06.12.2019 Aufrufe

Viersener Quadrat Dezember Ausgabe 2019

Magazin aus Viersen

Magazin aus Viersen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

| LEBENSFREUDE |

| ZEIT | LIEBE |

drei seltsame Gestalten

aus dem Morgenland?

„Jeder Mensch

hat einen

Stern. Wenn

er geboren

wird, erscheint

er hell am

Himmel und

wacht über ihn

– ein Leben

lang.“

Eine Weihnachtsgeschichte…

So trug es sich zu, dass vor langer, langer Zeit ein besonders

heller Stern am Himmel erschien. Drei unbekannte Gestalten,

in Gewänder gekleidet, wurden auf diesen Stern aufmerksam

und erkannten dessen Bedeutung und die Dringlichkeit,

sich sofort auf den Weg zu machen. Sie nahmen einen

beschwerlichen Weg auf sich und folgten dem Stern bis sie

an einen Stall kamen, in dem ein Kind in Tücher gehüllt, auf

Heu und Stroh gebettet in einem Trog lag. Andächtig und

still standen sie erst einmal da, in diesem Stall, betrachteten

das Kind, bis die erste Gestalt sehr langsam auf es zutrat, gebeugt,

traurig und niedergeschlagen. Als sie dem Kind dann

aber liebevoll über das Gesicht strich, huschte ein Lächeln

über ihres. „Ich bin die Lebensfreude“, sagte sie. „Ich bin zu

dir gekommen, weil die Menschen keine Freude mehr in

ihrem Leben haben. Sie sind so bitterernst. Sie lachen nicht

mehr. Sie sind unzufrieden, sie fluchen, sie schimpfen, jammern

und beklagen sich pausenlos. Es ist kalt geworden in

der Welt. Es fehlt an Wärme, Menschlichkeit und Mitgefühl.“

Langsam und bedächtig zog die Gestalt ihr leuchtend weißes

Gewand aus, das aber auch übersäht war mit dunklen

Flecken und Löchern. Liebevoll legte sie das Gewand über

das Kind. „Vielleicht kann mein Kleid dich wärmen und dir

Freude geben. Vielleicht kann es dir helfen, Licht dort zu

entdecken, wo die Menschen nur noch Dunkelheit sehen.

Ich wünsche es dir von Herzen.“ Sie trat zurück.

Daraufhin trat die zweite Gestalt an das Kind heran. Anders

als die erste bewegte sie sich schnell, eilig, auffällig

war ihr gehetzter Blick. Immer wieder sah sie sich um, als

würde sie verfolgt. Als sie aber vor das Kind an die Krippe

trat, schien es, als falle alle Hast und Hektik von ihr ab.

Ihre Bewegungen wurden langsam, ihr Blick ruhte. „Ich

bin die Zeit“, sagte sie und strich dem Kind zärtlich über

das Gesicht. „Eigentlich gibt es mich so gut wie gar nicht

mehr. Man sagt über mich, ich vergehe wie im Flug. Über

all ihre Eile und ihr Gehetze haben die Menschen mein

Geheimnis vergessen. Dir will ich es offenbaren. Die Zeit

nämlich, sie vergeht nicht, sie entsteht. Zeit wächst überall

dort, wo du sie teilst. Vergiss das nie!“ Dann griff die

Gestalt in ihren Mantel und legte eine Sanduhr in die

16

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!