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#ticinomoments 2020

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Geschichten aus dem Süden der Schweiz<br />

Das Tessin in<br />

Bewegung<br />

Seit Eröffnung des ersten Gotthardtunnels<br />

und der Ceneri-Linie im Jahr 1882 hat sich<br />

viel verändert.<br />

TRADITIONEN IM LICHTERSCHEIN<br />

Die Prozessionen in Mendrisio sind<br />

ein ergreifendes Ereignis.<br />

EIN SCHATZ MITTEN IM FELS<br />

Das Bedrettotal gibt seine Kristalle frei.<br />

EIN STACHELIGER BOTSCHAFTER<br />

Die Kastanie hat das ganze Jahr Saison.


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EDITORIAL<br />

3<br />

Mit Blick auf den<br />

See: Angelo Trotta<br />

am Monte Bar hoch<br />

über Lugano.<br />

Cara lettrice, caro lettore<br />

In diesem Magazin erwarten Sie Geschichten, die Ihnen den Duft des Tessins in die Nase<br />

steigen lassen. Es sind Porträts von Frauen und Männern, die eng mit dieser Region verbunden<br />

sind und das Territorium als gemeinschaftliches Kulturgut verstehen, das es zu bewahren<br />

und schützen gilt. Das Tessin blickt auf eine lange Tradition alpiner Bräuche zurück, von<br />

denen heute viele noch lebendig sind, dank des Engagements gerade junger Menschen. Auch<br />

der Tourismus leistet einen wertvollen Beitrag dazu, Alpwirtschaften, Käsereien, Weinkeller<br />

und Kastanienselven wieder aufleben zu lassen.<br />

Die Geschichten von Lara, Carlo und Doris umweht der Duft von Produkten aus der<br />

Region: Heu, frisch gemolkene Milch, Käse. Und natürlich geröstete Kastanien, die als Symbol<br />

des Tessins gelten. Der Duft von Marroni spielte auch für Schriftsteller Plinio Martini<br />

eine wichtige Bedeutung, der in seinem Buch, «Nicht Anfang und nicht Ende», eine typische<br />

Herbsttradition des beginnenden 20. Jahrhunderts beschrieb: Wir brachten die Kastanien<br />

zur Mühle und der Müller gab uns süsses Mehl zurück. Dieser köstliche Geruch zog durch die<br />

Flure und Zimmer, legte sich auf Fussböden und Dächer, in Schränke und Kleidung und wurde<br />

zum Geruch unseres Hauses und unserer Familie.<br />

Das Tessin gestern und heute. Natürlich darf in diesem Magazin, das die schönsten Seiten<br />

unserer Region aufzeigt, nicht auch der Blick in die Zukunft fehlen. Das Jahr <strong>2020</strong> steht ganz<br />

im Zeichen der Eröffnung des Ceneri-Basistunnels, der unsere Städte enger zusammenbringt<br />

und den Kanton in die Città Ticino, die Stadt Tessin, verwandelt. Wir werfen einen vertieften<br />

Blick auf die vielen Facetten des öffentlichen Verkehrsnetzes («als Ort, an denen sich Menschen<br />

treffen und kennenlernen») und auf die nachhaltige Mobilität auf der Alpensüdseite.<br />

Interessieren Sie sich für Kristalle? Für Marmorskulpturen? Das Magazin führt Sie wie ein<br />

Kompass durch eine Vielzahl von Themen in unserem Kanton.<br />

Machen Sie sich auf die Reise.<br />

Angelo Trotta<br />

Direktor Ticino Turismo<br />

WAS GIBT ES NEUES?<br />

Ein Weg verbindet.<br />

Sopra- und Sottoceneri:<br />

So wird häufig scherzhaft zwischen<br />

Nord- und Südtessin<br />

unterschieden. Der neu eingerichtete<br />

Themenpfad Via<br />

del Ceneri vereint das Tessin<br />

und erzählt von Selven,<br />

Gaunern und Verkehr.<br />

200 Jahre und nicht müde.<br />

Im Museum Vincenzo Vela in<br />

Ligornetto, wo der vor 200<br />

Jahren geborene Tessiner<br />

Künstler lebte, ist das Originalmodell<br />

des Denkmals der<br />

Opfer der Baustelle des alten<br />

Gotthardtunnels ausgestellt.<br />

Rauf und runter seit 1890.<br />

Die Standseilbahn des San<br />

Salvatore ermöglicht seit<br />

130 Jahren einen Blick auf<br />

Lugano. In dieser Zeit transportierte<br />

sie über 18 Millionen<br />

Fahrgäste. Neu: Auch<br />

im Winter geöffnet.<br />

Musik kennt kein Alter.<br />

Seit 75 Jahren laden die Settimane<br />

Musicali di Ascona<br />

zu klassischen Konzerten,<br />

bei denen internationale<br />

und hervorragende Tessiner<br />

Künstler auftreten.<br />

Langlaufen wie Cologna.<br />

Über 30 km Pisten in unberührter<br />

Natur: Das neue<br />

Langlaufzentrum Campra<br />

Alpine Lodge & Spa erwartet<br />

im Bleniotal Wintersportler,<br />

MTB-Fahrer sowie Wellnessund<br />

Naturliebhaber.


4 TICINO.CH<br />

Inhalt<br />

4<br />

Entdecken<br />

Wo es glitzert in den Alpen.<br />

Die Schätze des Bedrettotals.<br />

4<br />

36<br />

30<br />

8<br />

Staunen<br />

Eine lebendige<br />

Tradition erleuchtet<br />

die Stadt.<br />

18<br />

22<br />

Lago Maggiore<br />

14<br />

42<br />

Lago di Lugano<br />

26<br />

8<br />

14<br />

Erleben<br />

Der Kopf entscheidet<br />

mit. 113 km pure<br />

Ausdauer.<br />

18<br />

Staunen<br />

Zwischen Wald und See:<br />

Der Wilhelm Tell aus Magadino.<br />

<strong>#ticinomoments</strong> <strong>2020</strong> © Ticino Turismo <strong>2020</strong> Herausgeber: Ticino Turismo, Via Canonico Ghiringhelli 7,<br />

6501 Bellinzona, ticino.ch Kontakt: info@ticino.ch Redaktion und Texte: Oliver Gianettoni, Ticino Turismo<br />

Produktion und Grafik: Sabina Franzoni, Ticino Turismo und Responsiva sagl, Locarno Fotos: Luca Crivelli, Thierry Burgherr<br />

Alessio Pizzicannella, Massimo Pedrazzini, Enrico Pescantini, AlpTransit San Gottardo SA, Mono Bar, Giardino Hotel Group,<br />

Aqua-spa-resorts AG, Ladina Bischof Druck: Fratelli Roda SA, Taverne Quelle: Statistisches Amt des Kantons Tessin<br />

A u fl a g e : 22'000 Exemplare Das Magazin von Ticino Turismo erscheint einmal jährlich in Deutsch, Italienisch,<br />

Französisch und Englisch Printed in Switzerland.<br />

22<br />

Abschalten<br />

Zug, Velo, Schiff und<br />

Bus: Unterwegs im<br />

Tessin.


