additive 03.2019
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Eine Sonderausgabe von<br />
03-2019<br />
www.<strong>additive</strong>.industrie.de | € 18,50<br />
Fokus Neues Zeitalter im Spritzguss und Formenbau Seite 24<br />
Interview Mathias Wolpiansky, Geschäftsführer, Realizer GmbH Seite 26<br />
Medizintechnik Trumpf: 3D-gedruckte Implantate für die halbe Welt Seite 34<br />
Special<br />
Medizintechnik<br />
Seite 34<br />
<strong>additive</strong> August 2019 1
Industrie<br />
Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />
Veranstalter:<br />
Veranstaltungsort:<br />
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<strong>additive</strong><br />
manufacturing uring circlecle<br />
EMO 2019, Hannover<br />
Besuchen Sie den <strong>additive</strong><br />
manufacturing circle<br />
auf der EMO 2019<br />
Bild: Martin Wahlberg, VBN Components<br />
Halle 9<br />
Stand H20<br />
Teilnehmende Unternehmen:<br />
Technologieführer der Branche präsentieren<br />
Praxislösungen in der <strong>additive</strong>n Fertigung.<br />
Entdecken auch Sie, wie die <strong>additive</strong> Fertigung die<br />
Metallbearbeitung revolutionieren kann!<br />
Besuchen Sie uns vom 16. bis 21.09. auf<br />
der EMO in Halle 9, Stand H20. Wir freuen<br />
uns auf Ihren Besuch!<br />
2 <strong>additive</strong> August 2019
Editorial<br />
Wenn nicht jetzt, wann dann?<br />
■■■■■■<br />
Was 2007 schon für die deutschen Handballweltmeister<br />
um Heiner Brand galt, gilt heute ebenso für alle, die sich<br />
mit der industriellen <strong>additive</strong>n Fertigung beschäftigen. Denn in<br />
Zeiten einer konjunkturellen Abkühlung haben viele Fertigungsverantwortliche<br />
zum einen die Zeit und zum anderen lastet auf<br />
ihnen der Druck, sich mit neuen Technologien zu beschäftigen.<br />
Themen wie Digitalisierung und 3D-Druck wurden von vielen<br />
Entscheidern aus Zeitmangel und wegen übervoller Auftragsbücher<br />
auf die lange Bank geschoben. Jetzt allerdings ist die Gelegenheit,<br />
sich auf die neuen Produktivitätstreiber<br />
zu stürzen.<br />
Das bedeutet im Umkehrschluss<br />
auch, dass die Anbieter<br />
von 3D-Druck-Lösungen jetzt<br />
zu ihren Kunden müssen. Mit<br />
der EMO, der Weltleitmesse<br />
für die Metallbearbeitung<br />
bietet sich eine Chance, die<br />
Maschinenbaubranche für neue<br />
Lösungen zu begeistern. Denn<br />
unter dem Motto „Smart technologies<br />
driving tomorrow´s<br />
production” rückt die EMO<br />
den Paradigmenwechsel in der<br />
Industrieproduktion in den Fokus. Im Mittelpunkt des Interesses<br />
steht nicht mehr nur „besser, schneller, genauer“, sondern eben<br />
auch die Entwicklung und Umsetzung neuer Technologien.<br />
Um der <strong>additive</strong>n Fertigung auf der EMO 2019 den richtigen<br />
Rahmen zu bieten, hat das Team der „<strong>additive</strong>“ gemeinsam mit<br />
dem VDW den <strong>additive</strong> manufacturing circle ins Leben<br />
gerufen. Auf dem Gemeinschaftsstand mit angeschlossenem<br />
Forum präsentieren neun Unternehmen 3D-Druck-Lösungen aus<br />
der Praxis (Seite 14).<br />
Über den Maschinenbau hinaus beflügeln die Möglichkeiten<br />
der <strong>additive</strong>n Fertigung die Entwicklung in zahlreichen weiteren<br />
Disziplinen – die Medizintechnik ist dabei sicherlich eine der<br />
spannendsten Branchen. Auf der Messe Rapidtech + Fabcon 3D<br />
waren hierzu zahlreiche innovative Ansätze zu bestaunen, die<br />
von der computer assistierten Geschichtschirurgie über die Herstellung<br />
von Dentalimplantaten und neuartige Knochenimplantate<br />
bis hin zu Gewebestrukturen reichten (Seite 36).<br />
Noch ein Veranstaltungstipp: Die Fachtagung „Additive Manufacturing“,<br />
am 4. Dezember 2019 bei der „Technischen Akademie<br />
Esslingen“, gibt einen Überblick über neuste Entwicklungen<br />
und Anwendungen im Bereich der <strong>additive</strong>n Fertigung. ■<br />
Frederick Rindle<br />
Stellv. Chefredakteur<br />
frederick.rindle@konradin.de<br />
<strong>additive</strong> August 2019 3
Inhalt 03-2019<br />
Interview: Mathias<br />
Wolpiansky, Geschäfts -<br />
führer, Realizer GmbH –<br />
„Beim Pulvermanagement<br />
sind wir sehr weit vorne“.<br />
Bild: DMG Mori<br />
26<br />
FOKUS Make or buy?<br />
22 Hirschvogel: Additive Fertigung, Bauteilentwicklung<br />
sowie Werkstoff- und Schadensanalyse<br />
24 Neues Zeitalter im Spritzguss und Formenbau –<br />
3D-gedrucktes Spritzguss-Werkzeug von Toolcraft<br />
INTERVIEW DES MONATS<br />
26 Interview: Mathias Wolpiansky, Geschäftsführer,<br />
Realizer GmbH – „Beim Pulvermanagement sind wir<br />
sehr weit vorne“<br />
01 Anlagen<br />
30 Roboter druckt mit leistungsfähigem Extruder –<br />
Additive Fertigung im freien Raum mit hoher<br />
Ausbringung<br />
31 Allrounder für Werkstoffextrusion – Für technische<br />
und Hochleistungskunststoffe<br />
32 Renishaw: Kompakte Maschine mit vier simultan<br />
eingesetzten 500 Watt Lasern sorgt für hohe<br />
Produktivität<br />
SPECIAL Medizintechnik<br />
38 EOS: Intelligente Knieorthese dank 3D-Druck und<br />
Sensorik – Additive Fertigung hebt IoT-Potenzial<br />
02 Forschung<br />
40 FLM: Qualitätssteigerung von additiv gefertigten<br />
Bauteilen aus carbonfaserverstärktem PEEK<br />
03 Qualitätssicherung<br />
44 TÜV SÜD: Neue Norm als Richtschnur –<br />
Serienreife Fertigungsqualität sicherstellen<br />
46 Prozessbeobachtung in der <strong>additive</strong>n Fertigung –<br />
High-Speed Imaging bereitet Wege zur Optimierung<br />
04 Post-Processing<br />
48 Gleitschleifen – Trowalisieren – Strahlen für glatte<br />
Oberflächen: Glätten von 3D-Druck-Bauteilen<br />
05 Digitalisierung<br />
50 Materialise: Bis zu neunmal schnellere<br />
Simulationssoftware<br />
34 Trumpf: 3D-gedruckte Implantate für die halbe Welt<br />
– Additive Fertigung ist reif für die Medizintechnik<br />
36 Rapidtech: Von Chirurgie bis Gewebedruck –<br />
3D-Druck inspiriert die Medizintechnik<br />
4 <strong>additive</strong> August 2019
<strong>additive</strong><br />
Eine Sonderausgabe von<br />
22<br />
Keine Grenzen in der<br />
Konstruktion: Additiv<br />
gefertigte Komponente<br />
aus dem Rennsport -<br />
bereich – eine last -<br />
optimierte Lenkwellenanbindung<br />
aus Alu -<br />
minium (AlSi10Mg).<br />
Bild: Hirschvogel Tech Solutions<br />
Maßgeschneiderte<br />
Gesichtsimplantate hergestellt<br />
von Conmet auf<br />
einem 3D-Drucker<br />
Truprint 1000 von<br />
Trumpf. Bild: Trumpf<br />
OPTIMAL PLATZIERT<br />
IM GRÖSSTEN BALLUNGSRAUM DEUTSCHLANDS<br />
34<br />
Werkstoffe<br />
54 3D Systems: Zertifizierung von Werkstoffen und<br />
Prozessen – Werkstoffe für die <strong>additive</strong> Fertigung<br />
Rubriken<br />
8 Titelgeschichte: Additive Fertigung im Serieneinsatz –<br />
Präzisionswerkzeughersteller Mapal punktet mit<br />
Prozessknowhow in der Turboladerfertigung<br />
12 Aus der Branche<br />
56 Blickfang<br />
58 Impressum<br />
METALWORKING<br />
ADDITIVE MANUFACTURING<br />
QUALITY<br />
MEDICAL<br />
MOULDING<br />
Zum Titelbild<br />
Der Werkzeughersteller<br />
Mapal hat bei der pulverbasierten,<br />
metallischen <strong>additive</strong>n<br />
Fertigung sein<br />
Knowhow schon mehrfach<br />
unter Beweis gestellt. Das<br />
neueste gedruckte Werkzeug<br />
aus Aalen ist ein<br />
Glocken-Sonderwerkzeug<br />
mit gelöteten PKD-Schneiden<br />
für die Turbolader -<br />
fertigung. Bild: Mapal<br />
03-2019<br />
Fokus Neues Zeitalter im Spritzguss und Formenbau Seite 24<br />
Interview Mathias Wolpiansky, Geschäftsführer, Realizer GmbH Seite 26<br />
Medizintechnik Trumpf: 3D-gedruckte Implantate für die halbe Welt Seite 34<br />
Special<br />
Medizintechnik<br />
Seite 34<br />
www.<strong>additive</strong>.industrie.de | € 18,50<br />
Die METAV 2020 macht mobil und bringt die Besten im<br />
Westen zusammen: Breite und Vielfalt der Metallbearbeitung<br />
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21. Internationale Messe für<br />
Technologien der Metallbearbeitung<br />
<strong>additive</strong> August 2019
Highlights im August<br />
Leichtbau ist Schlüsseltechnologie: Durch<br />
den Einsatz der Mikro-Laser-Sinter-Technologie<br />
gefertigte, hochpräzise Mikrobauteile<br />
aus Metall. Bild: 3D Micro Print<br />
3D-Druck inspiriert die Medizintechnik: Computerassistierte<br />
Verfahren und <strong>additive</strong> Fertigung bringen<br />
gewaltige Vorteile für die Gesichtschirurgie, so Prof.<br />
Dr. Dr. Majeed Rana, der auf der Rapidtech ein<br />
3D-gedrucktes Kopfmodell inspiziert.<br />
Bild: Messe Erfurt GmbH/Christian Seeling<br />
18<br />
24<br />
Das optimierte 3D-gedruckte Spritzguss-Werkzeug von Toolcraft<br />
punktet mit stark verkleinerten Bauteilabmessungen. Bild: Toolcraft<br />
36<br />
32<br />
40<br />
Atherton Bikes druckt Verbindungsrohre aus Titan mit<br />
Renishaw-Technologie. Bild: Renishaw<br />
FLM: Qualitätssteigerung von additiv gefertigten Bauteilen<br />
aus carbonfaserverstärktem PEEK: typische Verteilung der<br />
Rauheits-Messwerte auf der Bauteiloberseite. Bild: IfW<br />
6 <strong>additive</strong> August 2019
Industrie<br />
Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />
<br />
<br />
24. Oktober 2019<br />
<br />
<br />
Oberflächenmesstechnik 4.0<br />
für die Metallverarbeitung –<br />
neue Ansätze und Technologien<br />
Die Verlagerung von Messtechnik an oder in die<br />
Produktionslinie erfordert zunehmend optische<br />
Messtechnik und Automatisierung.<br />
Das 6. QUALITY ENGINEERING InnovationsForum 2019<br />
beleuchtet die verschiedenen Entwicklungen in der<br />
Oberflächenmesstechnik – vom Messraum bis hin zur<br />
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an die Oberflächenmesstechnik – und welche sind neu?<br />
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<br />
<br />
<strong>additive</strong> August 2019 7
Titelgeschichte<br />
Präzisionswerkzeughersteller Mapal punktet mit Prozessknowhow in der Turboladerfertigung<br />
Additive Fertigung<br />
im Serieneinsatz<br />
Die <strong>additive</strong> Fertigung verschiebt die Grenzen des Machbaren mehr<br />
und mehr – auch im Serieneinsatz. Der Werkzeughersteller Mapal<br />
hat bei der pulverbasierten, metallischen <strong>additive</strong>n Fertigung sein<br />
Knowhow schon mehrfach mit innovativen Produkten unter Beweis<br />
gestellt. Das neueste, per selektivem Laserschmelzen gedruckte<br />
Werkzeug aus Aalen ist ein Glocken-Sonderwerkzeug mit gelöteten<br />
PKD-Schneiden für die Turboladerfertigung. Autor: Frederick Rindle<br />
8 <strong>additive</strong> August 2019
Die PKD-Schneiden in<br />
dem Glockenwerkzeug<br />
zur Schlauchanschlussbearbeitung<br />
von Mapal<br />
werden per Laser bearbeitet.<br />
Bild: Mapal<br />
<strong>additive</strong> August 2019 9
Titelgeschichte<br />
■■■■■■ Damit am Automobilstandort<br />
Deutschland auch weiterhin konkurrenzfähig<br />
produziert werden kann, müssen in regelmäßigen<br />
Abständen Produktivitätssteigerungen<br />
in der Fertigung umgesetzt werden.<br />
Dabei haben sich die Werkzeughersteller als<br />
einer der großen Innovationstreiber hervorgetan.<br />
Deren Anwendungstechniker durchleuchten<br />
und hinterfragen hierfür kontinuierlich<br />
die Herstellungsprozesse. So entstehen gemeinsam<br />
mit dem Kunden zum Teil revolutionäre<br />
Ideen.<br />
Mapal ist gerade auch in der Automobilbranche als<br />
ein Werkzeughersteller mit einem enormen Prozess-<br />
Knowhow bekannt. So wurde zum Beispiel die Turboladerfertigung<br />
bei einem Automobilzulieferer immer wieder<br />
optimiert. Im Besonderen wurde die Bearbeitung<br />
des Schlauchanschlusses schlussendlich auf ein völlig<br />
neues Niveau gehoben.<br />
2011 wurde ein neues Werkzeugkonzept mit einem geschlossenen<br />
Käfigbau entwickelt. Die hohe Steifigkeit des Werkzeugs ermöglichte<br />
sehr gute und ratterfreie Oberflächen. Bild: Mapal<br />
PKD-Glockenwerkzeug sorgt für beste Oberflächen<br />
Eine Herausforderung bei der Bearbeitung des<br />
Schlauchanschlusses an dem Turbolader ist die geforderte<br />
hohe Bauteilqualität. Insbesondere stellten die<br />
Konturgenauigkeit und das Auftreten von Rattermarken<br />
den Hersteller immer wieder vor große Herausforderungen.<br />
Hier erzielte Mapal bereits 2011 gemeinsam<br />
mit dem Hersteller und einem neuen Werkzeugkonzept<br />
erhebliche Verbesserungen. Damals entwickelte man bei<br />
Mapal ein neues Glockenwerkzeug, das durch seinen<br />
geschlossenen Käfigbau sehr viel stabiler war als das offen<br />
gestaltete Vorgängermodell. Die hohe Steifigkeit des<br />
Werkzeugs ermöglichte sehr gute und ratterfreie Oberflächen.<br />
Die neue, geschlossene Konstruktion erforderte aber<br />
eine völlig neue Herangehensweise bei der Werkzeugherstellung.<br />
Aufgrund des geschlossenen Käfigs konnten<br />
die PKD-Schneiden nicht mehr mittels Drahterodieren<br />
in Form gebracht werden. Die PKD-Experten setzten<br />
Additive Fertigung bei Mapal<br />
Mapal hat bereits 2013 in den ersten 3D-Drucker investiert – eine<br />
Anlage zum selektiven Laserschmelzen von Concept Laser. Der erste<br />
Erfolg stellte sich nach einem Jahr ein. Mapal brachte 2014 mit<br />
dem Schneidplattenbohrer QTD, für den Durchmesserbereich 8 bis<br />
13 mm, das erste additiv gefertigte Produkt zur Serienreife.<br />
Natürlich mit dem entsprechenden Mehrwert für den Kunden. Die<br />
spiralisierte Gestaltung und neuartige Geometrie der Kühlkanalbohrungen<br />
des QTD – konventionell in dieser Form undenkbar zu fertigen<br />
– hat den Kühlmitteldurchfluss deutlich gesteigert.<br />
Mit dem neuen gedruckten<br />
Werkzeug verringerte<br />
sich die Bearbeitungszeit<br />
von ursprünglich<br />
17 Sekunden auf nur<br />
noch 6 Sekunden zudem<br />
wurde die Standzeit des<br />
Werkzeuges um 70 %<br />
erhöht. Bild: Mapal<br />
deshalb auf eine Bearbeitung per Laser – und das mit<br />
großem Erfolg.<br />
Der Kunde war vollauf zufrieden, die Bauteilqualität<br />
passte nun perfekt. Nur mit der Produktivität des Prozesses<br />
wollte man sich noch nicht zufriedengeben. Der<br />
Einsatz eines leistungsfähigeren konventionellen Werkzeugs<br />
war allerdings aufgrund des zu erwartenden höheren<br />
Werkzeuggewichts nicht möglich. Sowohl die<br />
Spindel als auch der Werkzeugwechsler der eingesetzten<br />
Mehrspindlermaschinen hätten das höhere Gewicht<br />
nicht mehr bewerkstelligen können.<br />
Wabenstruktur bringt 30 Prozent Gewichtseinsparung<br />
Aufgrund der langjährigen sehr guten Erfahrungen mit<br />
dem metallischen, pulverbasierten 3D-Druck beschlossen<br />
die Mapal-Anwendungstechniker, das Glocken-<br />
10 <strong>additive</strong> August 2019
„Nur mit klarem Mehrwert“<br />
„Generell fertigen wir Werk -<br />
zeuge nur dann additiv, wenn<br />
sie unseren Kunden dadurch<br />
einen ganz klaren Mehrwert<br />
bieten. Nur wenn dieser die<br />
Mehrkosten aufwiegt, haben<br />
die Werkzeuge ihre Berech -<br />
tigung“, sagt Dr. Jochen Kress,<br />
geschäftsführender Gesellschafter<br />
der Mapal Gruppe.<br />
Bild: Mapal<br />
werkzeug zu drucken. Ziel war ein leichteres und zugleich<br />
stabileres Werkzeug. Eine Wabenstruktur im Inneren<br />
des Werkzeugs brachte hier die Lösung: Wog das<br />
ursprüngliche Werkzeug noch über vier Kilogramm, so<br />
bringt die gedruckte Version nur noch knapp drei Kilogramm<br />
auf die Waage.<br />
Für derart komplexe Aufgaben steht bei Mapal im<br />
Bereich der Konstruktion ein eigenes 3D-Druck-Expertenteam<br />
zur Verfügung. Damit das fertige Werkzeug<br />
auch die geforderten Eigenschaften aufweist, simulieren<br />
die Experten die Bauteile zudem komplett vor dem<br />
Druck.<br />
Die Kühlung durch das Werkzeug versprach noch<br />
weiteres Optimierungspotenzial. Denn durch die Kühlkanäle<br />
in dem konventionellen Glockenwerkzeug konnden<br />
auf den fertigen Werkzeugkörper die PKD-Schneiden<br />
aufgelötet und per Laser in Form gebracht.<br />
Ergebnis<br />
Die Wabenstruktur im Inneren des Werkzeugs verringert<br />
das Gewicht deutlich und dämpft zudem die<br />
Vibrationen während der Bearbeitung. Bild: Mapal<br />
te das Kühlmedium nicht an die optimale Stelle transportiert<br />
werden. In dem neuen, gedruckten Werkzeug<br />
haben die Kühlmittelaustritte die richtige Form und Lage,<br />
sodass die Minimalmengenschmierung optimal eingesetzt<br />
werden kann.<br />
Bauprozess im Einzelnen<br />
Die neue Werkzeuggeometrie wird per selektivem Laserschmelzen<br />
auf einen hochpräzisen Grundkörper mit einer<br />
HSK-63-Schnittstelle aufgedruckt. Das eingesetzte<br />
Metallpulver ist ein Vergütungsstahl. Nach dem obligatorischen<br />
Entfernen der Stützstrukturen wird das Werkzeug<br />
feingedreht und entgratet. Im letzten Schritt wer-<br />
Im Praxistest brillierte das Werkzeug beim Kunden:<br />
Aufgrund des um 30 Prozent reduzierten Gewichts<br />
konnten von Anfang an signifikant höhere Schnittdaten<br />
gefahren werden. Dabei blieb die Bearbeitungsqualität,<br />
wie gefordert, unverändert hoch. Die Wabenstruktur im<br />
Inneren des Werkzeugs dämpft zudem noch die Vibrationen<br />
während der Bearbeitung. Aus der Summe dieser<br />
Verbesserungen ergab sich ein weiterer Vorteil für den<br />
Kunden: Die Standzeit des Werkzeugs ist im Schnitt 70<br />
Prozent höher als die des Vorgängermodells.<br />
Konkret wurden die maximale Drehzahl von 6000<br />
auf 10 000 U/min und der Vorschub je Schneide von<br />
0,09 auf 0,15 mm erhöht. Damit verringerte sich die Bearbeitungszeit<br />
von ursprünglich 17 Sekunden um 67<br />
Prozent auf nur noch 6 Sekunden.<br />
Auf andere Bauteile übertragbar<br />
Das so entwickelte Werkzeugkonzept lässt sich auch auf<br />
weitere Bauteile mit ähnlichen Anforderungen übertragen.<br />
Klassisch werden mit einem Glockenwerkzeug zum<br />
Beispiel auch Drosselklappen-, Lenk- oder Getriebegehäuse<br />
bearbeitet – im Prinzip jedes Bauteil mit einem<br />
Schlauchanschluss. Die hochpräzisen PKD-Schneiden<br />
eignen sich dabei besonders, wenn Nicht-Eisen-Metalle,<br />
hauptsächlich Aluminium, aber auch Magnesium, Kupfer<br />
oder Messing bearbeiten werden sollen. Zudem können<br />
mit den PKD-Schneiden auch moderne Schichtwerkstoffe<br />
wie CFK und GFK zerspant werden. ■<br />
Mapal Dr. Kress KG<br />
www.mapal.com<br />
<strong>additive</strong> August 2019 11
Aus der Branche<br />
Termine<br />
EMO Hannover<br />
16.09. – 21.09.2019<br />
Weltleitmesse der Metallbearbeitung, mit „<strong>additive</strong><br />
manufacturing circle“, Hannover<br />
https://<strong>additive</strong>.industrie.de/am-circle-emo<br />
3D-Labs & Canto<br />
18.09. – 19.09.2019<br />
3D-Tage Nord, 3D-Fachmesse, Lüdenscheid<br />
www.3dtage.de<br />
Rapidtech + Fabcon 3D lockt 4500 Besucher nach Erfurt<br />
„Hotspot des 3D-Drucks“<br />
überzeugt<br />
Rund 4500 Besucher<br />
haben sich auf der<br />
16. Rapidtech + Fabcon<br />
3D in Erfurt über die<br />
Bandbreite der Möglichkeiten<br />
informiert, die<br />
der 3D-Druck zu bieten<br />
hat. Bild: Messe Erfurt GmbH/<br />
Christian Seeling<br />
Experience Additive Manufacturing<br />
24.09. – 26.09.2019<br />
Internationale Fachmesse für <strong>additive</strong> Fertigung,<br />
Augsburg; www.experience-am.com<br />
Technology Academy & Industrieanzeiger<br />
01.10.2019<br />
Forum <strong>additive</strong> Verfahren – 3D-Metalldruck,<br />
Hannover; https://industrieanzeiger.industrie.de/<br />
forum_<strong>additive</strong>_verfahren/<br />
Deburring Expo<br />
08.10. – 10.10.2019<br />
Leitmesse für Entgrattechnologien und Präzisionsoberflächen,<br />
Karlsruhe; www.deburring-expo.de<br />
WZL Forum der RWTH Aachen<br />
09.10.2019<br />
Additive Fertigung im Werkzeugbau, Seminar, Aachen<br />
www.wzlforum.rwth-aachen.de<br />
Technische Akademie Wuppertal<br />
05.11. – 06.11.2019<br />
Konstruieren für <strong>additive</strong> Fertigungsverfahren/industriellen<br />
3D-Druck, Lehrgang, Solingen; www.taw.de<br />
Fraunhofer-Zentrum HTL<br />
06.11.2019<br />
Additive Fertigung von Metall- und Keramikbauteilen<br />
– Qualifizierung für die Serienherstellung, Workshop,<br />
Bayreuth; www.htl.fraunhofer.de<br />
Formnext<br />
19.11. – 22.11.2019<br />
Weltleitmesse für Additive Manufacturing,<br />
Frankfurt/M.<br />
https://formnext.mesago.com/events/de.html<br />
Technische Akademie Esslingen<br />
04.12.2019<br />
Fachtagung Additive Manufacturing, Ostfildern<br />
www.tae.de<br />
■■■■■■ Nahezu 4500 Besucher haben<br />
sich bei der 16. Rapidtech + Fabcon 3D in<br />
Erfurt über neueste Entwicklungen und Anwendungen<br />
im Additive Manufacturing<br />
(AM) informiert. Dabei hat die Konferenzmesse<br />
laut Veranstalter erneut als „Hotspot<br />
des 3D-Drucks“ überzeugt. Laut Urteil der<br />
Besucher wie auch der 180 Aussteller und<br />
mehr als 100 Referenten zum Rapidtech-<br />
Fachkongress und zur 3D Printing Conference<br />
habe ein konkreter, auf Anwendungen<br />
zielender Austausch zu den gegenwärtigen<br />
Möglichkeiten und zukünftigen Entwicklungen<br />
des AM stattgefunden.<br />
„Exzellente Vorträge sowie attraktiv gestaltete<br />
Stände und Sonderschauflächen in<br />
der Ausstellungshalle sind die Basis, auf der<br />
die älteste Kongressmesse dieser Art in<br />
Deutschland weiter aufbauen kann“, sagt<br />
Michael Eichmann, gemeinsam mit Prof. Dr.<br />
Gerd Witt Fachbeiratsvorsitzender der<br />
Rapidtech + Fabcon 3D. „Wir haben in diesem<br />
Jahr erstmals dem Thema Bildung ein<br />
eigenes Forum gegeben und an der großen<br />
Resonanz den Bedarf auf diesem Gebiet gesehen.<br />
Darauf werden wir aufsetzen, denn<br />
das weitere Voranschreiten <strong>additive</strong>r Fertigung<br />
braucht geschulte Fachleute.<br />
Welche attraktiven Aufgaben auf heutige<br />
und zukünftige AM-Experten speziell in der<br />
Luft- und Raumfahrt warten, verdeutlichte<br />
Dr. Steffen Beyer von der Ariane Group in<br />
seinem Keynote-Vortrag am letzten Veran-<br />
staltungstag. Er ist verantwortlich für Werkstoffe,<br />
Produktionsprozesse und Industrialisierung<br />
im Bereich Raketentriebwerke. Aktuell<br />
stehen sowohl die Ariane 6, die im<br />
nächsten Jahr starten soll, als auch bereits<br />
die nächste Raketengeneration im Fokus.<br />
Ziel ist, die Triebwerkskosten von derzeit<br />
zehn Millionen Euro auf zukünftig eine Million<br />
Euro zu senken.<br />
„So ein enormer Sprung ist nur mit disruptiven<br />
Technologien zu erreichen. Dabei<br />
spielt Additive Manufacturing eine wesentliche<br />
Rolle“, verwies Beyer auf die immense<br />
Herausforderung. Neben dem bereits qualifizierten<br />
Pulverbettverfahren (LBM) entwickelt<br />
die Ariane Group dafür u. a. Drahtverfahren<br />
(WAAM) und das Kaltgasspritzen<br />
(CGS) für den industriellen Einsatz.<br />
Das Potenzial <strong>additive</strong>r Technologien demonstrierten<br />
nicht zuletzt die Finalisten des<br />
internationalen Designwettbewerbes 3D<br />
Pioneers Challenge und des Start-up-<br />
Awards. Innovationen wie das erste 3D-gedruckte<br />
Mini-Herz mit menschlichen Zellen,<br />
ein neues Verfahren zur Herstellung<br />
hochreinen Quarzglases für optische Anwendungen<br />
oder ein neues 3D-druckbares<br />
Steinmaterial, mit dem beispielsweise die<br />
