Taxi Times Berlin - Januar / Februar 2019
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JANUAR/FEBRUAR <strong>2019</strong> 3,50 €<br />
www.taxi-times.taxi<br />
BERLIN<br />
TIPPS ZUR ANSCHAFFUNG<br />
ROLLITAXIS: BERLIN<br />
ZAHLT UND WARTET<br />
TARIFERHÖHUNG<br />
ÜBERFÄLLIG<br />
Reupke blockiert<br />
STATEMENT ZUR<br />
TAXIBRANCHE<br />
Waldner analysiert<br />
GESPRÄCHE<br />
MIT DER SPD<br />
Schopf unterstützt
Mit 2.500 € 1<br />
GASAG + Volkswagen Prämie<br />
Mit 20 % 2<br />
Bio-Erdgas<br />
Ihr neues Geschäftsmodell.<br />
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1<br />
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Automobile <strong>Berlin</strong> GmbH für den Zeitraum von 36 Monaten erhält der Kunde von der VW Automobile GmbH eine Werbeprämie in Höhe von insges. 2.500,- EUR<br />
(netto), die vom Fahrzeuglistenpreis in Abzug gebracht wird. Für jeden abgeschlossenen Werbevertrag zahlt die GASAG AG an VW Automobile <strong>Berlin</strong> GmbH ein<br />
an den Kunden weiterzureichendes Werbeentgelt von insges. 1.800 EUR (netto), welches in den an den Kunden zu zahlenden 2.500,- EUR (netto) enthalten ist.<br />
Die VW Automobile <strong>Berlin</strong> GmbH bezuschusst die Seitenwerbung entsprechend mit 700,- EUR (netto).<br />
2<br />
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ins Erdgasnetz ein. Dies entspricht rechnerisch einem Bio-Erdgas-Anteil von 20% für die ersten 60.000 km im Jahr, Durchschnittsverbrauch 5,0 - 4,9 kg/100 km<br />
(kombiniert) bei 15 kWh/kg und Aktionszeitraum von 36 Monaten, limitiert auf 100 Aktionsfahrzeuge.<br />
3<br />
Ein Angebot der Volkswagenbank, GifhornerStr. 57, 38112 Braunschweig, für die wir als ungebundener Vermittler gemeinsam mit dem Kunden die für den<br />
Abschluss des Finanzierungsvertrags nötigen Vertragsunterlagen zusammenstellen. Bonität vorausgesetzt.<br />
4<br />
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sein und bis spätestens einen Kalendermonat nach Zulassung des Neufahrzeugesdurch einen zertifizierten Verwerter verschrottet werden. Dieses<br />
Angebot gilt nur für <strong>Taxi</strong>unternehmen. Die Bezugsberechtigung muss durch einen entsprechenden Gewerbeschein nachgewiesen werden. Der Gewerbeschein<br />
muss hierbei mindestens seit 6 Monaten seine Gültigkeit haben. Abbildungen zeigen Sonderausstattungen gegen Mehrpreis.<br />
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GRADMESSER FÜR GEGENSEITIGES VERTRAUEN<br />
Schon wieder ein Rollstuhl auf dem <strong>Taxi</strong>-<strong>Times</strong>-Cover? Die Entscheidung,<br />
das Thema Inklusionstaxi zum zweiten Mal in Folge<br />
zur Titelstory zu machen, war alternativlos. Rund zehn Wochen<br />
nach der Veröffentlichung der Förderrichtlinien für rollstuhlgerechte<br />
<strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>s sind bei der zuständigen Behörde LaGeSo<br />
gerade einmal 3 (drei!) Anträge für fünf Fahrzeuge auf Förderung<br />
eingegangen.<br />
Klar, es ist ein neues Geschäftsfeld, und wie die meisten Neuerungen<br />
birgt dies erst einmal viele Ungewissheiten. Wie viele<br />
Aufträge sind zu erwarten? Gibt’s die wirklich nur als Diesel, und<br />
wer garantiert, dass die dann nicht plötzlich mit Fahrverboten<br />
belegt werden? Wie kann ich mich selbst und meine Fahrer motivieren,<br />
von einer Limousine in ein Großraumtaxi umzusteigen?<br />
Sind meine angestellten Fahrer dazu bereit, Rollstuhlfahrer in<br />
das <strong>Taxi</strong> einzuschieben und dort zu sichern? Wird dieser Mehraufwand<br />
im Tarif berücksichtigt?<br />
Berechtigte Fragen. Und doch ist die wichtigste aller Fragen:<br />
Kann es sich das <strong>Taxi</strong>gewerbe leisten, so lange abzuwarten, bis<br />
alles zufriedenstellend geklärt ist? Es wäre verheerend, wenn<br />
zum Ende des Förderzeitraums nur eine Handvoll Inklusionstaxis<br />
in <strong>Berlin</strong> unterwegs wären. Dann würde das Land <strong>Berlin</strong><br />
Schwierigkeiten bekommen, denn mit der Novelle des Personenbeförderungsgesetzes<br />
aus dem Jahr 2013 wurde die Barrierefreiheit<br />
im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) bis zum Jahr<br />
2022 festgesetzt. Dies betrifft die liniengebundenen Verkehre.<br />
Der öffentliche <strong>Taxi</strong>verkehr ist dort nur einbezogen, wenn er diese<br />
Linien ergänzt, ersetzt oder verdichtet.<br />
Soll heißen: Wenn wir jetzt nicht beginnen, sind wir für das<br />
Land <strong>Berlin</strong> kein verlässlicher Partner! Dann stellt eben Uber<br />
solche Fahrzeuge bereit, oder Fahrzeughersteller gemeinsam mit<br />
der BVG oder Moia oder irgendein anderes Start-Up. Dann haben<br />
wir aber auch keine Argumente mehr, dass Uber und Berlkönig<br />
in <strong>Berlin</strong> nichts verloren haben.<br />
Die Politik vertraut auf uns, das zeigen die zahlreichen politischen<br />
Gespräche, über deren Ergebnisse wir in dieser Ausgabe<br />
berichten. Wir brauchen die Politik im Kampf gegen illegale und<br />
ökologisch sinnlose Wettbewerber. Die Politik braucht uns aber<br />
auch, um ihrerseits gesellschafts- und umweltpolitische Ziele mit<br />
Unterstützung der <strong>Taxi</strong>unternehmer zu erfüllen. Die Inklusionstaxi-Förderung<br />
ist deshalb weit mehr als nur eine Entscheidung<br />
für oder gegen die Anschaffung eines Rollitaxis. Es ist ein Gradmesser<br />
für gegenseitiges Vertrauen.<br />
– die Redaktion –<br />
INHALT<br />
4 News<br />
INKLUSION<br />
5 <strong>Berlin</strong> zahlt – und wartet<br />
BEHÖRDEN<br />
8 Die ungleiche Behandlung<br />
9 Skandal bei der IHK Nürnberg<br />
WETTBEWERB<br />
10 25 Euro Umsatz pro Stunde werden<br />
kaum noch erreicht<br />
12 <strong>Taxi</strong>notstand in Potsdam?<br />
14 SPD verspricht mehr LABO-Personal<br />
ZENTRALEN UND VERBÄNDE<br />
15 <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong>: In <strong>Berlin</strong> ist das <strong>Taxi</strong><br />
die bessere Wahl (als Uber)<br />
18 „Innung“: Neujahrsempfang<br />
bei der SPD<br />
19 <strong>Taxi</strong> Deutschland: Wir sind sehr viele!<br />
20 TVB: Irgend etwas ist anders<br />
RECHT<br />
21 Rechtskolumne: Ausgeblitzt<br />
MOBILITÄT<br />
22 <strong>Berlin</strong>er Expertengespräche<br />
GASTKOMMENTARE<br />
24 Es geht um Markt und Macht<br />
26 Ein guter Tag für die <strong>Taxi</strong>branche<br />
22,90€<br />
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<strong>Taxi</strong>schein für <strong>Berlin</strong><br />
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TITELFOTO: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
Die Trainings-App (Android; iOS) zur Vorbereitung auf<br />
die P-Schein-Prüfung für <strong>Taxi</strong>fahrer in <strong>Berlin</strong>.<br />
Neu: mit Prüfungssimulation<br />
TAXI JANUAR/FEBRUAR <strong>2019</strong><br />
3
MELDUNGEN<br />
NEWSTICKER<br />
UBER-EXIT<br />
Mietwagenfahrer, deren Arbeitgeber mit<br />
Uber zusammenarbeiten und die Fahrer<br />
permanent zur Missachtung der Rückkehrpflicht<br />
veranlassen, können jetzt mit Hilfe<br />
bestimmter <strong>Taxi</strong>schulen kostenlos den<br />
<strong>Taxi</strong>schein machen, um auf die „seriöse<br />
Seite“ zu wechseln, wo sie mit fairer Bezahlung<br />
und ordentlicher Sozialversicherung<br />
rechnen können. Eine <strong>Taxi</strong>schule, die das<br />
anbietet, ist das IC-Bildungswerk in der<br />
Pfuelstraße nahe dem Schlesischen Tor.<br />
Nun gilt es als offenes Geheimnis, dass<br />
einige größere Firmen, die sowohl Taxen<br />
als auch Mietwagen betreiben, selbst mit<br />
Uber kooperieren. Man sollte als Fahrer<br />
deshalb genau hinsehen, bei welchem <strong>Taxi</strong>betrieb<br />
man arbeiten möchte. Auch Firmen,<br />
die in der Schulung illegal kopiertes Lehrmaterial<br />
einsetzen oder <strong>Taxi</strong>fahrern über<br />
45 Prozent vom Umsatz bezahlen, können<br />
nicht seriös sein. <br />
ar<br />
Anzahl <strong>Taxi</strong>konzessionen: 8.247<br />
Anzahl <strong>Taxi</strong>unternehmen: 3.222<br />
davon Einwagenbetriebe: 2.536<br />
Stand: 2.1.<strong>2019</strong><br />
MEHR KONZESSIONEN IN BERLIN<br />
Die Zahl der Konzessionen im <strong>Berlin</strong>er<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbe steigt weiter. Anfang <strong>Januar</strong><br />
waren es 8.247, davon 2.536 in Ein-Wagen-Betrieben<br />
(unverändert ein knappes<br />
Drittel). Der größte Betrieb hat noch<br />
immer 101 Taxen. Auf den Plätzen 2 bis<br />
11 liegen Betriebe mit je 40 bis 60 Wagen.<br />
Es gilt allerdings als offenes Geheimnis,<br />
dass einige Besitzer großer Flotten diese<br />
auf mehrere GmbHs aufgeteilt haben.<br />
Die durchschnittliche Anzahl der Taxen<br />
in den nur noch 3.222 Betrieben liegt bei<br />
2,56 (leichter Anstieg). Betrachtet man nur<br />
die Mehrwagenbetriebe, so sind es durchschnittlich<br />
8,33 Fahrzeuge. <br />
ar<br />
Die Zahl der <strong>Taxi</strong>-Einbrüche steigt.<br />
NICHTS IM AUTO LASSEN!<br />
Die Polizei meldet, dass in letzter Zeit vermehrt in Taxen<br />
eingebrochen wurde, und rät daher, Wertgegenstände<br />
nicht im <strong>Taxi</strong> liegen zu lassen – auch nicht für kurze Zeit.<br />
2017 gab es laut PKS (Polizeiliche Kriminalstatistik für <strong>Berlin</strong>)<br />
32.740 gemeldete Fälle von Diebstahl an und aus Fahrzeugen.<br />
Viele Kolleginnen und Kollegen bewahren ständig wichtige<br />
Unterlagen wie Führer-, Fahrzeug- oder P-Schein im <strong>Taxi</strong> auf<br />
– ein großer Fehler, dan man bereut, wenn man nichts ahnend<br />
zum <strong>Taxi</strong> geht und eine eingeschlagene Scheibe und überall Glassplitter<br />
vorfindet: teure Verluste, Verdienstausfall und Ärger,<br />
ganz zu schweigen von der zeitraubenden Odyssee, dem ganzen<br />
hinterherzurennen.<br />
Lose Gegenstände wie Nachrüst-Navis oder PDA-Geräte, die aus<br />
dem Auto entwendet wurden, sind nicht über die Kfz-Versicherung<br />
abgedeckt. Von den verbauten Geräten sollte man wenn möglich<br />
alle Seriennummern notieren, so können sie genau identifiziert<br />
werden. Außerden wird der Schaden nicht von der Teilkasko-Versicherung<br />
reguliert, wenn Smarphone, Portemonnaie oder andere<br />
Gegenstände zum Zeitpunkt des Diebstahls gut sichtbar im Auto<br />
lagen. Was den Verlust von EC- oder Kreditkarten betrifft: In den<br />
AGB der Banken steht, dass der Betroffene für Schäden haftet.<br />
Was ist zu tun, wenn das <strong>Taxi</strong> aufgebrochen wurde? Karten<br />
sofort unter Tel. 01805 021 021 sperren lassen. Die Polizei anrufen<br />
oder Anzeige bei einer Dienststelle erstatten. Als Beweismaterial<br />
können der Polizei Fotos vom Tatort nützlich sein. Bei der Kfz-Versicherung<br />
Aktenzeichen der Anzeige angeben, eine möglichst<br />
genaue Auflistung aller gestohlenen Gegenstände einreichen und<br />
klären, in welcher Werkstatt das Auto repariert werden soll. Eine<br />
eventuell abgeschlossene Hausratversicherung könnte für gestohlene<br />
lose Gegenstände, die nicht fest verbaut sind, einspringen.<br />
Fazit: Beim Verlassen des Fahrzeugs sollten alle Fenster und<br />
der Kofferraum verschlossen sein. Achten Sie auch auf den Tankdeckel!<br />
Anderenfalls erleichtern Sie nicht nur den Langfingern<br />
einen Diebstahl, sondern riskieren den Versicherungsschutz<br />
gegen Diebstahl Ihrer Kaskoversicherung wegen grober Fahrlässigkeit.<br />
<br />
hs<br />
FOTOS: stock.adobe.com / Animaflora PicsStock; <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
4 JANUAR/FEBRUAR <strong>2019</strong> TAXI
INKLUSION<br />
Ein Zustand, den<br />
viele Menschen sich<br />
sehnlich wünschen,<br />
da er für sie nicht<br />
selbstverständlich<br />
ist: Man kann einfach<br />
spontan zum<br />
<strong>Taxi</strong>fahrgast werden.<br />
Diesen Wunsch<br />
können <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />
jetzt ohne<br />
teure Investitionen<br />
erfüllen.<br />
BERLIN ZAHLT UND WARTET<br />
250 staatlich geförderte Inklusionstaxis sollen die spontane Mobilität<br />
von Rollstuhlnutzern gewährleisten. Benötigt werden dafür mutige<br />
und innovationsfreudige <strong>Taxi</strong>unternehmer. Hier ein paar Tipps zur<br />
Anschaffung der passenden Rollstuhltaxis.<br />
FOTO: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
Umbau oder Komplettangebot? Bis<br />
Ende 2021 können 250 Taxen mit<br />
bis zu 15.000 Euro netto pro Fahrzeug<br />
für den barrierefreien Umbau gefördert<br />
werden. Laut Landesamt für Gesundheit<br />
und Soziales (LAGeSo) liegen aber erst<br />
drei Anträge für fünf <strong>Taxi</strong>s vor. Zögern<br />
<strong>Taxi</strong>unternehmer, weil sie nicht genau wissen,<br />
welches Fahrzeug und welcher Umbau<br />
sich eignen? Nachdem <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> in der<br />
letzten Ausgabe die Förderrichtlinie für das<br />
Inklusionstaxi in <strong>Berlin</strong> zusammengefasst<br />
und grundsätzliche Tipps zu Fahrzeugwahl<br />
und Umbau gegeben hatte, stellen wir nachfolgend<br />
die Möglichkeiten und Ansprechpartner<br />
einer Umrüstung vor.<br />
Eines vorweg: Der DIN-gerechte und den<br />
Hico_04-2016.qxp_Layout 1 06.04.16 10:04 Seite 1<br />
Förderkriterien entsprechende Umbau ist<br />
dank der Förderung durch das Land <strong>Berlin</strong><br />
grundsätzlich für jedes <strong>Taxi</strong>unternehmen<br />
zum Nulltarif zu haben!<br />
Bevor am <strong>Taxi</strong> Umbaumaßnahmen<br />
vorgenommen werden oder ein fertiges<br />
Inklusionstaxi bestellt wird, muss der<br />
<strong>Taxi</strong>unternehmer zunächst den Antrag<br />
stellen und den Bescheid über die Bewilligung<br />
der Förderung abwarten. Nur wer<br />
diesen Ablauf befolgt, bekommt Geld vom<br />
Land. Sobald der Bescheid bestandskräftig<br />
ist, überweist das LAGeSo den Betrag. Die<br />
Verwendung ist dann innerhalb von sechs<br />
Monaten nachzuweisen.<br />
Was muss noch beachtet werden? Sollte<br />
bereits ein umbaufähiges <strong>Taxi</strong> angeschafft<br />
worden sein, darf dessen Erstzulassung<br />
zum Zeitpunkt der Antragstellung nicht<br />
länger als zwölf Monate zurückliegen. Die<br />
Umrüstungsmaßnahmen müssen nach DIN<br />
75078 („Kraftfahrzeug zur Beförderung<br />
mobilitätsbehinderter Personen“) erfolgen,<br />
und die Einhaltung des § 21 a<br />
StVO („Sicherheitsgurte, Rollstuhl-<br />
Rückhaltesysteme, …“) muss durch ein<br />
Gutachten sichergestellt sein.<br />
Bei Neuanschaffungen bereits rollstuhltauglicher<br />
Fahrzeuge muss der Nachweis<br />
über die Einhaltung der europäischen<br />
Standards erbracht werden. Auf Nachfrage<br />
