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EDUCATION 4.19

Klimawandel

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Thema | Dossier<br />

Den Kindern scheint das Prozedere bekannt: Zunächst<br />

begrüsst man die Betreuerinnen, dann schnappt man sich<br />

ein Stück Cervelat, befestigt es am Holzstock und setzt<br />

sich, ins Gespräch vertieft, ans Feuer. «Das Essen im<br />

Wald ist eine willkommene Abwechslung zum bisweilen<br />

tristen Schulalltag», meint Sechstklässler Noë. Und Nick<br />

aus der Fünften ergänzt: «Das Schattholz ist der grösste<br />

Spielplatz, den man sich vorstellen kann. Im Winter bewerfen<br />

wir uns mit Schneebällen, im Sommer mit Tannzapfen.»<br />

Gerade im Winter, bei schlechter Witterung,<br />

sind die Aufenthalte im Schattholz weniger bezaubernd,<br />

findet Sechstklässlerin Tilla. «Immerhin gibts dann warme<br />

Decken.»<br />

Die einen Kinder liefern sich nach der Mahlzeit im<br />

eigens abgesteckten Spielfeld eine Tannzapfenschlacht.<br />

Andere genehmigen sich eine Siesta in der zwischen den<br />

Tannen befestigten Hängematte. Wieder andere bleiben<br />

an den Tischen sitzen und plaudern über die anstehenden<br />

Prüfungen. Man merkt: Rubigens Tagesschulkinder fühlen<br />

sich im Wald überaus wohl. Die Stimmung ist überraschend<br />

unaufgeregt – man geniesst die Pause in der<br />

Natur, ohne sogleich über die Stränge zu schlagen. Das<br />

kommt nicht von ungefähr: Die Sensibilisierung für den<br />

Lebensraum Wald beginnt in Rubigen bereits in der Spielgruppe.<br />

«Für die Spielgruppenkinder habe ich ein Waldsofa<br />

konstruiert, aus dem reichlich vorhandenen, umherliegenden<br />

Totholz. Das Sofa ist die ideale, zu 100 Prozent<br />

natürliche Rückzugsoase», schwärmt Spielgruppenleiterin<br />

Christine Schindler und genehmigt sich einen Bissen<br />

Cervelat. Auch sie arbeitet im Team der Tagesschule mit.<br />

Die Pädagogin weiss: Zur Natur, insbesondere zum Wald,<br />

gilt es Sorge zu tragen. «Heutzutage finde ich fast kein<br />

feuchtes Moos mehr an den Bäumen. Solche Veränderungen<br />

des Klimas geben zu denken.» Anstatt aber im Unmut<br />

zu versinken, beginnt sie die Kinder aus dem Dorf bereits<br />

im Frühkindsalter für die Natur zu sensibilisieren. Etwa<br />

anhand von Tannzapfeninspektionen.<br />

Rubigens Naturbonus<br />

Diesen engen Bezug zur Natur lebt die Schule Rubigen<br />

bereits seit Jahren vor. «Dafür brauchten wir nicht auf die<br />

vielen Klimademonstrationen zu warten», streicht Schulleiterin<br />

Anita Ziegler hervor. Die gegenwärtige politische<br />

Mobilisierung im Zeichen der Besorgnis um unsere Umwelt<br />

sei natürlich begrüssenswert, für die Lehr- und Lerninhalte<br />

der Schule aber nicht ausschlaggebend. Was bereits<br />

in der Spielgruppe beginnt, wird im Kindergarten, in<br />

der Tagesschule wie auch in den oberen Klassen weitergeführt.<br />

«Primarlehrer Joel Krebs beispielsweise verlegt<br />

seinen Unterricht des Öfteren nach draussen, um auch<br />

im Mathematikunterricht den Lebensraum Wald zu erkunden<br />

und einzubeziehen. Dabei spielt uns die unmittelbare<br />

Nähe zum Schattholz in die Hände.» Vom Schulhausplatz<br />

aus ist die Waldlichtung mit der Feuerstelle in fünf Gehminuten<br />

zu erreichen. Dazwischen liegen einzig die Maisund<br />

Mohnfelder des benachbarten Bauernhofs. Von lärmendem<br />

Stadtverkehr keine Spur. Anita Ziegler ist sich<br />

nicht zu schade, diesen Naturbonus auszuspielen. Zur<br />

Freude der Kinder, der Lehrerschaft, der Eltern – und der<br />

Umwelt.<br />

Synthèse Dîner au milieu des sapins<br />

Quatre fois par année, la cantine<br />

de l’école à journée continue de<br />

Rubigen prend ses quartiers dans<br />

la forêt avoisinante. L’objectif est<br />

de sensibiliser les enfants à la vie<br />

de la forêt. La cuisinière Franziska<br />

Schwyter prépare le repas sur un feu<br />

avec la participation enthousiaste<br />

des enfants. Une fois le repas pris<br />

en commun, les enfants peuvent<br />

découvrir à leur guise l’atmosphère<br />

fascinante de la forêt, au milieu<br />

des sapins, des pives, des plantes<br />

sauvages, des branchages, des<br />

insectes et des animaux rampants,<br />

et ce toujours dans le respect de la<br />

nature. Ainsi, les enfants de l’école à<br />

journée continue apprennent à être<br />

respectueux des êtres humains et de<br />

l’environnement. « Le repas en forêt<br />

est un changement bienvenu dans<br />

le quotidien scolaire, parfois un peu<br />

terne », observe Noë Zbinden, un<br />

élève de 8H. Nick Mira, en 7H,<br />

ajoute : « La forêt est le plus grand<br />

terrain de jeu imaginable. En hiver,<br />

on se lance des boules de neige et en<br />

été des pives. » Etonnamment, les<br />

enfants sont tranquilles pendant<br />

le repas. Ils profitent du calme de<br />

la nature sans dépasser les bornes.<br />

Ce n’est pas dû au hasard. L’école de<br />

Rubigen entretient depuis longtemps<br />

un rapport avec la forêt et<br />

l’agriculture. « Nous n’avons pas eu<br />

besoin d’attendre les grèves du climat<br />

», souligne la directrice Anita<br />

Ziegler. L’école de Rubigen entend<br />

simplement intégrer sa proximité<br />

à la forêt dans le quotidien scolaire,<br />

pour le plus grand plaisir des enfants,<br />

des enseignants et enseignantes<br />

et des parents et pour le bénéfice de<br />

l’environnement.<br />

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