beim Brand der Pariser Kathedrale Notre<br />
Dame zerstörten Wasserspeier wiederhergestellt<br />
werden, wurden im erstmals angebotenen<br />
Messe-TV-Studio innovativ präsentiert<br />
und kommuniziert.<br />
■<br />
12 <strong>additive</strong> August 2019
Promotion<br />
Wie Lösungen zur Echtzeitüberwachung die <strong>additive</strong> Serienfertigung vorantreiben<br />
3D-Druck: Kosten senken,<br />
Qualität sichern<br />
Wesentliche Vorteile des industriellen 3D-Drucks sind die<br />
Designfreiheit und die Möglichkeit der Funktionsintegra -<br />
tion. Additiv gefertigte Bauteile weisen daher in der Regel<br />
eine hohe Komplexität auf. Konventionelle, nachgelagerte<br />
Prüfverfahren wie Röntgen und Computertomographie<br />
(CT) können dabei an ihre Grenzen kommen und relevante<br />
Defekte nur mit einem sehr hohen Aufwand nachgewiesen<br />
werden. Die Qualitätssicherungskosten übersteigen<br />
die Herstellungskosten dabei nicht selten um ein<br />
Vielfaches.<br />
Autor: Dr. Dominik Hawelka, Product Manager Monitoring bei EOS<br />
Doch gerade vor dem Hintergrund eines zunehmenden 3D-Druckeinsatzes<br />
in der Serienproduktion werden verlässliche Qualitäts -<br />
kontroll- und Qualitätssicherungssysteme immer wichtiger. Eine<br />
Antwort liefern automatisierte in-situ Monitoring-Systeme, die<br />
den 3D-Druckbauprozess mit Metallwerkstoffen in Echtzeit über -<br />
wachen.<br />
Bild: MTU Aero Engines<br />
Dabei ist die Benutzeroberfläche der Lösung so strukturiert, dass sie<br />
den Bediener intuitiv durch die einzelnen Schritte des Datenhandlings<br />
führt. Das erleichtert die Arbeit, sorgt für zügige Resultate und<br />
ermöglicht auch Nicht-Fachleuten ein einfaches Auswerten.<br />
Praxisbeispiel MTU Aero Engines<br />
Qualitätskontrolle in Echtzeit<br />
Bild: EOS<br />
Es gibt verschiedene Verfahren zur Überwachung. Die weltweit erste<br />
kommerzielle Lösung zur optischen Tomografie ist EOSTATE<br />
Exposure OT. Mit einer sCMOS-Industriekamera überwacht die<br />
automatisierte Lösung von EOS das gesamte Baufeld des 3D-Druckers<br />
und misst die qualitätsrelevanten Wärmeemissionen von der<br />
Bauplattform. Mögliche Indikatoren in der Bauteilschicht werden<br />
durch einen – an die Nutzerbedürfnisse anpassbaren – Analysealgorithmus<br />
automatisch erkannt. Statt mehrere Tausend Schichten per<br />
Hand auszuwerten, muss der Qualitätsingenieur lediglich die gefundenen<br />
Indikatoren betrachten.<br />
Entwickelt hat EOS die Lösung EOSTATE Exposure OT in Kooperation<br />
mit MTU Aero Engines, dem führenden deutschen Triebwerkshersteller.<br />
Das Unternehmen setzt Exposure OT selbst erfolgreich<br />
in der Prozessentwicklung und der Qualitätssicherung ein –<br />
konkret in der <strong>additive</strong>n Serienfertigung von Boroskopaugen für die<br />
neueste Generation von Getriebefan-Triebwerken des Airbus<br />
A320neo.<br />
Entscheidend dafür war der Nachweis, dass mögliche Fehlstellen<br />
zuverlässig detektiert werden. Denn gerade bei Komponenten für<br />
die Luftfahrtindustrie gelten besonders strenge Qualitätskriterien.<br />
EOSTATE Exposure OT kann sicher feststellen, falls ein Teil nicht<br />
einwandfrei ist. Dadurch ist MTU Aero Engines in der Lage, in der<br />
Serienproduktion der Boroskopaugen komplett auf die nachgelagerte<br />
Prüfung durch Röntgen und CT zu verzichten. Das bedeutet<br />
einen klaren wirtschaftlichen Vorteil.<br />
3D-Druck-Monitoring in Echtzeit ist aber nicht nur für die Luftfahrt<br />
interessant – auch Medizin, Werkzeugbau, Turbomaschinen<br />
und Auftragsfertiger können als Industrien und Anwendungsgebiete<br />
profitieren.<br />
Weitere Informationen: www.eos.info<br />
<strong>additive</strong> August 2019 133
Aus der Branche<br />
Führende 3D-Druck-Unternehmen präsentieren sich auf der EMO 2019<br />
<strong>additive</strong> manufacturing circle<br />
■■■■■■ Unter dem Motto „Smart technologies driving tomorrow´s<br />
production” rückt die EMO, die Weltleitmesse der Metallbearbeitung,<br />
den Paradigmenwechsel in der Produktion in den Fokus.<br />
Im Mittelpunkt des Interesses steht nicht mehr nur „besser, schneller,<br />
genauer“, sondern die Entwicklung und Umsetzung neuer Funktionen<br />
und Technologien. Das Team der <strong>additive</strong> hat daher gemeinsam<br />
mit dem Messeveranstalter VDW (Verein Deutscher Werkzeug-<br />
maschinenfabriken) den „<strong>additive</strong> manufacturing circle“ ins Leben<br />
gerufen. Dadurch soll dem Thema <strong>additive</strong> Fertigung auf der EMO<br />
2019 ein ansprechendes Umfeld geboten werden.<br />
Auf dem Gemeinschaftsstand „<strong>additive</strong> manufacturing circle“<br />
können die Besucher gedruckte Werkstücke aus den verschiedensten<br />
Materialien, die vollkommen neue Möglichkeiten in Bezug auf Design<br />
und Funktionen eröffnen, entdecken. Auf dem Stand und in<br />
den Expert Talks stehen den Besuchern zudem die Experten der teilnehmenden<br />
Unternehmen für weitergehende Fragen zur Verfügung.<br />
Mit dabei sind die Firmen 3D Hubs, 3D Micro-Print, AMF, Aussieker,<br />
Cadfem, FKM Sintertechnik, Formlabs, Multec, Peter Lehmann,<br />
Rolf Lenk Werkzeug- u. Maschinenbau, VBN components<br />
und das Laserinstitut Hochschule Mittweida.<br />
■<br />
Weitere Informationen unter:<br />
https://<strong>additive</strong>.industrie.de/am-circle-emo<br />
Manuel Nau,<br />
Verkaufsleiter,<br />
Andreas Maier GmbH (AMF):<br />
„Nachdem die <strong>additive</strong> Fertigung<br />
mit Metallpulver das Stadium<br />
der Fertigung von Prototypen verlassen hat und<br />
ihren Platz in der Serienfertigung erobert, geht es darum,<br />
die Prozesse zu standardisieren. Insbesondere die<br />
wiederholgenaue Präzision und Prozesssicherheit über<br />
alle weiteren Prozessschritte nach dem eigentlichen<br />
3D-Druck stehen dabei im Fokus. Dies wird noch<br />
wichtiger, wenn mehrere Werkstücke auf einer Grundplatte<br />
angeordnet sind. Mit AMF-Nullpunktspanntechnik<br />
gelingt es, eine einheitliche, standardisierte Schnittstelle<br />
über alle Prozessschritte zu etablieren und zugleich<br />
die Rüstzeiten zu pulverisieren.“<br />
Bild: AMF<br />
Frank Aussieker,<br />
Geschäftsführer, Fr. Aussieker<br />
Metallver arbeitung GmbH:<br />
„Als innovativer Dienstleister<br />
im Bereich der Lohnfertigung<br />
für den Maschinen- und Werkzeugbau bieten wir das<br />
3D-Laserschmelzen (SLM) in höchster Perfektion an.<br />
Der klassische Maschinenbau befindet sich immer<br />
mehr im Wandel. Waren noch vor einigen Jahren konventionelle<br />
Fertigungsverfahren Alltag, werden heute<br />
immer mehr Bauteile im SLM (selective laser melting)<br />
Verfahren hergestellt. Die Vorteile des selektiven Laserschmelzens<br />
liegen auf der Hand. Konstruktiv lassen<br />
sich Bauteile mit nahezu vollständiger Geometriefreiheit<br />
herstellen, so dass völlig neuartige Konzepte und<br />
Designs umsetzbar sind.“<br />
Bild: Aussieker<br />
14 <strong>additive</strong> August 2019
Keno Kruse,<br />
Business Development Manager,<br />
Cadfem GmbH:<br />
„Simulation hilft für additiv gefertigte<br />
Metallbauteile einen guten<br />
Kompromiss aus Druckbarkeit<br />
und Produktperformance<br />
im Sinne einer wirtschaftlichen Gesamtbetrachtung zu<br />
erreichen. Neben einer optimalen Formfindung ist auch<br />
die virtuelle Abbildung des Fertigungsprozesses des<br />
Produkts essenziell. Nur dadurch ist es möglich, die<br />
durch den hohen lokalen Wärmeeintrag während des<br />
Schmelzprozesses entstehenden thermischen Spannungen<br />
zu prognostizieren und durch die frühzeitige Ermittlung<br />
des daraus resultierenden Verzugs Fehldrucke<br />
zu vermeiden.“<br />
Bild: Cadfem<br />
Dr. Ulrik Beste,<br />
Chief Technical Officer,<br />
VBN Components AB:<br />
„Wir zeigen auf der EMO industrielle<br />
3D-gedruckte Werkzeuge<br />
und Komponenten, die<br />
aus unseren patentierten Stählen<br />
und Hartmetallen hergestellt wurden. Werfen Sie einen<br />
Blick auf den härtesten, handelsüblichen Stahl der<br />
Welt, Vibenite 290 (72 HRC), oder das Hartmetall Vibenite<br />
480 (Hartmetallgehalt ~ 65 %). Unsere Werkstoffe<br />
sind extrem verschleiß- und ermüdungsbeständig.<br />
Während der EMO 2019 hoffen wir auf Enthusiasten,<br />
die wie wir versuchen, bestehende Anwendungen<br />
zu verbessern, indem sie deren Verschleißfestigkeit und<br />
Hitzebeständigkeit verbessern oder indem sie ganz<br />
neue Bauteilformen entwickeln.“<br />
Bild: VBN<br />
Gedruckte Hilfswerkzeuge verbessern Arbeitsabläufe in der Großserie<br />
Audi baut 3D-Druck in der Produktion aus<br />
■■■■■■ Audi erweitert den Einsatz <strong>additive</strong>r Fertigung in der<br />
Produktion: Individuell konstruiert und lokal gedruckt, unterstützen<br />
Hilfswerkzeuge aus dem 3D-Drucker die Mitarbeiter in den<br />
Produktionslinien. Künftig übernimmt eine eigene Abteilung die<br />
Umsetzung am Standort Neckarsulm. In der R8-Manufaktur in den<br />
Böllinger Höfen hat das Expertenteam des Anlauf- und Analysezentrums<br />
den Kunststoff-3D-Druck bereits fest etabliert: In enger Zusammenarbeit<br />
mit den Kollegen an der Linie entwickeln sie Ideen<br />
für neue oder optimierte Arbeitshilfen. Das Team um Projektleiter<br />
Waldemar Hirsch konstruiert die Hilfswerkzeuge und druckt sie mit<br />
dem 3D-Drucker direkt vor Ort aus. Bereits im Dezember 2018 erprobte<br />
das Team diesen schnellen und unkomplizierten Service auch<br />
für die Großserie im Werk. Sie erarbeiteten mehrere Hundert Applikationen,<br />
die ein erhebliches Einsparpotenzial durch gedruckte<br />
Hilfswerkzeuge aufweisen.<br />
„Mit der Gründung einer eigenen Fachabteilung für den<br />
3D-Druck professionalisieren wir das bereits erfolgreich laufende<br />
Projekt. In Zukunft können noch mehr Mitarbeiter vom erfahrenen<br />
Expertenteam und den individuellen Hilfswerkzeugen profitieren“,<br />
so Helmut Stettner, Werkleiter Neckarsulm. Audi treibt mit dem<br />
Projekt auch den Kulturwandel voran: Die Mitarbeiter an der Linie<br />
sind jetzt direkt am Entstehungsprozess beteiligt. ■ Audi-R8-Manufaktur in den Böllinger Höfen am Standort Neckarsulm. Bild: Audi<br />
<strong>additive</strong> August 2019 15
Aus der Branche<br />
On-Demand-Fertigung kundenspezifischer Teile und Kleinserien<br />
Bosch investiert in<br />
Online-Marktplatz<br />
Jedes dritte Unternehmen nutzt <strong>additive</strong> Fertigung<br />
Deutsche Industrie<br />
setzt auf 3D-Druck<br />
Der Markt für kundenspezifische Auftrags -<br />
fertigung wird Prognosen zufolge weiter<br />
wachsen. Bild: Bosch<br />
■■■■■■ Über die konzerneigene<br />
Venture-Capital-Gesellschaft Robert<br />
Bosch Venture Capital GmbH<br />
(RBVC) investiert Bosch in das US-<br />
Start-up Xometry, einen Online-<br />
Marktplatz für On-Demand-Fertigung<br />
kundenspezifischer Teile und<br />
Kleinserien. Xometry liefert mittels<br />
künstlicher Intelligenz (KI) sofortige<br />
Informationen zu Preisen, Durchlaufzeiten<br />
sowie Herstellbarkeit und stellt<br />
die Verbindung zwischen Kunden und<br />
den für sie optimalen Fertigungslösungen<br />
her. Das Volumen der jüngsten<br />
Finanzierungsrunde, an der sich neben<br />
Bosch auch Greenspring Associates,<br />
Dell Technologies Capital, BMW<br />
iVentures, Foundry Group und Highland<br />
Capital Partners beteiligen, beläuft<br />
sich auf 55 Millionen US-Dollar.<br />
Xometry bietet On-Demand-Fertigung<br />
und Industriebedarfsgüter für einen<br />
vielfältig zusammengesetzten<br />
Kundenstamm. Ein Netz von über<br />
3000 Fertigungspartnern in den USA<br />
sorgt für kurze Lieferzeiten. Zu den<br />
Kunden von Xometry zählen BMW,<br />
Bosch, Dell Technologies, General<br />
Electric und die NASA.<br />
■<br />
■■■■■■ Werkzeuge, Ersatzteile und Modelle kommen<br />
heute bereits in vielen deutschen Industrieunternehmen<br />
aus dem 3D-Drucker. Schon jedes dritte Unternehmen<br />
(32 %) nutzt diese Technologie. Im Jahr 2018<br />
waren es noch 28 %, im Jahr 2016 lediglich 20 %. Das<br />
ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung von<br />
555 Industrieunternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern<br />
im Auftrag des Digitalverbandes Bitkom. „Die<br />
deutsche Industrie hat das große Potenzial der<br />
3D-Drucktechnologie erkannt“, sagt Bitkom-Präsident<br />
Achim Berg. „Die Unternehmen werden dadurch nicht<br />
nur flexibler in ihrer Produktion, sie können auch Kosten<br />
sparen, den Materialeinsatz reduzieren und Ressourcen<br />
schonen.“<br />
3D-Druck gilt für einen Großteil längst als Schlüsseltechnologie:<br />
78 % der befragten Unternehmen halten es<br />
für wahrscheinlich, dass er Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsketten<br />
tiefgreifend verändern wird – 8 Prozentpunkte<br />
mehr als 2018. „Traditionelle Fertigungsverfahren<br />
werden bislang zwar noch nicht vollständig<br />
vom 3D-Druck verdrängt“, so Berg, „dennoch hat er<br />
großes Potenzial, sich in vielen Bereichen zum bevorzugten<br />
Produktionsverfahren zu entwickeln.“ ■<br />
30 Jahre <strong>additive</strong> Qualität<br />
Kegelmann Technik feiert Jubiläum<br />
Chuck Hull (li.), Erfinder des 3D-Drucks,<br />
und Stephan Kegelmann, Geschäftsführer Kegelmann<br />
Technik GmbH. Bild: Kegelmann<br />
■■■■■■ Sein 30-jähriges Firmenjubiläum<br />
feiert in diesem Jahr der hessische<br />
3D-Druck-Pionier Kegelmann Technik. Am<br />
1. August 1989 gründete Stephan Kegelmann<br />
in Hanau am Main das Unternehmen<br />
und kaufte von Chuck Hull, dem Erfinder<br />
des 3D-Drucks, die Stereolithografiemaschine<br />
Nr. 5 – ganze drei Jahre, nachdem Hull<br />
sein betreffendes Patent eingereicht hatte.<br />
Auch heute gehören Stephan Kegelmann<br />
und Kegelmann Technik zu den „Stars“ der<br />
<strong>additive</strong>n Fertigung von Modellen, Prototypen,<br />
Werkzeugen und Endprodukten aus<br />
Kunststoff und Metall. Bei vielen Kunden ist<br />
Kegelmann Technik in den Wertschöpfungs-<br />
prozess voll integriert. Während der gesamten<br />
Prozesskette von Konstruktion und Design<br />
zum Modell und bis zu seriennahen<br />
Prototypen legen die aktuell über 120 Mitarbeiter<br />
der Kegelmann Technik den Fokus<br />
auf 100 % Prozessqualität, Flexibilität und<br />
Geschwindigkeit.<br />
„Im Laufe der letzten dreißig Jahre habe<br />
ich schon viele 3D-Druck-Technologien<br />
kommen und gehen sehen, in einige davon<br />
hatten auch wir investiert“, resümiert Stephan<br />
Kegelmann. „Nur diejenigen, die den<br />
Kundennutzen im Fokus hatten und nicht in<br />
die eigene Technologie verliebt waren, haben<br />
sich allerdings bis heute bewährt.“ ■<br />
16 <strong>additive</strong> August 2019
Erfolgreicher Innovationstag des Kunststoffland NRW e.V.<br />
Experten diskutieren<br />
Chancen im 3D-Druck<br />
■■■■■■ Zahlreiche Industrievertreter<br />
sind im Juni der<br />
Einladung zum Innovationstag<br />
des Kunststoffland NRW e.V. in<br />
das Technology Center von Vereinsmitglied<br />
Arburg nach Radevormwald<br />
gefolgt. Dort drehte<br />
sich alles rund um die Chancen,<br />
Risiken und den erfolgreichen<br />
Einsatz des 3D-Drucks. Zum<br />
aktuellen Stand und zur Zukunft<br />
der <strong>additive</strong>n Fertigung<br />
von Einzelteilen und Kleinserien<br />
referierten Frank Kynast, Manager<br />
Additive Manufacturing bei<br />
Arburg, und Hagen Tschorn,<br />
Geschäftsführer Canto, in ihrem<br />
Partnervortrag. In der <strong>additive</strong>n<br />
Fertigung könne man durch<br />
neue Geometrien mehrere Funktionsbauteile<br />
in einer einzigen<br />
Baugruppe zusammenfassen<br />
läufe; hier sei es wichtig, das Bewusstsein<br />
für diese Veränderung<br />
bis in die Spitze des jeweiligen<br />
Unternehmens zu tragen. ■<br />
Hannover<br />
16.-21.09.2019<br />
Halle 4, Stand D53<br />
V. li.: Frank Kynast, Arburg; Sylvia Monsheimer, Evonik Industries;<br />
Dr. Patrick Glöckner, Evonik Industries und Vorstand Kunststoffland NRW;<br />
Dr. Tina Schlingmann, Deutsche Bahn; Hagen Tschorn, Canto Ing.;<br />
Ulf Moritz, ATC Radevormwald Arburg. Bild: Kunststoffland NRW<br />
WIR SORGEN<br />
FÜR SPANNUNG.<br />
und damit deutlich Kosten reduzieren,<br />
betonte Kynast. Der Prototypenmarkt<br />
mit der <strong>additive</strong>n<br />
Fertigung sei prinzipiell gesättigt<br />
und die Verfahren seien bei<br />
den meisten Kunden bekannt<br />
und etabliert, ergänzte Tschorn.<br />
Interessant werde zunehmend<br />
das Thema Serie. Sinnvoll sei<br />
3D-Druck gerade bei kleineren<br />
Stückzahlen. Hier macht die <strong>additive</strong><br />
Produktion in der Serienfertigung<br />
bis zu Losgrößen um Additiv statt Subtraktiv?<br />
ca. 1000 Artikel bereits heute<br />
Sinn. Insbesondere dann, wenn Hauptsache Produktiv!<br />
die Teile individualisiert gefertigt<br />
werden müssten.<br />
Produktiv in der Additiven Fertigung? Die Nullpunkt-Spannsysteme von<br />
Dass sich Maschinen und AMF machen’s möglich. Integriert auch in alle Folgeprozesse schaffen<br />
Material gemeinsam weiterentwickeln<br />
müssen, führte Sylvia<br />
sie eine standardisierte Schnittstelle – und senken Rüstzeiten drastisch.<br />
Monsheimer, Head of Market<br />
AMF: So geht Zukunft!<br />
Segment Neue 3D-Technologien,<br />
Evonik, in ihrem Vortrag<br />
aus. Wichtig sei es, quer und neu<br />
zu denken. Durch die veränderte<br />
ANDREAS MAIER GmbH & Co. KG, Fellbach<br />
Produktionsweise erfolge auch<br />
eine Änderung der internen Ab-<br />
Noch heute kostenlosen<br />
Katalog anfordern!<br />
www.amf.de<br />
<strong>additive</strong> August 2019 17
Aus der Branche<br />
EMO Hannover 2019 zeigt Nachhaltigkeit und Leichtbau sind im Maschinenbau fest verankert<br />
Leichtbau ist<br />
Schlüsseltechnologie<br />
Intelligente Leichtbaulösungen fassen im Werkzeugmaschinenbau<br />
zunehmend Fuß. Dabei stehen neue Geometrien und Materialien<br />
genauso im Fokus wie die Simulation und der 3D-Druck. Wie Produkte<br />
im Kontext von Leichtbau und Nachhaltigkeit konzipiert und<br />
gefertigt werden können, zeigen die Aussteller der EMO Hannover<br />
an vielfältigen Beispielen.<br />
Autorin: Annedore Bose-Munde, Fachjournalistin aus Erfurt<br />
■■■■■■ Leichtbau ist elementarer Bestandteil einer<br />
nachhaltigeren Produktion. Er beginnt bereits weit vor<br />
der eigentlichen Herstellung und zieht sich durch die gesamte<br />
Wertschöpfungskette – vom Rohstoff bis zum fertigen<br />
Bauteil. Entsprechend frühzeitig setzen sich die<br />
Unternehmen mit diesem Thema auseinander. „Nachhaltigkeit<br />
ist ein zentraler Bestandteil unseres Unternehmens“,<br />
sagt Steffen Krause, Technical Sales Manager<br />
beim Softwareentwickler Autodesk. „Unsere Mission ist<br />
es, die Designentwürfe von Kunden zu automatisieren<br />
und Prozesse zu entwickeln, damit sie mehr und besser<br />
gestalten können – und das mit weniger negativen Auswirkungen<br />
auf die Umwelt. Mit Autodesk-Technologie<br />
können Hersteller ihr Ergebnis verbessern und dazu bei-<br />
tragen, eine bessere Welt zu gestalten, indem Materialund<br />
Energieeffizienz in ihren Design- und Herstellungsprozessen<br />
gesteigert werden.“<br />
Leichtbau ist wesentliche Voraussetzung für<br />
Materialeffizienz<br />
Die 3D Micro Print GmbH aus Chemnitz ist spezialisiert<br />
auf die Herstellung von Mikrometallteilen durch<br />
Mikro-Lasersintern und den Verkauf der zugehörigen<br />
Maschinen. Für das sächsische Unternehmen bedeutet<br />
Nachhaltigkeit auch, Produkte mit Funktionsintegration<br />
zu entwickeln und herzustellen und so einen Mehrwert<br />
für die Kunden zu schaffen – ohne Einschränkungen<br />
bei den Materialeigenschaften und beim Einsatz der<br />
Bauteile.<br />
„Das Zusammenspiel zwischen neuen Geometrien<br />
und neuen Materialien ist essenziell, um mit Blick auf<br />
Leichtbau und Nachhaltigkeit Produkte mit einem<br />
18 <strong>additive</strong> August 2019
Durch den Einsatz der Mikro-Laser-<br />
Sinter-Technologie gefertigte hochpräzise<br />
Mikrobauteile aus Metall.<br />
Bild: 3D Micro Print<br />
Matthias Otte, Rolf Lenk Werkzeugund<br />
Maschinenbau: „Dem Verzug und<br />
der Schrumpfung durch das <strong>additive</strong><br />
Fertigungsverfahren muss entgegengewirkt<br />
werden. Die optische Geometrieerfassung<br />
erlaubt dabei eine<br />
schnelle Überprüfung eventuell vorhandener<br />
Abweichungen.“ Bild: Rolf Lenk<br />
Mehrwert zu generieren. An dieser Stelle bedarf es zudem<br />
einer fachgerechten Beratung, um dem Kunden die<br />
Stellschrauben für die Produktentwicklung und den<br />
Herstellprozess aufzuzeigen“, betont Thomas Klotz,<br />
Leiter der Qualitätssicherung bei 3D Micro Print.<br />
Fest steht: 3D-Druck macht Leichtbau an vielen Stellen<br />
erst möglich und ist damit auch eine wesentliche Voraussetzung<br />
für Materialeffizienz. Mehrere Teile können<br />
dabei bereits im Design zu einer Komponente zusammengefügt<br />
werden. „Der generative Design-Ansatz von<br />
Kunden die Produktherstellung aus einer Hand sowie<br />
einen ganzheitlichen Service. Das Portfolio umfasst den<br />
Wissensaustausch, die funktionale Bauteilintegration,<br />
das prozessgerechte Design, die Fertigung von Serienteilen<br />
sowie auf Nachfrage auch Materialentwicklungen.<br />
Dabei sind die Verfahren für höchstauflösende und präzise<br />
Mikrobauteile im μm-Bereich ausgelegt. Entwickelt<br />
und gefertigt werden sowohl feine Gitterstrukturen als<br />
auch Geometrien mit detaillierten Innenstrukturen. Entsprechende<br />
Lösungsansätze für verschiedene Branchen<br />
„<strong>additive</strong> manufacturing circle“<br />
Die Firmen 3D Micro Print GmbH und Rolf Lenk Werkzeug- u. Maschinenbau GmbH<br />
sind Teil des <strong>additive</strong> manufacturing circle auf der EMO, Halle 9 Stand H20.<br />
Autodesk ist ein wichtiges Werkzeug, mit dem oft neue<br />
geometrische Formen geschaffen werden. Es hilft unseren<br />
Kunden, Gewicht zu reduzieren und Teile zu konsolidieren.<br />
General Motors nutzte beispielsweise diesen<br />
Ansatz und <strong>additive</strong> Fertigung, um eine Sitzhalterung<br />
neu zu gestalten“, nennt Krause ein Beispiel für ein Bauteil,<br />
das von Beginn an konsequent unter Leichtbauaspekten<br />
entwickelt wurde. „Das neue Teil bestand aus<br />
einer statt wie vorher aus acht Komponenten. Es war<br />
darüber hinaus 40 Prozent leichter und 20 Prozent stabiler.“<br />
Mit Blick auf den Leichtbau fertigt 3D Micro Print<br />
durch den Einsatz der Mikro Laser Sinter Technologie<br />
hochpräzise Mikrobauteile aus Metall und bietet dem<br />
wird das Unternehmen auf der EMO in Hannover vorstellen.<br />
Künstliche Intelligenz, Virtual und Augmented Reality<br />
sorgen für agileres Arbeiten<br />
Für Maschinenbauer und deren Kunden bieten Nachhaltigkeit<br />
und Leichtbau klare Wettbewerbsvorteile in<br />
der Wertschöpfungskette und sind deshalb essenziell.<br />
Dies bestätigt auch Autodesk-Technical Sales Manager<br />
Steffen Krause: „Mehr als 60 Prozent unserer Kunden<br />
haben Erfolgsfaktoren und Ziele, die an die Nachhaltigkeit<br />
geknüpft sind – Tendenz steigend. Dies wird durch<br />
die Lieferkette auch auf die Dienstleister übertragen.“<br />
