Stadtmagazin November 2019
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WAS MACHT EIGENTLICH …?<br />
„Wie das<br />
Wimbledon<br />
für Reiter“<br />
Interview mit Springreiterin<br />
Meredith Michaels-Beerbaum<br />
Meredith Michaels-Beerbaum auf ihrem geliebten Hof in Thedinghausen. <br />
Fotos: Marco Meister<br />
10<br />
Das Glück der Erde liegt auf dem<br />
Rücken der Pferde: Wenn es ein<br />
Sprichwort gibt, dem Meredith Michaels-Beerbaum<br />
zustimmen würde, dann<br />
wäre es wohl dieses. Im Sattel von athletischen<br />
Vierbeinern namens Quick Star,<br />
Shutterfly und Checkmate avancierte die<br />
Deutsch-Amerikanerin zur international<br />
erfolgreichen Springreiterin und ist bis<br />
heute die einzige Frau, die jemals die Spitze<br />
der Weltrangliste anführte. Gemeinsam<br />
mit ihrem Mann Markus Beerbaum lebt<br />
die 49-Jährige heute auf einem idyllischen<br />
Reiterhof in Thedinghausen. Das STADT-<br />
MAGAZIN Bremen stattete der Sportlerin<br />
einen Besuch ab.<br />
Frau Michaels-Beerbaum, wie geht es Ihnen<br />
zurzeit?<br />
Mir geht es aktuell sehr gut. Ich bin nach<br />
wie vor dem Reitsport verbunden und nehme<br />
auch noch an Turnieren teil. Erst Anfang<br />
Oktober habe ich den Großen Preis von<br />
Riesenbeck gewonnen. Auch meine Tochter<br />
hat mittlerweile die Liebe zum Reiten entdeckt,<br />
daher trainiere ich sie und bilde ihre<br />
Ponys aus. Wie Sie sehen, bin ich also immer<br />
noch sehr aktiv, wenn auch leider nicht<br />
mehr auf dem Niveau wie früher.<br />
Leider?<br />
Naja, mir fehlt dieser Teil meines Lebens<br />
schon. Auf der anderen Seite genieße ich<br />
sehr, dass es aktuell etwas ruhiger zugeht<br />
und ich nicht jedes Wochenende reisen<br />
muss. Auch Zeit mit meiner Tochter verbringen<br />
zu können, ist für mich ein Privileg.<br />
Wenn Sie weiterhin an Turnieren teilnehmen,<br />
scheinen Sie jedoch noch nicht mit<br />
Ihrer Karriere abgeschlossen zu haben.<br />
Unser Geschäft läuft weiter. Wir beheimaten<br />
bei uns auf dem Hof viele Pferde die Turniere<br />
reiten oder dafür ausgebildet werden<br />
sollen. Dafür kaufen wir junge Tiere, die wir<br />
für geeignet und erfolgversprechend halten.<br />
Auch um die Ausbildung der Reiterinnen<br />
und Reiter, die beschließen, den Sport nicht<br />
nur hobbymäßig am Wochenende ausüben<br />
zu wollen, gehört zu unseren Tätigkeiten.<br />
In den letzten Jahren hat sich bei uns eine<br />
Aufgabenteilung ergeben. Mein Mann hat<br />
sich vor allem um die Trainings- und Ausbildungseinheiten<br />
gekümmert, und ich bin<br />
weiterhin aktiv geritten. Es war nämlich<br />
schwierig für uns, beide zur gleichen Zeit<br />
super Pferde zu finden.<br />
Wie Sind Sie damals zum Reitsport gekommen?<br />
Ich war schon als Kind ein richtiges Pferdemädchen<br />
und habe diese Tiere einfach<br />
geliebt. Reiten gelernt habe ich damals in<br />
Kalifornien, wo ich geboren wurde. Obwohl<br />
ich schon frühzeitig Turniere geritten bin<br />
und erfolgreich war, hätte ich nie gedacht,<br />
dass ich diesen Sport eines Tages zu meinem<br />
Beruf machen würde. Mein Plan war,<br />
das Ganze durchzuziehen bis ich Anfang 20<br />
bin und danach einen anderen beruflichen<br />
Weg einzuschlagen.<br />
Doch es kam ganz anders.<br />
Das stimmt. Ich habe damals eine einjährige<br />
Auszeit von meinem Studium genommen<br />
und bin nach Deutschland geflogen,<br />
um mich hier ganz dem Reiten zu widmen.<br />
Die Erfahrungen und Begegnungen, die ich<br />
machen durfte, haben mich allerdings so<br />
begeistert, dass letztendlich alles anders<br />
lief als angedacht. Aus dem geplanten „Irgendwann<br />
mache ich Schluss mit Pferden“<br />
wurde nichts.<br />
Warum haben Sie sich gerade für die Disziplin<br />
Springreiten entschieden?<br />
Ich wollte von Anfang an springen. Nach<br />
dem klassischen Schritt, Trab und Galopp<br />
steht man als Reiter irgendwann vor der<br />
Entscheidung, auf welche Disziplin man<br />
sich konzentrieren will. Ich musste da keine<br />
Sekunde überlegen.<br />
Wie kann man sich eigentlich so eine<br />
typische Vorbereitung auf ein Turnier vorstellen?<br />
Erst einmal muss das Pferd grundfit sein.<br />
Das bedeutet Dauertraining mit viel Galopp:<br />
ein Ausdauertraining fürs Pferd quasi.<br />
Wie sich das weitere Training gestaltet, ist<br />
dann abhängig vom Wettbewerb, also wie<br />
der Parcours aufgebaut und die Fläche beschaffen<br />
ist. Feinheiten werden dann in der<br />
Regel noch im Trainingslager optimiert.<br />
Also ist ein Erfolg in erster Linie abhängig<br />
vom Pferd statt vom Reiter?<br />
Das würde ich so nicht sagen. Die Mischung<br />
macht es. Ein super Pferd ohne einen guten<br />
Reiter ist nicht erfolgversprechend, genauso<br />
andersherum. Ein Sportler, der kein besonderes<br />
Pferd hat, steht auf der Bühne und