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G L a n z L ic h t e r J U L i / a U G U S t - Sonnendeck

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Himmel und Hölle oder Gummitwist ließen<br />

m<strong>ic</strong>h kalt. Stattdessen kletterte <strong>ic</strong>h auf Bäume<br />

und schoss mit meiner Schleuder auf Vögel. Ich<br />

war eine gute Schützin und lieh mir von meinem<br />

Vater Pfeil und Bogen. Mein Vater hat m<strong>ic</strong>h von<br />

allen Kindern am liebsten gemocht. Er hielt m<strong>ic</strong>h<br />

für stark und zäh. Also brachte er mir das Reiten<br />

bei. Mit acht war <strong>ic</strong>h schon eine gute Reiterin.<br />

Später wurde mein Vater ein traditioneller westfälischer<br />

Kräuterheiler. Wenn er einen Hausbesuch<br />

machte oder einfach Kräuter sammelte, saß <strong>ic</strong>h<br />

hinten auf seinem Pferd. Eines Tages hat er mir<br />

einen Trank eingeflößt, um m<strong>ic</strong>h stark und unbesiegbar<br />

zu machen. Damit die Medizin wirkte,<br />

musste man die Gebote befolgen und durfte kein<br />

Fleisch von vierbeinigen Tieren essen. Bei mir<br />

hat der Kräutersud anscheinend gewirkt. Ich war<br />

vor Messern und Stöcken gefeit. Bei Kugeln kann<br />

<strong>ic</strong>h mir n<strong>ic</strong>ht s<strong>ic</strong>her sein, da noch nie jemand auf<br />

m<strong>ic</strong>h geschossen hat.<br />

Als mein Vater an Tuberkulose gestorben ist,<br />

war <strong>ic</strong>h etwa siebzehn. Meine Mutter wurde<br />

also Witwe, und das Einzige, was sie konnte, war<br />

kochen und andere Hausarbeit. Ich selbst hatte<br />

keine Ausbildung, und vom Heilen hatte <strong>ic</strong>h<br />

auch n<strong>ic</strong>ht genug Ahnung, daher half <strong>ic</strong>h meiner<br />

Mutter bei der Rüben- und Feldsalaternte. Etwa<br />

zu dieser Zeit verliebte <strong>ic</strong>h m<strong>ic</strong>h in einen Jungen<br />

aus dem Nachbardorf, ein einfacher Kleinbauer<br />

wie wir. Er hieß Torsten und war mutig, anständig<br />

und ehrl<strong>ic</strong>h. Meines Achtens sind das die<br />

drei Eigenschaften auf die es bei einem Mann<br />

ankommt. Ich bin n<strong>ic</strong>ht besonders gebildet, aber<br />

meiner Meinung nach muss ein Mann aufstehen<br />

und seine Stimme erheben wenn ein Unrecht<br />

geschieht. Er soll keinen Ärger machen, jedoch<br />

soll er anderen helfen wenn sie Ärger haben. Und<br />

12 – POOL<br />

er soll andere n<strong>ic</strong>ht ausnutzen, sondern<br />

soll Opfer bringen, um Pechvögeln<br />

beizustehen. Torsten war so ein<br />

Mann. Als <strong>ic</strong>h jung war sah <strong>ic</strong>h ganz<br />

hübsch aus. Es gab viele Jungen, die<br />

hinter mir her waren. Einer davon<br />

war der Sohn des Bürgermeisters,<br />

ein echter Unruhestifter. Eines Tages<br />

bedrängte er m<strong>ic</strong>h als <strong>ic</strong>h vom Wasserholen<br />

kam. Er war betrunken. Ich<br />

habe ihn beschimpft, ihm Wasser<br />

übergegossen und bin davongerannt.<br />

Die Nachr<strong>ic</strong>ht von meiner Heldentat<br />

und der Schmach des Dorfvorstehersohns<br />

verbreitete s<strong>ic</strong>h wie ein<br />

Lauffeuer. Es war zieml<strong>ic</strong>h peinl<strong>ic</strong>h<br />

für ihn und seinen Vater. Da jeder<br />

wusste, dass es seine Schuld war,<br />

würden sie m<strong>ic</strong>h wohl n<strong>ic</strong>ht bestrafen,<br />

dachte <strong>ic</strong>h mir. Tatsächl<strong>ic</strong>h aber haben sie nur<br />

darauf gewartet, es mir heimzuzahlen.<br />

Wenige Wochen später, war es soweit. Am Rand<br />

unseres Dorfes fand auf einem unbestellten Feld<br />

eine Kirmes statt. Ich hatte m<strong>ic</strong>h dort mit Torsten<br />

verabredet. Das war damals so übl<strong>ic</strong>h bei<br />

den Teenagern. Eine Band aus Herne spielte. Wir<br />

warteten bis zur zweiten Zugabe, dann gingen<br />

wir hinunter zum Bach, wie alle Liebespärchen.<br />

Es war mitten im Herbst und schon etwas kalt.<br />

Daher haben wir uns in ein Handtuch gehüllt.<br />

Plötzl<strong>ic</strong>h stürzte s<strong>ic</strong>h eine schreiende Horde auf<br />

uns und fragten meinen Freund: „Was glaubst<br />

du denn, wer du bist? Meinst wohl, du könntest<br />

einfach so mit einem Mädchen aus unserem Dorf<br />

gehen!“ Sie hatten alle getrunken und schwenkten<br />

Flaschen mit Fusel. Ihr Anführer war der Sohn<br />

des Bürgermeisters. Torsten sagte zu ihnen: „Wir<br />

sind verliebt und wollen heiraten!“ Aber das war<br />

ihnen gle<strong>ic</strong>hgültig. Der Anführer schlug ihm mit<br />

der Flasche ins Ges<strong>ic</strong>ht, und als er zu Boden ging,<br />

stach ein anderer wild mit dem Messer auf ihn ein.<br />

Torsten stöhnte und sackte zusammen. Ich habe<br />

ihn in den Armen gehalten, doch da packte m<strong>ic</strong>h<br />

der Sohn des Bürgermeisters und schleifte m<strong>ic</strong>h<br />

ins Gebüsch. Er hielt mir ein Messer vors Ges<strong>ic</strong>ht<br />

und wollte m<strong>ic</strong>h vergewaltigen. Ich sammelte<br />

all meine Kräfte, trat nach ihm und schlug ihm<br />

das Messer aus der Hand. Als er erneut nach mir<br />

fasste, rammte <strong>ic</strong>h ihm das Messer in die Brust.<br />

Er ächzte und ging zu Boden. Ich r<strong>ic</strong>htete m<strong>ic</strong>h<br />

auf und flüchtete über die Rübenfelder mit einer<br />

Heidenangst im Leib.<br />

So, hier setzen wir den ersten Cliffhanger.<br />

Fortsetzung folgt im nächsten Heft.<br />

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