<strong>additive</strong> August 2019 19
Aus der Branche<br />
Autodesk hat sich auch vor diesem Hintergrund dafür<br />
entschieden, unter dem Dach der Automatisierung<br />
auf künstliche Intelligenz, Virtual und Augmented Reality<br />
sowie 3D-Druck zu setzen. Damit werden Design,<br />
Maschinenbau und Simulation bis hin zu CAM, <strong>additive</strong>r<br />
Fertigung und Fabrikmanagement digital vereint.<br />
„Diese einheitliche Plattform löst die Silos zwischen den<br />
Disziplinen auf, ermöglicht agileres Arbeiten zwischen<br />
den Ingenieurteams und lässt die Hersteller wettbewerbsfähiger<br />
werden“, unterstreicht Krause.<br />
Auf dem Autodesk-Messestand zur EMO Hannover<br />
werden sich Besucher anhand der Ausstellungsstücke<br />
ein Bild von der CAM-Software verschaffen können. So<br />
durch das <strong>additive</strong> Fertigungsverfahren muss entgegengewirkt<br />
werden. Ein wichtiger Punkt dabei ist die optische<br />
Geometrieerfassung. Sie erlaubt uns eine schnelle<br />
Überprüfung eventuell vorhandener Abweichungen.“<br />
Mithilfe der optischen Messtechnik ist das Unternehmen<br />
in der Lage, die komplette Prozesskette der <strong>additive</strong>n<br />
Fertigung zu unterstützen und so passgenaue Bauteile<br />
zu fertigen. Dies beginnt bei der Geometrieerfassung<br />
der Komponente, geht weiter über die Erfassung<br />
der Abweichungen durch Verzug und Schrumpfung bis<br />
hin zur Ergebniskontrolle des fertigen Bauteils. Bereits<br />
während der Fertigung können Ungenauigkeiten gegenüber<br />
der Sollgeometrie festgestellt werden. Im Bedarfs-<br />
In Kooperation mit Autodesk entwickelte<br />
GM die erste 3D-gedruckte und<br />
funktional optimierte Sitzhalterung.<br />
Bild: GM<br />
werden anspruchsvolle komplexe Bauteile mit Freiformflächen<br />
zu sehen sein, die zeigen, welch hohe Oberflächenqualität<br />
sich damit erreichen lässt. Dazu gehören<br />
auch Beispiele für die hybride Fertigung, bei der <strong>additive</strong><br />
und subtraktive Verfahren zusammenspielen. Gezeigt<br />
werden zudem Exponate, die die Möglichkeiten für generatives<br />
Design ausloten.<br />
Thomas Klotz von 3D Micro Print: „Leichtbau stößt<br />
momentan dann an seine Grenzen, wenn es sich um<br />
hoch standardisierte Prozesse und Produkte handelt, die<br />
keinen Spielraum für eine Steigerung der Performance<br />
zulassen.“<br />
Der 3D-Metalldruck ist auch ein Kompetenzfeld der<br />
Rolf Lenk Werkzeug- und Maschinenbau GmbH in<br />
Hamburg. Matthias Otte ist verantwortlich für den Bereich<br />
<strong>additive</strong> Fertigung. Er erklärt, worauf es beim Herstellprozess<br />
ankommt: „Das Bauteil muss maßhaltig<br />
sein. Das heißt: Dem Verzug und der Schrumpfung<br />
fall kann darauf dann auch schnell reagiert werden. Zur<br />
EMO Hannover wird das Unternehmen seine Kompetenzen<br />
im Bereich 3D-Druck anhand verschiedener Bauteile<br />
vorstellen.<br />
■<br />
Autodesk GmbH<br />
www.autodesk.de<br />
3D Micro Print GmbH<br />
www.3dmicroprint.com<br />
Rolf Lenk Werkzeug- u. Maschinenbau GmbH<br />
www.rolf-lenk.de<br />
20 <strong>additive</strong> August 2019
Software soll Marktreife von 3D-Druck-Teilen verkürzen<br />
Hexagon übernimmt<br />
Amendate<br />
■■■■■■ Der schwedische Messtechnik-<br />
Multi Hexagon übernimmt das deutsche<br />
Software-Start-up Amendate. Die Paderborner<br />
haben Simulationslösungen zur Erstellung<br />
und Optimierung von Designs für Additive<br />
Manufacturing (AM) entwickelt.<br />
Amendate wird Teil von Hexagons Sparte<br />
MSC Software, die führende Simulationslösungen<br />
und Services für CAE (Computer<br />
Aided Engineering) anbietet.<br />
Mit der Akquisition will MSC den Weg<br />
weg von General-Purpose-Lösungen hin zu<br />
anwendungsspezifischer Software für die<br />
<strong>additive</strong> Fertigung ebnen. Kunden sollen<br />
hochkomplexe Komponenten fertigen können<br />
– mit Vorteilen wie Materialersparnis,<br />
Gewichtsreduktion und kosteneffizienter<br />
Produktion. Die Technologie von Amendate<br />
eliminiere ineffiziente manuelle Arbeiten, so<br />
Hexagon. Arbeitsschritte ließen sich so in<br />
Tagen anstatt in Wochen erledigen.<br />
„Die Akquisition von Amendate adressiert<br />
ein wesentliches Hindernis für Firmen,<br />
die auf <strong>additive</strong> Fertigungsverfahren umsteigen<br />
wollen“, erläutert Paolo Guglielmini,<br />
CEO, MSC Software. „Sie erweitert unsere<br />
Smart-Factory-Lösungen, indem sie die<br />
Time-to-Print minimiert.”<br />
„MSC ist einer der bekanntesten Entwickler<br />
von CAE-Software und wir sind begeistert,<br />
unsere Technologie für das generative<br />
Design ihren Kunden anbieten zu können“,<br />
sagt Thomas Reiher, CEO und Mitgründer<br />
von Amendate. „Die Integration<br />
der Amendate-Software in MSCs etablierte<br />
Simulationslösungen wie Simufact und<br />
Mithilfe der Konstruktions- und Simulationstechnologie<br />
von Amendate will Hexagon die<br />
Marktreife von 3D-Druck-Teilen verkürzen.<br />
Bild: Hexagon<br />
MSC Apex erlaubt uns, unsere Technologie<br />
schneller weiterzuentwickeln und für Kunden<br />
weltweit zugänglich zu machen.<br />
Amendate wurde 2018 gegründet von einem<br />
Team erfahrener Forscher der Universität<br />
Paderborn sowie dem Direct Manufacturing<br />
Research Center (DMRC) in Paderborn,<br />
das 2008 von Boeing, EOS und anderen<br />
kommerziellen Partnern ins Leben gerufen<br />
worden war. Ein Pilotanwender ist die<br />
Phoenix-Contact-Ausgründung Protiq, die<br />
die Technologie für ihre 3D-Druck-Service-<br />
Plattform nutzt.<br />
■<br />
Messe Augsburg: praxisnaher Multi-Location-Event<br />
Experience Additive<br />
Manufacturing<br />
Die Fachmesse Experience Additive Manufacturing<br />
findet vom 24. bis zum 26. September ins Augsburg<br />
statt. Bild: Messe Augsburg<br />
■■■■■■ Die Fachmesse Experience Additive<br />
Manufacturing vom 24. bis zum 26.<br />
September auf dem Gelände der Messe<br />
Augsburg liefert Informationen über die<br />
Chancen und Perspektiven und zeigt Praxisbeispiele<br />
und Lösungen der <strong>additive</strong>n Fertigung.<br />
Bei dem praxisnahen Multi-Location-<br />
Event sollen Interessenten Antworten und<br />
Lösungen zu Anwendungen aus den Branchen<br />
Luft- und Raumfahrt, Mobility und<br />
Automotive, Werkzeug- und Formenbau,<br />
Medizin- und Dentaltechnik sowie Maschinen-<br />
und Anlagenbau erhalten.<br />
Der offene Anwenderdialog AM Table<br />
Talks lädt Interessenten zum Erfahrungsaustausch<br />
mit Experten ein. Das Herzstück<br />
der Ausstellung, die Sonderschau AM Value<br />
Chain, bietet den Besuchern mit Exponaten<br />
und Präsentationen von der Datenaufbereitung<br />
bis zur Nachbearbeitung des gedruckten<br />
Bauteils einen schnellen Überblick über<br />
die einzelnen Schritte des <strong>additive</strong>n Fertigungsprozesses.<br />
Für noch mehr Praxisnähe<br />
sorgen die Industry Shuttles zu den Herstellern<br />
EOS in Krailing und Hosokawa Alpine<br />
in Augsburg.<br />
■<br />
Toolcraft unter Bayerns<br />
Besten<br />
Erneut wurden die 50 besten Unternehmen im Freistaat<br />
mit dem Preis „Bayerns Best 50“ ausgezeichnet.<br />
Für ihre stetig positive Mitarbeiter- und Umsatzentwicklung<br />
erhielt auch die MBFZ Toolcraft<br />
GmbH die begehrte Auszeichnung. Der Bayerische<br />
Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und<br />
Energie, Hubert Aiwanger, überreichte den Preis im<br />
Rahmen der Feierlichkeiten im Schloss Schleißheim.<br />
Mit der Auszeichnung ehrte das Land wieder die 50<br />
wachstumsstärksten mittelständischen Unternehmen,<br />
die in den letzten Jahren die Zahl ihrer Mitarbeiter und<br />
ihren Umsatz überdurchschnittlich steigern konnten.<br />
Dabei nimmt auch die Ausbildung einen hohen Stellenwert<br />
ein.<br />
„Wer kann und will, der darf. Das ist unser Grundsatz.<br />
So entstehen ‚grüne Wiesen‘, auf denen sich die Mitarbeiter<br />
verwirklichen können. Das macht uns nicht<br />
nur als Arbeitgeber attraktiv, sondern führt zu motivierten<br />
Mitarbeitern, die wiederum das Wachstum in<br />
all unseren Geschäftsbereichen vorantreiben“, so<br />
Bernd Krebs, Geschäftsführer und Inhaber von Toolcraft.<br />
<strong>additive</strong> August 2019 21
FOKUS Make or buy?<br />
Additive Fertigung, Bauteilentwicklung sowie Werkstoff- und Schadensanalyse<br />
Keine Grenzen in der<br />
Konstruktion<br />
Durch die Einführung <strong>additive</strong>r Fertigungsverfahren ergeben sich<br />
für Entwickler und Designer bislang ungeahnte Möglichkeiten. Um<br />
diese schier grenzenlose Gestaltungsfreiheit letztlich auch sinnvoll<br />
zu nutzen, müssen Auslegungs- und Konstruktionsphasen kritisch<br />
hinterfragt und in einen ganzheitlichen Produktentstehungsprozess<br />
eingebunden werden.<br />
■■■■■■ Die Hirschvogel Automotive<br />
Group ist einer der größten, weltweit operierenden<br />
Automobilzulieferer auf dem Gebiet<br />
der Massivumformung von Stahl und<br />
Aluminium sowie anschließender Bearbeitung.<br />
Als Geschäftsfeld der Hirschvogel Automotive<br />
Group bietet Hirschvogel Tech Solutions<br />
seinen Kunden ein optimal aufeinander<br />
abgestimmtes Kompetenzpaket aus <strong>additive</strong>r<br />
Fertigung, Bauteilentwicklung sowie<br />
Werkstoff- und Schadensanalyse.<br />
Durch die Möglichkeiten einer nahezu<br />
freien Bauteilgestaltung wecken <strong>additive</strong><br />
Fertigungsverfahren seit einigen Jahren ein<br />
Zukunftsideen in Serie<br />
Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit der Technischen<br />
Akademie Esslingen. Mehr zu diesem Thema bietet die<br />
Fachtagung Additive Manufacturing am 04. 12. 2019 in<br />
Ostfildern: www.<strong>additive</strong>.industrie.de/fachtagung-am<br />
Additiv gefertigte Komponente aus dem<br />
Rennsportbereich – eine lastoptimierte<br />
Lenkwellenanbindung aus Aluminium<br />
(AlSi10Mg). Bild: Hirschvogel Tech Solutions<br />
zunehmendes wirtschaftliches Interesse bei<br />
der Optimierung traditioneller Entwicklungs-<br />
und Produktionsprozesse. In der Konstruktionsphase<br />
müssen Bauteile bereits neu<br />
gedacht werden, um ein grenzenlos scheinendes<br />
Gestaltungspotenzial auch nutzbar<br />
zu machen. Fertigungs- und prozessspezifische<br />
Randbedingungen dürfen allerdings<br />
nicht ganz außer Acht gelassen werden.<br />
Aktuell bewegt sich das Themenfeld der<br />
<strong>additive</strong>n Fertigung hin zur Herstellung von<br />
funktions- und sicherheitsrelevanten Bauteilen<br />
in Serie. Deshalb befasst sich Hirschvogel<br />
Tech Solutions mit dem Aufbau einer<br />
stabilen, bauteil- und qualitätsorientierten<br />
Prozesskette, um das bislang isoliert betrachtete<br />
„Prototyping“ mit Folge- und Begleitprozessen<br />
zu ergänzen. Als Know-how-<br />
Lieferant können Bauteile für den Anwendungsfall<br />
anforderungs-, funktions- und fertigungsgerecht<br />
entwickelt werden. Mithilfe<br />
geeigneter Simulationstools lassen sich<br />
Komponenten topologie-, strömungs- oder<br />
auch thermisch optimiert auslegen. Letztlich<br />
werden die Potenziale einer nahezu freien<br />
Gestaltung erst dadurch nutzbar und Bauteile<br />
einer <strong>additive</strong>n Fertigung gerecht.<br />
Maximaler Leichtbau<br />
Im Automotive-Bereich handelt es sich in<br />
der Entwicklung um einen stark Leichtbau<br />
getriebenen Prozess, bei gleichzeitig hoher<br />
Steifigkeit sowie definierter Festigkeit. Ein<br />
Beispiel hierfür ist eine optimierte Lenkwellenanbindung,<br />
bei der mithilfe der <strong>additive</strong>n<br />
Fertigung maximaler Leichtbau in Verbindung<br />
mit der wirtschaftlichen Fertigung<br />
kleiner Stückzahlen erreicht werden kann.<br />
Die Lenkwellenanbindung stellt die Verbindung<br />
zwischen der Lenkwelle und dem<br />
Monocoque des Fahrzeugs dar und hat dabei<br />
die Aufgabe, alle vom Fahrer an das<br />
Lenkrad abgegebenen Kräfte und Momente<br />
abzustützen. Daher das oberste Ziel: eine<br />
möglichst hohe Steifigkeit bei gleichzeitig<br />
geringem Gewicht. Für eine Topologieoptimierung<br />
müssen zunächst allerdings einige<br />
Randbedingungen definiert werden:<br />
· Non-Design-Bereich: Einbauraum, der<br />
aus funktions- oder einbautechnischen<br />
Gründen nicht verändert werden darf (Lagerstellen,<br />
Verschraubung)<br />
22 <strong>additive</strong> August 2019
Vom Lastenheft zum einbaufertigen<br />
Bauteil – die<br />
<strong>additive</strong> Prozesskette der<br />
Hirschvogel Automotive<br />
Group.<br />
Bild: Hirschvogel Tech Solutions<br />
·<br />
· ·<br />
·<br />
Design-Bereich: Einbauraum, der verändert<br />
werden darf<br />
Lasteinleitung an den Lagerstellen und<br />
Berücksichtigung definierter Lastfälle<br />
Schraubenverbindungen als Einspannung<br />
Zulässige Spannung, Sicherheit, Materialparameter<br />
Optimierungsziel minimales Volumen<br />
Durch ein iteratives Berechnungsverfahren<br />
wird schrittweise eine belastungsoptimale<br />
Geometrie erzeugt. In der Regel muss die<br />
dadurch erzeugte Lösungsgeometrie anschließend<br />
geglättet, schrumpfverpackt oder<br />
an entsprechenden Stellen mittels CAD weiterbearbeitet<br />
werden. Mittlerweile gibt es<br />
im Bereich des „Additiv Designs“ auch Optimierungsverfahren,<br />
die fertigungstechnische<br />
Restriktionen wie zum Beispiel die Aufbaurichtung<br />
und dadurch entstehende Überhänge<br />
berücksichtigen, um Supportvolumina<br />
zu verringern oder das Ziel zu verfolgen,<br />
gar keinen Support zu gebrauchen. Denn<br />
dann werden die Bauteile auch hinsichtlich<br />
des Nacharbeitsprozesses deutlich wirtschaftlicher<br />
und für einen industriellen Serienprozess<br />
tauglich gemacht.<br />
Die so belastungsgerecht konstruierte<br />
Geometrie muss dann erneut über eine FE-<br />
Rechnung auf die relevanten Lastfälle des<br />
dynamischen Lenkens und der Abstützung<br />
des Fahrers beim Bremsen überprüft werden.<br />
Hinsichtlich fertigungstechnischen Restriktionen<br />
muss neben dem <strong>additive</strong>n Fertigungsprozess<br />
auch eine spanende Nacharbeit,<br />
insbesondere bezüglich Aufmaß und<br />
Spannvorrichtung, berücksichtigt werden.<br />
An den Funktionsflächen mit engen Toleranzangaben,<br />
hier lediglich die Lagerstellen<br />
sowie die Auflageflächen der Verschraubung,<br />
muss ein Aufmaß definiert werden.<br />
Zusammenfassend lässt sich festhalten,<br />
dass die <strong>additive</strong> Fertigungstechnik über<br />
prototypische Anwendungen hinaus in der<br />
Lage ist, Bauteile in Serie herzustellen. Allerdings<br />
ist dafür ein breites Wissen in Bezug<br />
auf den <strong>additive</strong>n Fertigungsprozess und<br />
entlang der gesamten Prozesskette nötig,<br />
was sich letztlich in einem funktions- und<br />
prozessgerechten Bauteildesign widerspiegeln<br />
muss. Die Lenkwellenanbindung wurde<br />
im Rahmen der Formula Student in einer<br />
Zusammenarbeit mit dem DHBW-Engineering-Team<br />
aus Stuttgart umgesetzt und im<br />
aktuellen Konstruktionswettbewerb des<br />
„Netzwerk-Strahlschmelzen“ mit dem ersten<br />
Platz prämiert.<br />
■<br />
Hirschvogel Umformtechnik GmbH<br />
www.hirschvogel-tech-solutions.com<br />
DUTZENDE GRÖSSERE BAUTEILE ZU EINER<br />
FUNKTIONALEN EINHEIT ZUSAMMENSTELLEN...<br />
EIN EINGESCHRÄNKTES SICHTFELD UM<br />
DIESE AUFGABE ZU ERFÜLLEN…<br />
Ist das Sichtfeld Ihres Galvo-Scanners groß genug zur<br />
optimalen Ausnutzung Ihrer Pulverbettmaschine?<br />
AGV-HP hochpräzise Galvo-Scanner von Aerotech<br />
Durch die synchronisierte Bewegung des Galvo-Scanners und der<br />
Bewegungsachsen wird Ihnen ein nahezu unbegrenztes Sichtfeld<br />
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aerotechgmbh.de oder kontaktieren Sie uns unter<br />
<strong>additive</strong> August 2019 23<br />
+49 911-967 9370 AT0719A-LPM-GmbH
FOKUS Make or buy?<br />
Neues Zeitalter im Spritzguss und Formenbau<br />
3D-gedrucktes Spritzguss-<br />
Werkzeug von Toolcraft<br />
Toolcraft vereint sieben Geschäftsbereiche unter einem Dach. Dass<br />
diese voneinander profitieren, beweist ein internes Projekt, das gemeinsam<br />
mit dem Kooperationspartner Siemens realisiert wurde.<br />
Ausgangspunkt war eine Form zur Herstellung eines Kunststoffteils<br />
für die optische Industrie. Die Möglichkeiten des 3D-Drucks in Metall<br />
erlauben es, neue Wege zu gehen und eine Form vollkommen<br />
neu zu denken. Heraus kam ein topologieoptimiertes Werkzeug,<br />
das nicht nur leichter herzustellen ist, sondern auch in der Produktion<br />
des Kunststoffteils erhebliche Verbesserungen bringt.<br />
Die Möglichkeiten des<br />
3D-Drucks in Metall erlauben<br />
es, neue Wege zu gehen und<br />
eine Form vollkommen neu zu<br />
denken. Bild: Toolcraft<br />
Das 3D-gedruckte Werkzeug<br />
hat stark verkleinerte Bauteilabmessungen.<br />
Die Masse des<br />
optimierten Werkzeuges ist um<br />
fast 50 % geringer.<br />
Bild: Toolcraft<br />
■■■■■■ Das bisherige Werkzeug besteht aus Formeinsätzen,<br />
Formplatten, Aufspannplatten und Normteilen.<br />
Die Abmessungen belaufen sich auf 125 x 125 x<br />
130 mm (Breite x Länge x Höhe) und ein Gewicht von<br />
ca. 60 Kilogramm. Ziel des Projektes war es, den Spritzgussprozess<br />
hinsichtlich der Zykluszeit zu optimieren<br />
sowie die Komplexität der Baugruppe und des Entwicklungsprozesses<br />
zu vereinfachen. Hierbei profitiert Toolcraft<br />
von der langjährigen Expertise im Bereich der <strong>additive</strong>n<br />
Fertigung. Aufgrund der sehr hohen Fertigungsfreiheiten<br />
des metallischen 3D-Drucks konnte der Konstrukteur<br />
den Einsatz neu ausgelegen und seine Topologie<br />
entsprechend den vorhandenen Lasten und Anforderungen<br />
optimieren. Das Ergebnis ist eine vollkommen<br />
neue Form – kleiner, leichter und mit integrierter, konturnaher<br />
Kühlung.<br />
Funktionalität erhalten<br />
„Bestimmte Flächen galt es bei der Topologieoptimierung<br />
zu erhalten, um die Funktionalität der Form zu gewährleisten“,<br />
so Ralf Domider, Konstruktion und Simulation<br />
Metall-Laserschmelzen bei Toolcraft. „Spezielle<br />
Anforderungen, wie zum Beispiel die Passgenauigkeit<br />
beider Teile zueinander, die Position des Auswerferpaketes<br />
und die Anschlüsse der Maschinenperipherie, mussten<br />
bei der Topologieoptimierung bereits berücksichtigt<br />
werden.“<br />
Zudem ist schon bei der Konstruktion die spätere<br />
Aufspannmöglichkeit für Nacharbeiten in einem CNC-<br />
Bearbeitungszentrum zu beachten. Um die technologischen<br />
Vorteile der <strong>additive</strong>n Fertigung voll auszuschöpfen,<br />
wurden Funktionsflächen, wie zum Beispiel ein<br />
24 <strong>additive</strong> August 2019
Ralf Domider, Konstruk -<br />
tion und Simulation Metall-<br />
Laserschmelzen bei Toolcraft.<br />
Bild: Toolcraft<br />
konturnaher Kühlkanal mit optimierter Querschnittsfläche,<br />
in das Rohteil integriert. Eine weitere Herausforderung<br />
stellt der Bauteilverzug beim 3D-Druck in Metall<br />
dar. Die optimale Bauteilausrichtung und die jeweilige<br />
Supporterstellung setzen ein tiefes Prozessverständnis<br />
und Erfahrung im Aufbereiten von Daten für die Additive<br />
Fertigung voraus und haben einen starken Einfluss<br />
auf den Bauteilverzug.<br />
Mithilfe der integrierten Prozesssimulation lassen<br />
sich diese Verzüge schnell berechnen. Somit werden unerwünschte<br />
Ausschussbauteile oder Störungen im Bauprozess<br />
bereits im Vorfeld vermieden. Das „first time<br />
right“-Prinzip ist ein wichtiges Indiz für die technologische<br />
Reife der <strong>additive</strong>n Fertigung und ist vor allem für<br />
industrielle Anwendungen von hoher Bedeutung.<br />
End-to-end-Prozess mit Siemens NX<br />
Nach der konstruktiven Neuauslegung der Form extrahiert<br />
der Konstrukteur Funktionsflächen und legt die<br />
Randbedingungen fest. Auch das Material wird zu diesem<br />
Zeitpunkt ausgewählt. Danach folgen die Integration<br />
der konturnahen Kühlung, Topologieoptimierung<br />
sowie Verifizierung mittels FEM-Berechnung und Kühlsimulation.<br />
Anschließend werden die Daten für den<br />
Druck aufbereitet. Nach der Simulation des Druckprozesses<br />
folgt die Fertigung sowie das Finishing, von der<br />
Wärmebehandlung, Stützstrukturentfernung, Oberflächenbehandlung<br />
bis zur zerspanenden Nacharbeit sowie<br />
optischen und taktilen Qualitätskontrolle.<br />
Ein erster Schritt zum Formenbau der Zukunft<br />
Das neue und optimierte 3D-gedruckte Werkzeug hat<br />
stark verkleinerte Bauteilabmessungen. „Die ursprüngliche<br />
Baugruppe aus mehreren Einzelteilen wurde auf jeweils<br />
eine Werkzeughälfte reduziert. Die Masse des optimierten<br />
Werkzeuges ist somit um fast 50 % geringer“,<br />
resümiert Domider. Das niedrige Gewicht erfordert kleinere<br />
Maschinenkräfte und erleichtert die Montage in<br />
der Spritzgussmaschine. Gleichzeitig wurde die Performance<br />
des Werkzeuges, trotz einer kürzeren Entwicklungszeit,<br />
deutlich gesteigert. Die geringere Masse und<br />
die konturnahe Kühlung ermöglichen eine Reduzierung<br />
der Zykluszeit um 30 Prozent bei identischer Bauteilqualität.<br />
■<br />
MBFZ toolcraft GmbH<br />
www.toolcraft.de<br />
Toolcraft profitiert von der<br />
langjährigen Expertise im<br />
Bereich der <strong>additive</strong>n Fertigung.<br />
Bild: Toolcraft<br />
<strong>additive</strong> August 2019 25
Interview des Monats<br />
Mathias Wolpiansky, Geschäftsführer, Realizer GmbH<br />
„Beim Pulvermanagement<br />
sind wir sehr weit vorne“<br />
Als ein Pionier des Pulverbett-Verfahrens hat Realizer die SLM-<br />
Technologie weiterentwickelt und zur Serienreife gebracht. Seit<br />
2017 hält der Werkzeugmaschinenhersteller DMG Mori eine Mehrheitsbeteiligung<br />
von 50,1 Prozent an dem Borchener Unternehmen.<br />
Die <strong>additive</strong> hat mit Mathias Wolpiansky, dem Geschäftsführer<br />
der Realizer GmbH, unter anderem darüber gesprochen, welche<br />
Vorteile es bietet, eine vollständige Prozesskette anbieten zu<br />
können.<br />
Das Interview führte: Frederick Rindle<br />
■■■■■■ <strong>additive</strong>: Welche Rolle werden <strong>additive</strong><br />
Fertigungsanlagen in der „Fabrik der Zukunft“ ein -<br />
nehmen?<br />
Wolpiansky: Schon heute übernimmt die Additive<br />
Fertigung Aufgaben, bei denen konventionelle Verfahren<br />
an ihre Grenzen stoßen. Im Pulverbett oder mittels<br />
Pulverdüse lassen sich deutlich komplexere Strukturen<br />
herstellen. Dadurch können das Bauteilgewicht re -<br />
duziert und Funktionselemente wie Kühlkanäle integriert<br />
werden. Vor diesem Hintergrund sind unsere<br />
Lasertec SLM und Lasertec 3D sowie Lasertec 3D hybrid<br />
Maschinen Teil eines neuen Prozessdenkens und<br />
somit die perfekte Ergänzung in einer zukunftsorientierten<br />
Fertigung.<br />
<strong>additive</strong>: Wie wichtig ist es, vollständige Prozessketten<br />
anbieten zu können?<br />
Wolpiansky: DMG Mori hat sowohl CNC-Werkzeugmaschinen<br />
für die spanende Bearbeitung als auch Lösungen<br />
für die Additive Fertigung metallischer Bauteile<br />
im Sortiment. Das ist hinsichtlich ganzheitlicher Prozesse<br />
