manche Dinge<br />

kann man<br />

nicht erfinden.<br />

Sie erfinden<br />

sich selbst.“<br />

LUC ACKERMANN, virtuoser<br />

Freestyle-Motocrosser,<br />

über Kreativität: Seite 64<br />

34<br />

AUF ERFOLGSKURS Aktrice Lily James<br />

über ihre Strategie, mit Druck umzugehen<br />

56<br />

AUF SENDUNG Zu Besuch im Berliner Gaming<br />

House der E-Sport-Profis von Team BIG<br />

guide<br />

DEIN PROGRAMM<br />

80 REISEN<br />

Löwen und Geparden<br />

hautnah: auf Profi-<br />

Fotosafari in Kenia<br />

84 EVENTS<br />

Von den NitrOlympX<br />

bis zur Gamescom:<br />

die Events des Monats<br />

86 GAMING<br />

Dieses Spiel wird das<br />

neue „Pokémon Go“.<br />

87 ENTERTAINMENT<br />

<strong>Red</strong> Bull TV-Highlights<br />

– live und on demand<br />

THE RED BULLETIN 5


GALLERY<br />

Teahupoo, Tahiti<br />

TIEFENSCHÄRFE<br />

Teahupoo an Tahitis Südwestküste ist<br />

berühmt für seine hohl brechenden Wellen.<br />

Fotograf Ben Thouard, der auf der Insel lebt,<br />

kennt den Schauplatz aus allen Perspektiven:<br />

„Mein Ziel war es, Surfer aus einem neuen<br />

Blickwinkel abzulichten.“ Also tauchte der<br />

Franzose ab und drückte ab – wir erahnen<br />

die Kraft des Pazifik. benthouard.com<br />

6 THE RED BULLETIN


BEN THOUARD/RED BULL ILLUME<br />

THE RED BULLETIN 7


GALLERY<br />

Ölüdeniz, Türkei<br />

LUFTTAXI<br />

Ready for Take-off: In wenigen Sekunden<br />

wird sich Base-Jumper Guillaume Galvani<br />

von Ferdi Toys Schirm lösen und über der<br />

Bucht von Ölüdeniz in die Tiefe springen.<br />

Fotograf Tristan Shu: „Wir haben uns durch<br />

die Wolken gekämpft, um Guillaume im<br />

Licht der untergehenden Sonne zu zeigen –<br />

es war einfach perfekt.“ tristanshu.com<br />

8 THE RED BULLETIN


TRISTAN SHU/RED BULL ILLUME<br />

THE RED BULLETIN 9


GALLERY<br />

Engelberg, Schweiz<br />

PULVERTAUCHER<br />

Der Mann, der hier bis zum Hals im Pulverschnee<br />

steckt, ist das US-Ski-Ass Marcus Caston. Ein<br />

Bild, das wir allen widmen, denen die Sommerhitze<br />

zu schaffen macht. Entstanden ist es in<br />

Engelberg im Kanton Obwalden, Heimatort von<br />

Fotograf Oskar Enander: „Ein herrlicher Tag mit<br />

30 Zentimeter Neuschnee.“ oskarenander.com<br />

OSKAR ENANDER/RED BULL ILLUME<br />

10 THE RED BULLETIN


THE RED BULLETIN 11


Z A H L E N , B I T T E !<br />

<strong>Red</strong> Bull 400<br />

KRALL DIR DEN SIEG!<br />

Am Ende geht es nur auf allen vieren weiter – 1800 Sportler erklimmen<br />

am 20. Juli beim härtesten 400-Meter-Lauf der Welt die Skischanze in<br />

Titisee-Neustadt (Anmeldung auf redbull.com). Einige Fakten zur Vorbereitung:<br />

6<br />

Teilnehmer waren seit<br />

der Premiere im Jahr 2015<br />

200<br />

jedes Mal dabei.<br />

Pulsschläge – natürlich pro<br />

Minute – liefern aufgrund der<br />

Anstrengung auf den 400 Metern<br />

den richtigen Rhythmus.<br />

140<br />

Höhenmeter sind<br />

zu absolvieren.<br />

14<br />

Vorläufe münden (wenn alle<br />

Startplätze vergeben werden)<br />

in vier Semifinale und<br />

schließlich in das Finale.<br />

7200<br />

Dosen <strong>Red</strong> Bull und 3000 Liter Gerolsteiner<br />

Wasser wurden im Vorjahr getrunken.<br />

1500<br />

Müsliriegel, 1300 Donuts,<br />

130 Kilo Nudeln und<br />

55 Kilo Bananen wurden<br />

2018 verzehrt.<br />

35<br />

Grad beträgt die Steigung<br />

der Hochfirstschanze in Titisee-<br />

Neustadt. Den Schanzenrekord<br />

hält der slowenische Skispringer<br />

Domen Prevc: Am 11. März 2016<br />

schaffte er 148 Meter.<br />

12.960<br />

Kilometer legt Suzy Walsham dieses Mal zurück,<br />

um am <strong>Red</strong> Bull 400 in Titisee-Neustadt teilzunehmen.<br />

Sie reist dafür eigens aus Singapur an.<br />

4.000.000<br />

Euro wurden im Jahr 2000 investiert,<br />

um die Schanze Weltcup-tauglich<br />

zu machen. Größtes Problem:<br />

Immer wieder mangelt es an Schnee.<br />

1<br />

Heiratsantrag hat 2017<br />

beim Lauf für Tränen<br />

gesorgt. Ein Schweizer Teilnehmer<br />

ging nach den<br />

Männervor läufen vor seiner<br />

Angebeteten in die Knie –<br />

eine äußerst emotionale<br />

Angelegenheit.<br />

GETTY IMAGES (3), FLO HAGENA/RED BULL CONTENT POOL CLAUDIA MEITERT<br />

12 THE RED BULLETIN


Die App, die Impfungen<br />

auf dem Schirm hat.<br />

Mit TK-Safe Gesundheitsdaten<br />

..<br />

<br />

Fortschritt leben. Die Techniker<br />

dietechniker.de


KOLUMNE<br />

Thilo Mischke<br />

BEGEGNUNGEN<br />

ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN<br />

Er ist 200 Tage im Jahr unterwegs,<br />

Jetlag ist bei Korrespondent und Reisereporter<br />

Thilo Mischke (TV-Dokureihe<br />

„Uncovered“) ein Dauerzustand. Auf seinen<br />

Expedi tionen trifft der 38-jährige Berliner<br />

immer wieder Menschen, die ihn faszi nieren.<br />

Dieses Mal: Mr. Toh, der die Full Moon<br />

Party in Thailand ausrichtet und über<br />

die Jugend lernt.<br />

Der berühmte Haad-Rin-Strand ist leer, kaum<br />

Menschen. Ich höre das Meer rauschen, höre<br />

den Wind, der den weißen Sand umherwirbelt.<br />

Hier und da halten Menschen ihre Füße ins Wasser, trinken<br />

erschöpft von der Hitze aus einer frischen Kokosnuss.<br />

Dieser Strand ist nicht zum Baden gemacht, er ist<br />

der Austragungsort der größten Party Südostasiens.<br />

Eine Sehenswürdigkeit,<br />

ohne dass sich die Besucher<br />

dafür interessieren, wie dieser<br />

Strand aussieht – am Tage. Sie<br />

kommen nachts, sie kommen<br />

für den Techno, für die Plastikbecher,<br />

gefüllt mit Softdrinks<br />

und Rum. Sie kommen für gemalte<br />

neonfarbene Muster auf<br />

ihrer hellen Haut. Muster, die<br />

unter UV-Lampen zu leuchten<br />

beginnen. Sie kommen, um zu<br />

feiern und so lange zu trinken,<br />

bis sie nur noch auf dem Rücken<br />

im Sand liegen können,<br />

die Musik nicht mehr hören<br />

und vom Leben besoffen über<br />

die Freiheit nachdenken. Auch<br />

ich habe das gemacht, 2003.<br />

Mit meinem besten Freund Robert, auch ich lag hier im<br />

Sand und hörte Rummeltechno, bis die Ohren pfiffen.<br />

Mr. Toh ist müde, 41 Jahre alt, er ist hier an diesem<br />

Strand groß geworden. Seit 41 Jahren einmal im Monat<br />

Full Moon Party. Das hinterlässt Spuren, nicht nur in der<br />

Natur der Insel, sondern auch bei ihren Bewohnern. Als<br />

Elfjähriger hat er Schnäpse ausgeschenkt, jetzt, dreißig<br />

Jahre später, betreibt er mit der Drop-in Bar eine Legende,<br />

er betreibt den Motor dieser Party. Die größte Bar am<br />

Haad Rin.<br />

Von ihm habe ich nichts über das Leben gelernt, so<br />

ehrlich muss ich sein. Man lernt auf Partys nichts über<br />

das Leben. Vielmehr konnte ich durch ihn einen Blick auf<br />

verschiedene Jugendgenerationen aus der ganzen Welt<br />

und ihre Bedürfnisse werfen, über den Zeitraum eines<br />

halben Lebens. Mr. Toh spricht wenig über sich. „Nicht<br />

„Nach 30 Jahren Full Moon Party<br />

habe ich die Schnauze voll.<br />

Ich will jetzt in Rentner investieren.“<br />

Mr. Toh betreibt die größte Bar am legendären<br />

thailändischen Partystrand Haad Rin.<br />

mal mein Name Mr. Toh stimmt“, sagt er. Die Touristen<br />

könnten sich seinen thailändischen Namen nicht merken,<br />

deswegen hat er sich diesen Spitznamen gegeben. Mr. Toh<br />

spricht am liebsten über die Besucher der Party, von den<br />

Gesichtern, die einmal im Monat vom Vollmondlicht erleuchtet<br />

werden, und was er darin sieht.<br />

„Die Gäste werden immer jünger“, sagt er. „Früher, da<br />

waren alle um die dreißig, jetzt sind alle um die zwanzig.“<br />

Mr. Toh stört das nicht, es verblüfft ihn nur. Gestern war<br />

eine Party, und es läuft immer gleich ab. Morgens Aufbau,<br />

nachts kommen aus ganz Thailand bis zu 40.000<br />

Menschen auf die Insel Ko Pha-ngan. Mr. Toh sorgt für<br />

Spaß. DJs aus Europa, Getränke wie in Europa, das beste<br />

Kater-Essen, auch wie in Europa: Pizza statt Pad Thai.<br />

„Viele denken ja, die Full Moon Party sei ein buddhistisches<br />

Fest“, sagt er und fügt hinzu: „Ist es aber nicht,<br />

das wurde vor über dreißig<br />

Jahren hier am Strand einfach<br />

erfunden. Der Vollmond als<br />

Grund zum Feiern.“<br />

Die Generationen kommen<br />

und gehen, Generation X, danach<br />

Y, dann die Millennials,<br />

sie alle setzen sich von ihrer<br />

Vorgängergeneration ab.<br />

Wollen anders sein, wollen<br />

neu sein. Das ist auch wichtig,<br />

das ist schließlich die Aufgabe<br />

der Jugend.<br />

„Wenn sie feiern, sind sie alle<br />

gleich“, sagt Toh. Egal wie alt.<br />

„Mischgetränke und Charts-<br />

Musik verbinden Generationen.“<br />

Die Welt würde immer<br />

ernster werden, sagt Toh, die Kriege immer lauter, die<br />

Natur verkocht vor Hitze. Auch hier in Thailand spürt<br />

man den Klimawandel. „Eigentlich ist jetzt Monsun.“ Er<br />

zeigt in den blauen Himmel. Kein Regen. Die Welt verändert<br />

sich, die Jugend bleibt gleich. Nur das Bedürfnis,<br />

der Realität zu entfliehen, setzt heute früher ein. Eskapismus<br />

als einträgliches Geschäftsmodell; je beschissener<br />

die Welt, desto mehr wollen die Leute feiern.<br />

Mr. Toh ist aber erschöpft. „Nach dreißig Jahren Full<br />

Moon Party habe ich die Schnauze voll“, sagt er. Wischt<br />

sich den Schweiß mit einem Handtuch aus dem Nacken.<br />

„Ich will jetzt in Rentner investieren“, sagt er. „Die, die<br />

früher hier gefeiert haben, werden jetzt alt und wollen<br />

betreut werden. Sie wollen am Haad Rin alt werden.“<br />

„Rentner und Feierwillige, sie haben die gleichen Bedürfnisse?“,<br />

frage ich Toh. Und er lacht, nickt. „Sie wollen<br />

vergessen, wie die Wirklichkeit aussieht.“<br />

MARTIN GASCH BLAGOVESTA BAKARDJIEVA THILO MISCHKE<br />

14 THE RED BULLETIN


FB U NL DL ES VT AÜ RC DK<br />

Bob Dylans<br />

Mundharmonika<br />

ZEITENWENDE<br />

Die Zeit hat ihre Spuren hinterlassen auf dieser<br />

Mundharmonika. Sie hat so viel Rost angesetzt,<br />

dass das N und das D in „Marine Band“ schon fast<br />

verschwunden sind. Wir sehen eine Blues harp<br />

in A-Dur, Seriennummer A449, und sie gehörte<br />

Bob Dylan, dem Mann, der der Folkmusik, ja der<br />

Musik überhaupt, in den 1960er-Jahren neues<br />

Leben einhauchte. Damals war er ein eigenwilliger<br />

Charakter mit wildem Lockenkopf, der sich die<br />

Seele aus dem Leib blies und mit „<strong>The</strong> Times <strong>The</strong>y<br />

Are A-Changin’“ zur „Stimme einer Generation“<br />

wurde – eine Rolle, der er sich stets verweigerte.<br />

HENRY LEUTWYLER, GETTY IMAGES<br />

Bob Dylan (hier 1961 in New York): fast 60 Jahre<br />

erfolgreich, 2016 mit dem Nobelpreis geehrt<br />

THE RED BULLETIN 15


L I F E H A C K S<br />

Science-Bastler<br />

SO AKTIVIERST DU<br />

DEINEN GRÜNEN DAUMEN<br />

Schlaue Lösungen für konkrete Probleme, Volume 11: Was haben Windeln, Eierschalen, Flaschen<br />

und Toilettenpapierrollen gemeinsam? Sie machen deine Pflanzen glücklich. Hier erfährst du, wie.<br />

ANZUCHT<br />

Pflanzen mit der<br />

Flasche aufziehen<br />

Wirf leere Flaschen nicht weg, sondern bastle einen selbstbewässernden<br />

Pflanztopf: Über die Kordel steigt das Wasser<br />

kontinuierlich auf und befeuchtet die Blumenerde.<br />

SCHUTZ<br />

Schalen gegen Schädlinge<br />

Chemiekeule? Nein, danke! Eierschalen schützen<br />

Pflanzen als natürliche Barriere vor Schnecken.<br />

Streue Schalen<br />

rund um Triebe<br />

herum, um Schädlinge<br />

fernzuhalten.<br />

1<br />

Schneide die Plastikflasche<br />

in der Mitte auseinander und<br />

fülle den unteren Teil mit<br />

Wasser, bohre ein Loch in den<br />

Flaschendeckel und fädle<br />

einen nassen Wollfaden durch.<br />

WACHSTUM<br />

Windel als Wasserspeicher<br />

Windelgranulat saugt Flüssigkeit auf und speichert<br />

sie – und eignet sich somit perfekt als Düngemittel.<br />

ba bywindel<br />

#1<br />

Schneide die<br />

Windel auf und<br />

mische den Inhalt<br />

1:1 mit Blumenerde.<br />

ENTFALTUNG<br />

Töpfe aus Toilettenpapierrollen<br />

Umweltfreundliche Aussaatgefäße für lau: Klopapierrollen<br />

mit Erde bzw. Samen füllen – und fertig!<br />

2<br />

Setze den oberen Teil der Flasche<br />

verkehrt herum in den<br />

unteren und fülle ihn mit Erde.<br />

Drück die Samen hinein, der<br />

Keimling ist etwa eine Woche<br />

mit Feuchtigkeit versorgt.<br />

Rolle falten,<br />

an den Seiten einschneiden,<br />

Laschen<br />

nach innen knicken.<br />

SASCHA BIERL FLORIAN OBKIRCHER<br />

16 THE RED BULLETIN


NATÜRLICH ERFRISCHEND – KEINE ENERGY DRINKS


Ein Musikfestival als gigantisches Rollenspiel. Wenn in Südengland<br />

die Boomtown ihre Tore für 60.000 Besucher öffnet, hat die Realität<br />

vier Tage lang Pause. Wir tauchten in die Party ein – und trafen<br />

Blumenkinder, Disco-Cowboys und Piraten. Text LOU BOYD<br />

WILLKOMMEN<br />

IM WUNDERLAND<br />

MICHELLE ROBERTS/ALAMY STOCK PHOTO


DIESES RADIO<br />

IST EINE BÜHNE<br />

Boomtown gleicht eher einem<br />

Filmset als einem Festivalgelände:<br />

Hier finden Konzerte<br />

mitunter auch auf Bäumen,<br />

in Kernkraftwerken oder Postämtern<br />

statt. Und manchmal verschwindet<br />

die Bühne, wie hier,<br />

in einem Riesen-Ghettoblaster.<br />

19


DRAMA-QUEENS<br />

UND PARTYTIGER<br />

Eine völlig alltägliche Szene<br />

aus Boomtown: Hunderte kostümierte<br />

Schauspieler, so wie<br />

dieses Pärchen, verwandeln<br />

das Festivalgelände in ein<br />

begeh bares Freilufttheater. Wie<br />

weit die Besucher mitspielen,<br />

entscheiden sie selbst.<br />

GEORGE HARRISON<br />

20


JANE STOCKDALE


IM ZENTRUM<br />

DER EKSTASE<br />

Im Herzen von Boomtown steht<br />

ein gewaltiger Tempel, der<br />

„Lion’s Den“: Mit Pyrotechnik,<br />

Lasereffekten und Wasserfällen<br />

dominiert er die Skyline der<br />

Stadt und bringt die Menge<br />

mit Reggae-, Dancehall- und<br />

Dub-Sounds zum Kochen.<br />

23


WÄHLE DEINE<br />

WUNDERWELT<br />

Boomtown besteht aus zwölf<br />

Be zirken wie der Oldtown (li. o.),<br />

den luxuriösen Paradise<br />

Heights (re. o.) oder Copper<br />

County im Wildweststil (re. u.).<br />

Für Be sucher gilt: „Choose your<br />

vibe, choose your tribe.“<br />

JODY HARTLEY, GARRY JONES


25


LEORA BERMEISTER, MIKE MASSARO, BOOMTOWN IMAGE


Im Oldtown District von Boomtown: Man weiß nie, welche Überraschungen hinter<br />

den Türen der Festival-Gebäude lauern. In diesem Fall eine verwegene Piratin.<br />

Eine Riesenparty von Menschen für Menschen: Die Eröffnungsfeier wird von den<br />

Organisatoren und der gesamten Boomtown-Community gestaltet.<br />

WER REGIERT<br />

DIE STADT?<br />

Dunkle Gestalten greifen nach<br />

der Macht. Auch politische<br />

Intrigen und geheime Revolutionen<br />

gehören zum Repertoire<br />

der Gesamtinszenierung von<br />

Boomtown.<br />

Esist ein im wahrsten Sinne des Wortes fantastisches<br />

Spektakel, das sich jedes Jahr in Südengland<br />

vor den Toren des beschaulichen Städtchens Winchester abspielt:<br />

Auf einem freien Feld erhebt sich hier im <strong>August</strong> eine gigantische<br />

Festival-Stadt, die ihren Besuchern an vier Tagen weit mehr bietet als<br />

zahlreiche hochkarätige Bühnen-Acts. Denn wiewohl im Line-up schon<br />

Kracher wie Gorillaz, M.I.A., <strong>The</strong> Specials oder Sublime gelistet waren,<br />

ist die wahre Attraktion des Festivals – das mit 60.000 Besuchern mittlerweile<br />

zu den größten Musik-Events Großbritanniens zählt – das Festival-<br />

Gelände selbst: Boomtown.<br />

In einer Art Mega-Rollenspiel samt märchenhaften Kulissen werden<br />

die Festival-Besucher Teil einer gewaltigen Inszenierung. In Boomtown<br />

wimmelt es nur so von Piraten, Cowboys und Cyborgs. Wenn du durch<br />

eine Wildweststadt flanierst, dich im Oldtown District den Freibeutern<br />

anschließt oder dich in die postapokalyptischen Ruinen von Downtown<br />

wagst, weißt du nie, was dich hinter der nächsten Ecke erwartet.<br />

Aber eines weißt du: Es ist nicht das, was du erwartest …<br />

27


Der Bürgermeister: Veranstalter Martin Coat ist das ganze Jahr über mit<br />

der Vorbereitung dieses Mega-Events beschäftigt.<br />

„Wir waren schon immer<br />

die heftigsten Partymacher.“<br />

Martin Coat ist Boomtown-Intendant und für die Entwicklung<br />

der Storyline und der Figuren in der Stadt verantwortlich.<br />

Hier erzählt er, wie man 60.000 Menschen in einer<br />

Riesen-Fantasiewelt unterhält.<br />

bin von Anfang an davon ausgegangen,<br />

dass die Leute, die nach<br />

„Ich<br />

Boomtown kommen, extrem spielbegeistert<br />

sind und immer tiefer in ein<br />

Wunderland eintauchen wollen. Unter<br />

Großbritanniens Sommer-Festivals war<br />

dies schon immer die heftigste aller Partys,<br />

geprägt von unbändiger Vergnügungssucht<br />

– man könnte auch sagen, einem<br />

ausgeprägten Wunsch nach Realitätsflucht.<br />

In den letzten Jahren jedoch ist<br />

der spielerische Aspekt, also das <strong>The</strong>ater,<br />

stärker in den Vordergrund gerückt.<br />

Heute ist Boomtown ein riesiges Set.<br />

Es gibt insgesamt 27 Bühnen und 12 bis<br />

ins kleinste Detail theatralisch inszenierte<br />

Districts. Insgesamt entstehen so etwa<br />

80 Venues und zahlreiche versteckte<br />

Geheimräume, die es für die Besucher<br />

zu entdecken gibt – diesbezüglich haben<br />

wir dieses Jahr übrigens ein paar richtig<br />

gute Überraschungen. Und: Nichts bleibt,<br />

wie es einmal war. Wenn man im Jahr<br />

davor durch eine bestimmte Tür in eine<br />

Geheimkammer gelangt ist, ist sie im<br />

nächsten Jahr garantiert nicht mehr da!<br />

Bei aller Fantasie spiegelt die Storyline<br />

des Festivals aber auch stets die Realität.<br />

Wir versuchen, die gröbsten Fehler der<br />

prinzipientreu-neoliberalen Regierung<br />

übertrieben darzustellen, und prangern<br />

Korruption und Gier an. In den ersten<br />

Jahren waren Revolutionen unser bevorzugtes<br />

<strong>The</strong>ma. Die Spieler bekamen die<br />

Aufgabe, die Regierung von Boomtown<br />

durch einen Rebellenaufstand zu stürzen.<br />

Dazu musste man aber erst mal hinter die<br />

Kulissen blicken und das Gesamtbild erfassen:<br />

Wer hat hier wirklich das Sagen?<br />

Nachdem die Regierung gestürzt war,<br />

erkannten die Spieler plötzlich, dass die<br />

Politik nur die Spitze des Eisbergs war –<br />

tatsächlich hatten Konzerne und Banken<br />

in Boomtown die Fäden in der Hand.<br />

Apropos Fäden in der Hand: Ich habe<br />

hier den absoluten Traumjob, der an<br />

Krea tivität und Originalität kaum zu<br />

überbieten ist. Ich bin mit Festivals groß<br />

geworden und war vom <strong>The</strong>ater schon<br />

immer fasziniert. Die Kombination aus<br />

beidem ist für mich daher der ultimative<br />

Glücksgriff. An diesem Festival waren<br />

schon immer wahnsinnig viele Künstler<br />

beteiligt, ob sie nun die Kulissen gestalten<br />

oder Performances darbieten, auf der<br />

Bühne oder in der Besuchermenge – was<br />

zählt, ist die Community.<br />

Früher konnte man diesen Geist auch<br />

auf vielen anderen Festivals spüren, vor<br />

allem den kostenlosen wie etwa Stonehenge,<br />

Elephant Fayre oder Glastonbury<br />

in seinen Anfängen. Man traf sich dort,<br />

kam als eine Gemeinschaft zusammen.<br />

Natürlich wurde wild gefeiert, und man<br />

schottete sich ein paar Tage von der<br />

Außenwelt ab, aber letztendlich war der<br />

Grundgedanke: ‚Schaut her, wir wissen<br />

es besser, wir geben aufeinander und auf<br />

unsere Umwelt acht.‘ Darum geht es allerdings<br />

bei vielen Festivals längst nicht<br />

mehr. Es gibt jeden Sommer tausende<br />

Events, auf denen man die Sau rauslassen<br />

kann – der Spirit ist aber, wenn es denn<br />

je einen gab, auf der Strecke geblieben.<br />

Einige meinen, mit dem Eintrittsgeld<br />

hätten sie schon ihren Beitrag geleistet.<br />

In Boomtown ist der Trend genau<br />

gegenläufig: Das Festival zieht zwar von<br />

Jahr zu Jahr mehr Menschen an, aber<br />

gleichzeitig wächst auch der Community-<br />

Gedanke mit. Die Leute lieben das, was<br />

wir machen, und wissen, was es bedeutet,<br />

ein Teil von Boomtown zu sein.“<br />

boomtownfair.co.uk<br />

JANE STOCKDALE, MIKE MASSARO<br />

28 THE RED BULLETIN


PANORAMABLICK<br />

INS TRAUMLAND<br />

2008 kamen 1000 Besucher<br />

nach Winchester, <strong>2019</strong> werden<br />

60.000 Menschen erwartet.<br />

Alles begann mit nur einer<br />

Bühne – mittlerweile spielt<br />

sich das Festival auf 27 Bühnen<br />

und in 12 filmreif inszenierten<br />

Districts ab.<br />

SPONTANE<br />

PERFORMANCE<br />

Ein Festival wie ein Karneval:<br />

Auch abseits der großen Musikbühnen<br />

wird in Boomtown an<br />

jeder Straßenecke gefeiert:<br />

Insgesamt sorgen 80 Mini-<br />

Venues für Party ohne Ende.


