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Der 4. Hinz&Kunzt Hotelreport 2019

Sie sorgen maßgeblich dafür, dass wir uns wohlfühlen, wenn wir auf Reisen übernachten: die Frauen und Männer, die Hotelzimmer putzen. Doch was bekommen sie eigentlich für ihre harte Arbeit? Acht Jahre nach unserem letzten Hotelreport haben wir erneut mit Reinigungskräften gesprochen – und eine große Umfrage unter Hamburger Hoteliers durchgeführt.

Sie sorgen maßgeblich dafür, dass wir uns wohlfühlen, wenn wir auf Reisen übernachten: die Frauen und Männer, die Hotelzimmer putzen. Doch was bekommen sie eigentlich für ihre harte Arbeit? Acht Jahre nach unserem letzten Hotelreport
haben wir erneut mit Reinigungskräften gesprochen – und eine große Umfrage unter Hamburger Hoteliers durchgeführt.

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<strong>Hotelreport</strong> <strong>2019</strong><br />

Aus der<br />

Hinz&<strong>Kunzt</strong>-<br />

Ausgabe<br />

August <strong>2019</strong><br />

<strong>Der</strong> <strong>4.</strong> Hinz&<strong>Kunzt</strong>-<br />

<strong>Hotelreport</strong><br />

Sie sorgen maßgeblich dafür, dass wir uns wohlfühlen, wenn<br />

wir auf Reisen übernachten: die Frauen und Männer, die<br />

Hotelzimmer putzen. Doch was bekommen sie eigentlich für<br />

ihre harte Arbeit? Acht Jahre nach unserem letzten <strong>Hotelreport</strong><br />

haben wir erneut mit Reinigungskräften gesprochen – und eine<br />

große Umfrage unter Hamburger Hoteliers durchgeführt.<br />

TEXT: ULRICH JONAS<br />

MITARBEIT: DINA FEDOSSOVA,<br />

CEDRIC HORBACH, ANA QUINTÃO<br />

FOTOS: MAURICIO BUSTAMANTE<br />

GESTALTUNG + ILLUSTRATION: GRAFIKDEERNS<br />

Sophia Funk (links) weiß, wie wichtig die Arbeit von Zimmermädchen ist. „Sie gestalten die Geschichte unseres Hotels mit“, sagt die<br />

Personaldirektorin des Hotels ATLANTIC KEMPINSKI, das überwiegend eigene Reinigungskräfte beschäftigt und fair bezahlt (S. 17).<br />

Rechtsanwalt Reinald Berchter (Mitte) hilft denen, die für Subunternehmer Hotelzimmer putzen und um Lohn betrogen wurden (S. 12).<br />

Esther Debrah hat solche Probleme nicht: Sie ist beim MADISON Hotel angestellt – und mit ihrem Gehalt zufrieden (S. 6).<br />

1


HINZ&KUNZT N°318/AUGUST <strong>2019</strong><br />

Wurde in vielen<br />

Häusern freundlich<br />

empfangen:<br />

Hinz&<strong>Kunzt</strong>-Autor<br />

Ulrich Jonas,<br />

hier im ATLANTIC<br />

KEMPINSKI.<br />

Warum ein <strong>Hotelreport</strong> nötig ist<br />

2,46 Euro die Stunde: Mit diesem Hungerlohn wurde das<br />

Zimmermädchen Antonia im Jahr 2007 abgespeist. Die junge<br />

Frau hatte in einem Hamburger Fünf-Sterne-Hotel geputzt<br />

– als Angestellte eines Dienstleisters, der mit der Reinigung<br />

der Zimmer beauftragt war. An die Öffentlichkeit ging<br />

Antonia erst, als sie ihren Job verloren hatte – und sorgte so<br />

für einen Aufschrei der Empörung.<br />

Schnell beteuerte der Hotelbetreiber seine Unschuld:<br />

Gewusst habe er davon nichts. Und verantwortlich sei<br />

ausschließlich der Dienstleister. Im Übrigen habe das Hotel<br />

sich die korrekte Bezahlung der Reinigungsleute vertraglich<br />

zusichern lassen – mehr könne ein Hotelier nicht tun.<br />

Es waren Sätze wie diese, die uns dazu brachten, den<br />

Spieß umzudrehen. Denn wie kann es sein, dass ein Hotelier<br />

sich für die Löhne der Zimmermädchen nicht verantwortlich<br />

fühlt – wo doch nahezu jeder Gast glaubt, die Putzleute seien<br />

Angestellte des Hotels?<br />

Wir fragten also Hotelbetreiber, wie sie dafür sorgen,<br />

dass ihre Reinigungskräfte korrekt bezahlt und behandelt<br />

werden. Das Ergebnis waren drei Hinz&<strong>Kunzt</strong>-<strong>Hotelreport</strong>e<br />