ein unschätzbarer Vorteil für die Kunden, weil wir alles<br />
aus einer Hand bieten und in allen Fragen rund um<br />
den Prozess mit unserem Knowhow zur Seite stehen.<br />
Mit der Kombination aus Laserauftragsschweißen<br />
und spanender Bearbeitung auf den Maschinen der<br />
Lasertec 3D hybrid Baureihe ist DMG Mori seit über<br />
fünf Jahren erfolgreich am Markt. Als verbreitetster<br />
Vertreter dieser Baureihe eignet sich die<br />
Lasertec 65 3D hybrid für die <strong>additive</strong> Fertigung von<br />
komplexen Prototypen und Kleinserienteilen, für die<br />
Reparatur sowie für Beschichtungen von Bauteilen.<br />
Hinzu kommt die Lasertec 65 3D für das reine Laserauftragsschweißen<br />
als Ergänzung zu einem bestehenden<br />
Maschinenpark von Bearbeitungszentren. Die<br />
Lasertec SLM Baureihe erweitert das Portfolio um das<br />
Pulverbettverfahren mittels Selective Laser Melting.<br />
Durch die Kombination der <strong>additive</strong>n Fertigungstechnologien<br />
mit konventionellen CNC-Maschinen<br />
Mathias Wolpiansky,<br />
Geschäftsführer der Realizer GmbH.<br />
Bild: DMG Mori<br />
26 <strong>additive</strong> August 2019
ealisiert DMG Mori vier individuelle und bedarfsgerechte<br />
Prozessketten.<br />
<strong>additive</strong>: Wo sind die Stärken der <strong>additive</strong>n Fertigung<br />
mittels Pulverdüse?<br />
Wolpiansky: Das Pulverdüsenverfahren auf der<br />
Lasertec 3D und Lasertec 3D hybrid Baureihe eignet<br />
sich für die Fertigung größerer komplexer Bauteile – vor<br />
allem im Bereich von Prototypen und Kleinserien. Zunehmend<br />
wichtig werden Reparaturanwendungen. Im<br />
Gegensatz zur spanenden Fertigung ist zudem der Materialeinsatz<br />
deutlich geringer.<br />
<strong>additive</strong>: Können Sie Anwendungsbeispiele nennen?<br />
Wolpiansky: Da die Technologie sehr komplexe Geometrien<br />
aufbauen kann, sind beispielsweise in der Luftfahrttechnik<br />
gewichtsreduzierte Komponenten mit<br />
bionischen Strukturen realisierbar. Hinzu kommen<br />
Multi-Materialanwendungen beispielsweise im Bereich<br />
von Turbinengehäusen. Auch gradierte Materialien in<br />
einem Bauteil sind möglich, wenn spezielle Materialeigenschaften<br />
gefragt sind.<br />
<strong>additive</strong>: Wo liegen die Stärken der Hybrid-Anlagen?<br />
Wolpiansky: Hybrid-Anlagen wie die<br />
Lasertec 65 3D hybrid haben den unschätzbaren Vorteil,<br />
dass ein Werkstück sowohl generativ aufgebaut als<br />
auch subtraktiv zerspant werden kann – alternierend<br />
in einer Aufspannung. Dadurch erreicht man in der<br />
Fräsbearbeitung Stellen, die nach weiteren Aufbauprozessen<br />
später nicht mehr erreichbar sind. Darüber<br />
hinaus ermöglicht das Fräsen eine Bearbeitung in<br />
Fertigteil qualität.<br />
<strong>additive</strong>: In welche Branchen verkaufen sie die SLM-<br />
Maschinen?<br />
Wolpiansky: Es gibt Anwendungen in allen Branchen –<br />
von der Luftfahrtindustrie bis hin zur Dentaltechnik.<br />
Die Lasertec SLM Maschinen sind auf die Fertigung<br />
komplexer Bauteile mit hoher Funktionsintegration<br />
ausgelegt, beispielsweise Kühlkanäle in Zerspanungswerkzeugen.<br />
Das Pulverbettverfahren ist bei Losgröße 1<br />
oder Kleinserien mit hoher Varianz sehr wirtschaftlich.<br />
Immer wichtiger wird branchenübergreifend auch die<br />
Ersatzteilfertigung.<br />
Das Portfolio umfasst vier vollständige<br />
Prozessketten für <strong>additive</strong> Verfahren<br />
mit der Pulverdüse und im Pulverbett.<br />
Bild: DMG Mori<br />
<strong>additive</strong> August 2019 27
Interview des Monats<br />
<strong>additive</strong>: Wie weit ist die SLM-Technologie vom Einsatz<br />
in der Serienfertigung entfernt?<br />
Wolpiansky: Die Medizintechnik nutzt sie bereits in<br />
der Serienfertigung. Individuelle Implantate, Prothesen<br />
und Dentalapplikationen werden erfolgreich im Pulverbettverfahren<br />
hergestellt. Die Luftfahrtindustrie befindet<br />
sich an der Schwelle zur Serienproduktion. Hier sind<br />
SLM-Bauteile bereits im Zertifizierungsprozess. Der<br />
Motorsport und der allgemeine Maschinenbau fertigen<br />
Kleinserien. Auch DMG Mori verwendet additiv gefertigte<br />
Komponenten in seinen Maschinen, darunter ein<br />
Filter für die Lasertec SLM Baureihe, eine Pulverdüse<br />
für die Lasertec 65 3D und eine Kühlmittel-Ringdüse<br />
für die Ultrasonic-Baureihe.<br />
<strong>additive</strong>: Wie könnten voll automatisierte SLM-<br />
Anlagen aussehen?<br />
Wolpiansky: Ein erster Ansatz ist die Automatisierung<br />
des Pulvermanagements, wo wir mit dem Replug-Pulvermodul<br />
bereits sehr weit vorne sind. Einrichten und<br />
Bauteil-Handling inklusive Entpulvern lassen sich über<br />
neue Maschinenkonzepte oder mithilfe externer Roboter<br />
ebenfalls automatisieren.<br />
<strong>additive</strong>: Wie schnell kann mit den Replug-Modulen ein<br />
Pulverwechsel erfolgen?<br />
Wolpiansky: Die Replug-Pulvermodule erlauben einen<br />
Pulverwechsel in zwei Stunden. Das ist die schnellste<br />
Möglichkeit am Markt.<br />
<strong>additive</strong>: In welche Richtung werden sich die SLM-Anlagen<br />
in Zukunft entwickeln?<br />
Wolpiansky: Der industrielle Einsatz von Pulverbettmaschinen<br />
setzt sowohl eine gleichbleibende und hohe<br />
Qualität voraus als auch eine gesteigerte Produktivität.<br />
Da die Maschinenverfügbarkeit ebenfalls ein entscheidendes<br />
Kriterium ist, stehen automatische Monitoring-<br />
Lösungen im Entwicklungsfokus, die verlässlich bewerten<br />
können, ob ein gefertigtes Teil der geforderten Qualität<br />
entspricht.<br />
<strong>additive</strong>: Was können wir softwareseitig Neues beim<br />
3D-Druck erwarten?<br />
Wolpiansky: Innovative Software-Features tragen zur<br />
Produktivität bei, beispielsweise optimierte Belichtungsstrategien<br />
oder die Kontrolle der Bauplattformtemperatur<br />
– zwei neue Optomet Funktionen, die wir auf der<br />
EMO präsentieren. Optomet Max. Power sorgt für optimierte<br />
Belichtungsstrategien und eine verbesserte Ausnutzung<br />
der Maschinenperformance, was bis zu 50 Prozent<br />
höhere Aufbauraten ermöglicht. Mit Optomet<br />
Temperature Control reduzieren wir die Eigenspannungen<br />
im Bauteil durch aktive Regelung der Bauplattformtemperatur.<br />
Das schafft konstante Bedingungen in der<br />
Prozessebene.<br />
Die Pulverbettmaschinen der<br />
Lasertec SLM Baureihe sind<br />
für eine produktive Herstellung<br />
komplexer Werkstücke<br />
konzipiert. Bild: DMG Mori<br />
Vier Prozessketten für Pulverbett und Pulverdüse<br />
Vier vollständige Prozessketten für <strong>additive</strong> Verfahren mit Pulverbett und<br />
Pulverdüse machen DMG Mori zu einem globalen Full-Liner im Additive<br />
Manufacturing. Die Pulverbettmaschinen der Lasertec-SLM-Baureihe sind<br />
für eine produktive Herstellung komplexer Werkstücke konzipiert. Die Präzision<br />
des selektiven Laserschmelzens realisiert anspruchsvolle Geometrien,<br />
die mit konventionellen Methoden nicht zu fertigen sind.<br />
Die Baureihe umfasst die Lasertec 30 SLM 2nd Generation mit einem<br />
Bauraum von 300 × 300 × 300 mm und die aufgrund ihres Fokusdurchmessers<br />
von lediglich 35 μm sehr genaue Laserec 12 SLM. Der schnelle<br />
Pulverwechsel mittels Replug-Pulvermodul erfolgt in unter zwei Stunden.<br />
Die Optomet-Software ermöglicht eine automatische Berechnung der Prozessparameter<br />
in Tagen statt in Monaten. Beispielsweise lassen sich<br />
Schichtstärken frei berechnen, was einen schnelleren und produktiveren<br />
Aufbau ermöglicht.<br />
Als Pulverdüsenmaschine vor allem für größere Werkstücke bis Ø 500 x 400 mm und einem Gewicht von 600 kg vereint die<br />
Lasertec 65 3D hybrid den Aufbau von Werkstücken mittels Laserauftragsschweißen und die 5-Achs-Simultan-Fräsbearbeitung<br />
in einer Aufspannung. Dieser hybride Ansatz ermöglicht die Herstellung hochkomplexer Geometrien in Fertigteilqualität<br />
sowie den Einsatz unterschiedlicher Materialien in einem Werkstück. Zur EMO präsentiert DMG Mori die Lasertec 65 3D hybrid<br />
mit einer Reihe von Überwachungs- und Kalibriersensoren, die die Prozesssicherheit erhöhen und die Qualität der additiv gefertigten<br />
Bauteile steigern. Darüber hinaus eignet sich das Laserauftragsschweißen für die Reparatur von Werkzeugen. Auf der<br />
EMO zeigt DMG Mori hierfür ein automatisiertes Konzept.<br />
■<br />
28 <strong>additive</strong> August 2019
<strong>additive</strong>: Was beinhaltet das DMG Mori Qualified Products<br />
Programm für die Additive Fertigung in Richtung<br />
Materialien?<br />
Wolpiansky: Wir haben das Programm der<br />
DMG Mori Qualified Products nach den bisherigen<br />
Produktkategorien „Zerspanen“, „Handhaben“, „Messen“<br />
und „Überwachen“ auf Peripherie- und Zubehörkomponenten<br />
für die Additive Fertigung erweitert. Im<br />
Mittelpunkt stehen einerseits die offene Pulverwahl sowie<br />
andererseits der qualifizierte und ganzheitliche Pulverkreislauf.<br />
Die Pulverrückführung und Wiederaufbereitung<br />
mit ausgewählten DMQP-Partnern bietet eine<br />
wirtschaftliche Möglichkeit, hochpreisige Pulvermaterialien<br />
zu verarbeiten.<br />
<strong>additive</strong>: Was wird DMG Mori im Bereich AM auf der<br />
EMO 2019 zeigen?<br />
Wolpiansky: Auf der EMO präsentieren wir für die<br />
Lasertec SLM Baureihe ein Nullpunktspannsystem, das<br />
die Pulverbettmaschine noch besser in eine Prozesskette<br />
mit nachgelagerter CNC-Bearbeitung integriert, da viele<br />
Anwender mit dem Pulverbettverfahren einen bestehen-<br />
„Unsere Anlagen<br />
sind Teil eines<br />
neuen Prozessdenkens<br />
und somit<br />
die perfekte<br />
Ergänzung in einer<br />
zukunftsorientierten<br />
Fertigung.“<br />
den Maschinenpark in der Zerspanung ergänzen. Darüber<br />
hinaus präsentieren wir die Optomet Software und<br />
unser umfassendes Beratungsangebot mit Additive Intelligence<br />
durch die DMG Mori Academy. ■<br />
DMG Mori<br />
https://de.dmgmori.com<br />
REVOLUTIONÄR<br />
GROSSMEISTER<br />
INDIVIDUELL<br />
EINZIGARTIG<br />
DREI KOMPONENTEN<br />
WEITERDENKER<br />
AUTOMATION<br />
AUSWAHL<br />
ADDITIVE WELTKLASSE<br />
Flexibilität für die <strong>additive</strong> Fertigung! Das bietet unser offenes System freeformer. Jetzt haben wir noch<br />
einen draufgesetzt – unseren neuen freeformer 300-3X. Er kann wie sein Bruder alles, was ein freeformer<br />
können muss. Und noch mehr: größerer Bauraum, drei Austragseinheiten – jetzt auch für belastbare und<br />
gleichzeitig komplexe Hart-Weich-Verbindungen. Wieder einmal: einzigartig in der Branche!<br />
www.arburg.com<br />
<strong>additive</strong> August 2019 29
01Anlagen<br />
Leistungsfähiges Werkzeug<br />
zur <strong>additive</strong>n<br />
Fertigung, der Dohle<br />
Industrie-Extruder<br />
Exon 10 Robot. Bild: Herz<br />
Additive Fertigung im freien Raum mit hoher Ausbringung<br />
Roboter druckt mit<br />
leistungsfähigem Extruder<br />
Die Dohle Industrie-Extruder Exon kommen bei Unternehmen in der<br />
Fügetechnik zum Einsatz. Mit dem neuen „Servo-Drive“-angetriebenen<br />
Industrie-Extruder Exon 10 Robot setzt man nun auch auf<br />
die <strong>additive</strong> Fertigung. Zur Messe „K“ in Düsseldorf wird die Lösung<br />
vorgestellt.<br />
■■■■■■ Der Exon 10 Robot ist als Werkzeug konzipiert,<br />
das sowohl in Verbindung mit einem Robotersystem<br />
als Träger Produkte im Rahmen der <strong>additive</strong>n Fertigung<br />
herstellt, als auch in Fertigungsstraßen stationär<br />
zum Einsatz kommt. Das Gerät kann so unterschiedliche<br />
Anforderungen in der Fertigung berücksichtigen. Er<br />
ist nicht nur leicht, sondern auch kompakt gebaut und<br />
verarbeitet unterschiedliche Kunststoffarten mit Granulatzuführung.<br />
Dies kann sowohl über einen Behälter, als<br />
auch über eine Saugleitung erfolgen.<br />
Steuerungstechnisch wird das Bauteil als „eigene<br />
Achse“ in das Robotersystem eingebunden. Über<br />
Schnittstellen und entsprechende Steuer-Codes wurden<br />
Softwarelösungen entwickelt, die sich kommunikativ in<br />
den vorhandenen Prozess einbringen und eine komplette<br />
Vernetzung sicherstellen<br />
Mit dem Einsatz im freien Raum – nur begrenzt<br />
durch die Länge des Roboterarms – lassen sich Produkte<br />
aus Kunststoff nach dem FDM-Verfahren (Fused Deposition<br />
Modeling) herstellen. Über die Strangablage in<br />
alle Richtungen werden so komplexe Bauteile gefertigt,<br />
und das mit einem Ausstoß von 0,4 bis 6 kg pro Stunde<br />
und einer Geschwindigkeit, die ältere Generationen von<br />
3-D-Druckern in den Schatten stellt. Waren diese früher<br />
zum Teil tagelang mit dem Aufbau von Teilen beschäftigt,<br />
so reichen mit dem Exon 10 Robot jetzt Minuten,<br />
wenn es hochkommt wenige Stunden, um ein Bauteil<br />
additiv zu produzieren. Das hohe Maß an Rohstoffverarbeitung<br />
sowie die beträchtliche Zeitersparnis des Robot-Werkzeugs<br />
sind Vorteile, die in der <strong>additive</strong>n Fertigung<br />
zu effektiveren Ergebnissen führen.<br />
Für alle gängigen Kunststoffe geeignet<br />
Der Extruder verarbeitet alle gängigen Kunststoffe, die<br />
derzeit auf diesem Gebiet Verwendung finden. Mittels<br />
unterschiedlicher Düsen von 2 mm bis 6 mm ergibt sich<br />
eine Düsengeometrie, die mit ihren Querschnitten direkten<br />
Einfluss auf die Oberflächenstruktur nimmt. Sollte<br />
30 <strong>additive</strong> August 2019
die Oberfläche noch feiner oder glatt werden, können<br />
Fräswerkzeuge an einem nachgeschalteten Roboterarm<br />
die Bearbeitung durchführen. Es lassen sich ebenfalls<br />
mit Glasfasern, Kohlefasern oder anderem gefüllte<br />
Werkstoffe verarbeiten.<br />
Das neue Produkt zeigt seine Klasse weiterhin durch<br />
eine Schneidevorrichtung, die ein sicheres Stoppen, bzw.<br />
Wiederanfahren des Kunststoffstrangs ermöglicht. Die<br />
zum Patent angemeldete Vorrichtung unterbindet so<br />
wirksam das „Nachziehen“ des Kunststoffstrangs beim<br />
Versetzen des Werkzeugs. Der Extruder kann jetzt jederzeit<br />
stoppen und sauber wieder zum Fortgang der Arbeiten<br />
ansetzen.<br />
Leistungsfähiges Werkzeug für die <strong>additive</strong> Fertigung<br />
Nutzer von Robotersystemen wollen Lösungen für den<br />
Einsatz in der Fertigungsanlage. Dohle liefert mit dem<br />
Industrie-Extruder Exon 10 Robot ein Zusatzgerät, ein<br />
Werkzeug, das mit hoher Durchsatzleistung, wenig Zeitaufwand<br />
und der Verarbeitung aller gängigen Kunststoffarten<br />
punktet. Der Anwender findet so eine Lösung,<br />
die in vorhandene Robotersysteme einzubringen<br />
ist. Der Dohle-Extruder lässt sich aber nach wie vor<br />
auch in der klassischen Fügetechnik einsetzen. ■<br />
Dohle Extrusionstechnik GmbH<br />
www.dohle-extruder.de<br />
Herz GmbH<br />
www.herz-gmbh.com<br />
Jeder Kunststoffstrang kann jetzt<br />
gestoppt werden; kein „Kaugummi-<br />
ziehen“ mehr dank patentierter<br />
Schneidvorrichtung am Dohle Exon<br />
10 Robot. Bild: Herz<br />
Für technische- und Hochleistungskunststoffe wie PETG, ABS, TPC (TPU), aber auch PP, PEEK und PPS<br />
Allrounder für Werkstoffextrusion<br />
Mit der Hage-3D 84L bietet der österreichische<br />
Hersteller von industriellen<br />
3D-Druckern Hage-3D ein gefragtestes<br />
Modell aus dem Bereich der<br />
industriellen Werkstoffextrusion an.<br />
Bild: Hage-3D<br />
■■■■■■ Mit dem Hage-3D<br />
84L bietet der österreichische<br />
Hersteller von industriellen<br />
3D-Druckern Hage-3D ein Modell<br />
aus dem Bereich der industriellen<br />
Werkstoffextrusion an.<br />
Das Preis-Leistungs-Verhältnis,<br />
die hohe Materialvielfalt sowie<br />
die Präzision machen den industriellen<br />
3D-Drucker zum Allrounder,<br />
so der Hersteller. Der<br />
Bauraum (400 x 600 x 350 mm)<br />
wartet mit einem bis zu 160 °C<br />
beheizbaren Druckbett auf. Mit<br />
einer Düsentemperatur von bis<br />
zu 450 °C können technischeund<br />
Hochleistungskunststoffe<br />
wie PETG, ABS, TPC (TPU),<br />
aber auch PP, PEEK und PPS<br />
präzise extrudiert werden. Ein<br />
weiteres Highlight des Hage-3D<br />
84L ist der wassergekühlte<br />
HFFS-Druckkopf, der für eine<br />
konstante Temperatur während<br />
des gesamten Druckvorgangs<br />
sorgt.<br />
Hage-3D startete einst als<br />
Business Unit des Sondermaschinenherstellers<br />
Hage Sondermaschinenbau<br />
im österreichischen<br />
Obdach. Mittlerweile<br />
hat das Unternehmen von Kanada<br />
über Europa bis nach China<br />
mehrere Hundert Kunden. Das<br />
Unternehmen verfügt mit Obdach<br />
und Graz über zwei Standorte,<br />
die, aufgrund des stetigen<br />
Wachstums, permanent expandieren.<br />
■<br />
Hage-3D GmbH<br />
www.hage3D.com<br />
<strong>additive</strong> August 2019 31
01Anlagen<br />
Kompakte Maschine mit vier 500-Watt-Lasern sorgt für hohe Produktivität<br />
Produktivität ohne<br />
Kompromisse<br />
Vom 16. bis 21. September 2019 wird Renishaw, der Hersteller von<br />
Produkten für die industrielle Messtechnik und für die <strong>additive</strong> Fertigung,<br />
seine Hard- und Softwarelösungen für die <strong>additive</strong> Fertigung<br />
auf der EMO Hannover 2019 vorstellen.<br />
■■■■■■ Renishaw wird auf der EMO 2019 seine<br />
Produktpalette an produktiven Additive-Manufacturing-Technologien,<br />
einschließlich des neuesten Systems,<br />
dem Vier-Laser Ren-AM 500Q System, vorstellen. Die<br />
kompakte Maschine mit vier 500-Watt-Lasern, erhöht<br />
die Produktivität deutlich in der am häufigsten eingesetzten<br />
Plattformgröße und verbessert dabei die Qualität<br />
der produzierten Komponenten.<br />
Das Ren-AM 500Q beschleunigt den Herstellungsprozess<br />
um bis zu viermal, erweitert die Marktattraktivität<br />
von AM auf Metallbasis auf Anwendungen, die<br />
bislang unwirtschaftlich waren und führt die Technologie<br />
in neue Industriezweige ein. Renishaw hat die Maschine<br />
wettbewerbsfähig auf den Markt gebracht und<br />
damit sichergestellt, dass die Kunden den Vorteil niedriger<br />
Kosten pro Teil genießen, ohne dass die Präzision<br />
Das AM-Teil wird bei Atherton noch fertig bearbeitet. Bild: Renishaw<br />
oder Qualität eines Standard-Einzellasersystems daran<br />
leidet.<br />
Die kritische Technologie im Kern des Ren-AM<br />
500Q ist das optische System und die Steuersoftware.<br />
Laserstrahlen treten über vier Kanäle in das System ein,<br />
wo sie dynamisch fokussiert und in einen einzigen, thermisch<br />
gesteuerten Galvanometer (‚Galvo‘)-Halter gerichtet<br />
werden. Der Galvohalter enthält vier Paar digital<br />
gesteuerter Spiegel, die den Laser so führen, dass der gesamte<br />
Arbeitsbereich des Pulverbetts abgedeckt ist.<br />
Alle vier Laser können simultan eingesetzt werden<br />
„Renishaws <strong>additive</strong> Fertigungsmaschinen und optische<br />
Systeme werden von uns entwickelt, konstruiert und<br />
hergestellt, wodurch wir eine außergewöhnlich gute<br />
Kontrolle über die Systemleistung haben“, erklärt Robin<br />
Weston, Marketing Manager in der Produktabteilung<br />
für die <strong>additive</strong> Fertigung. „Dank des innovativen<br />
Das Ren-AM 500Q beschleunigt den Herstellungsprozess,<br />
erweitert die Marktattraktivität von AM auf Metallbasis<br />
auf Anwendungen, die bislang unwirtschaftlich<br />
waren und führt die Technologie in neue Industriezweige<br />
ein. Bild: Renishaw<br />
32 <strong>additive</strong> August 2019
Atherton Bikes druckt Verbindungsrohre aus Titan<br />
Designs des optischen Systems und durch die Integration<br />
der digitalen Steuerungen und dynamischen Fokussierung<br />
können alle vier Laser simultan auf dem Pulverbett<br />
eingesetzt werden – das erhöht die Geschwindigkeit,<br />
Produktivität und Fähigkeit der Maschine.“<br />
„Die <strong>additive</strong> Fertigung ist ein wichtiges Instrument<br />
des optischen Systems“, so Weston. „AM wird zur Herstellung<br />
der Galvanometerhalter verwendet und ermöglicht<br />
eine engere Eingliederung der Spiegel und die Integration<br />
von internen, konturangepassten Kühlkanälen,<br />
um eine exakte thermische Stabilität zu wahren“.<br />
Stabile Prozessumgebungen<br />
Renishaw ist Innovator und führendes Unternehmen in<br />
der Erzeugung stabiler Prozessumgebungen und somit<br />
sehr gut in der Lage, die zusätzlichen Prozessemissionen,<br />
die aufgrund der mehrfachen Laser entstehen, zu<br />
bewältigen. Ein Abgasrückführungssystem für Schutzgas,<br />
einschließlich eines Zyklon-Vorfilters und Gas-<br />
Zwischenkühlers, schützt die Lebensdauer des Filters<br />
und bietet konsistente saubere Verarbeitungsbedingungen<br />
während der gesamten Bearbeitungszeit.<br />
Das neue System baut auf der Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit<br />
des Einzellasers Ren-AM 500M auf<br />
und integriert die dualen Safe-Change-Filter mit automatischem<br />
Wechsel, um die manuellen Eingriffe minimal<br />
zu halten.<br />
Zusätzliche Untersuchungen haben gezeigt, dass der<br />
Zustand des Pulvers für einen maximalen Wiedereinsatz<br />
bewahrt wird, was abermals die Teilekosten senkt.<br />
Zusammenarbeit mit Sandvik Additive Manufacturing<br />
Renishaw hat kürzlich eine Zusammenarbeit mit Sandvik<br />
Additive Manufacturing gestartet, um dem Unternehmen<br />
das hochproduktive Multilaser-System bereitzustellen.<br />
Diese Installation wird Sandviks bestehende<br />
Technologien ergänzen, die Druckkapazität der Firma<br />
erheblich steigern und ihre Position am wachsenden<br />
AM-Markt stärken. Die beiden Unternehmen möchten<br />
künftig außerdem in Bereichen wie Materialentwicklung,<br />
AM-Verfahrenstechnik und Nachbearbeitung zusammenarbeiten.<br />
Renishaw bringt sein AM-Knowhow auch ein, um verschiedenen<br />
Unternehmen bei der Entwicklung neuer<br />
Produkte zu helfen. Wie zum Beispiel die Mountainbike-Marke<br />
Atherton Bikes, die mit Renishaw zusammenarbeitet,<br />
um Verbindungsrohre aus Titan für den<br />
Fahrradrahmen additiv herzustellen. Durch den Einsatz<br />
von Ren-AM 500Q können die Produktionsraten erhöht,<br />
Teile schnell entwickelt und kundenspezifisch dem<br />
Fahrer angepasst werden. Üblicherweise musste man einen<br />
großen Aufwand rund um den Werkzeugbau betreiben.<br />
Die <strong>additive</strong> Fertigung ist jedoch ein digitaler Prozess:<br />
Die Muffen können nun über ein CAD-Programm<br />
sehr viel einfacher modifiziert und effizient und mit hohem<br />
Standard produziert werden.<br />
Da die Anzahl der Unternehmen, die die <strong>additive</strong> Fertigungstechnologie<br />
verwenden, steigt, hat Renishaw einen<br />
AM-Ratgeber herausgebracht, der Unterstützung<br />
bietet. Dieser Ratgeber ist ein Sonderbereich der Unternehmenswebsite,<br />
wo Kunden und die Fachwelt aktiv<br />
lernen und Informationen erhalten können. Im Ratgeber<br />
enthalten sind Videos, Anwenderberichte, Sonderbeiträge,<br />
Branchennachrichten und Stellungnahmen, um<br />
dem Leser die Vielzahl an Möglichkeiten, die bei Einsatz<br />
von <strong>additive</strong>n Fertigungstechnologien zur Verfügung<br />
stehen, zu demonstrieren.<br />
Der AM-Ratgeber enthält außerdem eine Sammlung<br />
an technischen Artikeln von Renishaws Industrieexperten,<br />