HEROES<br />

Slimheli<br />

DAS GEHT<br />

UNTER DIE HAUT<br />

Helmut „Slimheli“ Zeiner tätowiert Sportstars<br />

von Marko Arnautović bis Rafael Rotter. Im Service<br />

inkludiert: ein offenes Ohr und offene Worte. Seine<br />

Profession ist das Ende seines Wegs von Rückschlag<br />

zu Rücksicht, von Verbrechen zu Vertrauen.<br />

Zuletzt stach er Torwart<br />

Christopher Knett, dann<br />

folgte die halbe Mannschaft<br />

des österreichischen<br />

Fußballklubs FC Wacker Innsbruck.<br />

Marko Arnautović bezeichnet<br />

er als sein „viertes<br />

Kind“, und David Alaba kommt<br />

gerne einfach nur zum <strong>Red</strong>en<br />

vorbei: Helmut „Slimheli“<br />

Zeiner ist in der Sportszene<br />

erste Adresse – nicht nur beim<br />

Wunsch nach einem neuen<br />

Tattoo, sondern auch bei Gesprächsbedarf.<br />

Zeiner malt ihnen Jesus,<br />

Engel und die Gottesmutter<br />

Maria unter die Haut. Sie erzählen<br />

ihm ihr Privatleben.<br />

Auch das geht manchmal<br />

unter die Haut. „Manche haben<br />

beim <strong>Red</strong>en auch schon<br />

Tränen vergossen, vor Wut<br />

oder Trauer“, sagt Slimheli.<br />

Viele der Sportler, die zu ihm<br />

kommen, kennt er seit ihrer<br />

Jugend – über seine drei<br />

„Ich sage nur<br />

etwas zu Dingen,<br />

die ich selbst<br />

schon erlebt habe.“<br />

Söhne, die mit ihnen gemeinsam<br />

trainierten.<br />

Slimheli ist ihnen Zuhörer<br />

– und Ratgeber, „aber ich sage<br />

nur etwas zu Dingen, die ich<br />

selbst schon erlebt habe“. Was<br />

den Gesprächsstoff allerdings<br />

kaum einschränkt, denn der<br />

drahtige Mann mit der Friedenstaube<br />

am Hinterkopf hat<br />

in seinem Leben genug erlebt,<br />

um ein ganzes Buch zu füllen<br />

– geschehen unter dem Titel<br />

„Slimheli“ im März <strong>2019</strong> im<br />

egoth Verlag. Eine Kindheit<br />

in kriminellem Umfeld, ein<br />

Staatsmeistertitel im Breakdance<br />

und eine Karriere als<br />

Eishockeyspieler liegen hinter<br />

dem heute 52-Jährigen.<br />

2015 überlebte er zwei Herzinfarkte,<br />

auch Großvater ist<br />

er schon geworden.<br />

„Die Sportler sind sich<br />

bewusst, dass ich in meinem<br />

Leben schon sehr viel gesehen<br />

habe. Wenn man weiß, dass<br />

jemand schon viel hinter sich<br />

hat, hört man demjenigen<br />

ganz anders zu.“ Wegen seines<br />

Alters und seiner Lebenserfahrung<br />

hätten die Jungen Vertrauen<br />

zu ihm, sagt Helmut<br />

Zeiner. „Und sie haben Respekt<br />

vor mir – auch davor,<br />

dass ich es geschafft habe, mir<br />

nach vielen Rückschlägen ein<br />

gutes Leben aufzubauen.“<br />

CHRISTIAN HOFER<br />

30


Helmut Zeiner, 52,<br />

besser bekannt<br />

als Slimheli, kann<br />

als Tätowierer<br />

gut zustechen<br />

– und zuhören.


HEROES<br />

Aber wie baut man sich<br />

dieses Vertrauen auf? „Sicher<br />

nicht, indem man bei Interviews<br />

aus dem Nähkästchen<br />

plaudert. Die Jungs spüren<br />

einfach, dass sie mir vertrauen<br />

können. Ich gebe ihnen das<br />

Gefühl, dass sie bei mir gut<br />

aufgehoben sind“, sagt Zeiner.<br />

Vielleicht gerade dadurch,<br />

dass er sie nicht mit Samthandschuhen<br />

anfasst. „Ein<br />

Bursche, der mit Fußball Millionen<br />

verdient, ist für mich<br />

noch lange kein Star“, stellt<br />

Slimheli klar und holt die<br />

Promi sportler beim Tätowieren<br />

auf den Boden. Auf Wehleidigkeiten,<br />

Starallüren und<br />

ähnliche Mätzchen reagiert<br />

Slimheli allergisch. Und nicht<br />

nur Top-Kicker wie Marko<br />

Arnautović haben sich während<br />

einer Tattoo-Session<br />

schon ein „Ach, halt doch die<br />

Papp’n!“ abgeholt – auch Eishockeyspieler<br />

wie Rafael<br />

Rotter, Handballprofi Seppo<br />

Frimmel oder Boxer Marcos<br />

Nader zählen zu den Kunden,<br />

die genau diese schnörkellose<br />

Direktheit zu schätzen wissen.<br />

„Mit vielen der Sportler bin<br />

ich gut befreundet.“<br />

Sie erzählen ihm ihre<br />

Geheimnisse, er teilt seine Erfahrungen.<br />

Dieses Vertrauen<br />

auszunutzen oder gar zu missbrauchen<br />

ist für Slimheli undenkbar.<br />

Dafür hat er zu hart<br />

für dieses Gefühl kämpfen<br />

müssen. Denn Vertrauen hat<br />

im Leben des gebürtigen Wieners,<br />

der das Tätowieren vor<br />

fast zwanzig Jahren für sich<br />

entdeckte, lange Zeit vor<br />

allem durch Abwesenheit „geglänzt“.<br />

Sein Vater war Alkoholiker,<br />

schlug regelmäßig zu.<br />

Als Vierzehnjähriger saß er<br />

unschuldig im Gefängnis. „Ich<br />

habe niemandem vertraut,<br />

nicht einmal mir selbst. Ich<br />

bin zu oft auf die Nase gefallen,<br />

habe sehr viele schlechte<br />

Menschen kennengelernt.“<br />

Angstfrei über wirklich alles<br />

reden, das kann und will Helmut<br />

„Slimheli“ Zeiner nur mit<br />

seiner Frau. Seit 34 Jahren<br />

sind sie zusammen. Sie ist die<br />

Einzige, der er ganz vertraut.<br />

Vielleicht mehr als sich selbst.<br />

Helmut Zeiners Biografie „Slimheli“<br />

(208 Seiten, egoth Verlag) ist<br />

im Handel erhältlich. slimheli.com<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

1<br />

2<br />

5<br />

6<br />

8<br />

7<br />

9<br />

10<br />

E F G H<br />

3<br />

I<br />

J<br />

K<br />

L<br />

4<br />

11<br />

12<br />

DAS ARNAUTOVIĆ-PUZZLE<br />

Wo am Körper des Star-Fußballers<br />

befinden sich diese Tätowierungen?<br />

SO GEHT’S: Ordne den Buchstaben der Tattoo-Bilder rechts<br />

jeweils die dazu gehörige Zahl auf der Arnautović-Illustration<br />

oben zu. Die Auflösung findest du unten.<br />

Auflösung: A9, B7, C4, D2, E3, F10, G6, H1, I11, J5, K12, L8<br />

Marko Arnautović, 30, Kicker und treuer Kunde von Slimheli<br />

GETTY IMAGES, REUTERS TOM MACKINGER<br />

32 THE RED BULLETIN


HEROES<br />

Lily James<br />

DIE SCHÖNE<br />

WAR DAS BIEST<br />

Sie ist eine der heißesten Brit-Aktien Hollywoods.<br />

Im Interview erzählt Lily James, wie sie dem<br />

Erfolgsdruck von außen mit innerer Kraft begegnet –<br />

und welche Rolle ihre Brüder dabei gespielt haben.<br />

THE RED BULLETIN: Mit<br />

Filmen wie „Cinderella“,<br />

„Die dunkelste<br />

Stunde“ oder „Baby Driver“<br />

bist du in den letzten Jahren<br />

zu einer der erfolgreichsten<br />

Schauspiele rinnen deiner<br />

Generation aufgestiegen.<br />

Bestand jemals die Gefahr,<br />

dass dir der Erfolg zu Kopf<br />

steigt?<br />

LILY JAMES: Nein. Ganz einfach<br />

deshalb, weil ich meiner<br />

Arbeit immer auch mit einer<br />

großen Portion Selbstzweifel<br />

gegenüber stehe. Natürlich<br />

macht einen der Erfolg an<br />

der Oberfläche stark, aber die<br />

Unsicherheiten, die darunter<br />

schlummern, kannst du nur<br />

mit innerer Kraft lösen – nicht<br />

mit Äußerlichkeiten.<br />

Stärkt der berufliche Erfolg<br />

nicht auch die innere Kraft?<br />

Schon, aber er führt auch<br />

dazu, dass du permanent unter<br />

öffentlicher Beobachtung<br />

stehst und Menschen, die<br />

du nicht einmal kennst, dein<br />

Leben und deine Beziehungen<br />

kommentieren. So etwas kann<br />

„Als ich jünger war, konnte<br />

ich ein wahrer Albtraum<br />

sein. Ich war gewalttätig<br />

und manipulativ.“<br />

ganz schnell Einfluss auf deine<br />

Entscheidungen nehmen. Darf<br />

es aber nicht. Es ist extrem<br />

wichtig, diese Dinge einfach<br />

zu ignorieren. Nur so bleibst<br />

du geistig gesund.<br />

Klingt nach einer eher<br />

defen siven Strategie …<br />

Nach außen vielleicht. Aber es<br />

geht darum, die eigene Privatsphäre<br />

zu bewahren und in<br />

seiner persönlichen Blase zu<br />

bleiben. Es ist unmöglich, es<br />

allen Leuten recht zu machen<br />

– also sollte man es zumindest<br />

sich selbst recht machen. Das<br />

ist mein Mantra für die Reise<br />

meines Lebens.<br />

Hast du diese innere Stärke<br />

bereits entdeckt, bevor du<br />

eine Person des öffentlichen<br />

Interesses wurdest?<br />

Ja, als ich siebzehn war, verlor<br />

ich meinen Vater. Es war eine<br />

enorme Herausforderung,<br />

das gemeinsam mit meiner<br />

Familie durchzustehen und<br />

eine gute Schwester für meine<br />

Brüder zu sein. Dass ich das<br />

geschafft habe, hat mir viel<br />

Mut gegeben.<br />

War dies das erste Mal,<br />

dass du mentale Stärke<br />

beweisen musstest?<br />

Kommt drauf an. Meine<br />

beiden Brüder – einer älter,<br />

der andere jünger – würden<br />

vermutlich eine andere<br />

Geschichte erzählen.<br />

Und zwar welche?<br />

Na ja, jetzt habe ich eine tolle<br />

Beziehung zu ihnen, aber<br />

als ich jünger war, konnte ich<br />

ein wahrer Albtraum sein.<br />

Ich habe ständig mit ihnen<br />

gekämpft.<br />

Du hast sie verprügelt?<br />

Es gab eine Phase, in der<br />

ich ziemlich viel Babyspeck<br />

hatte und mich einfach auf<br />

sie draufsetzen konnte. So<br />

habe ich gewonnen – es war<br />

großartig. Außerdem konnte<br />

ich als Mädchen einen auf<br />

„Mama, die waren’s, nicht ich“<br />

machen. Kurz gesagt: Ich war<br />

gewalttätig und manipulativ.<br />

Meine Brüder nannten mich<br />

„das Biest“.<br />

Kommt dieses „Biest“ auch<br />

heute noch manchmal zum<br />

Vorschein?<br />

Ich habe das Gefühl, dass zwei<br />

Versionen von mir existieren.<br />

Eine davon engagiert sich voll<br />

fürs Berufsleben und meine<br />

Ambitionen, und dann gibt es<br />

auch noch eine hemmungslose<br />

Seite … Vor allem in meinen<br />

Zwanzigern war ich so richtig<br />

furchtlos. Ich war hungrig, ich<br />

wollte unbedingt die Welt sehen<br />

und mich dabei verlieren<br />

und gleichzeitig selbst finden.<br />

Also zog ich los, ganz allein.<br />

Und, hast du dich gefunden?<br />

Ich denke schon. Besonders<br />

weil ich gelernt habe, auch<br />

mit negativen Erfahrungen<br />

klarzukommen. Ich bleibe<br />

positiv, egal was passiert.<br />

Denn wenn du mutig für<br />

deine moralischen Prinzipien<br />

einstehst, ohne dabei deine<br />

Güte zu verlieren, dann bist<br />

du unzerstörbar.<br />

Die Musical-Komödie „Yesterday“<br />

mit Lily James in der weiblichen<br />

Hauptrolle läuft ab 11. Juli im Kino.<br />

ERIK TANNER/CONTOUR BY GETTY IMAGES RÜDIGER STURM<br />

34 THE RED BULLETIN


Schauspielerin<br />

Lily James, 30, ist<br />

zielstrebig, mutig und<br />

stark – nachzufragen<br />

am besten bei ihren<br />

gepeinigten Brüdern.


DER WEG<br />

DER GIGANTEN<br />

Leonardo DiCaprio und Brad Pitt residieren seit Jahrzehnten im Hollywood-<br />

Olymp. Nun stehen sie erstmals gemeinsam vor der Kamera – für Kult-<br />

Regisseur Quentin Tarantino. Hier erzählen sie, wie du an der Spitze überlebst:<br />

