22.10.2019 Aufrufe

Stadtmagazin November 2019

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

WAS MACHT EIGENTLICH …?<br />

„Wie das<br />

Wimbledon<br />

für Reiter“<br />

Interview mit Springreiterin<br />

Meredith Michaels-Beerbaum<br />

Meredith Michaels-Beerbaum auf ihrem geliebten Hof in Thedinghausen. <br />

Fotos: Marco Meister<br />

10<br />

Das Glück der Erde liegt auf dem<br />

Rücken der Pferde: Wenn es ein<br />

Sprichwort gibt, dem Meredith Michaels-Beerbaum<br />

zustimmen würde, dann<br />

wäre es wohl dieses. Im Sattel von athletischen<br />

Vierbeinern namens Quick Star,<br />

Shutterfly und Checkmate avancierte die<br />

Deutsch-Amerikanerin zur international<br />

erfolgreichen Springreiterin und ist bis<br />

heute die einzige Frau, die jemals die Spitze<br />

der Weltrangliste anführte. Gemeinsam<br />

mit ihrem Mann Markus Beerbaum lebt<br />

die 49-Jährige heute auf einem idyllischen<br />

Reiterhof in Thedinghausen. Das STADT-<br />

MAGAZIN Bremen stattete der Sportlerin<br />

einen Besuch ab.<br />

Frau Michaels-Beerbaum, wie geht es Ihnen<br />

zurzeit?<br />

Mir geht es aktuell sehr gut. Ich bin nach<br />

wie vor dem Reitsport verbunden und nehme<br />

auch noch an Turnieren teil. Erst Anfang<br />

Oktober habe ich den Großen Preis von<br />

Riesenbeck gewonnen. Auch meine Tochter<br />

hat mittlerweile die Liebe zum Reiten entdeckt,<br />

daher trainiere ich sie und bilde ihre<br />

Ponys aus. Wie Sie sehen, bin ich also immer<br />

noch sehr aktiv, wenn auch leider nicht<br />

mehr auf dem Niveau wie früher.<br />

Leider?<br />

Naja, mir fehlt dieser Teil meines Lebens<br />

schon. Auf der anderen Seite genieße ich<br />

sehr, dass es aktuell etwas ruhiger zugeht<br />

und ich nicht jedes Wochenende reisen<br />

muss. Auch Zeit mit meiner Tochter verbringen<br />

zu können, ist für mich ein Privileg.<br />

Wenn Sie weiterhin an Turnieren teilnehmen,<br />

scheinen Sie jedoch noch nicht mit<br />

Ihrer Karriere abgeschlossen zu haben.<br />

Unser Geschäft läuft weiter. Wir beheimaten<br />

bei uns auf dem Hof viele Pferde die Turniere<br />

reiten oder dafür ausgebildet werden<br />

sollen. Dafür kaufen wir junge Tiere, die wir<br />

für geeignet und erfolgversprechend halten.<br />

Auch um die Ausbildung der Reiterinnen<br />

und Reiter, die beschließen, den Sport nicht<br />

nur hobbymäßig am Wochenende ausüben<br />

zu wollen, gehört zu unseren Tätigkeiten.<br />

In den letzten Jahren hat sich bei uns eine<br />

Aufgabenteilung ergeben. Mein Mann hat<br />

sich vor allem um die Trainings- und Ausbildungseinheiten<br />

gekümmert, und ich bin<br />

weiterhin aktiv geritten. Es war nämlich<br />

schwierig für uns, beide zur gleichen Zeit<br />

super Pferde zu finden.<br />

Wie Sind Sie damals zum Reitsport gekommen?<br />

Ich war schon als Kind ein richtiges Pferdemädchen<br />

und habe diese Tiere einfach<br />

geliebt. Reiten gelernt habe ich damals in<br />

Kalifornien, wo ich geboren wurde. Obwohl<br />

ich schon frühzeitig Turniere geritten bin<br />

und erfolgreich war, hätte ich nie gedacht,<br />

dass ich diesen Sport eines Tages zu meinem<br />

Beruf machen würde. Mein Plan war,<br />

das Ganze durchzuziehen bis ich Anfang 20<br />

bin und danach einen anderen beruflichen<br />

Weg einzuschlagen.<br />

Doch es kam ganz anders.<br />

Das stimmt. Ich habe damals eine einjährige<br />

Auszeit von meinem Studium genommen<br />

und bin nach Deutschland geflogen,<br />

um mich hier ganz dem Reiten zu widmen.<br />

Die Erfahrungen und Begegnungen, die ich<br />

machen durfte, haben mich allerdings so<br />

begeistert, dass letztendlich alles anders<br />

lief als angedacht. Aus dem geplanten „Irgendwann<br />

mache ich Schluss mit Pferden“<br />

wurde nichts.<br />

Warum haben Sie sich gerade für die Disziplin<br />

Springreiten entschieden?<br />

Ich wollte von Anfang an springen. Nach<br />

dem klassischen Schritt, Trab und Galopp<br />

steht man als Reiter irgendwann vor der<br />

Entscheidung, auf welche Disziplin man<br />

sich konzentrieren will. Ich musste da keine<br />

Sekunde überlegen.<br />

Wie kann man sich eigentlich so eine<br />

typische Vorbereitung auf ein Turnier vorstellen?<br />

Erst einmal muss das Pferd grundfit sein.<br />

Das bedeutet Dauertraining mit viel Galopp:<br />

ein Ausdauertraining fürs Pferd quasi.<br />

Wie sich das weitere Training gestaltet, ist<br />

dann abhängig vom Wettbewerb, also wie<br />

der Parcours aufgebaut und die Fläche beschaffen<br />

ist. Feinheiten werden dann in der<br />

Regel noch im Trainingslager optimiert.<br />

Also ist ein Erfolg in erster Linie abhängig<br />

vom Pferd statt vom Reiter?<br />

Das würde ich so nicht sagen. Die Mischung<br />

macht es. Ein super Pferd ohne einen guten<br />

Reiter ist nicht erfolgversprechend, genauso<br />

andersherum. Ein Sportler, der kein besonderes<br />

Pferd hat, steht auf der Bühne und

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!