Lankwitz Journal Februar/März 2016
Journal für Lankwitz und Umgebung
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<strong>Lankwitz</strong> extra 17<br />
musste. Gustav Lilienthals Antwort<br />
war der eingangs genannte<br />
Spruch, der gut sichtbar am<br />
Haus angebracht wurde. Trotz<br />
der bescheidenen Größe zeigte<br />
das Haus bereits die typischen<br />
Merkmale vieler späterer Bauten:<br />
flaches Dach mit Türmchen<br />
und Zinnen bekrönt, Verzicht<br />
auf Sockelgeschoss und repräsentative<br />
Innenräume, schlichte<br />
Fassadengestaltung durch verschiedene<br />
Putzstrukturen und<br />
Fensterformen. Seine Vorbilder<br />
waren englische Reihenhäuser,<br />
wie er sie auf seinen Reisen so oft<br />
gesehen hatte.<br />
Nur zwei Jahre nach dem Bau<br />
erwies sich das Haus im Tietzenweg<br />
für die wachsende Familie<br />
als zu klein. In der Marthastraße<br />
5 konnte Gustav Lilienthal ein<br />
größeres Haus errichten, das er<br />
bis zu seinem Tod 1933 bewohnte<br />
und das sich noch heute in Familienbesitz<br />
befindet. Die eigenwilligen<br />
Häuser zu bezahlbaren<br />
Preisen gefielen vor allem dem<br />
Bildungsbürgertum. Zwischen<br />
…viele Lichterfelder Villen erinnern an kleine Burgen.<br />
Zinnen und Gräben …<br />
1892 und1900 erhielt Gustav<br />
Lilienthal Aufträge für über 20<br />
weitere Einfamilienhäuser in<br />
Lichterfelde.<br />
Der Architekt besaß das besondere<br />
Gespür, mit bescheidenen<br />
Mitteln praktische und ansprechende<br />
Häuser zu bauen. Es<br />
war ihm ein besonderes Anliegen,<br />
gute Wohnverhältnisse zu<br />
schaffen, die nicht nur den Vermögenden<br />
vorbehalten bleiben<br />
sollten. Die aufwändigen Villen<br />
der Wilhelminischen Zeit mit ihrer<br />
starren Raumaufteilung und<br />
ihren repräsentativen Fassaden<br />
waren ihm ein Dorn im Auge.<br />
Bei seinen Häusern hat der Menschenfreund<br />
und Reformer Gustav<br />
Lilienthal an die Bedürfnisse<br />
aller Nutzer gedacht, nicht nur<br />
an die der Hausherren, sondern<br />
auch an die der Kinder, Hausfrauen<br />
und des Personals. Die Häuser<br />
sollten familienfreundlich, praktisch<br />
und gemütlich sein. Auf<br />
kostenintensive Bauteile, die<br />
nur der Außenwirkung dienten,<br />
wurde verzichtet: So wurde das<br />
bisher übliche hohe in der Regel<br />
unausgebaute Satteldach durch<br />
ein flaches Pultdach ersetzt, der