indem du mutige Entscheidungen triffst und deine Reise trotzdem genießt.<br />

Interview RÜDIGER STURM<br />

36


ANDREAS RENTZ/GETTY IMAGES<br />

Cooles Trio: Regisseur<br />

Quentin Tarantino (li.), 56,<br />

Leonardo DiCaprio, 44,<br />

und Brad Pitt, 55, bei der<br />

Premiere von „Once Upon<br />

a Time in Hollywood“<br />

diesen Mai in Cannes


„ I C H H A B E N O C H I M M E R D E N H U N G E R , E T WA S T O L L E S<br />

ZU ERSCHAFFEN, WAS MICH AUCH SELBST BEWEGT.“<br />

LEONARDO Di CAPRIO<br />

einig: Das Entscheidende ist, dass du in<br />

dem, was du tust, eine Bedeutung findest.<br />

Wenn uns das weiterhin gelingt, werden<br />

wir in unserer jeweiligen Karriere auch<br />

einen passenden Übergang in eine neue<br />

Phase erleben – so nach dem Beispiel von<br />

Anthony Hopkins oder Gene Hackman.<br />

In<br />

dieser Liga spielen nur ganz wenige mit.<br />

Brad Pitt, 55, und Leonardo DiCaprio,<br />

44, zählen zu jenen Hollywoodstars, die<br />

einen Film ganz allein schultern können –<br />

künstlerisch und an der Kinokasse. Wobei<br />

sich zwischen den Karrieren der beiden<br />

Oscar-Gewinner eine auffallende Parallele<br />

zeigt: Im Gegensatz zu anderen Großkalibern<br />

ihrer Generation haben sie sich<br />

niemals auf eine bestimmte Rolle festlegen<br />

lassen. Während Kollegen wie<br />

Johnny Depp (als Jack Sparrow), Tom<br />

Cruise (Ethan Hunt) oder Robert Downey<br />

jr. (Tony Stark) ihre Millionen zunehmend<br />

in Serie(n) scheffeln, suchen Pitt und<br />

DiCaprio mit jedem neuen Filmprojekt<br />

eine neue Herausforderung – und wagen<br />

damit jedes Mal enorm viel.<br />

In Quentin Tarantinos zehnter Regiearbeit<br />

„Once Upon a Time in Hollywood“<br />

stehen die beiden Superstars nun erstmals<br />

gemeinsam vor der Kamera, und<br />

Regie-Legende Tarantino verspricht „das<br />

aufregendste Star-Duo seit Paul Newman<br />

und Robert <strong>Red</strong>ford“. Wir haben Pitt und<br />

DiCaprio zum Interview gebeten, um die<br />

beiden zu einem <strong>The</strong>ma zu be fragen,<br />

in dem sie nachweislich Experten sind:<br />

Wie überlebt man dauerhaft in der<br />

dünnen Luft ganz an der Spitze?<br />

THE RED BULLETIN: Brad, Leo, in<br />

eurem neuen Film „Once Upon a Time<br />

in Holly wood“ gibt Leo einen Schauspieler,<br />

der seine besten Tage lange<br />

hinter sich hat. Von euch beiden kann<br />

man das wohl nicht behaupten …<br />

BRAD PITT: Stimmt, aber auch wir haben<br />

ein Ablaufdatum, das ist uns deutlich<br />

bewusst. Umso mehr wissen wir daher<br />

die Zeit zu schätzen, die wir bislang in<br />

dieser privilegierten Position an der Spitze<br />

zubringen durften. Leo und ich haben uns<br />

lange darüber unterhalten und sind uns<br />

Um in diese Position zu gelangen, habt<br />

ihr beide euch mittlerweile fast dreißig<br />

Jahre an der Spitze halten müssen.<br />

Wie „überlebt“ man das?<br />

LEONARDO DICAPRIO: Ich glaube, das hat<br />

viel mit Ernsthaftigkeit und einer gewissen<br />

Demut zu tun. In meinen Augen sind Filme<br />

die wichtigste moderne Kunstform. Wir<br />

empfinden es als Ehre und Privileg, dass<br />

wir ein Teil davon sein dürfen. Brad und<br />

ich haben ungefähr zur selben Zeit in dieser<br />

Branche angefangen und wissen beide,<br />

dass es immer nur eine Chance gibt, den<br />

Durchbruch zu schaffen – und wie schwer<br />

es ist, diese eine Chance zu bekommen.<br />

Vom vielzitierten richtigen Ort zur richtigen<br />

Zeit rede ich da noch gar nicht …<br />

PITT: Es ist ungefähr so, als würdest du<br />

in der Lotterie gewinnen. Es gibt so verdammt<br />

viele talentierte Leute da draußen.<br />

Der Trick besteht also darin, dass du auch<br />

im Zimmer bleibst, sobald du es zur Tür<br />

hinein geschafft hast. Wir beide hatten<br />

die Gelegenheit, zu lernen, wie das geht.<br />

Deshalb haben wir „überlebt“ und unseren<br />

eigenen Weg gefunden.<br />

Wie lässt sich dieser eigene Weg in<br />

einem derart schnelllebigen Business<br />

überhaupt beeinflussen?<br />

DICAPRIO: In erster Linie, indem man<br />

immer und ohne Kompromisse versucht,<br />

die richtigen Projekte auszuwählen. Wir<br />

haben hart an Filmen gearbeitet, die für<br />

uns eine kreative Herausforderung und<br />

gleichzeitig auch große Kunstwerke waren.<br />

Woher kommt dieser Antrieb?<br />

DICAPRIO: Ich komme aus keiner allzu<br />

wohlhabenden Familie und war wohl<br />

auch deshalb besonders ambitioniert.<br />

Außerdem bin ich in Los Angeles aufgewachsen,<br />

mir war also von Anfang an<br />

klar, wie schwer es ist, als Schauspieler<br />

Arbeit zu bekommen – was mich nur noch<br />

mehr motiviert hat. Woher dieser Antrieb<br />

stammt, weiß ich selbst nicht so genau. Es<br />

ist eher wie das Bedürfnis, einen Hunger<br />

zu stillen – aber es ist kein Hunger nach<br />

Reichtum oder Berühmtheit.<br />

Sondern?<br />

DICAPRIO: Der Hunger, etwas Tolles zu<br />

schaffen, was mich selbst bewegt. Und<br />

das ist keineswegs einfach. Du denkst dir:<br />

„Hey, ich habe das richtige Material und<br />

einen tollen Regisseur“ – und dann geht<br />

es trotzdem schief. Aber du musst immer<br />

dranbleiben und weitermachen, dir sagen:<br />

„Ich will, dass etwas Großartiges dabei<br />

herauskommt.“ Diese Einstellung hat sich<br />

bis heute nicht geändert.<br />

ART STREIBER/SONY PICTURES<br />

38 THE RED BULLETIN


Diese Besetzung sitzt:<br />

Quentin Tarantino mit<br />

seinen Hauptdarstellern<br />

Leonardo DiCaprio, Margot<br />

Robbie und Brad Pitt<br />

„ D E R G R O S S E F E H L E R L I E G T, G L A U B E I C H , D A R I N ,<br />

IM RESULTAT NACH DER BEDEUTUNG ZU SUCHEN.<br />

DU FINDEST DIE BEDEUTUNG IM TUN.“ BRAD PITT<br />

PITT: Man darf auch nicht vergessen,<br />

dass du für einen Film viel Lebenszeit<br />

investieren musst – das können schon mal<br />

ein bis zwei Jahre sein. Bei einer großen<br />

Rolle kann allein die Vorbereitung an die<br />

sechs Monate dauern, und dann bist du<br />

auch noch in die Nachbereitung involviert.<br />

Die Sache sollte also richtig Gewicht<br />

haben. Schließlich weiß ich nicht, wie<br />

viel Zeit mir selbst noch bleibt.<br />

Wie erkennt man, ob ein Filmprojekt<br />

das Zeug zu etwas Großartigem hat?<br />

DICAPRIO: Du kannst es naturgemäß nur<br />

erahnen. Allerdings weißt du, was du nicht<br />

willst. Tatsächlich besteht ein wichtiger<br />

Teil des Filmemachens darin, dass du dich<br />

mit dem Regisseur darauf einigst, was du<br />

nicht magst und was du nicht tun willst.<br />

Das gibt dir eine Ausgangsbasis, um auszuloten,<br />

was du wirklich tun möchtest.<br />

PITT: Ganz wichtig für mich ist, dass ich<br />

Dinge nicht wiederhole. Ich will mich<br />

weiterbewegen, auf Gedeih und Verderb.<br />

Ich kann nicht zurück. Das ist auch bei<br />

meinen Reisen so. Wenn ich erst mal<br />

aufgebrochen bin und feststelle, dass ich<br />

meine Brille oder meinen Führerschein<br />

vergessen habe, kehre ich nicht um. Daher<br />

wähle ich Projekte nach einem schwer<br />

beschreibbaren Gefühl, dass nämlich<br />

dieses nächste Projekt mir etwas Neues,<br />

anderes bietet. Und dann bleib ich dran.<br />

Also gut, man entscheidet sich für<br />

ein Projekt, das einem viel bedeutet.<br />

Was ist der nächste Schritt?<br />

DICAPRIO: Ich halte Recherchen für den<br />

wahrscheinlich unterschätztesten Teil<br />

THE RED BULLETIN 39


eim Filmemachen. Im Zuge der Vorproduktion<br />

musst du deine Figuren genau<br />

analysieren. Wenn du beim Dreh nicht<br />

schon einen ganzen Wissensschatz zu diesen<br />

Personen und ihren Verhaltensweisen<br />

aufgebaut hast, wenn du dich darin nicht<br />

sattelfest fühlst, dann kannst du sie nicht<br />

authentisch darstellen. Denn es wird<br />

immer unangenehme Überraschungen<br />

geben. Dinge ändern sich tagtäglich, du<br />

änderst deine Meinung, der Regisseur<br />

ändert seine … In diesen Momenten<br />

kannst du nur richtig reagieren, wenn<br />

du in deiner Rolle ganz zu Hause bist.<br />

PITT: Und du musst den Schaffensprozess<br />

genießen. Das ist auch einer der Gründe,<br />

warum sich kein anderer Dreh mit dem<br />

eines Tarantino-Films vergleichen lässt –<br />

wegen seiner Liebe zum Film. Manchmal<br />

sagt Quentin nach einer Einstellung: „Wir<br />

haben’s im Kasten. Aber wir werden’s<br />

noch mal drehen. Und warum …?“ Dann<br />

ruft die ganze Crew im Chor: „… weil wir<br />

es lieben, Filme zu machen.“ Mit dieser<br />

Einstellung führt er das ganze Team.<br />

DICAPRIO: Brad hat recht. Das würde ich<br />

Pitt und DiCaprio in<br />

Cannes: „Eine Karriere<br />

beim Film gleicht einer<br />

Achterbahnfahrt. Es geht<br />

immer rauf und runter.“<br />

„W E N N D U N I C H T A N D E I N P R O J E K T G L A U B S T, D A N N E R W E I S T D U I H M<br />

EINEN BÄRENDIENST – DU ENTEHRST ES.“ LEONARDO Di CAPRIO<br />

auch meinem jüngeren Ich raten: Treib<br />

dich an, nimm alles ernst! Versuch das<br />

Unmögliche. Und genieße deine Reise.<br />

Hollywood ist allerdings nicht unbedingt<br />

als Ort für Friede, Freude,<br />

Eierkuchen bekannt. Ist es nicht eher<br />

das ungemütliche Haifischbecken?<br />

PITT: Ich weiß, es gibt die Ansicht, dass<br />

jeder in Hollywood Nabelschau betreibt<br />

und nur in „Ich, Ich, Ich!“-Kategorien<br />

denkt. Das will ich gar nicht bestreiten,<br />

aber das gibt es in allen Branchen. Und<br />

die für mich interessantesten Leute in<br />

unserem Beruf sind diejenigen, die Dinge<br />

hinterfragen und sich für intelligente,<br />

provokante Ideen interessieren. Das sind<br />

Menschen, die beim Geschichtenerzählen<br />

nach sich selbst, nach dem Wert des<br />

Erzählten, nach Antworten und tieferer<br />

Bedeutung suchen.<br />

DICAPRIO: Was nicht heißt, dass es nicht<br />

auch Meinungsverschiedenheiten geben<br />

kann. Ich kann ganz unverblümt offen<br />

sein. Das habe ich in meinen Genen.<br />

Das mag manchmal zu Spannungen mit<br />

meinen Mitstreitern führen, aber das ist<br />

etwas Gutes. Denn ansonsten machst du<br />

etwas, woran du nicht glaubst. Und wenn<br />

du nicht an dein Projekt glaubst, dann<br />

erweist du ihm einen Bärendienst, du entehrst<br />

es. Ich glaube, kein Regisseur kann<br />

von mir behaupten, dass ich mit meiner<br />

Meinung zu Projekten je hinterm Berg<br />

gehalten hätte. Und ich hoffe, dass diese<br />

Filme dadurch besser geworden sind.<br />

PITT: Leo und ich haben mit sehr aufgeschlossenen<br />

und intelligenten Leuten<br />

gearbeitet. Und dabei kommt es natürlich<br />

auch zu Diskussionen. Wenn dir klar ist,<br />

dass du es mit einer inspirierenden Person<br />

zu tun hast, dann kannst du etwas von ihr<br />

lernen. Deshalb mag ich es, mit Regisseuren<br />

zu arbeiten, die schlauer sind als ich.<br />

Was kann man denn von Quentin<br />

Tarantino lernen?<br />

PITT: Quentin will alles real in der Kamera<br />

einfangen. Da gibt es keine Computereffekte.<br />

Meine Figur, ein Stuntman, hat<br />

eine ganz lange Kampfszene mit Bruce<br />

40 THE RED BULLETIN


„ I C H W I L L M I C H N I C H T W I E D E R H O L E N , S O N D E R N<br />

M I C H W E I T E R B E W E G E N , A U F G E D E I H U N D V E R D E R B .<br />

ICH KANN NICHT ZURÜCK.“ BRAD PITT<br />

ANDREAS RENTZ/GETTY IMAGES, <strong>2019</strong> SONY PICTURES ENTERTAINMENT DEUTSCHLAND GMBH (3)<br />

Lee. Und Quentin sagte: „Wir drehen das<br />

alles in einer Einstellung – ohne Schnitte.“<br />

Darauf ich: „Aber du kannst es doch<br />

danach so schneiden, dass es genau so<br />

wirkt.“ Aber er blieb hart: „Wenn wir alles<br />

in einer Einstellung bringen, dann muss<br />

das auch exakt so gefilmt werden.“ Und<br />

genau das haben wir gemacht. Du kannst<br />

mit ihm debattieren, aber du solltest nicht<br />

mit ihm streiten.<br />

Wo wir bei dem <strong>The</strong>ma „Konfrontation“<br />

sind: Hat einer von euch sich<br />

jemals einen echten Kampf mit einem<br />

Co-Darsteller geliefert?<br />

PITT: Nein, aber bei einem Actionfilm ließ<br />

der Regisseur mich und meine Kollegen<br />

gegeneinander boxen. Er erklärte, dass<br />

wir uns auf diese Weise besser kennenlernen.<br />

Seine Worte waren: „Du erfährst<br />

erst richtig etwas über jemanden, wenn<br />

du ihm ins Gesicht schlägst.“ Wir haben<br />

durch das Sparring einen richtigen Gemeinschaftsgeist<br />

entwickelt. Einerseits<br />

bist du aggressiv, andererseits hältst du<br />

dich auch zurück, weil dir der andere<br />

Neulich in Hollywood<br />

Auf die große Leinwand – um jeden Preis:<br />

Nach diesem Motto versuchen TV-Star<br />

Rick Dalton (Leonardo DiCaprio) und sein<br />

Stunt-Double Cliff Booth (Brad Pitt), in<br />

Hollywood Fuß zu fassen. Quentin Tarantinos<br />

„Once Upon a Time in Hollywood“ feiert die<br />

Traumfabrik der ausklingenden 1960er-Jahre<br />

– mit perfekt inszenierter Nostalgie und einer<br />

gehörigen Portion Gewalt.<br />

159 Minuten, ab 15. <strong>August</strong> in den Kinos<br />

etwas bedeutet. Du zeigst Wettbewerbsgeist<br />

und zugleich Beschützerinstinkt.<br />

Wie stark ist der Wettbewerbsgeist beim<br />

Drehen? Wie groß ist die Versuchung,<br />

eine Szene an sich zu reißen?<br />

DICAPRIO: Das ist nie ein <strong>The</strong>ma. Wir<br />

machen, was für die Rolle richtig ist.<br />

PITT: Ja, das ist eine Sackgasse. Wenn<br />

du um so etwas kämpfst, bist du auf dem<br />

sichersten Weg, den Film zu vermurksen.<br />

Bei einem großartigen Projekt muss jeder<br />

die Chance haben, sein Bestes zu geben.<br />

All diesen Erkenntnissen zum Trotz<br />

waren nicht alle eure Filme durchschlagende<br />

Erfolge …<br />

PITT: Das kommt immer darauf an, wie<br />

man Erfolg definiert. Ich erinnere mich,<br />

wie ich Anfang der Neunziger einmal<br />

die Turnwettbewerbe bei der Olympiade<br />

anschaute. Da gab es eine Russin, die als<br />

absolute Favoritin galt. Aber nach den<br />

ersten zehn Sekunden ihres Programms<br />

stürzte sie. Ich sah, wie sie dann wieder<br />

aufstand und alles perfekt durchzog. Das<br />

war für mich höchst inspirierend und<br />

bewegend. Alle sprachen davon, was das<br />

für eine Erniedrigung gewesen sei, aber<br />

für mich war das ein wahrer Sieg. Wenn<br />

es also um Filme geht, dann denken wir<br />

oft nicht an den Schwierigkeitsgrad. Für<br />

mich definiert sich Erfolg aber genau darin<br />

– und nicht in der Frage, ob er als bester<br />

Film in den Jahrbüchern stehen wird.<br />

Doch Misserfolge aus dem Blickwinkel<br />

der Öffentlichkeit können auch zum<br />

Ende einer Karriere führen.<br />

PITT: Irgendwann wird jeder mal eine<br />

vergessene Größe sein. Du kannst nichts<br />

anderes tun, als einfach weiterzumachen.<br />

DICAPRIO: Letztlich ist jede Karriere eine<br />

Achterbahnfahrt. Es geht immer rauf und<br />

runter. Deshalb bleibt dir nichts anderes<br />

übrig, als das Ganze als Langstreckenlauf<br />

zu betrachten.<br />

PITT: Ich glaube, der große Fehler liegt<br />

darin, nach der Bedeutung im Resultat zu<br />

suchen. Du findest die Bedeutung im Tun.<br />

Jeden Tag. Darauf kommt es an. Aber<br />

das zu finden ist zugegebenermaßen ein<br />

ständiger Kampf.<br />

THE RED BULLETIN 41


Stadt der Zukunft:<br />

Die schwimmenden Module<br />

der „Oceanix City“ bieten<br />

Lebensraum für bis zu<br />

10.000 Menschen.<br />

INNOVATOR<br />

START-UPS,<br />

PIONIERE UND<br />

GENIALE<br />

ERFINDUNGEN<br />

Schwimmende Stadt<br />

Meertropolis<br />

Du sehnst dich nach einem<br />

Appartement mit Meeresblick?<br />

Wieso so bescheiden? Schon bald<br />

könnten wir alle in einer Metropole<br />

mitten im Ozean leben.<br />

Ich weiß, dass Mensch und<br />

Fisch friedlich koexistieren<br />

können“, erklärte Ex-US-<br />

Präsident George W. Bush im<br />

Jahr 2000. Wie prophetisch<br />

seine Worte sein würden,<br />

ahnte er wohl selbst nicht. Die<br />

Vereinten Nationen schätzen,<br />

dass bis 2050 etwa 90 Prozent<br />

der Weltmetropolen von einem<br />

steigenden Meeresspiegel bedroht<br />

sein werden, während<br />

landeinwärts Überbevölkerung<br />

zum Problem werden wird.<br />

Einem Problem, das die UNO<br />

rasch lösen will – zum Beispiel<br />

mit dem im April präsentierten<br />

Konzept „Oceanix City“.<br />

Basis der Idee sind schwimmende<br />

Bauteile à zwei Hektar,<br />

die bis zu 300 Personen tragen<br />

und zu Städten von 10.000<br />

Einwohnern kombiniert werden<br />

können. Jedes Modul soll<br />

dabei autark sein. Energie<br />

spenden Solarpaneele auf den<br />

Dächern, Nahrung gedeiht in<br />

zentralen Farmen. Wobei auf<br />

den Inseln nicht nur Essen<br />

angebaut wird, sondern auch<br />

42 THE RED BULLETIN


„Wir sind überzeugt<br />

davon, dass die<br />

Menschheit in<br />

Einklang mit der<br />

Unterwasserwelt<br />

leben kann.“<br />

Marc Collins Chen,<br />

CEO von Oceanix<br />

Baumaterial: Die bis zu sieben<br />

Stockwerke hohen Häuser bestehen<br />

nämlich großteils aus<br />

nachhaltigem Bambus.<br />

Veranke rungen auf dem<br />

Meeresboden sorgen für Halt,<br />

zudem dienen sie als Saatgut<br />

künst licher Riffe. „Wir sind<br />

überzeugt davon, dass die<br />

Menschheit in Einklang mit<br />

der Unterwasserwelt leben<br />

kann“, sagt Oceanix-Gründer<br />

Marc Collins Chen. Bush hätte<br />

es nicht besser ausdrücken<br />

können. oceanix.org<br />

IN ALLER<br />

KÜRZE<br />

HIGHTECH<br />

FÜR DIE<br />

WABE<br />

Bits und Bites für<br />

Bienen: Diese Ideen<br />

helfen Imkern bei<br />

der Arbeit.<br />

BIG DATA FÜR BIENEN<br />

Mit der b.tree-Software<br />

behalten Imker den<br />

Überblick über ihre<br />

Bienenvölker, effizient<br />

und einfach per App:<br />

Welches Volk war fleißiger?<br />

Wann wurde zum<br />

letzten Mal kon trolliert,<br />

behandelt, ge füttert?<br />

info.btree.at<br />

DIE BIENENSAUNA<br />

Die Varroamilbe ist die<br />

Hauptfeindin der Honigbiene<br />

– und temperatursensibel.<br />

Also heizt<br />

ein Elektrogerät die<br />

Brut auf, sodass die<br />

Schädlinge sterben, die<br />

Bienen dank kühlendem<br />

Flügelschlag nicht.<br />

bienensauna.de<br />

Mehr Inspiration für<br />

Zukunftsmacher gibt es<br />

im aktuellen INNOVATOR.<br />

Infos und Abo unter:<br />

redbulletininnovator.com<br />

BIG BJARKE INGLES GROUP, SIMYBALL TOM GUISE, WERNER JESSNER, LEA WIESER<br />

Gadget<br />

Runde Sache:<br />

Die Sensoren auf<br />

dem SimyBall<br />

messen dein<br />

Stresslevel.<br />

Spielend entspannen<br />

Von wegen Zeitverschwendung: Das Wiener<br />

Start-up SimyBall bekämpft Alltags stress mit<br />

einem Biofeedback-Gamecontroller.<br />

In Zeiten immer stärker<br />

werdender Digitalisierung,<br />

dauernder Erreichbarkeit<br />

und ständig überquellender<br />

E-Mail-Postfächer<br />

spielt der Umgang mit Stress<br />

am Arbeitsplatz eine immer<br />

wichtigere Rolle. Wir wissen:<br />

Ein gesundes Maß an Stresshormonen<br />

kann zu mehr<br />

Produktivität führen. Andererseits<br />

reichen die negativen<br />

Folgen von Dauerstress<br />

von Denkblockaden und<br />

Konzentrationsproblemen<br />

bis hin zu Immunschwäche<br />

und Burn-out.<br />

„Unser Ziel ist es, den<br />

eigenen Körper zu verstehen,<br />

um Stress richtig handhaben<br />

und so die eigene<br />

Leistungsfähigkeit steigern<br />

zu können“, erklärt Andreas<br />

Chabicovsky. Dafür hat der<br />

ehemalige Spitzensportler<br />

nun den SimyBall ent wickelt<br />

– einen intelligenten Anti-<br />

Stress-Ball, der mittels Sensoren<br />

das Stresslevel seines<br />

Nutzers über den Kontakt<br />

mit dessen Handfläche misst.<br />

Auf Basis von Puls, Hauttemperatur<br />

und Hautleitwert<br />

(Schweiß) berechnet<br />

die tennisballgroße Kugel,<br />

wie gestresst der Anwender<br />

Der SimyBall steigert spielerisch<br />

die Leistungsfähigkeit der User.<br />

ist, und gibt über eine Farbskala<br />

sekundenschnelles<br />

Feedback: von Blau für „sehr<br />

entspannt“ bis Rot für „sehr<br />

gestresst“.<br />

Anhand der erfassten Vitalwerte<br />

wird dem Benutzer<br />

ein fünf- bis zehnminütiges<br />

Computerspiel vorgeschlagen,<br />

das dabei helfen soll,<br />

Stress abzubauen sowie<br />

Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit<br />

langfristig zu<br />

erhöhen. Die Spiele, sogenannte<br />

SimyGames, reichen<br />

von Bogenschießen über<br />

Golfen bis zu Jump ’n’ Run<br />

und werden auf der dazugehörigen<br />

App angeboten.<br />

Der SimyBall selbst fungiert<br />

als Controller. Chabicovsky:<br />

„Der Ball ist ein Mittel zum<br />

Zweck, um seinen Körper<br />

besser wahrzunehmen.“<br />

simyball.com<br />

THE RED BULLETIN 43


WAS SPORTLER ESSEN<br />

S O I S S T D U<br />

W I E E I N<br />

CHAMPION<br />

Von Clean Eating bis Chili zum Frühstück:<br />

Hier verraten acht Spitzensportler aus der ganzen Welt,<br />

wie ihre Ernährung zu ihrem Erfolg beiträgt.<br />

Du kannst ihrem Beispiel folgen.<br />

Text WILL COCKRELL<br />

Illustrationen BRIAN STAUFFER und HELLO VON<br />

44 THE RED BULLETIN


BRIAN STAUFFER


WAS SPORTLER ESSEN<br />

David<br />

Hablützel<br />

ALTER: 23<br />

LAND: Schweiz<br />

LIEBLINGSESSEN:<br />

Hablützel liebt Gemüse<br />

und isst es mittlerweile<br />

routinemäßig bei jeder<br />

Mahlzeit. Bei Reisen<br />

in die USA muss aber<br />

immer auch ein guter<br />

Burger drin sein.<br />

F R Ü H S T Ü C K :<br />

hausgemachtes Müsli<br />

ohne Zucker<br />

A<br />

ls Snowboarder David Hablützel achtzehn Jahre<br />

alt wurde, wusste er bereits, wie es ist, alles zu haben<br />

– und alles zu verlieren. Mit fünfzehn hatte das<br />

Schweizer Freestyle-Phänomen bei der Jugend-<br />

Olympiade 2012 die Bronzemedaille gewonnen, war<br />

im gleichen Jahr ins Nationalteam berufen worden.<br />

Mit siebzehn wurde er Fünfter bei den Olympischen<br />

Winterspielen in Sotschi und stand in Vail, Colorado,<br />

bei den prestigeträchtigen U. S. Open auf dem Podium.<br />

Seine Siege feierte er wie andere Teenager auch:<br />

mit fetten Burgern und Alkohol. Zur Regeneration<br />

hielt er sich an frisch gebackene Croissants, und das<br />

neueste Kendrick-Lamar-Album interessierte ihn<br />

wesentlich mehr als frische Lebensmittel.<br />

Denn für David Hablützel war das Snowboarden<br />

kein professioneller Leistungssport, sondern eine<br />

Ausdrucksmöglichkeit. „Snowboarden ist eine Kunstform“,<br />

sagte er damals. „Es geht nicht nur darum,<br />

sich mit anderen zu messen, oder um die Höhe des<br />

Sprungs. Es ist ein Lebensstil.“<br />

Doch dann missglückte ihm eine Landung. Beim<br />

Aufwärmen für ein Slopestyle-Event in Andorra 2014<br />

riss sein vorderes Kreuzband. 2016 riss es erneut –<br />

und mit ihm der Faden einer Karriere, die bis dahin<br />

wie selbstverständlich auf Erfolg programmiert war.<br />

Dennoch brachten diese Verletzungen auch etwas<br />

Positives in Davids Leben: eine neue Perspektive.<br />

„Sie erinnerten mich daran, dass ich ein Athlet bin“,<br />

resümiert er heute. „Das Snowboarden ist nicht bloß<br />

ein Lebensstil, es wird immer kompetitiver. Wenn du<br />

dich nicht ans steigende Level anpasst, bist du sofort<br />

ein paar Schritte zurück. Mir wurde klar, dass ich<br />

professioneller und disziplinierter werden muss.“<br />

HELLO VON<br />

46 THE RED BULLETIN


„VERLETZTE ATHLETEN MÖCHTEN<br />

WISSEN, WAS SIE ESSEN SOLLEN,<br />

UM IHRE RÜCKKEHR ZUM SPORT<br />

BESTMÖGLICH ZU FÖRDERN.“<br />

Eines der ersten Dinge, die Hablützel in Angriff<br />

nahm, war seine Ernährung. Er durchforstete das<br />

Internet nach Ernährungstipps und begann instinktiv<br />

Gemüse in sich reinzustopfen, aß nur noch halb so<br />

viel Fleisch, Snacks ließ er komplett weg – und folgte<br />

damit im Prinzip genau jenen Tipps, mit denen wir<br />

alle überflutet werden. Aber für jemanden, der nicht<br />

nur von einer Verletzung zurückkommen, sondern<br />

eines Tages Olympiasieger werden wollte, war das<br />

Internet-Wissen nicht differenziert genug: David zog<br />

sein selbst auferlegtes Essensregime derart streng<br />

durch, dass er sich sogar Kalorien entzog, die sein<br />

Körper eigentlich dringend benötigt hätte. Es ging<br />

in die falsche Richtung.<br />

Ian Walsh<br />

ALTER: 36<br />

LAND: USA<br />

LIEBLINGSESSEN:<br />

Walsh, ein Hawaiianer<br />

mit Leib und Seele, hat<br />

Açai-Bowls und frische<br />

Smoothies perfektioniert.<br />

Aber an seltenen<br />

Cheat-Tagen kann er<br />

einer deftigen mexikanischen<br />

Mahlzeit nicht<br />

widerstehen.<br />

Im Jahr 2018 stellten ihm seine Trainer die Sporternährungsberaterin<br />

Kristen Bell vor. Bell ist die<br />

Ernährungsautorität bei <strong>Red</strong> Bull. Vom Snowboarder<br />

bis zum Kitesurfer hilft sie Spitzensportlern, ihre Ernährung<br />

so zu gestalten, dass sie ihre Leistung maximieren<br />

können. Und angesichts der internationalen<br />

Ausrichtung von <strong>Red</strong> Bull – und der damit einhergehenden,<br />

teils brutalen Reisepläne der Athleten<br />

– hat Bell nicht nur ein besonderes Gespür dafür entwickelt,<br />

mit regionalen Ernährungsgegebenheiten zu<br />

arbeiten, sondern auch ein professionelles Programm<br />

dafür erarbeitet – von dem auch du lernen kannst.<br />

Hier folgen ihre sechs wichtigsten Lektionen:<br />

1<br />

Jedes Reiskorn zählt<br />

Als Erstes erklärt Bell den Elite-Athleten, dass<br />

schon kleine Veränderungen auf der Basis von Halbwissen<br />

katastrophale Folgen haben können. Weil<br />

sie weiß: sich gut zu fühlen reicht für diese Männer<br />

und Frauen nicht. Bell muss ihnen beibringen, „ihren<br />

Tank immer zu hundert Prozent gefüllt zu haben“.<br />

Hablützel beispielsweise brauchte nicht nur eine<br />

Comeback-Diät, er musste auch lernen, wie man<br />

diese Essgewohnheiten beibehält, wenn man unter-<br />

THE RED BULLETIN 47


WAS SPORTLER ESSEN<br />

Sae<br />

Hatakeyama<br />

ALTER: 22<br />

LAND: Japan<br />

S P O R T:<br />

BMX-Racing<br />

L I E B L I N G S E S S E N :<br />

Hatakeyama liebt Sushi<br />

und das Yakisoba ihrer<br />

Mutter, ein Pfannengericht<br />

aus Sobanudeln,<br />

Fleisch und Gemüse.<br />

Für den besonderen<br />

Genuss gönnt sie sich<br />

eine Schüssel Eiscreme.<br />

F R Ü H S T Ü C K :<br />

Brot, Eier und Joghurt<br />

„DIESE ATHLETEN SIND<br />

SO HART ZU SICH – IMMER.<br />

DARUM SOLLTEN SIE SICH<br />

MANCHMAL WAS GÖNNEN.“<br />

wegs ist – und zwar, bevor er wieder gesund war.<br />

„Viele Athleten geben ihrem Körper nicht die richtigen<br />

Lebensmittel, die mithelfen, Verletzungen zu vermeiden<br />

– also Dinge wie Vitamin C oder Kollagen“,<br />

betont Bell. „Und ihr Immunsystem ist geschwächt,<br />

weil sie so viel reisen.“<br />

2<br />

Lass unterwegs den Freestyler raus<br />

Im Wesentlichen bringt Bell den Athleten die<br />

Kunst des Improvisierens bei. Sie predigt regelrecht,<br />

wie wichtig es ist, das Beste aus längeren<br />

Aufenthalten zu Hause zu machen, also in Zeiten<br />

mit Zugang zu bekannten Geschäften, Märkten und<br />

Restaurants. Sie gibt den Athleten Werkzeuge in die<br />

Hand, die bei der Planung helfen – von Einkaufs- bis<br />

hin zu Zubereitungstipps – und sogar dabei, empfehlenswerte<br />

Supermärkte und Restaurants an den<br />

Orten ihrer Trainingslager und Wettkämpfe zu finden.<br />

Das sind die Tools, die Athleten benötigen, um siebzehnstündige<br />

Flüge und Menüs zu überstehen, deren<br />

Gerichte aus einem Haufen undefinierbarer Zutaten<br />

bestehen. Aber die vielleicht wichtigste ihrer strengen<br />

Regeln lautet: Brich die Regeln auch einmal! „Die<br />

48 THE RED BULLETIN


„ PIZZA? KEIN PROBLEM!“<br />

Chilis zum Frühstück und Fasten in der<br />

S a i s o n p a u s e : S k i b e r g s t e i g e r u n d B e r g l ä u f e r<br />

