ADAC Urlaub September-Ausgabe 2019 Überregional
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Oldtimertour Inspiration<br />
Auf dem Weg zum Opel<br />
Classic Museum dampft<br />
der Asphalt noch vom<br />
Regen, als die Sonne<br />
langsam durch die<br />
Wolken bricht. Ich liebe Oldtimer,<br />
und im Rahmen einer Werkstour<br />
betrete ich nun die heiligen Hallen<br />
der Rüsselsheimer Kultmarke. Wer<br />
kennt sie nicht, aus Kindheitstagen<br />
und auch heute. Von außen erscheint<br />
das Museum wie eine herkömmliche<br />
Produktionshalle, es befindet sich<br />
auch nicht wie bei anderen Marken<br />
außerhalb des Werksgeländes,<br />
sondern steht inmitten der Opel-<br />
Fabrik in Rüsselsheim. Die vier großen<br />
Buchstaben O, P, E und L über<br />
dem Eingang verraten<br />
nicht, was ich gleich entdecken<br />
werde, nur ein vor<br />
dem Hallentor geparkter<br />
Rekord C weist auf den<br />
nostalgischen Ort hin.<br />
Was folgt sind 60 Minuten<br />
deutsche Automobilgeschichte<br />
– und ich komme<br />
aus dem Staunen nicht<br />
heraus. Es ist ein Einblick<br />
in die eher unbekannte<br />
Geschichte einer Traditionsmarke,<br />
vom Ende<br />
des vorletzten Jahrhunderts<br />
bis heute.<br />
Opel-Kennern sind<br />
Modelle wie der legendäre<br />
Pfeil 1 und Klassiker wie<br />
Kadett, Kapitän, Rekord,<br />
Diplomat, GT und Manta ein Begriff,<br />
aber auch der neueste Corsa-e, der<br />
rein batterieelektrisch betrieben wird.<br />
Die alten Autos wecken schönste<br />
Kindheitserinnerungen in mir: wie<br />
ich mich als kleiner Steppke zusammen<br />
mit dem Bruder beim Onkel<br />
auf die Rückbank seines schnittigen<br />
Opel Rekord setzte. Die Ausstellung<br />
beginnt natürlich mit Firmengründer<br />
Adam Opel, doch schon nach wenigen<br />
Schritten stehe ich vor der Büste<br />
eines Mannes, der mir Rätsel aufgibt.<br />
Unbekanntes Genie Lutzmann<br />
Um die frühen Jahre der Automobilität<br />
bei Opel besser zu verstehen,<br />
Autopionier<br />
Friedrich Lutzmann<br />
gehört<br />
zu den frühen<br />
Innovatoren der<br />
deutschen Automobilindustrie<br />
Oldtimerwerkstatt<br />
Oben links: eine<br />
große Halle voller<br />
Modelle von 1899<br />
bis heute. Oben<br />
rechts: Sitzprobe<br />
im Opel Patent-<br />
Motorwagen „System<br />
Lutzmann“.<br />
Mitte rechts: Die<br />
Styling-Studie CD<br />
wurde auf der IAA<br />
1969 vorgestellt.<br />
Unten: 50 Jahre<br />
Unterschied – der<br />
neue, rein batteriebetriebene<br />
Corsa-e<br />
neben dem Klassiker<br />
Rekord C<br />
muss man tief in die Geschichte der<br />
Traditionsmarke eintauchen. Adam<br />
Opel baute nie selbst ein Fahrzeug,<br />
es war seiner Gattin Sophie und den<br />
zwei Söhnen überlassen, den heute<br />
großen Markennamen Opel im<br />
damals noch jungen Automobilzeitalter<br />
zu etablieren. Wenn kein Familienmitglied<br />
ein Erfinder war, woher<br />
kam dann das Know-how für den<br />
Automobilbau? Adam Opel gründete<br />
nach seinen Ausbildungsjahren in<br />
Frankreich eine sehr erfolgreiche<br />
Firma für Nähmaschinen<br />
und machte sich ab 1886<br />
einen Namen im boomenden<br />
Markt der Fahrräder.<br />
Als er 1895 verstarb, glaubte<br />
er zwar selbst nicht an den Erfolg des<br />
gerade erfundenen Automobils, legte<br />
das Geschick der Firma aber in die<br />
Hände seiner Frau und seiner Söhne.<br />
Die Familie erkannte die Chance, in<br />
die damals noch in den Kinderschuhen<br />
steckende Automobilindustrie<br />
einzusteigen. Auf der ersten IAA<br />
1897 hatte ein gewisser Friedrich<br />
Lutzmann für Aufsehen gesorgt.<br />
Er stellte neben Gottlieb Daimler<br />
und Carl Benz seine eigenen, selbst<br />
5/<strong>2019</strong> <strong>ADAC</strong> URLAUB 35