INHALT<br />

5<br />

26<br />

Abschalten<br />

Wo die Schafe das<br />

Wetter vorhersagen.<br />

Was passiert auf dem<br />

Monte Generoso?<br />

30<br />

Geniessen<br />

Eine Delikatesse der Schweiz<br />

probieren. Der Tessiner Alpkäse.<br />

Wenn das Symbol eines<br />

Fernglases auftaucht, lohnt<br />

es sich, genauer hinzusehen.<br />

Gerade die kleinen<br />

Momente sorgen nicht selten<br />

für die grössten Emotionen.<br />

Das Tessin steckt<br />

voller Erlebnisse. Wir haben<br />

die schönsten Momente für<br />

Sie festgehalten:<br />

ticino.ch/erlebnisse<br />

Das Tessin zum Erleben,<br />

Fotografieren und Filmen.<br />

Wir haben bereits einige<br />

Videos gedreht, also lassen<br />

Sie sich inspirieren.<br />

ticino.ch/video<br />

36<br />

Entdecken<br />

Umgeben von Marmor und Himmel.<br />

Peccia steckt voller Inspiration.<br />

12<br />

Traditionen leben fort:<br />

Wo Geschichte in den Plätzen<br />

greifbar wird.<br />

21<br />

Das Tessin für Familien:<br />

Gemeinsam Abenteuer erleben.<br />

40<br />

Ein Wochenende in …<br />

Ascona-Locarno.<br />

46<br />

<strong>#ticinomoments</strong>: Guter Rat<br />

gefragt für Ihre Erlebnisse im<br />

Tessin?<br />

42<br />

Geniessen<br />

Der Brotbaum.<br />

Wie Königin Kastanie<br />

im Malcantone<br />

herrscht.<br />

48<br />

Caro Ticino: Ein Brief von Anna<br />

Felder, Preisträgerin des Schweizer<br />

Grand Prix Literatur 2018.


6 TICINO.CH/KRISTALLE<br />

«Tagelang findet man<br />

nichts und dann einen<br />

Kristall. Jedes Mal<br />

ist es wie das erste Mal.»


ENTDECKEN — CIOSS PRATO<br />

7<br />

WO ES GLITZERT IN DEN ALPEN<br />

Ein Mini-Nepal mit<br />

Kristallen, Keksen<br />

und Schneeschuhen<br />

Im Herzen Europas, im Hochgebirge und Lebensraum der<br />

Adler und Steinböcke, verborgen zwischen rauen Felswänden<br />

und unwegsamen Bergpässen, lassen sich glitzernde Schätze<br />

entdecken. Sie sind durchsichtig oder bunt, spitz oder<br />

kompakt und ein Symbol für Kraft und Durchhaltevermögen.<br />

Das Bedrettotal bietet schönste Kristalle, ebenso wie wilde und<br />

intakte Natur. Und süsse Pastefrolle.<br />

CIOSS PRATO<br />

Ein Durchgangstal. Wer die Route kennt, weiss, dass es sich weder<br />

um die einfachste noch um die schnellste Strecke handelt. Doch<br />

die Erlebnisse, die das Bedrettotal bereithält, sind diesen Umweg<br />

wert. Eingangsportal zum Tessin oder auch letzte Etappe<br />

vor der wilden Bergwelt der Alpen, von hier aus lässt sich in nur<br />

wenigen Minuten eine Welt abseits erreichen. Der perfekte Ort<br />

für jemanden, der Ruhe und Entspannung sucht. Aber aufgepasst:<br />

Von Langeweile kann keine Rede sein, auch nicht bei Kindern.<br />

In Cioss Prato erwartet die jungen Urlauber ein Spielplatz mit<br />

Türmen und Burgen, im Winter ein Skilift, ausserdem ganzjährig<br />

nutzbare Wanderwege, köstliche Süssspeisen und eine Grotte mit<br />

Kristallen aus den Tiefen der Erde. Hinter dieser tollen Erlebniswelt<br />

stecken Agnese und Marco Leonardi, ein junges Paar mit Kindern,<br />

das sich für ein Leben in diesem idyllischen Tal entschieden hat.