erklärt dazu das LAGeSo, dass gemäß Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung<br />
(StVZO)<br />
beim Transport von Rollstuhlfahrenden<br />
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TAXI JANUAR/FEBRUAR <strong>2019</strong><br />
5
INKLUSION<br />
entweder die DIN-Norm oder die ISO-<br />
Norm erfüllt sein muss. Damit sei eindeutig<br />
geklärt, dass eine Förderung auch für<br />
elektrische „London-<strong>Taxi</strong>s“ erfolgen kann.<br />
Sie „werden vom Hersteller mit der Anwendung<br />
der ISO-Norm 10542-1:2012 verbaut,<br />
haben eine europäische Zulassung und entsprechen<br />
damit der StVZO“, klärt uns Frau<br />
Elisabeth Korsig auf, die im LAGeSo für das<br />
Projekt Inklusionstaxi verantwortlich ist.<br />
Jedes Fahrzeug, das gefördert werden<br />
soll, muss ein „gut ertastbares“ Eingabegerät<br />
für stark sehbehinderte bzw. blinde<br />
Menschen für den bargeldlosen Zahlungsverkehr<br />
mitführen, womit der gut fühlbare<br />
Punkt in der Mitte der Tastatur gemeint ist,<br />
der der Orientierung bei der Eingabe dient.<br />
Die für den barrierefreien <strong>Taxi</strong>verkehr<br />
geeigneten Fahrzeuge, die im Schichtbetrieb<br />
einsetzbar sind, verfügen fast ausnahmslos<br />
über einen Benzin- oder Dieselantrieb.<br />
Ausnahme ist der rein elektrisch<br />
betriebene Nissan e-NV200. Er ist aufgrund<br />
seiner Reichweite nach NEFZ von<br />
höchstens 275 Kilometern bestenfalls von<br />
alleinfahrenden Selbständigen einsetzbar.<br />
Das vollelektrische London-<strong>Taxi</strong> kommt<br />
zwar mit einem „Range-Extender“ auf die<br />
nötige Reichweite, ist aber konstruktionsbedingt<br />
nur mit Vorsicht als Inklusionstaxi<br />
zu empfehlen, da das Ein- und Ausladen<br />
der Fahrgäste und die Sicherung des Rollstuhls<br />
im Vergleich zu den Heckladern<br />
Inklusionstaxis müssen ein Kreditkartenterminal<br />
mitführen, bei dem in der Mitte der Tastatur<br />
ein gut fühlbarer Punkt angebracht ist.<br />
Preisspektrum<br />
Heckausschnitt, inkl. Alu-Auffahrrampe, Rollstuhlhaltesystem und Gurt für den<br />
Rollstuhlfahrer (Ausschnittgröße beachten!)<br />
<strong>Taxi</strong>rampe (nach innen klappbar)<br />
Drehklappsitz (Ersatz für 3.Sitzreihe), pro Stück<br />
Schwenksitz Beifahrer, komplett mit allen Adaptern und Montage, manuell verstellbar<br />
Elektrisch mit Fernbedienung<br />
Anpassung Rückfahrsensoren<br />
Einzelabnahme und Gutachten<br />
Optionen<br />
Kopf- und Rückenlehnensystem<br />
Luftfederung Hinterachse<br />
recht unkomfortabel sind.<br />
Auf für den Umbau geeignete, vollelektrische<br />
Fahrzeuge oder solche mit<br />
Hybridantrieb unserer „Hausmarken“<br />
müssen wir noch mindestens zwei bis<br />
drei Jahre warten. Angekündigt sind sie<br />
bereits von den meisten Herstellern. <strong>Berlin</strong><br />
fördert aber bereits jetzt – und deshalb<br />
alle Verbrenner, wenn sie die aktuell gültigen<br />
Schadstoffgrenzwerte erfüllen. Das<br />
Bundesumweltministerium versicherte<br />
zudem, in der Behindertenbeförderung<br />
werde es keine Fahrverbote geben. Somit<br />
sind Unternehmer mit Inklusionstaxen auf<br />
der sicheren Seite.<br />
Gemeinsam mit dem Antrag müssen<br />
mindestens drei verbindliche Kostenangebote<br />
zum Vergleich eingereicht werden.<br />
Deshalb hat sich <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> für Sie umgeschaut,<br />
welche Umrüstfirmen in Frage<br />
kommen und welche Angebote für Sie interessant<br />
sein könnten, und hat bei den in<br />
Frage kommenden Unternehmen Angebote<br />
eingeholt (siehe Kasten). Diese lassen den<br />
Rahmen erkennen, in dem sich die Kosten<br />
bewegen dürfen, und machen klar, auf was<br />
alles geachtet werden muss.<br />
Der Umbau umfasst den Heckausschnitt<br />
des umzurüstenden <strong>Taxi</strong>s, ein Rollstuhlhaltesystem<br />
sowie einen Dreipunktgurt<br />
für den Rollstuhlfahrer und den Einbau<br />
einer versenkbaren Rampe zur Bedeckung<br />
des Bodenausschnittes. Optional<br />
werden zusätzlich eine Kopf- und Rückenstütze<br />
für Rollstuhlnutzende, ein oder<br />
auch zwei Drehklappsitze, die nach innen<br />
umklappbare sogenannte <strong>Taxi</strong>rampe,<br />
Luft- bzw. Hydraulikfederung für die<br />
Hinterachse und eine Trittstufe mit Kontrast-Streifen<br />
für Fahrzeuge nach DIN-B2<br />
(„Bus-Klasse“) gefördert. Auch das unter<br />
Umständen notwendige Anpassen von<br />
Rückfahrsensoren wird bei der Förderung<br />
berücksichtigt. Unabdingbar für die Förderung<br />
des Umbaus eines Fahrzeuge nach<br />
Preise<br />
4.800 bis 7.000 Euro<br />
350 bis 900 Euro<br />
900 bis 1.500 Euro<br />
2.500 bis 3.700 Euro<br />
5.900 bis 6.600 Euro<br />
140 bis 300 Euro<br />
145 bis 265 Euro<br />
915 bis 1.490 Euro<br />
3.290 bis 3.500 Euro<br />
DIN-B1 („Caddy-Klasse“) ist der Einbau<br />
eines Schwenksitzes auf der Beifahrerseite.<br />
Die einzelnen Anbieter liegen bei den<br />
Hauptkomponenten des Umbaus preislich<br />
teilweise recht weit auseinander. Beim<br />
ZAHLEN, DIE EIN GUTES<br />
GESCHÄFT GARANTIEREN<br />
Gute Gründe für <strong>Taxi</strong>unternehmer,<br />
jetzt auf Inklusionstaxis zu setzen<br />
– aus der Info-Broschüre des<br />
Sozialverbands Deutschland, SoVD<br />
<strong>Berlin</strong>-Brandenburg e. V.<br />
In <strong>Berlin</strong> leben knapp 350.000<br />
schwerbehinderte Menschen, davon<br />
31.000 außergewöhnlich gehbehinderte<br />
Menschen, die berechtigt sind,<br />
eine finanzielle Mobilitätsförderung<br />
durch die Stadt zu erhalten. Der<br />
Sonderfahrdienst (SFD) führt gegenwärtig<br />
jährlich152.000 Fahrten durch<br />
und wird bei Zahlung eines Eigenbeitrags<br />
kostenlos angeboten. Ca.<br />
50.000 Fahrten werden bereits jetzt,<br />
durch Umsetzen aus dem Rollstuhl,<br />
in Limousinen-<strong>Taxi</strong>s im Rahmen<br />
des <strong>Taxi</strong>kontos durchgeführt. Eine<br />
Angleichung der Kostenbeteiligung<br />
zwischen Sonderfahrdienst und<br />
<strong>Taxi</strong>konto will der Senat laut Koalitionsvereinbarung<br />
in der jetzigen<br />
Legislaturperiode vornehmen. Insgesamt<br />
sind in <strong>Berlin</strong> jährlich ca. 8 Mio.<br />
Euro für diese Mobilitätsförderungen<br />
(SFD + <strong>Taxi</strong>konto) im Haushalt eingestellt.<br />
Neue Kundengruppe<br />
Mit dem neuen Angebot einer<br />
spontanen Mobilität mit dem <strong>Taxi</strong><br />
ist mit einer Wiederbelebung des<br />
Wunsches nach Mobilität bei bewegungseingeschränkten<br />
Menschen<br />
und damit einem Zuwachs der<br />
Nutzungszahlen zu rechnen – eine<br />
neu zu erschließende Kundengruppe,<br />
die zudem monatlich einen<br />
Zuschuss von bis zu 125 Euro aus<br />
dem sogenannten <strong>Taxi</strong>konto des<br />
<strong>Berlin</strong>er Senats in Anspruch nehmen<br />
kann.<br />
Andererseits gerät das <strong>Taxi</strong> durch<br />
die Liberalisierungsentwicklungen<br />
und Modernisierungsprozesse<br />
(Uber, Carsharing etc.) in einen<br />
Verdrängungswettbewerb. Die<br />
Übernahme einer stärkeren Rolle in<br />
der Behindertenbeförderung bietet<br />
Gelegenheit, sich stärker als Teil der<br />
öffentlichen Daseinsvorsorge zu<br />
zeigen.<br />
FOTO: stock.adobe.com / TETIANA<br />
6 JANUAR/FEBRUAR <strong>2019</strong> TAXI
INKLUSION<br />
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MobiTEC-Einbaustützpunkt<br />
Fredersdorf-Vogelsdorf Dieselstraße 16 B 15370<br />
REHA mobil <strong>Berlin</strong> Medczinski GmbH, Heiko Richter Hennigsdorf Fabrikstraße 8 B 16761 030-6 15 10 14 www.reha-mobil.de<br />
UMRÜSTUNGSFIRMEN - BUNDESWEIT<br />
Firma (Ansprechpartner) Gemeinde Adresse PLZ Telefonnummer Website<br />
Activa Automobil-Service GmbH, Laszlo Kocsis Borken (Münsterland) Zur Heide 9 46325 01 51-12 14 62 84 www.activa-automobilservice.de<br />
Ambulanz Mobile GmbH & Co. KG, Marco Müller<br />
Schönebeck/Elbe<br />
(bei Magdeburg)<br />
Glinder Str. 1 39218 01 73-2 41 42 88 www.ambulanzmobile.eu<br />
AMF-Bruns GmbH & Co. KG, Stefan Willjes Apen (bei Oldenburg) Hauptstraße 101 26689 0 44 89-72 72 33 www.amf-bruns.de<br />
MobiTEC GmbH & Co.KG, Victor Ermantraut<br />
Reha-Automobile GmbH, Markus Pacholke<br />
Berkheim<br />
(Oberschwaben)<br />
Bad Zwischenahn (bei<br />
Oldenburg)<br />
Robert-Bosch-Str. 6 88450 0 83 95-91 00 89 17 www.mobi-tec.de<br />
Im Doorgrund 13 26160 01 72-243 77 34 reha-automobile.de<br />
REHA mobil <strong>Berlin</strong> Medczinski GmbH, Heiko Richter Hennigsdorf Fabrikstraße 8 B 16761 030-6 15 10 14 www.reha-mobil.de<br />
Heckausschnitt ist auf die Größe zu achten.<br />
Die Minimalmaße zur Erfüllung der<br />
Förderkriterien werden von allen eingehalten.<br />
Doch es gibt auch Angebote mit deutlich<br />
längeren und breiteren Ausschnitten, die<br />
eine willkommene Möglichkeit bieten, auch<br />
größere Rollstühle einzuladen. Das ist definitiv<br />
empfehlenswert, erhöht es doch den<br />
Umsatz und vermeidet Enttäuschungen bei<br />
Fahrgästen und Fahrern, wenn Rollstuhl<br />
und Fahrzeug nicht zusammenpassen.<br />
Genauso sollten Angebote auf die Innenund<br />
die Einfahrhöhe überprüft werden.<br />
Auch da gibt es Unterschiede, und es gilt,<br />
den Kunden möglichst viel Kopffreiheit zu<br />
gewähren. Die Größe des Ausschnitts beeinflusst<br />
natürlich auch den Preis. Große Preisunterschiede<br />
gibt es dann, wenn verschiedene<br />
Varianten der Umrüstung angeboten<br />
werden, etwa ob auf der Beifahrerseite ein<br />
manuell zu handhabender Schwenksitz oder<br />
aber die elektrische Luxusvariante mit Fernbedienung<br />
verbaut wird.<br />
Unter dem Strich bleibt festzuhalten:<br />
Der Förderrahmen in Höhe von 15.000<br />
Euro netto reicht aus, um alle Kriterien<br />
zu erfüllen und den neuen Kunden eine<br />
komfortable Fahrgelegenheit bieten zu können.<br />
Je nach Anbieter muss für den Umbau<br />
ein Zeitfenster zwischen drei und sechs<br />
Wochen eingerechnet werden.<br />
Fast alle für den <strong>Taxi</strong>markt wichtigen<br />
Fahrzeughersteller bieten aber auch komplett<br />
umgebaute Fahrzeuge an. Sie arbeiten<br />
mit Umrüstungsfirmen direkt zusammen.<br />
Der Vorteil dabei ist, dass der Käufer alles<br />
aus einer Hand erhält und später auch nur<br />
einen Ansprechpartner hat. Durch Nachlässe,<br />
die den Händlern meist gewährt werden,<br />
kann das auch preislich interessant<br />
sein. Gerade bei Komplettlösungen ist eine<br />
genaue Überprüfung der einzelnen Komponenten<br />
des Umbaus nötig. Dazu zählen<br />
Bodenausschnittsmaße, zusätzliche Drehklappsitze,<br />
oder z. B., ob ein manueller oder<br />
elektrischer Schwenksitz verbaut werden<br />
soll. Je größer die Angebotsvielfalt, desto<br />
schwerer die Wahl. Eines ist aber sicher:<br />
Das Land zahlt und Inklusionstaxis sind<br />
eine tolle neue Geschäftsidee für jeden<br />
<strong>Taxi</strong>betrieb.<br />
<strong>Taxi</strong>s enthindern! <strong>Berlin</strong>s Rollifahrer<br />
werden ihre neue Bewegungsfreiheit zu<br />
schätzen wissen. Und last but not least:<br />
Wenn bei Ablauf des Förderzeitraums<br />
Ende 2021 weniger als 250 Inklusionstaxen<br />
in <strong>Berlin</strong> unterwegs sind, verspielt das<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbe gegenüber dem Senat seine<br />
Glaubwürdigkeit als verlässlicher Partner<br />
(siehe Seite 3). sb<br />
SHK-Rechtsanwälte<br />
Martina Schweickhardt<br />
Rechtsanwältin & Notarin<br />
Notariat<br />
Verkehrsrecht<br />
Strafrecht<br />
Zivilrecht<br />
Daniel Herbst<br />
Rechtsanwalt<br />
Nachodstraße 19<br />
10779 <strong>Berlin</strong><br />
(im Erdgeschoss)<br />
Telefon: 030 / 210 023 40<br />
André Klemm<br />
Rechtsanwalt<br />
TAXI JANUAR/FEBRUAR <strong>2019</strong><br />
7
BEHÖRDEN<br />
Dieses monströse Werbeversprechen vom <strong>Berlin</strong>er Hermannplatz kann Uber nur einhalten, weil die Fahrer gegen geltende<br />
Vorschriften verstoßen – und weil diese Verstöße durch Untätigkeit der Behörden unbestraft bleiben.<br />
DIE UNGLEICHE BEHANDLUNG<br />
Die <strong>Berlin</strong>er Senatsverwaltung verzögert weiterhin eine<br />
Tariferhöhung für <strong>Taxi</strong>s – und verstärkt damit das Gefühl,<br />
dass andere Anbieter bevorzugt werden.<br />
Ende August letzten Jahres, fünf<br />
Monate, nachdem das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
seinen Antrag auf Änderung der<br />
Beförderungsentgelte bei der Senatsverwaltung<br />
für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz<br />
(SenUVK) eingereicht hatte, wurden<br />
die Gewerbevertreter dort eingeladen.<br />
Allerdings nur, um Ihnen eine Fahrpreisabsenkung<br />
zu präsentieren (Wegfall der<br />
Zuschläge für Kreditkartenzahlungen).<br />
Die Vorschläge des Gewerbes wurden gar<br />
nicht erst diskutiert, eine mögliche Erhöhung<br />
der Fahrpreise ist seitdem auf den<br />
„Sankt-Nimmerleins-Tag“ verschoben.<br />
Diese Vorgehensweise wurde von <strong>Taxi</strong><br />
<strong>Times</strong> entsprechend kritisiert, was wiederum<br />
Herrn Reupke nicht gefiel. Reupke<br />
fungierte im Dezember bei einer erneuten<br />
Besprechung mit den <strong>Taxi</strong>verbänden als<br />
Gastgeber und vertrat dort den erkrankten<br />
Staatssekretär.<br />
Die <strong>Taxi</strong>vertreter hatten gehofft, dass<br />
bei dieser Zusammenkunft endlich die 10.<br />
Verordnung zur Änderung der Verordnung<br />
über Beförderungsentgelte auf den Weg<br />
gebracht wird. Doch anstatt daran konstruktiv<br />
zu arbeiten, mussten sich die Vertreter<br />
des <strong>Taxi</strong>gewerbes als erstes deftige<br />
Vorwürfe von Herrn Reupke gefallen lassen,<br />
weil die Gewerbevertreter den Affront<br />
der Verwaltung gegen das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
über <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> öffentlich gemacht hätten,<br />
obwohl er davon ausgegangen war, dass<br />
Stillschweigen vereinbart worden wäre.<br />
Muss das <strong>Taxi</strong>gewerbe sich von den<br />
Behörden alles gefallen lassen und dann<br />
auch noch das Tuch des Schweigens darüber<br />
ausbreiten? Oder rechtfertigt die<br />
Senatsverwaltung damit gar die lange Kette<br />
ihrer eigenen Versäumnisse und Untätigkeiten?<br />
Die Verwaltung hat die Verantwortung<br />
für einen in Gänze funktionierenden<br />
öffentlichen Personennahverkehr. Wird<br />
man dieser nicht mehr gerecht, ist auch<br />
ein gesetzeskonformer Betrieb von <strong>Taxi</strong>s<br />
und Mietwagen nicht mehr gewährleistet.<br />
VOHER BVG –<br />
JETZT VERWALTUNG<br />
