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Archaische Wucht<br />
In ein enges Tal irgendwo in den Bergen<br />
führt „Wolfsegg“ von Peter Keglevic.<br />
Die 15-jährige Agnes, die so gern<br />
„Autoschrauber“ hätte werden wollen,<br />
lernt rasch die brutale Kälte der Erwachsenenwelt<br />
kennen. Mit fast alttestamentarischer<br />
Wucht schildert der<br />
Salzburger Filmemacher und Regisseur<br />
die Hermetik eines Dorfes, in der auch<br />
der Hass regiert, in dem vertuscht,<br />
gelogen und betrogen wird. Ein kraftvolles,<br />
archaisches Werk, emotional<br />
erzählt von einem Sprachkünstler, der<br />
es durch seinen plastischen Stil versteht,<br />
literarisch imposantes Kopfkino<br />
zu inszenieren, zärtlich und grausam<br />
zugleich.<br />
Der „Sprachknabe“<br />
Als Kabarettist erlangte er gemeinsam<br />
mit Christoph Grissemann international<br />
Kultstatus, doch Dirk Stermann etabliert<br />
sich spätestens mit „Der Hammer“<br />
auch als ganz und gar außergewöhnlicher<br />
Literat. Der Titel bezieht sich auf<br />
Joseph Hammer, der am Wiener Hof<br />
„Sprachknabe“, also Dolmetscher, werden<br />
soll. Hochbegabt lernt er als Knabe<br />
etliche Sprachen, ehe er nach Konstantinopel<br />
entsandt wird. Stermann schildert<br />
ein abenteuerliches Leben zwischen<br />
dem Morgenland und dem genauso<br />
„exotischen“ Wien, vor allem aber erzählt<br />
er über die Lehr- und Wanderjahre<br />
von Joseph Hammer-Purgstall, dem<br />
genialen Übersetzer von „1001 Nacht“.<br />
Die Narren von Wien<br />
Wenig bekannt ist, dass in Wien mit<br />
einem „Narrenturm“ die erste psychiatrische<br />
Heilanstalt der Welt errichtet<br />
wurde. René Anour bereitet in seinem<br />
hervorragend recherchierten und<br />
äußerst spannenden Roman weitaus<br />
mehr als nur ein spektakuläres Ereignis<br />
der Medizinhistorie auf, er siedelt<br />
seine Geschichte, die in Wien im Jahr<br />
1787 beginnt, vor der Kulisse weltgeschichtlicher<br />
Ereignisse an. Ein großes<br />
historisches Panorama, das einen Medizinstudenten<br />
vom Narrenturm und<br />
den dort herrschenden erbärmlichen<br />
Zuständen bis nach Schönbrunn und<br />
vom idyllischen Jagdschloss bis zu den<br />
Türkenkriegen führt.<br />
René Anour<br />
Im Schatten des Turms<br />
Ein Wien-Roman<br />
Rowohlt, 608 Seiten<br />
Euro 13,00<br />
ISBN 978-3-499-27670-5<br />
Peter Keglevic<br />
Wolfsegg<br />
Penguin, 320 Seiten<br />
Euro 20,60<br />
ISBN 978-3-328-60098-5<br />
E-Book 978-3-641-24427-9<br />
Dirk Stermann<br />
Der Hammer<br />
Rowohlt, 304 Seiten<br />
Euro 24,70<br />
ISBN 978-3-498-04701-6<br />
E-Book 978-3-644-00152-7<br />
Buchmedia <strong>Magazin</strong> 39<br />
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