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Campus_2019_1

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_CAMPUS<br />

Affen<br />

verstehen<br />

Seit Ende 2018 ist Prof. Dr. Simone Pika<br />

an der Universität Osnabrück. Die international<br />

renommierte Verhaltensbiologin<br />

erforscht die Entstehung und Entwicklung<br />

von Kommunikation bei Primaten –<br />

und aktuell auch von Kleinkindern.<br />

„Es ist<br />

faszinierend,<br />

mit Primaten<br />

Zeit zu verbringen<br />

und sie<br />

dadurch kennen<br />

zu lernen.“<br />

Haben Sie als Jugendliche den Film „Gorillas im Nebel“<br />

gesehen?<br />

Ja, habe ich tatsächlich! Und das Buch von Dian Fossey<br />

habe ich auch gelesen. Das hat mich so fasziniert, dass<br />

ich auch alle anderen Bücher über sie verschlungen<br />

habe.<br />

Wollten Sie von da an Affen erforschen?<br />

Als Kind wollte ich eigentlich Tierärztin werden. Aber dann<br />

habe ich mich dazu entschlossen, Biologie zu studieren<br />

und mich auf Ver haltensforschung zu spezialisieren. An<br />

der Universität Irchel in Zürich habe ich dann das erste<br />

Mal Menschen affen beobachtet und meine Diplomarbeit<br />

über sie geschrieben.<br />

Was fasziniert Sie an Primaten?<br />

Ich habe meine Diplomarbeit im Züricher Zoo gemacht.<br />

Zu der Zeit habe ich in einem internationalen Studentenwohnheim<br />

gewohnt, und wenn ich dann manchmal am<br />

Wochenende nicht zum Beobachten im Zoo war, habe ich<br />

gemerkt, ich vermisse die Tiere und will wissen, was sie<br />

denn heute treiben. Ich war dann froh, wenn ich am Montag<br />

wieder da war und sie beobachten konnte. Da habe<br />

ich zwischendurch schon überlegt, mit wem will ich jetzt<br />

mehr Zeit verbringen – mit den menschlichen Studenten<br />

oder den Affen im Zoo. Das Faszinierende ist, mit diesen<br />

Tieren Zeit zu verbringen und sie dadurch kennen und<br />

verstehen zu lernen.<br />

Was halten Sie von städtischen Zoos?<br />

Ich finde Zoos sehr wichtig. Ich sehe das auch gerade an<br />

meiner kleinen Tochter – ich kann mit ihr ja nicht jedes<br />

Mal nach Afrika oder Südamerika fliegen, wenn ich ihr<br />

bestimmte Tiere zeigen möchte. Was ich mir aber wünschen<br />

würde, wäre, dass nicht jeder Zoo meint, alle Tiere<br />

abbilden zu müssen, sondern sich auf einige ausgewählte<br />

Arten spezialisiert und für diese Arten dann möglichst ideale<br />

Lebensbereiche schafft und die Tiere auch kognitiv<br />

beschäftigt. Nicht jeder Zoo braucht Eisbären und Löwen.<br />

Faszinierende Begegnungen<br />

– Simone Pika auf den Spuren<br />

von Schimpansen in Afrika<br />

Seit 2006 arbeiten Sie als Wissenschaftlerin am<br />

Ngogo Schimpansenprojekt im Kibale-Nationalpark<br />

in Uganda. Wie ist es, diese Tiere in ihrer natürlichen<br />

Umgebung zu erleben?<br />

Ich sage immer: Entweder liebt man Afrika oder man hasst<br />

es. Und seitdem ich das erste Mal dort war, möchte ich<br />

eigentlich keine Forschung mehr an Tieren in Gefangenschaft<br />

machen, weil es so ein tolles, einzigartige Gefühl<br />

ist, die Affen in ihrem natürlichen Umfeld zu erleben und<br />

ihnen folgen zu dürfen.<br />

Wie muss man sich Ihre Arbeit im Nationalpark vorstellen?<br />

Wir beobachten verschiedene Individuen einer Gruppe<br />

und laufen ihnen im Urwald hinterher. Dabei halten wir<br />

uns immer an wissenschaftliche Methoden und versuchen<br />

stets, einen Mindestabstand von sieben Metern zwischen<br />

Mensch und Tier nicht zu unterschreiten. Dies ist sehr<br />

wichtig, damit die Affen die natürliche Scheu und den<br />

Respekt vor den Menschen nicht verlieren und damit keine<br />

Menschenkrankheiten auf die Affen übertragen werden.<br />

Wenn man dann auf diesen sieben Metern mitbekommt,<br />

wie eine Schimpansenmutter mit ihrem Kind spielt, oder<br />

wie sie zusammen etwas trinken oder schlafen – das ist<br />

12 STADTBLATTCAMPUS

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