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DER RISSENER 68

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LOKALES <strong>DER</strong> <strong>RISSENER</strong> | 11<br />

Bezirksversammlung beendet Bauwagen-Posse<br />

RISSEN/ ALTONA. Die Rissener<br />

Wald-Kita „Stadt, Land, Fluss”<br />

darf ihren Bauwagen auf dem Gelände<br />

der Freiluftschule Wittenbergen<br />

aufstellen. Dafür haben<br />

sich alle in der Bezirksverwaltung<br />

vertretenen Parteien ausgesprochen,<br />

und es gibt auch einen entsprechenden<br />

Beschluss. „Der ist<br />

bindend für die Verwaltung.<br />

Damit hat diese Groteske dann<br />

bald ein Ende”, so Robert Jarowoy,<br />

Vorsitzender der Linken-<br />

Fraktion, im Gespräch mit dem<br />

Rissener. Wie berichtet, ringt der<br />

Träger der Kita, der Verein Heinrichstraße<br />

Kinderhaus Stenvort,<br />

seit Juni dieses Jahres um die Aufstellung<br />

eines Bauwagens, in dem<br />

die Kinder sich Aufwärmen können<br />

und der Schutz vor schlechtem<br />

Wetter bietet. Doch die Verwaltung<br />

hatte umweltrechtliche<br />

Bedenken, da sich das Gelände in<br />

einem Naturschutzgebiet befindet<br />

und lehnte einen entsprechenden<br />

Bauantrag ab.<br />

Dazu Oliver Schmidt, zweiter<br />

stellvertretender Vorsitzender<br />

der SPD-Fraktion Altona: „Der<br />

SPD-Fraktion Altona geht es hier<br />

insbesondere darum, die Interessen<br />

der Kinder nicht gegen die<br />

Interessen des Naturschutzes<br />

auszuspielen, vor allem da eine<br />

Bodenversiegelung dort nicht<br />

stattfinden wird. Die Wald-Kita<br />

wahrt und fördert beide Gesichtspunkte<br />

in bester Weise und<br />

verknüpft den Naturschutzgedanken<br />

durch eine lebensnahe<br />

Umwelt- und Naturerziehung mit<br />

einer pädagogisch hochwertigen<br />

Betreuung der Kinder. Eine<br />

Schutzhütte im Naturschutzgebiet<br />

ist auch nichts Ungewöhnliches,<br />

zumal der Bauwagen unmittelbar<br />

angrenzend an die Bebauung<br />

der Freiluftschule und eben<br />

nicht mitten im Wald platziert<br />

werden sollte. Insoweit sahen wir<br />

hier auch keinen wirklichen Konflikt.”<br />

Ebenso äußert sich Robert Jarowoy:<br />

„Die Erfahrung von Natur<br />

sowie die Bedeutung ihres Erhalts<br />

muss unseren Kindern im<br />

Kontakt mit der Natur selbst und<br />

nicht nur im Klassenzimmer nahegebracht<br />

werden. Dies sollte<br />

nicht an vordergründigen Naturschutzbedenken<br />

scheitern.”<br />

Tatsächlich konnten sich alle<br />

Beteiligten bei einem Ortstermin<br />

noch zwei Tage vor der Bezirksversammlung<br />

auf einen neuen,<br />

etwas versetzten Stellplatz innerhalb<br />

der bestehenden Bebauungsgrenzen<br />

der Freiluftschule<br />

einigen, so dass schließlich im<br />

Konsens interfraktionell beschlossen<br />

werden konnte, eine<br />

Bald können Kinder und Eltern in ihren Bauwagen umziehen.<br />

Genehmigung für den Bauwagen<br />

zu erteilen.<br />

Auch die eher skeptischen<br />

FDP-Abgeordneten stimmten zu.<br />

„Ich weiß aus eigener Erfahrung,<br />

wie schwierig es ist, gute und verlässliche<br />

Kita-Plätze zu finden.<br />

Insofern geben wir unsere Stimmen<br />

auch für den Erhalt der<br />

Wald-Kita ab”, so Fraktionsvorsitzende<br />