A n t o n P a l z e r e r k l ä r t , m i t w e l c h e r E r n ä h r u n g<br />

d u j e d e n G i p f e l e r k l i m m s t .<br />

HELLO VON<br />

THE RED BULLETIN: Anton,<br />

unter Skibergsteigern und<br />

Bergläufern giltst du als<br />

Mentalitätswunder, stehst<br />

du doch frühmorgens stets<br />

topmotiviert an der Startlinie.<br />

Mit Verlaub: Was isst<br />

du denn zum Frühstück?<br />

ANTON PALZER: Vor Wettkämpfen<br />

immer das Gleiche:<br />

feinblättrige Haferflocken mit<br />

Ingwer, getrockneten Chilischoten,<br />

Kurkuma und Zimt.<br />

Chilis zum Frühstück?<br />

Das klingt ja furchtbar.<br />

Schmeckt aber fantastisch –<br />

vor allem in Kombination mit<br />

einem Esslöffel Honig. Allerdings<br />

geht es weniger um das<br />

Aroma als um den Effekt: Die<br />

Gewürze – vor allem Chili und<br />

Kurkuma – beruhigen meinen<br />

Magen. Auf den schlägt sich<br />

die Anspannung vor dem<br />

Start schon mal nieder.<br />

Bei deinen Wettkämpfen<br />

bist du mehrere Stunden<br />

in den Bergen unterwegs,<br />

legst zu Fuß und mit Skiern<br />

mehrere tausend Höhenmeter<br />

zurück. Wie füllst du<br />

am Vorabend deinen Tank?<br />

Kohlehydrate müssen als<br />

Energielieferant schon sein,<br />

klar. Allein darauf sollte sich<br />

ein Ausdauersportler aber<br />

nicht verlassen. Du solltest<br />

auf jeden Fall genug Eiweiß<br />

zu dir nehmen – das stabilisiert<br />

den Blutzuckerspiegel<br />

und bewirkt, dass du Kohlehydrate<br />

besser aufnehmen<br />

kannst. Mein Tipp für das<br />

Dinner vor dem Wettkampf:<br />

Steak mit Kartoffeln.<br />

Wie füllst du die Energiereserven<br />

zwischen zwei<br />

harten Trainingseinheiten<br />

wieder auf?<br />

Da schwöre ich auf die Banane.<br />

Wichtig: Zirka zwei<br />

Stunden vor der Belastung<br />

essen, dann entfaltet sie ihre<br />

Wirkung am effektivsten.<br />

Ohne welches Gericht<br />

könntest du nicht leben?<br />

Pizza! Drei pro Woche esse<br />

ich mindestens.<br />

Im Ernst?<br />

Aber ja. Am liebsten natürlich<br />

original italienisch mit<br />

Weißmehlteig, aber der ist ja<br />

leider entzündungsfördernd<br />

und auch sonst für Profisportler<br />

eher ungeeignet.<br />

Daher backe ich meinen<br />

eigenen Teig aus Mandeloder<br />

Dinkelmehl. Der wird<br />

zwar härter, aber was soll’s,<br />

besser als gar keine Pizza.<br />

Hast du deine Ernährung<br />

schon mal komplett umgestellt,<br />

um deine Performance<br />

zu verbessern?<br />

Klar! Im Sommer, wenn ich<br />

Saisonpause habe, experimentiere<br />

ich gerne ein bisschen.<br />

Aktuell faste ich zum<br />

Beispiel.<br />

Du verzichtest auf Essen?<br />

Wie verträgt sich das mit<br />

Leistungssport?<br />

Ich gehe nach dem 16/8-<br />

Prinzip vor, das heißt ich<br />

faste 16 Stunden und esse<br />

8 Stunden ganz normal.<br />

Konkret esse ich am frühen<br />

Abend und dann wieder zur<br />

Mittagszeit, das reicht meinem<br />

Körper. So können sich<br />

meine Zellen in der Fastenzeit<br />

reinigen, und ich kann<br />

trotzdem trainieren. Natürlich<br />

geht das nur, wenn ich<br />

keine Wettkämpfe habe, aber<br />

der Effekt ist erstaunlich. Ich<br />

fühle mich morgens wesentlich<br />

frischer als sonst, bin<br />

überhaupt nicht mehr müde<br />

– und gehe mit neuer Power<br />

in die kommende Saison.<br />

Anton Palzer<br />

ALTER: 26<br />

LAND: Deutschland<br />

SPORT: Skibergsteiger<br />

und Bergläufer<br />

LIEBLINGSESSEN:<br />

Pizza mit Bündnerfleisch<br />

und Rucola<br />

FRÜHSTÜCK:<br />

über Nacht in Wasser eingeweichte<br />

Haferflocken,<br />

morgens gemischt mit je<br />

einem Teelöffel Kurkuma,<br />

Zimt, zwei zerstoßenen<br />

getrockneten Chilischoten,<br />

etwas Ingwer und Honig<br />

THE RED BULLETIN 49


WAS SPORTLER ESSEN<br />

„ SMART KOMBINIEREN“<br />

I n d i v i d u e l l e P l ä n e u n d F a r b c o d e s a m B u f f e t :<br />

Fußball- B u n d e s l i g i s t R B L e i p z i g h a t e i n e i g e n e s<br />

