G L a n z L ic h t e r J U L i / a U G U S t - Sonnendeck
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WatchList LEnnart riEdEr<br />
Lennart rieder im stellwerk<br />
in Kassel, 13. – 20. Juli 2012<br />
stellwerk im Kulturbahnhof<br />
rainer-dier<strong>ic</strong>hs-Platz 1<br />
34117 Kassel<br />
20 – WatchLiSt<br />
Die Gle<strong>ic</strong>hung Kassel + Kunst kommt<br />
zweifelsohne meist zu dem Ergebnis:<br />
documenta.<br />
Auch dieses Jahr wird das kunstaffine<br />
Publikum wieder zum Mekka der<br />
Gegenwartskunst pilgern und dort<br />
d<strong>ic</strong>ht an d<strong>ic</strong>ht gedrängt die zeitgenössische<br />
Kunst und ihre Ans<strong>ic</strong>hten<br />
sowie Ausdrucksformen absorbieren.<br />
Dass dieser Aufsaugungsprozess<br />
schon allein an der Fülle des<br />
Angebots scheitern wird, ist ein ganz<br />
anderes Kapitel.<br />
Doch kehren wir zur Gle<strong>ic</strong>hung vom<br />
Anfang zurück. Sie bedarf einer kleinen,<br />
aber dringenden Korrektur:<br />
Kassel + Kunst = Lennart Rieder.<br />
Build & Destroy 3, 2012, 190 x 220 cm, Öl, Acryl und Sprühfarbe auf Leinwand<br />
Aus den dunklen Tiefen seiner<br />
Malereien wachsen neonfarbene<br />
Äste, Stämme und Blätter empor.<br />
Sie formieren s<strong>ic</strong>h langsam zu einem<br />
giftgrünen D<strong>ic</strong>k<strong>ic</strong>ht und befallen die<br />
dunkle Grundierung. Als Betrachter<br />
hat man das Gefühl als würde man<br />
auf ein Röntgenbild oder durch eine<br />
Wärmebildkamera bl<strong>ic</strong>ken, rastlos auf<br />
der Suche, nach jemand in dem leuchtenden<br />
Gebüsch. Oftmals aber sind die<br />
Bildwelten von Rieder unbewohnt, die<br />
Natur allein darf in ihnen wohnen und<br />
wirken. Um an anderer Stelle manchmal<br />
wieder durch den Menschen in<br />
Besitz genommen zu werden, mal klein<br />
und unscheinbar in den Farbschwaden<br />
verschwindend, mal groß und leuchtend<br />
aus dem Gras wachsend.<br />
Eine ähnl<strong>ic</strong>he Harmonie gilt auch<br />
für Rieders Umgang mit der leuchtenden<br />
Farbpalette, denn trotz der<br />
fluoreszierenden und schrillen<br />
Farben lassen s<strong>ic</strong>h in seinen Werken<br />
auch stille Momente finden. Plötzl<strong>ic</strong>h<br />
ist die neongrüne, undurchdringl<strong>ic</strong>he<br />
Waldlandschaft verschwunden<br />
und eine schummrige<br />
L<strong>ic</strong>htung, mit zarter Bepflanzung<br />
tritt an ihre Stelle.<br />
Neben ihrer Leuchtkraft beeindrucken<br />
Rieders Bilder vor allem<br />
auch durch eine unterschiedl<strong>ic</strong>he<br />
Auftragsweise der Farben. Es ist<br />
schl<strong>ic</strong>htweg unmögl<strong>ic</strong>h eine Einheit<br />
in seinen Bildern ausfindig zu<br />
machen. Präziser Pinselstr<strong>ic</strong>h lässt<br />
s<strong>ic</strong>h ebenso finden, wie ein flüchtiger<br />
Duktus oder eine pastose Farbsch<strong>ic</strong>ht,<br />
die förml<strong>ic</strong>h auf die Leinwand<br />
gespachtelt wurde und sie wie<br />
ein Guss ummantelt.<br />
Rieders Oeuvre ist<br />
in jeder Hins<strong>ic</strong>ht der<br />