(der letzte erschien 2011), die zeigten: Vielen Hotels war die korrekte<br />

Bezahlung ihrer Zimmermädchen schon damals ein<br />

wichtiges Anliegen. In anderen Häusern hingegen wurden<br />

auch nach 2007 unanständige Löhne bezahlt – in der Regel<br />

von Subunternehmern der Hotelbetreiber.<br />

Zwölf Jahre nach dem Fall Antonia wollten wir nun erneut<br />

wissen: Was verdienen Zimmermädchen in Hamburger<br />

Hotels heute? Und ist es möglich, dass manche weiterhin nur<br />

Dumpinglöhne bezahlt bekommen? Das Ergebnis unserer<br />

Recherchen präsentieren wir Ihnen auf den folgenden Seiten.<br />

Die gute Nachricht ist: Erneut haben uns viele Hoteliers<br />

bereitwillig Auskunft erteilt. Manche haben uns sogar eingeladen,<br />

mit ihren Zimmermädchen zu sprechen. Sie sind stolz<br />

darauf, die Menschen, die für sie putzen, auf ihrer eigenen<br />

Gehaltsliste zu führen und sie gut zu bezahlen. Reinigungskräfte,<br />

Hausdamen und Direktoren aus solchen Häusern haben<br />

wir mit kurzen Statements ins Bild gesetzt – weil sie für<br />

uns Vorbilder sind. Ihre Beispiele zeigen: Werden die Menschen,<br />

die die Zimmer säubern, anständig behandelt, ist das<br />

nicht nur gut für die Putzleute, sondern auch für die Hotels.<br />

Es gibt aber auch eine schlechte Nachricht: In manchen<br />

Hamburger Hotels bekommen Reinigungskräfte weiterhin<br />

nicht den Lohn bezahlt, der ihnen gesetzlich zusteht – trotz<br />

Mindestlohn, trotz Zollkontrollen. Wie das sein kann, lesen<br />

Sie ab Seite 6.<br />

Vielleicht wundern Sie sich, dass Menschen sich heute<br />

noch ausbeuten lassen – und die Öffentlichkeit davon in der<br />

Regel nichts erfährt. Doch haben Betroffene viel Angst und<br />

wenig Alternativen, wie der (anonyme) Bericht eines Zimmermädchens<br />

verdeutlicht (siehe nächste Seite). Ein weiteres<br />

Problem: Selbst wenn Ausgebeutete tatsächlich mal klagen,<br />

„Betroffene haben viel Angst<br />

und wenig Alternativen.“<br />

ULRICH JONAS<br />

ändert sich am grundsätzlichen Problem wenig, wie ein<br />

Rechtsanwalt im Interview erklärt (Seite 12).<br />

Erneut haben wir eigene Sterne verteilt an die Hamburger<br />

Hotels, die sich an unserer Umfrage beteiligt haben<br />

(Seiten 14 und 15). Nach welchen Regeln wir das gemacht<br />

haben und wie schwer uns das manchmal fiel, lesen Sie auf<br />

den Seiten 13 und 16. Unser neuer Report zeigt: Gewiss ist<br />

eine korrekte Bezahlung von Zimmermädchen in vielen<br />

Häusern noch nicht – leider. •<br />

Kontakt: ulrich.jonas@hinzundkunzt.de<br />

2


<strong>Hotelreport</strong> <strong>2019</strong><br />

Die Löhne der Zimmermädchen<br />

Hamburger Hotels, die Vollmitglied bei<br />

Dehoga sind, müssen ihren Reinigungskräften<br />

mindestens den Tariflohn von 9,97 Euro in der<br />

Stunde zahlen. Andere Hotels müssen wenigstens<br />

den Mindestlohn von 9,19 Euro zahlen.<br />

Für Gebäudereiniger, die als Subunternehmer<br />

beauftragt wurden, gilt in Westdeutschland ein<br />

allge meinver bindlicher Branchenmindestlohn<br />

von 10,56 Euro (2018 noch 10,30 Euro).<br />

Wie Zimmermädchen<br />

ausgebeutet werden<br />

Eine ehemalige Hotelreinigungskraft erzählt<br />

PROTOKOLL: ULRICH JONAS<br />

Ich habe in zwei Hamburger Vier-<br />

Sterne-Hotels Zimmer geputzt.<br />

Mein Arbeitgeber war eine Reinigungsfirma.<br />

<strong>Der</strong> Chef sagte: „Pro<br />

Zimmer bekommst du drei Euro.“ Ich<br />

hätte also fast dreieinhalb Zimmer pro<br />

Stunde putzen müssen, um auf die<br />

10,30 Euro pro Stunde (allgemein verbindlicher<br />

Branchenmindestlohn 2018, Red.) zu<br />

kommen, die mir laut Arbeitsvertrag<br />

zustanden. Das war nicht zu schaffen.<br />

Als ich meine erste Abrechnung erhielt,<br />

bekam ich einen Schock: Obwohl ich<br />

drei Wochen lang mindestens sechs<br />

Stunden täglich Zimmer geputzt hatte,<br />

hatte die Firma gerade mal 289,78 Euro<br />

auf mein Konto überwiesen.<br />

Jedes Hotelzimmer ist anders: Für<br />

ein größeres Zimmer, in dem die Gäste<br />

eine Party gefeiert haben, brauchst du<br />

eine Stunde. Und auch bei kleinen Zimmern<br />

kann es länger dauern, wenn die<br />

Dusche zum Beispiel Glaswände hat.<br />

Manche unserer Arbeiten wurden<br />

gar nicht bezahlt: Morgens mussten wir<br />

eine halbe Stunde vor offiziellem<br />

Arbeits beginn kommen, um frische<br />

Wäsche auf unsere Wägen zu laden.<br />

Und nach dem offiziellen Feierabend<br />

brauchten wir noch mal eine halbe<br />

Stunde, um die schmutzige Bettwäsche<br />

wegzubringen. Und die 30 Minuten<br />

Pause, die mir zustanden, habe ich in<br />

den neun Monaten an genau einem<br />

Tag tatsächlich nur einmal zur Hälfte<br />

genommen – es war sonst einfach keine<br />

Zeit dafür.<br />

Nach einer Weile habe ich verstanden,<br />

wie das mit den Stundenzetteln<br />

und dem Lohn läuft. Nach getaner Arbeit<br />

fragte die Vorarbeiterin: „Wie viele<br />

„Diese Leute<br />

haben mich<br />

betrogen.“<br />

EIN ZIMMERMÄDCHEN<br />

Zimmer hast du heute gemacht?“ Und<br />

je nachdem, wie viele es waren, wurde<br />

dann die Zeit berechnet, die ich vermeintlich<br />

gearbeitet hatte – unter der<br />

Annahme, ich hätte knapp dreieinhalb<br />

Zimmer pro Stunde geputzt. Dass ich<br />

regelmäßig deutlich länger arbeitete,<br />

als auf dem Papier stand, interessierte<br />

nicht. Und wer sich krank meldete,<br />

bekam rückwirkend sogar Zimmer<br />

gestrichen, die er geputzt hatte – und<br />

verlor so noch einen Teil des ohnehin<br />

niedrigen Lohns.<br />

Meine Kolleginnen kamen aus Rumänien,<br />

Bulgarien, Polen oder Afrika.<br />

Die meisten blieben nur wenige Wochen.<br />

Wenn sie merkten, dass sie betrogen<br />

wurden, verschwanden sie wieder –<br />

3<br />

ohne dass sie das Geld bekamen, das<br />

ihnen zustand. Ich wollte auch schon<br />

lange weg. Doch ich blieb, weil ich<br />

wusste: Um einen anderen Job zu finden,<br />

muss ich erst mal Deutsch lernen.<br />

Als ein Arzt eines Tages feststellte,<br />

dass ich schwanger war, informierte ich<br />

darüber meinen Arbeitgeber. Nur einen<br />

Tag später lag die Kündigung im Briefkasten.<br />

Zum Glück hatte ich zufällig<br />

erfahren, dass die Servicestelle Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />

Menschen wie mir<br />

hilft. Mithilfe des Anwalts, den mir die<br />

Beraterin vermittelte, bekam ich immerhin<br />

einen Teil des Lohns nachbezahlt,<br />

der mir zustand – und die Firma<br />

musste gegenüber dem Arbeitsgericht<br />

anerkennen, dass die Kündigung rechtswidrig<br />

war.<br />

Gefunden hatte ich den Job übrigens<br />

über Facebook. Eine polnische<br />

Landsfrau hatte gepostet, eine Hamburger<br />

Reinigungsfirma suche Mitarbeiter.<br />

Das Unternehmen sei seit Jahren<br />

am Markt und in vielen Hotels tätig.<br />

<strong>Der</strong> Arbeitgeber sei „in Ordnung“,<br />

schrieb sie noch. Ich denke heute: Diese<br />

Leute haben mich betrogen. Ich werde<br />

nie wieder für sie arbeiten.<br />

Meine Landsleute warnen sich in<br />

den sozialen Netzwerken inzwischen<br />

gegenseitig vor dieser Firma. Doch das<br />

miese Geschäft läuft weiter: Inzwischen<br />

sollen dort viele Menschen aus der<br />

Ukraine arbeiten. •


<strong>Hotelreport</strong> <strong>2019</strong><br />

HINZ&KUNZT N°318/AUGUST <strong>2019</strong><br />

Diese Reinigungskräfte<br />

werden fair bezahlt!<br />

Vielen Hoteliers liegt die anständige Bezahlung ihrer Cleaner am Herzen. Sie stellen<br />

sie deshalb selbst an und zahlen ihnen einen festen Stundenlohn – unabhängig von der<br />

Zahl der Zimmer, die sie putzen. Warum das die fairste Lösung ist, lesen Sie hier.<br />

„Ich fühle mich wohl<br />

hier, weil ich mich mit<br />

allen gut verstehe,<br />

auch mit den<br />

Mitarbeitern aus den<br />

anderen Abteilungen.<br />

Und ich habe ein gutes<br />

monatliches Festgehalt.“<br />

Mouritalabi Chitou (52),<br />

seit zehn Jahren<br />

fest angestellter Hausmann im<br />

Hotel ATLANTIC KEMPINSKI<br />

„Du musst diesen<br />

Job mit Herz machen.<br />

Wenn du eine gute<br />

Chefin und ein gutes<br />

Team hast,<br />

schaffst du viel.“<br />

Kristina Barišić (40),<br />

seit zwei Jahren fest angestellte<br />

Reinigungskraft<br />

im BASELER HOF<br />

„Ich bin glücklich hier, auch<br />

wenn der Job hart ist.<br />

Ich bekomme 10,50 Euro<br />

festen Stundenlohn.<br />

Und wenn ich mal länger<br />

brauche für ein Zimmer,<br />

weil es sehr schmutzig ist,<br />

sage ich einfach Bescheid.“<br />

Zaprinka Todorova (49), seit neun<br />

Jahren fest angestellte Reinigungskraft<br />

im MADISON Hotel<br />

4


<strong>Hotelreport</strong> <strong>2019</strong><br />

Die Löhne der Zimmermädchen<br />

Hamburger Hotels, die Vollmitglied bei<br />

Dehoga sind, müssen ihren Reinigungskräften<br />

mindestens den Tariflohn von 9,97 Euro in der<br />

Stunde zahlen. Andere Hotels müssen wenigstens<br />

den Mindestlohn von 9,19 Euro zahlen.<br />

Für Gebäudereiniger, die als Subunternehmer<br />

beauftragt wurden, gilt in Westdeutschland ein<br />

allge meinver bindlicher Branchenmindestlohn<br />

von 10,56 Euro (2018 noch 10,30 Euro).<br />

Die Menschen, die hier und im<br />

Folgenden türkis unterlegt mit<br />

Statements ins Bild gesetzt<br />

wurden, arbeiten alle in Hotels,<br />

die für uns Vorbilder sind – und<br />

die wir deshalb mit fünf Sternen<br />

für fairen Lohn auszeichnen.<br />

„Eine Bezahlung pro<br />

Zimmer ist nicht okay,<br />

wie ich aus eigener<br />

Erfahrung weiß: Ich habe<br />

mal als Selbstständiger für<br />

eine Hotelreinigungsfirma<br />

gearbeitet. Da blieb<br />

nach Abzug der<br />

Steuern nicht viel Geld<br />

übrig für mich.“<br />

Florin Popa (38), seit fünf Jahren<br />

fest angestellte Reinigungskraft im<br />

Hotel WEDINA<br />

„Wir verdienen<br />

mindestens 11,50 Euro<br />

die Stunde. Und das<br />

Arbeitsklima ist klasse!“<br />

Jutta Pump (61), seit sieben Jahren<br />

fest angestellte Reinigungskraft im<br />

SCHANZENSTERN Altona<br />

„Wir bekommen 10,12 Euro<br />

brutto die Stunde fest.<br />

Und wenn es mal eng wird,<br />

weil so viele Zimmer<br />

zu putzen sind, packen<br />

die Kollegen aus dem<br />

Büro und sogar unser<br />

Direktor mit an.“<br />

Ina Lange (61), seit neun Jahren<br />

fest angestellte Reinigungskraft<br />

im SIDE DESIGN Hotel<br />

5


<strong>Hotelreport</strong> <strong>2019</strong><br />

HINZ&KUNZT N°318/AUGUST <strong>2019</strong><br />

„Ich liebe meine Arbeit, auch wenn sie manchmal sehr hart ist“,<br />

sagt Esther Debrah. Die 34-Jährige ist beim MADISON Hotel als<br />

Reinigungskraft angestellt – und bekommt einen festen Stundenlohn.