Erschwerend muss die <strong>Taxi</strong>branche<br />
beobachten, wie illegale Praktiken nicht<br />
mit der nötigen Konsequenz verfolgt werden,<br />
während gleichzeitig ökonomisch<br />
und ökologisch unsinnige Projekte auf<br />
der Förderliste stehen bzw. sehr unbürokratisch<br />
genehmigt werden – jene „Mitbewerber“<br />
scheinen einfach nur „digital“<br />
und „modern“ rufen zu müssen.<br />
Das Projekt Berlkönig ist da nur ein<br />
Beispiel von vielen, aber eines mit einer<br />
besonderen Brisanz: Berlkönig ist ein Produkt<br />
der BVG, und Herr Reupke war vor<br />
seiner jetzigen Tätigkeit bei der BVG. Kritik<br />
an dieser Interessenverquickung ist so<br />
lange gerechtfertigt, solange Herr Reupke<br />
den Eindruck erweckt, die Interessen der<br />
unterschiedlichen Mobilitätsanbieter nicht<br />
gleichberechtigt aufzugreifen. Deshalb<br />
wünscht sich das <strong>Taxi</strong>gewerbe, dass Herr<br />
Reupke und seine Behörde die Tariferhöhung<br />
schnell und zügig umsetzen.<br />
Die <strong>Berlin</strong>er Koalition hat mit ihren Fördermaßnahmen<br />
klare Signale gesetzt: Sie<br />
fördert die Anschaffung von Inklusionstaxis<br />
und den Umstieg auf alternative<br />
(Elektro-) Antriebe. Beides setzt beim<br />
<strong>Taxi</strong>unternehmer Investitionen voraus.<br />
Wer investiert, benötigt dazu eine verlässliche<br />
Planungsgrundlage. <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />
müssen vorher wissen, mit welchen<br />
Fahrpreisen sie zu rechnen haben. Trotz<br />
der stattlichen Förderung für den Umbau<br />
werden die Unternehmer nur dann investieren,<br />
wenn auch ihre Fahrer dabei sind.<br />
Und die sind nur zu überzeugen, wenn sich<br />
der höhere Aufwand, insbesondere für das<br />
Ein- und Ausladen sowie die zu erwartenden<br />
längeren Anfahrten zum Kunden, auch<br />
im Fahrpreis niederschlägt. Dazu muss<br />
endlich der neue Fahrpreis festgelegt werden.<br />
Persönliche Befindlichkeiten dürfen<br />
das, was politisch gewollt ist, nicht untergraben.<br />
sb<br />
FOTO: Stephan Berndt / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
8 JANUAR/FEBRUAR <strong>2019</strong> TAXI
BEHÖRDEN<br />
Hinter diesen Mauern saß ein korrupter<br />
Mitarbeiter.<br />
SKANDAL BEI DER IHK NÜRNBERG<br />
Bei der IHK Nürnberg konnten Unternehmerscheine gekauft werden.<br />
Profitierten davon auch <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenunternehmer?<br />
Das LABO schweigt.<br />
FOTO: IHK Nürnberg für Mittelfranken<br />
Vor einigen Wochen erschütterte ein Skandal die heile<br />
Welt der Industrie- und Handelskammer Nürnberg.<br />
In rund 200 Fällen soll dort die bestandene Prüfung<br />
zum <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenunternehmer erkauft worden sein. Das<br />
„Angebot“ soll verstärkt aus <strong>Berlin</strong> und München genutzt worden<br />
sein. Wie der Presse zu entnehmen war, prüft auch die <strong>Berlin</strong>er<br />
Aufsichtsbehörde, ob sich hier ansässige <strong>Taxi</strong>unternehmer ihre<br />
Fachkundeprüfung erkauft und eine Urkunde über eine von der<br />
IHK Nürnberg ausgestellte Fachkundeprüfung vorgelegt haben.<br />
Da dieses Thema im <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>gewerbe natürlich heiß diskutiert<br />
wird, stellte <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> eine Presseanfrage an das LABO.<br />
Wir wollten in Erfahrung bringen, welche Ergebnisse die Überprüfungen<br />
der Behörde bisher brachten. So soll das LABO im<br />
Dezember 34 noch nicht abgeschlossene Genehmigungsverfahren<br />
diesbezüglich überprüft haben. <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> wollte wissen,<br />
ob sich Verdachtsmomente bestätigt haben, und wenn ja, wie<br />
viele Unternehmerscheine gegebenenfalls aus Nürnberg vorgelegt<br />
worden sind. Des Weiteren standen – Verlautbarungen des<br />
LABO zufolge – weitere 13 bereits erteilte Genehmigungen im<br />
Dezember auf dem Prüfstand. Wir fragten nach Ergebnissen, und<br />
ob möglicherweise bereits Genehmigungen aus diesem Grund<br />
wieder entzogen wurden.<br />
Eine weitere in <strong>Berlin</strong> und auch in München häufig gestellte<br />
Frage ist, ob mit diesen Nürnberger Unternehmerscheinen<br />
<strong>Taxi</strong>genehmigungen oder Mietwagengenehmigungen beantragt<br />
wurden (oder beides). Wenn beides, wie viele jeweils? Dass das<br />
Interesse an dem Deal ausgerechnet in den beiden Uber-Städten<br />
<strong>Berlin</strong> und München besonders groß war, ist sicher kein Zufall.<br />
In diesem Zusammenhang hätten wir noch gerne gewusst, seit<br />
wann diese „Sonderprüfungen“ von der Nürnberger IHK angeboten<br />
wurden. Im Mai 2016 startete Uber X in München, einen Monat<br />
später in <strong>Berlin</strong>. Auf keine dieser Fragen erhielten wir bis heute<br />
eine Antwort. Das LABO hat überhaupt nicht darauf reagiert und<br />
war dazu auch telefonisch nicht zu erreichen. Die Anfrage hatten<br />
wir bereits in der zweiten <strong>Januar</strong>woche gestellt.<br />
Zahlreiche Lesernachfragen zu diesem Thema müssen wir seitdem<br />
unbeantwortet lassen und können dadurch wilden Gerüchten<br />
und Spekulationen nicht entgegentreten. „Wahrscheinlich<br />
sind Mitarbeiter des LABO selbst in diese Korruption verwickelt“,<br />
kommentierte ein Leser unseren Verweis auf fehlende<br />
Behördeninformationen.<br />
Nur das LABO selbst kann solche Mutmaßungen richtigstellen.<br />
Deshalb: Bitte Auftauchen, liebe Behörde! <br />
sb<br />
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WETTBEWERB<br />
Kölner <strong>Taxi</strong>s vor dem Hauptbahnhof. In<br />
Kürze wird Uber wohl auch in der Domstadt<br />
an den Start gehen. Das wäre dann nach<br />
<strong>Berlin</strong>, München, Düsseldorf und Frankfurt<br />
am Main die fünfte Stadt in Deutschland.<br />
25 EURO UMSATZ PRO STUNDE<br />
WERDEN KAUM NOCH ERREICHT<br />
Deutsche Gesetze dürfen nicht an das rechtswidrige Verhalten<br />
sogenannter digitaler Newcomer angepasst werden. Die Politiker<br />
müssen über die Folgen solcher Pläne informiert werden.<br />
Die Kollegen der Kölner Funkzentrale <strong>Taxi</strong> 17 haben deshalb<br />
am 4. Dezember einen offenen Brief an die Verkehrspolitiker<br />
des Deutschen Bundestags geschrieben. Die dort<br />
genannten Argumente und Ausführungen sind so stichhaltig, dass<br />
wir den Brief ungekürzt abdrucken. Schließlich sind die Empfänger<br />
allesamt Mitglieder des Deutschen Bundestags und als solche<br />
auch immer wieder in <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>s unterwegs. Vielleicht sind<br />
diese beiden Seiten dann der Anlass für eine angeregte Diskussion<br />
zwischen <strong>Taxi</strong>fahrer und Politiker.<br />
OFFENER BRIEF AN DIE POLITISCHEN ENTSCHEI-<br />
DUNGSTRÄGER ZUM THEMA ÄNDERUNG DES PER-<br />
SONENBEFÖRDERUNGSGESETZES<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
schon seit einigen Jahren wird in Deutschland über eine mögliche<br />
Änderung des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) diskutiert.<br />
Schwerpunkt der Diskussion ist die Legalisierung von<br />
Angeboten wie sie z. B. das Unternehmen Uber anbietet. Auch<br />
heißt es immer wieder, dass das PBefG den Erfordernissen des<br />
digitalen Zeitalters angepasst werden müsse.<br />
Dies hat im <strong>Taxi</strong>gewerbe, welches vom Gesetzgeber dem Öffentlichen<br />
Nahverkehr zugerechnet wird, zu entsprechender Verunsicherung<br />
geführt.<br />
Wir möchten Sie mit diesem offenen Brief auf die Auswirkungen<br />
aufmerksam machen, welche eine entsprechende Änderung des<br />
PBefG mit sich bringen würde.<br />
Zunächst möchten wir betonen, dass wir das PBefG keineswegs<br />
für überholt halten:<br />
1. Die Beförderungspflicht und die Betriebspflicht sorgen dafür,<br />
dass alle Menschen, die von A nach B wollen, auch gefahren werden.<br />
2. Die Tarifpflicht und der Einsatz geeichter Taxameter stellen<br />
sicher, das die Preisgestaltung fair und nachvollziehbar für den<br />
Kunden ist. Verkehr mit Mietwagen hat der Gesetzgeber hingegen<br />
von diesen Pflichten befreit, dafür im Gegenzug aber beispielsweise<br />
festgelegt, dass sich Mietwagen nicht im öffentlichen Raum<br />
bereithalten dürfen und nach jedem Auftrag zu ihrem Betriebssitz<br />
zurückkehren müssen. Diese Trennung hat lange Zeit durchaus<br />
funktioniert. Erst durch das Auftreten von Uber und anderen<br />
Fahrdiensten wurde dieses System in Frage gestellt.<br />
Uber hat 2017 fast 1 Mio. Euro für Lobbyarbeit in der EU investiert,<br />
ein klarer Hinweis darauf, mit welcher Macht der Konzern<br />
in den Markt drängt. In den USA, wo Uber bereits seit 2009 am<br />
Markt agiert, lässt sich gut beobachten, welche Auswirkungen die<br />
Verbreitung solcher Fahrdienste hat. Einige Beispiele:<br />
– Durch die hohen Provisionen (bis zu 25 %) ist der Fahrerlohn<br />
extrem niedrig. Nach einer Untersuchung des Massachusetts Institute<br />
of Technology (MIT) gehen die Forscher davon aus, dass nach<br />
Abzug aller Kosten 30% der Fahrer gar einen Verlust machen. Im<br />
Median verdienen die Fahrer in den USA bloß 3,37 $ pro Stunde.<br />
– Die erwartete Reduzierung des Verkehrs in den Städten<br />
ist nicht eingetreten. Im Gegenteil beklagen manche Betreiber<br />
des öffentlichen Nahverkehrs sinkende Fahrgastzahlen und<br />
im Gegenzug verstopfen Uber-Fahrzeuge, die mit einer Person<br />
besetzt sind, den Verkehr.<br />
– Als Folge des sogenannten Surge-Pricing, d. h. die Anpassung<br />
der Fahrpreise je nach Nachfrage, bezahlen Fahrgäste bei hoher<br />
Nachfrage z.T. einen 8-fach erhöhten Preis.<br />
In der österreichischen Hauptstadt Wien, dessen Personenbeförderungsrecht<br />
dem deutschen ähnelt, hat Uber nach zahlreichen<br />
Gesetzesverstößen mittlerweile 680.000 Euro Strafe<br />
gezahlt. Trotzdem sieht Uber nach wie vor keinen Grund, seine<br />
FOTOS: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
10 JANUAR/FEBRUAR <strong>2019</strong> TAXI
WETTBEWERB<br />
Geschäftspraktiken zu ändern und wälzt die Verantwortung auf<br />
die ausführenden Betriebe ab. Ein deutliches Beispiel der Methode<br />
Uber: Gesetze werden so lange ignoriert, bis die intensive Lobbyarbeit<br />
zu einer gewünschten Gesetzesänderung geführt hat.<br />
Derweil wird der Markt mit Dumpingpreisen erobert.<br />
Zurück nach Deutschland. Die Gewinnsituation vieler <strong>Taxi</strong>unternehmen<br />
hierzulande ist seit<br />
geraumer Zeit mehr als bescheiden.<br />
Um einigermaßen über die Runden<br />
zu kommen, muss ein Betrieb einen<br />
Umsatz von ca. 25 Euro/Stunde<br />
erwirtschaften. Ein Wert, der vielerorts<br />
nicht erreicht wird. Aus vielen<br />
Gutachten der letzten Jahre geht hervor,<br />
das eine nicht geringe Anzahl von <strong>Taxi</strong>betrieben sich nur mit<br />
Hilfe von Steuerhinterziehung und Sozialbetrug über Wasser hält.<br />
Da stellt sich dann schon die Frage, welche Fantasie einen Milliardenkonzern<br />
wie Uber in den deutschen Markt treibt?<br />
Wie das Unternehmen hierzulande agiert, lässt sich derzeit gut<br />
in Düsseldorf studieren, wo Uber seit Oktober wieder aktiv ist.<br />
Fahrpersonal wird z. T. aus <strong>Berlin</strong> eingeflogen und in Hotels untergebracht.<br />
Die eingesetzten Mietwagen sind u. a. in Bonn, <strong>Berlin</strong><br />
oder Viersen konzessioniert. Ohne vorprogrammierten Verstoß<br />
gegen die gesetzliche Rückkehrpflicht ist ein solcher Betrieb gar<br />
nicht möglich. Selbstverständlich bietet man Fahrpreise weit unter<br />
dem <strong>Taxi</strong>tarif an, um den Markt aufzurollen. Die Kriegskasse von<br />
Uber ist prall gefüllt.<br />
Kürzlich hat Verkehrsminister Scheuer verlauten lassen, er<br />
wolle den Markt für Fahrdienstleister noch in dieser Wahlperiode<br />
öffnen. Er erhofft sich dadurch u. a. Verbesserungen für die Mobilität<br />
der ländlichen und älteren Bevölkerung. Leider zeugt diese<br />
Aussage von Unkenntnis der Marktverhältnisse.<br />
Es müsste schon zu einer 180-Grad-Wende in der Unternehmensstrategie<br />
von Uber und ähnlichen Diensten kommen, wenn dies<br />
Wirklichkeit werden sollte. Erfahrungsgemäß sind Unternehmen<br />
wie Uber vornehmlich an dem schnellen und halbwegs lukrativen<br />
Geschäft in den größeren Städten interessiert.<br />
Das <strong>Taxi</strong>gewerbe hat sicherlich in den letzten Jahrzenten Fehler<br />
gemacht. Servicemängel und Schattenwirtschaft sind hier die<br />
großen Stichworte. Andererseits tut man der Branche unrecht,<br />
wenn man sie per se als unmodern bezeichnet. Beispielsweise<br />
hat die Digitalisierung mit den beiden größten <strong>Taxi</strong>-Bestell-Apps<br />
mytaxi und taxi.eu schon seit geraumer Zeit Einzug gehalten.<br />
Beide Systeme haben inzwischen eine Funktion integriert, mit<br />
der das Teilen eines <strong>Taxi</strong>s ermöglicht wird. Ein wichtiges Feature<br />
im Hinblick auf echte Verkehrsvermeidung und die Mobilität im<br />
ländlichen Bereich. Auch die bargeldlose Zahlung ist mittlerweile<br />
in fast allen <strong>Taxi</strong>s möglich.<br />
Leider werden die Bemühungen vieler seriös arbeitender<br />
Betriebe durch mangelnde Unterstützung örtlicher Behörden konterkariert.<br />
So hat in <strong>Berlin</strong> vor 2 Jahren die zuständige Behörde<br />
die verpflichtende Einführung sog. Fiskaltaxameter zur Eindämmung<br />
von Steuer- und Sozialbetrug beschlossen. Etwa zeitgleich<br />
drängte Uber verstärkt in den Markt. Einerseits wurde Uber durch<br />
den Wegfall der Ortskundeprüfung die Suche nach geeigneten<br />
Fahrern erleichtert. Andererseits haben sich verstärkt ehemalige<br />
<strong>Taxi</strong>unternehmer, die zuvor durch schattenwirtschaftliche<br />
Strukturen aufgefallen waren, dem Vermittlungssystem von Uber<br />
Welche Fantasie treibt einen<br />
Milliardenkonzern wie Uber<br />
in den deutschen Markt?<br />
angeschlossen. Eine Überprüfung dieser Mietwagenbetriebe findet<br />
kaum statt, auch weil eine rechtliche Handhabe weitgehend<br />
fehlt. Im Ergebnis sehen wir eine Verlagerung der Schattenwirtschaft<br />
in den Mietwagenbereich.<br />
Daher unser Appell an die politischen Entscheidungsträger:<br />
Öffnen sie nicht den Markt in Deutschland für Anbieter wie<br />
Uber, deren zweifelhafte Geschäftspraktiken<br />
in anderen Ländern wir<br />
zuvor an ausgewählten Beispielen<br />
beschrieben haben!<br />
Wesentlich zielführender wäre<br />
es, das <strong>Taxi</strong>gewerbe mit gezielten<br />
Maßnahmen zu stärken und an<br />
bestimmten Punkten in die Pflicht<br />