8 <strong>#ticinomoments</strong><br />

Agnese, wie hat alles angefangen?<br />

Marco stammt aus dem Bedrettotal. Seine<br />

Eltern waren Gastwirte, er selbst arbeitete als<br />

Schreiner. Ich zog als Kind ins Leventinatal,<br />

wurde in Valchiavenna geboren, nahe dem<br />

Comer See. Mein Vater war Käser, ich arbeitete<br />

für eine Bäckerei in Airolo. Als Marco und ich<br />

heirateten, entschieden wir, uns im Bedrettotal<br />

niederzulassen, in der herrlichen Ruhe und<br />

dem Frieden dieses wunderschönen Tals. Ich<br />

habe die Berge immer geliebt: Mit 21 Jahren war<br />

ich in Nepal, hier fand ich später das Gebirge<br />

in Miniaturform. Eines Tages kam uns die Idee:<br />

Warum betreiben wir keinen Skilift im Tal?<br />

Wir sprachen mit der Gemeinde und übernahmen<br />

daraufhin die Anlage in Cioss Prato.<br />

Ist das also ein Ort für den Winter?<br />

Das Bedrettotal ist zu allen Jahreszeiten<br />

wunderschön. Der Schnee gehört zur Identität<br />

des Tals. Manchmal muss die Strasse wegen<br />

Lawinengefahr geschlossen werden. In der<br />

Vergangenheit war das Tal schon einige Male<br />

vom Rest der Welt abgeschnitten. Doch mit<br />

Schnee wird die Umgebung zur Märchenlandschaft.<br />

Wir haben mit dem Lift angefangen.<br />

Für die kleine Skianlage, die in den 1970ern<br />

dank der Initiative einer Gruppe Freunde<br />

entstand, wurden neue Betreiber gesucht.<br />

Wir übernahmen sie im Jahr 2005. Direkt bei<br />

uns führen auch Langlaufloipen und Schneeschuhtrails<br />

vorbei, die seit 2018 zum Schweiz-<br />

Mobil-Netzwerk gehören. Es kommen Leute<br />

aus der ganzen Schweiz vorbei. Einmal hatten<br />

wir zwei Damen vor der Tür, die in den frühen<br />

Morgenstunden im Aargau aufgebrochen sind,<br />

um das Bedrettotal auf Schneeschuhen zu erkunden.<br />

Doch nicht nur der Schnee glitzert hier:<br />

In Cioss Prato habt ihr viel Raum für Kinder<br />

geschaffen, aber auch für Kristalle.<br />

Wie kommt es dazu?<br />

Marco ist wie ein Vulkan, hat immer neue<br />

Ideen. Den Spielplatz wollten wir immer schon<br />

kreieren. Wir haben in Etappen begonnen,<br />

Schritt für Schritt. Wir überlegten uns weitere<br />

Attraktionen für unsere Gäste, die Natur<br />

und Landschaft geniessen wollen. Und dann<br />

schafften wir noch Platz für die Kristalle: Dabei<br />

handelt es sich um eine familiäre Leidenschaft,<br />

die über Generationen weitergegeben wurde.<br />

Marco, Sie erbten die Liebe zu diesen<br />

verborgenen Schätzen von ihrem<br />

Vater Gilberto. Was macht ihre<br />

Besonderheit aus?<br />

Der Mensch ist immer schon von Kristallen<br />

fasziniert gewesen, spricht ihnen übernatürliche<br />

Kräfte zu. Sie sind auch ein Symbol für<br />

Macht. Bis heute dienen sie als besondere<br />

Geschenke für Politiker und Militärangehörige<br />

oberer Ränge. Die Kristalle stammen aus<br />

den Tiefen des Gotthards, einem Bergmassiv<br />

mit hoher Bedeutung für die Schweiz. Mein<br />

Vater suchte leidenschaftlich gern Kristalle,<br />

ich begleitet ihn oft. Er kennt das Gebirge und<br />

die Gesteinsschichten, aus denen die Schätze<br />

hervorkommen, ist wie eine Enzyklopädie. Er<br />

weiss alles über Kristalle und könnte stundenlang<br />

darüber reden. Er fand schon die tollsten<br />

Gesteine. Wir entschlossen uns deshalb dazu,<br />

die schönsten Fundstücke in der Kristallgrotte<br />

auszustellen, die wir eigens dafür gebaut<br />

haben. Der grösste Kristall stammt aus dem<br />

Bavonatal. Es ist mehr als eine einfache Gesteinsausstellung.<br />

Es ist ein Erlebnis für jeden<br />

Besucher.<br />

Besucher der Grotte fühlen sich demnach<br />

wie echte Kristallsucher. Wie ist es, in die<br />

Tiefen des Felsens vorzudringen?<br />

Im Gebirge verbergen sich wunderschöne<br />

Kristalle, mal sehr gross, mal spitz, oder auch<br />

mit besonderer Färbung, wie beispielsweise<br />

Rauch- oder Zepterquarz. Vor diesen Gesteinen<br />

zu stehen, die über 15 Millionen Jahre<br />

alt sind, berührt mich emotional sehr stark.<br />

Einen Kristall zu entdecken, der sich im Boden<br />

verbirgt, ist immer auch eine Belohnung für<br />

die anstrengende Suche: Tagelang findet man<br />

manchmal nichts, und plötzlich ist er da, der<br />

Kristall. Jedes Mal ist es, wie das erste Mal. Die<br />

glitzernden Kristalle werfen tiefgründige Fragen<br />

auf. Sie sind mehr als ein einfacher Stein.<br />

Leider wird es immer schwieriger, welche zu<br />

finden. Wir müssen immer tiefer ins Gebirge<br />

vordringen, sehr viel Aufwand betreiben und<br />

auf Glück hoffen. Die Suche nach Kristallen ist<br />

eine Leidenschaft.<br />

Von den Kristallen aus dem Erdinneren<br />

zu Zuckerkristallen: Ihr produziert köstliche<br />

Pastefrolle. Agnese, wie lautet das<br />

Geheimrezept für das Gebäck?<br />

Jeder hat sein eigenes Rezept: Die Pastefrolle<br />

werden seit dem Ende des 19. Jahrhunderts<br />

von Hand in den Häusern des Bedrettotals<br />

hergestellt. Unsere basieren auf dem Rezept<br />

von Marcos Tante. Die Kekse sind sehr beliebt,<br />

jede Woche backen wir neue. Eine aufwendige<br />

Arbeit: Ich fange um 5 Uhr an und brauche bis<br />

12 Uhr. Im Prinzip ein Arbeitstag, der sich auf<br />

den Vormittag konzentriert. Aber wenn ich<br />

das Strahlen in den Augen sehe, vor allem von<br />

Kindern, wenn sie das Gebäck probieren, erfüllt<br />

mich das mit Freude.<br />

Die Pastefrolle geben ausreichend Energie,<br />

um das ganze Tal und seine Geheimnisse zu<br />

erkunden. Viel Spass.<br />

Im Herzen der Schweiz<br />

Cioss Prato (ciossprato.jimdo.com) lohnt sich<br />

zu jeder Jahreszeit: Themenpfade, Spielplatz,<br />

Schneeschuhe und Ski für Kinder.<br />

In der Kristallgrotte lassen sich echte Edelsteine<br />

bewundern (ticino.ch/kristallhoehle).<br />

Das Bedrettotal ist ein naturbelassenes Paradies<br />

in kurzer Entfernung zur Autobahn und<br />

Ausgangspunkt für viele Wanderungen bis<br />

zum Gotthardpass oder ins Maggiatal<br />

(bellinzonese-altoticino.ch).<br />

01<br />

02


ENTDECKEN — CIOSS PRATO<br />

9<br />

WAS GLITZERT<br />

IM FELS?<br />

Im Gebirge liegt eine<br />

Vielzahl verborgener<br />

Schätze.<br />

Goldmine, Sessa<br />

Im Malcantone<br />

gibt es eine alte<br />

Goldmine, aus der<br />

das Edelmetall bis<br />

1952 abgebaut wurde.<br />

Heute steht sie für<br />

Besichtigungen offen<br />

und gibt Einblicke in<br />

die Goldsuche von<br />

damals. ticino.ch/mine<br />

Sasso San<br />

Gottardo, Airolo<br />

Im Herzen der Schweiz<br />

ist eine Festung im Fels<br />

verborgen. Bis zum<br />

Jahr 2000 war sie<br />

geheim. Heute lässt<br />

sich dort der Kalte<br />

Krieg nachempfinden.<br />

sasso-sangottardo.ch<br />

03<br />

Naturhistorisches<br />

Museum, Lugano<br />

Mineralien, Tiere, Blumen<br />

und Pilze. Wälder<br />

und Teiche geben einer<br />

für uns oft unsichtbaren<br />

Natur Raum.<br />

Das Museum befindet<br />

sich im Schulgebäude<br />

mitten im Parco Ciani.<br />

Der Eintritt ist kostenlos.<br />

ti.ch/mcsn<br />

01. Wie am Klondike: Gilberto<br />

wäscht einen gerade entdeckten<br />

Kristall.<br />

02. Ein Stollenwagen mit Aussicht<br />

auf das Bleniotal.<br />

03. Der Spielplatz in Cioss Prato<br />

sieht aus wie aus einer<br />

Märchenwelt.<br />

04. Marco in der Kristallgrotte, in<br />

der es einzigartige Fundstücke<br />

zu besichtigen gibt.<br />

Zementlehrpfad,<br />

Balerna<br />

Im Naturpark der Gole<br />

della Breggia gab es<br />

das einzige Zementwerk<br />

des Tessins. Eine<br />

Besichtigung der stillgelegten<br />

Förderstollen<br />

ist äusserst spannend.<br />

ticino.ch/zement<br />

04


10<br />

TICINO.CH/PROZESSIONEN<br />

WO TAUSENDE ZUSAMMENKOMMEN<br />

Eine lebendige Tradition<br />

erleuchtet die Stadt<br />

Über 270 Darsteller am Donnerstag, 700 Teilnehmer am Freitag,<br />

dazu zahlreiche Helfer, alle ehrenamtlich. Jeder will mitmachen.<br />

Doch so mancher muss ein Jahr warten, um einen Legionär oder eine<br />

der drei Marien verkörpern zu können. Die Prozessionen der Karwoche<br />

sind mehr als ein Kirchenfest und tief im Stadtleben verwurzelt.


STAUNEN — MENDRISIO<br />

11<br />

MENDRISIO<br />

An der Prozession<br />

am Freitag<br />

nehmen etwa 700<br />

Personen teil.


