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Destination Magazin Nr.2/2019 DE

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DIE WIE<strong>DE</strong>RENT<strong>DE</strong>CKUNG <strong>DE</strong>R SAASER ALPENFLORA<br />

Die ersten Gäste des Saastals waren nicht bloss<br />

verwegene Bergsteiger. So manche kamen<br />

wegen der einzigartigen Flora. Das Saastal war<br />

für sie ein Eldorado in Sachen Alpenblumen.<br />

Text: Christoph Gysel<br />

Bilder: Saastal Tourismus AG<br />

Schon der Saaser Tourismuspionier<br />

Pfarrer Johann Josef Imseng (1806−1869)<br />

war nicht bloss ein begeisterter Bergführer,<br />

der zusammen mit Gästen<br />

manche Erstbesteigung wagte. Er kannte<br />

auch die Pflanzen im Saas und ihre<br />

heilende Wirkung wie kein anderer.<br />

Deshalb führte er interessierte Gäste<br />

und Botaniker zu den besonderen<br />

Plätzen und versteckten Standorten<br />

auch seltener Pflanzen. Das waren<br />

keine Spaziergänge, sondern geradezu<br />

wilde Unternehmungen. Nicht bloss<br />

die Berge, nein auch die Alpenblumenwelt<br />

faszinierte die Menschen des<br />

19. Jahrhunderts.<br />

Diese Faszination für die vielfältige<br />

Pflanzenwelt des Saastals erlebt<br />

derzeit eine Renaissance. Selbst Gäste<br />

aus dem asiatischen Raum kommen<br />

wegen der Alpenblumen ins mediterrane<br />

Bergtal. Die weit über tausend Pflanzenarten<br />

in ihrer Vielfalt und Schönheit zu<br />

bestaunen, scheint für manche der Inbegriff<br />

eines echten Urlaubs zu sein.<br />

Steinbrech und Edelweiss<br />

Kaum zu glauben: Nur wenige Meter unterhalb des Gipfels des<br />

Doms (4545 m.ü.M.), des höchsten Berges der Schweiz, befindet<br />

sich die höchstgelegenste Blütenpflanze Europas auf 4500 m.ü.M.<br />

Der gegenblättrige Steinbrech blüht da inmitten von Fels und Eis.<br />

Er scheint gegen Kälte gewappnet zu sein und sich den wildesten<br />

Standort ausgesucht zu haben. Kein Wunder, dass von diesen Alpenblumen<br />

eine unglaubliche Faszination ausgeht. Die Saaser Flora<br />

kann auch auf einem speziell angelegten Themenweg, der Alpenblumen-Promenade<br />

von Chrizbodu (Kreuzboden) nach Saas-Grund,<br />

entdeckt werden. Auch verschiedene Apps, etwa «Flower Walks»<br />

oder die «Flora Helvetica» können mithelfen, die Alpenblumen<br />

kennenzulernen.<br />

Manche Bergblumenfreunde möchten die besonderen<br />

Pflanzen hingegen lieber selbst entdecken. Es scheint nachvollziehbar,<br />

dass ein selbst gefundenes Edelweiss ein grösseres<br />

Glücksgefühl bereitet als ein via Wegweiser erspähtes Exemplar.<br />

Neu entdeckt wird auch die heilende Wirkung der Pflanzen im<br />

Saastal. Durch die Höhe und das langsamere Wachstum ist die<br />

Wirkung mancher Heilpflanze besonders intensiv.<br />

Ausstellung:<br />

«Von Alpenblumen und Menschen:<br />

Botanik-Touristen im Saastal»<br />

29. Juni – 13. Oktober <strong>2019</strong><br />

10:00–18:00 Uhr<br />

Hotel Kristall-Saphir, Saas-Almagell<br />

Ein Buch zur Ausstellung ist im<br />

Handel erhältlich.<br />

Alpenblumen-Ausstellung in Saas-Almagell<br />

Die reichhaltige Flora des Saastals und deren Geschichte wird<br />

in der Ausstellung «Von Alpenblumen und Menschen: Botanik-<br />

Touristen im Saastal» in Saas-Almagell eindrücklich inszeniert. Die<br />

Ausstellung wird diesen Sommer übrigens auch im Botanischen<br />

Garten der Universität Zürich gezeigt.<br />

Neben dem Handwerk des Pflanzensammelns werden die<br />

Sammler zu Ende des 19. Jahrhunderts vorgestellt und deren Beziehung<br />

zu Saas-Almagell beleuchtet. Im Zentrum der Ausstellung<br />

stehen die umfangreiche Herbariensammlung und die zugehörigen<br />

Aufzeichnungen von Alfred Keller und Otto Naegeli, die zwischen<br />

1891 und 1924 die Flora des Saastals und des angrenzenden<br />

Mattertals gemeinsam erkundet haben.<br />

Vor über einem Jahrhundert untersuchten der Ingenieur<br />

Keller (1849−1925) und der Zürcher Medizinprofessor Naegeli<br />

(1871−1938) die als besonders reichhaltig bekannte Flora des<br />

Saastals. Regelmässig kamen sie in ihren Sommerferien im Saastal<br />

zusammen, sammelten auf Wanderungen Pflanzen und legten sie<br />

in einem Herbarium an. Mit rund 130’000 Exemplaren aus 50’000<br />

Aufsammlungen gehört das Herbarium Naegeli/Keller (HNK)<br />

zu den grössten privaten Pflanzensammlungen der Schweiz.<br />

Heute wird das Herbarium an der Universität Zürich aufbewahrt.<br />

2014/15 wurde es restauriert und im Institut für Systematische und<br />

Evolutionäre Botanik (ISEB) unter der Leitung von Margrit Wyder<br />

ausgewertet. Die Ausstellungen in Saas-Almagell und Zürich sind<br />

ein Gemeinschaftsprojekt des ISEB und der Saastal Tourismus AG.<br />

Margrit Wyder ist Kuratorin der Ausstellung und wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin am Herbarium der Universität Zürich.<br />

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