Ernährungs ko n z e p t e n t w i c ke l t . Ve r t e i d i g e r<br />

Lukas Klostermann erklärt, wie es funktioniert.<br />

THE RED BULLETIN: Lukas,<br />

dein Verein RB Leipzig will<br />

eure Ernährung optimal<br />

abstimmen – sowohl auf<br />

eure Trainingseinheiten und<br />

Spiele als auch auf eure<br />

individuellen Bedürfnisse.<br />

Schließt sich das nicht aus?<br />

LUKAS KLOSTERMANN: Freilich<br />

ist das immer ein Balanceakt.<br />

Dabei kommt es auf eine<br />

pfiffige Kombination an. Da<br />

unsere Köche immer Buffets<br />

zubereiten, können wir unsere<br />

Mahlzeiten sehr gut selbst<br />

zusammenstellen.<br />

Woher wisst ihr, was auf<br />

den Teller soll?<br />

Unsere Ernährungsexperten<br />

schicken uns zum Start jede<br />

Woche eine Mail, in der genau<br />

steht, worauf wir bei den<br />

Mahlzeiten achten sollen.<br />

Also vor Spielen zum Beispiel<br />

genug Kohlehydrate zu essen.<br />

Lukas<br />

Klostermann<br />

ALTER: 23<br />

LAND: Deutschland<br />

SPORT: Fußball<br />

LIEBLINGSESSEN:<br />

Currywurst mit Pommes<br />

(nicht zu scharf), das<br />

erinnert Lukas an seine<br />

Heimat am Rand des<br />

Ruhrgebiets.<br />

FRÜHSTÜCK:<br />

Bircher-Müsli mit Heidelbeeren<br />

oder Brombeeren,<br />

dazu ein gekochtes Ei<br />

Und ihr wisst dann automatisch,<br />

was das am Buffet<br />

bedeutet?<br />

Grob schon, aber weil die wenigsten<br />

von uns Ernährungsexperten<br />

sind, hängt vor dem<br />

Buffet ein Flatscreen, auf<br />

dem Informationen zu den<br />

Gerichten stehen, die Nährwerte,<br />

aber auch Inhaltsstoffe<br />

wie Kuhmilch, Gluten für<br />

Spieler mit entsprechenden<br />

Unverträglichkeiten. Dazu<br />

gibt es am Buffet ein Farbsystem<br />

zur Orientierung.<br />

Wie werden eure individuellen<br />

Bedürfnisse ermittelt?<br />

Los geht’s mit einer großen<br />

medizinischen Untersuchung<br />

– von Blut bis Urin wird erst<br />

mal alles analysiert. Am Ende<br />

bekommst du eine mehrseitige,<br />

kleingedruckte Auswertung<br />

in die Hand gedrückt,<br />

und du verstehst erst mal gar<br />

nichts. Zum Glück geht das<br />

dann ein Ernährungsexperte<br />

mit dir durch.<br />

Was kam bei dir heraus?<br />

Etwa, dass mein Magnesiumlevel<br />

etwas zu niedrig ist.<br />

Zum Ausgleich nehme ich<br />

jetzt Magnesiumtabletten.<br />

Damit ist es aber nicht getan.<br />

Warum nicht?<br />

Weil nicht gesagt ist, dass die<br />

Tabletten anschlagen. Deswegen<br />

ist es wichtig, die Werte<br />

immer wieder zu checken. Bei<br />

mir haben etwa die letzten<br />

Untersuchungen keine<br />

großen Veränderungen beim<br />

Magnesium gezeigt – das<br />

behalten wir jetzt im Blick.<br />

Merkst du auf dem Platz<br />

einen Unterschied?<br />

Nicht unmittelbar, das wäre<br />

aber auch zu viel erwartet.<br />

Langfristig kann es auf jeden<br />

Fall einen Unterschied machen.<br />

Außerdem überträgt<br />

sich die Philosophie auf uns<br />

Spieler: Unser Verein sucht<br />

immer nach neuen Wegen,<br />

unsere Performance bis ins<br />

Detail zu verbessern – ob im<br />

Techniktraining oder der Ernährung.<br />

Diese Einstellung<br />

haben auch wir verinnerlicht.<br />

Mal ehrlich: Kann das Essen<br />

nach Plan auch mal nerven?<br />

Klar, aber zum Glück sorgen<br />

unsere Köche immer für<br />

genug Abwechslung. Und ab<br />

und an musst du auch alle<br />

Vorgaben ignorieren und für<br />

den reinen Genuss essen.<br />

Bei mir ist das zweimal im<br />

Jahr Currywurst mit Pommes<br />

– das erinnert mich an meine<br />

Heimat in Gevelsberg am<br />

Rand des Ruhrgebiets.<br />

HELLO VON<br />

50 THE RED BULLETIN


Herausforderung dieser Spitzensportler besteht<br />

darin, in allen Bereichen ihres Lebens perfekt zu<br />

funktio nieren“, sagt sie. „Im Schlaf, im Training und<br />

in der Ernährung. Was wir aber letztendlich immer<br />

an streben, ist eine gesunde Balance.“<br />

3<br />

Zu Hause brauchst du Routinen<br />

Bestes Beispiel dieser Balance ist der Big-Wave-<br />

Surfer Ian Walsh, einer von Bells „Musterschülern“,<br />

für den Clean Eating (der Verzehr von Vollwertprodukten<br />

unter Vermeidung industriell verarbeiteter<br />

Lebensmittel) bereits seit Jahren selbstverständlich<br />

ist – und dessen Leben buchstäblich davon abhängt,<br />

in bester körperlicher Verfassung zu sein. Während<br />

der Sechsunddreißigjährige aus Maui kein Problem<br />

hat, beim Surfen im heimatlichen Jaws in Topform<br />

zu bleiben, bringen weiter entfernte Wellen wie die<br />

von Teahupoo, Tahiti, oder von Nazaré, Portugal, Probleme<br />

mit sich. Wenn es der Swell an irgendeinem<br />

Ende der Welt verlangt, muss Walsh sofort in ein<br />

Flugzeug springen und einen Langstreckenflug auf<br />

sich nehmen. Und er muss mit genügend Energie<br />

ankommen, um sofort nach der Landung an die Arbeit<br />

zu gehen. „Oft geht es direkt vom Flughafen zum<br />

Meer – und zum Hineinpaddeln in eine 18 Meter hohe<br />

Welle“, sagt er. „Manches wird ziemlich verrückt,<br />

wenn man die Wellen auf dem ganzen Planeten jagt.<br />

Es ist schwer, immer gut vorbereitet zu sein. Kristen<br />

hat mir sehr geholfen, zu Hause, in meiner gewohnten<br />

Umgebung, Routinen zu entwickeln, mit denen<br />

ich meine Nährwerte konstant halten kann.“<br />

4<br />

Ehre deine Heimatküche<br />

Bell führt mit jedem Athleten ein Erstgespräch,<br />

um herauszufinden, welche Lebensmittel er aufgrund<br />

seiner Herkunft am häufigsten isst. Da sie bereits mit<br />

Dutzenden Athleten aus der ganzen Welt zusammengearbeitet<br />

hat, weiß sie etwa, dass das Weglassen von<br />

Käse in Lateinamerika schwierig sein wird, Reis mit<br />

Bohnen hingegen eine großartige, überall verfügbare<br />

Mahlzeit für Athleten ist. Sie weiß auch, dass Gerichte<br />

in Asien dem Clean-Eating-Prinzip eher entsprechen,<br />

einige asiatische Saucen allerdings viel zu viel Zucker<br />

enthalten. Und dass in den USA die Portionsgröße<br />

die mächtigste Herausforderung ist.<br />

5<br />

Füll deine Lücken<br />

In der Erstellung jedes individuellen Food-<br />

Master plans hat Bell eine mächtige Geheimwaffe:<br />

Nahrungsergänzungsmittel. Als diese – in Form<br />

Olga<br />

Kharlan<br />

ALTER: 28<br />

LAND: Ukraine<br />

SPORT: Fechten<br />

LIEBLINGSESSEN:<br />

Borschtsch (Rote-Bete-<br />

Suppe) ist „wie Trinkwasser“<br />

für die Olympiasiegerin,<br />

die auch<br />

gern einen guten<br />

ukrainischen Salo<br />

(geräucherten Rückenspeck)<br />

mit Knoblauch<br />

und Roggenbrot isst.<br />

FRÜHSTÜCK:<br />

Haferflocken mit<br />

Erdnussbutter<br />

und Banane<br />

„NAHRUNGSE RGÄNZUNGS-<br />

MITTEL HELFEN UNS DABEI,<br />

DAS LETZTE VIERTEL IN<br />

UNSEREN TANK ZU FÜLLEN.“<br />

THE RED BULLETIN 51


WAS SPORTLER ESSEN<br />

von Energieriegeln – auf den Markt drängten, waren<br />

sie in Wirklichkeit nur bessere Schokoriegel. Aber<br />

mittlerweile gibt es Produkte, die tatsächlich geeignet<br />

sind, Ernährungslücken zu füllen – zum Beispiel<br />

direkt nach einem harten Training oder zwischen<br />

zwei Mahlzeiten. Eine Lücke, die Ernährungsberater<br />

oft als „goldene Stunde“ bezeichnen. „Nahrungsergänzungsmittel<br />

ermöglichen es uns, die letzten<br />

20 bis 25 Prozent in den Tank zu kriegen“, sagt Bell.<br />

„Für einige Athleten war das tatsächlich lebensverändernd.“<br />

Etwa für den Skateboarder Felipe Gustavo,<br />

der mit pflanzlichem Proteinpulver das bei seiner<br />

veganen Ernährung sonst fehlende Protein auffüllt.<br />

Lukas Klostermann, Verteidiger von RB Leipzig,<br />

nimmt ein Magnesiumpräparat, um seine Leistung<br />

zu steigern, seitdem seine Ernährungsberaterin einen<br />

Mangel festgestellt hat. „Musterschüler“ Walsh wiederum<br />

packt jedes Mal seine Nahrungsergänzungsmittel<br />

ein, wenn er erfährt, dass er nach Übersee reisen<br />

muss, und beginnt mit der Einnahme, sobald er ins<br />

Flugzeug steigt. „Den ganzen Flug über trinke ich<br />

viel Wasser, lade Elektrolyte auf, trinke Shakes und<br />

esse alles, was ich kann, bevor ich ankomme“, sagt er.<br />

Es gilt aber auch die Kirche im Dorf zu lassen:<br />

Laut Bell sind Energieriegel und Spezialpulver zwar<br />

eine gute Möglichkeit für Zeiten, in denen man unterwegs<br />

ist oder wenn das Leben einfach zu hektisch für<br />

Planungen verläuft, ein dauerhafter Ersatz für echtes<br />

Essen sind sie aber nicht. „Wenn ein Athlet nach einer<br />

schnellen Lösung sucht, wie eine Pille zu nehmen, damit<br />

er sonst essen kann, was er will, wird das nie funktionieren“,<br />

erklärt sie. „Nahrungsergänzungsmittel<br />

sind dazu da, zu tun, was ihr Name schon sagt.“<br />

Mutaz<br />

Barshim<br />

ALTER: 28<br />

LAND: Qatar<br />

SPORT: Hochsprung<br />

L I E B L I N G S E S S E N :<br />

Wenn er sich nach<br />

Hausmannskost sehnt,<br />

mag Barshim Hühner-<br />

Kabsa, ein Reisgericht<br />

mit Kräutern. Für den<br />

Extra-Leistungsschub<br />

greift er zu Kohlehydraten:<br />

Pasta und<br />

Haferflocken.<br />

F R Ü H S T Ü C K :<br />

Haferflocken und Eier<br />

HELLO VON<br />

52 THE RED BULLETIN


MACH, WAS WIRKLICH ZÄHLT.<br />

#HIGHTECH<br />

FOLGE DEINER BERUFUNG.<br />

bundeswehr<br />

karriere.de


WAS SPORTLER ESSEN<br />

Ignoriere alle Regeln<br />

6 (zumindest manchmal)<br />

Bells wichtigste Lektion für ihre Athleten ist die<br />

Kunst des Loslassens. Gebetsmühlenartig betont sie<br />

die Wichtigkeit der Balance, sie erinnert die Athleten<br />

ständig daran, dass sie naturgemäß nicht jede Mahlzeit<br />

kontrollieren können – schon gar nicht, wenn<br />

sie in entlegenen Winkeln der Welt unterwegs sind.<br />

Ihr Credo: Schlechte Kalorien sind immer noch besser<br />

als gar keine. Und: Die erfolgreichsten Athleten<br />

sind jene, die ihrer Leine auch einmal Meter lassen.<br />

„Wir sind bestrebt, eine gesunde Beziehung zum<br />

Essen aufzubauen“, sagt sie. „Wenn man wegen einer<br />

schlechten Mahlzeit Stress bekommt, ist das nicht<br />

gesund – falscher Perfektionismus ist eine ständige<br />

Herausforderung für viele dieser Athleten.“<br />

Manchmal bedeutet das, die Nährwerte einfach zu<br />

ignorieren. Essen ist emotional eines der wichtigsten<br />

Dinge in unserem Leben, sei es die Hausmannskost<br />

der Mutter oder das Lieblingsgericht in einem lokalen<br />

Restaurant. Bell ist sich der positiven Wirkung, die<br />

so ein Lieblingsessen auf einen erschöpften, von<br />

Heimweh geplagten Sportler haben kann, natürlich<br />

bewusst. Derartige „Cheat-Tage“ sind nichts Neues,<br />

aber Bell betont, dass weit mehr dahintersteckt, als<br />

die meisten glauben. Zum einen hält sie nichts von<br />

der Betrachtungsweise des „Betrügens“ – sie bevorzugt<br />

das Wort „Belohnung“ („Treat-Tage“). Noch<br />

wichtiger: Athleten sollen sich lieber ein paar Belohnungsessen<br />

innerhalb einer Woche gönnen, anstatt<br />

einen Tag lang alles komplett schleifen zu lassen.<br />

„Sich einen ganzen Tag lang gehen zu lassen kann<br />

eine derartige Lawine an Kohlehydraten, gesättigten<br />

Fettsäuren und Zucker bedeuten, dass du am nächsten<br />

Tag für gar nichts zu gebrauchen bist“, erklärt sie.<br />

Anders ausgedrückt: Die Ernährungswissenschaft<br />

liefert uns detaillierte Erkenntnisse, mit denen wir<br />

unsere Leistung optimal unterstützen können. Jetzt<br />

musst du nur noch für dich definieren, wie weit du<br />

mit ihrer Umsetzung gehen kannst – und willst.<br />

Kübra Dağli<br />

ALTER: 22<br />

LAND: Türkei<br />

SPORT: Taekwondo<br />

L I E B L I N G S E S S E N :<br />

Soll ihr Essen sie an daheim<br />

erinnern, greift sie<br />

zu gefüllten Weinblättern.<br />

Vor dem Training<br />

isst sie stärkehaltige<br />

Lebensmittel, um sich<br />

mit Energie zu versorgen.<br />

Nach dem Training<br />

nimmt sie Protein und<br />

Gemüse zu sich.<br />

F R Ü H S T Ü C K :<br />

Eier, Käse, Tomaten und<br />

Gurken, mit Tahini und<br />

Melasse überzogen<br />

„LIEBLINGSGERICHTE KÖNNEN<br />

EINEM ERSCHÖPFTEN, HEIMWEH-<br />

GEPLAGTEN SPORTLER SEHR<br />

BEI DER REGENERATION HELFEN.“<br />

HELLO VON<br />

54 THE RED BULLETIN


SO LEBST DU<br />

BIG<br />

Weltweit zählt TEAM BIG zur Spitze im Spiel „Counter-Strike“ –<br />

weil die E-Sportler wie besessen trainieren und zusammenhalten<br />

wie eine Familie. Wir haben sie einen Tag lang in ihrem Haus<br />

in Berlin besucht – und ihren Erfolgscode entschlüsselt.<br />

Text MAXIMILIAN REICH<br />

Fotos CHRISTOPH VOY<br />

Superhelden-Modus<br />

Seit der Gründung vor zwei Jahren hatte Team BIG viel Grund<br />

zum Jubeln, nicht zuletzt dank Star-Spieler Johannes Wodarz,<br />

genannt „tabseN“. Für diese Story gewährten uns er und seine<br />

Mitspieler exklusive Einblicke in ihren Alltag.<br />

56 THE RED BULLETIN


Im Bild von links:<br />

Can Dörtkardeș,<br />

Johannes Maget,<br />

Tizian Feldbusch,<br />

Johannes Wodarz,<br />

Trainer Alexander<br />

Szymanczyk und<br />

Fatih Dayik.<br />

BIG-TIPP 1<br />

Baut eine<br />

Familie auf<br />

Im Gegensatz zur Konkurrenz<br />

wohnen die<br />

Spieler von Team BIG<br />

unter einem Dach,<br />

bezeichnen sich sogar<br />

als Familie. Motto:<br />

Je verschworener euer<br />

Haufen, desto mehr<br />

könnt ihr erreichen.<br />

THE RED BULLETIN 57


BIG-TIPP 2<br />

Ehrt euren Schlaf<br />

Um drei ins Bett, um sechs<br />

Uhr wieder raus? Dafür<br />

mögen sich Manager feiern,<br />

E-Sportler (hier Wodarz)<br />

wissen, dass ihr Fokus<br />

leiden würde. Lösung:<br />

Wecker auf elf Uhr stellen.<br />

„Wir wollen einen<br />

völlig neuen Spielstil<br />

erfinden.“<br />

BIG-TIPP 3<br />

Schafft Rituale<br />

Unter einem Dach wohnen auch<br />

Zweck-WGs. Team BIG fördert<br />

seinen Zusam menhalt mit<br />

Ritualen. Los geht’s mit dem<br />

gemein samen Frühstück.<br />

58 THE RED BULLETIN


Am Rande von Berlin, in einer ruhigen<br />

Wohngegend zwischen blühenden Kirschbäumen<br />

und Einfamilienhäusern mit<br />

Zierteichen im Vorgarten, explodiert<br />

gleich eine Bombe. Vermutlich wird kurz<br />

davor ein Scharfschütze auf einem Dach<br />

in Stellung gehen, während ein paar<br />

Blendgranaten für Chaos sorgen. Seit drei<br />

Wochen geht das jetzt schon so, jeden<br />

Tag. So lange wohnen Johannes Wodarz,<br />

Fatih Dayik, Can Dörtkardeş, Tizian<br />

Feldbusch und Johannes Maget nämlich<br />

schon zusammen in dem braunen Haus<br />

am Ende der Straße.<br />

Die fünf Jungs gehören zur E-Sport-<br />

Mannschaft Team BIG (Berlin International<br />

Gaming) und führen das Leben,<br />

von dem Millionen Gamer träumen: Sie<br />

bekommen Geld dafür, „Counter-Strike:<br />

Global Offensive“ zu zocken. 46 Millionen<br />

Menschen auf der Welt spielen den<br />

Taktik- Shooter – und nur eine Handvoll<br />

davon ist so gut wie Team BIG. 2017<br />

haben sie die Deutsche Meisterschaft gewonnen<br />

und 2018 bei einem internationalen<br />

Turnier in der Kölner Lanxess Arena<br />

vor 15.000 Menschen den zweiten Platz<br />

belegt. Jeder der Jungs hat mittlerweile<br />

geschätzte Preisgelder zwischen hundertund<br />

zweihunderttausend Euro gewonnen.<br />

Trotzdem wohnen die fünf lieber wie<br />

Studenten zusammen mit ihren Trainern<br />

BIG-TIPP 4<br />

Erweitert<br />

euren Kreis<br />

Zum Zusammenhalt,<br />

der Team BIG antreibt,<br />

zählt auch der Support<br />

der Fans aus aller<br />

Welt – in Streaming-<br />

Sessions stehen die<br />

Spieler täglich mit<br />

ihnen in Kontakt.<br />

in einem Haus auf 380 Quadratmetern, um<br />

möglichst viel Zeit für die Entwicklung<br />

gemeinsamer Spielzüge und die Analyse<br />

gegnerischer Angriffsszenarien zu haben.<br />

Das ist ungefähr so, als würde die komplette<br />

Mannschaft des FC Bayern München<br />

zu Uli Hoeneß in sein Haus am Tegernsee<br />

ziehen. Auch in der E-Sport-Welt leben die<br />

Spieler für gewöhnlich nicht unter einem<br />

Dach. Doch der familiäre Zusammenhalt<br />

gilt als Erfolgsrezept von Team BIG. Wir<br />

haben uns gefragt: Wie schaut der Tagesablauf<br />

in so einer E-Sportler-WG aus?<br />

Dafür haben wir die Jungs in ihrem Haus<br />

besucht und einen Tag lang dabei begleitet,<br />

wie sie von früh bis spät trainieren.<br />

Na ja, mehr oder weniger früh …<br />

10.00 UHR: AUFSTEHEN<br />

Johannes „tabseN“ Wodarz, 24, ist als<br />

Erstes wach. Müde schlurft er in Jogginghose<br />

und Pantoletten ins Wohnzimmer.<br />

Er gilt als der beste deutsche „Counter-<br />

Strike“-Spieler, weshalb wir ihm heute<br />

über die Schulter gucken möchten. Blöd<br />

für ihn, weil er deshalb früher aufstehen<br />

musste, während die anderen noch schlafen<br />

dürfen. Im Eck steht ein Whiteboard<br />

mit der Überschrift: „To-do-Liste“ und<br />

darunter Begriffe wie „Meta Strats“, die<br />

man eher im Besprechungsraum der<br />

Deutschen Bank erwarten würde als im<br />

Wohnzimmer von ein paar Computerspielern.<br />

„Meta Strats“, erklärt tabseN,<br />

„bedeutet, wir wollen einen neuen Spielstil<br />

erfinden.“ Also so wie die Spanier<br />

als Väter des Tiki-Taka-Fußballs gelten.<br />

„Es ist aber leider gar nicht so einfach,<br />

da immer wieder etwas Neues zu finden,<br />

was es nicht schon gab.“<br />

11.30 UHR: FRÜHSTÜCK<br />

Nach und nach trudeln auch die anderen<br />

im Wohnzimmer ein. Alle in Jogginghose,<br />

alle mit Hauslatschen. Heute trainieren<br />

sie den ganzen Tag zu Hause, da geht<br />

Komfort vor Style. Die Jungs essen Müsli<br />

und Obst und reden am Frühstücks tisch<br />

über das Live-Match, das tabseN gleich<br />

gegen einen ehemaligen Profi aus Skandinavien<br />

bestreiten wird. Ein PR-Event für<br />

eine Gamer-Plattform, bei dem Fans aus<br />

der ganzen Welt am Bildschirm mitfiebern.<br />

„Du kriegst bestimmt 5000 Zuschauer.“<br />

– „Spinnst du? Mach mir mal<br />

keinen Druck.“ – „Klar kriegst du 5000.“<br />

12.00 UHR: LIVE-MATCH<br />

Im mit Film-Equipment ausgestatteten<br />

Streaming-Raum im Keller sitzt tabseN<br />

am Schreibtisch vor seinem PC und<br />

schaltet die Kamera ein. Sowohl tabseN<br />

als auch der Skandinavier bekommen<br />

vier Fans zugelost, mit denen sie im Team<br />

THE RED BULLETIN 59


BIG-TIPP 5<br />

Sucht euch<br />

einen Leitwolf<br />

In der E-Sport-Familie<br />

bringt jeder seine<br />

Stärken ein. Als ältester<br />

Spieler und Kapitän<br />

gibt Fatih Dayik,<br />

31, seine Erfahrung<br />

weiter, ohne zu belehren.<br />

Bei seinen Video-<br />

Analysen hören die<br />

anderen gebannt zu.<br />

BIG-TIPP 6<br />

Vergesst die Welt<br />

Beim Training blenden<br />

die E-Sportler alles<br />

aus und konzentrieren<br />

sich nur auf den Bildschirm.<br />

Merke: Wer<br />

ein Handwerk meistern<br />

will, sollte nicht<br />

nebenbei WhatsApp<br />

checken.<br />

spielen. Die einen sind die Terroristen<br />

und müssen eine Bombe legen, die anderen<br />

sind die Antiterroreinheit und sollen<br />

dies verhindern. Ein paar Minuten später<br />

verfolgen bereits 3000 Menschen das<br />

Spiel. „Wenn er hauptberuflich streamen<br />

würde, könnte er richtig viel Geld damit<br />

verdienen“, erklärt Daniel Finkler, der Geschäftsführer<br />

des Vereins. Profi-Streamer<br />

wie US-Star Ninja verdienen mit ihren<br />

Channels Millionen. Für tabseN ist das<br />

kein <strong>The</strong>ma. Als der Showkampf nach<br />

zwei Partien unentschieden endet, sagt<br />

er: „Ich will mich in Turnieren mit den<br />

Besten messen – das treibt mich an.“<br />

13.00 UHR: MITTAGESSEN<br />

Finkler trägt drei Plastiktüten ins Wohnzimmer<br />

und fischt daraus schwarze Plastikschalen<br />

mit Chicken Curry und Chicken<br />

Tikka Masala. Normalerweise kocht Nuran<br />

Ozan für die Truppe. Als CHO (Chief<br />

Health Officer) kümmert sie sich um das<br />

Wohlergehen der Spieler und ist für die<br />

meisten zur unverzichtbaren Vertrauensperson<br />

geworden. Sie ist aber gerade nicht<br />

in der Stadt, deswegen bringt heute der<br />

Lieferdienst das Essen. Kochen müssen<br />

die Spieler auf jeden Fall nicht. Putzen<br />

übrigens auch nicht – eine Hausfrau<br />

kommt dreimal in der Woche, damit die<br />

Jungs sich wirklich ausschließlich auf<br />

ihre Aufgabe konzentrieren können – und<br />

die heißt „Counter-Strike“.<br />

14.00 UHR: VIDEO-ANALYSE<br />

Im Keller neben der Streaming-Kammer<br />

befindet sich der Trainingsraum. Sieben<br />

Schreibtische stehen hier entlang der<br />

beiden Seitenwände, jeder ausgestattet<br />

mit einem PC und einem Monitor. tabseN<br />

und die anderen haben ihre Drehstühle<br />

an den Tisch von Fatih „gob b“ Dayik<br />

geschoben. Er ist der Kapitän und mit<br />

31 Jahren der Älteste im Team, während<br />

der Jüngste erst 23 Jahre ist. Auf seinem<br />

Bildschirm führt Fatih ein Spiel eines anderen<br />

Teams vor. Es soll als Anschauungsbeispiel<br />

dienen, wie man einen Angriff<br />

geschickt antäuscht. „Double Fake“ nennt<br />

man das.<br />

16.00 UHR: TRAINING NUMMER EINS<br />

tabseN und die anderen sitzen wieder an<br />

ihren Schreibtischen und üben das eben<br />

besprochene Angriffsmanöver. Kopfhörer<br />

schirmen sie von der Außenwelt ab, ganze<br />

Fokussierung auf das Spiel. Bloß das<br />

flinke Wischen der Profi-Mäuse (Modell:<br />

Corsair Harpoon RGB Wireless Gaming)<br />

über die Tischplatten ist zu hören. Unter<br />

den Schreibtischen stehen die Gaming-<br />

Rechner von OMEN by HP 880-137ng,<br />

deren Grafikkarte (NVIDIA GeForce GTX<br />

1080Ti) zusammen mit dem Prozessor<br />

(Intel Core i7-8700K) extreme Performance<br />

garantiert. Das hier ist kein Zockabend<br />

mit den Kumpels, das ist Hochleistungssport.<br />

In einer Woche fliegt das<br />

60 THE RED BULLETIN


BIG-TIPP 7<br />

Atmet durch<br />

Besessen trainieren ist<br />

wichtig – Erholung aber<br />

auch. Bei Hochkonzentrationsspielen<br />

immer wieder<br />

mal aufstehen und sich<br />

ablenken, etwa mit einem<br />

Fußball. Zehn Minuten<br />

wirken bereits Wunder.<br />

THE RED BULLETIN 61


BIG-TIPP 8<br />

Werdet zu<br />

Pantoffelhelden<br />

Wer performen will, muss sich<br />

in seiner Haut wohlfühlen,<br />

meint Team BIG – und beweist,<br />

dass Pantoletten nicht nur für<br />

Spa-Besuche taugen, sondern<br />

auch als Arbeitsoutfit.<br />

62 THE RED BULLETIN


BIG-TIPP 9<br />

Holt euch Superkräfte<br />

Wer mental Weltklasse sein will,<br />

braucht einen Körper in Top-Form.<br />

Darum nehmen sich die E-Sportler<br />

täglich Zeit für eine Fitness-Session.<br />

Oder sogar zwei. Und sei es<br />

um Mitternacht.<br />

Team zu einem Turnier nach Leicester.<br />

Von dort geht es direkt weiter nach Sydney.<br />

Ins gesamt spielen die Jungs 10 bis<br />

15 Turniere im Jahr; dabei geht es um viel<br />

Geld. Das Wirtschaftsunternehmen Deloitte<br />

schätzt, dass der Umsatz im E-Sport<br />

2020 in Deutschland 130 Millionen Euro<br />

betragen wird. Zum Vergleich: Die Basketball-Bundesliga<br />

(BBL) hat im vergangenen<br />

Jahr 120 Millionen erwirtschaftet. Entsprechend<br />

professionell sind die Strukturen.<br />

„Die Spieler haben ähnliche Verträge<br />

wie die Fußball-Bundesliga-Profis“, sagt<br />

Finkler. Ein Fußball-Anwalt hat sie aufgesetzt<br />

und an den E-Sport angepasst.<br />

20.00 UHR: PAUSE<br />

Es ist Samstagabend. Wenn es die Zeit<br />

zulässt, genießt tabseN am Wochenende<br />

ein wenig Freizeit, sitzt draußen im Café<br />

oder geht ins Kino. Heute sitzt er auf<br />

seinem Bett und schaut eine Folge „Sons<br />

of Anarchy“, die er neulich angefangen<br />

hat. Für mehr bleibt neben dem Training<br />

keine Zeit, das nächste Turnier steht<br />

unmittelbar bevor. Sein Zimmer würde<br />

es wohl noch nicht in eine „Schöner<br />

wohnen“ Ausgabe schaffen. Bloß ein<br />

Schreibtisch, zwei Schränke und eine<br />

„Malm“-Kommode von Ikea. tabseN zuckt<br />

lächelnd mit den Schultern. „Wir sind ja<br />

erst vor ein paar Wochen hier eingezogen.“<br />

Die wenige Zeit neben dem E-Sport verbringt<br />

er lieber mit Familie und Freunden<br />

statt mit Dekorieren und Einrichten.<br />

21.00 UHR: TRAINING NUMMER ZWEI<br />

Das Game speichert die Daten aller Spieler.<br />

So kann man zum Beispiel sehen, dass<br />

tabseN in den letzten sechs Jahren 10.425<br />

Stunden „Counter-Strike“ gespielt hat,<br />

Turnierspiele nicht eingerechnet. Die Erfahrung<br />

ist neben der Reaktionsfähigkeit<br />

und dem Taktikverständnis der größte<br />

Unterschied zwischen einem Profispieler<br />

wie tabseN und Otto Normalzocker. Aufgrund<br />

jahrelangen Trainings verfügt er<br />

über enormes Spielverständnis und weiß,<br />

wie sich der Gegenspieler in bestimmten<br />

Situationen verhält, und trifft in Sekundenschnelle<br />

die richtigen Entscheidungen –<br />

jene, die das Spiel entscheiden. Jetzt sitzt<br />

tabseN wieder im Computerraum an seinem<br />

Platz und spielt – Überraschung –<br />

„Counter-Strike“. Denn am Abend findet<br />

für Profis täglich ein Online-Wettkampf<br />

statt. Für jeden Sieg gibt es einen Punkt.<br />

Wer am Ende des Monats die meisten<br />

Punkte hat, gewinnt 4500 Euro. Heute<br />

holt tabseN den Punkt.<br />

23.00 UHR: FITNESS-STUDIO<br />

E-Sportler müssen sich nicht bewegen?<br />

Denkste. Vier-, fünfmal in der Woche<br />

quält sich tabseN mit den anderen Jungs<br />

im Fitness-Studio, damit sein Körper die<br />

Belastungen aushält. „Das viele Sitzen<br />

am Computer und das Steuern mit der<br />

Maus gehen vor allem auf das Handgelenk<br />

und den Rücken“, sagt er. Deshalb stehen<br />

heute Rückenstrecken und Rudern an der<br />

Maschine auf dem Trainingsplan.<br />

„Die E-Sportler haben<br />

ähnliche Verträge wie Profis<br />

in der Fußball-Bundesliga.“<br />

0.00 UHR: TRAINING NUMMER DREI<br />

Fast zehn Stunden hat tabseN heute auf<br />

den Bildschirm gestarrt. Da brennen doch<br />

bestimmt die Augen? „Nee, alles gut. Bloß<br />

das Hirn ist langsam Matsch“, meint er<br />

und lacht. Spielzüge zu pauken hat jetzt<br />

keinen Sinn mehr. Lieber noch ein paar<br />

Schussübungen. Es geht darum, das<br />

Gefühl zu verinnerlichen, wie die Waffe<br />

auf die Maus reagiert, und den richtigen<br />

Bewegungsablauf im Handgelenk zu<br />

speichern. Der Tennisprofi stellt sich am<br />

Abend mit einem Korb Bälle auf den Platz<br />

und macht 500 Aufschläge – tabseN stellt<br />

sich mit einem Scharfschützengewehr auf<br />

einen virtuellen Dorfplatz und gibt 1000<br />

Schuss ab. Um drei Uhr geht er ins Bett –<br />

und schläft ein. Friedlich, versteht sich.<br />

Alles rund um Team BIG: bigclan.gg<br />

THE RED BULLETIN 63


5 - MINUTEN- COACH<br />

00:00<br />

01:59<br />

SO BLEIBST<br />

DU KREATIV<br />

Lass deine<br />

Ideen fliegen<br />

Vom „Tsunami“ bis zum Triple Backflip: Im Freestyle-<br />

Motocross scheint es jeden Trick bereits zu geben.<br />

Shootingstar Luc Ackermann, 21, entwickelt<br />

dennoch permanent neue Stunts. Hier erklärt er,<br />

wie du deiner Kreativität auf die Sprünge hilfst.<br />

Räum deine<br />

Festplatte auf,<br />

bevor du loslegst<br />

Der Eindruck mag manchmal täuschen,<br />

aber ich bin sehr fokussiert und ordentlich<br />

– wie viele Menschen, die ihr Geld<br />

damit verdienen, Neues zu erschaffen.<br />

Deswegen kann ich auch wahnsinnig<br />

gut nachvollziehen, dass die Konstruktionsbüros<br />

der Formel-1-Teams beinahe<br />

klinisch aufgeräumt sind. Persönlich<br />

kann ich Unordnung in der Garage oder<br />

im Van gar nicht gebrauchen. Kreatives<br />

Chaos? Für mich ein Widerspruch in<br />

sich. Vor allem wenn ich mich daranmache,<br />

einen neuen Trick zu entwickeln,<br />

will ich auf gar keinen Fall abgelenkt<br />

werden – von nichts und niemandem.<br />

Dann geht es nur um die eine Sache,<br />

die ich gerade probiere – ausschließlich.<br />

Kreativität auszuleben ist Arbeit, kein<br />

geistiges Herumspringen. Was das übersetzt<br />

auf andere Berufe oder Hobbys<br />

bedeuten kann? Leg dein Handy weg,<br />

wenn du etwas wirklich Neues schaffen<br />

willst; schließ die Programme, die du<br />

nicht benötigst; und sorg dafür, dass<br />

der Schreibtisch aufgeräumt ist, bevor<br />

du loslegst.<br />

00:22<br />

Schau anderen<br />

zu, aber niemals<br />

von ihnen ab<br />

Etwas bloß zu kopieren ist nicht kreativ<br />

– im Gegenteil. Aber Kreativität baut<br />

nahe zu immer auf etwas bereits Bestehendem<br />

auf. Das Alphabet hat nur<br />

26 Buchstaben, eine Tonleiter nur soundso<br />

viele Töne – und doch sind alle<br />

Bücher und Songs auf der ganzen Welt<br />

aus diesen Zutaten gemacht, die jemand<br />

auf eine völlig neue, einzigartige Weise<br />

miteinander kombiniert hat. Auch in<br />

meiner Disziplin, dem Freestyle-Motocross,<br />

gibt es natürlich eine endliche<br />

Anzahl an Tricks und Moves, die du in<br />

der Luft mit deinem Motorrad anstellen<br />

kannst. Die Kunst für uns Athleten<br />

besteht nun darin, sie so abzumischen<br />

wie noch keiner vor uns. Dazu ist es<br />

selbstverständlich hilfreich, genau hinzuschauen,<br />

was die anderen Fahrer gerade<br />

machen – und die Elemente dann<br />

so zu kombinieren wie niemand sonst.<br />

Erst wenn du weißt, was bereits „auf<br />

dem Markt“ ist, hast du die Chance, die<br />

Regeln mit deinen eigenen Ideen auf<br />

den Kopf zu stellen. Oft ist Kreativität<br />

einfach der Gegensatz zu Konvention.<br />

Gib dem Zufall<br />

eine Chance<br />

Manches kann man nicht erfinden –<br />

es erfindet sich quasi von selbst. Die<br />

Geburt des „Tornado“ war so ein Fall.<br />

Eigentlich wollte ich damals einen<br />

„Tsunami“ springen, einen Backflip mit<br />

Handstand auf dem Lenker. Leider ist<br />

das – im wahrsten Sinn des Wortes –<br />

schief gegangen und ich hing völlig<br />

schräg in der Backflip-Position. Anstatt<br />

den Trick verloren zu geben, habe ich<br />

alles darangesetzt, das Bike wieder<br />

unter Kontrolle zu bekommen und<br />

den Trick gewollt aussehen zu lassen.<br />

Zurück am Boden, habe ich einfach<br />

behauptet, ich sei einen „Tornado“<br />

gesprungen – und heute gibt es etliche<br />

Rider, die diesen Trick im Repertoire<br />

haben. Viele Dinge gibt es nur, weil sich<br />

etwas verselbständigt hat und zu Ende<br />

gebracht wurde. Das reicht von der Erfindung<br />

des Post-its bis zur Mikrowelle.<br />

Trau dich<br />

aufzugeben<br />

Maler, die frustriert ihre Leinwände<br />

wegstellen, Komponisten, die ihre<br />

Melodien löschen, Schriftsteller, die ihre<br />

Manuskripte zerknüllen: Es gibt den<br />

Moment, in dem du einfach anstehst.<br />

Ich kenne das aus meiner Erfahrung nur<br />

zu gut. Du übst einen Trick immer und<br />

immer wieder, aber er will einfach nicht<br />

DDP/FOX-IMAGES, PREDRAG VUCKOVIC/RED BULL CONTENT POOL<br />

01:58<br />

03:07<br />

64 THE RED BULLETIN


03:08<br />

klappen. Keine Chance, ihn im Contest<br />

zu bringen. Mein Tipp: Dann lass es<br />

sein. Damit meine ich nicht, die Flinte<br />

vorschnell ins Korn zu werfen. Ich gebe<br />

mir ein Jahr lang Zeit, um sicher zu<br />

gehen. Ob eine Idee gut genug ist, um<br />

irgendwann zu funktionieren, das spürst<br />

du. Niemand produziert ausschließlich<br />

Geistesblitze. Vermutlich war es gut,<br />

dass van Gogh Leinwände übermalt<br />

und Lemmy gewisse Songs nicht aufgenommen<br />

hat. Richtig gute Gedanken<br />

finden in der Regel ohnehin zu dir<br />

zurück, wenn die Zeit reif dafür ist.<br />

Flugshow der<br />

Superlative<br />

Innovative Hindernisse,<br />

spektakuläre Stunts,<br />

einzig artige Atmosphäre:<br />

Das verspricht das Freestyle-<br />

Motocross-Event <strong>Red</strong> Bull<br />

Dirt Diggers am 14. 9. auf<br />

einer Halde in Dinslaken,<br />

NRW. Stars wie Luc Ackermann<br />

zeigen auf drei Stages<br />

– Freestyle, Freeride, Big<br />

Jumps – ihre Tricks. Extra:<br />

Die Fahrer steuern Ideen<br />

zum Bau der Obstacles bei.<br />

redbull.com/dirtdiggers<br />

„Manche<br />

Dinge kann<br />

man nicht<br />

erfinden –<br />

sie erfinden<br />

sich quasi<br />

von selbst.“<br />

Luc Ackermann, 21,<br />

Freestyle-Motocross-Ass<br />

04:13<br />

Gib alles oder<br />

geh nach Hause<br />

Mein Jugendheld war Travis Pastrana.<br />

Er war der erste Mensch, der einen<br />

Double Backflip mit dem Motorrad<br />

gesprungen ist, obwohl das jeder für<br />

unmöglich hielt. Heute ist der Double<br />

Backflip so etwas wie mein Signature<br />

Move – und auch der Triple Backflip<br />

ist längst realisiert. Um etwas Neues<br />

zu schaffen, wirst du zwangsläufig in<br />

großen Dimensionen denken und ans<br />

Limit gehen müssen. Schmetterlinge<br />

in der Magengrube gehören dazu. Lass<br />

dich davon nicht abhalten. „Go big or go<br />

home“ ist mein Lebensmotto. Ich habe<br />

es mir sogar tätowieren lassen, um mich<br />

immer wieder selbst daran zu erinnern.<br />

05:00<br />

THE RED BULLETIN 65


DER<br />

RED BULLETIN<br />

SELBST-<br />

VERSUCH<br />

verschollen<br />

Wie man auf einer einsamen Insel überlebt<br />

Sechs Tage und fünf Nächte auf einem Eiland mitten im Indischen Ozean.<br />

Kein Zelt, kein Survival-Handbuch, keine Ahnung. Unsere Autorin hat sich<br />

der Wildnis, einem Taifun und sich selbst gestellt, um zu erkennen:<br />

Das Wecken deines Urinstinkts hat nichts mit Mordlust zu tun.<br />

Text WALTRAUD HABLE<br />

Fotos PHILIPP HORAK


Ratlosigkeit unter der schützenden Plastikplane:<br />

Ist der Taifun vorbei, oder kommt er wieder?<br />

67


Einsame Insel bedeutet: Du musst an Land schwimmen, kein Boot kann direkt ankern.<br />