Vielfältigkeit und keineswegs<br />
der Einfältigkeit<br />
verschrieben.<br />
Assoziationen wie<br />
zeitgenössische Graffiti-Kunst<br />
aber auch<br />
altmeisterl<strong>ic</strong>hes Stillleben<br />
oder Landschaftsdarstellungen<br />
machen<br />
Rieders Diversität<br />
eindrucksvoll deutl<strong>ic</strong>h.<br />
Die Grenzen sind in<br />
seinen Bildwelten fließend<br />
und leuchten uns<br />
hinaus aus dem Dunkel<br />
des Eintönigen und<br />
schon Dagewesenen.<br />
Lennart Rieders Kunst ist erfrischend<br />
neu und anders – sie gilt es<br />
aufzusaugen! Laura Matz<br />
Build & Destroy 2, 2012, 200 x 180 cm, Öl<br />
Acryl und Sprühfarbe auf Leinwand<br />
1986 in freiburg geboren<br />
2007 – 2011 studium an der<br />
Kunsthochschule Kassel<br />
seit 2011 studium an der<br />
sint-Lucasin gent, Belgien<br />
institut franÇais 6. Juli – 3. august<br />
www.institutfrancais.de/stuttgart<br />
retour de Paris 79 & 80:<br />
Böller und Brot (sigrun Köhler & Wiltrud Baier),<br />
ragani haas<br />
Zum letzten Mal in den Räuml<strong>ic</strong>hkeiten der Diemershaldenstrasse<br />
werden s<strong>ic</strong>h bei der bald 30-jährige<br />
Ausstellungsreihe „Retour de Paris“ zwei Positionen<br />
Stuttgarter Künstlerinnen begegnen: das<br />
Duo „Böller und Brot“ mit ihrem Projekt ZOOMS<br />
– Filme in der Krise sowie Ragani Haas mit ihren<br />
Performances und Objekten.<br />
„Böller und Brot“ präsentieren 30 Zooms mittels Daumenkinos<br />
aus Paris und der Welt. Scheinbar belanglose<br />
Motive (die an weggeworfene Urlaubsfotos erinnern)<br />
eröffnen dem Betrachter durch den bewegten Zoom<br />
auf ein überraschendes Detail neue Perspektiven. Bei einem Zoom handelt s<strong>ic</strong>h um eine optische Leistung der<br />
sogenannten Gummilinse, die vom bloßen menschl<strong>ic</strong>hen Auge n<strong>ic</strong>ht imitiert werden kann.<br />
Seit 2000 arbeiten Sigrun Köhler und Wiltrud Baier als „Böller und Brot“ zusammen. Schwerpunkt der<br />
gemeinsamen Arbeit ist der künstlerische Dokumentarfilm (Buch, Regie, Kamera, Schnitt). Mit Ihren<br />
Filmen haben sie zahlre<strong>ic</strong>he internationale Preise gewonnen, u.a. 2012 den Grimme Preis.<br />
Ragani Haas studierte von 1990 bis 1995 Germanistik und Slavistik an der Universität Tübingen. Danach<br />
absolvierte sie von 1995 bis 2001 ein Studium an der Staatl<strong>ic</strong>hen Akademie der Bildenden Künste<br />
Stuttgart, unter anderem bei Joan Jonas, deren Assistentin und Mitarbeiterin sie seit 1999 ist.<br />
Die Ausstellungsreihe Retour de Paris hat Tradition im Institut français de Stuttgart. Seit 1986 Jahren<br />
präsentieren Stipendiaten des Landes Baden-Württemberg nach ihrem Aufenthalt an der Cité internationale<br />
des arts in Paris ihre Arbeiten im Institut. Zur Ausstellung erscheinen zwei Einzelkataloge.<br />
Partner: Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg<br />
Diemershaldenstraße 11, Tel 239 25 18, Di – Do 10 – 13 h, 14 – 19 h, Fr 10 – 13 h, 14 – 17.30 h<br />
GLanzL<strong>ic</strong>hter JULi / aUGUSt – 21<br />
GLanzL<strong>ic</strong>hter JULi / aUGUSt