einschließlich des LinkedIn-Bloggers, Marc Saunders<br />
sowie Martin McMahon, einem Experten in AM-<br />
Anwendungen.<br />
■<br />
Renishaw GmbH<br />
www.renishaw.de<br />
Die Mountainbike-<br />
Marke Atherton Bikes<br />
arbeitet mit Renishaw<br />
zusammen, um Verbindungsrohre<br />
aus Titan<br />
für den Fahrradrahmen<br />
additiv herzustellen.<br />
Bild: svenmartinphoto/Renishaw<br />
<strong>additive</strong> August 2019 33
SPECIAL Medizintechnik<br />
Additive Fertigung reif für die Medizintechnik<br />
3D-gedruckte Implantate<br />
für die halbe Welt<br />
Mit dem von Trumpf entwickelten 3D-Drucker Truprint 1000 druckt<br />
die russische Firma Conmet Gesichts- und Kieferimplantate für den<br />
GUS-Markt und bald auch für Europa. Auch Teile für den Wirbel -<br />
säulenbereich und Serienprothesen sollen künftig im Pulverbett<br />
entstehen.<br />
■■■■■■ Ein Chirurg ist manchmal auch<br />
Schlosser und Künstler zugleich. Bei Implantationen<br />
im Gesicht muss er noch während<br />
der Operation das Implantat aus einer<br />
Titan-Lochplatte ausschneiden und es an<br />
den Patienten anpassen. Das bedeutet Zeit-<br />
ihn zugeschnittenes CAD-Modell, konstruiert<br />
das Implantat und der Drucker kann<br />
loslegen. Komplexe, personalisierte Geometrien<br />
schafft die Anlage mühelos. Weiterhin<br />
ermöglicht die Technologie besonders günstige<br />
Materialeigenschaften. 3D-gedruckte<br />
Ein Laser schmilzt die<br />
Geometrie der Implantate<br />
passgenau aus dem<br />
Pulverbett heraus.<br />
Bild: Trumpf<br />
Prothesen punkten zum Beispiel mit einer<br />
hohen Dämpfung und bleiben gleichzeitig<br />
stabil. Ebenso lassen sich Implantate mit poröser<br />
Struktur drucken, die gut mit gesundem<br />
Gewebe verwachsen, gleichzeitig aber<br />
fest und langlebig sind.<br />
3D-Druck ist zudem ein geeignetes Verfahren,<br />
um Einzelanfertigungen wirtschaftlich<br />
herzustellen. Da die Implantate bereits<br />
passend aus dem Drucker kommen, entfällt<br />
das Zuschneiden im Operationssaal. Ärzte<br />
erhalten gereinigte und sterile Implantate,<br />
die sie direkt einsetzen können. Ein weiterer<br />
Mehrwert: 3D-Druck ist besonders ressourceneffizient,<br />
da keine Späne als Abfallprodukt<br />
anfallen. In Branchen wie der Medizintechnik,<br />
die meist mit teuren Titanlegierungen<br />
arbeitet, lassen sich damit Materialkosten<br />
sparen. Auch hohe Werkzeugkosten, die<br />
zum Beispiel durch den Verschleiß beim<br />
Drehen oder Fräsen anfallen, verringern<br />
sich mit der <strong>additive</strong>n Bauweise.<br />
Die Firma Conmet, führend in der Gesichtschirurgie<br />
und der Implantologie, kam<br />
schon vor zehn Jahren auf die Idee, mit<br />
druck und Stress, und es kann zu Qualitätsschwankungen<br />
kommen. Mit 3D-Druck ist<br />
es möglich, Implantate passgenau herzustellen<br />
und schon im Vorfeld für die Operation<br />
vorzubereiten. So nutzt die Firma Conmet<br />
in Moskau den 3D-Drucker Truprint 1000<br />
von Trumpf, um Gesichts- und Kieferimplantate<br />
herzustellen.<br />
Die Vorteile des 3D-Drucks in der Medizintechnik<br />
liegen auf der Hand: Man ermittelt<br />
die Daten des Patienten, erstellt ein auf<br />
Kompakte Laserschmelzanlage:<br />
Die Truprint<br />
1000 von Trumpf.<br />
Bild: Trumpf<br />
34 <strong>additive</strong> August 2019
3D-Druck Gesichtsimplantate zu fertigen.<br />
Damals waren aber die Technologien noch<br />
nicht ausgereift. Conmet habe einige Benchmarkteile<br />
bei verschiedenen Anlagenherstellern<br />
drucken lassen, sei aber mit der Qualität<br />
nicht zufrieden gewesen, erinnert sich<br />
Andreas Margolf, Projektverantwortlicher<br />
aus dem Bereich Additive Manufacturing<br />
bei Trumpf.<br />
Im Jahr 2017 wagte das Unternehmen einen<br />
neuen Versuch und informierte sich bei<br />
Trumpf über die Fortschritte. „Bei einem<br />
zweiten Termin in Ditzingen haben unsere<br />
Experten zwei Tage lang die Fragen von<br />
Conmet beantwortet“, erinnert sich Margolf.<br />
„Zeitgleich liefen unsere Anlagen und<br />
fertigten die Benchmarkteile des Kunden.“<br />
Dieses Mal haben die Qualität der Teile<br />
und das Konzept der Anlage gestimmt. Conmet<br />
wollte außerdem mit einem Partner zusammenarbeiten,<br />
der das Unternehmen<br />
beim Prozess unterstützt. „Trumpf ist der<br />
einzige Anbieter von 3D-Druck am Markt,<br />
der die Laser samt optischer Komponenten<br />
für die Anlagen selbst entwickelt“, erklärt<br />
Margolf. „Außerdem blickt Trumpf auf<br />
jahrzehntelange Erfahrung bei Werkzeugmaschinen<br />
und Services zurück. Damit ist<br />
Trumpf in der Lage, Conmet bei allen Prozessfragen<br />
zur Seite zu stehen.“<br />
Kurze Rüstzeit und kompaktes Format<br />
Im ersten Schritt galt es, die optimale Anlage<br />
und die passenden Parameter für die Anforderungen<br />
von Conmet zu ermitteln.<br />
Schnell habe man sich auf den 3D-Drucker<br />
Truprint 1000 mit einem Fokusdurchmesser<br />
von 30 μm geeinigt. Die Anlage ist besonders<br />
kompakt und lässt sich problemlos in<br />
der Produktionsstätte von Conmet errichten.<br />
Der von Trumpf entwickelte 200 W<br />
starke Faserlaser als Strahlquelle verarbeitet<br />
die in der Medizintechnik gängigen Titanlegierungen<br />
problemlos.<br />
Bei der Wahl des Fokusdurchmessers, mit<br />
dem der Laserstrahl auf das Pulverbett gerichtet<br />
wird, war Feingefühl gefragt. „Unsere<br />
Testreihe hat gezeigt, dass bei einem Fokusdurchmesser<br />
von 30 μm die Oberflächenrauigkeit<br />
um zirka 20 % besser ist als<br />
bei einem größeren Fokusdurchmesser“, so<br />
Margolf. „Der Prozess dauert damit zwar<br />
Conmet erstellt mit dem 3D-Drucker<br />
Truprint 1000 maßgeschneiderte<br />
Gesichtsimplantate. Bild: Trumpf<br />
länger und ist etwas teurer, das ist in der<br />
Medizintechnik aber nicht entscheidend.“<br />
Das Titanpulver, aus dem die Implantate<br />
gefertigt werden, erhält Conmet ebenfalls<br />
von Trumpf. „20 kg Pulver für beide Titanlegierungen<br />
sowie die dazuge hörigen Parameter<br />
haben wir an Conmet ausgeliefert“,<br />
berichtet Margolf. Damit stellt das Unternehmen<br />
sicher, dass alle gedruckten Implantate<br />
reproduzierbare Materialqualität aufweisen.<br />
3D-Druck spart 40 % Herstellungskosten<br />
Seit Anfang 2018 ist die Truprint 1000 bei<br />
Conmet in Moskau im Einsatz. Das Unternehmen<br />
produziert damit Gesichtsimplantate,<br />
unter anderem für Krebspatienten, sowie<br />
Kieferimplantate für den GUS- und den europäischen<br />
Markt. Krankenhäuser liefern<br />
dafür die CT-Daten ihrer Patienten an Conmet.<br />
Dort konstruieren die Ingenieure in<br />
Abstimmung mit dem Chirurgen das Implantat<br />
und drucken es aus. „Wir fertigen<br />
mit der Truprint 1000 aktuell 60 Implantate<br />
pro Monat, planen aber, die Produktion um<br />
10 % zu steigern“, erklärt Nadeschda Morozova,<br />
Projektverantwortliche bei Conmet.<br />
Die 3D-gedruckten Ersatzkörperteile<br />
weisen nicht nur eine besonders hohe Gesamtqualität<br />
auf, sie sind auch deutlich<br />
günstiger. „Gegenüber den herkömmlichen<br />
Verfahren wie Fräsen und Drehen sparen<br />
wir jetzt 40 % der Herstellungskosten“,<br />
sagt Morozova. Conmet will den 3D-Druck<br />
in naher Zukunft auch für kundenspezifische<br />
Prothesen im Wirbelsäulenbereich nutzen.<br />
Außerdem ist geplant, neben individualisierten<br />
Maßanfertigungen auch Serienprothesen<br />
herzustellen. Dafür stockt das Unternehmen<br />
den Maschinenpark auf und setzt<br />
erneut auf Trumpf-Technologie. Eine Truprint<br />
3000 mit größerem Bauraum solle es<br />
sein, sagt Moro zova.<br />
Unterstützung vor Ort und in Landessprache<br />
Die Medizintechnikprodukte von Conmet<br />
sind nach europäischen Normen zertifiziert.<br />
Die 3D-gedruckten Implantate sind zudem<br />
ideal aufeinander abgestimmt, weil Trumpf<br />
nicht nur den 3D-Drucker, sondern auch<br />
das Zubehör liefert. Dazu zählen das Beschichterwerkzeug,<br />
die Substratplatte, die<br />
Software oder die Parameter. Falls Conmet<br />
Fragen rund um den 3D-Druck hat, stehen<br />
dem Unternehmen immer die Experten der<br />
Trumpf-Gruppe Moskau vor Ort und in<br />
Landessprache zur Seite. „Uns ist es wichtig,<br />
dass der Kunde die Anlage nicht nur bei uns<br />
kauft, sondern damit auch Geld verdient“,<br />
erklärt Margolf. „Der Erfolg von Conmet<br />
bestätigt uns, dass Trumpf auf dem richtigen<br />
Weg ist.“<br />
■<br />
Trumpf GmbH & Co. KG<br />
www.trumpf.com<br />
<strong>additive</strong> August 2019 35
SPECIAL Medizintechnik<br />
Von Chirurgie bis Gewebedruck: Innovative Ansätze auf der Rapidtech<br />
3D-Druck inspiriert die<br />
Medizintechnik<br />
Die Möglichkeiten der <strong>additive</strong>n Fertigung beflügeln die Entwicklung<br />
in zahlreichen Disziplinen – so auch in der Medizintechnik.<br />
Auf der Erfurter Kongressmesse Rapidtech + Fabcon 3D waren<br />
zahlreiche innovative Ansätze zu bestaunen, die von der computer -<br />
assistierten Geschichtschirurgie über produktivere Verfahren zur<br />
Herstellung von Dentalimplantaten und neuartigen Materialien für<br />
Knochenimplantate bis hin zum Aufbau biologischer Gewebestrukturen<br />
reichten.<br />
Autor: Dr. Frank-Michael Kieß<br />
Bauplattform der Truprint 1000 mit<br />
Zahnprodukten. Bild: Trumpf<br />
■■■■■■ Was <strong>additive</strong> Verfahren in Verbindung<br />
mit der inhärenten digitalen Prozesskette<br />
konkret in der Medizintechnik zu<br />
leisten vermögen, verdeutlichte Prof. Dr. Dr.<br />
Majeed Rana, leitender Oberarzt und stellvertretender<br />
Direktor der Klinik für Mund-,<br />
Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie am<br />
Universitätsklinikum Düsseldorf, in seiner<br />
Keynote am ersten Konferenztag. Er zeigte<br />
auf, wie durch Unfälle, Tumore oder angeborene<br />
Fehlbildungen hervorgerufene Defekte<br />
im Kiefer- und Gesichtsbereich heute mit<br />
computerassistierter Chirurgie und <strong>additive</strong>n<br />
Verfahren vollständig und meist mit nur einer<br />
Operation beseitigt werden können.<br />
CAD-Software und 3D-Druck werden<br />
dabei zu entscheidenden Hilfsmitteln für<br />
den Chirurgen. Damit könne er eine Operation<br />
punktgenau planen und die benötigten<br />
Implantate patientenspezifisch anfertigen<br />
lassen. Gegenüber konventionellen Mitteln<br />
sei das ein Quantensprung, so Rana. Drei<br />
Wünsche hat er an die Hersteller und<br />
Dienstleister im 3D-Druck für den medizinischen<br />
Bereich: Benutzerfreundlichkeit aller<br />
Produkte und Tools, eine einheitliche Sprache<br />
in Medizin und Industrie und noch<br />
mehr Schnelligkeit, um Anwendungen praktisch<br />
einzusetzen. Seit die betreffenden Verfahren<br />
von den Krankenkassen erkannt<br />
wurden, sei die Nachfrage stark gestiegen,<br />
und die Fertigungsunternehmen kämen mit<br />
der Produktion kaum nach.<br />
Grund sei zum einen, dass sie<br />
vom Boom überrascht wurden.<br />
Zum anderen schreckten auch<br />
die langwierigen und teuren<br />
Zulassungsverfahren manchen<br />
Hersteller ab.<br />
Die Möglichkeit, mithilfe des<br />
3D-Drucks Implantate passgenau<br />
herzustellen und schon im Vorfeld für<br />
die Operation vorzubereiten, nutzen auch<br />
andere. So nutzt etwa die Moskauer Firma<br />
Conmet eine Laserschmelzanlage Truprint<br />
1000 von Trumpf, um Gesichts- und Kieferimplantate<br />
herzustellen (siehe Seite 34).<br />
Zunehmend etabliert sich der 3D-Druck<br />
in der Zahnmedizin. Zahnersatz konventionell<br />
herzustellen, ist aufwendig und dauert<br />
lange. 3D-Druck ermöglicht nicht nur eine<br />
bessere Qualität, sondern spart auch Zeit<br />
und Kosten. Auch hier ist die Digitalisierung<br />
ein Schlüssel zu mehr Produktivität – aber<br />
auch leistungsfähigere Anlagentechnik, wie<br />
Trumpf sie auf der Rapidtech präsentierte.<br />
Im Mittelpunkt stand dabei wiederum der<br />
3D-Drucker Truprint 1000 mit Multilaser-<br />
Prinzip.<br />
Komplexe Geometrien auf engstem Raum<br />
Gegenüber dem Fräsen oder Gießen bietet<br />
der 3D-Druck viele Vorteile. Einer der wichtigsten:<br />
Er spart Platz. So ist ein Zahn von<br />
Natur aus nicht groß. Bei der Zahnpräparation<br />
muss der Zahnarzt den Nerv des Zahnes,<br />
die sogenannte Pulpa, schützen. Dafür<br />
lässt er etwas vom Zahnbein, dem Dentin,<br />
um den Nerv herum stehen. Das sind allerdings<br />
schlechte Voraussetzungen für den<br />
Zahntechniker. Dieser benötigt einen möglichst<br />
runden „Restzahn“, um den Zahnersatz<br />
passgenau herzustellen. Eckige Konturen,<br />
wie er sie nach der Vorarbeit des Zahntechnikers<br />
oft vorfindet, kann seine Fräsmaschine<br />
nicht abbilden.<br />
Ein 3D-Drucker kennt solche Probleme<br />
nicht. Er kann auf engstem Raum genau die<br />
Geometrie aufbauen, die der Patient benötigt.<br />
„Außerdem brechen die Werkzeuge<br />
nicht ab, wie es zum Beispiel beim Fräsen<br />
der Fall sein kann“, sagt Hindrik Dehnbostel,<br />
der Inhaber und Gründer von Cadspeed.<br />
Das Unternehmen sitzt in Nienhagen bei<br />
Hannover und beliefert Dentallabore,<br />
Zahnärzte und Kieferorthopäden mit Zahnprodukten.<br />
Mit der Digitalisierung und dem<br />
3D-Druck gehe es schneller, ist Dehnbostel<br />
überzeugt.<br />
36 <strong>additive</strong> August 2019
Computer-assistierte Verfahren und<br />
<strong>additive</strong>n Fertigung bringen gewaltige<br />
Vorteile für die Gesichtschirurgie, so<br />
Prof. Dr. Dr. Majeed Rana, der auf der<br />
Rapidtech ein 3D-gedrucktes Kopfmodell<br />
inspiziert.<br />
Bild: Messe Erfurt GmbH/Christian Seeling<br />
Erntete staunedne Blicke auf der Rapidtech:<br />
Das 3D-gedruckte Herz eines<br />
Forscherteams aus Tel Aviv.<br />
Bild: Dr. Frank-M. Kieß/Konradin<br />
Hohe Zeitersparnis und weniger Material<br />
Außerdem verbraucht der Zahntechniker<br />
beim Fräsen oder Gießen viel Material.<br />
„Manchmal haben wir über 50 Prozent<br />
Ausschuss“, sagt Dehnbostel. Ein 3D-Drucker<br />
verwendet nur so viel Metallpulver, wie<br />
es das Bauteil erfordert. Überschüssiges Pulver<br />
kann der Zahntechniker am Ende des<br />
Druckvorgangs wiederverwenden. Das<br />
spart Geld und schont die Umwelt. Außerdem<br />
ist der 3D-Druck zeitsparender. Wohingegen<br />
ein Zahntechniker es kaum schafft,<br />
eine Zahneinheit in weniger als 30 Minuten<br />
herzustellen, schafft ein 3D-Drucker bis zu<br />
70 Teile pro Durchlauf in zwei bis drei Stunden.<br />
Pro Zahneinheit sind das weniger als<br />
drei Minuten. „Wenn wir ausgelastet sind,<br />
ist der 3D-Druck deutlich schneller“, sagt<br />
Dehnbostel.<br />
Nicht nur für die Fertigung bringt der<br />
3D-Druck Vorteile, auch die Vorarbeit geht<br />
schneller. Anstelle der Gipsmodelle können<br />
Zahntechniker mit digitalen Datensätzen<br />
arbeiten. Hierfür muss<br />
der Zahnarzt das Gebiss des Patienten<br />
mit einem sogenannten<br />
Intra-Oral-Scanner erfassen. In<br />
Echtzeit generiert die Software<br />
mit den Aufnahmen ein 3D-Modell<br />
des Gebisses. Dieses kann<br />
der Zahnarzt direkt an das<br />
Zahnlabor weiterleiten. „Wir<br />
brauchen keine Silikonabdrücke und Gipsmodelle<br />
mehr. Auch der Versand fällt weg“,<br />
sagt Dehnbostel.<br />
Bei Cadspeed steht seit November 2017<br />
ebenso ein 3D-Drucker Truprint 1000 von<br />
Trumpf. Bei seiner Zahntechnik-Roadshow<br />
ist Dehnbostel auf die Anlage im Kleinformat<br />
aufmerksam geworden. „Nach einer<br />
dreimonatigen Testphase haben wir die Anlage<br />
gekauft. Wir produzieren damit fünf<br />
Tage die Woche im Dreischichtbetrieb“, sagt<br />
Dehnbostel.<br />
Noch ein Stück weg von der industriellen<br />
Anwendung, doch nicht weniger inspirierend<br />
wirken die Projekte, die Forscher aus<br />
aller Welt im Rahmen der 3D-Pioneers<br />
Challenge vorstellten. Zum Gewinner in der<br />
Kateogrie Material kürte die hochrangig besetzte<br />
Jury Adam Jakus von Dimension Inx.<br />
Das Start-up ist 2017 aus dem Shah Tissue<br />
Engineering and Additive Manufacturing<br />
(TEAM) Laboratory der Northwestern University<br />
in Chicago hervorgegangen – mit der<br />
Idee, dass die größten Einschränkungen für<br />
die Anwendung des 3D-Drucks weniger in<br />
unzureichender Hardware oder Software,<br />
sondern vielmehr in der Verfügbarkeit geeigneter,<br />
funktionsfähiger, kosteneffizienter<br />
und skalierbarer Materialien lägen.<br />
Dass es auch anders geht, stellten die US-<br />
Amerikaner mit ihrem Beitrag „3D-Painted<br />
Hyperelastic Bone“ unter Beweis. Die Jury<br />
zeigte sich begeistert von dem „genialen flexiblen<br />
Material für Knochenimplantate“.<br />
Die 3D-gedruckte Biokeramik verwandelt<br />
sich nach der Implantation in natürliche<br />
Knochen und ist hochgradig verträglich.<br />
Organe aus dem Drucker<br />
In der Kategorie Medtech schließlich überzeugte<br />
das israelische Team um Nadav<br />
Noor mit Dr. Assaf Shapira, Dr. Tal Dvir, Dr.<br />
Reuven Edri, Idan Gal und Lior Wertheim<br />
der Tel Aviv University mit dem Projekt „3D<br />
Printing heart“ – einem 3D-gedruckten Herzen<br />
aus patienteneigenen Stammzellen und<br />
organischem Gewebe. Der Prototyp hat in<br />
etwa die Größe einer Kirsche und ist vergleichbar<br />
mit dem Herz eines menschlichen<br />
Fötus. Das Herz besteht aus Gewebe sowie<br />
Blutgefäßen und verfügt über Kammern.<br />
Schlagen kann es allerdings noch nicht.<br />
Zwar lassen sich durch den 3D-Druck die<br />
Zellen an der richtigen Stelle positionieren,<br />
aber sie müssen auch so zusammenarbeiten,<br />
dass sie Organfunktionen übernehmen können.<br />
Bis solche Organe einmal einem Menschen<br />
eingesetzt werden können, werde es<br />
also noch einige Jahre dauern, so die Forscher.<br />
■<br />
<strong>additive</strong> August 2019 37
SPECIAL Medizintechnik<br />
Intelligente Knieorthese dank 3D-Druck und Sensorik<br />
Additive Fertigung hebt<br />
IoT-Potenzial<br />
Durch die Kombination von industriellem 3D-Druck, eingebetteter<br />
Sensorik und Konnektivität haben EOS und Blackbox Solutions eine<br />
maßgeschneiderte, intelligente Knieorthese entwickelt. Diese liefert<br />
Daten zur Kniebelastung in Echtzeit und hilft so, den Heilungsprozess<br />
zu verbessern. Damit zeigt die Machbarkeitsstudie das große<br />
Potenzial intelligenter Bauteile und Anwendungen und verdeutlicht<br />
den Mehrwert <strong>additive</strong>r Fertigung.<br />
Autor: Rainer Salzberger, Digital Manufacturing Consultant, EOS<br />
■■■■■■ Es wurde schon viel über das Internet<br />
der Dinge (IoT) und die Vernetzung<br />
von Unterhaltungselektronik, Gebäudeinfrastruktur<br />
und auch Maschinenelementen<br />
berichtet. EOS, führender Technologieanbieter<br />
im industriellen 3D-Druck von Metallen<br />
und Kunststoffen, ist überzeugt, dass<br />
man das volle IoT-Potenzial durch den klugen<br />
Einsatz von <strong>additive</strong>r Fertigung ausschöpfen<br />
kann. Denn so lassen sich intelligente<br />
und vernetzte Komponenten wesentlich<br />
einfacher und zudem ökonomischer integrieren.<br />
Tatsächlich könnte die Kombination<br />
von Sensorik, Konnektivität und<br />
3D-Druck die Digitalisierung zu Anwendungen<br />
und Geschäftsszenarien führen, von<br />
denen heute – noch – niemand spricht.<br />
Die Vorteile von Sensorik und 3D-Druck<br />
Kombiniert man mechanische Designelemente<br />
mit eingebetteter Elektronik wie Mikrocontrollern,<br />
Sensoren und Konnektivität<br />
via Radiofrequenz (RF), werden diese heute<br />
als intelligente Bauteile – „Smart Parts“ –<br />
bezeichnet. Diese Bauteile ermöglichen ein<br />
maßgeschneidertes Produktdesign, das mittels<br />
hochpräziser, sicherer Datenübertragung<br />
in Echtzeit die Anforderungen spezifischer<br />
Nutzergruppen adressiert.<br />
Die <strong>additive</strong> Fertigung wiederum liefert<br />
unter anderem eine sehr hohe Gestaltungsfreiheit<br />
bei präziser Konstruktion sowie die<br />
Möglichkeit zur Funktionsintegration von<br />
Sensoren zur schnellen und gleichzeitig<br />
wirtschaftlichen Fertigung maßgeschneiderter<br />
Bauteile. Das erlaubt eine verkürzte Anlaufzeit<br />
für die Kleinserienproduktion und<br />
eine schnelle Markteinführung.<br />
Neuartige Lösung für altbekanntes Problem<br />
Dieser Ansatz lässt sich am Beispiel einer<br />
der häufigsten Knieverletzungen unter Beweis<br />
stellen: dem Kreuzbandriss. Verletzungen<br />
wie diese ziehen für gewöhnlich eine<br />
lange Genesungszeit nach sich, verbunden<br />
mit dem Risiko einer nur sehr zögerlichen<br />
Heilung oder sogar dauerhaften Beeinträchtigung.<br />
Die Gründe dafür sind in der Regel<br />
falsche Bewegungen oder eine zu starke Belastung<br />
des Knies während des Heilungsprozesses.<br />
Die Lösung wäre, Patienten direkt<br />
Rückmeldung bei falscher Belastung zu<br />
geben, ohne jedoch die Bewegungsmöglichkeiten<br />
massiv einzuschränken.<br />
Vor diesem Hintergrund haben die<br />
3D-Druckspezialisten von EOS Additive<br />
Minds gemeinsam mit den Sensorik-Experten<br />
von Blackbox Solutions eine in hohem<br />
Maße anpassbare, additiv gefertigte Knieorthese<br />
entwickelt, die mit integrierten Sensoren,<br />
der Fähigkeit zur Datenverarbeitung<br />
und RF-Konnektivität ausgestattet ist. Der<br />
Prototyp ist ein Beleg dafür, wie die verschiedenen<br />
Akteure rund um ein intelligentes<br />
Produkt wertvolle Echtzeiteinblicke<br />
Knieorthese mit integrierter Sensorik, Datenverarbeitung<br />
und RF-Konnektivität. Bild: EOS<br />
38 <strong>additive</strong> August 2019
Eine App übermittelt die Sensordaten nach nutzerspezifischen<br />
Anforderungen Bild: EOS<br />
durch Sensordaten erhalten und wie diese<br />
für alle Beteiligten vorteilhaft genutzt werden<br />
können.<br />
Die primären Anforderungen an die<br />
Knieorthese wurden durch Interviews mit<br />
allen direkt oder indirekt beteiligten Nutzern<br />
ermittelt: Man befragte Patienten, Ärzte<br />
und Medizingerätehersteller, welche Daten<br />
beziehungsweise Informationen dazu<br />
beitragen würden, die Patientenerfahrung<br />
und die ärztliche Versorgung zu verbessern.<br />
Umfassende Analyse für komplette<br />
Genesung<br />
Der entwickelte Prototyp besteht aus einer<br />
eingebetteten technischen Lösung, die sowohl<br />
das Nachrüsten bei einer vorhandenen<br />
Knieorthese mittels eines additiv gefertigten,<br />
maßgeschneiderten Ersatzgehäuses erlaubt<br />
als auch die direkte Integration in eine komplett<br />
additiv gefertigte Orthese. In allen Anwendungsfällen<br />
ist das kompakte Format<br />
der Sensoren besonders platzsparend und<br />
unterstützt damit die Leichtigkeit und Ergonomie<br />
der Knieorthese insgesamt.<br />
Die gewählte Sensortechnologie für Winkel-<br />
und Kraftmessungen vereint hohe Präzision<br />
mit einem berührungslosen Konzept,<br />
was die Integration erheblich vereinfacht.<br />
Wi-Fi- und Bluetooth-Low-Energy-Kommunikation<br />
erlauben ein Echtzeit-Monitoring.<br />
Dieses kann entweder über eine direkte<br />
WLAN-Verbindung mit der Knieorthese<br />
oder über ein mobiles Gerät, z. B. ein<br />
Smartphone, als Benutzerschnittstelle und<br />
Controller gesteuert werden.<br />