Das Salzwasser brennt in den Augen, die Kleidung ist vollgesogen, der Energieakku nach 28 Stunden<br />

Indonesien-Anreise leer. Helfer befördern das Equipment schwimmend ans Ufer, bevor sie abhauen.<br />

as Meer rauscht nicht,<br />

es brüllt mich an. Der Wind<br />

pfeift durch die Dunkelheit,<br />

Regen peitscht mir ins<br />

Gesicht. Ich zittere am<br />

ganzen Körper, meine Haut ist kalt<br />

und nass, und was von meinen<br />

Haaren übrig blieb, ist zu einem<br />

heillos verfilzten Biberschwanz<br />

auf meinem Hinterkopf verkommen.<br />

Als Schutz gegen das<br />

Unwetter liege ich eingewickelt<br />

in eine schwarze Plastikplane.<br />

Aus der Vogelperspektive muss<br />

ich wie eine schlecht verpackte<br />

Leiche aussehen, an den Strand<br />

gespült. Aber ich bin nicht tot.<br />

Dafür bin ich gerade viel zu wütend aufs Leben.<br />

Und auf mich selbst. Warum zum Teufel wollte<br />

ich unbedingt auf diese einsame Insel mitten im<br />

Indischen Ozean – ohne Zelt und vor allem ohne die<br />

geringste Ahnung, wie man einen 120-km/h-Tropensturm<br />

überlebt? Da können noch so viele Selbsthilfebücher<br />

behaupten, einmal im Leben müsse man<br />

wimmernd in Embryonalstellung am Boden liegen,<br />

weil das angeblich so heilsam sei. Ich weiß nur:<br />

Wenn ich hier weiter in Embryonalstellung verharre,<br />

stehen die Chancen gut, dass mich noch eine Palme<br />

erschlägt.<br />

Rückblende. Es waren vier Flieger, ein Speedboot<br />

und zwei Tabletten gegen Seekrankheit erforderlich,<br />

um auf dieses Archipel vor Indonesien zu kommen.<br />

Genauere Koordinaten darf ich nicht nennen. Sowohl<br />

der Name der einsamen Insel als auch die Region<br />

sind geheim. Alvaro Cerezo, ein 38-jähriger Spanier<br />

und Kopf der Zwei-Mann-Abenteuer-Reiseagentur<br />

Docastaway.com, hat mich und unseren Fotografen<br />

Philipp sogar eine Verschwiegenheitsklausel unterschreiben<br />

lassen. Mit Docastaway (frei übersetzt:<br />

„Schiffbruch zum Nachmachen“) bietet der studierte<br />

Betriebswirt tropische Inselaufenthalte mit Einsamkeitsgarantie<br />

an. In einer Zeit, in der man immer<br />

erreichbar sein muss und jeder Quadratmillimeter<br />

Land verbaut scheint, ist er besessen davon, den<br />

höchsten Grad an Isolation zu finden und diesen<br />

auch zu bewahren.<br />

Für Alvaro sind einsame Inseln wie eine Zeitreise,<br />

mit einer Flora und Fauna wie vor hunderten von<br />

Jahren. Tut sich ein passendes Eiland auf, beginnt die<br />

Überzeugungsarbeit. Denn jedes Stück Land dieser<br />

Welt gehört irgendjemandem: Privatbesitzern, Regierungen,<br />

dem Militär. Bei erfolgreich verhandelter<br />

Betretungserlaubnis lotst Docastaway dann Möchtegern-Robinson-Crusoes<br />

wie mich ab zirka 1000 Euro<br />

pro Woche auf die jeweilige Insel und stellt nur das<br />

Nötigste zum Überleben zur Verfügung: Macheten,<br />

eine Harpune, ein Feuerzeug, zwei Kochtöpfe, Angelleine<br />

und Angelhaken und einen 12-Liter-Kanister<br />

Trinkwasser. Das nennt sich das „Abenteuer-Paket“.<br />

Der Deal lautet: sechs Tage und fünf Nächte Survival,<br />

68 THE RED BULLETIN


Anfängerf ehler:<br />

Ich habe mir lieber Gedanken<br />

über wirksame Deos<br />

als über Regenschutz gemacht.<br />

Früher Morgen auf einer unbewohnten indonesischen Insel:<br />

Taifun überlebt. Kleidung nass. Körper völlig ausgekühlt. Ich fühle mich gestrandet.


Das Inselreich aus der Drohnenperspektive:<br />

tosende Brandung, viel Sand, Treibholz, gefühlt drei Milliarden Krebse (und ich).<br />

Das rund vier Meter lange Bambusrohr ist ein Glücksfund.<br />

Mit ihm schlägt man die Kokosnüsse von den Palmen – oder versucht es zumindest.<br />

70 THE RED BULLETIN


Selbstporträt mit Schattenspiel. Auf der einsamen Insel gibt es kein elektrisches Licht.<br />

Dunkel wird es gegen 19 Uhr, das bleibt dann auch so für die nächsten zwölf Stunden.<br />

Fotograf Philipp und ich mutterseelenallein auf einer<br />

unbewohnten indonesischen Insel – nur mit dem<br />

genannten Equipment, ohne Zelt oder festen Unterschlupf.<br />

Dazu: zwei Hängematten, Sonnenschutz,<br />

Moskitospray, Stirnlampen, ein Kilogramm Reis,<br />

ein halbes Kilo Quinoa, Zahnbürste, Decken, ein<br />

bisschen Kleidung. Alvaro legte uns Ressourcenknappheit<br />

ans Herz: „Je weniger ihr mitbringt,<br />

desto prägender wird euer Erlebnis sein.“<br />

Während der Wind mannshohe Palmwedel von den<br />

Bäumen reißt, verfluche ich den Kerl. Dabei trifft<br />

Alvaro keine Schuld. Ich habe nur einmal im Garten<br />

unseres Ferienhauses eine Nacht gezeltet, ich habe<br />

keine Ahnung, wie man das Wetter liest, geschweige<br />

denn, wie man einen Unterstand baut oder gar<br />

jagt. Aber warum ich wirklich in diesem Schlamassel<br />

stecke, ist: Ich bin zu blöd zum Zuhören. Alvaro<br />

hatte nämlich im Vorfeld vor Regen gewarnt: „Auf<br />

der Insel wird es gegen 19 Uhr dunkel und erst zwölf<br />

Stunden später wieder hell. So ein nächtlicher Sturm<br />

kann eine gefühlte Ewigkeit dauern und vor allem<br />

ziemlich kalt werden.“ Ich wiegelte ab mit „Jajaja,<br />

wir nehmen eh zwei Plastikplanen und warme Pullis<br />

mit – alles kein Problem“ und machte mir dann Gedanken<br />

über die wichtigen Dinge im Leben. Zum<br />

Beispiel Deos und wie man knapp eine Woche ohne<br />

Dusche und ohne Geruchsbelästigung übersteht.<br />

(Dass Philipps Nase nach einer Polypen-Entfernung<br />

noch nicht wieder feinjustiert war, kam mir sehr<br />

ge legen.) Oder Sandflöhe! Laut Google höchst heimtückische<br />

Biester: Bevorzugt legen sie ihre Eier in<br />

menschlichen Fußsohlen ab (klingt unheimlich, ist<br />

aber mit einer Pinzette und Antibiotika zu kurieren).<br />

Mittlerweile kann ich sagen: Die schlimmste Bedrohung<br />

in freier Natur sind nicht wilde Tiere oder<br />

bissige Insekten. Was du wirklich fürchten musst,<br />

das ist der Regen. Regen ist brutal. Denn wenn du<br />

bis auf die letzte Faser nass bist und nicht weißt, ob<br />

der nächtliche Sturm noch Stunden oder vielleicht<br />

sogar Tage dauern wird, dann kommen Körper und<br />

Psyche an ihre Grenzen – zumal es von Survival- Inseln<br />

keinen einfachen Exit gibt. Alvaro hat mir und dem<br />

Fotografen zwar ein Notfallhandy mitgegeben, aber<br />

eine Schnellevakuierung garantiert das nicht. Denn<br />

einsame Inseln sind vor allem deshalb einsam, weil<br />

kein Boot direkt andocken kann. Diese Lektion offenbarte<br />

sich mir gleich bei der Ankunft. „Wir müssen ans<br />

Ufer schwimmen“, wurden wir angewiesen, als der<br />

Motor 200 Meter vor der Insel plötzlich verstummte.<br />

Ein Postkartenidyll mit Palmen, schroffen Felsen<br />

und Sandstrand, geschätzt einen Kilometer lang und<br />

300 Meter breit, lag vor uns. Irgendwo hinter dem<br />

Hori zont, 1500 Seemeilen weiter westlich, sollten die<br />

Male diven beginnen. „Und: unser Gepäck? Die Kameras?“<br />

– „Die schwimmen wir für euch rüber.“ Unser<br />

Bootsführer war bereits mit einer überladenen Plastikbox<br />

in die Fluten gesprungen. Die Kiste taumelte<br />

durch den Wellengang gefährlich hin und her. Würde<br />

sie kippen, Reisepässe, Gepäck, alles wäre verloren.<br />

Der unfreiwillige Schwimmgang scheint ewig her,<br />

obwohl seitdem gerade mal 48 Stunden vergangen<br />

sind. Die Bucht, an der uns Alvaro unserem Schicksal<br />

überlassen hat, besteht aus einem Strandabschnitt<br />

mit hoher Brandung und gefühlt drei Milliarden<br />

Einsiedlerkrebsen. Das Meer ist so laut, dass man<br />

Solange du Kokosnüsse hast,<br />

überlebst du. Eine Nuss<br />

spende t bis zu einen halben<br />

Liter Flüssigkeit.<br />

THE RED BULLETIN 71


Oben: der Lagerplatz. Zwei Hängematten, eine Wäscheleine, Kokospalmen, Schatten. Raue Brandung. Die Strömungen hier sind gefährlich.<br />

Unten: Einsiedlerkrebse machen sich im Dutzend über eine von mir aufgeschlagene Kokosnuss her.<br />

72 THE RED BULLETIN


1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

DAS SURVIVAL-EQUIPMENT<br />

1 Agavenblatt. Natürlicher Trichter zum<br />

verschüttfreien Umfüllen von Flüssigkeiten.<br />

2 Wasserkanister für sechs Tage.<br />

Inhalt: 12 Liter. 3 Leatherman mit Messer<br />

und Minisäge für Schneide arbeiten.<br />

4 Macheten, wegen der hohen Luftfeuchtigkeit<br />

täglich eine Spur ros tiger.<br />

5 Kokosnüsse mit Trieben. Wachsen<br />

am Boden, bei Energielosigkeit leichte<br />

Beute. Innen süßlich – und schaumig<br />

wie Styropor. 6 Kochtöpfe, Streichhölzer,<br />

Kaminanzünder (für den Fall,<br />

dass alles nass ist) und zwei Esslöffel.<br />

7 Harpune ohne Sicherung, Marke<br />

indonesischer Eigenbau. Mehr Gefahr<br />

für einen selbst als für die Fische.<br />

8 Plastik plane aus dem Baumarkt.<br />

Lebensretter. Schützt bei einem Sturm<br />

vor Nässe und hält notfalls die Körpertemperatur<br />

halbwegs stabil.<br />

8<br />

THE RED BULLETIN 73


Ich dachte, ich würde<br />

in j edem Lebewesen<br />

eine potenzielle wandelnde<br />

Mahlzeit sehen.<br />

das eigene Wort nicht versteht. Dahinter beginnt die<br />

Dschungel-Version von „Blair Witch Project“: Spinnweben,<br />

Palmen, Agaven, leere Kokosnussschalen, die<br />

Unterschlupf für Tausendfüßer, Zikaden, Schlangen<br />

und Echsen bieten. Solange man Kokosnüsse hat,<br />

stirbt man nicht, heißt es. Grüne, unreife Nüsse<br />

enthalten bis zu 500 Milliliter Wasser mit wichtigen<br />

Elektrolyten. Ob man aber auch immer die Kraft findet,<br />

die Dinger mit einem Bambusrohr von der Palme<br />

zu schlagen, ist eine andere Frage. In einen Baumstamm<br />

ist „Mikelo“ eingeritzt. So heißt ein ehemaliger<br />

Survival-Kandidat, der hier die Asche seiner toten<br />

Mutter verstreut haben soll. Wir sind also nicht allein,<br />

auch wenn es die Indonesier beim Gedanken daran<br />

schaudern würde. In dem Inselstaat glaubt man an<br />

Geister. Dass man sich freiwillig auf einem ein samen<br />

Eiland verschanzt, ist für viele unheimlich.<br />

„Bist du okay?“ Philipp, der Fotograf, hat ein paar<br />

Meter weiter dem nächtlichen Sturm getrotzt. Durchweicht<br />

und erschöpft lässt er sich neben mich in<br />

den Sand fallen. Wir haben seit zwei Tagen kaum<br />

gegessen, abends ein paar Löffel Reis, zum Frühstück<br />

eine Kokosnuss, mehr gibt es nicht. Bei tropischen<br />

35 Grad kein Problem, da brauchst du wenig Energie.<br />

Doch nach dem Taifun fehlt uns für so ziemlich alles<br />

die Kraft. Fischen ist wegen des hohen Wellengangs<br />

in unserer Bucht und dank der Talentfreiheit meinerseits<br />

sinnlos. Die Köder – Algen oder Krebse – rutschen<br />

sofort vom Haken, die Schnur verfängt sich in versteinerten<br />

Korallen und reißt. Und Einsiedlerkrebse<br />

über dem Feuer zu rösten, dazu konnten wir uns bis<br />

dato nicht durchringen. Die spinnenartigen Beine<br />

sind haarig, die Körper unter den Schneckenhäusern<br />

mager. „Denkst du, das war’s? Oder geht das jetzt die<br />

rest lichen Tage so weiter?“, frage ich Philipp leise.<br />

„Ich weiß es nicht.“ – „Noch so eine Horrornacht<br />

überstehe ich nicht.“ – „Wir müssen positiv denken.<br />

Die Anreise war zu lang, um aufzugeben.“<br />

Als zu Mittag die Sonne durch die Wolken blinzelt,<br />

lebt auch mein Kampfgeist wieder auf. Wir spannen<br />

eine Schnur, um unsere Hängematten zu trocknen,<br />

und planen eine – zumindest in der <strong>The</strong>orie – sturmfeste<br />

Behausung aus Plastikplanen, Seilen und Steinen.<br />

Der Wind hat sich gelegt, der Himmel wird mit<br />

jeder Minute blauer. Das, was vor ein paar Stunden<br />

noch Apokalypse war, mutiert jetzt zu einem kitschigen<br />

Werbetraum. Plopp. Eine Kokosnuss fällt zu<br />

Boden. Schwindelig von der Unterzuckerung trabe<br />

ich los, um sie aufzulesen, und säble dann durch die<br />

Fasern der Frucht. Meine Armmuskulatur brennt,<br />

ich bin am Ende. Die hohe Luftfeuchtigkeit und das<br />

Salzwasser haben die Klingen der Macheten rostig<br />

werden lassen, meine Handflächen entwickeln braunrote<br />

Schwielen. „Mit dem Sturm hat dieses Abenteuer<br />

erst begonnen“, sinniert Philipp. Ich weiß, er hat<br />

recht. Aber mir ist nicht nach <strong>Red</strong>en zumute. In meinem<br />

Kopf ist es zu laut. Ich dachte, dieses Survival-<br />

Abenteuer würde meine Urinstinkte wecken, jedes<br />

Lebewesen zu einer potenziellen wandelnden Mahlzeit<br />

machen. Mein Vater ist von Beruf Metzger, die<br />

Sache wäre also gar nicht mal so abwegig. Doch das<br />

Gegenteil ist der Fall. Ich will nichts töten. Ich will<br />

verstehen und fühle mich plötzlich seltsam mit der<br />

Erde verbunden. Stundenlang studiere ich das Chaos<br />

des Dschungels. Die schiefen Stämme, die vorbei an<br />

den gerade gewachsenen zum Licht drängen. Ein<br />

braun-grünes Durcheinander, das keiner menschlichen<br />

Ordnung folgt und genau deshalb so wunderschön<br />

ist. Ich atme die feucht-sandig-moosige Luft<br />

ein. Gleich hinter mir verrotten entwurzelte Bäume<br />

und, ich wette, auch tote Echsen, Vögel und Krabben.<br />

Trotzdem: Die Natur riecht taufrisch, während ich<br />

das von mir nicht mehr behaupten kann.<br />

Der Sturm war hart, aber mir dämmert, er war keine<br />

Kampfansage der Welt an mich. Meine Wenigkeit ist<br />

der Natur vollkommen egal. Sie ist größer als ich,<br />

immerhin wird sie noch existieren, wenn ich längst<br />

nicht mehr bin. Dennoch stellt sie großzügig alles<br />

zur Verfügung, was ich zum Leben brauche. Ich muss<br />

nur lernen, die Geschenke erkennen. Da wäre zum<br />

Beispiel das Meer. Ein Schuss Ozean im Kochwasser<br />

würzt unseren Reis. Zum Reinigen des Topfs ist Sand<br />

das beste Scheuermittel. Überdies spült das Meer<br />

täglich Treibholz an, von der Sonne getrocknet,<br />

Die Natur stellt grosszügig<br />

alles zur verf ügung,<br />

was ich zum überleben brauche.<br />

ich muss nur lernen, ihre<br />

geschenke zu erkennen.<br />

brennt es wie Zunder. Oder die Palmen, diese<br />

Universal genies! Sie sind Kokosnuss- und Schattenspender,<br />

Hängematten-Stützen, ihre Wedel dienen<br />

als Baumaterial, und in leeren Kokosschalen kann<br />

man Regenwasser auffangen. Ein abgeschnittenes<br />

Agavenblatt wiederum lässt sich als Trichter missbrauchen.<br />

Hält man es im richtigen Winkel, geht<br />

beim Umfüllen vom Wasserkanister in unsere Trinkflaschen<br />

kein Tropfen verloren. Dass der dauer-<br />

74 THE RED BULLETIN


Lagerfeuer? Nein, meine persönliche Müllverbrennungsanlage.<br />

Der Verschmutzung der Weltmeere entkommt auch die einsamste Insel nicht.<br />

THE RED BULLETIN 75


Nachts kommen Schildkröten auf die Insel, um ihre Eier in Nistkammern im Sand abzulegen.<br />

Das größte Badezimmer der Welt: Mit einem Kamm versuche ich, die verfilzten Haare zu entwirren.<br />