zu nehmen. Die Weiterentwicklung des bestehenden Ordnungsrahmens<br />
bietet deutlich mehr Vorteile, als der disruptiven Strategie<br />
eines Großkonzerns zu folgen, der sich den deutschen Markt<br />
ohne weiteres kaufen kann. Die Folgen lassen sich derzeit in den<br />
USA beobachten.<br />
Folgendes wäre aus unserer Sicht umzusetzen:<br />
1. Bundesweite Einführung des sogenannten Hamburger<br />
Modells, d. h. konsequente Anwendung rechtlicher Möglichkeiten<br />
unter Einsatz von Instrumenten des Steuerrechts („Fiskaltaxameter“)<br />
und des Arbeitsrechts (z. B. Mindestlohngesetz)<br />
zur Verhinderung von Steuerhinterziehung und Sozialbetrug.<br />
Bei der Verlängerung der Genehmigung sind der Behörde hier<br />
plausible betriebswirtschaftliche Daten vorzulegen. Geschieht<br />
dies nicht, kann die Konzession entzogen werden. Im Gegenzug<br />
kann auf die Deckelung der <strong>Taxi</strong>konzessionen verzichtet<br />
werden, da sich durch diese Maßnahmen der Markt automatisch<br />
reguliert. So sank in Hamburg z. B. die Anzahl der <strong>Taxi</strong>s<br />
von 4000 auf 3200.<br />
2. Manipulationssichere Aufzeichnung der Umsätze auch für<br />
den Mietwagen<br />
3. Förderung und Ausbau von <strong>Taxi</strong>-Sharing-Konzepten. So können<br />
<strong>Taxi</strong>s einen wesentlichen Beitrag zur notwendigen Reduzierung<br />
des Verkehrs beitragen.<br />
Olaf Bendin, Sascha Päffgen, Alexander Tritschkow<br />
Gesellschafter KTV Kölner <strong>Taxi</strong>vermittlung GmbH & Co. KG<br />
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TAXI JANUAR/FEBRUAR <strong>2019</strong><br />
11
WETTBEWERB<br />
Karl-Heinz Kirle (Gewerbevertretung<br />
Brandenburg), Detlef Baatz<br />
(Geschäftsführer <strong>Taxi</strong>-Genossenschaft<br />
Potsdam e.G.)<br />
Leere Menge: Halteplatz<br />
in Potsdam-Babelsberg<br />
Vermittlungszentrale der <strong>Taxi</strong>-<br />
Genossenschaft Potsdam<br />
TAXINOTSTAND IN POTSDAM?<br />
An Sonn- und Feiertagen und spät abends werden öfter mal <strong>Berlin</strong>er<br />
<strong>Taxi</strong>s nach Potsdam vermittelt. Was ist da los? Schaffen es die<br />
Potsdamer Kollegen nicht allein? Wir haben uns umgesehen.<br />
Potsdam hat rund 175.000 Einwohner<br />
und knapp 170 <strong>Taxi</strong>s. Auf ein<br />
<strong>Taxi</strong> kommen also rund 1.030 Einwohner,<br />
keine schlechte Quote aus Sicht<br />
des <strong>Taxi</strong>gewerbes, in <strong>Berlin</strong> sind es nur<br />
gut 450. Wenn man bedenkt, dass nicht<br />
ständig alle 170 unterwegs sind, und vermutlich<br />
einige Konzessionen „ruhen“, also<br />
mit gar keinem Auto dabei sind, spricht das<br />
für eine gute Auslastung für die, die gerade<br />
fahren – und für <strong>Taxi</strong>knappheit aus Sicht<br />
der Kunden.<br />
Bei starker Nachfrage, nach Veranstaltungen<br />
mit vielen Teilnehmern, zu Hotelabreisezeiten<br />
und dergleichen kommt es zu<br />
Wartezeiten. In umsatzschwachen Zeiten,<br />
spät abends und an Feiertagen ebenso.<br />
Dann sind zu wenig <strong>Taxi</strong>s dienstbereit,<br />
und das böse Wort vom <strong>Taxi</strong>notstand<br />
macht die Runde.<br />
Man kann es ja verstehen. Wenn man<br />
als <strong>Taxi</strong>fahrer in „normaler“ Arbeitszeit<br />
relativ bequem sein Geld verdienen kann,<br />
warum soll man sich dann die Nächte und<br />
die Feiertage um die Ohren hauen? Aber<br />
auch Potsdam wächst. Immer mehr Menschen<br />
ziehen in die Stadt, auch solche, die<br />
Geld verdienen und bereit sind, das auszugeben.<br />
Die Ansprüche an das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
werden noch steigen.<br />
Das alteingesessene <strong>Taxi</strong>gewerbe wird<br />
sich anpassen müssen. Kurzfristig wäre<br />
schon damit geholfen, wenn zu langfristig<br />
bekannten Großereignissen mehr<br />
Kollegen rausfahren würden, und wenn<br />
einige dem alten <strong>Taxi</strong>fahrergeheimtipp<br />
nachgehen würden, dass es ganz einträglich<br />
sein kann, zu Zeiten mit schwacher<br />
Nachfrage zu fahren. Na klar, man wartet<br />
dann länger auf den Fahrgast. Die wenigen<br />
Fahraufträge bekommt man aber einigermaßen<br />
sicher, wenn sonst keiner draußen<br />
ist. Außerdem ist dann weniger Verkehr.<br />
Man kommt schneller durch und hat weniger<br />
Stress.<br />
Parallel könnte die Genehmigungsbehörde<br />
zusätzliche <strong>Taxi</strong>konzessionen ausgeben.<br />
Das würde sie auch gerne tun. Es<br />
finden sich jedoch keine Abnehmer. Hier<br />
wird das eigentliche Problem deutlich. Der<br />
<strong>Taxi</strong>notstand entwickelt sich schleichend<br />
und ist struktureller Natur.<br />
Fast alle Potsdamer <strong>Taxi</strong>betriebe wurden<br />
Anfang der Neunziger Jahre des letzten<br />
Jahrhunderts gegründet, als das nach dem<br />
Ende der DDR möglich wurde. Das heißt,<br />
die Unternehmer sind in etwa alle gleich<br />
alt und denken jetzt, nach knapp 30 Jahren,<br />
langsam ans Aufhören. Genauso wenig,<br />
wie sich Abnehmer für neue Konzessionen<br />
melden, finden die Altunternehmer Nachfolger<br />
für ihre Betriebe.<br />
Ein ähnliches Schicksal droht der Genossenschaft,<br />
die sich alle Mühe gibt, durch<br />
ihre Vermittlungstätigkeit das Potsdamer<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbe am Leben zu halten. Wenn<br />
das so weiter geht, gehen ihr über kurz oder<br />
lang die Genossen aus.<br />
Woran liegt das? <strong>Taxi</strong>fahren ist offenbar<br />
nicht mehr besonders attraktiv. Anscheinend<br />
kann man in anderen Branchen mit<br />
weniger Anstrengung mehr Geld verdienen.<br />
Das taxigewerbsmäßige Jammern<br />
über den Mindestlohn tut ein Übriges. Da<br />
entsteht bei Arbeitnehmern leicht der Eindruck,<br />
im <strong>Taxi</strong>gewerbe kann man nicht<br />
mehr als den Mindestlohn verdienen.<br />
Natürlich ist der Mindestlohn ein Fremdköper<br />
in einem Gewerbe, das ausschließlich<br />
mit einem Anteil am Umsatz entlohnt.<br />
Dass man dadurch mit ein wenig Umsicht<br />
weit mehr als den Mindestlohn verdienen<br />
kann, gerät leicht aus dem Blick.<br />
Warum gehen keine <strong>Berlin</strong>er Unternehmer<br />
mit einem Betriebssitz nach Potsdam?<br />
<strong>Berlin</strong> hat zu viele <strong>Taxi</strong>s. Hier ist es wirklich<br />
schwer, ein vernünftiges Einkommen<br />
zu erzielen. Nach Schönefeld, eine andere<br />
Umlandgemeinde, sind schließlich auch<br />
viele <strong>Berlin</strong>er gegangen.<br />
FOTOS: Sebastian Stahl, Wilfried Hochfeld / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> (2)<br />
12 JANUAR/FEBRUAR <strong>2019</strong> TAXI
WETTBEWERB<br />
Wenn man ein wenig zurückblickt in die<br />
Entwicklung des <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>gewerbes,<br />
findet man die Erklärung. Der traditionelle<br />
<strong>Berlin</strong>er Nachkriegskraftdroschkenfahrer<br />
mit schwarzer Lederjacke (passend zum<br />
Auto), Kapitänsmütze und ausgeprägter<br />
Berufsehre ist spätestens in den 70er<br />
Jahren von Bord gegangen.<br />
In dieser Zeit brachten die studentischen<br />
Gründer frisches Blut ins <strong>Taxi</strong>gewerbe. Mit<br />
ihren frisch anstudierten betriebswirtschaftlichen<br />
Methoden brachten sie die<br />
vorwiegend allein fahrenden älteren Kollegen<br />
in Bedrängnis. Mit Betriebsgrößen<br />
von dutzenden Taxen und Fahrpersonal,<br />
für das keine Sozialversicherung abzuführen<br />
war, konnten sie kaum mithalten. Für<br />
sie erschwerend hinzu kam die kreative<br />
Buchführung, die von vielen studentischen<br />
<strong>Taxi</strong>firmen betrieben wurde.<br />
Ein weiterer Schub neuer Unternehmer<br />
kam Ende der 80er Jahre hinzu. Als<br />
der Konzessionsstopp wegen des Beobachtungszeitraums<br />
aufgehoben wurde,<br />
machten sich ganze Belegschaften der<br />
Studentenbetriebe selbstständig, was<br />
denen nun wieder große Schwierigkeiten<br />
bereitete.<br />
Sie alle gehen jetzt nach und nach in den<br />
Ruhestand. Den vorwiegend deutschen<br />
Unternehmern folgen seit geraumer Zeit<br />
Emigranten (und deren Nachkommen) aus<br />
aller Herren Länder mit mehr oder weniger<br />
desolaten Volkswirtschaften, in denen<br />
Unternehmertum sehr geachtet wurde,<br />
sei das Unternehmen auch noch so klein.<br />
Inzwischen sind viele dieser Betriebe sehr<br />
erfolgreich und gar nicht mehr so klein.<br />
Man kann sagen, das aktuelle <strong>Berlin</strong>er<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbe wird beherrscht von Unternehmern<br />
türkischer, arabischer oder russischer<br />
Abstammung.<br />
Das wäre also die Klientel, die sich zur<br />
Verstärkung des Potsdamer Gewerbes<br />
nach dort aufmachen müsste – und wenig<br />
Ambition zeigt, dies zu tun. Das Potsdamer<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbe ist fest in deutscher Hand. Ein<br />
einziger Unterneher dort ist nichtdeutscher<br />
Abstammung. Das Gewerbe ist dort, anders<br />
als in <strong>Berlin</strong>, klein und überschaubar. Jeder<br />
kennt jeden. Selbst ein Neuunternehmer<br />
alt-deutscher Abstammung wäre dort erst<br />
einmal der „Fremde“.<br />
So bedauerlich das sein mag, hier stoßen<br />
Vorbehalte „gelernter DDR-Bürger“ gegen<br />
„Ausländer“ auf Vorbehalte von „ Ausländern“<br />
gegen „gelernte DDR-Bürger“. Interessant<br />
wäre, wie die Fahrgäste das sehen,<br />
die jetzt zum Teil ungebührlich lange auf<br />
ein <strong>Taxi</strong> warten müssen. Denen soll die<br />
ganze Veranstaltung schließlich dienen.<br />
Werden die in Potsdam lieber von Bio-Deutschen<br />
kutschiert oder ist es ihnen wurscht,<br />
solange überhaupt einer kommt?<br />
Eines ist sicher: Die Personenbeförderung<br />
mit Taxen wird auch in Potsdam nicht aussterben.<br />
Die Zeit wird’s richten. Einstweilen<br />
werden <strong>Berlin</strong>er Kollegen einspringen und<br />
den Gewöhnungsprozess an fremd aussehende<br />
Deutsche voran bringen. Die <strong>Berlin</strong>er<br />
Großzentrale in der Persiusstraße hat damit<br />
kein Problem. Sie wäre auch bereit zu einer<br />
vertraglich geregelten engeren Zusammenarbeit<br />
mit der Potsdamer Genossenschaft.<br />
Aber auch dieser Weg ist noch weit. wh<br />
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TAXI JANUAR/FEBRUAR <strong>2019</strong><br />
13
WETTBEWERB<br />
Gewerbevertreter und Politiker im Bürgerbüro<br />
(v.l.n.r.): Lars Düsterhöft, Tino Schopf,<br />
Read Saleh (SPD-Abgeordnete), Carsten<br />
Reichert (<strong>Taxi</strong>unternehmer, Moderator),<br />
Martin Laube (<strong>Taxi</strong>unternehmer, Referent)<br />
SPD VERSPRICHT<br />
MEHR LABO-PERSONAL<br />
Die <strong>Berlin</strong>er SPD intensiviert aktuell den Dialog mit dem <strong>Taxi</strong>gewerbe.<br />
Dazu zählte auch die Veranstaltung in Spandau unter dem Motto<br />
„<strong>Taxi</strong>fahrer fragen, Politiker antworten“.<br />
Raed Saleh, der Vorsitzende der<br />
SPD-Fraktion im <strong>Berlin</strong>er Abgeordnetenhaus,<br />
hatte am 16. <strong>Januar</strong><br />
<strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>fahrer in sein Bürgerbüro in<br />
Spandau zum Gespräch eingeladen. Es<br />
kamen zahlreiche Gewerbevertreter, Dr.<br />
Lutz Kaden von der IHK, ein Vertreter vom<br />
BZP und viele <strong>Taxi</strong>fahrer. Außerdem dabei<br />
waren die SPD-Abgeordneten Tino Schopf,<br />
verkehrspolitischer Sprecher, und Lars<br />
Düsterhöft, Sprecher für Arbeit. Es war<br />
nicht der erste Direktkontakt der Politiker<br />
FORDERUNGEN AN DIE<br />
BERLINER LANDESPOLITIK<br />
• LABO, Politik, Finanzamt und Zoll<br />
müssen tätig werden: Kontrollen<br />
der Mietwagenbetriebe vergleichbar<br />
zu denen der <strong>Taxi</strong>betriebe<br />
• drastische Geldstrafen für<br />
Rechtsverstöße<br />
• deutlich mehr als 18 Mitarbeiter<br />
für das LABO<br />
• Zusammenarbeit <strong>Berlin</strong>er und<br />
brandenburgischer Behörden<br />
• realistische Anpassung der Tarife<br />
in Absprache mit <strong>Taxi</strong>vertretungen<br />
• <strong>Berlin</strong>er Landespolitiker sollen sich<br />
in der Bundespolitik dafür stark<br />
machen, das <strong>Taxi</strong>gewerbe in seiner<br />
jetzigen Form zu erhalten<br />
• keine weitere Zulassung von Mietwagen<br />
und Erprobungsverkehren<br />
• Zeichen setzen: Uber sofort<br />
verbieten!<br />
mit dem Gewerbe. Bereits am 10. Dezember<br />
gab es Gespräche (siehe Seite 26). In<br />
Spandau trug eingangs Martin Laube, <strong>Berlin</strong>er<br />
<strong>Taxi</strong>fahrer und Medienaktivist bei der<br />
„Innung“, eine Präsentation zur aktuellen<br />
Lage im Bereich Personenbeförderung vor,<br />
die er mit Yvonne Schleicher und weiteren<br />
Kollegen erstellt hatte. Darin ging es um<br />
die gesetzlichen Grundlagen, die ungesetzlichen<br />
Auswüchse durch Uber und die<br />
anderen Anbieter „neuer“ Mobilität sowie<br />
die Untätigkeit von Politik und Behörden<br />
in <strong>Berlin</strong>. Es wurden konkrete Maßnahmen<br />
angemahnt (siehe Kasten).<br />
Angesichts der knappen Zeit – Saleh<br />
musste zeitig zum nächsten Termin – kam<br />
unter den <strong>Taxi</strong>leuten leichter Unmut auf,<br />
denn die Präsentation enthielt überwiegend<br />
Informationen, die allen nur allzu<br />
bekannt waren, und laut Titel der Veranstaltung<br />
sollten die Politiker ja auch antworten,<br />
vor allem auf drei Kernfragen:<br />
1. Warum tut sich nichts gegen anhaltend<br />
fortgesetzte Rechtsbrüche, die im<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbe großen Schaden anrichten<br />
und nebenbei viele prekäre Arbeitsplätze<br />
schaffen?<br />
2. Warum werden immer mehr neue Verkehrsformen<br />
zugelassen, an denen nichts<br />
neu ist und die mehr Verkehr schaffen<br />
anstatt weniger?<br />
3. Warum wird der Antrag auf Tariferhöhung<br />
zum Ausgleich des gestrichenen<br />
Zuschlags für bargeldlose Zahlung und der<br />
Erhöhung des Mindestlohns im Senat so<br />
lange verschleppt?<br />
Die Politiker versprachen, sich für<br />
das <strong>Taxi</strong>gewerbe einzusetzen und keine<br />
Bestrebungen mitzutragen, die dem<br />
Gewerbe schaden. Raed Saleh will in den<br />
kommenden Haushaltsberatungen für eine<br />
personelle Aufstockung des LABO sorgen<br />
und in den zuständigen Gremien in Sachen<br />
Tariferhöhung drängeln.<br />
KRITIK AUS DEM PUBLIKUM<br />
Die kritische Anmerkung aus dem Publikum,<br />
dass die SPD seit vielen Jahren schon<br />
in der Regierung ist und damit viel Zeit<br />
gehabt hätte, schlechte Entwicklungen zu<br />