Die Datenanalyse erfolgt dann entweder<br />
auf Remote-Servern, über eine Anwendung<br />
auf einem lokalen mobilen Gerät und/oder<br />
direkt über den in der Knieorthese eingebetteten<br />
Prozessor. Wichtig ist, dass die sensiblen<br />
Daten der Nutzer auf sichere Weise vor<br />
Ort verarbeitet werden können und somit<br />
die Bestimmungen hinsichtlich Datenschutz<br />
und Privatsphäre erfüllt sind. Der Datenzugriff<br />
sowie die Analyse und Sicherung der<br />
gesammelten Informationen erfolgen über<br />
Schnittstellen, die auf die Bedürfnisse und<br />
Anforderungen der verschiedenen Nutzergruppen<br />
zugeschnitten sind.<br />
Batteriebetriebene Sensoren und vernetzte<br />
Software-Anwendungen können Patienten<br />
und Ärzte dabei unterstützen, die richtige<br />
Kniebelastung und den damit unterstützten<br />
Heilungsprozess in Echtzeit zu verfolgen<br />
und Reha-Maßnahmen nach den individuellen<br />
Patientenbedürfnissen auszurichten. Die<br />
vom intelligenten Bauteil eingehenden Echtzeitdaten<br />
ermöglichen den Herstellern einen<br />
unmittelbaren Einblick in die Nutzung und<br />
Leistung ihrer Produkte, sodass zukünftige<br />
Versionen verfeinert und verbessert werden<br />
könnten. Krankenkassen und Gesundheitsbehörden<br />
wiederum könnten die Daten nutzen,<br />
um bessere statistische Berichte über<br />
Krankheitsfälle zu erstellen.<br />
Fazit<br />
Der Orthesenprototyp mit seiner intelligenten<br />
Beobachtung des Kniegelenks zeigt an<br />
einem konkreten Beispiel das immense Potenzial,<br />
das in der Kombination von <strong>additive</strong>r<br />
Fertigung, Sensorik und Konnektivität<br />
liegt. Der industrielle 3D-Druck liefert dabei<br />
einen entscheidenden Beitrag: Dazu gehören<br />
die hohe Gestaltungsfreiheit auch bei einem<br />
kompakten und präzisen Design sowie die<br />
funktionale Integration von Sensoren. Letztere<br />
ermöglicht es, individualisierte Produkte<br />
in relativ kleinen Mengen schneller und<br />
ökonomischer herzustellen und gleichzeitig<br />
die Funktionalität des physischen Produkts<br />
kundenspezifisch zu optimieren.<br />
Dieser Ansatz kann verschiedensten<br />
Branchen als Inspiration dienen und auf<br />
zahlreiche weitere Anwendungen übertragen<br />
werden: Durch die Verwendung von intelligenten<br />
Bauteilen lassen sich be- oder<br />
entstehende Produkte weiter verbessern, die<br />
Kundenzufriedenheit steigern und neue<br />
Business Cases erschließen.<br />
■<br />
EOS GmbH<br />
www.eos.info<br />
Blackbox Solutions GmbH<br />
www.bx-s.de<br />
<strong>additive</strong> August 2019 39
02 Forschung<br />
FLM: Qualitätssteigerung von additiv gefertigten Bauteilen aus carbonfaserverstärktem PEEK<br />
Scharfe Kanten, Bohrungen<br />
und Stufen sind möglich<br />
Ziel der Zusammenarbeit des Instituts für Werkzeugmaschinen<br />
(IfW) der Universität Stuttgart und der Apium Additive Technologies<br />
GmbH war die Fertigung von Bauteilen aus Hochleistungspolymeren<br />
wie PEEK, die eine bestimmte Oberflächenqualität reproduzierbar<br />
nach dem Drucken aufweisen sollen. Für die dabei notwendige<br />
Steigerung der Oberflächenqualität sollte ein Systemansatz zur zuverlässigen<br />
und kostengünstigen Bearbeitung gefunden werden.<br />
■■■■■■ Das Fused Layer Modeling<br />
(FLM-Verfahren) hat sich in den letzten<br />
Jahren zu einem etablierten Verfahren der<br />
<strong>additive</strong>n Fertigung entwickelt. Gründe<br />
hierfür sind der wenig komplexe Aufbau des<br />
Druckprozesses, ein einfaches Handling und<br />
ein großes Spektrum an verwendbaren Materialien.<br />
Das FLM-Verfahren kann dadurch<br />
sowohl in der Industrie als auch im Kreativbereich<br />
und beim Privatanwender gut ohne<br />
große Aufwendungen eingesetzt werden. Als<br />
Werkstoff kommt ein festes, thermoplastisches<br />
Ausgangsmaterial in Drahtform (Filament)<br />
zum Einsatz [MÖHR17; BAUM17,<br />
MERZ18]. Die Anwendbarkeit der FLM-<br />
Bauteile ist jedoch durch die niedrige Wärmebeständigkeit<br />
und aufgrund unzureichender<br />
mechanischer Eigenschaften der marktüblichen<br />
Thermoplast-Filamente wie Acrylnitril-Butadien-Styrol<br />
(ABS) und Polylactid<br />
(PLA) stark eingeschränkt [MÖHR18].<br />
Eine neue Generation von Filamenten für<br />
FLM-Verfahren stellen die Hochleistungspolymere<br />
wie PEEK (Polyetheretherketon)<br />
dar. Aus diesen und ähnlichen Werkstoffen<br />
können Funktionsbauteile für unterschiedlichste<br />
Branchen (z. B. Luft- und Raumfahrt,<br />
Automobilbau, Energiesektor, Medizintechnik,<br />
Elektronikkomponenten, etc.)<br />
mithilfe von <strong>additive</strong>n Fertigungsmaschinen<br />
hergestellt werden.<br />
Häufig jedoch bestehen hohe Anforderungen<br />
an die Maßhaltigkeit oder Oberflächenbeschaffenheit<br />
von Funktionsoberflächen<br />
und Bauteilgeometrien, die beim FLM-<br />
Verfahren bislang nur unzureichend erfüllt<br />
sind. Aus diesem Grund müssen die PEEK-<br />
Bauteile mechanisch nachgearbeitet werden.<br />
Somit hängt die erreichbare Genauigkeit des<br />
Bauteils sowohl von der zugrunde liegenden<br />
<strong>additive</strong>n Fertigungstechnologie als auch<br />
von der gewählten spanabhebenden Nachbearbeitung<br />
ab.<br />
Ziel der Zusammenarbeit des IfW und<br />
der Apium Additive Technologies GmbH<br />
war die Fertigung von Bauteilen aus Hochleistungspolymeren,<br />
die eine bestimmte<br />
Oberflächenqualität reproduzierbar nach<br />
dem Drucken aufweisen sollen. Für die da-<br />
Bild 1: Modell P220 der Apium Additive<br />
Technologies GmbH. Druckbett<br />
220 x 175 mm; Düsendurchmesser<br />
0,4 mm; Filamentdurchmesser 1,75<br />
mm; Schichtdicken 0,1 bis 0,3 mm;<br />
Drucktemperatur 500° C. Bild: Apium<br />
Die Autoren<br />
H.-Ch. Möhring, T. Stehle, U. Popp (Apium GmbH),<br />
D. Becker, R. Eisseler, W. Maier,<br />
Institut für Werkzeugmaschinen (IfW),<br />
der Universität Stuttgart<br />
40 <strong>additive</strong> August 2019
ei notwendige Steigerung der Oberflächenqualität<br />
sollte ein alternativer Systemansatz<br />
zur zuverlässigen und kostengünstigen<br />
Nachbearbeitung der Bauteiloberflächen<br />
ausgearbeitet werden.<br />
Experimentelle Untersuchungen<br />
In den vorgestellten Untersuchungen wurde<br />
PEEK CF30 als zu verdruckender Werkstoff<br />
eingesetzt. Das Filament des Kunststoffs<br />
PEEK ist mit einem 30 %igen Anteil an Carbonfasern<br />
modifiziert. PEEK ist ein hochtemperaturbeständiger,<br />
thermoplastischer<br />
Kunststoff mit einem hohen Schmelzpunkt<br />
bei T S<br />
= 335 °C (reiner Kunststoff ohne Faseranteil).<br />
Zusätzlich zu der höherer Zugfestigkeit<br />
von 112 MPa, (DIN EN ISO 527-2)<br />
gegenüber nicht verstärktem PEEK-Filament<br />
(Zugfestigkeit: 99,9 MPa), lässt sich<br />
das PEEK CF30 Filament besser drucken.<br />
So verringert sich durch den Kohlefaserzusatz<br />
das Warping des Materials und das<br />
eventuelle Verstopfen der Druckdüse.<br />
Bild 2: Typische Verteilung der Rauheits-Messwerte<br />
auf der Bauteiloberseite (Messung: Zeiss AG-Koordinaten-<br />
Messmaschine des Typs MC850 unter Verwendung<br />
des Tastersystems mit Messkugelradius<br />
R = 2,5 mm. Bild: IfW<br />
Der AM (Additive Manufacturing)-Prozess<br />
wurde mithilfe eines 3D-Druckers des<br />
Typs P220 des Herstellers Apium Additive<br />
Technologies GmbH (Bild 1) mit variierten<br />
Prozessparametern mit Infill-Anteil 30 %,<br />
40 %, 50 % und Druckgeschwindigkeiten<br />
von 1200, 2000, 2800 und 3600 mm/min<br />
ausgeführt.<br />
Zuerst wurden die gedruckten Bauteile<br />
visuell qualitativ untersucht. Es wurde festgestellt,<br />
dass alle gefertigten Testbauteile mit<br />
einem Infill-Anteil von 30 % starke plastische<br />
Verformungen aufweisen. Die Testbauteile<br />
mit Infill-Anteilen von 40 % und<br />
50 %, die mit der Druckgeschwindigkeit<br />
1200 und 2000 mm/min erzeugt wurden,<br />
weisen dagegen eine hohe Ebenheit, gut ausgeformte<br />
Ecken, Kanten und Kavitäten auf.<br />
Aufgrund einer damit erreichbaren Gewichts-<br />
und Kostensenkung wurden die folgenden<br />
Untersuchungen an Bauteilen mit einem<br />
Infill-Anteil von 40 % durchgeführt.<br />
Die gedruckten Bauteile wurden anschließend<br />
auf der Deckschicht bzw.<br />
Bauteil oberseite auf einer 3D-Koordinatenmessmaschine<br />
taktil messtechnisch untersucht.<br />
Es wurde festgestellt, dass alle gedruckten<br />
Bauteiloberseiten auf der ebenen<br />
Oberfläche stark inhomogen ausfallen, wobei<br />
für die Untersuchungen der Bereich mit<br />
den niedrigsten, d. h. besten Oberflächen-<br />
rauheitswerten als Bereich A und derjenige<br />
mit den höchsten Werten als Bereich B festgelegt<br />
wurden. Daraus folgernd wurde der<br />
Bereich A als Referenz herangezogen und<br />
der Bereich B als kritischer Bereich der Bauteiloberseite<br />
betrachtet (Bild 2). Die mittleren<br />
arithmetischen Flächenrauheiten<br />
Sa der Bereiche A und B<br />
wurden anschließend mit einem<br />
optischen Infinite-Focus-Messsystem<br />
der Firma Alicona detailliert<br />
untersucht und miteinander<br />
verglichen.<br />
Dabei wurde festgestellt, dass<br />
sich die Druckgeschwindigkeit,<br />
insbesondere im kritischen Bauteilbereich<br />
B, stärker auf die<br />
Ebenheit als auf den Rauheitswert<br />
Sa auswirkt. Im Referenzbereich<br />
stieg mit der Druckgeschwindigkeit<br />
die Ebenheit von<br />
FLT = 0,25 mm auf FLT = 0,28<br />
mm (12 %) und die arithmetische<br />
Flächenrauheit vom Sa =<br />
12 μm auf Sa = 17 μm (41 %);<br />
im kritischen Bereich stieg die Ebenheit von<br />
FLT = 0,34 mm auf FLT = 0,58 mm (70%),<br />
die gemittelte arithmetische Flächenrauheit<br />
blieb dabei relativ konstant und betrug Sa =<br />
30-32 μm (Bild 3).<br />
Um die vorhandenen Rauheitswerte zu<br />
verbessern, wurde die Oberseite der Bauteile<br />
(Infill-Anteil 40 %, Druckgeschwindigkeit<br />
2000 mm/min) mithilfe einer Fräsmaschine<br />
spanend nachbearbeitet. Als Werkzeug wurde<br />
hierzu ein Planfräskopf (Durchmesser<br />
100 mm) mit sechs Schneiden verwendet.<br />
Bei der Schneidenauswahl wurde berücksichtigt,<br />
dass bei der Zerspanung von Werkstoffen<br />
mit Kohlenstofffasern ein hoher<br />
Werkzeugverschleiß und werkstoffspezifische<br />
Bearbeitungsfehler wesentliche Herausforderungen<br />
sind [PULS12, CHAR15].<br />
<strong>additive</strong> August 2019 41
02 Forschung<br />
Als Ergebnis einer diesbezüglichen Werkzeugrecherche<br />
wurden für das Fräsen des<br />
Werkstoffs PEEK-CF Schneidplatten mit<br />
polykristallinem Diamant (PKD) ausgewählt<br />
und eingesetzt (Bild 4).<br />
Spanende Nacharbeit der PEEK-Bauteile<br />
Bei der üblichen Trockenbearbeitung von<br />
CFK-haltigen Werkstoffen entstehen überwiegend<br />
feine Stäube, die sich aus Faser-<br />
schubgeschwindigkeiten vf1 = 3,15 m/min<br />
und vf2 = 6,3 m/min und mit variierter<br />
Drehzahl (n = 500 bis 2500 min -1 ) bei konstanter<br />
Schnitttiefe ap = 0,5 mm mit Hilfe<br />
einer einfachen Fräsmaschine FP4 MA gefräst.<br />
Bei dieser Maschinenauswahl sollte vor<br />
allem berücksichtigt werden, dass KMU-Firmen<br />
aus dem Bereich <strong>additive</strong> Fertigung oft<br />
nicht im Besitz von hochmodernen CNCs<br />
sind. Die Parameter des gewählten Fräsprobruchstücken<br />
und Matrixpartikeln zusammensetzen.<br />
Diese Stäube stehen im Verdacht,<br />
karzinogen zu wirken, weshalb ihre<br />
Verteilung in der Umgebungsluft für einen<br />
sicheren Betrieb von Bedeutung ist. Die Ausbildung<br />
der CFK-haltigen Stäube ist dabei<br />
stark von der gewählten Schnittgeschwindigkeit<br />
abhängig und spielt somit eine wichtige<br />
Rolle für die Arbeitssicherheit Aus diesem<br />
Grund wurde die Oberseite der PEEK<br />
CF-Bauteile mit unterschiedlichen Vor-<br />
Bild 3: Ebenheit und<br />
Rauheit der oberen<br />
Bauteiloberfläche bei<br />
verschiedenen Druckgeschwindigkeiten<br />
(Infill-<br />
Anteil 40 %). Bild: IfW<br />
Bild 4: Fräsen der PEEK-CF-<br />
Bauteiloberfläche, links: Position<br />
des Werkzeugs, rechts:<br />
PKD-Schneiden auf dem Fräskopf.<br />
Bild: IfW<br />
Bild 5: Ablagerung von Spänen und Staub.<br />
Links: feine kurze Späne ca. 1-5 mm (vf = 3,15 m/min; n = 1000 min -1 ); rechts: Späne ca. 5-15 mm (vf = 6,3 m/min; n = 2500 min -1 ).<br />
Bild: IfW<br />
42 <strong>additive</strong> August 2019
zesses entsprachen den allgemeinen Empfehlungen<br />
zur spanenden Bearbeitung von<br />
Kunststoffbauteilen aus der Literatur<br />
[SAHL18]. Bei der Auswertung konnte festgestellt<br />
werden, dass sich bei höheren Vorschubgeschwindigkeiten<br />
(hier: v f2<br />
= 6,3<br />
m/min und Drehzahlen n > 1500 min -1 ) wesentlich<br />
längere Späne als bei niedrigeren<br />
Vorschubgeschwindigkeiten (v f1 = 3,15<br />
m/min, n = 500 bis 1500 min -1 ) bildeten<br />
(Bild 5).<br />
Höhere Vorschubgeschwindigkeiten<br />
wirken sich positiv aus<br />
Darüber hinaus sah die Bauteiloberfläche<br />
nach dem Fräsvorgang „sauber“ aus und<br />
die Späne verteilten sich überwiegend auf<br />
der Spannvorrichtung und auf dem Maschinentisch.<br />
Somit kann man feststellen, dass<br />
sich höhere Vorschubgeschwindigkeiten<br />
beim Fräsen von additiv gefertigten CFK-<br />
CF-Bauteilen positiv auf die Prozesssicherheit<br />
auswirken.<br />
Ferner ist anzumerken, dass eine weitere<br />
Steigerung der Bearbeitungsparameter maschinenbedingt<br />
begrenzt möglich war. Die<br />
bearbeiteten Oberflächen wurden nach der<br />
Kooperationspartner<br />
Die Apium Additive Technologies GmbH in Karlsruhe<br />
und das Institut für Werkzeugmaschinen (IfW)<br />
Universität Stuttgart sind Kooperationspartner im<br />
Rahmen eines vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit<br />
und Wohnungsbau Baden-Württemberg geförderten<br />
Innovationsgutscheins zum Thema Qualitätssicherung<br />
von FFF (Fused Filament Fabrication) – Bauteilen.<br />
Fräsbearbeitung erneut vermessen und ausgewertet.<br />
Hierbei konnte festgestellt werden,<br />
dass bei allen untersuchten Bearbeitungsparametern<br />
die Oberflächenflächenqualität<br />
wesentlich verbessert wurde. Darüber<br />
hinaus fielen im Vergleich zu den nicht<br />
nachbearbeiteten Bauteilen nur noch minimale<br />
Unterschiede zwischen den beiden zuvor<br />
genannten Bereichen A und B auf. Die<br />
mittlere arithmetische Flächenrauheit Sa im<br />
Bereich B der gefrästen Bauteilen lag zwischen<br />
27 und 30 μm und die Ebenheit bei<br />
FLT = 176,8 bis 180,4 μm. Im Bereich A<br />
(Referenzbereich) lag Sa entsprechend zwischen<br />
12 und 13 μm und FLT = 148, 4 bis<br />
151, 3 μm.<br />
Zusammenfassung<br />
Bei der <strong>additive</strong>n Herstellung im FLM-Verfahren<br />
von faserverstärkten Bauteilen mit<br />
dem Hochleistungskunststoff PEEK CF mit<br />
3D-Drucker P220 der Fa. Apium Additive<br />
Technologies GmbH konnten bereits mit<br />
wenigen Optimierungsschritten gute Druckergebnisse<br />
erzielt werden. Die Qualität der<br />
gefertigten Bauteile hängt jedoch stark von<br />
den Druckparametern wie Infill-Anteil und<br />
Druckgeschwindigkeit ab. Mit Druckgeschwindigkeiten<br />
im Bereich von 1200 bis<br />
2000 mm/min bei einem Infill-Anteil von ><br />
40 %) lassen sich auch durchaus komplexe<br />
konstruktive Details wie scharfe Kanten,<br />
Bohrungen, Stufen mit einem hohen Genauigkeitsgrad<br />
gut ausformen.<br />
Wenn jedoch eine hochpräzise Bauteil -<br />
oberflächengeometrie erreichen werden soll,<br />
so kann für die Nachbearbeitung beispielsweise<br />
das Planfräsen erfolgreich eingesetzt<br />
werden. Als Schneidstoff sollte aufgrund der<br />
hochabrasiven Kohlenstofffaser ein verschleißfestes<br />
Material wie z. B. PKD angewendet<br />
werden. Für die qualitative Nachbearbeitung<br />
sind hohe Vorschubgeschwindigkeiten<br />
(vf f > 3,14 m/min) und Drehzahlen<br />
(n > 1000 min -1 ) zu wählen. ■<br />
Institut für Werkzeugmaschinen (IfW),<br />
Universität Stuttgart<br />
www.ifw.uni-stuttgart.de<br />
Literatur<br />
·<br />
·<br />
·<br />
·<br />
·<br />
·<br />
·<br />
·<br />
[BAUM17] Baumann, Florian; Scholz, Julian; Fleischer,<br />
Jürgen: Investigation of a New Approach for<br />
Additively Manufactured Continuous Fiber-reinforced<br />
Polymers. In: Procedia CIRP 66, S. 323-328,<br />
2017<br />
[DGUV19] DGUV-Infoblatt (2019). Online:<br />
https://www.dguv.de/medien/fb-holzundmetall/<br />
publikationen-dokumente /infoblaetter/infobl_deutsch/074_cfk_materialien.pdf],<br />
abgerufen<br />
am 19.05.2019<br />
[CHAR15] Chardon G.; Klinkova O; Rech J.; Drapier<br />
S; Bergheau J-M. (2015) Characterization of friction<br />
properties at the work material/cutting tool interface<br />
during the machining of randomly structured<br />
carbon fibers reinforced polymer with Poly Crystalline<br />
Diamond tool under dry conditions. In: Tribology<br />
International (81), S. 300-308<br />
[MERZ18] S. Merz, W. Maier, F. Baumann, Q. Spiller,<br />
H.-C. Möhring, J. Fleischer: 3D-Print-Cloud Baden-<br />
Württemberg – Eine offene Plattform für die Prozesskette<br />
der Additiven Fertigung. wt-online 7/8<br />
2018.<br />
[MÖHR17] Möhring, Hans Christian.; Maier, Walther;<br />
Grötzinger, Karl: Konstruktion und Designmerkmale<br />
additiv gefertigter Bauteile – Teileanzahl<br />
reduziert und Flexibilität erhöht. In: mav – Innovation<br />
in der spanenden Fertigung. 10/2017. Konradin<br />
Mediengruppe. S. 64-66.<br />
[MÖHR18] Möhring, H.-M.; Stehle, T.; Becker, D.;<br />
Eisseler, R.: Qualität von additiv hergestellten PLA-<br />
Bauteilen. In wt Werkstattstechnik online Ausgabe 6<br />
(2018).<br />
[PULS12] Puls H.; Klocke F.; Lung D. (2012) A new<br />
experimental methodology to analyse the friction<br />
behaviour at the tool-chip interface in metal cutting.<br />
In: Production engineering 6 (4-5), S. 349-354<br />
[SAHL18] Sahlberg GmbH (2018): Empfehlungen<br />
zur spanabhebenden Bearbeitung von Kunststoffen<br />
https://www.sahlberg.de/files/Bilder/Sahlberg/Ka<br />
taloge/SAHLBERG_Bearbeitungsrichtlinien_Kunststoffe.pdf/<br />
abgerufen am 30.10.2018<br />
<strong>additive</strong> August 2019 43
03 Qualitätssicherung<br />
Neue Norm dient als Richtschnur<br />
Serienreife Fertigungsqualität<br />
sicherstellen<br />
Großserien fordern Anwender <strong>additive</strong>r Fertigungsverfahren<br />
wie dem pulverbettbasierten Laserstrahlschmelzen<br />
immer wieder heraus. Fehlende Erfahrungswerte, unausgereifte<br />
Prozesse oder nicht standardisierte Werkstoffe<br />
sind dafür die Gründe. TÜV SÜD Product Service zeigt,<br />
wie Zertifizierungen und eine neue Norm weiterhelfen.<br />
■■■■■■ Mit höheren Stückzahlen wachsen meist die<br />
sicherheitstechnischen, rechtlichen und wirtschaftlichen<br />
Produktrisiken. Aus Qualitätsmängeln können kostenintensive<br />
Nacharbeit oder Rückrufe resultieren. Um<br />
dem entgegenzuwirken, ist die Reproduzierbarkeit und<br />
Rückverfolgbarkeit der Produktqualität entscheidend.<br />
Auch sollte der Herstellungsprozess exakt definiert sein.<br />
Die Qualifizierung der Mitarbeiter, wie Bediener, Ingenieure,<br />
QM-Manager, Vertriebsmitarbeiter und Projektleiter,<br />
zählt ebenfalls dazu.<br />
Zu qualifizieren sind der Betrieb der Anlage, das<br />
Ausgangsmaterial und dessen Management sowie der<br />
Fertigungsprozess selbst. Die Dokumentation sollte, neben<br />
der Wartung und der Kalibrierung der Anlagen und<br />
Prozesse, die Historie zu den Werkstoffen und Bauteilen<br />
sowie CAD-Prozesse und ein reproduzierbares Datenhandling<br />
beinhalten. Unabdingbar sind Prozessbeschreibungen<br />
beispielsweise in Form von Arbeitsanweisungen<br />
und Laufkarten – samt der zugehörigen Qualitätskenngrenzen<br />
(Mindestanforderungen). Die Fertigung ist mittels<br />
Stichproben und Materialanalysen kontinuierlich<br />
zu überwachen.<br />
DIN SPEC 17071 hilft<br />
Eine DIN SPEC als Vorläufer für eine spätere DIN-<br />
Norm hilft dabei, frühzeitig die Qualitätsanforderungen<br />
an neue Technologien und Verfahren zu definieren. Die<br />
technologisch und operativ nötige Qualitätskontrolle<br />
anhand DIN SPEC 17071 („Anforderungen an die Herstellung<br />
von Bauteilen mittels <strong>additive</strong>r Fertigung – Leitfaden<br />
für qualitätsgesicherte Prozesse“) ermöglicht<br />
selbst kleinen und mittleren Unternehmen, eine Fertigungsreife<br />
für höhere Stückzahlen aufzubauen. Die Publikation<br />
erfolgt im dritten Quartal 2019.<br />
Mit ihr minimieren Unternehmen Risiken und machen<br />
Investitionen in neue Produktionslinien transparent,<br />
anstatt versuchsweise oder intuitiv vorzugehen.<br />
Das erleichtert die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle<br />
– wie zum Beispiel dezentrale Fertigungsstätten mit verkürzten<br />
Lieferzeiten. Die DIN SPEC 17071 wird derzeit<br />
in einem Konsortium mit den Unternehmen Deutsche<br />
44 <strong>additive</strong> August 2019
Großserien fordern Anwender <strong>additive</strong>r Fertigungsverfahren<br />
wie dem pulverbettbasierten Laserstrahlschmelzen<br />
immer wieder heraus. Bild: i3d/Shutterstock<br />
Bahn, Siemens und MT Aerospace entwickelt. Der TÜV<br />
SÜD übernimmt die Projektleitung.<br />
Neben dem TÜV SÜD Product Service und dem<br />
Deutschen Institut für Normung (DIN NA 145 Additive<br />
Fertigung) arbeiten Gremien wie das Joint Committee<br />
von ISO (ISO/TC 261) und ASTM (F42) mit unterschiedlichen<br />
Marktteilnehmern an weiteren Standards.<br />
Ein Beispiel ist die ISO/ASTM 52920 (Entwurf) zur<br />
Konformitätsbewertung <strong>additive</strong>r Fertigungsstätten innerhalb<br />
industrieller Fertigungsumgebung. Ziel der ISO/<br />
ASTM Standards ist es, Unternehmen den Aufbau industrieller<br />
Fertigungskapazitäten für Großserien auch<br />
auf dem globalen Markt zu erleichtern.<br />
Regulierte Branchen<br />
Für regulierte Branchen wie Luftfahrt, Medizin, Mobilität<br />
oder Druckgeräte und sonstige sicherheitsrelevante<br />
Bauteile müssen besonders hohe Anforderungen erfüllt<br />
werden. Noch stärker im Fokus stehen dabei die Materialprüfung,<br />
eine transparent und reproduzierbar dokumentierte<br />
Maschinenabnahme sowie die gesamte Führung<br />
des Fertigungsprozesses.<br />
Um die zusätzlichen Anforderungen zu erfüllen, bietet<br />
der TÜV SÜD Prüfungen und Zertifizierungen für<br />
Ausgangsmaterialien und Bauteile, Risikomanagement,<br />
Designverifizierung sowie eine Prozessketten- und Produktzertifizierung,<br />
aber auch die Prüfung der Sicherheit<br />
und Leistungsfähigkeit von 3D-Druck-Hardware. Hierunter<br />
fallen beispielsweise die mechanischen Systemeigenschaften<br />
in Kombination mit einem Parametersatz<br />
oder die Benutzerfreundlichkeit einer Anlage.<br />
Ein Beispiel für eine geregelte Branche ist der Personen-<br />
und Güterverkehr. Als größtes Verkehrsunternehmen<br />
Mitteleuropas unterhält die Deutsche Bahn eine<br />
heterogene Fahrzeugflotte und die zugehörige Infrastruktur.<br />
Um Stillstände und Ausfälle zu vermeiden, ist<br />
die Verfügbarkeit einer großen Bandbreite an Ersatzteilen<br />
entscheidend – für Fahrzeuge und Anlagen verschiedener<br />
Hersteller und aus unterschiedlichen Baujahren.<br />