<strong>Hotelreport</strong> <strong>2019</strong><br />

Die Löhne der Zimmermädchen<br />

Hamburger Hotels, die Vollmitglied bei<br />

Dehoga sind, müssen ihren Reinigungskräften<br />

mindestens den Tariflohn von 9,97 Euro in der<br />

Stunde zahlen. Andere Hotels müssen wenigstens<br />

den Mindestlohn von 9,19 Euro zahlen.<br />

Für Gebäudereiniger, die als Subunternehmer<br />

beauftragt wurden, gilt in Westdeutschland ein<br />

allge meinver bindlicher Branchenmindestlohn<br />

von 10,56 Euro (2018 noch 10,30 Euro).<br />

Was der Hotelier<br />

nicht weiß ...<br />

Viele Hotels beauftragen Subunternehmer mit der Reinigung ihrer Zimmer.<br />

Vorgeblich geht dabei alles mit rechten Dingen zu. Tatsächlich zahlen die Firmen oft<br />

nicht den gesetzlich vorgeschriebenen Lohn – trotz Zollkontrollen und Gütesiegeln.<br />

<strong>Der</strong> Roomboy<br />

Als Yassin K. (Name geändert) Ende Januar<br />

die ersten Tage in seinem neuen Job<br />

als Roomboy arbeitet, ist er verwundert:<br />

Das einzige Schriftstück, das ihm<br />

sein neuer Arbeitgeber, ein Hoteldienstleister,<br />

in die Hand gedrückt hat, ist ein<br />

DIN-A4-Zettel. Darauf stehen: Name<br />

und Anschrift des Hotels, in dem der<br />

28-Jährige Zimmer säubern soll. <strong>Der</strong><br />

Name der Hausdame, bei der er sich<br />

melden soll. Ein Hinweis zur Arbeitskleidung<br />

(„Herren: schwarze Hose und<br />

schwarze Schuhe tragen“). Und die Anmerkung,<br />

dass er Pass und Sozialversicherungsausweis<br />

mitbringen soll.<br />

„Ich habe gedacht: ,Okay, die<br />

schauen erst mal, ob ich das gut mache.<br />

Und dann bekomme ich einen Vertrag‘“,<br />

erzählt Yassin K. Er irrt sich: Einen<br />

Arbeitsvertrag händigt ihm die Hotelreinigungsfirma<br />

nicht aus. Und mit<br />

dem Lohn, so Yassin K., hapert es bald<br />

gewaltig: Einmal, Mitte Februar, bekommt<br />

er 63,91 Euro auf sein Konto<br />

überwiesen. In der Folge, so sein Bericht,<br />

erhält er trotz viel facher Nachfragen<br />

weder Geld noch Abrechnungen –<br />

obwohl er nach eigenen Angaben<br />

sowohl im Februar als auch im März in<br />

der Regel sieben bis acht Stunden täglich<br />

Zimmer putzt, manchmal sogar am<br />

Wochenende.<br />

Die Hinz&<strong>Kunzt</strong>-Umfrage<br />

Ist Yassin K. ein Einzelfall? „Die Branche<br />

denkt langsam um“, schrieben wir<br />

2011 bei der Veröffentlichung unseres<br />

dritten <strong>Hotelreport</strong>s. <strong>Der</strong> Trend bei<br />

der Zimmerreinigung gehe weg von<br />

zweifelhaften Dienstleistern, hin zum<br />

eigenen Personal. Immerhin 101 Hamburger<br />

Hotels – so viele wie nie zuvor –<br />

hatten damals erklärt, eigene Putzkräfte<br />

mit festem Mindest-Stundenlohn zu beschäftigen<br />

(damals 7 Euro oder mehr).<br />

Achteinhalb Jahre später die Ernüchterung:<br />

Die Zahl der Häuser, denen wir<br />

Bestnoten (vier oder fünf Sterne) geben<br />

können, ist auf 77 gesunken.<br />

7<br />

Wie sorgen Sie dafür, dass Ihre Reinigungskräfte<br />

korrekt entlohnt werden?<br />

Mit dieser Frage sind wir in den vergangenen<br />

Monaten (oft mehrfach) an rund<br />

320 Hotels in Hamburg herangetreten.<br />

Wir baten die Betreiber, einen Fragebogen<br />

auszufüllen. Manche Häuser<br />

reagierten prompt. „Wir haben gleich<br />

geantwortet, voller Stolz!“, sagt Hans-<br />

Jürgen Bösch, Geschäftsführer vom Hotel<br />

Alte Wache. Er hat eigene Mitarbeiter<br />

für die Zimmerreinigung angestellt,<br />

zahlt ihnen mindestens den allgemeinen<br />

Mindeststundenlohn von 9,19 Euro<br />

und meint: „Damit gehören wir sicher<br />

„Wir haben gleich<br />

geantwortet,<br />

voller Stolz!“<br />

HANS-JÜRGEN BÖSCH, HOTEL ALTE WACHE


<strong>Hotelreport</strong> <strong>2019</strong><br />

HINZ&KUNZT N°318/AUGUST <strong>2019</strong><br />

Das MADISON Hotel bietet seinen Reinigungskräften<br />

fairen Lohn, gute Arbeitsbedingungen, preiswertes Essen –<br />

und sogar kostenlose Pilates-Stunden.


