Jägerpost Ausgabe 1
Die neue "Jägerpost" aus dem Hause Brandstift: das Vereinsmagazin des Tiroler Jagdschutzvereines 1875
Die neue "Jägerpost" aus dem Hause Brandstift: das Vereinsmagazin des Tiroler Jagdschutzvereines 1875
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Der<br />
Tannenhäher<br />
ugs. „Zirbengratsche“<br />
Warum unserem heimischen Singvogel<br />
der trügerische Name „Tannenhäher“<br />
gegeben wurde, ist für viele<br />
nicht wirklich nachvollziehbar. Tannen<br />
selbst dienen ihm maximal als<br />
brauchbare Nist- oder Rastplätze. Sein<br />
Verbreitungsgebiet ist dagegen eng an<br />
Gebiete mit ausreichend Fichten, Zirbelkiefern<br />
und Haselnüssen gebunden.<br />
Unsere volkstümliche Mundartbezeichnung<br />
„Zierbengratsche“ trifft daher<br />
den Nagel vermutlich bei weitem besser<br />
auf den Kopf.<br />
Tannenhäher gehören, wie alle Rabenvögel, zu<br />
den Singvögeln, auch wenn ihre krächzende<br />
Stimme nicht unbedingt darauf hinweist. Die<br />
wissenschaftliche Bezeichnung „Nucifraga caryocatactes“<br />
tendiert schon eher in die richtige<br />
Richtung, allerdings bedeuten beide Namensteile<br />
kurioserweise das Gleiche: „Nussbrecher“<br />
- einmal auf Lateinisch, einmal auf Griechisch.<br />
Wer jedoch glaubt, der scheue Vogel sei nun unablässig<br />
am Nüsseknacken, wird auch hier eines<br />
Besseren belehrt: In den Herbst- und Wintermonaten<br />
überwiegt der pfl anzliche Anteil der Nah-<br />
Foto: Gerhard Gellinger/pixabay<br />
rung, in den Sommermonaten werden außer<br />
Insekten und Eiern auch Wirbeltiere bis zu der<br />
Größe einer Hausmaus erbeutet. Vor allem im<br />
Winter frisst er die Samen von Nadelhölzern,<br />
mit Vorliebe die sogenannten Zirbelnüsse, die<br />
- verkehrte Welt - botanisch gesehen keine<br />
Nüsse sind. Also weist auch hier die Namensgebung<br />
in eine falsche Richtung? Nicht ganz,<br />
denn bereits im Herbst verlassen auch jene<br />
Vögel zur Nahrungssuche ihren Lebensraum,<br />
die in den höheren Lagen der Alpen und Mittelgebirgen<br />
leben, und erscheinen in Gärten<br />
und Parks der Tallagen, um meist Haselnüsse<br />
zu fressen. Sie treffen auf ihre Artgenossen,<br />
die sich dort ganzjährig aufhalten.<br />
Neben dem Eichelhäher ist der Tannenhäher<br />
der einzige Vogel Europas, der Pfl anzensamen<br />
als Wintervorrat im Boden vergräbt. Dazu hackt<br />
er in seinem um die 6,5 ha großen Revier ca.<br />
2 cm tiefe Löcher in die Erde, um diese dann<br />
durch Aufsperren des scharfen, bis zu 5 cm<br />
langen, Schnabels, das sogenannte „Zirkeln“,<br />
zu erweitern. Anschließend deponiert er jeweils<br />
einen ganzen Kropf, ca. 50 Zirbelnüsse<br />
oder andere Baumfrüchte, darin, bevor er<br />
das Ganze wieder fein säuberlich zudeckt.<br />
So legt er im Sommer und Herbst bis zu<br />
3000 Vorräte pro Hektar im Waldboden an,<br />
von denen er sich den Winter über ernährt.<br />
Erstaunlicherweise fi ndet er tatsächlich 3/4<br />
dieser Verstecke selbst unter einer Schneedecke<br />
wieder. Wie er dies schafft, konnte<br />
bis heute wissenschaftlich nicht eindeutig<br />
bewiesen werden. Er scheint auf jeden Fall<br />
ein exzellentes räumliches Gedächtnis zu<br />
besitzen. Weil er jedoch eben nur fast alle<br />
Verstecke wiederfi ndet, trägt er, wie auch<br />
andere Tierarten, seinen wesentlichen Teil<br />
zur Verbreitung, der für ihn so wichtigen<br />
Baumart bei. In Fichtenwäldern bestehen<br />
seine Vorräte überwiegend aus Haselnüssen,<br />
er greift aber auch gerne auf Eicheln,<br />
Bucheckern oder Esskastanien zurück.<br />
Quellen: Wikipedia,<br />
www.starnberg.lbv.de, www.jagd.it<br />
Foto: Manuel Huber/pixabay<br />
www.tiroler-jagdschutzverein.at 13