12 <strong>#ticinomoments</strong><br />

«In Mendrisio könnte man Weihnachten abschaffen,<br />

aber würde jemand wagen, Ostern anzurühren,<br />

bräche eine Rebellion aus.» Deutlicher<br />

als Claudio Fontana, Jahrgang 1986, Technikverantwortlicher<br />

einer Firma in der Region, lässt es<br />

sich wohl nicht ausdrücken. Für den Magnifico<br />

Borgo (das prachtvolle Dorf) in der südlichsten<br />

Region des Tessins sind die Osterprozessionen<br />

mehr als ein klassisches Kirchenfest. Die Zuschauerreihen<br />

sind bunt gemischt, Jung und<br />

Alt, Anwohner und Touristen, Gläubige und rein<br />

Neugierige. Die Prozessionen der Karwoche,<br />

deren Wurzeln bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen<br />

und durch die Serviten in der Zeit der<br />

Gegenreformation gegründet wurden, bestehen<br />

aus dem Passionsspiel am Donnerstag und dem<br />

klassischen, festlichen Umzug am Freitag. Eine<br />

lebendige Tradition, die als Kandidat auf der Liste<br />

für immaterielle Kulturgüter der UNESCO steht.<br />

Die Pferde scharren nervös mit den Hufen. 40<br />

Tiere sind es allein am Donnerstag. Bei den<br />

jüngsten Darstellern macht sich mit Tränen das<br />

Lampenfieber bemerkbar. Trommeln erklingen,<br />

Hufe klappern, Ketten scheppern. Weinende<br />

Jünger neben dem Kreuz. Das Passionsspiel lässt<br />

niemanden unberührt. «Seit ich sechs Jahre alt<br />

bin, nehme ich jedes Jahr an den Prozessionen<br />

teil. Nur einmal habe ich ein Jahr ausgesetzt.»<br />

Claudio ist genau so wie man sich einen Momò,<br />

einen Bewohner des Mendrisiotto, vorstellt,<br />

sympathisch, freundlich und fröhlich. In seinen<br />

Gesichtsausdruck mischt sich Stolz, sobald er<br />

über die Prozessionen spricht.<br />

DER PROZESSIONEN-BART<br />

«Um uns besser in die Figuren hineinfühlen zu<br />

können, lassen mein Vater und ich uns Bärte<br />

wachsen.» Statt Playoff-Bart gibt es in Mendrisio<br />

also den Prozessionen-Bart. Indem Claudio<br />

an der Veranstaltung mitwirkt, führt er eine<br />

Familientradition fort. Seit mehreren Jahren<br />

verkörpert er den Nicodemus an der Seite von<br />

Josef von Arimathäa. Der wiederum wird von<br />

seinem Vater gespielt. Trotz Publikum und den<br />

anderen Darstellern ist die Prozession für beide<br />

ein Moment von Zusammengehörigkeit.<br />

BEI WASSER UND BROT<br />

Bei den Prozessionen mitwirken zu dürfen, ist<br />

eine grosse Ehre. Viele der Teilnehmer sind mit<br />

der Tradition aufgewachsen. Andere reisen extra<br />

an, teilweise sogar aus England. Hilfe wird immer<br />

benötigt, auch Träger für die Transparente. Die<br />

bedeutsamste Rolle ist die des Jesus. Früher<br />

wurde der Jesus-Darsteller in den Glockenturm<br />

der Kirche San Giuseppe bei Wasser und Brot<br />

eingesperrt. Heute ist die Vorbereitung auf die<br />

Rolle weniger streng, aber immer noch von<br />

Mystik umgeben. Wer Jesus werden will, muss<br />

bereits am Passionsspiel teilgenommen haben,<br />

eine schriftliche Bewerbung ans Stiftungskomitee<br />

schreiben und viel Geduld und Fairplay<br />

mitbringen. Die Entscheidung ist geheim. Erst<br />

am Ende der Prozession erfährt das Publikum,<br />

wer das Kreuz getragen hat. Es heisst, manchmal<br />

seien selbst Ehefrauen nicht eingeweiht.<br />

01<br />

EIN JAHRHUNDERT ALTES STATUSSYMBOL<br />

Während der Kreuzigungszug am Donnerstag vor allem<br />

durch die historischen Kostüme und Pferde lebt, ist der<br />

Umzug am Karfreitag für seine Transparente berühmt.<br />

Diese durch Kerzenschein erhellten Laternen zeigen<br />

Bilder der Leidensgeschichte Jesu. Die Leuchtbilder,<br />

die sowohl an den Häusern angebracht sind als auch<br />

während der Prozession von hunderten Teilnehmern<br />

getragen werden, verleihen der Veranstaltung etwas<br />

besonders Festliches. Ursprünglich hatten die Transparente<br />

den Zweck, der Bevölkerung die Heilige Schrift<br />

näher zu bringen. Mit der Zeit wurden die Bilder zu<br />

einer Art Statussymbol, mit denen Familien ihren<br />

Reichtum demonstrierten. Das Ergebnis war eine Art<br />

Wettstreit, der wahre Kunstwerke hervorbrachte.<br />

PRÄZISION, PFLEGE UND LEIDENSCHAFT<br />

Heute gelten die Transparente als wertvolle Kunstschätze<br />

und werden mit Sorgfalt aufbewahrt. Sie<br />

beweisen die Fachkenntnisse der Kunsthandwerker.<br />

Die Herstellung ist eine lebendige Tradition, die über<br />

Jahrhunderte weitgegeben wurde. Doch die wahre<br />

Kraft der Prozessionen liegt in der Unterstützung<br />

und Mitwirkung durch so viele Menschen, von der<br />

Finanzierung über die Teilnahme bis zur Arbeit hinter<br />

den Kulissen. Ein Beispiel dafür ist Eliano, der für die<br />

Kostüme verantwortlich ist. Er hilft nicht nur Claudio<br />

dabei, sich anzukleiden, sondern kümmert sich auch<br />

ganzjährig um die Kleider, achtet darauf, dass sie in<br />

gutem Zustand sind und beginnt mit den Vorbereitungen<br />

schon einen Monat im Voraus. Eine aufwendige<br />

Tätigkeit, die er mit einem Lächeln quittiert. Er selbst<br />

hatte alle Kostüme schon einmal an.<br />

03


STAUNEN — MENDRISIO<br />

01. Während Claudio und die anderen<br />

Darsteller durch die Strassen von<br />

Mendrisio ziehen, schweigt die Stadt.<br />

02. Die Teilnahme an der Prozession ist<br />

eine Familientradition, die von Generation<br />

zu Generation weitergegeben wird.<br />

03. Die Leuchtbilder benötigen aufwendigen<br />

Unterhalt. Jacopo Gilardi ist,<br />

wie schon seine Vorfahren, für die<br />

Restaurierung zuständig.<br />

1697<br />

Die erste schriftliche<br />

Erwähnung der<br />

Prozessionen.<br />

02<br />

355<br />

Die Transparente,<br />

welche die Strassen des<br />

Zentrums erhellen.<br />

?<br />

Wer die Kleider Jesu<br />

Christi tragen wird, ist ein<br />

wohlgehütetes Geheimnis.<br />

Ein Hoch auf die Prozessionen<br />

Die Prozessionen der Karwoche sind ganzjährig im Museo del Trasparente zu erleben.<br />

Das Museum (kostenloser Eintritt) ist während der Ostertage geöffnet sowie den Rest des Jahres<br />

an zwei Nachmittagen in der Woche. Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Maler Giovan<br />

Battista Bagutti, in dessen Werkstatt damals die erste Reihe mit 58 Leuchttransparenten<br />

entstanden ist. Für die Organisation der Prozessionen ist heute die Stiftung Processioni<br />

Storiche di Mendrisio verantwortlich, die die Bewahrung dieser lebendigen Tradition zum<br />

Ziel hat (processionimendrisio.ch).<br />

20 Jahre<br />

Auch die Burgen<br />

von Bellinzona sind<br />

UNESCO-Welterbe.