<strong>Hotelreport</strong> <strong>2019</strong><br />

zu einer Minderheit.“ Sein Kollege Stephan<br />

Behrmann, Chef der Pyjama Hostels,<br />

schreibt: „Wir sind stolz darauf,<br />

sehr gut zu bezahlen und so tolle feste<br />

und langfristige Mitarbeiter zu haben.“<br />

Und Joscha Weggenmann vom Landhaus<br />

Ohlstedt, dessen Putzkräfte 11 Euro<br />

brutto die Stunde verdienen, erklärt:<br />

„Meine Mitarbeiter sind ... meine<br />

SCHÄTZE!“<br />

„Das ist<br />

moderner<br />

Sklavenhandel,<br />

das kann<br />

ich nicht!“<br />

EINE HAUSDAME ÜBER MANCHE FREMDFIRMEN<br />

Manche Hoteliers sind weniger auskunftsfreudig:<br />

„Die von Ihnen gestellten<br />

Fragen können wir leider nicht beantworten,<br />

da die Reinigungskräfte nicht<br />

direkt von Motel One angestellt sind“,<br />

so eine Sprecherin der Hotelkette, die<br />

vier Häuser in Hamburg betreibt. Andere<br />

wollen gar nichts zum Thema sagen,<br />

wie etwa das Le Méridien Hamburg, das<br />

mitteilt: „Wir würden Sie gerne unterstützen,<br />

aber das Unternehmen darf aus<br />

Corporate Standards leider keine Daten<br />

dieser Art weitergeben.“<br />

Moderner Sklavenhandel?<br />

Hintergrundgespräch in einem Hotel<br />

mit vielen Sternen. Eigene Mitarbeiter<br />

in der Zimmerreinigung gehören hier<br />

zur Philosophie des Hauses. Einmal hat<br />

das Hotel es mit Fremdfirmen versucht.<br />

Die Erfahrungen waren ernüchternd:<br />

Als die Hausdame die Lohnabrechnungen<br />

von Mitarbeitern prüfte, fehlten<br />

regelmäßig 30 Stunden im Monat. Dann<br />

erfuhr sie auch noch, dass die Putzkräfte<br />

von ihrem Arbeitgeber in einem Keller<br />

auf der Veddel untergebracht worden<br />

waren – für 200 Euro im Monat pro<br />

Bett, die ihnen vom Lohn abgezogen<br />

wurden. „Da habe ich gesagt: ‚Das ist<br />

moderner Sklavenhandel, das kann ich<br />

nicht!‘“ Auch mit den Nachfolgefirmen<br />

gab es schnell Ärger: Mal führten sie<br />

Beiträge zur Krankenversicherung nicht<br />

korrekt ab, mal gingen sie über Nacht<br />

Pleite. Die traurige Bilanz der Hausdame:<br />

„Ich habe keine Firma kennengelernt,<br />

bei der es korrekt zuging.“<br />

Zuständig dafür, dass allgemeinverbindliche<br />

Löhne und Gesetze eingehalten<br />

werden, ist der Zoll. Doch die<br />

Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS)<br />

leidet auch in Hamburg weiterhin an<br />

Personalmangel. „Es gibt mehr Arbeit,<br />

als wir Kollegen haben“, sagt die zuständige<br />

Abteilungsleiterin im Gespräch<br />

mit Hinz&<strong>Kunzt</strong>. Zwar weiß sie:<br />

„Die Hotelreinigung ist eine Risikobranche.<br />

Das sagt sogar der Gesetzgeber.“<br />

Doch prüfe der Zoll meist „zielorientiert“,<br />

mit anderen Worten: dort,<br />

wo er Hinweise bekommt. Die Gesetzesverstöße,<br />

auf die die Kontrolleure<br />

dann stoßen, sind häufig: Missachtung<br />

des Mindestlohns, Schwarzarbeit – und<br />

manchmal sogar kriminelle Strukturen.<br />

Im Herbst 2018 geht bei mehreren<br />

Hamburger Behörden eine anonyme<br />

Anzeige ein. <strong>Der</strong> Verfasser des 37-seitigen<br />

Papiers, das Hinz&<strong>Kunzt</strong> vorliegt,<br />

ist ein Insider: Detailliert listet er Namen<br />

von Firmen und Personen auf, die<br />

Teil eines kriminellen Netzwerks sein<br />

sollen. Dieses unterschlage „in großem<br />

Stil Sozialversicherungsbeiträge und<br />

Steuern“, so der unbekannte Hinweisgeber.<br />

„Darüber hinaus werden aus<br />

Nicht-EU-Ländern (Ukraine, Moldawien<br />

und Kasachstan) Arbeitskräfte mit<br />

falschen Pässen … eingeschleust …“<br />

Laut der Anzeige war das Firmengeflecht<br />

vergangenes Jahr bundesweit<br />

in Hotels tätig, auch in Hamburg. Die<br />

hiesige Staatsanwaltschaft bestätigt auf<br />

Hinz&<strong>Kunzt</strong>-Nachfrage laufende Ermittlungen.<br />

Eine der angezeigten Firmen,<br />

so das Ergebnis unserer Umfrage,<br />

reinigte auch im Juni noch Zimmer in<br />

einem Hamburger Vier-Sterne-Hotel.<br />

„Wenn eine Fremdfirma<br />

die Zimmer reinigt, hast<br />

du eine Zwei-Klassen-<br />

Gesellschaft im Hotel.<br />

Bei uns hilft jeder<br />

Mitarbeiter dem anderen.“<br />

Marie-Kristin Schulz (23), Hausdame<br />

im BASELER HOF<br />

„Unsere Putzleute und die in<br />

der Küche machen die<br />

härteste Arbeit im Betrieb.<br />

Wenn ich könnte, würde<br />

ich ihnen 15 Euro die<br />

Stunde bezahlen.“<br />

Gunhild Abigt (64), Geschäftsführerin<br />

im SCHANZENSTERN Altona<br />

9


<strong>Hotelreport</strong> <strong>2019</strong><br />

HINZ&KUNZT N°318/AUGUST <strong>2019</strong><br />

Lohn in Häppchen<br />

<strong>Der</strong> ehemalige Roomboy Yassin K. ist<br />

auf der Suche nach einem neuen Job.<br />

Bis Redaktionsschluss (15. Juli) hat er<br />

zumindest einen Teil des ihm zustehenden<br />

Geldes erhalten – dank der Servicestelle<br />

Arbeitnehmerfreizügigkeit,<br />

die Geprellte wie ihn unterstützt. Ein<br />

von der Beraterin vermittelter Rechtsanwalt<br />

fordert den Hoteldienstleister im<br />

April auf, seinem Mandanten den ausstehenden<br />

Lohn zu überweisen. Kurz<br />

darauf geht Geld auf K.s Konto ein:<br />

763,42 Euro, ohne Abrechnung. Weil<br />

K. weiß, dass ihm mehr zusteht, geht er<br />

im Mai in das Hotel, dessen Zimmer er<br />

zwei Monate lang geputzt hat. Ein<br />

Hotelmitarbeiter schaut in einen Computer,<br />

ruft bei der Reinigungsfirma an<br />

und versichert K., er werde noch Lohn<br />

bekommen. Tatsächlich überweist die<br />

Firma daraufhin erneut Geld: diesmal<br />

456,71 Euro, mit dem Vermerk „Lohn/<br />

Gehalt 2/<strong>2019</strong>“.<br />

K. ist sich sicher, dass weiter Geld fehlt.<br />

Wer nachrechnet, kommt zum gleichen<br />

Schluss: Hätte K. im Schnitt 30 Stunden<br />

die Woche Zimmer geputzt, stünden<br />

ihm für zwei Monate mindestens<br />

2800 Euro brutto zu, also rund 1800<br />

Euro netto – vorausgesetzt sein Arbeitgeber<br />

würde die 10,56 Euro brutto die<br />

Stunde zahlen, die K. laut Gesetz zustehen.<br />

Bekommen hat er für die beiden<br />

Monate jedoch nur gut 1200 Euro –<br />

und die auch erst mithilfe eines An-<br />

„Es ist nicht leicht, eigenes<br />

Personal für die Reinigung<br />

zu finden. Für uns ist es aber<br />

enorm wichtig, dass jeder,<br />

der hier arbeitet, Teil des<br />

Hauses ist. Eine Fremdfirma,<br />

auch wenn sie günstiger<br />

ist, kommt für uns<br />

nicht infrage.“<br />

Alex Obertop (46), General Manager<br />

des SIDE DESIGN Hotels<br />

„Wir haben nur noch<br />

eigene Cleaner. Das ist ein<br />

bisschen aufwendiger<br />

für die Hausdame.<br />

Aber die Menschen<br />

sind dafür glücklich<br />

und zufrieden – und ich<br />

bin es auch.“<br />

Nicole Sitzlach (49),<br />

seit 25 Jahren Hausdame<br />

im MADISON Hotel<br />

„Ich habe großen Respekt<br />

vor den Menschen,<br />

die die Zimmer machen.<br />

Es gibt nichts Gemeineres,<br />

als ihnen – den<br />

Schwächsten in der Kette –<br />

das Geschäftsrisiko<br />

aufzudrücken.“<br />

Felix Schlatter (72),<br />

Inhaber des Hotels WEDINA<br />

10


„Wir können<br />

nur Stichproben<br />

nehmen.“<br />

TORSTEN KOHN, RAL GÜTEGEMEINSCHAFT<br />

GEBÄUDEREINIGUNG<br />

walts. K.s Problem ist das der meisten<br />

Betroffenen: Weil er zu gutgläubig war,<br />

hat er sich nicht aufgeschrieben, wie<br />

viele Stunden er an welchen Tagen gearbeitet<br />

hat. Eine Klage vor dem<br />

Arbeits gericht hat deshalb keine Aussicht<br />

auf Erfolg.<br />

Mein Name ist Hase<br />

Die Reinigungsfirma erklärt auf Nachfrage<br />

zunächst, sie sei „allein schon aus<br />

datenschutzrechtlichen Gründen nicht<br />

berechtigt“, sich zu den Vorwürfen K.s<br />

zu äußern. „Generell können wir aber<br />

sagen, dass wir unsere Mitarbeiter im<br />

Rahmen der gesetzlichen Vorgaben …<br />

beschäftigen“, so die Geschäftsführerin.<br />

<strong>Der</strong> Geprellte, so ihre Empfehlung,<br />

möge sich „mit unserem Hause in Verbindung<br />

setzen, damit ggf. bestehende<br />

Unklarheiten oder Missverständnisse<br />

ausgeräumt werden können“.<br />

Die Hotelkette teilt mit, auch ihr<br />

seien „aus Datenschutzgründen die<br />

Hände gebunden“. Sie verweist auf<br />

ihre Zusammenarbeit mit einer Agentur,<br />

bei der sich Mitarbeiter von Fremdfirmen<br />

beschweren können. In fast vier<br />

Jahren, so die Marketingchefin, habe es<br />

„nur einen Fall“ gegeben, „der rasch<br />

gemeinsam geklärt werden konnte“.<br />

Später meldet sich die Reinigungsfirma<br />

erneut: K.s Arbeitsvertrag habe<br />

„unterschrieben von unserer Seite“ im<br />

Personalbüro gelegen. „Leider hat<br />

er diesen nie gegengezeichnet.“ Im Übrigen<br />

sei K. „nie als Vollzeitkraft angestellt“<br />

gewesen, sondern für 20 Stunden<br />

die Woche. Seine Arbeitszeiten seien<br />

auf Basis von Stundenprotokollen abgerechnet<br />

worden, „welche Herr K.<br />

gegen gezeichnet hat“. Lohnabrechnungen<br />

gebe die Firma jeden Monat ihrem<br />

Bild oben: Aferdita Krasniqi reinigt seit fünf Jahren Zimmer im SIDE DESIGN<br />

