Gestaltung der Arbeit in der Zukunft
In dem kuratierten Dossier berichten Expertinnen und Experten unterschiedlicher Disziplinen über besondere Schwerpunkte des digitalen Wandels der Arbeitswelt. Die hochwertig gestaltete Publikation der GfWM-Fachgruppe Digitale Transformationsprozesse ist das Resultat eines erfolgreichen Förderprojektes zwischen GfWM e. V. und ZAAG e. V.
In dem kuratierten Dossier berichten Expertinnen und Experten unterschiedlicher Disziplinen über besondere Schwerpunkte des digitalen Wandels der Arbeitswelt. Die hochwertig gestaltete Publikation der GfWM-Fachgruppe Digitale Transformationsprozesse ist das Resultat eines erfolgreichen Förderprojektes zwischen GfWM e. V. und ZAAG e. V.
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S. Zillich / St. Zillich: Psychologische Aspekte digitalisierter Arbeit
er wird flexibilisiert. Man kann die gleiche Arbeit
neuerdings im Prinzip von jedem Ort dieser Welt
aus erledigen, dank Technologien und Infrastrukturen.
Der Weg zur Arbeit entfällt also, die Arbeit
ist eigentlich überall schon da.
Doch damit verbunden kann es zu einem weiteren
möglicherweise belastenden Aspekt kommen:
durch die Flexibilisierung des Arbeitsortes
gelingt auch die notwendige Abgrenzung von der
Arbeit immer weniger.
Was bedeutet Abgrenzung von der Arbeit?
Für die psychische und auch physische Regeneration
ist es notwendig, sich regelmäßig sowohl
gedanklich als auch räumlich von der Arbeit zu
distanzieren. Dazu gehört eben auch, die Nutzung
von Informations- und Kommunikationstechnologie
zu Arbeitszwecken in der Freizeit
einzugrenzen.
Nun werden aber mit digitaler Transformation
Aufgaben und Arbeitsabläufe zunehmend verdichtet
und beschleunigt. Weil digitalisierte Prozesse
schneller und effizienter ablaufen, müssen
wir mithalten. Wir sind angehalten, auf Arbeitsprozesse
jederzeit zuzugreifen. Unser Output ist
permanent überwachbar, und direkt oder indirekt
wird uns vermittelt, wir müssten uns dafür immer
erreichbar halten. Für eine erfolgreiche Abgrenzung
von Arbeit müssen also ganz neue Routinen
entwickelt werden. Wir müssen uns selbst
strukturieren und organisieren, selbst festlegen,
wann wir Displays und Bildschirme ausschalten.
Es gibt keine Bürotüre mehr, die wir hinter uns
verschließen können.
Schaffen wir das nicht, kommt es zum Phänomen
Entgrenzung: die zeitlichen, räumlichen und
sachlichen Strukturen von Arbeit werden zunehmend
aufgelöst. Es tritt auf, wenn wir uns nicht
mehr zurück ziehen können von der Arbeit, den
Zeitpunkt für das Ende eines Prozesses oder des
Arbeitstages nicht mehr festlegen können.
Welche Folgen kann die Entgrenzung von
Arbeit für die Betroffenen haben?
Entgrenzung kann tatsächlich zur beruflichen
Krise führen. Der Mangel an Entspannung und
Regeneration führt zu einer Zunahme des Stresserlebens.
Im schlimmsten Fall kommt es zu
Symptomen eines Burn-Outs, die denen einer
depressiven Störung entsprechen: Schlafstörungen,
Antriebslosigkeit, Appetitlosigkeit, Stimmungsverschlechterung,
Konzentrationsstörungen.
Die Auswirkung auf die Arbeitswelt ist hier
die deutliche Zunahme der Krankschreibungen
aufgrund psychischer Erkrankungen in den vergangenen
zehn Jahren.
Auch mit Blick auf diesen Zusammenhang hat
der Europäische Gerichtshof in einem Urteil vom
Mai 2019 die Arbeitgeber zur systematischen Zeiterfassung
ihrer Mitarbeiter verpflichtet. Das ist
im Grunde ein Versuch, den negativen Effekten
der Entgrenzung entgegen zu wirken.
CultureAmp ist ein US-Softwareanbieter mit
Produkten zur Mitarbeiteranalyse. Gerade
hat das Unternehmen ein Tool zur Vorhersage
der Mitarbeiterleistung und des Fluktuationsrisikos
im Unternehmen vorgestellt.
Dabei werden auch Erfahrungen, Leistungen
und Verbundenheit des einzelnen Mitarbeiters
gemessen und auf einem individuellen
Dashboard angezeigt. Darauf bezogen erhalten
Führungskräfte Vorschläge zu direkten
Maßnahmen und Veränderungen. Welche
Konsequenzen kann das haben?
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