14 <strong>#ticinomoments</strong><br />

Konfetti, Gewehre, Wein und Kuhglocken: Geschichte wird im Tessin in den Plätzen greifbar.<br />

Traditionen, die fortbestehen<br />

Milizen, die an Napoleons<br />

Einfluss auf das Tessin<br />

erinnern; eine Feier, deren<br />

Name in der Rückkehr der<br />

Ritter aus den Kreuzzügen<br />

wurzeln soll; drei Könige,<br />

die Geschenke bringen.<br />

Es sind die lebendigen<br />

Traditionen eines Kantons,<br />

der immer schon Ort<br />

der Begegnung und des<br />

Austausches war, eine «Via<br />

delle genti» (Strasse der<br />

Völker), auf der Künstler,<br />

Händler und Soldaten<br />

liefen.<br />

ticino.ch/traditionen<br />

HISTORISCHE MILIZEN<br />

Im Tessin gibt es zwei Arten<br />

von historischen Milizen: die<br />

Milizen aus dem Bleniotal<br />

(Aquila, Leontica, Ponto Valentino)<br />

und der Corpo Volontari<br />

Luganesi. Die Milizen aus<br />

dem Bleniotal wurden 1812<br />

durch Soldaten gegründet,<br />

die aufbrachen, um an der<br />

Seite Napoleons in Russland<br />

zu kämpfen. Sie schworen,<br />

wenn sie lebend zurückkehrten,<br />

die Heilige Madonna oder<br />

den Schutzheiligen zu ehren.<br />

Der Corpo Volontari Luganesi<br />

entstand 1797, um Lugano<br />

vor möglichen Angriffen der<br />

Cisalpinischen Republik zu<br />

schützen. Die Festumzüge<br />

der Milizen finden zwischen<br />

Juni und August statt.<br />

RABADAN<br />

Der bekannteste Karneval<br />

im Tessin wurde offiziell<br />

1862 gegründet. Der Name<br />

im Dialekt bedeutet «Krach»,<br />

aber auch «übel zugerichtete<br />

Person» und könnte seine<br />

Wurzeln in den Kreuzzügen<br />

haben. Die Piemontesen entdeckten<br />

während Reisen in<br />

arabische Länder den Ramadan,<br />

der sich durch Fasten am<br />

Tag und Speisen, Gesang und<br />

Feste in der Nacht darstellte.<br />

Heute bedeutet Rabadan<br />

sechs Tage Kostüme, Konfetti<br />

und Party, dazu die Umzüge<br />

der Guggen, Themenwagen<br />

und Kinder. Nicht verpassen:<br />

Risotto am Dienstag.<br />

ticino.ch/karneval<br />

RE MAGI<br />

Jedes Jahr am Dreikönigstag<br />

ziehen die drei Könige<br />

durch das Tessin und verteilen<br />

Süssigkeiten an die Kinder.<br />

Morcote, Vira Gambarogno,<br />

Arzo oder Castel San Pietro<br />

sind nur einige der Orte, die<br />

von Caspar, Melchior und Balthasar<br />

besucht werden.<br />

WINZERFEST<br />

Eine Tradition zum Anfassen<br />

und Kosten. Zwischen<br />

September und Oktober ist<br />

Traubenlese für köstlichen<br />

Merlot. Anlass für Weinfeste<br />

auf Plätzen und in Gassen.<br />

ticino.ch/weinlese<br />

BANDIR GENNAIO<br />

Mit Getöse den Winter vertreiben.<br />

Am 31. Januar laufen<br />

die Kinder lärmend mit Blechdosen<br />

und Glöckchen durch<br />

die Strassen, um Eis und Kälte<br />

zu vertreiben.


Ticino Ticket<br />

Freie Fahrt im ganzen Kanton<br />

Bis Ende <strong>2020</strong> können alle Gäste, die in Hotels,<br />

Jugendherbergen und auf Campingplätzen<br />

übernachten, die öffentlichen Verkehrsmittel<br />

im gesamten Kanton frei nutzen und erhalten<br />

ausserdem Vergünstigungen bei Bergbahnen,<br />

Schifffahrten im Schweizer Seenbecken und<br />

touristischen Hauptattraktionen des Tessins.<br />

Das Ticket wird beim Einchecken in der<br />

Unterkunft ausgestellt und ist bis Mitternacht<br />

des Abreisetages gültig.<br />

Seen, Flüsse und Berge – zum Greifen nah<br />

mit Ticino Ticket!<br />

ticino.ch/ticket


16 TICINO.CH/SCENIC<br />

«Trailrunning wird<br />

zu 60 % vom Kopf<br />

bestimmt, nur der Rest<br />

ist körperliche Fitness.»


ERLEBEN — TESSERETE<br />

17<br />

QUER DURCH EINE GROSSARTIGE SZENERIE<br />

113 km pure<br />

Ausdauer<br />

Spektakuläre Wanderwege, Architektur, Kultur,<br />

Wein, Honig und Oliven: Capriasca liegt nur wenige<br />

Kilometer vom Luganersee entfernt und gilt als<br />

Oase der Ruhe. Doch es geht auch anders:<br />

Im Juni wird die Region zum Mittelpunkt der Welt<br />

für Fans des Trailrunnings.<br />

TESSERETE<br />

Es ist ein Wettkampf gegen sich selbst: Nicht der Sieg steht im<br />

Vordergrund, sondern das Ziel. Durchhalten bis zum Schluss und<br />

dabei Augen und Herz öffnen für die wunderschöne Landschaft<br />

und traumhaften Sonnenauf- und untergänge. Wer einmal dabei<br />

war, vergisst dieses Erlebnis nie. Ausgangspunkt ist Tesserete,<br />

wo sich das Val Colla und die Capriasca, ein Landstrich nahe<br />

Lugano, vereinen. Dort treffen wir auf Clarissa und Lorenzo<br />

Orsi. Die Uhren ticken hier langsamer. Doch der Besucher<br />

spürt sofort diese ganz besondere Energie. Irgendetwas ist<br />

anders an diesem Ort. Vielleicht liegt es an den Kirchen mit fast<br />

monumentalen Ausmassen, vielleicht ist es auch die Ruhe der<br />

Natur und der kleinen Dörfer, dazu die Berggipfel, die auf einen<br />

herabblicken. Es ist aber nicht allein diese Aura, die Besucher<br />

aus der ganzen Welt anzieht. Sie kommen für den Scenic Trail:<br />

Ein Lauf über 113 km quer durch das Gebirge, der jedes Jahr im<br />

Juni stattfindet und schon jetzt zur Legende geworden ist. Sein<br />

Einfluss ist ganzjährig in der Region zu spüren.