Hotel. Die 36-Jährige verdient dort ein festes Monatsgehalt. Unten: Auch der<br />

BASELER HOF (Blick in ein Zimmer) setzt auf eigene Cleaner mit festem Lohn.<br />

Vorarbeiter, „der diese wiederum seinem<br />

Team im Hotel aushändigt“. Außerdem<br />

sei ein „Fehler passiert, der zu<br />

einem großen Missverständnis geführt<br />

hat“: K.s Februar-Lohn ist im März<br />

offenbar auf ein anderes Konto überwiesen<br />

worden. Im Mai hat die Firma<br />

das Geld dann erneut überwiesen –<br />

diesmal auf das richtige Konto.<br />

Die Grenzen der Prüfer<br />

Die bittere Pointe: Die Reinigungsfirma<br />

trägt ein Gütesiegel, das sie Hoteliers<br />

vorlegt. Das Dokument bescheinigt „die<br />

strikte Einhaltung tariflicher, sozial versicherungs-<br />

und steuerrechtlicher Bestimmungen“<br />

– und ist gültig bis Ende<br />

2021. Sind die Prüfer getäuscht worden?<br />

„Selbstverständlich können wir nur<br />

Stichproben nehmen“, erklärt Torsten<br />

Kohn, Geschäftsführer der RAL Gütegemeinschaft<br />

Gebäudereinigung, die<br />

das Siegel ausgestellt hat. „Dass es in<br />

anderen, nicht geprüften Objekten zu<br />

Fehlern kommen kann, können wir<br />

nicht ausschließen.“ •<br />

Kontakt: ulrich.jonas@hinzundkunzt.de<br />

Hier finden Betroffene Hilfe:<br />

Servicestelle Arbeitnehmerfreizügigkeit,<br />

Besenbinderhof 58, Beratung in<br />

verschiedenen Sprachen, Termine nach<br />

Vereinbarung, Telefon 28 40 16-70<br />

11


<strong>Hotelreport</strong> <strong>2019</strong><br />

HINZ&KUNZT N°318/AUGUST <strong>2019</strong><br />

Anwalt Reinald Berchter<br />

kämpft für die, die um<br />

Lohn geprellt wurden.<br />

Und das lassen die Beschäftigten<br />

mit sich machen?<br />

Das sind Menschen, die auf das Einkommen<br />

angewiesen sind, auch wenn<br />

es gering ist. Entweder sie gewöhnen<br />

sich an diese Sitten – oder sie fliegen<br />

über kurz oder lang raus.<br />

Deshalb wehren sich Betroffene<br />

meist erst, wenn ihnen gekündigt wurde.<br />

Das Problem dabei ist: Warten sie<br />

damit länger als zwei Monate, verfallen<br />

ihre Ansprüche.<br />

Wie dieser Anwalt für<br />

Zimmermädchen kämpft<br />

Reinald Berchter, Fachanwalt für Arbeitsrecht, im Interview<br />

Hinz&<strong>Kunzt</strong>: Im Reinigungsgewerbe gilt<br />

ein verbindlicher Branchen-Mindestlohn von<br />

10,56 Euro brutto die Stunde. Trotzdem<br />

suchen immer wieder Menschen Ihren Rat,<br />

die Hotelzimmer säubern und weniger<br />

verdienen. Wie kann das angehen?<br />

REINALD BERCHTER: Das Problem ist: Hotels<br />

beauftragen Dienstleister und bezahlen<br />

die nach gereinigten Zimmern. Das<br />

bedeutet für die Reinigungsunternehmer,<br />

dass sie nur schlecht vorhersehen<br />

können, was sie verdienen: Wenn ein<br />

Zimmer nicht gebucht wird, muss es<br />

auch nicht gereinigt werden – und wird<br />

damit auch nicht bezahlt.<br />

Die Hotels geben ihr unternehmerisches<br />

Risiko also an die Reinigungsfirmen weiter?<br />

Richtig. Und die wiederum geben es regelmäßig<br />

an ihre Mitarbeiterinnen weiter.<br />

Die werden laut Arbeitsvertrag zwar<br />

mit einem festen Stundenlohn bezahlt.<br />

Tatsächlich hängt ihr Lohn aber oft von<br />

der Zahl der Zimmer ab, die sie säubern –<br />

was etwa im Vertragsanhang steht.<br />

Ist das erlaubt?<br />

<strong>Der</strong> Arbeitgeber kann sagen, was er von<br />

Ihnen verlangt: zum Beispiel 2,4 gereinigte<br />

Zimmer pro Stunde. Ob Sie das<br />

schaffen oder schaffen können, steht auf<br />

einem anderen Blatt. Gerade für Mitarbeiterinnen,<br />

die neu anfangen, sind solche<br />

Quoten schwer zu erfüllen. Das<br />

Problem aber ist: Wenn Sie länger brauchen,<br />

bekommen Sie nicht mehr bezahlt.<br />

Denn die Arbeitszeit, die Ihnen<br />

das Hotelreinigungsunternehmen aufschreibt,<br />

entspricht häufig den Zeitvorgaben<br />

aus dem Vertrag – und nicht der<br />

Realität. Korrekt ist das nicht. Aber hier<br />

gilt: wo kein Kläger, da kein Richter.<br />

Es fällt auf, dass die Arbeitsverträge<br />

oft nur sechs Monate gelten.<br />

Das ist zulässig. Bis zu zwei Jahre kann<br />

ein Arbeitsvertrag ohne Sachgrund<br />

befristet werden. Das bedeutet: Ein Arbeitgeber<br />

kann einen Halbjahresvertrag<br />

dreimal verlängern, erst dann steht ein<br />

Mitarbeiter in einem unbefristeten<br />

Arbeitsverhältnis.<br />

Werden Zuschläge für Überstunden<br />

oder Sonntagsarbeit bezahlt, was laut<br />

Tarifvertrag ja Pflicht ist?<br />

Oft nicht. Dass es einen Rahmentarifvertrag<br />

gibt, steht in den Arbeitsverträgen<br />

meist nicht drin. Und da viele Beschäftigte<br />

in dieser Branche des Deutschen<br />

kaum mächtig sind, erfahren sie auch<br />

nicht aus anderen Quellen, dass ihnen<br />

diese Zuschläge zustehen. Meist kommen<br />

die Menschen zu mir, weil sie eine<br />

Kündigung erhalten haben und nicht<br />

verstehen warum. Dass Zuschläge nicht<br />

gezahlt worden sind, fällt dann mir auf.<br />

Und wenn Sie die einfordern,<br />

werden sie bezahlt?<br />

Zumindest teilweise. Oft ist es schwierig,<br />

die tatsächlichen Arbeitszeiten zu<br />

rekonstruieren, zumindest wenn Mandanten<br />

keine Stundenaufzeichnungen<br />

gemacht haben. In aller Regel kommt<br />

es zu einem Vergleich – was für die Reinigungsfirmen<br />

den Vorteil hat, dass<br />

das Arbeitsgericht kein Urteil spricht,<br />

das sie verpflichtet, Zuschläge zu zahlen.<br />

So etwas würde sich in der Firma<br />

wie ein Lauffeuer herumsprechen. •<br />

Kontakt: ulrich.jonas@hinzundkunzt.de<br />

12


WWW.HINZUNDKUNZT.DE<br />

<strong>Hotelreport</strong> <strong>2019</strong><br />

Das große<br />

Hinz&<strong>Kunzt</strong>-Ranking<br />

Wir vergeben Sterne für fairen Lohn.<br />

TEXT: ULRICH JONAS<br />

MITARBEIT: DINA FEDOSSOVA, CEDRIC HORBACH<br />

GESTALTUNG + ILLUSTRATION: GRAFIKDEERNS<br />

415 Hotels, Gasthöfe und Pensionen<br />

gibt es laut Statistikamt Nord in Hamburg.<br />

Rund 320 davon, deren Adressen<br />

wir ermitteln konnten, haben wir zwischen<br />

April und Juli <strong>2019</strong> um Auskunft<br />

gebeten – mit bis zu drei Mailings und<br />

manche zusätzlich auch telefonisch oder<br />

persönlich.<br />

Unser Anliegen, das mithilfe eines<br />

Fragebogens beantwortet werden konnte,<br />

lautete: Wie stellen Sie sicher, dass<br />

die Reinigungskräfte, die in Ihrem Hotel<br />

arbeiten, korrekt bezahlt werden?<br />

Wir haben die Hotels in fünf Kategorien<br />

aufgeteilt: Fünf oder vier Sterne<br />

erhielten Häuser, die (überwiegend)<br />

eigene Mitarbeiter in der Zimmerreinigung<br />

beschäftigen und ihnen mindestens<br />

feste Stundenlöhne (Hoteltarif von<br />

9,97 Euro/Stunde oder Mindestlohn<br />

von 9,19 Euro/Stunde) zahlen – unabhängig<br />

von der Zahl der Zimmer, die<br />

sie putzen.<br />

Drei oder weniger Sterne bekamen<br />

Hotels, die Fremdfirmen beauftragt haben.<br />

Bei diesen Firmen, so das Ergebnis<br />

unserer Recherchen, werden Mitarbeiter<br />

oft nicht nach geleisteten Arbeitsstunden,<br />

sondern nach der Zahl der geputzten<br />

Zimmer bezahlt – mit dem<br />

Ergebnis, dass ihr Lohn vielfach unter<br />

den für Gebäudereiniger gesetzlich vorgeschriebenen<br />

Branchen-Mindestlohn<br />

für Gebäudereiniger sinkt (10,56 Euro/<br />

Stunde).<br />

Eine Nennung in einer dieser Kategorien<br />

bedeutet jedoch nicht automatisch,<br />

dass der Mindestlohn nicht eingehalten<br />

wird.<br />

Die Zuordnung erfolgte auf Basis<br />

von Angaben der befragten Hotels,<br />

Auskünften von Reinigungsfirmen und<br />

Cleanern, Informationen von Prüfstellen<br />

und eigenen Recherchen (Redaktionsschluss:<br />

15.7.).<br />

In der Rubrik „Teilnahme nicht erwünscht“<br />

haben wir die Hotels aufgelistet,<br />

die uns ausdrücklich mitteilten, dass<br />

sie an der Umfrage nicht teilnehmen<br />

wollen. •<br />

<strong>Der</strong> <strong>4.</strong> Hinz&<strong>Kunzt</strong>-<strong>Hotelreport</strong> ab 15. August zum Herunterladen: www.hinzundkunzt.de/hotelreport<br />

Dort finden Sie auch unsere ersten drei <strong>Hotelreport</strong>e aus den Jahren 2007, 2008 und 2011.<br />