Vor allem bei zunehmend abgekündigten oder immer<br />
schwerer zu beschaffenden Komponenten wächst der<br />
Bedarf an additiv fertigenden Zulieferern.<br />
Zertifizierung „Additive Manufacturer“<br />
Einkäufer, die sicher sein wollen, dass der Auftragsfertiger<br />
alle nötigen Standards implementiert hat, orientieren<br />
sich an Prüfzeichen. Die Zertifizierung „Additive<br />
Manufacturer“ des TÜV SÜD Product Service ist ein<br />
unabhängiges Begutachtungsverfahren für gesicherte<br />
Fertigungsqualität. Dadurch wird nicht nur die Reproduzierbarkeit<br />
und Rückverfolgbarkeit der Produktqualität<br />
nachgewiesen, sondern auch ein durch Standards<br />
definierter Herstellungsprozess.<br />
Das Prüfprogramm umfasst je nach Anwendung bis<br />
zu 250 Kriterien und basiert zu 40 Prozent auf bereits<br />
veröffentlichten Additive-Manufacturing-Standards.<br />
Zugleich bezieht der TÜV SÜD Product Service bereits<br />
heute die in DIN SPEC 17071 definierten Anforderungen<br />
mit ein.<br />
Für die Zertifizierung ziehen die TÜV-SÜD-Experten<br />
technologieübergreifende Standards, wie die ISO/ASTM<br />
Die Zertifizierung<br />
„Additive Manufacturer“<br />
von TÜV SÜD<br />
Product Service ist ein<br />
unabhängiges Begutachtungsverfahren<br />
für gesicherte<br />
Fertigungsqualität.<br />
Bild: TÜV SÜD<br />
52901 („Anforderungen an die Beschaffung“) oder die<br />
ISO 17296-3 („Haupteigenschaften und Prüfverfahren“)<br />
heran. Je nach Branche kommen zusätzlich technologiespezifische<br />
Standards zum Einsatz; für die Luftfahrt<br />
beispielsweise künftig die ISO/ASTM DIS 52942.<br />
Diese definiert die Qualifikation von Bedienern pulverbettbasierter<br />
Laserstrahlanlagen für Luft- und Raumfahrtanwendungen.<br />
Gesicherte Qualitätsbasis<br />
Die Zertifizierung „Additive Manufacturer“ kann ausschließlich<br />
von Unternehmen erreicht werden, die mit<br />
industriell einsetzbaren Fertigungsverfahren arbeiten.<br />
Beispiele dafür sind pulverbettbasiertes Laserstrahlschmelzen<br />
und -sintern, Materialextrusionsverfahren<br />
oder die badbasierte Photopolymerisation. Ähnlich der<br />
DIN EN ISO 3834 für die Schweißtechnik handelt es<br />
sich bei der Zertifizierung „Additive Manufacturer“ um<br />
die Basis für die Qualitätssicherung von Bauteilen und<br />
Konstruktionen. Sie ersetzt keine Produktzertifizierungen<br />
für sicherheitsrelevante Bauteile. Branchen- oder<br />
bauteilspezifische Zusatzanforderungen einer Produktzulassung<br />
in geregelten Bereichen erfordern weitere Prüfungen.<br />
Der TÜV SÜD unterstützt auch hier Unternehmen<br />
und Anwender mit Dienstleistungen, Zertifizierungen,<br />
Trainings und digitalen Services über die gesamte<br />
<strong>additive</strong> Fertigungskette hinweg.<br />
■<br />
TÜV SÜD Product Service GmbH<br />
www.tuev-sued.de<br />
<strong>additive</strong> August 2019 45
03 Qualitätssicherung<br />
High-Speed Imaging bereitet Wege zur Optimierung<br />
Prozessbeobachtung in der<br />
<strong>additive</strong>n Fertigung<br />
Für pulverbasierte <strong>additive</strong> Fertigungsverfahren ist der<br />
Weg in die Serienproduktion vorgezeichnet. Die Verfahren<br />
werden daher fortlaufend optimiert. So wird beispielsweise<br />
der laserinduzierte Schmelzprozess des Pulvers überwacht<br />
und näher untersucht. Digitale Hochgeschwindigkeitskameras<br />
liefern dafür die Bilddaten.<br />
■■■■■■ Für das ortsgenaue Aufschmelzen des Pulvers<br />
bei den pulverbasierten <strong>additive</strong>n Fertigungsverfahren<br />
werden industrieübliche CW-Laser (Continuous<br />
Wave Laser) verwendet. Deren Laserstrahl wird über<br />
leistungsstarke Galvanometer-Scanner kontrolliert. Die<br />
Art und Qualität der Belichtung durch den Laserstrahl<br />
und das dadurch induzierte Aufschmelzen des Pulvers<br />
haben großen Einfluss auf die Eigenschaften des Werkstücks,<br />
etwa auf dessen Dichte und Oberflächenbeschaffenheit.<br />
Die Steuerungsparameter des Lasers wirken sich<br />
auch auf die Aufbaugeschwindigkeit während des<br />
3D-Drucks aus. Eine optimierte Prozessüberwachung<br />
und -kontrolle an der Stelle des Aufschmelzens kann somit<br />
die Qualität des Prozesses und des Produktes positiv<br />
beeinflussen. Aus diesem Grunde widmen Wissenschaftler<br />
wie Tobias Kolb am Lehrstuhl für Photonische Technologien<br />
der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-<br />
Nürnberg ihre Aufmerksamkeit diesen in schneller Folge<br />
auf kleinstem Raum ablaufenden Vorgängen.<br />
Koaxiale Prozessüberwachung<br />
„Im Rahmen unseres Forschungsvorhabens untersuchen<br />
wir mittels koaxialer Prozessüberwachung die<br />
thermische Strahlung, die beim Aufschmelzen des Pulvers<br />
entsteht“, fasst Tobias Kolb in einem Satz zusammen,<br />
was in der Realität ein aufwendiges Unterfangen<br />
ist. Denn neben dem komplexen theoretischen Hintergrund,<br />
den es zu beherrschen gilt, ist der instrumentelle<br />
Einsatz im Labor erheblich.<br />
Dort zeichnen koaxial integrierte, die Optik des Lasers<br />
nutzende Hochgeschwindigkeitskameras die thermische<br />
Strahlung auf, die während des Aufschmelzens<br />
des Pulvers emittiert wird. „Mithilfe der Hochgeschwindigkeitskameras<br />
erhalten wir eine hohe zeitliche<br />
und räumliche Auflösung und können Rückschlüsse auf<br />
Die neue superschnelle Eo-Sens 1.1 CXP2 von Mikrotron.<br />
Bild: Mikrotron<br />
stattfindende Prozessschwankungen, Oberflächenrauheit<br />
im Prozess oder im Pulverbett liegende Spritzer ziehen“,<br />
erklärt Tobias Kolb.<br />
Strahlung im Wellenlängenbereich von<br />
700 bis 950 Nanometer<br />
Für die Untersuchungen werden CMOS-Kameras des<br />
Typs Eo-Sens CL von Mikrotron verwendet. Mit ihrer<br />
Hilfe lassen sich Informationen über die Größe und<br />
Form des Schmelzbades und über die Intensitätsverteilung<br />
der thermischen Strahlung gewinnen. Im optischen<br />
System, durch welches der Prozess beobachtet wird, befindet<br />
sich ein dichroitischer Spiegel, der die thermische<br />
Strahlung im Wellenlängenbereich von 700 bis 950 Nanometer<br />
zum Kamerasensor transmittiert.<br />
Da der Prozess mit Scan-Geschwindigkeiten von<br />
mindestens 500 mm/s bis über 1000 mm/s abläuft, muss<br />
mit einer Aufnahmefrequenz von mehr als 10 kHz gearbeitet<br />
werden. Nur so ist die erforderliche hohe räumliche<br />
Auflösung zu erreichen. „Um eine Auflösung zu er-<br />
46 <strong>additive</strong> August 2019
„Wir arbeiten an der Weiterentwicklung von Bildverarbeitungssoftware,<br />
um diese Daten auszuwerten“, ergänzt<br />
Tobias Kolb. „Damit könnte in Zukunft ein geregelter<br />
Prozess entstehen, mit dem sich während des<br />
Drucks Fehlstellen erkennen lassen, die dann in den folgenden<br />
Schichten durch Laser-Polieren oder andere Methoden<br />
ausgeglichen werden können.“<br />
Ausblick<br />
Moderne Hochgeschwindigkeitskameras von Mikrotron können<br />
das liefern, was für eine optimierte Prozessanalyse gebraucht wird.<br />
Bild: Mikrotron<br />
halten, die in der Größenordnung des Schmelz bades<br />
von etwa 100 Mikrometern liegt, wird eine Aufnahmefrequenz<br />
von 10 bis 15 kHz benötig“, beschreibt Tobias<br />
Kolb die besonderen Anforderungen an die Kameras.<br />
„Wir fokussieren das Schmelzbad mit einer Makrooptik<br />
und beobachten den Prozess mit einem auf 100 x 100<br />
Pixeln reduzierten Aufnahmebereich des Sensors, um<br />
diese hohe Aufnahmefrequenz zu er reichen.“<br />
Es entsteht ein enormes Datenvolumen mit Informationen<br />
über das Schmelzbad. Dieses Datenvolumen<br />
muss in kürzester Zeit verarbeitet werden. Daher werden<br />
die vom Bildsensor gelieferten Signale mittels<br />
FPGA-Chips (FPGA = Field Programmable Gate Array)<br />
vorausgewertet. Aus jedem Kamerabild wird ein Vektor<br />
erzeugt, der Eigenschaften des Bildes beschreibt. Diese<br />
Informationen werden anhand der Daten des Scanner-<br />
Systems einer genauen räumlichen Position zugeordnet.<br />
Daraus werden Schicht für Schicht Abbilder der thermischen<br />
Strahlung erzeugt. Diese Bilder werden dann analysiert.<br />
Moderne Hochgeschwindigkeitskameras von Mikrotron<br />
können das liefern, was für eine optimierte Prozessanalyse<br />
beim Selective Laser Melting (SLM), dem<br />
Direct Metal Laser Sintering (DMLS) oder dem Selec -<br />
tive Laser Sintering (SLS) gebraucht wird. Auch weitere<br />
Laseranwendungen wie etwa das Laser-Schweißen oder<br />
das Löten und Bohren mit Lasern, die ebenfalls zur Herstellung<br />
moderner Produkte auf der Basis innovativer<br />
Technologien und Materialien zum Einsatz kommen,<br />
ließen sich durch die schnelle Prozessanalyse in vergleichbarer<br />
Weise verbessern.<br />
Mit laserbasierten Fertigungsmethoden hergestellte<br />
Werkstücke werden immer komplexer, leichter und robuster.<br />
Sie werden bald in jedem Automobil, in jedem<br />
Flugzeug und in zahllosen Produkten von der Medizintechnik<br />
bis hin zu hochwertigen Gebrauchsgütern unverzichtbar<br />
sein. In den schnellen und weiter verfeinerten<br />
Produktionserfahren werden noch schnellere Hochgeschwindigkeitskameras<br />
wie beispielsweise die neue<br />
Eo-Sens 1.1 CXP oder die neue superschnelle Eo-Sens<br />
1.1 CXP2 von Mikrotron die Prozessüberwachung und<br />
-regelung optimieren.<br />
Beide Kameras werden über eine Auflösung von<br />
1,1 Megapixeln und eine Empfindlichkeit von<br />
20 V/lux·s bei einer Lichtwellenlänge von 550 nm verfügen.<br />
Bei reduziertem ROI erreicht die Eo-Sens 1.1<br />
CXP eine Bildrate von bis zu 80 000 fps. Die EoSens 1.1<br />
CXP2, die mit einer CoaXPress V2.0 Schnittstelle ausgestattet<br />
sein wird, liefert bei reduziertem ROI sogar<br />
Bildfrequenzen bis 150 000 fps.<br />
Dem Ziel, Produktionsabläufe auf der Basis extrem<br />
schnell gewonnener und ausgewerteter Bildinformationen<br />
zu verbessern, kommen die Experten in den Unternehmen<br />
mit den neuen Kameramodellen einen großen<br />
Schritt näher.<br />
■<br />
Mikrotron GmbH<br />
www.mikrotron.de<br />
<strong>additive</strong> August 2019 47
04 Post-Processing<br />
Gleitschleifen – Trowalisieren – Strahlen für glatte Oberflächen<br />
Glätten von<br />
3D-Druck-Bauteilen<br />
3D-gedruckte Bauteile weisen nach der Herstellung häufig nicht<br />
die gewünschte Oberflächenqualität auf. Selbst bei modernsten<br />
Präzisionsdruckern sind Spuren der Produktion in Form rauer Oberflächen<br />
oder Rillen zu sehen. Für das Glätten von 3D-Druck-Teilen<br />
können unterschiedliche Verfahren zur Nachbearbeitung genutzt<br />
werden. Besonders geeignet sind das Gleitschleifen bzw. Trowalisieren<br />
und das Strahlen.<br />
Autor: Bernd Dörfler, Geschäftsführung, Dörfler & Schmidt Präzisionsfinish GmbH<br />
■■■■■■ Gleitschleifen/Trowalisieren:<br />
Beim Gleitschleifen werden die gedruckten<br />
Bauteile zusammen mit Schleifkörpern in<br />
einen Behälter gegeben. Das Bauteil-Schleifkörper-Gemisch<br />
wird in Bewegung versetzt,<br />
wodurch die Oberfläche der Bauteile geschliffen<br />
wird. Es gibt unterschiedliche Arten<br />
des Gleitschleifens wie bspw. das Fliehkraftgleitschleifen,<br />
Vibrationsgleitschleifen<br />
oder Schleppschleifen. Ausschlaggebend für<br />
eine optimale Bearbeitung ist die Wahl der<br />
richtigen Anlagentechnik. Zudem müssen<br />
die eingesetzten Schleifkörper auf das zu bearbeitende<br />
Bauteil abgestimmt sein.<br />
Strahlen: Beim Strahlen werden kleine<br />
Partikel, meist aus Glas, Korund oder<br />
Kunststoff mit hohem Druck auf das<br />
3D-Druck-Teil geschleudert. Dadurch werden<br />
Rauheitsspitzen eingeebnet und die<br />
Oberfläche geglättet. Mit diesem Verfahren<br />
können auch Werkstücke mit sehr kom -<br />
plexen Geometrien homogen bearbeitet<br />
werden.<br />
Auch beim Gleitschleifen kommt eine<br />
Vielzahl unterschiedlicher Verfahrensmittel<br />
zum Einsatz. Meist werden kunststoff- oder<br />
keramikgebundene Schleifkörper zusammen<br />
mit Schleif- oder Polierpasten verwendet.<br />
In Abhängigkeit des Bauteils wird die<br />
Schleifkörpergeometrie (beispielsweise Pyramide,<br />
Kegel oder Zylinder) gewählt.<br />
Bearbeitung in Abhängigkeit vom<br />
Druckverfahren sowie Material<br />
Welches Verfahren bzw. Verfahrensmittel<br />
für die Nachbearbeitung am besten geeignet<br />
ist, hängt von den eingesetzten Druckverfahren<br />
und Filament ab.<br />
Fused Deposition Molding (FDM): Obwohl<br />
FDM zu den meist genutzten Druckverfahren<br />
zählt, ist die erreichbare Bauteil -<br />
oberflächenqualität eher mittelmäßig. An<br />
den äußeren Schichten können häufig deutliche<br />
Rillen wahrgenommen werden. Bei einer<br />
nicht optimal aufeinander abgestimmten<br />
Produktion entsteht an der Schichtwechselstelle<br />
eine Wulst (Z-Naht).<br />
Die Oberfläche von FDM-Bauteilen ist<br />
jedoch nahezu porenfrei. Dadurch sind die<br />
Im FDM-<br />
Verfahren<br />
hergestellte<br />
Bauteile aus<br />
ABS:<br />
Oben: Rohteil,<br />
Ra 15 μm;<br />
unten: gleit -<br />
geschliffen,<br />
Ra 2,4 μm.<br />
Bild: Dörfler & Schmidt<br />
Verfahrensmittel sind ausschlaggebend<br />
Neben den Verfahren ist die Wahl der passenden<br />
Verfahrensmittel essenziell. Die Verfahrensmittel<br />
müssen individuell auf das<br />
Werkstück abgestimmt werden. Nur so<br />
können optimale Oberflächen auf additiv<br />
gefertigten Teilen hergestellt werden. Beim<br />
Strahlen nutzt Dörfler & Schmidt alle am<br />
Markt erhältlichen Strahlmittel. Neben<br />
Glasperlen, Korund und Kunststoff werden<br />
bspw. Stahl oder Naturstoffe verwendet.<br />
48 <strong>additive</strong> August 2019
Bauteile gut für die Oberflächenbearbeitung<br />
geeignet. Das Gleitschleifen eignet sich besonders<br />
gut. Rillen oder Z-Nähte können<br />
damit schnell und effektiv abgetragen werden.<br />
Ob ABS (Acrylnitril-Butadien-Styrol),<br />
PLA (Polylactid) oder Nylon (Polyamid) –<br />
unter Verwendung der richtigen Schleifkörper,<br />
können die Oberflächen deutlich verbessert<br />
werden.<br />
Selektives Lasersintern (SLS) oder Multi<br />
Jet Fusion (MJF von HP): Bauteile, die im<br />
SLS- oder MJF-Verfahren gefertigt werden,<br />
weisen ebenfalls eine eher mittelmäßige<br />
Oberflächenqualität auf. Die Rauheit ist relativ<br />
hoch, kann jedoch durch eine Nachbearbeitung<br />
deutlich reduziert werden. In Abhängigkeit<br />
des Druckmaterials nutzt Dörfler<br />
Für das Glätten 3D-gedruckter Teile<br />
können unterschiedliche Verfahren<br />
zur Nachbearbeitung genutzt werden –<br />
wie etwa das Gleitschleifen.<br />
Bild: Dörfler & Schmidt<br />
& Schmidt für die Oberflächenbearbeitung<br />
das Gleitschleifen oder Strahlen. Bauteile<br />
aus Metall (Werkzeugstahl, Edelstahl, Aluminium,<br />
Kupfer, Cobalt-Chrom oder Inconel)<br />
können am besten mittels Gleitschleifen<br />
Im MJF-Ver -<br />
fahren hergestellte<br />
Bauteile<br />
aus PA12.<br />
Oben: Rohteil,<br />
Ra 11 μm;<br />
Mitte: gleit -<br />
geschliffen,<br />
Ra 1,5 μm;<br />
unten: gestrahlt,<br />
Ra 2,5 μm.<br />
Bild: Dörfler & Schmidt<br />
bzw. Trowalisieren aufbereitet werden. Für<br />
Bauteile aus Kunststoff wie reinem Polyamid<br />
(PA), Polyamid-Gemischen, Polystyrol<br />
oder Thermoplastischem Polyurethan (TPU)<br />
eignet sich auch das Strahlen.<br />
Multi Jet Modeling (MJM): Bauteile die<br />
im MJM-Verfahren hergestellt werden, weisen<br />
bereits eine relativ gute Oberflächenqualität<br />
auf. Dennoch sind oft die einzelnen<br />
Schichten an der Oberfläche zu sehen. Da<br />
die Bauteile weitgehend porenfrei sind, können<br />
diese durch das Gleitschleifen effektiv<br />
nachgearbeitet werden. Eine deutlich reduzierte<br />
Oberflächenrauheit ist das Ergebnis.<br />
Stereolithografie (SLA): Die Oberflächenqualität<br />
variiert bei SLA-Bauteilen stark in<br />
Abhängigkeit der Ausrichtung im Drucker.<br />
Die Oberseite weist nach dem Drucken relativ<br />
gute Oberflächen mit niedrigen Rauheitswerten<br />
auf. Die Unterseite ist jedoch aufgrund<br />
der Supportstrukturen sehr rau. Auch<br />
die Schichten (auf der Z-Ebene) sind wahrnehmbar.<br />
SLA-Bauteile lassen sich infolge<br />
der weitgehenden Porenfreiheit bestens im<br />
Gleitschleifverfahren nachbearbeiten.<br />
Oberflächenbearbeitung von<br />
3D-Druck-Teilen beim Experten<br />
Bei Dörfler&Schmidt werden zunehmend<br />
additiv gefertigte Bauteile aus unterschiedlichsten<br />
Materialien bearbeitet. Dank des<br />
großen Maschinenparks mit unterschiedlichsten<br />
Gleitschleif-Anlagentypen und des<br />
breiten Spektrums an Verfahrensmitteln<br />
kann das Unternehmen den für das jeweilige<br />
Bauteil am besten passenden Prozess definieren<br />
und anwenden. Zahlreiche Hersteller<br />
additiv gefertigter Bauteile nutzen diesen<br />
Service und lassen ihre Bauteile bei Dörfler<br />
& Schmidt nachbearbeiten.<br />
■<br />
Dörfler & Schmidt Präzisionsfinish GmbH<br />
https://doerfler-schmidt.de<br />
<strong>additive</strong> August 2019 49
05 Digitalisierung<br />
Mit der neuen Version<br />
lässt sich die Wärmediffusion<br />
simulieren, wodurch<br />
sich eine Überhitzung<br />
während des<br />
Druckprozesses verhindern<br />
lässt. Bild: Materialise<br />
Neue Software-Version verbessert die Einbindung des 3D-Drucks in Produktionskette<br />
Bis zu neunmal schneller<br />
simulieren<br />
In den Softwarelösungen und 3D-Druck-Dienstleistungen von<br />
Materialise stecken fast drei Jahrzehnte 3D-Druck-Erfahrung. Mit<br />
der zweiten Version der Simulationssoftware Materialise Simulation<br />
2.0 finden Anwender bis zu neunmal schneller eine optimale Lösung.<br />
Die Software Materialise Streamics 8 verbessert die Einbindung<br />
des 3D-Drucks in eine industrielle Produktionskette.<br />
■■■■■■ Die Materialise-Simulations-2.0-<br />
Software bietet nicht nur erhebliche Geschwindigkeitsverbesserungen<br />
und erweiterte<br />
Simulationsfunktionen, sondern vereinfacht<br />
auch die Verwaltung der Simulation.<br />
Mit der Software, die als optionales Modul<br />
mit Materialise Magics 23 erhältlich ist,<br />
können Bediener einen virtuellen Prototypen<br />
erstellen und so das Verhalten eines<br />
Teils während der physischen Produktion<br />
vorhersagen und analysieren. Die Software<br />
trägt so dazu bei, den Druckauftrag vorab<br />
zu optimieren, und die Anzahl von Fehlern<br />
und kostspieligen Nachdrucken zu reduzieren.<br />
Materialise Simulation 2.0 verarbeitet<br />
Daten bis zu neunmal schneller und kann<br />
auch größere Dateien verarbeiten. Zu den<br />
neuen Simulationsfunktionen gehört die<br />
Bauteilkompensation, mit der Anwender die<br />
wärmebedingte Bauteilverformung vorhersagen<br />
und kompensieren können. Mit der<br />
neuen Version lässt sich zudem die Wärmediffusion<br />
simulieren, wodurch sich eine<br />
Überhitzung während des Druckprozesses<br />
verhindern lässt.<br />
Kostspielige Testdrucke werden vermieden<br />
„Immer mehr Unternehmen setzen den<br />
3D-Druck als Fertigungstechnologie ein“,<br />
so Stefaan Motte, Vice President Software,<br />
Materialise. „Sie suchen nach Möglichkeiten,<br />
ihre Betriebsabläufe zu skalieren, die<br />
Produktivität zu steigern und die Gesamtkosten<br />
zu senken. In einem typischen Entstehungsprozess<br />
vom CAD-Entwurf bis zum<br />
Druckteil macht das Drucken – einschließlich<br />
der Maschinen- und Materialkosten –<br />
einen Großteil der Gesamtkosten aus. Vor<br />
allem beim 3D-Metalldruck sind fehlerhafte<br />
oder ungeeignete Bauteile und Testdrucke<br />
sehr kostspielig. Simulationssoftware hilft,<br />
die Primärkosten zu senken. Mit ihr können<br />
Bediener das Verhalten eines Teils während<br />
der physischen Produktion vorhersagen und<br />
analysieren. Das hilft ihnen, ihre Bauvorbereitung<br />
zu optimieren und kostspielige<br />
Nachdrucke und Fehler zu reduzieren.“<br />
Die extrem hohen Temperaturen beim<br />
Lasersintern und eine unterschiedliche Wärmeabführung<br />
und Temperaturverteilung in<br />
Bauteil und Stützstrukturen (Supports) führen<br />
immer wieder zu Baufehlern durch<br />
Schrumpfung, Eigenspannungen und Verzug.<br />
Selbst Experten können dies nicht vollständig<br />
voraussagen. Im Normalfall sind<br />
deshalb oft mehrere Testdrucke nötig, was<br />
hohen Zeit- und Kostenaufwand bedeutet.<br />
Zugleich führt die Arbeit mit Annahmen<br />
und Testdrucken in der Regel nur zu suboptimalen<br />
Ergebnissen. Mit Simulation lassen<br />
50 <strong>additive</strong> August 2019
Vor allem beim 3D-Metalldruck<br />
sind fehlerhafte Bauteile<br />
und Testdrucke sehr<br />
kostspielig. Simulationssoftware<br />
hilft, die Primärkosten<br />
zu senken. Bild: Materialise<br />
sich der Planungs- und Entwicklungsaufwand<br />
und die Ergebnisse mitunter erheblich<br />
verbessern. Doch auch hier gibt es Herausforderungen,<br />
denn eine aussagekräftige<br />
3D-Druck-Simulation erfordert üblicherweise<br />
hochqualifizierte Ingenieure. Sie müssen<br />
eng mit den Designern zusammenarbeiten,<br />
um Feedback zur optimalen Teileausrichtung<br />
und Gestaltung der Stützstruktur<br />
zu geben. Das kann den Design- und Engineering-Prozess<br />
immer noch vergleichsweise<br />
komplex und zeitaufwendig machen.<br />
Materialise Streamics 8:<br />
Neue Software-Version<br />
verbessert die Einbindung<br />
des 3D-Drucks in<br />
die industrielle Produktionskette.<br />
Bild: Materialise<br />
Auch ohne Expertenwissen<br />
Vor dem Hintergrund konzentriert sich das<br />
Materialise-Simulationsmodul auf die Optimierung<br />
des Produktionsprozesses ohne Expertenwissen.<br />
Selbst Unternehmen ohne<br />
Metall-3D-Druck-Erfahrung können damit<br />
schneller als üblich Bauteile bestmöglicher<br />
Qualität drucken. So lassen sich damit virtuelle<br />
Prototypen erstellen und auf Bereiche<br />
prüfen, die hinsichtlich Schrumpfung, Eigenspannung<br />
oder Verzug kritisch sind und<br />
diese farblich hervorheben lassen. So erhalten<br />
Konstrukteure wertvolle Rückmeldungen<br />
dazu, wie diese Bereiche gestützt oder<br />
im Raum positioniert werden müssen.<br />
Durch die Einbettung in die Datenaufbereitungssoftware<br />
Magics von Materialise lassen<br />
sich Varianten mit unterschiedlicher<br />
Ausrichtung und unterschiedlichen Stützstrukturen<br />
zudem vergleichen.<br />
Der Arbeitsablauf mit dem<br />
Simulations-Modul<br />
Der Arbeitsablauf mit dem Simulationsmodul<br />
umfasst im Wesentlichen vier Schritte. In<br />
einem ersten Durchlauf wird die CAD-Geometrie<br />
des Bauteils dazu verwendet, eine<br />
erste Ausrichtungs- und Supportkonfiguration<br />
zu erstellen. Danach werden Bauteil<br />
und Stützstruktur per Software in dreidimensionale<br />
Würfel – sogenannte Voxel –<br />
aufgeteilt. Wenn es reicht, festzustellen, mit<br />
welcher Konfiguration qualitativ die geringste<br />
Verformung auftritt, können die Voxel<br />
relativ grob ausfallen. Dadurch beschleunigen<br />
sich die späteren Rechenprozesse<br />
erheblich. Anschließend simuliert die<br />
Software mit den Voxeln den schichtweisen<br />
Aufbau und prognostiziert dabei Eigenspannungen<br />
und Verformungen während der <strong>additive</strong>n<br />