beeinflussen, parierte Read Saleh mit den<br />
breit verteilten Zuständigkeiten, wo auch<br />
die politisch anderen Ansichten der Koalitionsparteien<br />
zum Tragen kämen. Die beiden<br />
Wahlkreisabgeordneten beriefen sich<br />
darauf, erst seit zwei Jahren im Parlament<br />
zu sitzen.<br />
Ein Hoffnungsschimmer, dass unsere<br />
Argumente angekommen sind, lieferte<br />
kurz vor dem Treffen bereits Tino Schopf.<br />
Auf die Frage, was sein größtes Ärgernis<br />
mit der BVG im Jahr 2018 gewesen sei,<br />
antwortete er der <strong>Berlin</strong>er Zeitung: „Einer<br />
meiner Hauptkritikpunkte ist das Pilotprojekt<br />
Berlkönig. Die Schaffung eines<br />
dritten Verkehrssystems, das zum Nahverkehr<br />
und zum <strong>Taxi</strong> nicht nur physisch,<br />
sondern auch tariflich inkompatibel ist, ist<br />
ein Fehler. Hier setzt eine unverhältnismäßige<br />
Kannibalisierung der öffentlichen<br />
Verkehrsmittel ein.“ Das macht ebenso<br />
Mut wie ein Treffen der <strong>Berlin</strong>er Gewerbespitzen<br />
mit dem Innensenator Andreas<br />
Geisel (siehe Seite 15), das dank der Initiative<br />
von Tino Schopf und Raed Saleh Ende<br />
<strong>Januar</strong> stattfand.<br />
wh<br />
FOTO: Wilfried Hochfeld / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
14 JANUAR/FEBRUAR <strong>2019</strong> TAXI
IN BERLIN IST DAS TAXI<br />
DIE BESSERE WAHL<br />
Neues Jahr, neues Glück, alte Herausforderungen. <strong>Taxi</strong>-<strong>Berlin</strong>-<br />
Geschäftsführer Hermann Waldner nimmt zu zahlreichen heißen<br />
<strong>Taxi</strong>themen Stellung – und dabei kein Blatt vor den Mund.<br />
FOTO: W<br />
Liebe <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>unternehmerinnen<br />
und Unternehmer, liebe <strong>Taxi</strong>fahrerinnen<br />
und <strong>Taxi</strong>fahrer,<br />
lassen Sie mich nachfolgenden Jahresausblick<br />
mit einer erschreckenden Zahl<br />
beginnen: 17,6 Millionen Euro. So viel Verlust<br />
hat ein anderer Auftragsvermittler im<br />
Jahr 2017 gemacht. Auch für 2018 rechnet<br />
das Unternehmen mit einem deutlich<br />
negativen Jahresergebnis. Trotzdem spricht<br />
Geschäftsführer Eckart Diepenhorst von<br />
einem „Erfolgsjahr“. Das ist schwer fassbar.<br />
So viel Verlust könnten wir uns bei<br />
<strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> und bei taxi.eu gar nicht<br />
leisten. In Wahrheit zeigt diese Zahl,<br />
wie viel es besagtem Unternehmen<br />
– nämlich mytaxi – wert ist, uns<br />
Zentralen kleinzukriegen und uns<br />
die Aufträge wegzunehmen. Längst<br />
investiert ja nicht mehr nur mytaxi<br />
so viel Geld, um Aufträge aus dem<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbe abzuziehen, sondern auch<br />
Uber und andere. <strong>Berlin</strong> ist fast schon ein<br />
europäisches Zentrum für diesen Kampf.<br />
Das Ende dieser Entwicklung lässt sich<br />
genau vorhersehen, denn es läuft, wie in<br />
anderen Branchen auch, in drei bekannten<br />
Phasen ab. In der ersten Phase bezahlt<br />
der Investor große Summen – Stichwort 17<br />
Millionen Verlust –, um die Konkurrenten<br />
zu schwächen, indem er ihnen mit Billigpreisen<br />
die Kunden abjagt. In der zweiten<br />
Phase wird der Preis moderat angehoben,<br />
während die anderen am Absterben sind.<br />
In der dritten Phase werden dann Provisionen<br />
von 25, 30 Prozent herausgequetscht<br />
und die Fahrpreise für Kunden so weit wie<br />
möglich erhöht. Das geht, wenn man den<br />
Wettbewerb totgemacht hat. Das ist in vielen<br />
Uber-Städten zu sehen.<br />
Umso bedeutender ist es, dass der Bundesgerichtshof<br />
im Dezember unsere Auffassung<br />
von der Rechtswidrigkeit der<br />
UberBlack-App bestätigt hat. Wir sehen<br />
nun gute Chancen, auf dieser Basis weitere<br />
Verbote gegen Uber durchzusetzen. Gleich<br />
„Uns einen zweistelligen<br />
Millionenverlust als Erfolg<br />
verkaufen zu wollen, ist<br />
schwer fassbar.“<br />
am Tag nach der schriftlichen Urteilsverkündung<br />
konnten wir das gemeinsam mit<br />
Vertretern der <strong>Berlin</strong>er Gewerbeverbände<br />
auch in einem Gespräch mit Innensenator<br />
Andreas Geisel und seinen Parteikollegen<br />
Tino Schopf und Raed Saleh thematisieren.<br />
Herr Geisel sagte dazu, er nehme die Dringlichkeit<br />
des Problems zur Kenntnis und<br />
wolle sich intensiv kümmern.<br />
Als <strong>Taxi</strong>-<strong>Berlin</strong>-Geschäftsführer arbeite<br />
ich an vielen Stellen gegen die Verdrängung<br />
des <strong>Taxi</strong>gewerbes. Bei unseren<br />
Wettbewerbern ist zu beobachten, dass<br />
sie sich ausschließlich auf App-affi ne<br />
Kunden konzentrieren. Im Bewusstsein<br />
vieler Fahrgäste wird die Möglichkeit der<br />
App-Bestellung noch zu wenig mit dem<br />
klassischen <strong>Taxi</strong>gewerbe in Verbindung<br />
gebracht. Konzerne wie Uber können sich<br />
natürlich gigantische Werbekampagnen<br />
leisten. Die monströse Uber-Werbung am<br />
Hermannplatz ist dafür ein typisches Beispiel.<br />
Die Großkonzerne wollen zwischen<br />
25 und 30 Prozent vom Gesamtumsatz<br />
als Provision haben. Das kann doch nur<br />
dazu führen, dass der Fahrer langfristig<br />
weniger verdient – und dass<br />
der Kunde ab einer bestimmten Phase<br />
mehr bezahlen muss. Diese einleuchtende<br />
Gleichung und dass ein solches<br />
System prekäre Arbeitsplätze schafft,<br />
sollte jeder Fahrer jedem Kunden aufzeigen.<br />
Wenn eine Handvoll Manager<br />
sich eine goldene Nase damit verdient, viele<br />
tausend Gewerbetreibende zu ruinieren, ist<br />
das den Kunden nicht mehr gleichgültig.<br />
Nicht zuletzt dank solcher Argumente<br />
gelingt es unserem Kompetenzteam bei<br />
<strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong>, für steigende Auftragszahlen<br />
bei klassischen Bestellern und Stammkunden<br />
zu sorgen. Auch direkt vor Ort sind<br />
wir aktiv. Wenn wir zum Beispiel hören,<br />
dass am Messegelände Besucher laut nach<br />
ihrem „Uber oder <strong>Taxi</strong>“ fragen, dann versuchen<br />
wir in Zusammenarbeit mit Kollegen<br />
<br />
TAXI JANUAR/FEBRUAR <strong>2019</strong><br />
15
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (Bildmitte) traf sich mit dem BZP-Präsidium zum<br />
persönlichen Gespräch: Geschäftsführer Thomas Grätz, Vizepräsident Hermann Waldner,<br />
Präsident Michael Müller und Vizepräsident Peter Zander<br />
wie Boto Töpfer vom TVB, die Kunden<br />
davon zu überzeugen, dass in <strong>Berlin</strong> das<br />
<strong>Taxi</strong> die bessere Wahl ist und bemühen<br />
uns, das Laden durch Mietwagenfahrer,<br />
die gegen die Rückkehrpflicht verstoßen,<br />
zu unterbinden.<br />
Viele wissen nicht, dass auch das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
innovativ und digital ist, deshalb<br />
müssen wir unsere App besser publik<br />
machen. Da wir uns nicht so gigantische<br />
Werbekampagnen leisten können wie<br />
andere, die zu den besagten Millionenverlusten<br />
führen, sind wir auf die Mitarbeit<br />
der Unternehmer und Fahrer angewiesen.<br />
Ich möchte mich deshalb ausdrücklich bei<br />
denen bedanken, die schon mitmachen,<br />
indem sie zum Beispiel Visitenkarten von<br />
<strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> bzw. taxi.eu verteilen und mit<br />
unserer Werbung auf den Autotüren fahren<br />
und das nicht mit dem Argument ablehnen,<br />
andere Werbeträger würden mehr bezahlen.<br />
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und Technikcenter<br />
Mo - Fr 10.00 bis 17.00 Uhr<br />
Geschäftsführer<br />
Hermann Waldner<br />
Presserechtlich verantwortlich für<br />
diese Seite: Hermann Waldner<br />
Redaktion: Axel Rühle (ar)<br />
Pressekontakt: presse@taxi-berlin.de<br />
Die Bundesregierung will noch in dieser<br />
Legislaturperiode das Personenbeförderungsgesetz<br />
(PBefG) ändern. Das<br />
ist eine fast logische Konsequenz aus den<br />
Veränderungen, die sich aktuell im Bereich<br />
der Personenbeförderung und der Mobilität<br />
abspielen: Drive-Now hat sich von Sixt<br />
gelöst und fusioniert mit Car2go. VW ist<br />
bei Gett ausgestiegen. Da ist Bewegung im<br />
Haifischbecken der Milliardenkonzerne,<br />
die über eine Finanzkraft verfügen, die<br />
wir als <strong>Taxi</strong>gewerbe nicht haben. Ob die<br />
Verbindung aus DriveNow, Car2go und<br />
mytaxi am Ende lukrativ ist oder vielleicht<br />
sogar von Daimler abgestoßen wird,<br />
so wie VW sich von Gett abgewendet hat,<br />
ist schwer zu sagen. Wir können den Markt<br />
natürlich nicht aufmischen, indem wir<br />
den Milliardenkonzernen eine Billion entgegensetzen.<br />
Die haben wir nicht. Wir müssen<br />
auf Bundesebene gegensteuern und die<br />
verantwortlichen Politiker mit Argumenten<br />
davon überzeugen, dass unser <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
erhaltenswert und wichtig ist. Davon hängt<br />
es ab, ob wir als Gewerbe fortbestehen.<br />
Ich habe mich vor zwei Jahren auch<br />
deshalb zu meinem Engagement im Bundesverband<br />
BZP entschieden, weil ich die<br />
Notwendigkeit sah, etwas zu bewegen.<br />
Als Vizepräsident des BZP konnte ich beispielsweise<br />
gemeinsam mit meinen Vorstandskollegen<br />
Bundesverkehrsminister<br />
Andreas Scheuer persönlich die Standpunkte<br />
des <strong>Taxi</strong>gewerbes im Gespräch<br />
nahebringen. Das ist schon alleine deshalb<br />
etwas Besonderes, weil die Bundespolitiker<br />
früher gar nicht so recht zu Gesprächen<br />
mit dem <strong>Taxi</strong>gewerbe bereit waren,<br />
schon gar nicht ein Minister.<br />
Wir leisten also viel Überzeugungsarbeit<br />
bei den Parlamentariern, unter anderem<br />
mit der Kampagne „Verlässlich ist modern“,<br />
aber auch mit der dauerhaften Präsenz des<br />
Bundesverbands in <strong>Berlin</strong>. Seit letztem Jahr<br />
ist der BZP in der Dorotheenstraße, mitten<br />
im Regierungsviertel. Jetzt können wir die<br />
Leute viel direkter erreichen. Aber nicht nur<br />
hier, sogar auf EU-Ebene konnten wir schon<br />
durch viel Arbeit hinter den Kulissen ein<br />
Bewusstsein dafür schaffen, dass das System<br />
taxi.eu ein wichtiger und bodenständiger<br />
Teil der europäischen Daseinsvorsorge<br />
ist – und etwas anderes als so mancher Global<br />
Player, der an Gewinnmaximierung und<br />
nichts anderem interessiert ist.<br />
Im Bereich der Lobbyarbeit haben wir<br />
uns mit zahlreichen <strong>Taxi</strong>zentralen in ganz<br />
Deutschland zusammengetan und selbst<br />
Lobbyisten engagiert. Die sind jetzt auch<br />
mit missionarischem Eifer dabei, die Politiker<br />
zu überzeugen, dass das Personenbeförderungsgesetz<br />
erhalten bleiben muss,<br />
und welche Schäden eine Aufweichung<br />
anrichten kann.<br />
„Im Haifischbecken<br />
ist Bewegung.“<br />
Als negatives Beispiel für einen solchen<br />
irreparablen Schaden müssen wir uns nur<br />
die Abschaffung der Ortskunde für Mietwagenfahrer<br />
ansehen. Dass die Politik die<br />
Prüfung für Mietwagenfahrer abgeschafft<br />
hat, bringt uns einen enormen Wettbewerbsnachteil.<br />
Selbst eine Abschaffung<br />
der <strong>Taxi</strong>scheinprüfung wäre unter diesem<br />
Gesichtspunkt das kleinere Übel, um wieder<br />
mehr Chancengleichheit herzustellen.<br />
Wir wissen, dass die Forderung danach<br />
unrealistisch wäre. Das jetzige Ungleichgewicht<br />
ist aber untragbar.<br />
Untragbar wären auch mögliche Fahrverbote<br />
zur Luftreinhaltung. <strong>Taxi</strong>s müssen<br />
ohne Wenn und Aber von jeglichen Fahrverboten<br />
ausgenommen werden, das ist die<br />
klare Position des BZP, und das sagen wir<br />
Politikern auch in dieser Deutlichkeit. Man<br />
kann <strong>Taxi</strong>unternehmer nicht der Ungewissheit<br />
aussetzen, dass das Fortbestehen ihrer<br />
Existenz von einem willkürlichen Umgang<br />
mit ihrer früheren Kaufentscheidung<br />
abhängig gemacht wird.<br />
Hinsichtlich der aktuellen Debatte um eine<br />
Erhöhung des <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>tarifs kann ich<br />
weder als Chef eines Unternehmens noch<br />
als Verbandspolitiker auf Bundesebene<br />
direkte Forderungen an den <strong>Berlin</strong>er<br />
Senat stellen. Ich sehe aber momentan<br />
einen gewissen Unmut bei den<br />
Unternehmern. Meine Meinung ist, dass<br />
der Tarif dringend erhöht werden muss,<br />
um die gestiegenen Lohnkosten durch den<br />
erhöhten Mindestlohn und den Wegfall der<br />
Kartenzahlungsgebühren auszugleichen.<br />
FOTO: BZP<br />
16 JANUAR/FEBRUAR <strong>2019</strong> TAXI
FOTO: BZP<br />
Unabhängig davon muss das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
zur Sicherung seines Fortbestehens weitere<br />
Verdienstfelder erschließen. Als <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong><br />
führen wir derzeit Verhandlungen mit einer<br />
großen Krankenkasse, um Krankenfahrten<br />
künftig all unseren Fahrern zum normalen<br />
<strong>Taxi</strong>tarif zu vermitteln. Bis heute<br />
schließen Kassen eher einzelne Verträge<br />
mit <strong>Taxi</strong>unternehmen ab, um individuelle<br />
Preise, meist unter dem <strong>Taxi</strong>tarif, auszuhandeln.<br />
Unser Ziel ist es, dass jeder <strong>Taxi</strong>fahrer<br />
ganz regulär von <strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong> Aufträge aller<br />
Krankenkassen vermittelt bekommt. Dazu<br />
wollen wir ein Abrechnungssystem etablieren,<br />
bei dem unser Kundencenter den<br />
Unternehmern die Fahrtkosten unkompliziert<br />
abbrechnet, während wir die bürokratischen<br />
Formalitäten mit den Auftraggebern<br />
abwickeln.<br />
Von außen, aber auch von qualitätsbewussten<br />
Kollegen wird immer wieder<br />
angemahnt, dass wir als <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
auch unsere eigenen Hausaufgaben<br />
machen müssen. Dazu zählt sicherlich ein<br />
Bewertungssystem, bei dem die Kunden<br />
die Fahrer bewerten. Dies setzt natürlich<br />
voraus, dass die Kunden ihre Bewertung<br />
abgeben können. Kunden, die ihr <strong>Taxi</strong> per<br />
Gespräch mit <strong>Berlin</strong>s Innensenator Andreas Geisel (3. von links): Tino Schopf, Carsten<br />
Reichert, Andreas Geisel, Hermann Waldner, Swen Schulz, Richard Leipold und Leszek<br />
Nadolski (v. l.)<br />
App bestellen, können das. Bei telefonischen<br />
Bestellern und Winkern erfolgt eine<br />
Bewertung nur, wenn sie uns kontaktieren<br />
und ihre Rückmeldung abgeben. Das tun<br />
die meisten nur bei schlechter Erfahrung.<br />
Dann kümmern wir uns intensiv. Unsere<br />