13


<strong>Hotelreport</strong> <strong>2019</strong><br />

HINZ&KUNZT N°318/AUGUST <strong>2019</strong><br />

Das Hinz&<strong>Kunzt</strong>-<br />

Ranking <strong>2019</strong><br />

Wie Reinigungskräfte in Hamburger Hotels bezahlt werden.<br />

Hotel Süllberg (20)<br />

Hotel Tiefenthal<br />

5 Sterne<br />

Ausschließlich oder überwiegend<br />

Hotelangestellte, fester<br />

Stundenlohn 9,97 Euro brutto<br />

(Hotel-Tarif) oder mehr<br />

Albertus Paris Stadt Appartment (1)<br />

appartello (2)<br />

Aussen Alster Hotel<br />

Ausspann Hotel<br />

Auto-Parkhotel Hamburg (3)<br />

bedpark Altona (1)<br />

bedpark Stellingen (1)<br />

Best Western Premier Alsterkrug Hotel (2)<br />

Baurs Park Hotel (4)<br />

Cabo Hotel<br />

Condi-Hotel<br />

Daily Fresh Hotel- & Konferenzcenter<br />

Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten (5)<br />

Fritz im Pyjama Hotel (6)<br />

Green Haven - Vegan<br />

Bed & Breakfast Hamburg<br />

Heikotel – Hotel City Nord (7)<br />

Heikotel – Hotel Windsor (7)<br />

Hotel Alster-Hof (8)<br />

Hotel Altenwerder Hof<br />

Hotel Am Elbufer<br />

Hotel Amsterdam im Dammtorpalais<br />

Hotel Atlantic Kempinski Hamburg (9)<br />

Hotel Baseler Hof (10)<br />

Hotel Bellmoor im Dammtorpalais (11)<br />

Hotel Bergedorfer Höhe (12)<br />

Hotel Blanco (13)<br />

Hotel Cockpit<br />

Hotel Cristobal (14)<br />

Hotel Eggers (15)<br />

Hotel Elbinsel Hamburg<br />

Hotel Europäischer Hof Hamburg<br />

Hotel Fresena im Dammtorpalais (16)<br />

Hotel Hansehof (17)<br />

Hotel Hansen<br />

Hotel Heuberg (18)<br />

Hotel Mare<br />

Hotel Miramar<br />

Hotel Mittelweg<br />

Hotel Musas Grüne Tanne<br />

Hotel Neugrabener Hof<br />

Hotel Rosengarten<br />

Hotel Sachsentor<br />

Hotel St. Annen (19)<br />

Hotel Village<br />

Hotel Wagner im Dammtorpalais (16)<br />

Hotel Wedina<br />

Hotel & Landhaus Kastanie<br />

Kleinhuis Hotel<br />

Mellingburger Schleuse (21)<br />

Kocks Hotel<br />

Landhaus Ohlstedt (17)<br />

MADISON Hotel (22)<br />

Meinhotel<br />

Michaelis Hof Hamburg (10)<br />

Pyjama Park Reeperbahn (6)<br />

Pyjama Park Schanzenviertel (6)<br />

Schanzenstern Altona (23)<br />

Schlaflounge (24)<br />

SIDE Design Hotel (25)<br />

Signature Hamburger Sporthotel<br />

Signature Hotel Königshof Hamburg<br />

Signature Hotel Astoria Hamburg<br />

The Fontenay (26)<br />

Zollenspieker Fährhaus (27)<br />

(1) 12,50 Euro<br />

(2) Rund 50 Prozent Fremdfirma, Hotel<br />

befragt regelmäßig deren Mitarbeiter<br />

(3) Plus Sonderzahlungen, vermögenswirksame<br />

Leistungen<br />

(4) Knapp 11 Euro<br />

(5) Bis 10,69 Euro, 20 Prozent Fremdfirmen,<br />

Hotel befragt regelmäßig deren Mitarbeiter<br />

(6) 10,16 Euro plus freiwillige Sonnund<br />

Feiertagszuschläge, HVV-Karte<br />

(7) Rund 30 Prozent Fremdfirma<br />

(8) Rund 35 Prozent Fremdfirma<br />

(9) 11,07 Euro, Zuschuss zum HVV-Profiticket,<br />

Weiterbildungsmöglichkeiten, Personalwohnung;<br />

knapp 50 Prozent Fremdfirma, Hotel<br />

befragt regelmäßig deren Mitarbeiter<br />

(10) 10,29 Euro plus HVV-Profiticket,<br />

Urlaubsgeld, Betriebssport, Prämien,<br />

kostenloses Essen<br />

(11) Zwischen 12 und 13,25 Euro<br />

(12) 10,50 Euro<br />

(13) 12 Euro<br />

(14) 11,40 Euro<br />

(15) 10,12 Euro<br />

(16) Über 12 Euro<br />

(17) 11 Euro<br />

(18) Bis zu 11 Euro<br />

(19) 11 bis 12 Euro plus betriebliche<br />

Zulage zur Altersvorsorge<br />

(20) 10,98 Euro, für öffentliche<br />

Bereiche Fremdfirma<br />

(21) Rund ein Drittel Fremdfirma mit Gütesiegel<br />

(22) 10 bis 10,50 Euro, kostenloses<br />

Pilates-Angebot, preiswertes Essen<br />

(23) Mindestens 11,50 Euro<br />

(24) 10 bis 12 Euro<br />

(25) 10,12 Euro, vergünstigtes HVV-Profiticket,<br />

Weiterbildungsmöglichk., preiswertes Essen<br />

(26) Zum Teil Fremdfirma, zur Gewichtung wollte<br />

sich das Hotel nicht äußern<br />

(27) Mindestens 9,50 Euro plus Zuschläge, im<br />

Durchschnitt 11,25 Euro<br />

4 Sterne<br />

Ausschließlich oder überwiegend<br />

Hotelangestellte, fester Stundenlohn<br />

9,19 Euro brutto (Mindestlohn)<br />

oder mehr<br />

Boutique 020 Hamburg City<br />

Boutique 056 Hamburg Central (28)<br />

Centro Hotel Norderstedter Hof (29)<br />

Frauenhotel Hanseatin<br />

Hotel Alte Wache<br />

Hotel Budapester Hof<br />

Hotel Hafentor<br />

Hotel Süderelbe<br />

Landhaus Flottbek (30)<br />

Landhaus Jenischpark (30)<br />

Stadthaushotel Hamburg (31)<br />

Stay Boardinghouse Flottbek (30)<br />

(28) Fremdfirmen zur Überbrückung<br />

von Urlaubs- und Krankheitszeiten<br />

(29) Bis 12,63 Euro, im Schnitt 9,95 Euro<br />

(30) Mindestens 9,71 Euro<br />

(31) Gemeinnütziges Integrationshotel,<br />

Beschäftigte sind größtenteils<br />

Menschen mit Behinderung<br />

3 Sterne<br />

Ausschließlich oder überwiegend<br />

Angestellte einer Fremdfirma mit<br />

Gütesiegel / Hotelbetreiber befragt<br />

regelmäßig Reinigungskräfte<br />

nach Lohn<br />

25 hours Hotel Altes Hafenamt (32)<br />

25 hours Hotel HafenCity (32)<br />

25 hours Number One (33)<br />

14


Aspria Hamburg Uhlenhorst (34)<br />

a&o Hostel Hamburg City (34)<br />

a&o Hostel Hamburg Hauptbahnhof (34)<br />

Barceló Hamburg (35)<br />

Best Western Plus Hotel<br />

Böttcherhof (35)<br />

BO Hotel (35)<br />

East Hotel Hamburg (35)<br />

Empire Riverside Hotel (35)<br />

Gastwerk Hotel (33)<br />

Ginn Hotel Hamburg Elbspeicher (36)<br />