Ein paar Meter weiter rauscht das Meer: meine Badewanne und Waschmaschine.<br />

76 THE RED BULLETIN


klebrige Salzfilm auf der Haut einen in den Wahnsinn<br />

treibt – Schwamm drüber! Auf einer einsamen Insel<br />

wirfst du spätestens nach der ersten Freiluft-Notdurft<br />

deine Sauberkeitsideale über Bord.<br />

Wenn ich nicht gerade über das große Ganze nachdenke,<br />

schreite ich durch mein sandiges Königreich<br />

und räume auf. Mit 120-Liter-Müllsäcken, die ich<br />

zum Schutz für die Kameras mitgebracht habe,<br />

sammle ich angespültes Plastik ein. Die Insel mag<br />

zwar fern von allem liegen, der Verschmutzung der<br />

Weltmeere entkommt sie nicht. Allein in „meiner“<br />

Bucht stoße ich auf hunderte leere Plastikflaschen,<br />

bei 246 habe ich aufgehört zu zählen. Ölkanister.<br />

Sonnenmilchtuben. Flip-Flops – 56 Einzelexemplare,<br />

keine zwei passen zusammen. Dazu: Zahnbürsten.<br />

Shiva-Spielzeugfiguren, vermutlich aus Indien.<br />

Joghurtbecher. Alte Bojen, Taue, Styropor. Plastikstrohhalme,<br />

die infolge Salz- und Sonneneinwirkung<br />

zwischen meinen Fingern zerbröseln. Es bricht mir<br />

fast das Herz, als ich sehe, wie Krabben die Mikroteile<br />

zwischen ihre Scheren nehmen und davon kosten.<br />

Also starte ich eine Müllverbrennungsanlage. Sechs<br />

volle Säcke, 720 Liter Unrat, gehen dramatisch in<br />

schwarzem Rauch auf, es stinkt nach Chemie,<br />

das Treibgas in einer Spraydose knallt. Am Festland<br />

würde man mit dem Plastik dasselbe machen, das<br />

Feuer mag zwar die Luft verpesten, stellt aber sicher,<br />

dass die Babyschildkröten, die hier bald schlüpfen,<br />

in eine sauberere und für sie weniger gefährliche Welt<br />

krabbeln können. Die Spuren im Sand ver raten, wo<br />

eine Schildkröte Nistkammern angelegt haben muss.<br />

Irgendwann dämmert mir, dass auch unter meiner<br />

Feuerstelle Eier liegen werden. Verdammt! Der Kreislauf<br />

des Lebens scheint zu vielschichtig für mein<br />

klein dimensioniertes Hirn. Kein YouTube-Sur vival-<br />

Videomarathon kann dich darauf vorbereiten.<br />

Zur Beruhigung beobachte ich die Krebse und die<br />

Krabben. So ereignislos das Leben auf einer einsamen<br />

Insel scheint – du schläfst, du versuchst, jeden Tag<br />

ein bisschen kraftloser, Kokosnüsse zu ernten, machst<br />

Feuer, schwimmst, sammelst Müll ein –, am Boden<br />

geht’s geschäftig zu wie in einer Megametropole.<br />

Flächendeckend wuseln die Viecher hin und her.<br />

Ich beginne, sie nach Größe und Farben zu differenzieren.<br />

Es gibt Tiere mit grünen Schneckenhäusern<br />

am Rücken. Manche sind babyrosa, andere gepunktet<br />

oder rot-braun-weiß. Zwei Arten und zwei Zonen<br />

Die Einsiedlerkrebse<br />

sind Junkies, insgeheim<br />

nenne ich sie Kokossüchtler.<br />

Ich finde Plastikflaschen.<br />

Flip-Flops, 56 Einzel-<br />

Exemplare, keine zwei<br />

Sandalen passen zusammen.<br />

Einsame Insel heisst nicht,<br />

dass man der Verschmutzung<br />

der Meere entkommt,<br />

im Gegenteil.<br />

mache ich aus. Die Einsiedlerkrebse – von fingernagelklein<br />

bis handtellergroß – halten sich in Dschungelnähe<br />

auf. Sie sind Junkies, insgeheim nenne ich sie<br />

Kokossüchtler. Kaum fällt ein Schnipsel Kokosfleisch<br />

zu Boden, stürzen sie sich zu Dutzenden darauf.<br />

Exkremente und Plastik verspeisen sie im Übrigen<br />

auch. Und dann gibt es die Albino-Krabben. Ihren<br />

korrekten biologischen Namen kenne ich nicht.<br />

Sie leben vorwiegend in Löchern am Strand, haben<br />

einen lustigen Seitwärtsgang und aufmerk same<br />

schwarze Stielaugen. Nahrungstechnisch würden<br />

sie mehr hergeben als die Kokossüchtler. Aber ich<br />

kann sie trotzdem nicht mit einem Stein erschlagen.<br />

Denn die Albinos sind Hardcore-Romantiker. Wenn<br />

abends der Himmel rot und pink zu glühen beginnt,<br />

dann unterbrechen auch sie ihr Treiben. Plötzlich<br />

er scheinen sie für mich menschlich.<br />

Als Alvaro am sechsten Tag wie aus dem Nichts auftaucht,<br />

um uns durch den Dschungel zurück zum<br />

Boot zu führen, freue ich mich auf 3000 Kalorien<br />

Nasi Goreng, eine lange Dusche und Jod für das<br />

an Korallen aufgeschürfte Knie, das Herz aber sagt:<br />

Hmmm. „Ich habe am Festland oft an euch denken<br />

müssen, der Sturm in der dritten Nacht war schlimm“,<br />

schnattert Alvaro. Ja, stimmt. Aber der Taifun hat<br />

nicht nur das Meer aufgewühlt. Sondern auch mich.<br />

Ich werfe einen letzten Blick auf „meine“ Insel, lasse<br />

mich unwillig zurück in die Zivilisation führen. Als<br />

wir Stunden später im Flughafentaxi sitzen, gefangen<br />

im Feierabendstau, sage ich zu Philipp: „Das saugt mir<br />

gerade enorm viel Energie ab. Die vielen Menschen!<br />

Ich habe das Gefühl, ich spüre jede einzelne ihrer<br />

Stimmungen, ihren Ärger über die Autokolonnen,<br />

ihre Unruhe. Mit den Krabben und den Palmen war<br />

das Leben irgendwie einfacher.“ – „Ich weiß, was du<br />

meinst.“ Ich schaue auf meine geschundenen Finger,<br />

die Hautrisse, die durch Rostspuren der Machete<br />

dunkel gefärbt sind, nach dreimal waschen werden<br />

sie nicht mehr zu sehen sein. „Ich will zurück“,<br />

sagt das Herz. „Das geht nicht“, sagt der Verstand.<br />

Flüstert das Herz: „Dann musst du wohl ab jetzt<br />

deine eigene Insel sein.“<br />

THE RED BULLETIN 77


FLÜÜÜGEL<br />

FÜR JEDEN<br />

GESCHMACK.


guide<br />

Dein Programm<br />

ZUM DABEISEIN<br />

Von Rallye über Rock<br />

bis Gaming: die spannendsten<br />

Events im<br />

<strong>August</strong> und September.<br />

SEITE 84<br />

ZUM MITSPIELEN<br />

Das Augmented-<br />

Reality-Game „Harry<br />

Potter: Wizards Unite“<br />

löst einen Boom aus.<br />

SEITE 86<br />

ZUM ERLEBEN<br />

Von Downhillrennen<br />

bis Popmusikproduktionen:<br />

die Highlights<br />

auf <strong>Red</strong> Bull TV.<br />

SEITE 87<br />

GRAEME PURDY<br />

ZUM STAUNEN<br />

Auf Foto-Safari in Kenia:<br />

Wie du mit einem Profi-<br />

Guide die Bilder deines<br />

Lebens knipst.<br />

SEITE 80<br />

THE RED BULLETIN 79


Reisen<br />

Die Fotografen-Crew bringt sich unter einem Akazienbaum in der Masai Mara in Stellung.<br />

SHOOTING IN KENIA<br />

JAG DAS FOTO<br />

DEINES LEBENS<br />

Lust auf gewaltfreie Trophäenjagd? Graeme Purdy bringt<br />

Amateurfotografen auf Tuchfühlung mit Löwen, Büffeln<br />

und Gazellen – und garantiert reiche Fotobeute.<br />

Mein Herz blieb stehen. Auf<br />

der anderen Seite des Land<br />

Rover, neben dem ich Position<br />

bezogen hatte, war gerade<br />

ein Löwe vorbeigetrabt. Wir hatten<br />

das Scheinwerferlicht auf ein Rudel<br />

Hyänen gerichtet, das gerade ein<br />

totes Gnu verschlang, als der Löwe<br />

die Party crashte. Als sich mein<br />

Zittern gelegt hatte, hob ich die<br />

Kamera. Da hörte ich es direkt hinter<br />

mir: kein Brüllen, kein Knurren,<br />

nur das dumpfe Echo von Pfoten<br />

auf dem Steppenboden. Wumpf …<br />

wumpf … wumpf … Bald lief neben<br />

mir ein zweiter Löwe vorbei, so<br />

16 Jahre Safari-Erfahrung auf einem Bild: Graeme Purdy<br />

80 THE RED BULLETIN


guide<br />

REISE-TIPPS<br />

KATZENFOTOS<br />

GEFÄLLIG?<br />

Was du wissen solltest, bevor du in einem<br />

von Kenias größten Naturschutzgebieten<br />

auf Großwild(foto)jagd gehst.<br />

Fantastisches Fotomotiv auf Graemes Safaris: Gepardenmütter und ihre Babys<br />

Kenia<br />

Nairobi<br />

Masai Mara<br />

Die Masai Mara liegt auf 1800 Meter Höhe und hat<br />

täglich zwölf Stunden Tageslicht und zwölf Stunden<br />

Dunkelheit. Die Morgenstunden sind hell und klar,<br />

aber nachmittags ziehen oft Gewitter auf.<br />

Geschossen werden auf dieser Safari nur Fotos.<br />

GRAEME PURDY PHOTOGRAPHY RACHAEL SIGEE<br />

nahe, dass ich seinen Atem spüren<br />

konnte. „Keine Panik“, sagte der<br />

Guide, „die interessieren sich nur<br />

für ihre Beute, nicht für dich.“<br />

Um 16 Jahre Safari-Erfahrung<br />

reifer, weiß ich heute, dass Großkatzen<br />

– sie leben im Reservat<br />

Masai Mara in größerer Dichte<br />

als irgendwo sonst auf der Welt –<br />

für Menschen relativ harmlos<br />

sind. Gefährlicher sind Büffel<br />

(permanent schlecht gelaunt) und<br />

Elefanten (unberechenbar).<br />

Wie ich zu meinem Job kam?<br />

Zuerst arbeitete ich als hauptberuflicher<br />

Wildtierfotograf, der<br />

hin und wieder Gäste auf Safaris<br />

mitnahm. Jetzt zeige ich Hobby-<br />

Fotografen jeden November im<br />

Rahmen von zwei einwöchigen<br />

Einmal pinkelte<br />

uns ein Löwe an.<br />

Er zeigte uns damit,<br />

wer der Boss ist.<br />

Trips, wie man Wildtiere in ihrer<br />

natürlichen Umgebung ablichtet.<br />

Warum gerade dann? Die Regenzeit<br />

beginnt, der Himmel sieht<br />

besonders dramatisch aus, und<br />

die Tiere sind aktiver, sobald es<br />

etwas kühler wird.<br />

Wir beginnen gleich nach dem<br />

45-minütigen Flug vom Wilson<br />

Airport in Nairobi mit dem Knipsen,<br />

sobald die sechs- bis acht-<br />

WÄHRUNG<br />

KENIA-SCHILLING<br />

1 Kenia-Schilling = 89 Cents<br />

1 Euro = 113 Kenia-Schillinge<br />

SPRACHE (SWAHILI)<br />

Naona chui Ich sehe einen<br />

Leoparden<br />

Twende<br />

tutafute tembo<br />

Wapi mtoto wa<br />

simba?<br />

WISSEN<br />

1. Die Masai Mara liegt nahe dem Äquator,<br />

daher sind Tag und Nacht fast gleich lang.<br />

2. Benannt ist das Reservat nach den hier<br />

ansässigen Nomaden, den Massai.<br />

„Mara“ bedeutet in ihrer Sprache „gefleckt“.<br />

3. Die häufigste Tierart ist das millionenfach<br />

vertretene Gnu.<br />

4. Die Seehöhe entspricht jener hoch gelegener<br />

Alpendörfer – etwa 1800 Meter.<br />

Lass uns Elefanten<br />

suchen<br />

Wo ist das<br />

Löwenbaby?<br />

THE RED BULLETIN 81


Reisen<br />

guide<br />

HAKUNA MATATA<br />

SAFARI<br />

DE LUXE<br />

Welche Ausrüstung der Tierfotograf<br />

Graeme empfiehlt. Plus: seine Profi-Tipps<br />

nach 16 Jahren Masai-Mara-Erfahrung.<br />

MUST-HAVE<br />

DREI DINGE, DIE DU AUF EINER FOTOSAFARI<br />

UNBEDINGT BENÖTIGST:<br />

1. „Ich verwende eine<br />

Canon 5DSR mit<br />

verschiedenen Objektiven,<br />

das 300-mm-Weitwinkel-<br />

Objektiv passt am besten<br />

zu meinem Fotostil.“<br />

2. „Mit einem iPhone kann<br />

man ziemlich gute Fotos<br />

machen. Ich verwende<br />

Clip-on-Objektive<br />

von Moment.“<br />

3. „Nimm doppelt so<br />

viele Speicherkarten mit,<br />

wie du glaubst, dass<br />

du brauchen wirst.<br />

Mindestens. Ich habe noch<br />

nie jemanden getroffen,<br />

der bei seiner ersten Safari<br />

zu viele Speicherkarten<br />

dabeihatte. Bei meiner<br />

ersten Fotosafari machte<br />

ich 12.000 Fotos.“<br />

Was braucht man, um dabei zu sein? „Nichts. Außer<br />

einer Kamera und Begeisterung“, sagt Graeme.<br />

MUST-KNOW<br />

1. AASGEIER FRESSEN SCHNELL<br />

„In 90 Minuten können 70 Geier einen Tierkadaver<br />

auffressen. Fand das Tier einen natürlichen Tod,<br />

fressen sie sich durch Auge oder Anus.“<br />

2. BABY-ELEFANTEN SIND UNGESCHICKT<br />

„Im Rüssel eines Elefanten stecken mehr Muskeln<br />

als in unserem ganzen Körper. Aber Babys, die<br />

erst ein paar Monate alt sind, können ihren Rüssel<br />

noch nicht kontrollieren. Darum wackelt und<br />

schlenkert er, wenn sie laufen.“<br />

3. NILPFERDE BRAUCHEN PLATZ<br />

„Als Flüsse für uns noch die wichtigsten Transportwege<br />

waren, galten Flusspferde als die gefährlichsten<br />

Tiere Afrikas. Doch sie greifen nicht grundlos an – es<br />

reicht, ihnen nicht in die Quere zu kommen.“<br />

Die Masai Mara ist Heimat von über tausend Vogelarten und zahllosen Säugetieren.<br />

