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DIE WIE<strong>DE</strong>RENT<strong>DE</strong>CKUNG <strong>DE</strong>R SAASER ALPENFLORA<br />
Die ersten Gäste des Saastals waren nicht bloss<br />
verwegene Bergsteiger. So manche kamen<br />
wegen der einzigartigen Flora. Das Saastal war<br />
für sie ein Eldorado in Sachen Alpenblumen.<br />
Text: Christoph Gysel<br />
Bilder: Saastal Tourismus AG<br />
Schon der Saaser Tourismuspionier<br />
Pfarrer Johann Josef Imseng (1806−1869)<br />
war nicht bloss ein begeisterter Bergführer,<br />
der zusammen mit Gästen<br />
manche Erstbesteigung wagte. Er kannte<br />
auch die Pflanzen im Saas und ihre<br />
heilende Wirkung wie kein anderer.<br />
Deshalb führte er interessierte Gäste<br />
und Botaniker zu den besonderen<br />
Plätzen und versteckten Standorten<br />
auch seltener Pflanzen. Das waren<br />
keine Spaziergänge, sondern geradezu<br />
wilde Unternehmungen. Nicht bloss<br />
die Berge, nein auch die Alpenblumenwelt<br />
faszinierte die Menschen des<br />
19. Jahrhunderts.<br />
Diese Faszination für die vielfältige<br />
Pflanzenwelt des Saastals erlebt<br />
derzeit eine Renaissance. Selbst Gäste<br />
aus dem asiatischen Raum kommen<br />
wegen der Alpenblumen ins mediterrane<br />
Bergtal. Die weit über tausend Pflanzenarten<br />
in ihrer Vielfalt und Schönheit zu<br />
bestaunen, scheint für manche der Inbegriff<br />
eines echten Urlaubs zu sein.<br />
Steinbrech und Edelweiss<br />
Kaum zu glauben: Nur wenige Meter unterhalb des Gipfels des<br />
Doms (4545 m.ü.M.), des höchsten Berges der Schweiz, befindet<br />
sich die höchstgelegenste Blütenpflanze Europas auf 4500 m.ü.M.<br />
Der gegenblättrige Steinbrech blüht da inmitten von Fels und Eis.<br />
Er scheint gegen Kälte gewappnet zu sein und sich den wildesten<br />
Standort ausgesucht zu haben. Kein Wunder, dass von diesen Alpenblumen<br />
eine unglaubliche Faszination ausgeht. Die Saaser Flora<br />
kann auch auf einem speziell angelegten Themenweg, der Alpenblumen-Promenade<br />
von Chrizbodu (Kreuzboden) nach Saas-Grund,<br />
entdeckt werden. Auch verschiedene Apps, etwa «Flower Walks»<br />
oder die «Flora Helvetica» können mithelfen, die Alpenblumen<br />
kennenzulernen.<br />
Manche Bergblumenfreunde möchten die besonderen<br />
Pflanzen hingegen lieber selbst entdecken. Es scheint nachvollziehbar,<br />
dass ein selbst gefundenes Edelweiss ein grösseres<br />
Glücksgefühl bereitet als ein via Wegweiser erspähtes Exemplar.<br />
Neu entdeckt wird auch die heilende Wirkung der Pflanzen im<br />
Saastal. Durch die Höhe und das langsamere Wachstum ist die<br />
Wirkung mancher Heilpflanze besonders intensiv.<br />
Ausstellung:<br />
«Von Alpenblumen und Menschen:<br />
Botanik-Touristen im Saastal»<br />
29. Juni – 13. Oktober <strong>2019</strong><br />
10:00–18:00 Uhr<br />
Hotel Kristall-Saphir, Saas-Almagell<br />
Ein Buch zur Ausstellung ist im<br />
Handel erhältlich.<br />
Alpenblumen-Ausstellung in Saas-Almagell<br />
Die reichhaltige Flora des Saastals und deren Geschichte wird<br />
in der Ausstellung «Von Alpenblumen und Menschen: Botanik-<br />
Touristen im Saastal» in Saas-Almagell eindrücklich inszeniert. Die<br />
Ausstellung wird diesen Sommer übrigens auch im Botanischen<br />
Garten der Universität Zürich gezeigt.<br />
Neben dem Handwerk des Pflanzensammelns werden die<br />
Sammler zu Ende des 19. Jahrhunderts vorgestellt und deren Beziehung<br />
zu Saas-Almagell beleuchtet. Im Zentrum der Ausstellung<br />
stehen die umfangreiche Herbariensammlung und die zugehörigen<br />
Aufzeichnungen von Alfred Keller und Otto Naegeli, die zwischen<br />
1891 und 1924 die Flora des Saastals und des angrenzenden<br />
Mattertals gemeinsam erkundet haben.<br />
Vor über einem Jahrhundert untersuchten der Ingenieur<br />
Keller (1849−1925) und der Zürcher Medizinprofessor Naegeli<br />
(1871−1938) die als besonders reichhaltig bekannte Flora des<br />
Saastals. Regelmässig kamen sie in ihren Sommerferien im Saastal<br />
zusammen, sammelten auf Wanderungen Pflanzen und legten sie<br />
in einem Herbarium an. Mit rund 130’000 Exemplaren aus 50’000<br />
Aufsammlungen gehört das Herbarium Naegeli/Keller (HNK)<br />
zu den grössten privaten Pflanzensammlungen der Schweiz.<br />
Heute wird das Herbarium an der Universität Zürich aufbewahrt.<br />
2014/15 wurde es restauriert und im Institut für Systematische und<br />
Evolutionäre Botanik (ISEB) unter der Leitung von Margrit Wyder<br />
ausgewertet. Die Ausstellungen in Saas-Almagell und Zürich sind<br />
ein Gemeinschaftsprojekt des ISEB und der Saastal Tourismus AG.<br />
Margrit Wyder ist Kuratorin der Ausstellung und wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin am Herbarium der Universität Zürich.<br />
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