Lankwitz Journal Februar/März 2016
Journal für Lankwitz und Umgebung
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12<br />
<strong>Lankwitz</strong> extra<br />
Blick von der Bastion, der höchsten Stelle des Fichtenbergs.<br />
den Bäkepark, bevor sie dann in<br />
den Teltowkanal mündet.<br />
Start Grunewaldstraße<br />
Wo heute brodelnder Verkehr,<br />
das Baudenkmal „Kreisel“ der<br />
Architektin Sigrid Kressmann-<br />
Zschach und die Einkaufsmeile<br />
Schloßstraße den Mittelpunkt<br />
des Steglitz unserer Tage prägen,<br />
erinnert der rote Backsteinbau<br />
des 1898 erbauten Rathaus<br />
Steglitz an längst vergessene<br />
Tage der Landgemeinde Steglitz,<br />
die mit ihrer an der Bergstraße<br />
gelegenen Maulbeerplantage<br />
und Seidenraupenzucht des Fabrikanten<br />
Johann Adolph Heese<br />
als Preußens größtes Seidenanbaugebiet<br />
von sich reden machte.<br />
Zur Stadt hatte sie es nicht geschafft,<br />
da ihre Bevölkerungszahl<br />
unter 100.000 lag.<br />
Eine Tafel am Rathaus erinnert<br />
an die 1901 im Ratskeller des<br />
Rathauses von Karl Fischer vollzogene<br />
Gründung der Jugendbewegung<br />
„Wandervogel“, die<br />
unter dem Motto „zurück zur<br />
Natur“ sich hauptsächlich an die<br />
Jugend bürgerlicher Herkunft<br />
richtete und als Impulsgeber für<br />
die spätere Reformpädagogik<br />
Alter Wasserturm Schmidt-Ott-Straße.<br />
und Freikörperkultur gilt.<br />
An der Grunewaldstraße präsentiert<br />
sich zu Füßen des Kreisel-<br />
Hochhauses und am Fuße des<br />
Fichtenberges die Schwartzsche<br />
Villa, die als Sommersitz<br />
des Bankiers Carl Schwartz 1896<br />
errichtet wurde. Maulbeerbäume<br />
standen einst auch in ihrem<br />
Garten. In den Nachkriegsjahren<br />
beherbergte sie ein Waisenhaus,<br />
bevor vorübergehend „Butter-<br />
Beck“ sie als Lager nutzte. 1981<br />
erreichte die Kulturinitiative<br />
<strong>Lankwitz</strong> den Erhalt der Villa<br />
und ihren Umbau zum Kulturzentrum.<br />
1995 wurde sie als<br />
Kulturhaus eröffnet.<br />
In der Villa-Galerie finden Ausstellungen<br />
statt, im zugehörigen<br />
Zimmertheater Konzerte,<br />
Aufführungen und Kunstkurse.<br />
Im Café arbeiten Menschen mit<br />
Behinderung.<br />
Ein kleiner Abstecher von der<br />
Schwartzschen Villa zur Grunewaldstraße<br />
13 lohnt sich:<br />
Eine kaum lesbare Tafel am<br />
Haus erinnert daran, dass vom<br />
15.11.1923 bis zum 1.2.1924<br />
der an Kehlkopftuberkulose<br />
erkrankte Schriftsteller Franz<br />
Kafka in der Villa der Familie<br />
Seifert zwei Zimmer mit Zentralheizung<br />
bewohnte, bevor er<br />
am 3. Juni 1924 bei Klosterneuburg<br />
starb.<br />
Höher und höher<br />
Zurück geht es die Grunewaldstraße<br />
entlang bis zur nach dem<br />
Ägyptologen und Vollender der<br />
Hieroglyphen-Entzifferung Karl<br />
Richard Lepsius (1810 – 1884)<br />
benannten Lepsiusstraße. In der<br />
gut erreichbaren Gegend hatten<br />
sich zahlreiche Wissenschaftler<br />
angesiedelt.<br />
Bis zur Schmidt-Ott-Straße führt<br />
die Lepsiusstraße nun vorbei an<br />
Bürgerhäusern der alten Schinkelschule<br />
mit Ausblick („Belvedere“).<br />
An Wilhelm II. erinnert<br />
der bombastische Baustil des<br />
Neoklassizismus. Einen intensiveren<br />
Halt gibt es an Hausnummer<br />
96: In der bescheidenen<br />
Villa lebte der Begründer des<br />
naturwissenschaftlichen Realgymnasiums,<br />
der als einstiger<br />
Landjunge aus dem friesischen<br />
Langenhorn nach Steglitz gelangt<br />
war, der Reformpädagoge<br />
und Philosoph Friedrich Paulsen<br />
(1846 – 1908). Sein Sohn, Dichter<br />
Rudolf Paulsen, schrieb 1960<br />
als Visionär, verzweifelt über die