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WeltBlick 2/2019

Wie hast du's mit der Religion Europa?

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Wie hast du’s mit der Religion,<br />

Europa?<br />

Die Kirchen zwischen Säkularisierung<br />

und Identitätspolitik<br />

Die Geschichte unseres Kontinents<br />

ist eng mit dem Christentum<br />

verwoben. Ob lateinisch,<br />

ob griechisch, ob mit oder ohne<br />

Reformation: Diese Religion und<br />

ihre konfessionellen Ausprägungen<br />

sind prägender Bestandteil<br />

sowohl der paneuropäischen wie<br />

der nationalen oder regionalen<br />

Geschichte, Kultur und Identität.<br />

Umso überraschender wirkt<br />

zunächst, dass das gegenwärtige<br />

»europäische Projekt«, der Neubau<br />

des Hauses Europa unter<br />

dem Dach der Europäischen<br />

Union, so wenig Bezug zu Kirchen<br />

und Glauben zu haben scheint.<br />

Anhand der Arbeit der Konferenz<br />

Europäischer Kirchen (KEK) will<br />

dieser Beitrag der Frage nachgehen,<br />

ob das wirklich so ist. Wenn<br />

ja: Warum und wie setzen sich<br />

die Kirchen dennoch in und für<br />

»Europa« ein?<br />

TEXT: PATRICK ROGER SCHNABEL<br />

Wie wirkmächtig die Mission im Orient<br />

anfangs war, wird daran deutlich, dass<br />

viele der orientalischen Kirchen sich auf<br />

ganze Völkerschaften beziehen, die christianisiert<br />

wurden: Diese Christen verstehen sich als Assyrer<br />

und Chaldäer, Syrer und ursprüngliche Ägypter<br />

(Kopten), Aramäer und Armenier. Deutlich wird:<br />

Die missionarische Kraft des Christentums bezog<br />

sich nicht nur auf einzelne Menschen, sondern auf<br />

die breite Bevölkerung.<br />

Für viele dieser Kirchen war die Abgrenzung zur<br />

byzantinischen Reichskirche ab dem 4. Jahrhundert<br />

prägend: Es ging um die Frage nach der Rechtgläubigkeit<br />

(Orthodoxie), aber auch der politischen<br />

Zuordnung. Das änderte sich erst im 7. Jahrhundert:<br />

Der Islam – selbst missionarisch tätig – übernahm<br />

die Macht. Als Religion der Herrscher war – und ist –<br />

er für die Beherrschten attraktiv. In Kombination mit<br />

Einschränkungen für die AnhängerInnen anderer<br />

Religionen hat dies dazu geführt, dass viele orientalische<br />

Christen über die Jahrhunderte zum Islam<br />

konvertierten.<br />

In der gegenwärtigen Europäischen Union<br />

geben, laut Bundeszentrale für politische Bildung,<br />

71 Prozent der Menschen an, einer Religion anzugehören.<br />

Davon sind gut zwei Drittel Christinnen und<br />

Christen. Deutschland liegt im Mittelfeld, während<br />

sich die Extreme ausgerechnet in der ehemaligen<br />

10 <strong>WeltBlick</strong> 2/<strong>2019</strong>

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