Berliner Stimme 07 2019
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Text Michael Müller<br />
Foto Senatskanzlei Berlin<br />
Die lang<br />
ersehnte Freiheit<br />
Die Tage im November 1989 werde ich<br />
nie vergessen. Ich war damals frisch<br />
gewählter Bezirksverordneter in<br />
Tempelhof. Die ganze Familie saß vor<br />
dem Fernseher und staunte über die<br />
Geschehnisse und ihre Dynamik.<br />
Entschlossen hatten die Menschen in<br />
Ost-Berlin und der DDR demonstriert<br />
und gerufen: „Wir sind das Volk!“ und<br />
„Die Mauer muss weg!“. Wir im Westen<br />
bewunderten diesen Mut und hofften<br />
inständig, dass es kein Eingreifen der<br />
DDR-Sicherheitskräfte geben würde.<br />
Und dann war es soweit – die berühmte<br />
Ankündigung von Günter Schabowski!<br />
Gemeinsam mit Freunden fuhren wir<br />
zum Brandenburger Tor und feierten mit<br />
wildfremden Menschen. Wir konnten es<br />
nicht glauben, dass dieses stets sichtbare<br />
Symbol der Teilung zwischen Ost und<br />
West nun von den Mauerspechten<br />
zerhämmert wurde.<br />
Menschen in den so genannten Neuen<br />
Bundesländern ein sehr schmerzhafter<br />
Prozess. Viele verloren ihre Arbeit,<br />
Betriebe wurden geschlossen, einige<br />
Berufe gab es plötzlich nicht mehr.<br />
Es ging alles schnell, an mancher Stelle<br />
auch zu schnell.<br />
Trotz aller Maßnahmen zur Angleichung<br />
der Lebensverhältnisse dauert der Prozess<br />
des Zusammenwachsens noch an.<br />
Wir müssen gemeinsam die besten<br />
Lösungen finden und dazu mehr und<br />
wertschätzend aufeinander zugehen.<br />
Besonders jetzt, im Gedenken an die<br />
Toten und die Opfer der Mauer, werden<br />
wir daran erinnert, wie wertvoll Freiheit,<br />
Demokratie und Rechtsstaat sind.<br />
Und wie wichtig es ist, sich stets dafür<br />
einzusetzen.<br />
Euer<br />
Der 9. November 1989 brachte die lang<br />
ersehnte Freiheit – hervorgegangen aus<br />
einer friedlichen Revolution, getragen<br />
von einem unbeschreiblich kraftvollen<br />
Gemeinschaftsgefühl der Menschen.<br />
Plötzlich standen alle Türen offen,<br />
gleichzeitig änderten sich Lebenswege.<br />
Träume mussten neu geträumt werden.<br />
Die Umwandlung der Planwirtschaft<br />
in eine Marktwirtschaft war für viele<br />
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BERLINER STIMME<br />
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