Katarina Blume.<br />

Die Eltern der Kinder sind froh.<br />

„Es ist toll, dass nun endlich alles<br />

klar ist. Der Bauwagen wird bald<br />

eintreffen. Es wird auch Zeit,<br />

Initiative: Bürgerentscheide verbindlich machen<br />

BLANKENESE. „Bürgerbegehren<br />

und Bürgerentscheide jetzt verbindlich<br />

machen” – das ist das<br />

Anliegen einer Initiative, die sich<br />

im August dieses Jahres gegründet<br />

hat. Auch in den Elbvororten<br />

gibt es Aktivisten, die man bei<br />

Veranstaltungen an ihren Ständen<br />

kennen lernen kann. Mit<br />

dabei sind unter anderem Robert<br />

Jarowoy, der Vorsitzender der<br />

Linken-Fraktion in der Bezirksversammlung<br />

ist, Monika Lühmann<br />

und Beate Hülsen. „Bürgerbegehren<br />

und Bürgerentscheide<br />

werden in Hamburg immer wieder<br />

- in erster Linie vom Senat -<br />

im Vorfeld ausgebremst, ausgehebelt<br />

oder durch widersprechende<br />

Maßnahmen unterlaufen. Dies<br />

wollen wir ändern”, so Beate Hülsen<br />

und spielt auf das so genannte<br />

Evokationsrecht des<br />

Hamburger Senats an. Denn der<br />

Demokratie stärken und Bürgerbegehren verbindlich machen, das fordern<br />

aus den Elbvororten unter anderem auch v.l. Beate Hülsen, Eckhard Fey,<br />

Monika Lühmann und Peter Schönberger.<br />

Foto: mk<br />

Senat kann allgemein und im Einzelfall<br />

Weisungen erteilen und<br />

Angelegenheiten selbst erledigen,<br />

auch soweit eine Fachbehörde<br />

oder ein Bezirksamt zuständig ist.<br />

Demnach kann der Senat alle<br />

Vorgänge untergeordneter Verwaltungseinheiten<br />

nach eigenem<br />

Foto: mk<br />

denn zum einen hat uns das<br />

Thema große Sorgen bereitet,<br />

und zum anderen wird es langsam<br />

zu kalt in unserem Zelt”, sagt<br />

Nina Heinemann, Mutter aus der<br />

Wald-Kita. Immerhin sei inzwischen<br />

ein fester Boden verlegt<br />

worden, „damit sich die Kinder<br />

trocken umkleiden und dort<br />

essen können.”<br />

Und außerdem sei dieser Bodenbelag<br />

innerhalb von 48 Stunden<br />

geliefert worden. Ganz ohne<br />

Zoff und langwierigem Behörden-Verfahren.<br />

mk<br />

Ermessen an sich ziehen. „Die<br />

Bezirke in Hamburg haben lediglich<br />

ein Empfehlungsrecht, die<br />

Entscheidungsgewalt über alle<br />

wirklich wichtigen Fragen liegen<br />

aber allein beim Senat und seinen<br />

Fachbehörden”, so Jarowoy. So<br />

geschehen 2004, als ein Bürgerentscheid<br />

den Erhalt des Altonaer<br />

Bismarckbades forderte<br />

und der Senat dies ablehnte „und<br />

das Bad abgerissen wurde”, so Jarowoy.<br />

Diese Praxis schrecke viele<br />

Hamburger davon ab, sich für<br />

Bürgerbegehren und Bürgerentscheid<br />

stark zu machen. „Aber<br />

das sind wichtige, demokratische<br />

Instrumente, die wir stärken und<br />

erhalten müssen”, so Monika<br />

Lühmann.<br />

Die Aktivisten haben jetzt noch<br />

etwa fünf Monate Zeit, um 10 000<br />

gültige Unterschriften von wahlberechtigten<br />

Einwohnern in<br />

Hamburg zu sammeln. Im Anschluss<br />

würde es im Sommer<br />

2020 das Volksbegehren, und<br />

dann im September 2021 parallel<br />

zur Bundestagswahl der entsprechende<br />

Volksentscheid erfolgen.<br />

mk

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