Fertigung (AM). Für die Prognose<br />
wird hier die sogenannte „inhärente Dehnungsmethode“<br />
genutzt, ein Modell, das<br />
aus der Simulation von Schweißverfahren<br />
übernommen wurde. In einem letzten<br />
Schritt werden die Ergebnisse aus der Voxel-<br />
Bildung interpoliert und auf die ursprüngliche<br />
CAD-Geometrie übertragen.<br />
Bei der Bewertung der Ergebnisse hilft eine<br />
Funktion, mit der nur die relevantesten<br />
Simulationsdaten in Magics geladen werden<br />
können. Dies vereinfacht die Suche nach der<br />
am besten geeigneten Ausrichtung und den<br />
am besten geeigneten Support-Strukturen<br />
noch weiter. Schließlich werden die erfolgversprechendsten<br />
Konfigurationen ausgewählt<br />
und mittels Testdruck realisiert. Ziel<br />
ist es, zu validieren, dass die Simulations-<br />
Software die Konfiguration mit der tatsächlich<br />
geringsten Abweichung vom Design der<br />
ursprünglichen CAD-Geometrie korrekt vorausgesagt<br />
hat. In nahezu allen Fällen bestätigen<br />
sich hier die Rechenergebnisse.<br />
Effektive 3D-Druck-Prozesse<br />
Materialise Streamics ist ein Software-Tool<br />
zur Verwaltung und Rationalisierung von<br />
3D-Druck-Produktionsabläufen. Die neue<br />
Version 8 der Software soll dazu beitragen,<br />
die oft noch isolierten hauseigenen<br />
3D-Druck-Kapazitäten in produktive und<br />
integrierte Produktionsanlagen zu verwandeln.<br />
Um das zu erreichen, lässt sich die<br />
Software nun leichter an bestehende Produktionsmanagement-Systeme<br />
anbinden.<br />
Zudem wurden spezifische Funktionen zur<br />
<strong>additive</strong>n Fertigung ergänzt, mit denen die<br />
Produktivität gesteigert und das Design geschützt<br />
werden kann.<br />
Die neue Version von Streamics bietet<br />
unter anderem ein vollständig konfigurierbares<br />
Web-Portal sowie eine web-basierte<br />
<strong>additive</strong> August 2019 51
05 Digitalisierung<br />
API (Application Programming Interface).<br />
Durch das Web-Portal können entfernte<br />
Konstruktionsabteilungen besser mit der<br />
Produktion interagieren, um das Design zu<br />
optimieren und die Produktionskosten zu<br />
minimieren. Die web-basierte API ermöglicht<br />
eine einfachere Integration der<br />
3D-Druck-Produktionsumgebung in bestehende<br />
Geschäfts- und Produktions-IT-Systeme<br />
– ein wichtiger Schritt, um den<br />
3D-Druck zu einem integralen Bestandteil<br />
des gesamten Fertigungsprozesses zu machen.<br />
Maschinenseitig bieten die Materialise<br />
Build-Prozessoren außerdem eine Systemschnittstelle<br />
zu über 150 Druckersystemen.<br />
Automatisch im Bauraum platziert<br />
Zu den bei Streamics 8 erweiterten Werkzeugen<br />
zählt die Nesting-Funktion. Die<br />
Funktion, mit der sich Bauteile zur optimalen<br />
Bauraumausnutzung automatisch im<br />
Bauraum anordnen lassen, ist jetzt über<br />
mehrere Bauplattformen hinweg anwendbar.<br />
Um sie zu nutzen, können Anwender<br />
mehrere Teile einfach per Drag & Drop in<br />
den Baujobplaner einfügen. Anschließend<br />
verschachtelt der Planer automatisch die<br />
Teile und legt die entsprechende Anzahl von<br />
Bauprozessen fest. Der automatisierte Verschachtelungsprozess<br />
macht die Druckvorbereitung<br />
erheblich effizienter und kann die<br />
jährlichen Arbeitskosten deutlich senken.<br />
Mit der Einführung von Streamics 8 ebnet<br />
Materialise darüber hinaus den Weg<br />
zum Digital Rights Management (DRM) im<br />
3D-Druck. DRM bietet Herstellern eine zuverlässige,<br />
sichere Möglichkeit, hochwertige<br />
Endteile zu drucken und dies über ein globales<br />
verteiltes Produktionsnetzwerk zu<br />
skalieren. Da Streamics 8 den Schutz des<br />
Designs ermöglicht, müssen sie sich keine<br />
Sorgen machen. Materialise arbeitet mit<br />
Partnern zusammen, um einen echten,<br />
durchgängigen und sicheren 3D-Druck-Prozess<br />
zu etablieren, der es Anwendern ermöglicht,<br />
den Druck einer Datei auf vordefinierte<br />
Drucker zu beschränken, die notwendige<br />
Druckqualität zu garantieren und die Anzahl<br />
der Nachdrucke zu begrenzen.<br />
Die Skalierung der <strong>additive</strong>n Fertigung<br />
setzt außerdem voraus, dass sich jede einzelne<br />
Komponente vollständig zurückverfolgen<br />
lässt. Streamics 8 speichert automatisch<br />
alle relevanten Baudaten wie Seriennummern,<br />
Prozessparameter und Bauteilrevisio-<br />
nen und stellt sie jederzeit zur Verfügung.<br />
Mit Streamics 8 unterstützt Materialise sowohl<br />
Textlabel als auch Data Matrix Label.<br />
Data Matrix Label wandeln die alphanumerischen<br />
Daten von standardmäßig additiv<br />
gefertigten Labeln in einen Datamatrix-<br />
Code um, der sich automatisch auf einzelne<br />
Teile anwenden lässt. Diese Smart Tags sind<br />
kleiner und maschinenlesbar, reduzieren<br />
menschliche Fehler und automatisieren den<br />
Nachbearbeitungsprozess weiter.<br />
Spezielle Build-Prozessoren<br />
Mit Streamics 8 kündigt Materialise die Unterstützung<br />
von MTConnect an, was eine<br />
bessere Überwachung von MTConnect-fähigen<br />
Geräten – wie beispielsweise ausgewählten<br />
Stratasys 3D-Druckern – ermög-<br />
licht. Darüber hinaus bietet Streamics 8 eine<br />
bessere Maschinenüberwachung für Arcamund<br />
HP-Drucker durch spezielle Build-Prozessoren.<br />
Die Live-Überwachung wichtiger<br />
Maschinenparameter auf dem Streamics-<br />
Dashboard, einschließlich Maschinenzustand<br />
und verstrichener Produktionszeit,<br />
bietet dem Bediener mehr Kontrolle über<br />
den Produktionsprozess und verbessert die<br />
Gesamtproduktivität. Materialise ist überzeugt,<br />
dass offene Werksnormen wichtig<br />
sind, um eine bessere Konnektivität und einen<br />
effizienteren Betrieb zu ermöglichen.<br />
Das Unternehmen plant, künftig noch andere<br />
Maschinenkommunikationsstandards<br />
wie OPC-UA zu unterstützen.<br />
■<br />
Materialise GmbH<br />
www.materialise.com<br />
Drei Fragen an Marcus Joppe,<br />
Geschäftsführer Materialise GmbH<br />
<strong>additive</strong>: Wie ist die Materialise GmbH aufgestellt und mit welchen<br />
Schwerpunkten beschäftigen sie sich?<br />
Joppe: Wir haben in Deutschland drei Standorte, einen in München<br />
und zwei in Bremen. In München sitzen unsere Kollegen aus dem<br />
Vertrieb. In Bremen werden zum einen kundenspezifische Softwarelösungen<br />
entwickelt und zudem produzieren wir dort für unsere Kunden<br />
aus Deutschland <strong>additive</strong> Bauteile aus Metall. Generell gliedern<br />
sich unsere Geschäftsbereiche in drei Kernbereiche: Materialise Manufacturing<br />
(Dienstleistungen & Anwendungsentwicklung), Materialise<br />
Software (3D-Druckspezifische Software) und Additive Fertigung<br />
für die Medizintechnik.<br />
<strong>additive</strong>: Können Sie kurz erklären wie sich ihre Softwarelösung<br />
Magics 3D Print Suite aufbaut?<br />
Joppe: Die Materialise Magics 3D Print Suite ist die Software-Lösung<br />
für alle Unternehmen und Branchen, die den 3D-Druck professionell<br />
nutzen möchten. Dabei spielt es für die Software keine Rolle,<br />
Marcus Joppe, Geschäftsführer Materialise<br />
GmbH. Bild: Materialise<br />
in welchem Schritt des 3D-Druck-Verfahrens der Kunde Unterstützung<br />
oder eine entsprechende Automatisierung benötigt und in welcher Branche er tätig ist. Der<br />
Kernbestandteil der Materialise Magics 3D Print Suite ist die Datenaufbereitungssoftware Materialise<br />
Magics. Ganz unabhängig davon, welche Drucker der Kunde einsetzt: Materialise Magics<br />
unterstützt die Vorbereitung der Bauteile für den 3D-Druck für nahezu jeden Drucker. Zudem enthält<br />
Materialise Magics, als optionales Modul, die neue Simulationssoftware.<br />
<strong>additive</strong>: Wie umfangreich ist das 3D-Druck-Dienstleistungsangebot?<br />
Joppe: Materialise Manufacturing unterhält eines der größten und am umfangreichsten ausgestatteten<br />
3D-Druckwerke der Welt. Mittlerweile wurden dort rund 180 Drucker installiert. Insgesamt<br />
werden damit sieben unterschiedliche Technologien abgedeckt. Materialise Manufacturing<br />
bietet allerdings weit mehr als einen reinen 3D-Druck-Service. Die Konstrukteure und Ingenieure<br />
entwickeln mit dem Kunden zusammen, je nach Bedarf, auch ganz neue, 3D-Druck-spezifische<br />
Produkte und eventuell auch Geschäftsmodelle.<br />
52 <strong>additive</strong> August 2019
Industrie<br />
Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />
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E-Mail weitere Bestätigungsschritte notwendig sind.<br />
Bild: HAHN+KOLB<br />
Unsere Partner:<br />
<strong>additive</strong> August 2019 53
06 Werkstoffe<br />
Zertifizierung von Werkstoffen und Prozessen<br />
Werkstoffe für die <strong>additive</strong><br />
Fertigung<br />
Bei der Auswahl der Materialien für die <strong>additive</strong> Fertigung herrscht<br />
unter den Anwendern immer noch sehr viel Unsicherheit. Viele <strong>additive</strong><br />
Werkstoffe sind so gut wie die herkömmlichen Alternativen,<br />
aber einige können im <strong>additive</strong>n Fertigungsumfeld ganz andere<br />
Eigenschaften aufweisen als erwartet.<br />
Autor: Stephen D. Hanna, Ph.D, Direktor Produktmanagement, Materials, 3D Systems<br />
■■■■■■ Ein 3D-Druckmaterial kann dieselbe<br />
oder eine ähnliche chemische Zusammensetzung<br />
aufweisen, wie z. B. die für den<br />
Spritzguss. Dennoch kann es erhebliche Unterschiede<br />
in der Leistung geben. Dies kann<br />
sowohl Nach- als auch Vorteile bringen.<br />
Daher ist die Kenntnis der Konstruktions-<br />
und Anwendungsanforderungen für<br />
das herzustellende Teil von entscheidender<br />
Bedeutung. Um die richtige Entscheidung zu<br />
treffen, sollten neben den Eigenschaften, die<br />
die Werkstoffe je nach Branche üblicherweise<br />
haben, einige weitere Kriterien beachtet<br />
werden.<br />
Weniger Verwirrung durch mehr<br />
Standardisierung<br />
Materialien werden anhand von Produktstandards<br />
(z. B. ASTM, ISO, DIN) klassifiziert<br />
und bewertet. Da die <strong>additive</strong> Herstellweise<br />
einen Einfluss auf die Materialkennwerte<br />
haben kann, ist es notwendig, diese<br />
mit vergleichbaren Tests zu bestimmen und<br />
zur Entscheidungsfindung heranzuziehen.<br />
Ein guter Hersteller wird also für seine Materialien<br />
die relevanten Materialkennwerte<br />
für seine Prozesse bestimmt haben und diese<br />
in technischen Datenblättern so angeben,<br />
dass sie mit den konventionellen Materialien<br />
vergleichbar sind.<br />
Diese geben den Anwendern Anhaltspunkte<br />
dafür, welche Eigenschaften das<br />
3D-gedruckte Produkt tatsächlich haben<br />
wird.<br />
In vielen Branchen (z. B. in Medizin und<br />
Luftfahrt) kann die Zertifizierung von Materialien<br />
oder Maschinen von entscheidender<br />
Bedeutung sein. Dies erfordert viel Zeit<br />
und Erfahrung sowie fortlaufende Tests<br />
während der Produktion. Doch nur so lässt<br />
sich sicherstellen, dass die hergestellten Produkte<br />
über die Materialeigenschaften und<br />
Maschineneinstellungen stets die zulässigen<br />
Eigenschaften besitzen. So konnten bereits<br />
im Fall von 3D Systems Hunderte von Maschinen<br />
und Werkstoffen erfolgreich zertifiziert<br />
werden. 3D Systems unterstützt die<br />
Anwender und so kann die Zeit für die Zertifizierung<br />
von Jahren in der Regel auf Monate<br />
reduziert werden.<br />
Viele Hersteller, insbesondere die Automobilindustrie,<br />
verwenden für die Erstproduktion SLS-Materialien<br />
(Selective Laser Sintering). Besonders geeignet<br />
ist z. B. das Dura-Form Prox HST. Bild: 3D Systems<br />
Paradigmenwechsel im Design<br />
Durch die <strong>additive</strong>n Technologien können<br />
Grenzen der Fertigbarkeit überwunden werden.<br />
Anstatt lediglich das bestehende Design<br />
für ein Spritzgussteil additiv herzustellen,<br />
sind nun komplexere Formen mit weniger<br />
Aufwand herstellbar. Dies resultiert in der<br />
Regel in einer signifikanten Einsparung von<br />
Montageschritten, der Reduzierung der Teilegewichte,<br />
der Verringerung von Lagerhaltungskosten<br />
und führt zu einer Leistungsund<br />
Effizienzsteigerung.<br />
Welche Anwendungsbereiche gibt es für<br />
<strong>additive</strong> Werkstoffe?<br />
Die <strong>additive</strong> Fertigung ist für fast jeden Anwendungsbereich<br />
geeignet. Es gibt zwar immer<br />
die Möglichkeit, einen Gegenstand genauso<br />
zu produzieren, wie im Spritzgussverfahren.<br />
Doch das würde nicht das beste aus<br />
der <strong>additive</strong>n Technologie herausholen.<br />
Hier ein paar Anwendungsbeispiele:<br />
Die ursprüngliche Anwendung für die<br />
<strong>additive</strong> Fertigung war bisher das Rapid<br />
Prototyping, also die schnelle Herstellung<br />
von Musterbauteilen. Materialien und Technologien<br />
haben sich im Laufe der Jahre wei-<br />
54 <strong>additive</strong> August 2019
Ein gutes Beispiel ist die Verwendung<br />
von durchsichtigen Materialien in<br />
3D-Druckern für die Stereolithografie<br />
(SLA) für transparente Teile, wie sie<br />
Werkzeugfreie Erstteileproduktion<br />
z. B. für die Herstellung von Linsen<br />
verwendet werden. Bild: 3D Systems Viele Hersteller, insbesondere die Automobilindustrie,<br />
verwenden für die Erstproduktion<br />
SLS-Materialien (Selective Laser Sintering)<br />
bis das eigentliche Werkzeug fertiggestellt<br />
ist und die Massenproduktion beginnen<br />
kann. Besonders geeignet ist z. B. das<br />
Dura-Form Prox HST. Dies ist ein faserverstärktes<br />
Nylon mit ausgezeichneter Festigkeit<br />
und hoher Temperaturbeständigkeit. Es<br />
ist nicht leitend und RF-transparent. Seine<br />
Eigenschaften eignen sich für viele Teile und<br />
Gehäuse oder zum Testen und Verwenden in<br />
mechanisch anspruchsvollen Umgebungen.<br />
Werkzeuge und Vorrichtungen<br />
terentwickelt und bieten eine hervorragende<br />
Qualität. So werden nahezu alle <strong>additive</strong>n<br />
Technologien für das Prototyping verwendet<br />
– von Anschauungsmodellen über funktionale<br />
Modelle, wo es auf Form- und Passgenauigkeit<br />
ankommt, bis hin zu Feingussmodellen<br />
und Prototypen aus Metall.<br />
Ein gutes Beispiel ist die Verwendung<br />
von durchsichtigen Materialien in 3D-Druckern<br />
für die Stereolithografie (SLA) für<br />
transparente Teile, wie sie z. B. für die Herstellung<br />
von Linsen verwendet werden.<br />
Hochwertige Elastomerteile sind ebenfalls<br />
als Prototypen sehr gut geeignet. Sie ermöglichen<br />
eine sehr schnelle Herstellung<br />
gummiartiger Teile, um das Umspritzen von<br />
Teilen, Handgriffen und anderen Produkten<br />
zu testen.<br />
3D-Druckteile werden sowohl für<br />
Prototypen- als auch für Kleinserienwerkzeuge<br />
verwendet und eignen sich<br />
ideal für Presswerkzeuge. Bild: 3D Systems<br />
Mithilfe des 3D-Drucks lassen sich „trueto-CAD“-Gegenstände<br />
direkt aus der Designdatei<br />
herstellen. Dies ermöglicht eine<br />
sehr schnelle Konstruktion und Produktion<br />
von individuellen Vorrichtungen für die<br />
Montage, Prüfung und Reparatur. Die Herstellung<br />
von Werkzeug- und Vorrichtungen<br />
nach dieser Methode spart Zeit, um individuelle<br />
Vorrichtungen von Hand herzustellen,<br />
die Genauigkeit zu erhöhen und Montagefehler<br />
zu reduzieren.<br />
Herstellung von Presswerkzeugen<br />
3D-Druckteile werden sowohl für Prototypen-<br />
als auch für Kleinserienwerkzeuge verwendet<br />
und eignen sich ideal für Presswerkzeuge.<br />
Diese sind in der Regel recht unkompliziert<br />
und daher einfach herzustellen. Sie<br />
können zur direkten Herstellung von Teilen<br />
in hohen Mengen verwendet werden. Die<br />
SLA, Figure 4 und MJP (MultiJet) 3D-Drucker<br />
verfügen über eine Reihe robuster<br />
Werkstoffe, die unter anderem für Presswerkzeuge<br />
zum Hydroformen und Vakuumformen<br />
verwendet werden können.<br />
Dies sind nur einige Anwendungsbeispiele,<br />
die durch <strong>additive</strong> Technologien und Materialien<br />
optimiert werden können. Additive<br />
Werkstoffe bringen neue Produktionsprozesse<br />
mit sich und können die Leistung der<br />
zu fertigenden Teile erheblich verbessern. ■<br />
3D Systems Corporation<br />
www.3dsystems.com<br />
<strong>additive</strong> August 2019 55
Blickfang<br />
Hochgeschwindigkeits-<br />
Laserauftragschweißen (EHLA)<br />
Die Ponticon GmbH fertigt im Rahmen eines<br />
Gemeinschaftsprojektes mit der Fraunhofer-<br />
Gesellschaft Anlagen für das Additive Manufacturing,<br />
mit denen sich 3D-Körper und -Strukturen aus<br />
Metall herstellen lassen. Damit macht das Unternehmen<br />
das revolutionäre Extremes Hochgeschwindigkeits-Laserauftragschweißen<br />
(EHLA) des<br />
Fraunhofer- Instituts für Lasertechnik ILT für kommerzielle<br />
Serienanwendungen nutzbar.<br />
Bild: Volker Lannert/Fraunhofer ILT<br />
56 <strong>additive</strong> August 2019
<strong>additive</strong> August 2019 57
Inserentenverzeichnis<br />
Aerotech GmbH Elektronische Steuerungen,<br />
Fürth ..................................................23<br />
ARBURG GmbH & Co. KG,<br />
Loßburg ..............................................29<br />
EOS GmbH Electro Optical Systems,<br />
Krailling ...............................................13<br />
fairXperts gmbh & Co. KG,<br />
Neuffen ................................................3<br />
Andreas Maier GmbH & Co. KG,<br />
Fellbach ..............................................17<br />
Technische Akademie Esslingen e.V.,<br />
Ostfildern .............................................60<br />
VDW Verein Dt.Werkzeug- maschinenfabriken e.V.,<br />
Frankfurt ...............................................5<br />
Ihr Kontakt in die<br />
Anzeigenabteilung<br />
Verena Benz<br />
0711–7594332<br />
ISSN 0343–043X<br />
Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />
Verlag:<br />
Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH<br />
Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
Geschäftsführer: Peter Dilger<br />
Verlagsleiter: Peter Dilger<br />
Chefredakteur:<br />
Dipl.-Ing. (FH) Holger Röhr (hr), Phone +49 711 7594–389<br />
Stellv. Chefredakteur: Frederick Rindle (fr), Phone +49 711 7594–539<br />
Redaktion:<br />
Dr. Frank-Michael Kieß (fm), Phone +49 711 7594–241<br />
Redaktionsassistenz:<br />
Carmelina Weber, Phone +49 711 7594–257, Fax –1257,<br />
E-Mail: mav.redaktion@konradin.de<br />
Layout: Vera Müller, Phone +49 711 7594–422<br />
Anzeigenleitung:<br />
Dipl.-Oec. Peter Hamberger, Phone +49 711 7594–360<br />
Anzeigenverkauf:<br />
Verena Benz, Phone + 49 711 7594–332<br />
Cornelie Martin, Phone +49 711 7594–354<br />
Auftragsmanagement:<br />
Christel Mayer, Phone +49 711 7594–481<br />
Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 59 vom 1.10.2018<br />
Leserservice: Ute Krämer, Phone +49 711 7594–5850<br />
Fax +49 711 7594–15850<br />
E-Mail: ute.kraemer@konradin.de<br />
Vorschau auf die nächste <strong>additive</strong><br />
Erscheinungsweise: zweimal jährlich als Sonderausgabe der mav.<br />
Bestellungen beim Verlag oder beim Buchhandel.<br />
Bezugspreis Inland jährlich 33,00 € inkl. Versandkosten und MwSt.<br />
(Ausland 33 € inkl. Versandkosten);<br />
Einzelheft 16,50 € inkl. MwSt., zzgl.Versandkosten.<br />
Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich<br />
bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />
Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen zum Ende des<br />
ersten Bezugsjahres gekündigt werden. Nach Ablauf des ersten Jahres gilt<br />
eine Kündigungsfrist von jeweils vier Wochen zum Quartalsende.<br />
Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen oder höherer Gewalt entsteht<br />
kein Anspruch auf Ersatz.<br />
Auslandsvertretungen:<br />
Großbritannien: Jens Smith Partnership, The Court, Long Sutton,<br />
Hook, Hampshire RG29 1TA,<br />
Phone 01256 862589, Fax 01256 862182,<br />
E-Mail: media@jens.demon.co.uk;<br />
Israel: Marcus Sheff, P.O. Box 42 48 15, Yakinton Street, Netanya 42141,<br />
Phone 09 8853687, Fax 09 8853689,<br />
E-Mail: tws@netvision.net.il<br />
Switzerland IFF media ag, Frank Stoll, Technoparkstrasse 3,<br />
CH-8406 Winterthur<br />
Tel: +41 52 633 08 88, Fax: +41 52 633 08 99,<br />
e-mail: f.stoll@iff-media.ch<br />
Bild: Thomas Masuch/Mesago Messe<br />
Frankfurt GmbH<br />
Die <strong>additive</strong> 04-2019 erscheint am 31.10.2019. Darin werden wir für Sie die Highlights des Branchenevents<br />
des Jahres vorstellen – der Formnext 2019, die vom 19. bis 22. November in Frankfurt am Main stattfindet.<br />
Die Formnext ist die führende Fachmesse mit begleitender Konferenz zum Thema <strong>additive</strong> Fertigung und sämtlicher<br />
vor- und nachgelagerten Prozesse.<br />
Zudem werden wir uns in der Ausgabe 04-2019 mit dem Thema: „Design – alles ist möglich“ beschäftigen.<br />
Wir wollen zeigen, welche neuen Produkte durch die Designfreiheiten des 3D-Drucks möglich sind.<br />
Japan: Mediahouse Inc., Teiko Homma,<br />
2-chome Building, 2–3–6, Kudankita, Chiyoda-ku, Tokyo 102,<br />
Phone 03 3234–2161, Fax 03 3234–1140;<br />
USA: D.A. Fox Advertising Sales, Inc.Detlef Fox<br />
5 Penn Plaza, 19th Floor, New York, NY 10001<br />
Phone +1 212 8963881, Fax +1 212 6293988;<br />
detleffox@comcast.net<br />
Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht unbedingt<br />
die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte Manuskripte keine<br />
Gewähr. Alle in <strong>additive</strong> erscheinenden Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.<br />
Alle Rechte, auch Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen,<br />
gleich welcher Art, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />
Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />
Druck: Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen<br />
Printed in Germany<br />
© 2019 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen<br />
58 <strong>additive</strong> August 2019
Industrie<br />
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und berichtet fachkundig über praxisnahe Anwendungen.<br />
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<strong>additive</strong> August 2019 59
Fachtagung<br />
Additive Manufacturing<br />
Einladung!<br />
Seien Sie dabei – diskutieren und netzwerken<br />
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Forschung und Industrie.<br />
4. Dezember 2019<br />
In Ostfildern bei Stuttgart<br />
Programm Highlights:<br />
parallele Vorträge in den<br />
Fachbereichen Maschinenbau<br />
und Medizintechnik<br />
begleitende Fachausstellung<br />
fortgeschrittenes Niveau<br />
Podiumsdiskussion<br />
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auf ihre wichtigsten Fragen und einen<br />
Überblick über neueste Entwicklungen,<br />
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Anmeldung unter:<br />
Online www.tae.de/go/<strong>additive</strong><br />
E-Mail anmeldung@tae.dee<br />
Telefon +49 711 340 08 -23<br />
Veranstaltungsort:<br />
Technische Akademie<br />
Esslingen e.V.<br />
An der Akademie 5<br />
73760 Ostfildern<br />
Anmeldung:<br />
www.tae.de/go<br />
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