Hapimag Resort Hamburg (33)<br />

Heikotel – Hotel Am Stadtpark (37)<br />

Heikotel – Stadtpark Residenz (37)<br />

Holiday Inn Hamburg HafenCity (34)<br />

Hotel Boston Hamburg (35)<br />

Hotel Hafen Hamburg (35)<br />

Hotel Imperial (34)<br />

Hotel Louis C. Jacob (34)<br />

Hotel Ohlenhoff (34)<br />

Ibis budget Hamburg Altona (38)<br />

Ibis budget Hamburg City (38)<br />

Ibis budget Hamburg City Ost (38)<br />

Ibis budget Hamburg St. Pauli<br />

Messe (38)<br />

Ibis Hamburg Alster Centrum (38)<br />

Ibis Hamburg Alsterring (38)<br />

Ibis Hamburg City (38)<br />

Ibis Hamburg St. Pauli Messe (38)<br />

Ibis Hamburg Airport (39)<br />

Ibis Styles Hamburg Alster City (38)<br />

IntercityHotel Hamburg-Altona<br />

(40)<br />

IntercityHotel Hamburg<br />

Hauptbahnhof (41)<br />

Junges Hotel Hamburg (42)<br />

Leonardo Hotel Hamburg<br />

Elbbrücken (35)<br />

Mercure Hotel Hamburg am<br />

Volkspark (38)<br />

Mercure Hotel Hamburg City (38)<br />

Mercure Hotel Hamburg Mitte (38)<br />

Mövenpick Hotel Hamburg (32)<br />

Motel One Hamburg-Airport (43)<br />

Motel One Hamburg-Alster (43)<br />

Motel One Hamburg-Altona (43)<br />

Motel One Hamburg am Michel (43)<br />

NewLivingHome Residenzhotel<br />

Hamburg (34)<br />

Novotel Hamburg City Alster (38)<br />

Novotel Suites Hamburg City (38)<br />

Park Hyatt Hamburg (35)<br />

Pierdrei Hotel Hafencity Hamburg (44)<br />

Premier Inn Hamburg City (34)<br />

Prizeotel Hamburg-City (34)<br />

Prizeotel Hamburg St. Pauli (35)<br />

Radisson Blu Hotel Hamburg (35)<br />

relaxa hotel Bellevue (34)<br />

Ruby Lotti Hotel (34)<br />

Sir Nikolai Hotel Hamburg (35)<br />

Sofitel Hamburg Alter Wall (38)<br />

Steigenberger Hotel Hamburg (45)<br />

Superbude St. Georg (35)<br />

Superbude St. Pauli (35)<br />

The George Hotel (33)<br />

The Westin Hamburg (46)<br />

Tortue Hamburg (33)<br />

YoHo – the young hotel (33)<br />

(32) Deutschlandweite Fair-Dienst-Charta<br />

mit Beschwerde-Hotline,<br />

Fremdfirma mit Gütesiegel<br />

(33) Fremdfirma mit Gütesiegel, Hotel<br />

befragt regelmäßig deren Mitarbeiter<br />

(34) Hotel befragt regelmäßig Mitarbeiter<br />

der Fremdfirma<br />

(35) Fremdfirma mit Gütesiegel<br />

(36) 20 Prozent eigene Mitarbeiter, Hotel befragt<br />

regelmäßig Mitarbeiter der Fremdfirma<br />

(37) Eigene Mitarbeiter für Reinigung<br />

öffentlicher Bereiche, Hotel befragt<br />

regelmäßig Mitarbeiter der<br />

Fremdfirma<br />

(38) Deutschlandweite Fair-Dienst-Charta<br />

mit Beschwerde-Hotline<br />

(39) Deutschlandweite Fair-Dienst-Charta<br />

mit Beschwerde-Hotline, Hotel<br />

befragt regelmäßig Mitarbeiter<br />

der Fremdfirma<br />

(40) Hotel befragt regelmäßig Mitarbeiter<br />

der Fremdfirma, die 11 Euro/Stunde und<br />

Prämien bezahlt<br />

(41) Fremdfirma zahlt Prämien, vermögenswirksame<br />

Leistungen, Fahrtkostenbeteiligung,<br />

Weiterbildung<br />

(42) Kooperation mit Elbe-Werkstätten<br />

sowie Fremdfirma, Hotel befragt<br />

regelmäßig deren Mitarbeiter<br />

(43) Fremdfirma mit Gütesiegel, Beschwerde-<br />

Hotline<br />

(44) Fremdfirma mit Gütesiegel, Eröffnung Sept.<br />

(45) 14 Prozent eigene Reinigungskräfte<br />

mit Stundenlohn 10,14 bis 10,43<br />

Euro, Fremdfirma mit Gütesiegel<br />

(46) Fremdfirma mit Gütesiegel, Hotel<br />

kontrolliert unregelmäßig<br />

Lohnabrechnungen der Mitarbeiter<br />

2 Sterne<br />

Angestellte einer Fremdfirma, die<br />

Gütesiegel beantragt hat<br />

Uns ist derzeit kein Hotel bekannt.<br />

1 Stern<br />

Angestellte einer Fremdfirma, die<br />

Tariflohn vertraglich zugesichert hat<br />

a&o Hostel Hamburg Hammer Kirche<br />

a&o Hostel Hamburg Reeperbahn<br />

Ameron Hotel Speicherstadt<br />

Apartment-Hotel Hamburg Mitte<br />

Best Western Hotel Hamburg<br />

International<br />

Best Western Hotel Schmöker Hof<br />

Best Western Plaza Hotel Hamburg<br />

Boutique 072<br />

Boutique 125<br />

Centro Hotel Keese<br />

Citadines Michel Hamburg<br />

City Gate<br />

Courtyard Hamburg Airport Hotel<br />

Egon Hotel Hamburg City<br />

15<br />

Fraser Suites Hamburg<br />

Hamburg Marriott Hotel<br />

Hotel Alsterblick<br />

Hotel Engel<br />

Hotel Senator<br />

Hotel Stella Maris<br />

Intercity Hotel Hamburg<br />

Dammtor-Messe<br />

JUFA Hotel Hamburg HafenCity (47)<br />

Kröger by Underdog Hotels<br />

Meininger Hotel Hamburg City Center<br />

NH Collection Hamburg City<br />

NH Hamburg Altona<br />

NH Hamburg Horner Rennbahn<br />

NH Hamburg Mitte<br />

Plaza Inn Hamburg Moorfleet<br />

Privathotel Lindtner Hamburg<br />

Radisson Blu Hotel Hamburg Airport<br />

Raphael Hotel Wälderhaus<br />

Reichshof Hamburg (48)<br />

Renaissance Hotel<br />

Romantik Hotel Das Smolka<br />

Scandic Hamburg Emporio<br />

(47) Antrag der Fremdfirma auf Gütesiegel der<br />

PBSt (www.pbst.de) wurde abgelehnt<br />

(48) Eigene Mitarbeiter mit Festgehalt über Mindestlohn<br />

für Reinigung öffentlicher Bereiche<br />

Teilnahme<br />

nicht erwünscht<br />

Arcotel Rubin Hamburg<br />

B&B Hotel Hamburg-Altona<br />

B&B Hotel Hamburg-Harburg<br />

B&B Hotel Hamburg-Nord<br />

B&B Hotel Hamburg-Wandsbek<br />

B&B Hotel Hamburg City-Ost<br />

Crowne Plaza Hamburg – City Alster<br />

Grand Elysée Hamburg<br />

Henri Hotel Hamburg<br />

Holiday Inn Hamburg – City Nord<br />

Hyperion Hotel Hamburg<br />

Le Méridien Hamburg<br />