Fahrer- und Unternehmerbetreuung entzieht<br />
und vergibt Qualitätsmerkmale und<br />
vermittelt in bestimmten Fällen Nachschulungen.<br />
Da machen wir also schon eine<br />
Menge Hausaufgaben.<br />
Die 99,9 Prozent der Fahrten, bei denen<br />
die Kunden zufrieden waren, werden leider<br />
nur selten erwähnt. Deshalb an dieser<br />
Stelle mein großer Dank an alle <strong>Berlin</strong>er<br />
<strong>Taxi</strong>fahrerinnen und <strong>Taxi</strong>fahrer, die täglich<br />
einen sehr guten Job erledigen – unterstützt<br />
von einer Zentrale, die dafür keine<br />
17,6 Millionen Euro Verlust machen muss.<br />
Herzlichst<br />
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INNUNG DES BERLINER TAXIGEWERBES E. V.<br />
Gewerbevertreter und Politiker in der<br />
Kalkscheune (v.l.n.r.): Katrin Halsch (SPD),<br />
Ahmad Vahdati (TD), Leszek Nadolski<br />
(„Innung“), Irene Jaxtheimer (TD), Michael<br />
Müller (SPD), Tino Schopf (SPD), Rolf Feja<br />
(„Innung“)<br />
NEUJAHRSEMPFANG BEI DER SPD<br />
Vertreter des <strong>Taxi</strong>gewerbes sprechen persönlich mit der <strong>Berlin</strong>er SPD-<br />
Fraktion – eine ideale Gelegenheit, unsere Anliegen und Probleme zu<br />
formulieren und uns Zusagen zu deren Lösung geben zu lassen.<br />
Wie in den Jahren zuvor sind die<br />
Vertreter des <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>gewerbes<br />
zum Neujahrsempfang<br />
der <strong>Berlin</strong>er SPD-Fraktion in die Kalkscheune<br />
eingeladen worden. Traditionell<br />
sind wir der Einladung gefolgt und haben<br />
die Möglichkeit genutzt, um uns mit den<br />
Vertretern der Politik über die Probleme<br />
des <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>gewerbes auszutauschen.<br />
Dieses Jahr haben wir die außergewöhnliche<br />
Möglichkeit gehabt, mit dem Regierenden<br />
Bürgermeister Michael Müller ein ausführliches<br />
Gespräch zu führen. Hier haben<br />
wir ausführlich das Problem <strong>Taxi</strong>tarif und<br />
die Schwierigkeiten, die schon beinahe<br />
seit einem Jahr für die Umsetzung immer<br />
noch nicht gelöst sind, angesprochen. Die<br />
Problematik ist vom Regierenden aufgenommen<br />
worden, und er bemüht sich, das<br />
Problem schnellstmöglich zu lösen.<br />
Unterstützt hat uns dabei der Verkehrspolitische<br />
Sprecher der <strong>Berlin</strong>er<br />
SPD-Fraktion, Tino Schopf, der in der<br />
DAS EICHAMT IST NICHTS<br />
FÜR ZOCKER!<br />
Kolleginnen und Kollegen, es ist nicht<br />
Materie „<strong>Taxi</strong>gewerbe“ bestens Bescheid<br />
weiß und uns schon seit seinem Amtseintritt<br />
immer zur Seite gestanden hat.<br />
Über unsere zukünftigen Aktivitäten mit<br />
der <strong>Berlin</strong>er SPD werden wir wie immer<br />
berichten.<br />
lena<br />
mit einem mehrmonatigen Zwangsurlaub<br />
und einer Finanzstrafe zu Beginn<br />
des Jahres 2020.<br />
Wenn der Eichzyklus des Fahrzeugs<br />
einmal abgelaufen ist, läuft irgendwie<br />
immer alles schneller. Dann bricht<br />
plötzlich Panik aus, man versucht,<br />
nach Eberswalde oder Cottbus auszuweichen,<br />
aber die Eichbehörde ist in<br />
unsere Aufgabe, streng zu gucken,<br />
solchen Fällen wenig sentimental, und<br />
den Finger zu erheben oder Euch zu<br />
nicht immer sind die Eichtermine in den<br />
INNUNG DES BERLINER<br />
TAXIGEWERBES E. V.<br />
Persiustraße 7, 10245 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. Sekr.: +49 (0)30 / 23 62 72 01<br />
E-Mail: info@taxiinnung.org<br />
www.taxiinnung.org<br />
www.facebook.com/taxiinnung<br />
Presserechtlich verantwortlich für<br />
diese Seite: Leszek Nadolski (lena)<br />
Redaktion: Rolf Feja (rf)<br />
Mitarbeit: Lutz Schneider (cato)<br />
ermahnen. Seit vom Eichamt keine<br />
Briefe mit Terminvorgabe mehr kommen,<br />
gerät das Selberbuchen leider<br />
immer wieder leicht in Vergessenheit.<br />
Bedenkt aber bitte, dass der Terminvorlauf<br />
inzwischen mehrere Monate<br />
betragen kann! Beispiel: Bei Aufsetzen<br />
dieses Textes am 16.1. war der frühestmögliche<br />
Termin erst am 13.6. zu<br />
erhalten.<br />
Wer nun meint, schon irgendwie einen<br />
zufällig freiwerdenden Termin zwischendurch<br />
ergattern zu können, spielt<br />
Nachbargemeinden zu erhalten. Also,<br />
auch wenn das Suchfeld auf der Terminvergabeseite<br />
wie ein Roulettetisch<br />
anmutet: Verzockt nicht eure Existenzgrundlage!<br />
Die Termine werden unter der Internetseite<br />
www.netappoint.de vergeben.<br />
Wer einen Scriptblocker benutzt,<br />
muss für „netappoint.de“ die Scripte<br />
während des Buchungsvorganges temporär<br />
freigeben.<br />
Die Innung wünscht Euch gut geeichte<br />
Fahrt, photo- und knitterfrei!<br />
cato<br />
FOTOS: „Innung“ des <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>gewerbes e. V.<br />
18 JANUAR/FEBRUAR <strong>2019</strong> TAXI
TAXI DEUTSCHLAND BERLIN E. V.<br />
WIR SIND SEHR VIELE!<br />
Das <strong>Taxi</strong>gewerbe ist eine besondere Form des Öffentlichen<br />
Personennahverkehrs – und so soll es auch bleiben.<br />
FOTO: <strong>Taxi</strong> Deutschland<br />
Das Jahr 2018 liegt hinter uns. Es<br />
war wieder ein sehr turbulentes<br />
Jahr für das deutsche und <strong>Berlin</strong>er<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbe. Wir können uns nicht über<br />
Langeweile beschweren. Immer mehr Konkurrenz<br />
versucht einen Teil des „Kuchens“<br />
zu bekommen.<br />
Dennoch: Das Personenbeförderungsgesetz<br />
(PBefG) schützt unser <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
sowie die Verbraucher; denn wir sind zur<br />
Beförderung aller Kunden verpflichtet,<br />
und dies zu vorgeschriebenen Tarifen.<br />
Darauf ist Verlass!<br />
Ich wünsche mir, dass wir als <strong>Taxi</strong>fahrer*innen<br />
und <strong>Taxi</strong>unternehmer*innen,<br />
Verbände und Interessengemeinschaften,<br />
Gruppen und Social-Media-Gruppen<br />
gemeinsam mit den <strong>Taxi</strong>-Funkgesellschaften<br />
zusammenstehen und unsere Kräfte<br />
nutzen, die Konkurrenz auf Abstand zu<br />
halten. Wir sollten nicht vergessen: Wir<br />
sind sehr viele! Was wir alles gemeinsam<br />
GELD SPAREN DURCH ARBEITSSCHUTZ IN EIGENREGIE<br />
Das „Unternehmermodell“ kann bei<br />
bis zu 30 vollbeschäftigten Mitarbeitern<br />
alternativ gewählt werden.<br />
<strong>Taxi</strong> Deutschland bietet hierzu im<br />
Frühjahr ein weiteres Seminar für<br />
Unternehmer an.<br />
Das eintägige Präsenzseminar mit einer<br />
von der Berufsgenossenschaft (BG)<br />
empfohlenen Moderatorin befähigt den<br />
Unternehmer, den betriebsärztlichen<br />
und sicherheitstechnischen Beratungsbedarf<br />
durch eine Gefährdungsbeurteilung<br />
zu identifizieren und erforderliche<br />
Maßnahmen einzuleiten. Regelmäßige<br />
Unterweisungen an die Mitarbeiter sollten<br />
schriftlich dokumentiert werden.<br />
Die Unternehmer erhalten ein Zertifikat,<br />
welches an die BG weitergeleitet<br />
wird. Eine bereits bestehende<br />
Betreuung durch den Arbeitsmedizinischen<br />
und sicherheitstechnischen<br />
Dienst (ASD) kann dann fristgerecht<br />
gekündigt werden. Die gesetzlich vorgeschriebene<br />
Betreuung durch den<br />
BG-eigenen ASD kostet den Unternehmer<br />
pro Mitarbeiter 49,00 € jährlich.<br />
Spätestens nach drei Jahren sollte eine<br />
weitere Ausbildungsmaßnahme bei<br />
der BG erfolgen. Alle vier Jahre ist eine<br />
Fortbildung erforderlich. Diese Weiterbildungen<br />
sind bei der BG kostenfrei<br />
und mit unseren Beiträgen finanziert.<br />
Die Kosten für das Seminar betragen<br />
261,80 Euro für Mitglieder von TD, für<br />
Nicht-Mitglieder 321,30 Euro. Für das<br />
leibliche Wohl wird gesorgt. Unternehmer,<br />
die sich für das alternative<br />
Unternehmermodell entscheiden,<br />
können sich in unserer Geschäftsstelle<br />
bzw. per Mail (berlin@taxideutschland.<br />
eu) melden. Bei einer Mindestanzahl<br />
von verbindlichen Anmeldungen wird<br />
<strong>Taxi</strong> Deutschland ein weiteres Seminar<br />
organisieren. jx<br />
schaffen können, wird die Konkurrenz<br />
nicht alleine mit Geld erreichen.<br />
Deswegen müssen wir alle zusammen<br />
gegen unsere Konkurrenten antreten, mit<br />
Unterstützung der Politik und des BZP<br />
unsere Interessen verteidigen und dementsprechend<br />
handeln. Das ist mein Wunsch<br />
für das neue Jahr <strong>2019</strong>.<br />
Natürlich wünsche ich mir auch für dieses<br />
Jahr, dass jeder Vorsitzende der Gewerbevertretungen<br />
sein Ego und persönliche<br />
Differenzen beiseitelegt und versucht, das<br />
Beste für unser <strong>Taxi</strong>gewerbe zu erreichen.<br />
Es geht hier nicht um „Ich“, sondern das<br />
„Wir“ sollte im Vordergrund stehen.<br />
Wir werden sehen, ob meine Wünsche<br />
in diesem Jahr in Erfüllung gehen. In diesem<br />
Sinne wünsche ich allen Kollegen und<br />
Kolleginnen unfallfreie Fahrten und ein<br />
erfolgreiches neues Jahr <strong>2019</strong>. eu<br />
TAXI DEUTSCHLAND BERLIN E. V.<br />
Persiusstraße 7<br />
10245 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. Sekr.: +49 (0)30 / 202 02 13 10<br />
Fax: +49 (0)30 / 202 02 13 11<br />
E-Mail: berlin@taxideutschland.eu<br />
www.taxideutschland.eu<br />
www.facebook.com/taxi.deutschland.eu<br />
Presserechtlich verantwortlich für diese<br />
Seite: Ertan Ucar (eu)<br />
Redaktion: Irene Jaxtheimer (jx),<br />
Hüseyin Koçak (hk)<br />
TAXI JANUAR/FEBRUAR <strong>2019</strong><br />
19
TAXIVERBAND BERLIN, BRANDENBURG E. V.<br />
IRGEND ETWAS IST ANDERS<br />
Es läuft was nicht rund. Die Politik reagiert mit Fließband-<br />
Gesetzgebung auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene. Aber was soll das<br />
bringen, wenn bestehendes Recht nicht durchgesetzt wird?<br />
Unbehagen ist zu bemerken.<br />
Irgend etwas ist anders. Immerhin<br />
bemerkt der Bundespräsident<br />
in seiner Weihnachtsansprache : „... Wo<br />
immer man hinschaut, ... wird gegiftet ...<br />
ist ... tägliche Empörung. ..“<br />
Aber was soll die Fließband-Gesetzgebung<br />
in EU, BRD oder deren Ländern, wenn<br />
uralte Rechtsvorschriften noch immer nicht<br />
durchgesetzt sind? Stattdessen werden im<br />
Akkord neue Gesetze aufgelegt (DSGVO,<br />
Mobilitätsgesetz, „Mietpreisbremse I+II)<br />
oder an willkürlichen Bestimmungen (40<br />
µg) festgehalten.<br />
Was das alles mit gewerblicher Personenbeförderung<br />
zu tun hat? Auch die<br />
Personenbeförderer sind Betroffene im<br />
negativen Sinne: Die Regierungskoalition<br />
im Land <strong>Berlin</strong> konnte es nicht erwarten,<br />
TAXIVERBAND BERLIN<br />
BRANDENBURG E. V.<br />
Persiustraße 7<br />
10245 <strong>Berlin</strong><br />
Tel. Sekr.: +49 (0)30 / 20 20 21 319<br />
E-Mail: taxiverband@t-online.de<br />
www.taxiverband-berlin.de<br />
Presserechtlich verantwortlich für<br />
diese Seite: Detlev Freutel<br />
Redaktion: Frank Jechow (fj)<br />
das „Mobilitätsgesetz“ aufzulegen, wenngleich<br />
das Thema Busspur bis heute noch<br />
nicht „durch" ist. Wir alle wissen, dass es<br />
nicht genügt, Sonderfahrstreifen auf die<br />
Straßen zu pinseln – die Einhaltung der<br />
Regeln muss auch umgesetzt (=kontrolliert)<br />
werden.<br />
Dazu wiederum muss nicht nur Behörde<br />
P oder O als zuständig erklärt, sondern<br />
auch in die Lage versetzt werden, diese<br />
Aufgabe vollumfänglich auszuführen.<br />
In London z. B. sind die Busspuren frei<br />
– nicht nur, weil der unberechtigte Aufenthalt<br />
200 Pfund kostet, sondern weil<br />
in jedem Bus eine Kamera mitläuft. Was<br />
hindert das politisch eher linke Spektrum<br />
daran, das Bundesdatenschutzgesetz<br />
dahingehend zu ändern und anstatt den<br />
rechtstreuen Bürgern endlich mal den<br />
Egoisten auf die Pelle zu rücken?<br />
Was hat es mit moderner Mobilität zu<br />
tun, wenn Lieferfahrzeuge auf Hauptstraßen<br />
ganze Fahrstreifen blockieren oder<br />
prekär bezahlte Fahrradboten sich und<br />
andere gefährden?<br />
Wie reagiert die politische Klasse, wenn<br />
Internet-Riesen ihre wirtschaftliche Macht<br />
missbrauchen und Rechtsbruch von vornherein<br />
mit einplanen? Nur Taxen dürfen<br />
gegebenenfalls in zweiter Reihe halten,<br />
keine Lieferfahrzeuge. Und Mietwagen<br />
dürfen nach § 49 PBefG nicht bereitgehalten<br />
werden, auch nicht digital.<br />
Gibt es wieder nur neue Gesetze,<br />
die wieder nicht (oder nur partiell)<br />
durchgesetzt werden? Gibt es wieder nur<br />
Aktionismus wie „Blitzer-Marathon“ oder<br />
„Aktionswoche“? Wird die Presse die obigen<br />
Fragen stellen?<br />
Wieso präferiert die Bundesregierung<br />
Kennzeichenscanner, um Fahrverbote<br />
durchzusetzen, anstatt wenigstens jetzt<br />
wirksame Technik-Nachrüstungen anzugehen?<br />
Sollen doch lieber Neufahrzeuge<br />
gekauft werden?<br />
Wieso wird die <strong>Berlin</strong>er Verkehrssenatorin<br />
nicht wenigstens rot im Gesicht, wenn<br />
sie die Schummel-Busse (batterieelektrisch<br />
mit Hilfsdiesel) vorstellen lässt?<br />
Mobilität ist ein Teil der Daseinsvorsorge.<br />
Deren Gewährleistung darf nicht durch<br />
technische Experimente (Schummel-Busse)<br />
oder wirtschaftliche Beeinträchtigung der<br />
Mobilitätsträger (Berlkönig, Clevershuttle<br />
etc.) gefährdet werden. Unnötige Kapazitäten,<br />
die letztendlich nur der Kapitalverwertung<br />
dienen (Lieferflotten, Uber) und<br />
öffentliche Straßen verstopfen, sind wirksam<br />
auszubremsen.<br />
Der ganze parlamentarische Tross sollte<br />
sich ganz schnell erinnern, wer sein Arbeitgeber<br />
ist – und diesem sehr gut zuhören<br />
und schleunigst die Verwaltung in die Lage<br />
versetzen, Drängendes zu ändern und die<br />
tägliche Arbeit zu organisieren.<br />
Der Versuch, Missstände wegzudiskutieren<br />
oder anderen in die Schuhe<br />
zu schieben, wird schwerer – und eines<br />
Tages ganz misslingen, denn: Irgendetwas<br />
ist anders... <br />
fj<br />
FOTO: stock.adobe.com / merklicht.de<br />
20 JANUAR/FEBRUAR <strong>2019</strong> TAXI
RECHT<br />
Auszeit: Momentan kein schlechtes Wetter<br />
am Reichpietschufer. Blitzeis droht hingegen<br />
auf der A 100. Auf dem Stadtring Süd wurde<br />
kürzlich auf Höhe der Abfahrt Messedamm/<br />
ICC ein überraschend montiertes Geschwindigkeitsmessgerät<br />
in Betrieb genommen,<br />
das noch nicht auf der Blitzerkarte verzeichnet<br />
war, die <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> in der Juli-Ausgabe<br />
veröffentlicht hatte.<br />
AUSGEBLITZT<br />
Die <strong>Berlin</strong>er Behörden versäumen nicht nur das Kontrollieren von<br />