köpfigen Gruppen in der Masai<br />

Mara gelandet sind. Ach ja: In unserem<br />

Camp gibt es keine Zäune.<br />

Darum begleitet dich immer ein<br />

Guide zu deinem Zelt, und meist<br />

steht jemand mit Speer bewaffnet<br />

Wache. Auch im Geländewagen,<br />

in den wir jeden Morgen 40 Minuten<br />

vor Sonnenaufgang steigen,<br />

gibt es keine Barriere zwischen dir<br />

und den Tieren: Damit man besser<br />

foto grafieren kann, haben wir das<br />

Dach, die Seitenteile und sogar<br />

die Windschutzscheibe entfernt.<br />

Einmal spazierte ein männlicher<br />

Löwe direkt auf uns zu und pinkelte<br />

uns von oben bis unten an. So<br />

zeigte er uns, wer hier der Boss ist.<br />

Zehn Minuten vor Sonnenaufgang<br />

baut sich im Morgennebel<br />

plötzlich eine Wand aus zwanzig<br />

Elefanten auf. Mucksmäuschenstill<br />

waten sie durch das Gras.<br />

Ein atemberaubender Anblick,<br />

unwirklich wie eine Szene aus<br />

„Jurassic Park“. Zusammen mit<br />

dem Licht kurz vor der Morgendämmerung<br />

ergibt das ein episches<br />

Foto – wenn man schnell<br />

genug ist und den magischen Moment<br />

einfängt. Die Verhältnisse<br />

ändern sich hier blitzschnell.<br />

Reaktionsschnelligkeit ist auch<br />

eine Stunde vor Sonnenuntergang<br />

gefragt, weil dann das Licht am<br />

besten ist. Da beobachten wir<br />

nämlich, wie eine Gepardin<br />

Thomson- Gazellen jagt. Es spielt<br />

keine Rolle, wie viele Naturdokumentationen<br />

du gesehen hast –<br />

einen Geparden in vollem Tempo<br />

laufen zu sehen ist unbeschreiblich.<br />

Wir fiebern mit, bis das Raubtier<br />

eine Gazelle erlegt hat. Hier ist<br />

das Leben kein Disney-Film, sondern<br />

täglicher Überlebenskampf.<br />

Einen Hügel entfernt beginnt<br />

gerade ein neues Leben: Eine<br />

Gazelle hat soeben ihr Junges auf<br />

die Welt gebracht. Gazellen und<br />

Impalas grasen hier gemeinsam;<br />

und das Neugeborene wackelt zu<br />

einem riesigen Impala-Männchen<br />

hinüber. „Bist du meine Mama?“,<br />

scheint es zu fragen. Die Impala<br />

senkt ihren Kopf und dreht das<br />

Baby sanft um, sodass es seine<br />

Mutter sieht. Ein unvergesslicher<br />

Moment.<br />

Unser Eintauchen in die Wildnis<br />

fühlt sich beinahe spirituell<br />

an. Nach 36 Stunden in der Masai<br />

Mara hast du vergessen, welcher<br />

Wochentag ist. Wenn ich hier<br />

morgens aufwache, strotze ich<br />

nur so vor Optimismus. Welche<br />

fantastischen Erinnerungen der<br />

neue Tag wohl bringen wird?<br />

Infos zu Graeme Purdys Safaris: purdy.<br />

photography/photographic-safaris<br />

GRAEME PURDY PHOTOGRAPHY RACHAEL SIGEE<br />

82 THE RED BULLETIN


Events<br />

bis 25. <strong>August</strong><br />

Spür das Rallye-Feeling<br />

Packende Renn-Action vor spektakulärer Kulisse:<br />

Dafür steht die ADAC Rallye Deutschland, die<br />

auch in diesem Jahr unter anderem durch die<br />

Weinberge entlang der Mosel führt (im Bild: Titelverteidiger<br />

Sébastien Ogier). Gute Nachrichten<br />

für die Fans: Die Strecke wächst im Vergleich<br />

22Saarland; adac-rallye-deutschland.de<br />

zum Vorjahr um sechs Prozent auf 343,95 Kilometer<br />

an. Gleichzeitig verkürzen sich die Entfernungen<br />

zwischen den einzelnen Etappen.<br />

16<br />

bis 18. <strong>August</strong><br />

Höre den Donner<br />

Es ist das größte Dragster-Rennen außerhalb<br />

der USA. Rund 250 Teams gehen bei den<br />

NitrOlympX am Hockenheimring an den Start.<br />

40.000 Zuschauer pilgern zu den Tagen des<br />

Donners, um die bis zu 10.000 PS starken Fahrzeuge<br />

beim Duell auf der Viertelmeile zu bestaunen.<br />

Heiß her geht’s auch bei „<strong>The</strong> Nightshow“<br />

am Samstagabend, wenn Motorsport auf<br />

Entertainment trifft – Pyrotechnik inklusive.<br />

Motodrom, Hockenheim; nitrolympx.de<br />

27<br />

Juli<br />

ERLEBE PURE<br />

GAMING-ACTION<br />

Monster, Türme und gegnerische<br />

Champions besiegen – mit Strategie<br />

und Tempo: Darum geht es im<br />

Erfolgsspiel „League of Legends“.<br />

Aber wer ist weltweit der beste<br />

Einzelspieler? Das ermittelt <strong>Red</strong><br />

Bull Player One. Bei den nationalen<br />

Finals in Frankfurt a. M. kämpfen<br />

die besten deutschen Amateur-<br />

Gamer um den Einzug ins Finale<br />

in Brasilien. Wer kein Ticket mehr<br />

bekommt, kann auf der Streaming-<br />

Plattform Twitch live dabei sein.<br />

Silberturm, Frankfurt am Main; redbull.com<br />

ADAC/SASCHA DÖRRENBÄCHER, HOCKENHEIM-RING GMBH, MARCELO MARAGNI/RED BULL CONTENT POOL, SF@STEPHANFLAD.COM<br />

84 THE RED BULLETIN


guide<br />

7<br />

und 8. September<br />

Feier im Freien<br />

Was für ein Line-up, was für eine<br />

Basis für ein legendäres Wochenende:<br />

Bei der deutschen Ausgabe des Lollapalooza-Festivals<br />

reihen sich die<br />

Top-Acts aneinander. Am Samstag<br />

etwa Swedish House Mafia, Twenty<br />

One Pilots und Billie Eilish; am Sonntag<br />

zum Beispiel mit Kings of Leon,<br />

Martin Garrix und Kraftklub.<br />

Olympiastadion und Olympiapark,<br />

Berlin; lollapaloozade.com<br />

und 21. Juli<br />

Beweg dich<br />

wie nie zuvor<br />

In unserem Körper liegt die Kraft für<br />

ein besseres Leben: Deswegen lädt<br />

das „World of Movement“-Event seine<br />

Besucher dazu ein, das <strong>The</strong>ma Bewegung<br />

neu zu entdecken und dabei<br />

gleichzeitig zu neuer Ruhe zu finden –<br />

etwa bei Tanz, Yoga oder Martial Arts.<br />

Schönes Workshop-Beispiel: „<strong>The</strong> Art<br />

to Handstand“. Dazu gibt es auf den<br />

rund 5000 Quadratmetern im Edelfettwerk<br />

auch eine Fitness-Messe.<br />

Edelfettwerk, Hamburg;<br />

world-of-movement.de<br />

26<br />

bis 28. Juli<br />

Verfolge<br />

die Stars<br />

Im Vorjahr holte Formel-1-Profi<br />

Lewis Hamilton beim Großen<br />

Preis von Deutschland den<br />

Sieg, auch dieses Jahr zählt der<br />

Brite zu den Favoriten. Sei dabei,<br />

wenn Lokalmatador Sebastian<br />

Vettel und <strong>Red</strong> Bull Racing-<br />

Fahrer Max Verstappen ihm<br />

den Sieg auf der 4574 Meter<br />

langen Strecke mit den 17 Kurven<br />

streitig machen wollen.<br />

Hockenheimring;<br />

hockenheimring.de<br />

20 21<br />

bis 24. <strong>August</strong><br />

Entdecke das<br />

nächste Level<br />

Neue Technik, neue Spiele,<br />

ganz viel Party: Dafür steht<br />

Gamescom, die weltgrößte<br />

Computerspielmesse. In diesem<br />

Jahr soll die Marke von<br />

400.000 Besuchern geknackt<br />

werden. Nicht verpassen: Auf<br />

dem <strong>Red</strong> Bull Gaming Ground<br />

(Außen bereich P8) kannst du<br />

aktuelle Games testen und<br />

spannende Live-Acts erleben.<br />

Kölnmesse, Köln;<br />

gamescom.de<br />

THE RED BULLETIN 85


Gaming<br />

guide<br />

SMART LEBEN<br />

KAMPF DER<br />

REALITÄTEN<br />

Kuss des Grauens:<br />

Ein böser Dementor holt sich<br />

Harry Potters Seele<br />

in „Wizards Unite“.<br />

„Harry Potter: Wizards Unite“ wird ein Smartphone-Gaming-Fieber<br />

auslösen, wie wir es<br />

seit „Pokémon Go“ nicht mehr erlebt haben.<br />

Vor drei Jahren hat sich das Leben, wie wir es<br />

kannten, für immer verändert. Oder zumindest hat<br />

es sich für immer erweitert. Augmented Reality (AR), die<br />

Verschmelzung von Virtuellem und Realem, wurde damals<br />

vom AR-Smartphone-Game „Pokémon Go“ auf ein<br />

völlig neues Level gebracht. In aller Welt jagten bis zu<br />

45 Millionen Menschen auf ihren Handys digitalen Kreaturen<br />

hinterher. Millionen jagen auch heute noch. Was<br />

ein wenig nach kollektiver Verwirrung klingt, bringt<br />

handfeste praktische Vorteile mit sich, zum Beispiel<br />

bewegen sich die Menschen freiwillig stundenlang an<br />

der frischen Luft. „Pokémon Go“-Entwickler Niantic<br />

bringt nun ein neues Game heraus, das den AR-Hype<br />

in ungeahnte Höhen katapultieren soll – „Harry Potter:<br />

Wizards Unite“. Gamifications-Experte Marc Woodhead<br />

erklärt, wie Augmented Reality unser reales Leben verbessert<br />

hat. Und weiter verbessern wird.<br />

harrypotterwizardsunite.com<br />

GEHIRNTRAINING<br />

Bei AR-Spielen wie „Pokémon Go“<br />

oder „Wizards Unite“ lebt man in<br />

zwei Welten gleichzeitig, in der<br />

eigenen und in der des Spiels. Das<br />

Spannende an diesem Multitasking-<br />

Erlebnis ist, dass man beide Welten<br />

gleichzeitig im Blick haben muss.<br />

„Bei jungen Spielern konnte man beobachten,<br />

dass sie dadurch lernen,<br />

komplexe Informationen überhaupt<br />

leichter zu verarbeiten“, sagt Woodhead.<br />

Neurowissenschaftler Jesse<br />

Gomez ergänzt: „Bei einer Studie<br />

untersuchten wir Erwachsene, die als<br />

Kinder ‚Pokémon‘ gespielt hatten.<br />

Wir entdeckten eine eigene Region<br />

in ihrem Gehirn, die nur dazu dient,<br />

die Bilder des Spiels zu erkennen.“<br />

DIE WELT RETTEN<br />

Besonders wertvolle Pokémons wie<br />

Zapdos kann man bei „Pokémon Go“<br />

nur gemeinsam mit anderen Spielern<br />

fangen. Dieser sehr reale soziale<br />

Aspekt des Spiels hat einen interessanten<br />

Nebeneffekt: Er führt zu<br />

gemeinnützigen Aktionen, zum Beispiel<br />

dem Earth Day <strong>2019</strong>. 17.000<br />

Spieler von „Pokémon Go“ und<br />

„Ingress“ (Niantics erstem AR-Spiel)<br />

sammelten gemeinsam in 41 Ländern<br />

145 Tonnen Müll. „Dank AR können<br />

wir uns besser um unsere Welt kümmern“,<br />

sagt Woodhead.<br />

AKTIV WERDEN<br />

2016 legten die Spieler von „Pokémon<br />

Go“ insgesamt 8,7 Milliarden<br />

Kilo meter zurück – umgerechnet<br />

marschierten sie bis zum Ende des<br />

Sonnensystems. Eine im „Journal<br />

of the American Heart Association“<br />

veröffentlichte Studie belegte, dass<br />

Pokémon-Spieler um fast 35 Prozent<br />

mehr Schritte schafften als Nicht-<br />

Spieler. „Einige Spieler bewegten<br />

sich fünf, sechs Stunden die Woche,<br />

um die nötigen Schritte zu sammeln.<br />

AR hilft uns, gesünder zu leben.“<br />

Prêt-à-portal:<br />

Magische Türen ermöglichen<br />

es, zwischen<br />

realer und virtueller<br />

Welt zu wechseln.<br />

EXPERTEN-<br />

PROFIL<br />

MARC<br />

WOODHEAD<br />

Der Gamification-<br />

Guru<br />

Gründer von Holograph,<br />

einem Unternehmen,<br />

das intelligente<br />

Gamifi cations- und<br />

AR-Lösungen für große<br />

Marken entwickelt<br />

(u. a. den Online-Contest<br />

zur Bestimmung<br />

des beliebtesten<br />

M&M’s-Charakters).<br />

holograph.digital<br />

STIMMUNG VERBESSERN<br />

AR-Games wie „Wizards Unite“<br />

ergänzen unsere Realität so glaubwürdig,<br />

dass uns Erfolge und Belohnungen<br />

im virtuellen Spiel ganz real<br />

wohlfühlen lassen. „Ich habe beobachtet,<br />

wie Menschen jeden Alters<br />

beim Spielen richtige Erfolgserlebnisse<br />

hatten, samt Endorphin-<br />

Ausschüttung und entsprechendem<br />

Boost an guter Laune“, sagt Woodhead.<br />

Doch es kann auch frustrierend<br />

sein, wenn dir die AR-Kreatur<br />

entwischt. „Darum“, so Woodhead,<br />

„ist es wichtig, nie zu vergessen,<br />

dass es nur ein Spiel ist.“<br />

TECHNOLOGIE BILDET<br />

Woodhead meint, dass Augmented<br />

Reality eine immer größere Rolle in<br />

unserem Alltag spielen wird. „Es gibt<br />

auch Spiele, die enorm viel Wissen<br />

vermitteln, zum Beispiel ‚<strong>The</strong> Body<br />

VR‘. Mit der VR-Brille HTC Vive<br />

unternimmt man dabei eine Reise<br />

durch den menschlichen Körper und<br />

sieht unter anderem, wie Blutzellen<br />

Sauerstoff im ganzen Körper verteilen,<br />

bis hinein in die Zellen. Gleichzeitig<br />

erzählt eine Stimme, was<br />

man gerade sieht und wie das alles<br />

funktioniert. AR macht uns also<br />

nicht nur fitter und schlauer, sondern<br />

lässt uns auch die reale Welt<br />

besser verstehen.“<br />

GETTY IMAGES MATT RAY<br />

86 THE RED BULLETIN


Entertainment<br />

guide<br />

BARTEK WOLINSKI/RED BULL CONTENT POOL, KEITH SOLOMON/RED BULL CONTENT POOL, GRAEME MURRAY/RED BULL CONTENT POOL<br />

ACTION<br />

HAUTNAH<br />

Egal ob du mit Rachel<br />

Atherton abwärtsrauschst<br />

oder Kelly Rowland lauschst:<br />

Hier sind die <strong>Red</strong> Bull TV-<br />

Programm-Highlights der<br />

kommenden Wochen.<br />

SO SIEHST DU<br />

RED BULL TV<br />

ÜBERALL<br />

<strong>Red</strong> Bull TV ist deine globale<br />

digitale Destination für<br />

Entertainment abseits des<br />

Alltäglichen, empfangbar<br />

rund um die Uhr an jedem Ort<br />

der Welt. Geh auf redbull.tv,<br />

hol dir die App oder connecte<br />

dich via Smart-TV.<br />

Alle Infos: redbull.tv<br />

Topstar in Aktion: Rachel Atherton bei<br />

ihrer Siegerfahrt in Lenzerheide 2018<br />

9<br />

bis 11. <strong>August</strong> LIVE<br />

UCI MTB WORLD CUP<br />

IN LENZERHEIDE<br />

2,5 Kilometer lang und gespickt mit kniffligen Schlüsselstellen<br />

wie dem #fullgas-Sprung, zieht die Downhill-Weltcup-Strecke in<br />

Lenzerheide Fahrer und Zuschauer gleichermaßen in ihren Bann.<br />

Mindestens genauso aufregend: der Cross-Country-Bewerb.<br />

Im Bild sehen wir Englands Pro Rachel Atherton bergabrasen, die<br />

bei der Weltmeisterschaft in Lenzerheide im Vorjahr Gold holte.<br />

1<strong>August</strong> ON DEMAND<br />

RED BULL MUSIC<br />

STUDIO SESSIONS<br />

Ein einzigartiger Blick hinter die Kulissen des Pop-<br />

Business: Kelly Rowland (Bild) arbeitet mit Top-<br />

Songwriter Alex Saad und Producer Fabian Mazur<br />

an drei neuen Songs – und du bist mit dabei.<br />

17<br />

<strong>August</strong> LIVE<br />

CRANKWORX<br />

Auf Augenhöhe mit den weltbesten Mountainbikern<br />

und ihren spektakulären Sprüngen, den verblüffenden<br />

Tricks und irrem Tempo. Dieses Mal macht die Crankworx-Tour<br />

Station im kanadischen Whistler. Mit dabei:<br />

der vielversprechende Erik Fedko (GER; im Bild).<br />

THE RED BULLETIN 87


IM TRAINING<br />

MIT GAMING<br />

MIT AUSDAUER, KRAFT UND TECHNIK ZUM NEUEN HIGHSCORE –<br />

DIESE FITNESSTIPPS MACHEN DICH SPIELEND LEICHT TOPFIT!<br />

1. PACK DIE<br />

HANTELN AUS<br />

NINTENDO<br />

SWITCH KONSOLE<br />

Die Switch ist die TV-Konsole, mit der<br />

du auch unterwegs trainieren kannst.<br />

Entweder allein am Hometrainer, zu zweit<br />

im Park oder gemeinsam mit anderen<br />

Switch-Konsolen am Sportplatz.<br />

PERFEKT FÜR DICH, WENN …<br />

… dich dein Spieltrieb jederzeit juckt.<br />

TECHSPECS<br />

6,2-Zoll-Multi-Touchscreen<br />

1.280 × 720-Pixel-Display<br />

2 Joy-Con-Controller<br />

WLAN/Bluetooth<br />

2. JUMP ’N’ RUN<br />

IM SECHSKAMPF<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

DIE SWITCH-DISZIPLINEN<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

„New Super Mario Bros. U Deluxe“<br />

„Super Mario Odyssey“<br />

„Mario Kart 8 Deluxe“<br />

„Super Mario Party“<br />

„Super Smash Bros. Ultimate“<br />

„Yoshi’s Crafted World“<br />

1<br />

SCHWITZ MIT SWITCH<br />

Rase mit Mario, sprinte mit<br />

Luigi und springe mit Yoshi.<br />

Denn dann – läuft’s bei dir.<br />

6<br />

J E T Z T I M N E T Z !<br />

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3. TRAINIER, BIS<br />

DER BART WÄCHST<br />

SONY<br />

PS4 PRO STANDALONE<br />

Du willst deine Ausdauer verbessern?<br />

Im Training zu zweit motiviert ihr euch<br />

gegenseitig zu Rekorden. Die PS4 beweist<br />

euren Erfolg, wenn die Leistungskurve<br />

proportional mit dem Vollbart wächst.<br />

PERFEKT FÜR DICH, WENN …<br />

… dein Bart noch nicht lang genug ist.<br />

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1-TB-Festplatte<br />

8 GB Arbeitsspeicher<br />

x86-64 AMD Jaguar-<br />

Prozessor, 8 Kerne<br />

1 Wireless Controller<br />

4. AB IN DEN<br />

FITNESSRAUM<br />

SONY<br />

PLAYSTATION VR<br />

Deine Kumpels haben schlappgemacht<br />

beim Wohnzimmer-Bankdrücken? Dann<br />

triff dich mit neuen Trainingspartnern im<br />

virtuellen Kraftraum. Mit dem VR-Headset<br />

der PS4 stemmst du jedes Gewicht.<br />

PERFEKT FÜR DICH, WENN …<br />

… du mitten im Geschehen stehen willst.<br />

TECHSPECS<br />

5,7-Zoll-OLED-Display<br />

1.920 × RGB × 1.080 Pixel<br />

+ PlayStation Camera<br />

+ VR Worlds Voucher


5. WER VERLIERT,<br />

MUSS TRINKEN<br />

BOSCH<br />

STANDMIXER<br />

Zeit für ein Trinkspielchen: Beim nächsten<br />

„Game Over“ wird ein Gläschen Proteine<br />

gekippt. Auch Vitamine schärfen deinen<br />

Fokus, damit du die Strategie klar siehst.<br />

Doch wehe, du verlierst jetzt absichtlich!<br />

PERFEKT FÜR DICH, WENN …<br />

… Trinkspiele dich anspornen.<br />

TECHSPECS<br />

2 Geschwindigkeitsstufen<br />

Edelstahlgehäuse<br />

Tritan-2Go-Flasche<br />

Edelstahlmesser<br />

TECHSPECS<br />

64-GB- od. 128-GB-Festplatte<br />

AA-Akkubetrieb<br />

plattformübergreifend<br />

+ 2 Touch Controllers (L&R)<br />

6. BEHALTE DIE<br />

ZIELE VOR AUGEN<br />

OCULUS<br />

QUEST ALL-IN-ONE VR<br />

Auf dem Trainingsplan steht Tanzen, Tennis<br />

und Boxen. Wo und wann immer du willst.<br />

Die Games lädst du direkt auf das VR-Headset<br />

und verzichtest auf PC und Kabel. So<br />

gehst du frei durch den virtuellen Raum.<br />

PERFEKT FÜR DICH, WENN …<br />

… dir eine Yogamatte zu wenig Platz bietet.<br />

OCULUS GO<br />

Die Go, die kleine Schwester<br />

der Oculus Quest, ist ebenfalls<br />

autark und kabellos. Mit ihr<br />

holst du dein Workout auch<br />

unterwegs auf den Schirm.<br />

PERFEKT FÜR DICH, WENN …<br />

… du fit to go sein willst.


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7. CHECK DEIN<br />

BELASTUNGS-EKG<br />

DIE BIRNE AN!<br />

WAS WÄRE, WENN … wir trainieren<br />

wollten wie die richtigen Profis –<br />

wie halten sich E-Sport-Gamer fit?<br />

DER GEISTESBLITZ SAGT: E-Sportler<br />

sind Meister ihrer Disziplin. Doch wer<br />

stundenlang fokussiert sitzen muss,<br />

sollte auch physisch ausdauernd sein.<br />

Ein für Profigamer entwickeltes Workout<br />

stärkt die Haltung, die Körpermitte,<br />

Unterarme, Handgelenke, Finger und<br />

die Hand-Augen-Koordination. Daher<br />

empfehlen wir: Wenn du das nächste<br />

Mal wegen langer Ladezeiten pausieren<br />

musst, nutze die Auszeit und mache<br />

20 Liegestütze. Beim nächsten Break<br />

dann 20 Kniebeugen. Die Bewegung<br />

beschwingt auch die Konzentration.<br />

Und sollten dich die Übungen doch<br />

zu sehr anstrengen, probier’s einfach<br />

mit Fingeryoga.<br />

FITBIT<br />

FITNESSTRACKER<br />

Prüfe immer wieder deine Leistung mit<br />

dem Inspire-HR. Denn: Wer richtig spielt,<br />

verbrennt auch Kalorien. Eine neue Coolness-Challenge:<br />

Miss dich mit Freunden,<br />

wer beim Zocken den ruhigeren Puls hat.<br />

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… du verbrannte Kalorien sehen willst.<br />

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Bluetooth 4.0<br />

8. WER SCHWITZT,<br />

DARF SCHLEMMEN<br />

KRUPS<br />

KÜCHENMASCHINE<br />

Und zum Finale: das gesunde Fressen.<br />

Der Prep&Cook bringt dich rasch zum<br />

selbst gekochten Genuss. Denn er kann<br />

schmoren, dünsten, rühren, kneten,<br />

mixen, mahlen, zerkleinern. Mahlzeit!<br />

PERFEKT FÜR DICH, WENN …<br />

… du auf frisches Fastfood stehst.<br />

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Max. 1.550 Watt Leistung<br />

4,5 Liter-Rührschüssel<br />

12.000 Umdrehungen/Min<br />

6 Automatikprogramme<br />

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KOCH- UND<br />

ZAUBERBUCH<br />

Hier findest du das kulinarische<br />

Abc für eine rasche<br />

Regeneration. Von A wie<br />

Aioli über M wie Mango-Lassi<br />

bis Z wie Zucchini-Flan.<br />

PERFEKT FÜR DICH, WENN …<br />

… du ein Erfolgsrezept suchst.


GO SLOWENIEN!<br />

Hier trifft Abenteuer auf<br />

Entschleunigung: Jedes Jahr<br />

im Juni findet in Slowenien das<br />

berüchtigte <strong>Red</strong> Bull Goni Pony<br />

statt – ein Fahrradrennen hoch<br />

zum Vršičpass. Einzige Voraussetzung:<br />

Es muss mit dem<br />

legendären Balkan-Klapprad<br />

Pony gefahren werden – auf<br />

20-Zoll-Rädern mit nur einem<br />

Gang. Grund genug für einen<br />

Roadtrip zum Event im neuen<br />

HYMERCAR Grand Canyon S.


THE RED BULLETIN PROMOTION<br />

„Unten Universitätsstadt mit Bars,<br />

Cafés und Ost-Charme, oben einer<br />

der besten Bikeparks des Landes“,<br />

so beschreibt Filip seine Heimatstadt.<br />

MARIBOR<br />

JURE GASPARIC<br />

Wer Land und Leute erleben<br />

will, nimmt nach Slowenien<br />

am besten zwei Dinge mit:<br />

Camper Van und Bike(s).<br />

Die Freundlichkeit der<br />

Menschen lässt sich an jeder<br />

Straßenkreuzung durchs<br />

Seitenfenster erfahren, und<br />

es gibt kaum einen Ort, an<br />

dem man nicht das Mountainbike<br />

vom Fahrradträger<br />

nehmen möchte. Für beides<br />

steht Filip Flisar. Der Weltmeister<br />

im Skicross ist sympathisch<br />

– und extrem gut<br />

auf dem Bike. Bevor er uns<br />

zum <strong>Red</strong> Bull Goni Pony<br />

mitnimmt, zeigt er uns noch<br />

seine Heimatstadt: vom<br />

Pumptrack übers Altstadtcafé<br />

bis hin zum Bikepark<br />

vor den Toren der Stadt.<br />

Zum Start des Bikeparks Pohorje<br />

fährt entweder eine Gondel<br />

oder führt eine Straße: mit dem<br />

Vorteil, dass man easy im Grünen<br />

grillen kann.


JAMNICA<br />

Der nächste Stopp ist ein<br />

Tipp von Filip: Weiter westlich<br />

und ebenfalls direkt an<br />

der Grenze zu Österreich hat<br />

Anej Štrucl, sein Freund aus<br />

Skikaderzeiten, einen Trail<br />

mitten in ein stillgelegtes<br />

Bergwerk gebaut – den Black<br />

Hole Trail. Steil, dunkel und<br />

außergewöhnlich. Wer Angst<br />

um seine Knochen hat, weicht<br />

besser auf den alternativen<br />

Trail durch den Stollen aus;<br />

der ist für jedermann leicht<br />

fahrbar. Da ist die Straße<br />

hoch zur Bikebase Koroš<br />

schon abenteuerlicher – sie<br />

verläuft kilometerlang durch<br />

einsame Wälder und über<br />

Schotterpisten. Umso besser<br />

für die Aussicht am Abend<br />

vom Stellplatz im Freien.<br />

Den Trail hat Anej zusammen<br />

mit alten Bergarbeitern<br />

aus dem Gestein<br />

gesprengt und entschärft.<br />

Nun ist er laut eigener<br />

Ausgabe nicht mehr „tiefschwarz,<br />

sondern nur<br />

noch schwarz“.<br />

Den HYMERCAR Grand<br />

Canyon S gibt es auch<br />

als 4 × 4. Das rechnet sich<br />

in einem Land, das zu<br />

über einem Drittel aus<br />

Wald besteht.


THE RED BULLETIN PROMOTION<br />

KRANJSKA GORA<br />

Ebenfalls in den Bergen liegt unser<br />

Ziel: Kranjska Gora, jährlicher Austragungsort<br />

vom <strong>Red</strong> Bull Goni Pony.<br />

Was vor fünf Jahren als kleines Event<br />

in dem beschaulichen Ort angefangen<br />

hat, ist inzwischen eine der berüchtigsten<br />

Veranstaltungen des Landes.<br />

Über 1.300 kostümierte Radler fahren,<br />

schieben und tragen ihr Pony<br />

hoch zum Pass auf 1.611 Metern. Die<br />

Besonderheit: Wer antritt, muss mit<br />

dem Pony fahren – einem Eingang-<br />

Klapprad aus dem ehemaligen<br />

Jugoslawien. Tuning ist verboten,<br />

außer man schmückt sein Bike mit<br />

aufblasbaren Wassermelonen und<br />

Einhörnern.<br />

Mehr Tipps für einen<br />

Roadtrip durch Slowenien:<br />

redbull.com/slowenien-camping,<br />

hymer.com, slovenia.info<br />

Als Style-Judge kürt<br />

Filip beim <strong>Red</strong> Bull Goni<br />

Pony das beste Outfit.<br />

Der Rekord liegt bei<br />

40 Minuten für die<br />

knapp 1.000 Höhenmeter.<br />

Der durchschnittliche<br />

Teilnehmer<br />

braucht 1 ½ Stunden<br />

mit dem Klapprad.<br />

IAM LEON // IG IAMLEONOFFICIAL; JURE GASPARIC


IMPRESSUM<br />

THE RED<br />

BULLETIN<br />

WELTWEIT<br />

Aktuell<br />

erscheint<br />

<strong>The</strong> <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong><br />

in sieben Ländern.<br />

In der Coverstory<br />

unserer Frankreich-<br />

Ausgabe beleuchten<br />

wir den Karriereweg<br />

der Brasilianerin<br />

Leticia Bufoni zur stilprägenden<br />

Skaterin<br />

ihrer Generation.<br />

Mehr Storys abseits des<br />

Alltäglichen gibt’s auf:<br />

redbulletin.com<br />

Chefredakteur<br />

Alexander Macheck<br />

Stv. Chefredakteure<br />

Andreas Rottenschlager<br />

Creative Director<br />

Erik Turek<br />

Art Directors<br />

Kasimir Reimann (stv. CD),<br />

Miles English, Tara Thompson<br />

Head of Photography<br />

Fritz Schuster<br />

Deputy Head of Photography<br />

Marion Batty<br />

Photo Director<br />

Rudi Übelhör<br />

Chefin vom Dienst<br />

Marion Lukas-Wildmann<br />

Managing Editor<br />

Ulrich Corazza<br />

Freie Mitarbeiter Jakob Hübner,<br />

Werner Jessner, Alex Lisetz, Nina Treml,<br />

Stefan Wagner, Andreas Wollinger<br />

Grafik Marion Bernert-Thomann, Martina<br />

de Carvalho-Hutter, Kevin Goll, Carita Najewitz<br />

Fotoredaktion Susie Forman, Ellen Haas,<br />

Eva Kerschbaum, Tahira Mirza<br />

Global Head of Media Sales<br />

Gerhard Riedler<br />

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Alfred Vrej Minassian<br />

International Sales Coordinator<br />

Stefanie Krallinger<br />

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Stefan Ebner<br />

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Sara Varming (Ltg.), Ivona Glibusic, Bernhard<br />

Schmied, Melissa Stutz, Mia Wienerberger<br />

B2B Communication<br />

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Head of Creative<br />

Markus Kietreiber<br />

Creative Solutions Eva Locker (Ltg.),<br />

Mathias Blaha, Verena Schörkhuber,<br />

Julia Bianca Zmek, Edith Zöchling-Marchart<br />

Commercial Design Peter Knehtl (Ltg.),<br />

Sasha Bunch, Simone Fischer, Martina Maier<br />

Anzeigendisposition<br />

Manuela Brandstätter, Monika Spitaler<br />

Herstellung<br />

Veronika Felder<br />

Produktion Walter O. Sádaba, Friedrich Indich,<br />

Sabine Wessig<br />

Lithografie<br />

Clemens Ragotzky (Ltg.), Claudia Heis, Nenad<br />

Isailović, Sandra Maiko Krutz, Josef Mühlbacher<br />

Office Management<br />

Yvonne Tremmel (Ltg.), Alexander Peham<br />

MIT-Experte Michael Thaler<br />

Abo und Vertrieb Peter Schiffer (Ltg.), Klaus<br />

Pleninger (Vertrieb), Nicole Glaser (Vertrieb),<br />

Victoria Schwärzler, Yoldaş Yarar (Abo)<br />

Verlagsanschrift<br />

Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien<br />

Telefon +43 1 90221-0<br />

Fax +43 1 90221-28809<br />

Web redbulletin.com<br />

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Dave Szych, dave.szych@redbull.com<br />

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96 THE RED BULLETIN


© GEPA-pictures<br />

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ALLE RENNEN LIVE UND IM FREE TV.<br />

SENDEZEITEN UNTER servusmotogp.com<br />

Einfach gut fernsehen.


Perfekter Abgang<br />

Driftiger Grund<br />

Brennende Sonne, glühende Felsen, staubige Pisten: Das Rennen in Stellenbosch, Südafrika,<br />

stellt die Fahrerinnen des UCI Mountainbike World Cup (im Bild angeführt von der<br />

Französin Pauline Ferrand-Prévot) vor besondere Herausforderungen. Beim Ritt über den<br />

rutschigen Untergrund ist vor allem eine perfekt dosierte Bremstechnik gefragt.<br />

Die nächste<br />

Ausgabe des<br />

RED BULLETIN<br />

erscheint am<br />

10. September<br />

<strong>2019</strong>.<br />

BARTEK WOLINSKI/RED BULL CONTENT POOL DAVID MAYER<br />

98 THE RED BULLETIN


WISSEN, WORAUF<br />

ES ANKOMMT.<br />

Die wichtigen <strong>The</strong>men. Kompakt aufbereitet und eingeordnet.<br />

DAS<br />

KOMPAKTE<br />

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MAGAZIN<br />

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• Digitale Ausgabe ab 17.00 Uhr am Vorabend verfügbar<br />

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