Berliner Stimme 07 2019

Wie hast du den 9. November 1989 erlebt?
Christine Bergmann
1990 stv. Landesvorsitzende der
wiedervereinigten SPD Berlin; 1998
bis 2002 Bundesfamilienministerin
Frank-Axel Dietrich
Vorsitzender der SPD-Abteilung
Wilmersdorf-Nord; von 1988 bis 1990
Juso-Vorsitzender in West-Berlin
Am 9. November 1989 war ich tatsächlich
im Bett. Ich hatte vom Fall der Mauer
zwar im Radio gehört und auch im TV
gesehen, doch ich hatte es erst nicht
glauben können. Nachts hat noch meine
Tochter angerufen und gesagt, dass wir
doch jetzt nicht schlafen können.
Am Abend des Mauerfalls war ich auf
einer Demonstration in West-Berlin.
Aufgerufen hatte der SSB, eine Organisation
der Berliner Jusos für Schüler.
Wir protestierten vor einer Veranstaltung
der Jungen Union gegen die Teilnahme
eines Rechtsaußenvertreters.
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Am nächsten Tag bin ich mit meiner
Tochter zum Reichstag gegangen.
Da stand ein Podest für Westdeutsche,
wenn diese mal einen Blick in den
Ostteil der Stadt werfen wollten.
Genau diesen Blick hatte ich gebraucht,
um es wirklich glauben zu können.
Ich fühlte mich großartig.
Polizisten verweigerten uns den Zugang.
Einer hatte einen Knopf im Ohr und
sagte, dass die Mauer offen sei. Ich:
„Klingt sehr ausgedacht!“ Später gingen
wir zum Brandenburger Tor, doch da
war noch niemand. Menschen, die auf
der Mauer sitzen, habe ich erst im TV
gesehen.
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