Mietwagen oder das Freischleppen von Busspuren. Schon mehrmals<br />
führten amtliche Versäumnisse zur Abschaltung teurer Blitzanlagen.<br />
FOTO: Axel Rühle / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
Die Rotlicht- und Geschwindigkeitsüberwachungsanlage<br />
am<br />
Reichpietschufer an der Einfahrt<br />
in den Tunnel Tiergarten–Spreebogen hat<br />
es zu einigem Ruhm gebracht. Dem Polizeipräsidenten<br />
in <strong>Berlin</strong>, Betreiber der Anlage,<br />
ist nämlich vom Landesamt für Mess- und<br />
Eichwesen <strong>Berlin</strong>-Brandenburg untersagt<br />
worden, diese Messstelle für die amtliche<br />
Rotlichtüberwachung zu verwenden, da er<br />
es bis Mitte <strong>Januar</strong> nicht geschafft hat, die<br />
Konformität der an der Messstelle installierten<br />
Ampel nachzuweisen.<br />
Die Messanlage ist 2016 in Betrieb<br />
genommen worden. Bevor ein Messgerät<br />
zur Geschwindigkeits- oder Rotlichtüberwachung<br />
verwendet werden darf, muss es<br />
eine Bauartzulassung erhalten. Die erteilt<br />
in Deutschland die Physikalisch-Technische<br />
Bundesanstalt (PTB) – sofern die<br />
Konformität der Ampelanlage mit dem<br />
installierten Messgerät nachgewiesen ist.<br />
Zwar gab es bei Inbetriebnahme einen<br />
Nachweis, doch bezog der sich auf eine veraltete<br />
DIN-Vorschrift. Erst im September<br />
2018 will das Eichamt diesen Fauxpas mitbekommen<br />
haben. Im Dezember 2018 (!) ist<br />
dann durch die PTB mitgeteilt worden, dass<br />
der vorgelegte Nachweis nicht die Auflage<br />
der Bauartzulassung erfüllt.<br />
Der hier schreibende Rechtsanwalt hatte<br />
das Amtsgericht Tiergarten seit Monaten<br />
darauf hingewiesen, dass eine entsprechende<br />
Konformitätsbescheinigung fehlt.<br />
Eine Reihe von Verfahren sind dann auch<br />
eingestellt worden.<br />
Es ist nicht der erste Fauxpas dieser Art.<br />
Auch die Anlage am Großen Stern musste<br />
abgeschaltet werden, da sie nicht den<br />
Vorgaben der Bauartzulassung entsprach.<br />
Leider gelang es auch dort erst durch eine<br />
Vielzahl von Gerichtsverfahren, den Druck<br />
auf Hersteller und Behörde so weit zu erhöhen,<br />
dass es zur Abschaltung kam. Ob die<br />
im Juni 2018 neu verbaute Anlage die<br />
Vorgaben der Bauartzulassung erfüllt, wird<br />
derzeit von Sachverständigen untersucht.<br />
BLITZER MÜSSEN GEEICHT SEIN<br />
Ich bin nicht prinzipiell dagegen, dass<br />
von Städten und Kommunen die Einhaltung<br />
der Straßenverkehrsordnung überwacht<br />
wird. Die verwendeten Messgeräte<br />
sollten aber ordnungsgemäß geeicht sein<br />
und die Vorgaben der Bauartzulassung<br />
erfüllen. Diese beiden Voraussetzungen<br />
müssen vorliegen, damit eine Geschwindigkeits-/Rotlichtüberwachungsanlage<br />
als<br />
sogenanntes standardisiertes Messverfahren<br />
gilt. Der Bundesgerichtshof hat dazu<br />
vor langer Zeit gesagt, „... daß der ... Begriff<br />
‚standardisiertes (Meß-)Verfahren’ (vgl.<br />
BGHSt 39, 297, 299, 302) nicht bedeutet,<br />
daß die Messung in einem voll automatisierten,<br />
menschliche Handhabungsfehler<br />
praktisch ausschließenden Verfahren<br />
stattfinden muß. Vielmehr ist hierunter<br />
ein durch Normen vereinheitlichtes (technisches)<br />
Verfahren zu verstehen, bei dem<br />
die Bedingungen seiner Anwendbarkeit<br />
und sein Ablauf so festgelegt sind, dass<br />
unter gleichen Voraussetzungen gleiche<br />
Ergebnisse zu erwarten sind (vgl. OLG<br />
Saarbrücken NZV 1996, 207). Diesen Anforderungen<br />
werden ... grundsätzlich auch<br />
Lasermeßverfahren gerecht, bei denen die<br />
Geschwindigkeitsmessung von besonders<br />
geschultem Meßpersonal unter Beachtung<br />
der Betriebsanleitung des Geräteherstellers<br />
und der Zulassungsbedingungen der Physikalisch-Technischen<br />
Bundesanstalt durchgeführt<br />
wird.“ Die vom Bundesgerichtshof<br />
aufgestellten Voraussetzungen fehlten<br />
sowohl am Reichpietschufer als auch am<br />
Großen Stern. Folgerichtig, wenn auch sehr<br />
spät, erfolgte die Abschaltung der Anlagen.<br />
Dass Sie Blitzen aller Art entgehen, hofft Ihr<br />
Rechtsanwalt Daniel Herbst<br />
BEKOMMT MAN DAS<br />
BUSSGELD ZURÜCK?<br />
Zwei <strong>Berlin</strong>er Blitzer haben nicht der<br />
Norm entsprochen. Was bedeutet<br />
das für diejenigen, die dort geblitzt<br />
wurden und ihr Bußgeld bereits<br />
gezahlt und/oder ein Fahrverbot<br />
bereits angetreten haben? Aufgrund<br />
neu zu Tage getretener Tatsachen ist<br />
eine Wiederaufnahme des Ordnungswidrigkeitenverfahrens<br />
genau<br />
zu prüfen. Ein solches Wiederaufnahmeverfahren<br />
ist möglich, wenn<br />
die verhängte Geldbuße 250 Euro<br />
überschritten hat und/oder ein Fahrverbot<br />
verhängt wurde.<br />
TAXI JANUAR/FEBRUAR <strong>2019</strong><br />
21
MOBILITÄT<br />
Vernetzungskonferenz, Birgit Hoffmann, Referatsleiterin am BMWE<br />
AUSBLICKE ÜBER DEN<br />
TELLERRAND: BERLINER<br />
EXPERTENGESPRÄCHE<br />
In keiner anderen Stadt treffen sich so viele Fachleute, um über<br />
Klimawandel, Verkehrswende und Digitalisierung zu diskutieren. Für<br />
das <strong>Taxi</strong>gewerbe sind solche Veranstaltungen wichtige Gradmesser.<br />
Es sind Kongressen, Präsentationen<br />
und Gesprächsrunden, an denen<br />
hunderte Experten Überlegungen<br />
anstellen und Möglichkeiten erörtern. Hier<br />
werden politische Entscheidungen vorbereitet<br />
und Millionen an Fördermitteln<br />
bewegt. Die Öffentlichkeit nimmt davon<br />
kaum Notiz, das <strong>Taxi</strong>gewerbe beinahe<br />
überhaupt nicht.<br />
Das Nationale Innovationsprogramm<br />
Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie<br />
(NIP), die Nationale Organisation<br />
Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie<br />
(NOW), der Bundesverband Bioenergie<br />
und andere Verbände für alternative Kraftstoffe,<br />
der Verein Zukunft Erdgas, Genossenschafts-,<br />
Architekten- und Anwaltsverbände<br />
und die Verkehrsanbieter selbst<br />
treten als Veranstalter auf. Mitglieder<br />
sind hier privatwirtschaftliche Unternehmen,<br />
aber auch öffentliche Institutionen<br />
(Behörden, Verwaltungen) in sogenannter<br />
public private partnership. Ihnen allen geht<br />
es darum, Einfluss zu nehmen auf die aktuellen<br />
politischen Entwicklungen.<br />
Die Erdgaswirtschaft zum Beispiel sieht<br />
sich gerade durch die allgemeine Elektrifizierungswelle<br />
ins Hintertreffen geraten. Im<br />
Rahmen der Decarbonisierung des Energieund<br />
Treibstoffsektors soll zur Minderung<br />
des CO 2<br />
-Ausstoßes alles weg, was Kohlenstoff<br />
enthält. Das sind vor allem Kohle und<br />
Öl. Da nun aber Erdgas bzw. Methan ebenfalls<br />
ein wenig Kohlenstoff enthält, wollen<br />
wohlmeinende Politiker das Erdgas gleich<br />
mit abschaffen, obwohl bei seinem Einsatz<br />
viel weniger Treibhausgas entsteht als bei<br />
den anderen.<br />
Die größte Sorge der Gaswirtschaft<br />
besteht darin, dass sie wegen der vorherrschenden<br />
Elektrifizierungsstrategie<br />
irgendwann ihr teuer bezahltes Gasnetz<br />
abschreiben muss. Deshalb wird allgemein<br />
eine technologieoffene Strategie zur Senkung<br />
des CO 2<br />
-Ausstoßes gefordert. Dazu<br />
wird folgendermaßen argumentiert:<br />
Selbst mit fossilem Erdgas kann sofort<br />
und ohne großen Mitteleinsatz der Treibhausgasausstoß<br />
erheblich gemindert<br />
werden, denn die Infrastruktur und die<br />
erforderlichen Geräte sind bereits vorhanden<br />
und müssen nicht erst ausgebaut und<br />
entwickelt werden, im Unterschied zur<br />
Elektrizität.<br />
In einem Internationalen Fachkongress<br />
für erneuerbare Mobilität – Kraftstoffe<br />
der Zukunft <strong>2019</strong> - konnte man<br />
Ende <strong>Januar</strong> erfahren, dass es zahlreiche<br />
nichtfossile Kraftstoffe in gasförmiger<br />
und flüssiger Form gibt. Bio-Diesel und<br />
Bio-Methan sind bereits ein alter Hut. Sie<br />
alle könnten mit der bestehenden Infrastruktur<br />
verteilt werden.<br />
FOTO: Wilfried Hochfeld / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
22 JANUAR/FEBRUAR <strong>2019</strong> TAXI
MOBILITÄT<br />
FOTOS: Wilfried Hochfeld / <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
Brennstoffzellenmodell: wie aus Licht Strom, Wasserstoff<br />
und wieder Strom wird.<br />
Am bekanntesten dürften die Audi e-fuels<br />
aus dem Emsland sein. Allerdings<br />
schafft dieses Werk gerade einmal den<br />
Jahreskraftstoff bedarf für eintausend<br />
Autos – ein Fingerhut voll im Verhältnis<br />
zum Meer an Sprit, der jährlich verbraucht<br />
wird.<br />
Alle Fachleute sind sich einig, dass die in<br />
Paris festgelegten Klimaziele mit den bisherigen<br />
Maßnahmen in Deutschland kaum<br />
zu erreichen sind. Eine Million E-Autos<br />
auf den Straßen bis 2020 wird wohl nichts<br />
werden. Gerade der Verkehrssektor hat<br />
sich besonders negativ hervorgetan. Der<br />
CO 2<br />
-Ausstoß ist im letzten Jahr leicht gestiegen,<br />
anstatt zu sinken.<br />
Die Technik in den Autos ist zwar verbessert<br />
worden. Der Effekt ist aber durch<br />
das Anwachsen des Verkehrs aufgezehrt<br />
worden. Ein Übriges dürfte die sinkende<br />
Diesel-Quote bei den Privat-Autos getan<br />
haben. Diesel stoßen weniger CO 2<br />
aus als<br />
Benziner.<br />
Weil mit der allgemeinen Elektrifizierung<br />
der große Wurf in Sachen Klimaschutz<br />
so schnell wohl nicht gelingen<br />
wird, muss man nun zu jedem Strohhalm<br />
greifen. Die Verfechter alternativer Kraftstoffe<br />
sehen sich im Aufwind. Auf die mangelnden<br />
Kapazitäten und die hohen Herstellungskosten<br />
kann mit entsprechender<br />
Förderung eingewirkt werden. Politische<br />
Entscheidungen müssen her.<br />
Uns als <strong>Taxi</strong>gewerbe geht das alles<br />
nicht nur an, sofern wir Steuern zahlen,<br />
von denen diese Förderungen finanziert<br />
werden. Als Intensivnutzer von Kraftfahrzeugen<br />
und Vielverbraucher von Kraftstoffen<br />
wird uns jede Entscheidung direkt<br />
betreffen. Es wäre gut, wenn sich unser<br />
Gewerbe in die laufenden Diskussionen<br />
aktiver einschalten würde. Auf den vielen<br />
Fachkongressen war nur ganz selten mal<br />
ein <strong>Taxi</strong>vertreter anzutreffen.<br />
Noch viel weitergehende Überlegungen<br />
werden in Kreisen der Verkehrsanbieter<br />
und ihrer Finanziers angestellt. In einem<br />
Mobilisten-Talk der Telefonica bekam man<br />
Erstaunliches zu<br />
hören. Telefonica ist<br />
weltweit tätig und<br />
betreibt in Deutschland<br />
das O 2<br />
-Netz.<br />
Eine Mitarbeiterin<br />
bezeichnete<br />
Daten als Grundlage<br />
nachhaltiger<br />
Mobilität. Durch<br />
Daten könne die<br />
Mobilität optimiert<br />
werden. Telefonica<br />
mit 45 Mio. mobilen<br />
Anschlüssen, 21 Mio. Vertragskunden<br />
und 5 Mrd. Netzwerkevents verfügt über<br />
den größten Datenbestand Deutschlands.<br />
Man habe ein Anonymisierungsverfahren<br />
entwickelt und zertifiziert, so dass keine<br />
Rückschlüsse mehr auf einzelne Personen<br />
möglich seien.<br />
Diese Daten stehen live, 24 Stunden, an<br />
sieben Wochentagen ohne zusätzlichen<br />
Einsatz von Technik und Personal zur<br />
Verfügung – und zum Verkauf. Ansehen<br />
kann man sich das unter www.so-bewegt-sich-deutschland.de.<br />
Darin sind<br />
auch Informationen über Nicht-O 2<br />
-Nutzer<br />
enthalten. Die Daten lassen sich getrennt<br />
nach Verkehrsmitteln als Quelle-Ziel-Matrix<br />
anzeigen.<br />
Wie eine Optimierung des Verkehrs<br />
durch intimste Kenntnis der Verkehrenden<br />
aussehen könnte, erörterten dann vier<br />
junge Vertreter des großen Kfz-Zulieferers<br />
Conti, der Verkehrsanbieter CAR2AD, door-<br />
2door und Deutsche Bahn.<br />
Der viel genutzte<br />
DB-Navigator der<br />
Deutschen Bahn<br />
wäre mit Echtzeitinformation<br />
dieser<br />
Art noch effektiver.<br />
200 bis 250<br />
Car-sharing-Autos<br />
mit werbefinanzierten<br />
Displays auf<br />
dem Dach könnten<br />
für die Nutzer<br />
kostenlos fahren,<br />
Kraftstoffkongress im <strong>Januar</strong> <strong>2019</strong><br />
wobei die Werbung<br />
direkt auf die Passanten<br />
im Umfeld<br />
zugeschnitten werden könnte. Für Displays<br />
im <strong>Taxi</strong> gibt es so etwas Ähnliches schon.<br />
Mehr als ein kleines Zubrot für den Unternehmer<br />
springt dabei aber nicht heraus.<br />
Bei den app-basierten Fahrdienstanbietern<br />
macht sich die Erkenntnis breit,<br />
dass ihre Angebote den Verkehr keineswegs<br />
effektiver machen. Sie merken selbst,<br />
dass sie mehr Verkehr verursachen statt<br />
weniger, und dass sie sich gegenseitig blockieren.<br />
So gilt es allygator inzwischen nur<br />
noch als showcase zum Ausprobieren und<br />
Verbessern des Systems.<br />
Conti möchte nicht mehr nur Zulieferer<br />
von Komponenten sein. In Zukunft<br />
soll es Teile in Verbindung mit Software<br />
und Service als Lizenz geben. Zahlen wir<br />
dann für die Nutzung der Scheibenwaschanlage<br />
im Auto eine Nutzungsgebühr?<br />
Und müssen wir, wenn Conti irgendwann<br />
den Support einstellt, eine neue kaufen?<br />
Microsoft lässt grüßen.<br />
Effizient, billig und nachhaltig soll die<br />
Mobilität der Zukunft sein, heißt es. Mit<br />
weniger Autos sollen mehr Personenkilometer<br />
erbracht werden. Bei den hier<br />
angedachten Geschäftsmodellen haben<br />
Menschen mit gesundem Menschenverstand<br />
da so ihre Zweifel. Die jungen, neuen<br />
Mobilitätsvordenker haben erkannt, die<br />
öffentliche Hand gibt viel Geld für mobile<br />
Daseinsvorsorge aus. Da ließe sich viel optimieren<br />
– will wohl meinen, an das Geld<br />
wollen sie ran.<br />
FEHLGELEITETES EINHORN<br />
So lange das größte Ansinnen dieser<br />
Innovatoren darin besteht, möglichst ein<br />
„Einhorn“ in die Welt zu setzen, werden<br />
wir wohl noch einige fehlgeleitete Auswüchse<br />
erleben. Einhorn wird in der<br />
Szene ein start-up genannt, welches in<br />
möglichst kurzer Zeit mindestens eine<br />
Million an der Börse oder von anderen<br />
Investoren einbringt.<br />
Auf der anderen Seite unseres eigenen<br />
Tellerrands sind starke Veränderungen<br />
im Gange. Es braut sich etwas zusammen.<br />
Wenn sich unser Gewerbe dort schon<br />
nicht aktiv einmischen will, sollte es<br />
wenigstens ein wenig mehr Aufhebens<br />
machen um seinen Beitrag, den es stillschweigend<br />
leistet. Wir fahren schon seit<br />
Jahrzehnten umweltschonende Gas- und<br />
Hybrid-<strong>Taxi</strong>s und sind ebenso lang schon<br />