18 <strong>#ticinomoments</strong><br />

Lorenzo, wieso nehmen<br />

Sie am Scenic Trail teil?<br />

Ich bin der klassische<br />

Sonntagsläufer. Jemand, der<br />

mit 40 Jahren Freizeit übrig<br />

hatte und beschloss, es auszuprobieren.<br />

Ich kaufte mir<br />

ein Buch «Laufen lernen»<br />

und fing an. Im Jahr 2013<br />

wurde der Scenic Trail zum<br />

ersten Mal ausgerichtet und<br />

ich nahm teil. Ich lief 50 km<br />

durch atemberaubendes<br />

Panorama und lernte mich<br />

selbst besser kennen. In den<br />

darauffolgenden Jahren<br />

wagte ich erneut die Herausforderung<br />

- aber diesmal<br />

die Hardcore-Version.<br />

Im ersten Jahr waren es<br />

170 Teilnehmer, inzwischen<br />

sind es 2'500:<br />

Was ist passiert?<br />

Der Scenic Trail ist zu einem<br />

der wichtigsten Wettkämpfe<br />

dieser Disziplin<br />

geworden, quasi legendär.<br />

In den Jahren 2015, '16 und<br />

'17 erhielt er den Swiss Ultra<br />

Award als bester Trailrunning-Event<br />

der Schweiz. Der<br />

Lauf führt quasi immer über<br />

Bergkämme. Den Sonnenaufgang<br />

über dem Gipfel des<br />

Gradiccioli zu erleben, ist<br />

ein einzigartiges Erlebnis.<br />

Die Atmosphäre unter den<br />

Teilnehmern ist sehr sozial,<br />

jeder hilft jedem.<br />

Wie läuft man 113 km?<br />

Training ist wichtig, klar.<br />

Aber vor allem braucht es<br />

Überzeugung. Ich trainiere<br />

zweimal die Woche und mache<br />

einen längeren Lauf am<br />

Wochenende. Während des<br />

Wettkampfs ist es fundamental,<br />

die Kräfte einzuteilen.<br />

Nicht die 113 km Länge<br />

sind das Problem, sondern<br />

die 7'400 Meter Höhenunterschiede.<br />

Körperliche Fitness<br />

ist Voraussetzung, aber die<br />

wirkliche Kraft muss aus<br />

dem Kopf kommen: Einen<br />

solchen Lauf vollendet nur,<br />

wer seine Emotionen und<br />

die Müdigkeit im Griff hat.<br />

01<br />

Schlafen Sie während<br />

des Laufs?<br />

Nein. Der Adrenalinpegel ist<br />

zu hoch. Ausserdem gilt es,<br />

Maximallaufzeiten bis zum<br />

nächsten Checkpoint einzuhalten,<br />

sonst ist Schluss.<br />

Der Lauf beginnt Freitag<br />

um Mitternacht, das Ziel<br />

wird zwischen Samstag und<br />

Sonntag erreicht. Der Rekord<br />

liegt bei 15 h und 44 min, das<br />

Maximum bei 32 h. An den<br />

Verpflegungspunkten kann<br />

man Brühe, Gummibärchen<br />

oder sogar Polenta essen.<br />

Doch dann muss es weitergehen.<br />

Es ist besser, nicht aus<br />

dem Rhythmus zu kommen.<br />

113 Kilometer sind lang.<br />

Kommen wir zum Alltag:<br />

Clarissa, indirekt hat<br />

der Trail auch die<br />

Gründung des B&B<br />

Cà San Matteo bewirkt.<br />

Wie fing alles an?<br />

Wir hatten schon lange diesen<br />

Traum. Ich habe an der<br />

Hotelfachschule in Lausanne<br />

studiert und dann Berufserfahrung<br />

in der Schweiz<br />

und im Ausland gesammelt.<br />

Lorenzo und ich sind viel<br />

gereist und haben uns überall<br />

inspirieren lassen. Als<br />

die Kinder grösser wurden,<br />

entschlossen wir uns, das<br />

B&B zu bauen. Lorenzo<br />

entwarf ein Projekt basierend<br />

auf einem vorhandenen<br />

Rustico.<br />

Das ganze Jahr über<br />

kommen Leute nach<br />

Tesserete, um die Wege<br />

des Scenic Trail zu<br />

laufen. Was gefällt Ihren<br />

Gästen hier?<br />

Einige suchen die Ruhe,<br />

andere wollen wandern.<br />

Manche sind durch Zufall<br />

hier. Viele Gäste kommen<br />

mit dem Rad und wir haben<br />

einen Raum speziell für<br />

MTB. Diese Region bietet<br />

viel. Unbedingt einen<br />

Besuch wert ist die Kopie<br />

des Freskos des Abendmahls<br />

von Leonardo da Vinci in<br />

der Kirche Sant'Ambrogio<br />

in Ponte Capriasca. Ebenso<br />

wie die Stille im Kloster in<br />

Bigorio.<br />

54 oder 113 km auf dem<br />

Scenic Trail, das 0-Kilometer-Prinzip<br />

in Ihrem<br />

B&B: Die Zimmer tragen<br />

Namen der Berge. Wein<br />

und Produkte stammen<br />

aus der Region.<br />

Genau. Direkt unter uns liegt<br />

die Kellerei, wo der Wein<br />

der Familie produziert wird.<br />

Lorenzo züchtet Bienen, die<br />

sehr guten Honig liefern,<br />

mein Vater Fernando stellt<br />

neben Wein und Grappa<br />

auch Essig und Mirto her.<br />

Der Name Cà San Matteo<br />

stammt von der kleinen<br />

romanischen Kirche hinter<br />

den Weinbergen meiner Eltern.<br />

Dort hat vor 40 Jahren<br />

alles angefangen.<br />

Während des Scenic<br />

Trails ist gegenseitige<br />

Hilfe fundamental. Ist<br />

Teamarbeit auch für Ihr<br />

B&B wichtig?<br />

Natürlich. Den Lauf meistert<br />

Lorenzo gemeinsam<br />

mit Freunden, die sich gegenseitig<br />

unterstützen. Das<br />

gibt ihnen Kraft. Auch hier<br />

helfen wir uns gegenseitig.<br />

Viel Kraft bekommen wir<br />

auch durch unsere Gäste.<br />

Ausserdem können wir auf<br />

unsere Mitarbeiterinnen<br />

Marina und Irene zählen:<br />

Wir sind tatsächlich ein<br />

gutes Team.


ERLEBEN — TESSERETE<br />

19<br />

Übernachtungsmöglichkeiten<br />

Nicht nur das B&B Cà San Matteo<br />

(casanmatteo.ch) freut sich auf<br />

Gäste. Auch das Hotel Tesserete<br />

lädt zum Verweilen ein, ein wunderschönes<br />

Jugendstil-Haus aus dem<br />

Jahr 1910, das einst regional den<br />

ersten Fahrstuhl vorweisen konnte<br />

(famiglia-besomi.ch). Gut schlafen<br />

lässt es sich auch im B&B @1899<br />

(at1899.ch) und im Eco-Hotel Locanda<br />

del Giglio (locandadelgiglio.ch).<br />

AUFSTIEG GEFÄLLIG?<br />

Nicht nur der Scenic<br />

Trail führt in luftige<br />

Höhe (scenictrail.ch).<br />

Es stehen noch weitere<br />

Herausforderungen<br />

mit Aussicht bereit.<br />

Stairways to heaven<br />

790 m Höhenunterschied<br />

auf einer<br />

Strecke von 1.3 km.<br />

4'261 Stufen führen<br />

entlang einer der<br />

steilsten Seilbahnen<br />

der Welt. Wer hier<br />

teilnimmt, erreicht<br />

eine Steigung von<br />

87.8%. stairways.ch<br />

02<br />

Lodrino Lavertezzo<br />

2'200 m Höhenunterschied<br />

bergauf,<br />

1'860 m bergab beim<br />

Lodrino Lavertezzo<br />

Skyrace, liebevoll<br />

auch Lola genannt.<br />

Bei der Ankunft<br />

im Valle Verzasca<br />

das Foto auf der<br />

berühmten Ponte dei<br />

Salti nicht vergessen.<br />

lodrino-lavertezzo.ch<br />

Claro Pizzo<br />

Es heisst, vom Pizzo<br />

Claro aus könnte man<br />

den Mailänder Dom<br />

sehen. Mit Sicherheit<br />

ein grossartiges<br />

Panorama. Doch<br />

vorher müssen 2'500<br />

m Höhenunterschied<br />

auf einem Weg von<br />

ca. 9 km bewältigt<br />

werden. claropizzo.ch<br />

03<br />

Generoso Trail<br />

Von Mendrisio aus auf<br />

den Gipfel des Monte<br />

Generoso zum Fiore<br />

di pietra. Ein Berglauf<br />

mit grossartigem<br />

Rundumpanorama<br />

und tollen Herbstfarben.<br />

generosotrail.ch<br />

01. Die Laufstrecke führt zum Gipfel des<br />

Monte Tamaro, ein spektakulärer<br />

Panoramablick.<br />

02. Polenta und Selfies: An der Capanna<br />

Tamaro machen Lorenzo und seine<br />

Freunde Rast. Der Weg ist noch weit.<br />

03. Nicht nur B&B: Clarissa und Lorenzo<br />

produzieren und verkaufen köstliche<br />

Delikatessen aus der Region.


20 TICINO.CH/BOGEN<br />

DER WILHELM TELL AUS MAGADINO<br />

Kleine Bogenschützen<br />

entdecken die Natur<br />

Ein Waldweg, eine Lichtung und 60 täuschend echte Tiere.<br />

Beste Voraussetzungen, um einem Schweizer Helden nachzueifern.<br />

Doch es gibt auch ein Holzboot zum Erkunden eines seit 1974 geschützten<br />

Naturreservats. Ein Paradies für Vögel und Naturliebhaber.<br />

Das Gambarogno hält immer neue Überraschungen parat.


