14 Lokales „THE ONLY LIMIT IS YOUR MIND“ LOCAL HERO Beruf: Rennfahrerin Bildquelle: Mario Unger
Lokales 15 Nicole Holzer wuchs in einer Familie mit „Benzin im Blut“ auf. Kein Wunder also, dass die 21-Jährige mittlerweile im Motorsport voll durchgestartet ist. Wir sprachen mit der sympathischen Rennfahrerin über die Anfänge, ihr Leben auf der Piste und Privates. Wie sind Sie eigentlich zum Rennsport gekommen? • Mein Vater ist früher gemeinsam mit meinem Onkel, der sein Beifahrer war, erfolgreich im Rallye-Sport unterwegs gewesen. Später hat er dann einige Kartbahnen betrieben. Da war unsere ganze Familie immer dabei. Noch heute bekomme ich erzählt, dass ich als Baby angeblich nur bei Motorenlärm eingeschlafen bin (lacht). Mein Bruder ist später vom Kart- in den Formel-Sport aufgestiegen. Irgendwann hat mich dann auch das Rennfieber gepackt. Für eine Frau nicht das gewöhnlichste Hobby. Wie sah Ihr Einstieg aus? • <strong>Das</strong> war vor rund sechs Jahren. Die HOLZER Firmengruppe, unser Familienunternehmen, hat damals die Fahrzeuge für den ADAC Opel Adam Cup aufgebaut und auch die Serie betreut. Da kam ich mit dem Ganzen in Berührung und wollte in den Sport einsteigen. Selbst in dem Cup Rallye zu fahren war mein Traum. Wie ging die Geschichte weiter? • Mein Vater war zunächst komplett dagegen. Aus seiner Erfahrung wusste er natürlich, dass es zum einen nicht ungefährlich ist, in einem Rallye-Auto zu sitzen. Und zum anderen, dass dieser Sport ein teures Vergnügen ist. Davon hab ich aber nicht abhalten lassen. Ich bin ohne sein Wissen mit meiner Mutter nach Oschersleben gefahren und habe die notwendige Lizenz gemacht. Kurz darauf, mit gerade 17 Jahren, bin ich an der Seite meines Cousins die Oberland-Rallye, auf der einst schon mein Vater unterwegs war, gefahren. Ein einmaliges Gefühl. Und was hat Ihr Vater gesagt? • Er war unglaublich stolz und unterstützt mich seither zu 100 Prozent. Sie waren Co-Pilotin im Rallye-Sport, haben dann die Seiten gewechselt und waren selbst am Steuer. Jetzt fahren Sie auf der Rundstrecke. Warum? • Auf der einen Seite war ich neugierig und wollte etwas Neues ausprobieren. Und auf der anderen Seite ist es im Rundstreckensport einfacher, wirklich Fuß zu fassen. Im Rallye-Sport gestaltet sich das langfristig gesehen deutlich schwieriger. Daher habe ich auf der Rundstrecke bessere Zukunftsperspektiven für mich gesehen und bin umgestiegen. Apropos Zukunft. Konzentrieren Sie sich ausschließlich auf den Motorsport oder haben Sie noch einen „normalen“ Beruf? • Unser Familienunternehmen ist nach wie vor im Motorsport engagiert. Dort arbeite ich in Vollzeit. Zum Glück kann ich aber meist schon vor den Wochenenden zu den Rennen abreisen. Dafür bin ich sehr dankbar – schließlich wäre so etwas in einer anderen Firma undenkbar. Team-Meetings an, zum Beispiel werden Setup, Reifenwahl, Fahrereinteilung besprochen. Entweder sitze ich dann als Startfahrer im Rennauto oder, wenn ein Teamkollege auf der Strecke beginnt, in der Box, um den Funk mitzuhören und so immer auf dem Laufenden zu bleiben. Gerade, wenn ein 12- oder 24-Stunden-Rennen ansteht, tankt man zwischendurch auch beim Physio Kraft. Hand aufs Herz. Was macht diesen Sport für Sie so besonders? • Beim Rallye-Sport ist es definitiv die Abwechslung. Die Strecken wechseln ständig ihre Charakteristik. Asphalt, Schotter, Schnee, Matsch oder Nebel – die Bedingungen wechseln in kürzester Zeit. Zudem sieht man die Strecke vorab nur zweimal und muss dann versuchen, so schnell wie möglich durch die häufig sehr engen und anspruchsvollen Wertungsprüfungen zu kommen. Da es keine große Auslaufzonen gibt, muss das Vertrauen zum Beifahrer absolut gegeben sein. Und auf der Rundstrecke? • Da sticht der direkte Fight mit den anderen Fahrern auf der Strecke heraus. Gerade bei einem 12- oder 24-Stunden-Rennen müssen Auto und Körper die Belastungen mitmachen. Lange Stints, sprich die lange Fahrzeit im Auto, verlangen höchste Konzentration und die entsprechende Ausdauer. Grundsätzlich hat jeder die gleichen Voraussetzungen, das heißt: Es kommt vor allem auf das fahrerische Können an. Bei einer Rallye dagegen fährt man zu unterschiedlichen Zeiten los und hat somit gegebenenfalls mit schlechteren Bedingungen zu kämpfen oder kann von besseren Verhältnissen profitieren. NICOLE HOLZER Wie gehen Sie dann die Vorbereitung auf ein Rennen an? • Vor den Rennen trainiere ich sehr intensiv im Simulator mit meinem Coach in Liechtenstein. <strong>Das</strong> hilft mit, die Strecke kennenzulernen und unter Umständen auch schon technische Feinheiten einzustellen. Ansonsten treibe ich natürlich generell viel Sport und ernähre mich gesund sowie bewusst. Wie sieht ein typischer Tagesablauf an einem Rennwochenende aus? • Los geht es schon relativ früh: Nach einem gesunden Frühstück im Hotel treffen wir uns mit dem Team an der Strecke. Dort stehen dann Fahrer-Breefings und Auch wenn sie knapp bemessen ist – wie verbringen Sie ihre Freizeit? • Ich liebe es zu reisen. Klar, ich bin schon so sehr viel unterwegs. Aber an einem Rennwochenende bekommt man von Land und Leute kaum etwas mit. Wann immer möglich, nutze ich meine freie Zeit, um gemeinsam Freunden oder Familie das zu ändern und neue Eindrücke zu gewinnen. Ansonsten treibe ich viel Sport oder arbeite als Model. Haben Sie ein Lebensmotto? • Mein Lebensmotto ist „The only limit is your mind“ – egal ob Rennfahren oder eine bestimmte Lebenssituation - meistens Alles einfach eine Kopfsache.