digitalisiert.<br />
Allerdings wissen wir auch, dass man<br />
mit Personenbeförderung als Daseinsvorsorge<br />
nicht reich werden kann – eine<br />
Erkenntnis, die den Einhornjägern noch<br />
bevorsteht.<br />
wh<br />
TAXI JANUAR/FEBRUAR <strong>2019</strong><br />
23
KOMMENTAR<br />
ES GEHT UM<br />
MARKT UND<br />
MACHT<br />
In ihrem Gastkommentar zeigt die <strong>Taxi</strong>kollegin Yvonne Schleicher:<br />
Was laut mytaxi und einigen Politikern für die Kunden gut sein soll,<br />
bedeutet in Wahrheit, dass Daseinsvorsorge mit Füßen getreten wird.<br />
Offenbar wird eine Aufhebung der Kategorien „<strong>Taxi</strong>“ und<br />
„Mietwagen“ im Personenbeförderungsgesetz (PBefG)<br />
diskutiert. „mytaxi“ plädiert zudem für eine Flexibilisierung<br />
der Tarife, und der wissenschaftliche Beirat des Verkehrsministeriums<br />
schlägt eine neue Kategorie im PBefG vor:<br />
„<strong>Taxi</strong>zentralen und webbasierte <strong>Taxi</strong>-Vermittler“ sollen „die Preise<br />
festlegen, die die Kunden bezahlen müssen“.<br />
Der Bericht von Hermann Waldner [...] bei der Mitgliederversammlung<br />
der „Innung“ des <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>gewerbes e. V. über die<br />
Arbeit des BZP bezüglich der Herausforderung des <strong>Taxi</strong>gewerbes<br />
durch die sogenannten „neuen Mobilitätsanbieter“ und sein Vortrag<br />
„We digitalize the taxi industry“ über taxi.eu beim Internationalen<br />
IRU-<strong>Taxi</strong>forum lenkte den Blick am Rande auf eine derzeit in<br />
Österreich intensive Diskussion. Zitat Waldner: „Es wird überlegt,<br />
die Kategorien ‚<strong>Taxi</strong>’ und ‚Mietwagen’ abzuschaffen, wobei eine<br />
einzige neue Kategorie herauskommen könne, die dann eventuell<br />
‚<strong>Taxi</strong>’ heißen könnte.“<br />
Betrachtet man in diesem Zusammenhang zwei Dokumente<br />
aus dem Jahr 2017 nochmals, zeigt sich für Deutschland folgendes<br />
Bild: Die Stellungnahme der Intelligent Apps GmbH<br />
(mytaxi) beim BMVI-Workshop „Digitale Mobilitätsplattformen“<br />
(April 2017) malt sehr ausführlich eine Zukunft aus, in<br />
welcher der moderne, entspannte „Mobilitäts-App-Nutzer“<br />
mit einem „Fingertipp“<br />
in „Echtzeit“ alle möglichen Fortbewegungsarten<br />
am aktuellen Standort<br />
sowie deren Kosten und Dauer sofort<br />
überblicken und spontan die individuell<br />
zugeschnittene Wahl treffen kann. Es liest sich, als würde der<br />
beispielsweise gewählte Bus sich räumlich und zeitlich augenblicklich<br />
nach Bedienung des Smartphones materialisieren.<br />
Es wird eine alle Kunden umfassende Erwartungshaltung suggeriert,<br />
der Bedürfnisse jenseits der Smartphonenutzung völlig<br />
fremd sind. Um dieses Trugbild der schönen neuen Welt abzurunden,<br />
formuliert „mytaxi“ in einem Halbsatz: „Wo bis vor zehn<br />
Jahren noch telefoniert und disponiert werden musste, ...“ – das<br />
klingt nach Schweiß und verrottenden Telefonkabeln und erweckt<br />
den Eindruck, dass das Mittelalter der <strong>Taxi</strong>vermittlung gerade<br />
noch rechtzeitig verlassen wurde.<br />
Tatsächlich leisten die „alteingesessenen“ <strong>Taxi</strong>zentralen nach<br />
wie vor mit moderner Technik die Hauptvermittlungsarbeit und<br />
<strong>Taxi</strong> und Mietwagen:<br />
Österreich plant<br />
Einheitsgewerbe.<br />
bemühen sich erfolgreich, mit verhältnismäßig wenig Budget,<br />
ohne übertriebene Profitorientierung und neben ihren laufenden<br />
Aufgaben um ein gut funktionierendes System, das auch die<br />
Bestellung mittels einer App ermöglicht.<br />
„mytaxi“ stellt heraus, die soziale Funktion der aktuellen Ausgestaltung<br />
des <strong>Taxi</strong>gewerbes respektieren zu wollen, verneint „im<br />
ersten Schritt“, Befürworter des surge-pricing (Preisabhängigkeit<br />
von Angebot und Nachfrage) zu sein, wünscht sich insgesamt<br />
mehr Flexibilität, fordert eine Tarifflexibilisierung „mit Leitplanken<br />
nach unten und oben“ und denkt daran, sollte es dadurch<br />
zu Benachteiligungen für „Menschen mit Behinderung, Ältere,<br />
Kranke“ kommen, einen „bezuschussten Sozialtarif“ einzuführen.<br />
Der wissenschaftliche Beirat im Verkehrsministerium geht in seinem<br />
<strong>Taxi</strong>marktgutachten (<strong>Februar</strong> 2017) gleich noch einen Schritt<br />
weiter: „<strong>Taxi</strong>zentralen und webbasierte <strong>Taxi</strong>vermittler werden nach<br />
der Preisfreigabe eine neue Rolle übernehmen: Sie werden die Preise<br />
festlegen, die die Kunden bezahlen müssen. Deshalb sollten sie als<br />
neue Kategorie ins PBefG aufgenommen werden.“<br />
Hier wird nebenbei die Festlegung der Beförderungsentgelte<br />
aus der öffentlichen in die privatwirtschaftliche Hand verschoben<br />
und <strong>Taxi</strong>zentralen und „webbasierte <strong>Taxi</strong>vermittler“ werden in<br />
einen Topf geworfen. Diese sollen zudem alle erhobenen Daten<br />
den Behörden zur „Marktmissbrauchskontrolle“<br />
bereitstellen. „Begründet“ wird dieses<br />
gewollte Vorgehen mit Komparativen<br />
und Schlagwörtern: „Nach einer solchen<br />
Reform der Regulierung ist damit zu rechnen,<br />
dass die Kunden von einem breiteren<br />
Angebot und geringeren Wartezeiten profitieren werden. Die bessere<br />
Vermittlung und die Vermeidung von Leerfahrten reduzieren<br />
die Umweltbelastung und die Kosten der <strong>Taxi</strong>fahrten.“ Da es<br />
keinen Sinnzusammenhang zwischen der Preisgestaltung durch<br />
Vermittler und der besseren Bedienung von Kunden gibt – schon<br />
gar nicht mit einer reduzierten Umweltbelastung –, darf man sich<br />
getrost fragen, wo die eigentliche Motavation liegt.<br />
Nimmt man zu der Flexibilisierung der Tarife und der Festschreibung<br />
der „webbasierten Vermittler“ als gesetzlich autorisierte<br />
Preisgestalter noch die im folgenden zitierte Idee von<br />
„mytaxi“ hinzu und ruft sich in Erinnerung, dass sich nach<br />
Vorstellung eines „Arbeitskreises Öffentlicher Personennahverkehr“<br />
(AK ÖPV) der zulässige Höchsttarif am aktuellen <strong>Taxi</strong>tarif<br />
FOTO:<br />
24 JANUAR/FEBRUAR <strong>2019</strong> TAXI
KOMMENTAR<br />
orientieren soll, steht dem Untergang des <strong>Taxi</strong>gewerbes eigentlich<br />
nichts mehr im Wege: „Am Ende stünde ein Einheitsgewerbe aus<br />
<strong>Taxi</strong> und großen Teilen des heutigen Mietwagengewerbes. Dieses<br />
würde alle die folgenden Merkmale auszeichnen:<br />
• das <strong>Taxi</strong>schild (weltweit bekannte Marke),<br />
• deregulierter Tarif mit Leitplanken nach oben und unten,<br />
• freie Konzessionen, kontrolliert von engagierten<br />
Stadtverwaltungen,<br />
• vereinfachter Marktzugang für Fahrer mit erweitertem<br />
Schwerpunkt auf Servicequalität (siehe „Erleichterung der<br />
Ortskundeprüfung“),<br />
• einheitlicher Umsatzsteuersatz.<br />
Wer in diesem Modell weiterhin Mietwagenverkehre nach heutigem<br />
Modell anbieten möchte, unterliegt den bisherigen Regularien.<br />
Dieser Service ist nur auf Vorbestellung verfügbar.“<br />
Spätestens, wenn man noch die vom wissenschaftlichen Beirat<br />
visionierte Abhängigkeit der Tarife für eine bestimmte Fahrt<br />
vom Einstieg an bestimmten kostenpflichtig genutzten <strong>Taxi</strong>halteplätzen<br />
mitdenkt, sollte klar sein, worauf all diese Bestrebungen<br />
zielen: Markt und Macht.<br />
WER PROFITIERT?<br />
Das <strong>Taxi</strong>gewerbe, das schon jetzt nicht in der Lage ist, Löhne<br />
jenseits der Mindestlohngrenze zu zahlen? Mietwagenunternehmen,<br />
die 25 Prozent Provision zahlen, um uberhaupt an Aufträge<br />
zu kommen?<br />
„mytaxi“ behauptet, „Durch die Digitalisierung wird das Mobilitätsangebot<br />
breiter und weniger komplex“: Breiter und komplexer<br />
werden einzig die Versuche, mittels des „trojanischen Pferdes<br />
Digitalisierung“ einen nicht unerheblichen Teil des Umsatzes des<br />
<strong>Taxi</strong>marktes an sich zu reißen.<br />
Es wird wohl immer Bestrebungen geben, mit einem behaupteten<br />
Mehrwert in ein Gewerbe einzudringen, um daraus Profit<br />
BZP-Vizepräsident Hermann Waldner bei der IRU-Tagung am Rande<br />
der Europäischen <strong>Taxi</strong>messe 2018 in Köln<br />
zu schlagen. Wir sollten uns nicht mit ein paar Schlagworten<br />
wie „Modernität“ und „Digitalisierung“ den Kopf vernebeln lassen<br />
– und auf keinen Fall auch noch den rechtlichen Rahmen<br />
dafür schaffen!<br />
Hoffen wir, dass taxi.eu bei seinen ausgeschriebenen Zielen<br />
„Schutz der Kunden durch Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften<br />
in der Personenbeförderung“ und „Sicherung der Existenz von<br />
über 140 unabhängigen <strong>Taxi</strong>zentralen und Sicherung der Arbeitsplätze<br />
in diesen Unternehmen“ das alte PBefG mitdenkt, auch<br />
wenn die Betreibergesellschaft ihren Sitz am Ort der angeblich<br />
intensiven Debatte zum Thema Deregulierung hat – in Österreich.<br />
Und hoffen wir, dass unsere Behörden und Gerichte, solange das<br />
PBefG noch in seiner derzeitigen Form gültig ist, mindestens so<br />
klar Position beziehen wie die Österreicher. <br />
yps<br />
SIND UNS DIE USA NUR EIN PAAR JAHRE VORAUS?<br />
FOTO: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
Durch Uber & Co. würden Stadtmenschen<br />
auf ihr eigenes Fahrzeug verzichten,<br />
was deutlich weniger Verkehr<br />
bedeutet. Diese Aussagen haben diverse<br />
US-Studien als Lüge entlarvt. Vier<br />
<strong>Berlin</strong>er haben die Studien übersetzt.<br />
Yvonne Schleicher hat sich gemeinsam<br />
mit ihren Kollegen Martin Laube,<br />
Rüdiger Flesch und Theo Dolit-Nivellier<br />
ausführlich mit wissenschaftlichen<br />
Studien zur wirtschaftlichen Entwicklung<br />
der Personenbeförderung befasst,<br />
unter anderem von Stefan Kissinger,<br />
Rainer Fischbach, Heather Appel, Bruce<br />
Schaller, Regina R. Clewlow und Gouri<br />
Shankar Mishra. Sie haben amerikanische<br />
Texte ins Deutsche übersetzt und<br />
zusammenfassend kommentiert. Einige<br />
Aussagen daraus:<br />
„Wenn lokal gewählte politische Entscheidungsträger<br />
daran gehindert<br />
werden, eine Politik zur Regulierung<br />
ihrer eigenen Verkehrssysteme und zur<br />
Unterstützung ihrer eigenen Arbeitnehmer<br />
zu entwickeln, ... dann steht die<br />
örtliche partizipative Demokratie auf<br />
dem Spiel.“ Heather Appel, aus: „Uber<br />
State Interference“<br />
„Das Wachstum der internationalen<br />
Konzerne ist zwar für die Mobilität in<br />
der Stadt auf individueller Ebene von<br />
Vorteil, hat jedoch eine Reihe von Problemen<br />
in Bezug auf Verkehr, Transport<br />
und Umwelt sowie Gerechtigkeit, insbesondere<br />
für Personen mit niedrigem<br />
Einkommen und Rollstuhlfahrer, aufgeworfen.“<br />
Bruce Schaller, aus: „Empty<br />
Seats, Full Streets“<br />
„Wir stellen fest, dass 49 bis 61 Prozent<br />
der Fahrten mit Fahrdienstvermittlern<br />
überhaupt nicht zustande gekommen<br />
wären oder durch Zu-Fuß-Gehen, Radfahren<br />
oder Benutzung des ÖPNV erledigt<br />
worden wären. Diese Daten zum<br />
Wechsel der Verkehrsart deuten darauf<br />
hin, dass Ride-Hailing tendentiell wahrscheinlich<br />
mehr zurückgelegte Fahrzeugmeilen<br />
(VMT) entstehen lassen,<br />
als sie in den Großstädten reduzieren.“<br />
Regina R. Clewlow und Gouri Shankar<br />
Mishra, aus: „Disruptive Transportation“<br />
Die Studien und weiterführende Informationen<br />
finden Sie auf der Internetseite<br />
der „Innung“. Danke an die vier<br />
genannten Kolleginnen und Kollegen<br />
für Ihre Mühe!<br />
Firmen, die taxiähnlichen Verkehr anbieten<br />
(„Transportation Network Companies“,<br />
TNC) verdrängen in den USA massiv<br />
das <strong>Taxi</strong>gewerbe.<br />
TAXI JANUAR/FEBRUAR <strong>2019</strong><br />
25
KOMMENTAR<br />
IMPRESSUM<br />
EIN GUTER TAG FÜR<br />
DIE TAXIBRANCHE<br />
Im Dezember fand im <strong>Berlin</strong>er<br />
Abgeordnetenhaus ein Informationsaustausch<br />
statt, bei dem viele Themen rund um das<br />
PBefG besprochen wurden. Der Kollege Mem<br />
Deisel ist zuversichtlich.<br />
Der 10.12. war ein sehr guter Tag<br />
für die <strong>Taxi</strong>branche. Warum? Es<br />
gab ein Meeting im Abgeordnetenhaus<br />
mit Swen Schulz und Tino Schopf<br />
von der SPD. Erkan Özmen, Güven Aktaş<br />
und ich waren von der <strong>Taxi</strong> Gruppe <strong>Berlin</strong><br />
gemeinsam mit der <strong>Taxi</strong>-„Innung“ und dem<br />
BZP vor Ort. Die SPD ist generell auf der<br />
Seite der <strong>Taxi</strong>branche und wurde gut über<br />
alle Machenschaften von Uber aufgeklärt.<br />
Das PBefG darf nicht willkürlich „modernisiert“<br />
werden – diese Forderung haben<br />
Herr Schulz und Herr Schopf heute auch<br />
einvernehmlich entgegengenommen. Was<br />
soll nun passieren?<br />
Die Informationen werden mit anderen<br />
Politikern besprochen und ausdiskutiert,<br />
damit eine Aufklärung über die<br />
gewünschte Veränderung des PBefG stattfindet.<br />
Das soll dazu führen, dass nicht einfach<br />
unverantwortlich Gesetze verändert<br />
werden, die der Markt nicht verkraften<br />
kann. Außerdem werden nun Behörden<br />
befragt, die eigentlich dafür verantwortlich<br />
sind, Mietwagen zu kontrollieren.<br />
Es passiert was! Herr Oppermann,<br />
der „Neue“ beim BZP, macht einen sehr<br />
Ein guter Freund des <strong>Taxi</strong>gewerbes: Tino<br />
Schopf, Verkehrsexperte der SPD und Mitglied<br />
des Abgeordnetenhauses.<br />
aufgeklärten Eindruck<br />
und kann gut<br />
vermitteln. Er steht<br />
nun im engeren Kontakt,<br />
um eine Art<br />
Gutachten zu den<br />
gewünschten Veränderungen<br />
der PBefG zu erstellen, um<br />
hoffentlich Schlimmeres zu verhindern.<br />
Heute fand hinterher auch ein Treffen mit<br />
einem Journalisten statt. Medial läuft auch<br />
noch was zu unseren Gunsten, aber dafür<br />
brauchen wir, wie üblich, auch Geduld.<br />
Meine Protagonisten für die mediale<br />
Erscheinung möchte ich bewusst erstmal<br />
namentlich nicht nennen. Wir bewegen was<br />
und bleiben auch in Zukunft nicht stehen,<br />
um unsere Zukunft zu verteidigen.<br />
Bleibt dran Leute, kommt mit euren<br />
Ideen, Wünschen, Ängste und eurem Einsatz,<br />
damit wir gemeinsam am Seil der<br />
Zukunft ziehen und damit ein Verknoten<br />
verhindern. <br />
md<br />
Mem Deisel zählt zu den Administratoren<br />
der Facebook-Gruppe „<strong>Taxi</strong> Gruppe <strong>Berlin</strong>“<br />
und engagiert sich auch gewerbepolitisch.<br />
FOTO: SPD<br />
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