STAUNEN — GAMBAROGNO<br />

21<br />

GAMBAROGNO<br />

Mit einem Bogen<br />

in der Hand<br />

fühlen sich die<br />

Kinder wie Robin<br />

Hood im Wald.<br />

Gämse, Hirsche, Murmeltiere, eine Eule, sogar<br />

eine Boa und ein Dodo! Wer durch das<br />

Tor am Dügn tritt, dem bleibt erst einmal die<br />

Sprache weg. Mitten in der Natur, verteilt auf<br />

einem Bogenparcours von 20'000 Quadratmeter,<br />

stehen lauter Tiere auf der Wiese, die<br />

aussehen, als wären sie echt. «Wenn wir gleich<br />

aufs Baumhaus klettern, seht ihr, wie viele Figuren<br />

es noch weiter unterhalb gibt.» Als erstes<br />

fallen bei Marco Nussbaum die wachen Augen<br />

auf. Dazu Hawaiihemd, ehrliches Lächeln und<br />

die gebräunte Haut von jemanden, der seinen<br />

Sommer auf dem Wasser und den Winter im<br />

Schnee verbringt. Marco hat viel zu erzählen.<br />

Ein Nachmittag reicht dafür nicht aus.<br />

DER ERSTE PFEIL WÄHREND DER TRAUBENLESE<br />

IM MENDRISIOTTO<br />

Das Wohnhaus in Magadino, unser Treffpunkt,<br />

ist leicht zu finden: Der Zaun besteht aus lauter<br />

Skibrettern. Hinter dem Tor fällt der Blick<br />

sofort auf das Surfbrett am See und die grosse<br />

Glasfront. Der Besucher fühlt sich spontan nach<br />

Australien versetzt. Doch viel Zeit bleibt hier<br />

nicht, wir müssen schliesslich bergauf nach<br />

Piazzogna laufen. Ein einfacher Wanderweg<br />

mit Panorama-Aussicht bringt uns innerhalb<br />

von zehn Minuten ins grosse Abenteuer. Die<br />

Kinder sind schon gespannt und hängen mit<br />

dem Blick an Pfeil und Köcher auf den Schultern<br />

Marcos. Sie können es kaum erwarten, den ersten<br />

Pfeil abzuschiessen. Marco kennt das. Er<br />

hat schon vielen Kindern und Erwachsenen das<br />

Bogenschiessen beigebracht und freut sich über<br />

deren Enthusiasmus. Auch seine Begeisterung<br />

wirkt ansteckend. Mit jeder Geschichte, die<br />

er während des Aufstiegs nach Dügn erzählt,<br />

beweist er seine Liebe zur Umgebung, zu den<br />

Bergen, zum See und den Weinbergen – seine<br />

Heimat. Marco Nussbaum wurde in Locarno<br />

geboren, wuchs in San Nazzaro auf. Sein deutscher<br />

Nachname stammt vom Grossvater, der<br />

1880 ins Tessin kam, um an der Eisenbahnverbindung<br />

Bellinzona-Luino mitzubauen. Der<br />

Opa verliebte sich erst ins Tessin, dann in die<br />

Nonna. Auch Marco fand seine grosse Leidenschaft,<br />

und zwar im Jahr 2007 bei der Weinlese<br />

in Coldrerio. Als er Studienkollegen seiner Frau<br />

bei der Ernte half, begegnete er einem Bogenschützen.<br />

«Nach dem Mittagessen habe ich mit<br />

Pietro, meinem späteren Bogenschiess-Lehrer,<br />

ein paar Pfeile abgeschossen - und nie wieder<br />

damit aufgehört.» Wie verzaubert sei er gewesen.<br />

BLÄTTERRASCHELN UND KNACKENDE ÄSTE<br />

UNTER DEN FÜSSEN<br />

Nun ist es Marco selbst, der seine Schüler auf der<br />

Lichtung in den Bann zieht. Farn, Maiglöckchen,<br />

Kastanien und Tannen sorgen für alpines und<br />

gleichzeitig mediterranes Ambiente. Es herrscht<br />

friedvolle Ruhe. Der Besucher kann sich in Raum<br />

und Zeit völlig verlieren. «Hört ihr das Rascheln<br />

der Blätter und das Knacken der Zweige unter<br />

euren Füssen? Der Kopf wird ganz frei von Gedanken.»<br />

Unser Guide hat recht. Erst ein Flugzeug<br />

und ein Gleitschirmflieger über unseren Köpfen<br />

holen uns wieder in die Wirklichkeit zurück.<br />

Das Bogenschiessen ist ein atavistischer Sport,<br />

der an die menschliche Frühzeit erinnert und den<br />

Menschen mit der Natur neu verbindet. «Einatmen,<br />

ausatmen. Dabei den Bogen spannen, mit<br />

dem nächsten Atemzug die Sehne loslassen und<br />

den Pfeil abschiessen. Es ist befreiend.» Erlebt<br />

Marco das Bogenschiessen als eine Art von Meditation?<br />

«Ach, ich bin Snowboarder», antwortet<br />

Marco lachend. «Meditativ sind wir nur bis zu


22 <strong>#ticinomoments</strong><br />

einem bestimmten Punkt. Aber herzukommen,<br />

zwei Pfeile abzuschiessen und frisches Wasser<br />

aus dem selbst gebauten Brunnen zu trinken,<br />

ist einfach ein grossartiger Moment.»<br />

Marco ist nicht nur leidenschaftlicher Bogenschütze,<br />

sondern generell vielseitig interessiert:<br />

Er studierte Grafik, lernte Jonglieren, wirkte<br />

bei der Dimitri Schule mit und begleitete den<br />

berühmten Clown 1977 auf Europatournee. «Das<br />

war eine tolle Erfahrung. Von Dimitri habe ich<br />

viel gelernt.» Von der Kunst zum Sport: Schon<br />

immer begeisterte er sich für Skiakrobatik. Um<br />

sein Hobby ausleben zu können, arbeitete er auf<br />

den Pisten am Monte Tamaro, in Bosco Gurin<br />

und in St. Moritz, wo er bis heute im Winter<br />

Unterricht gibt. Er gehörte zu den ersten, die<br />

einen Salto mortale rückwärts wagten.<br />

Das ist noch nicht alles: Indem er seine grafischen<br />

Kenntnisse für seine sportlichen Interessen<br />

einsetzte, kreierte er Winterjacken und<br />

eine Ski-Linie, die es bis zu Karl Lagerfeld, Fendi<br />

Roma und Moncler schaffte. Marco gehörte im<br />

Tessin zu den ersten Skateboardern. Ausserdem<br />

surft er, fährt Wasserski und ist Experte für<br />

die Bolle di Magadino. Denn seit 15 Jahren lädt<br />

Marco im Sommer zu kostenlosen Bootstouren<br />

ins Naturschutzgebiet ein. Er will die Menschen<br />

für die Schönheit dieses Ökosystems begeistern<br />

und sensibilisieren.<br />

01. Marco liebt die Bolle di Magadino und erzählt<br />

voller Leidenschaft über ihre Geschichte.<br />

02. Das schwimmende Nest eines Haubentauchers.<br />

01<br />

KRISTALLKLARES<br />

WASSER<br />

DAS IST PURE NATUR<br />

Auf dem Holzboot fühlt es sich an wie in einer<br />

Gondel, die zwischen Schilf und Fischen herumtreibt.<br />

Vögel können hier in Ruhe nisten. Während<br />

Marco erzählt, scheint sich die Zeit aufzulösen.<br />

Die Kinder freuen sich über die Schwäne und<br />

Blässhühner, beobachten den Haubentaucher<br />

mit der Federkrone und dem stolzen Blick, der<br />