My4walls Serviced Apartments<br />

Novum Hotel Alster Hamburg St. Georg<br />

Novum Hotel Belmondo<br />

Novum Hotel City Apart Hamburg<br />

Novum Hotel City Nord<br />

Novum Hotel Continental Hamburg<br />

Novum Hotel East Apartments<br />

Novum Hotel Eleazar City Center<br />

Novum Hotel Graf Moltke Hamburg<br />

Novum Hotel Hagemann<br />

Hamburg Hafen<br />

Novum Hotel Hamburg Stadtzentrum<br />

Novum Hotel Holstenwall Neustadt<br />

Novum Hotel Kronprinz Hauptbahnhof<br />

Novum Hotel Norddeutscher Hof<br />

Novum Hotel Savoy Hamburg Mitte<br />

Novum Style Hotel Hamburg Centrum<br />

Quality Hotel Ambassador<br />

Select Hotel Hamburg Nord<br />

Steigenberger Hotel Treudelberg<br />

The niu Keg Hamburg<br />

The Rilano Hotel Hamburg


<strong>Hotelreport</strong> <strong>2019</strong><br />

HINZ&KUNZT N°318/AUGUST <strong>2019</strong><br />

Im Zweifel<br />

Innenansichten einer Recherche<br />

Fall 1: Dienstleister ohne Mitarbeiter<br />

Eine Hotelleiterin schreibt uns: „Es ist nicht so, dass ich an der Umfrage nicht teilnehmen wollte,<br />

denn wir sind immer bestrebt, ein fairer Arbeitgeber für unsere eigenen Mitarbeiter zu sein.<br />

Nur kann ich leider nicht für die Fremdfirma sprechen.“ Dieser habe sie die Hinz&<strong>Kunzt</strong>-Anfrage<br />

geschickt, „mit der Bitte um deren OK, dass ich den Fragebogen ausfülle“. Doch:<br />

„Ich habe leider nichts von denen gehört.“ Wir ermuntern sie: „Fragen Sie doch mal nach bei den<br />

Reinigungskräften!“ Die Antwort: „Das habe ich mal getan, und immer ist die Antwort: ,Alles gut!‘<br />

Insofern vertraue ich auf unsere Partner.“ Weiter schreibt sie, dass die Firma jährlich das Gütesiegel<br />

für Gebäudereiniger vorlegen könne, und nennt uns den Namen des Dienstleisters.<br />

<strong>Der</strong> wird, wie ein kurzer Check zeigt, von der Prüf- und Beratungsstelle für das Gebäudereinigerhandwerk<br />

(www.pbst.de) nicht als Mitglied genannt. Wir fragen dort nach. Antwort der Prüfstelle:<br />

Die Firma habe keine eigenen Mitarbeiter mehr, „Aufträge werden nur noch von<br />

Subunternehmen durchgeführt.“ Deshalb trage die Firma das Gütesiegel nicht mehr.<br />

Wir informieren die Hotelleitung. Die sagt zu, „das prüfen zu lassen“.<br />

Mehr hören wir nicht – weshalb das Hotel von uns nur einen Stern bekommt.<br />

Fall 2: Grenzen eines Rankings<br />

<strong>Der</strong> Direktor des Jungen Hotels ist einer der Ersten, der uns in sein Haus einlädt.<br />

Eigene Mitarbeiter für die Zimmerreinigung hat er (mit Ausnahme von Azubis) nicht.<br />

Doch arbeitet er mit einer Fremdfirma, deren Mitarbeiter ihm im Gespräch immer wieder<br />

bestätigen, dass sie korrekt bezahlt werden – und mit den Elbe-Werkstätten, die Menschen<br />

mit Behinderungen in den ersten Arbeitsmarkt integrieren. Eine tolle Chance für<br />

diese Beschäftigten. Doch weil die Menschen, die die Zimmer putzen, eben keine<br />

Hotelangestellten sind, reicht es „nur“ für drei Sterne.<br />

Fall 3: Die Kette, die nichts weiß<br />

Im Fall einer Hotelkette bekommen wir den Namen der Firma genannt, die dort die<br />

Zimmer reinigt. Wir fragen nach: Hat der Hotelbetreiber sich vertraglich zusichern lassen,<br />

dass die Mitarbeiter der Fremdfirma nach Branchen-Mindestlohn bezahlt werden? Die knappe<br />

Antwort der PR-Abteilung: „Leider können wir hierzu keine Informationen geben.“ Wir fragen<br />

telefonisch nach: „Wie kann das sein?“ Die Antwort: Den Einkauf von Dienstleistungen erledige:<br />

ein Dienstleister. Sie bekomme leider nicht mehr Informationen, sagt die Sprecherin mit Bedauern.<br />

Ihr Rat: „Am besten fragen Sie bei der Firma nach.“ Wir schreiben die Reinigungsfirma an.<br />

Antwort erhalten wir nicht. Die Häuser der Kette bekommen dennoch einen Stern, weil unsere<br />

Recherchen zeigen: Es ist inzwischen Standard, dass Hotelbetreiber sich die korrekte Bezahlung<br />

der Putzkräfte von den Fremdfirmen, die sie beauftragen, bestätigen lassen. •<br />

16


WWW.HINZUNDKUNZT.DE<br />

<strong>Hotelreport</strong> <strong>2019</strong><br />

„Eigene Reinigungskräfte<br />

gestalten die Geschichte<br />

unseres Hotels mit.“<br />

SOPHIA FUNK, HOTEL ATLANTIC KEMPINSKI<br />

„Eigene Mitarbeiterinnen<br />

kosten uns genauso viel<br />

wie eine Reinigungsfirma.<br />

Wir haben so aber eine<br />

viel höhere Qualität.<br />

Und die Zimmermädchen<br />

fühlen sich sicher und wohl.<br />

Sie arbeiten mit einem<br />

ganz anderen Bewusstsein,<br />

weil sie sich hier zu Hause<br />

fühlen. Und so gehen sie<br />

auch mit den Gästen um.“<br />

Marlies Head (77),<br />

Inhaberin des MADISON Hotel<br />

„Eigene Reinigungskräfte<br />

haben eine viel engere<br />

Bindung ans Haus.<br />

Sie kennen die Stammgäste<br />

und ihre Wünsche.<br />

Und sie gestalten<br />

die Geschichte unseres<br />

Hotels mit.“<br />

Sophia Funk (34), Personaldirektorin<br />

im Hotel ATLANTIC KEMPINSKI<br />

„Wenn sich Menschen bei<br />

mir bewerben, berichten die<br />

von Hotelreinigungsfirmen<br />

oft Schlechtes. Die sagen<br />

zum Beispiel zu ihren<br />

Mitarbeitern: ,Wenn du zwei<br />

Stunden länger brauchst für<br />

deine Zimmer, ist das dein<br />

Problem.‘ Was ist das für<br />

eine Schweinerei, mit solchen<br />

Tricks zu arbeiten?“<br />

Jochen Rolcke (58),<br />

geschäftsführender Gesellschafter des<br />

Hotel BELLMOOR im Dammtorpalais<br />

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