jedes Jahr sein Nest an derselben Stelle baut. Die<br />

Bolle di Magadino, wichtiger Rastplatz für Zugvögel,<br />

sind eine einzigartige und überraschende<br />

Naturlandschaft vor den Toren Locarnos. Auf nur<br />

300 Hektar leben Fische, Pflanzen, Insekten und<br />

rund 300 Vogelarten, von denen einige aus Afrika<br />

stammen und sich hier zur Rast niederlassen.<br />

Wieder an Land können es die Kinder kaum<br />

fassen: Haben wir wirklich an einem einzigen<br />

Nachmittag so viel erlebt? Pfeil und Bogen, die<br />

Tierattrappen im Wald und die echten Tiere in<br />

den Bolle di Magadino, der Bootsausflug und<br />

Lebenskünstler Marco. Die Kleinen werden noch<br />

lange Zeit von dem Ausflug zum Lago Maggiore<br />

sprechen.<br />

Zwischen Natur und Abenteuer<br />

Eine Besichtigung der Bolle di Magadino auf dem Boot von<br />

Marco Nussbaum ist im Juli und August möglich, jeweils Dienstag-<br />

und Donnerstagvormittag (ticino.ch/bolleboot). Die Tour<br />

ist kostenlos, aber es Bedarf einer Reservierung mit langer<br />

Vorlaufzeit. Das Boot ist klein, schliesslich verträgt ein Naturreservat<br />

keine grossen Fährschiffe. Bei Marco lassen sich auch<br />

Privatlektionen im Bogenschiessen buchen, um sich im Wald von<br />

Dügn einmal wie Wilhelm Tell zu fühlen. Der gelernte Grafiker<br />

produziert ausserdem Ski, surft und jongliert (redwhite.ch).<br />

02<br />

300+<br />

Tierarten in der<br />

Bolle di Magadino.<br />

1977<br />

In dem Jahr begleitete<br />

Marco Clown Dimitri auf<br />

seine Europa-Tournee.<br />

11<br />

Feuchtgebiete, die der<br />

Ramsar-Konvention<br />

unterstellt sind, darunter<br />

auch die Bolle di<br />

Magadino.<br />

Das Tessin bietet viele<br />

Möglichkeiten für<br />

Wassersport<br />

Kayak<br />

Steile Bäche<br />

voller Felsen – oder<br />

ein ruhiger See zum<br />

Paddeln, während<br />

langsam die Sonne<br />

untergeht. Wo lässt<br />

sich das ausprobieren?<br />

ticino.ch/kayak<br />

SUP<br />

Ein Spaziergang<br />

auf dem Wasser?<br />

Kein Problem. Auf den<br />

Tessiner Seen gibt es<br />

viel Platz für Stand Up<br />

Paddle. Entweder mit<br />

eigenem Brett oder<br />

geliehener Ausrüstung<br />

möglich. ticino.ch/sup<br />

Pedalo<br />

In die Pedale treten<br />

und den See erleben.<br />

Übrigens gelang es<br />

im Jahr 2016 einem<br />

Tretboot, ein 195-Tonnen-Schiff<br />

der Società<br />

navigazione Lago<br />

di Lugano über 600<br />

Meter abzuschleppen.<br />

ticino.ch/pedalo


23<br />

Das Tessin für Familien<br />

Gemeinsam auf<br />

Abenteuerreise<br />

Schatzsuche auf den<br />

Brissago-Inseln.<br />

Eine mysteriöse Insel<br />

zum Erkunden, kleine<br />

Teiche für kleine Fischer,<br />

Gebirge für abenteuerliche<br />

Touren, die Schweiz<br />

in Miniaturform, ein<br />

Zeitsprung rückwärts von<br />

mehreren Millionen Jahren<br />

oder eine unglaubliche<br />

Vogelshow. Dazu ein Sprung<br />

in den See, ein Besuch auf<br />

dem Spielplatz und ein<br />

Spaziergang auf einem<br />

Themenpfad. Im Tessin<br />

kommen Familien auf ihre<br />

Kosten.<br />

ticino.ch/familien<br />

FOLGE DEM FUCHS!<br />

Der Fuchs ist weg, aber<br />

zahlreiche Hinweise führen<br />

auf seine Spur quer durch<br />

Lugano. Mit dem Foxtrail<br />

lässt sich die Stadt unterhaltsam<br />

erkunden. Geeignet<br />

für Familien mit Kindern ab<br />

8 Jahren, für Freunde und<br />

Gruppen. Alternativ bietet<br />

sich auch eine Schatzsuche<br />

in den Gassen von Ascona an.<br />

ticino.ch/foxtrail<br />

KLEINE ABENTEURER<br />

Ein Entdeckerhelm auf<br />

dem Kopf, die Geschichten<br />

vom Nonno im Ohr und<br />

viel Spass am Abenteuer:<br />

Im Mendrisiotto wird das<br />

Maskottchen Morsetta<br />

zum Reiseführer. Alternativ<br />

können Kinder sich auch<br />

an den lustigen Pardy von<br />

Ascona-Locarno wenden.<br />

laregionedascoprire.ch<br />

ZWISCHEN SAGEN<br />

UND SACHWISSEN<br />

Nach einer Wanderung<br />

durch den Wald, bei der es<br />

viel zu entdecken gibt, folgt<br />

ein toller Wasserfall: In Faido<br />

gibt es einen Lehrpfad für<br />

Kinder. Wer lieber in eine<br />

Märchenwelt eintauchen<br />

möchte, kann sich in Gerra<br />

Verzasca über Geschichten<br />

und Sagen aus dem Verzascatal<br />

informieren. Das<br />

Tessin bietet eine grosse<br />

Auswahl an Lehrpfaden.<br />

ticino.ch/lehrpfad<br />

HINEIN INS NASSE<br />

VERGNÜGEN<br />

3,2,1... los! Es lockt die steile<br />

Wasserrutsche mit dem<br />

Looping und die Hüpfburg<br />

im Schwimmbecken. Der<br />

Spass im Wasser ist garantiert!<br />

Mitzubringen sind<br />

nur Badesachen, Handtuch,<br />

Eintritts-Armband und jede<br />

Menge Vorfreude.<br />

ticino.ch/lido<br />

BITTE NOCH 5<br />

MINUTEN!<br />

Wo befindet sich der<br />

nächste schöne Spielplatz?<br />

Das Tessin bietet an jeder<br />

Ecke Schaukeln, Rutschen,<br />

Seilbahnen und Trampoline:<br />

Sie werden die Kinder nicht<br />

mehr wegbekommen. Viele<br />

Plätze eignen sich auch für<br />

Picknick, vielleicht sogar in<br />

der Nähe eines Wasserfalls.<br />

ticino.ch/piumogna<br />

1'100<br />

Die meterhohen Pfade, die<br />

zwischen den Bäumen im<br />

Seilpark-Adventure Park<br />

Gordola hängen.


24 <strong>#ticinomoments</strong><br />

Willkommen, wir sind<br />

die Tessiner Mobilität<br />

Das Tessin ist klein. Doch um eine Stadt oder einen abgelegenen Ort<br />

erreichen zu können, braucht es einen flächendeckenden Nahverkehr.<br />

Sechs Kenner der Branche stellen ihn vor.<br />

EIN ZUG IN DEN WOLKEN<br />

Marco:<br />

CSG Swiss Rail Park<br />

«Ich kannte mich mit Zügen<br />

nicht aus, war Anwalt. Dann<br />

machte ich den Pilotenschein<br />

und wurde eines<br />

Tages Präsident des Clubs<br />

San Gottardo.» Marcos<br />

Leidenschaft für historische<br />

Züge ist kein Relikt aus<br />

Kindheitstagen, sondern<br />

sie entstand, indem er die<br />

Begeisterung der Menschen<br />

erlebte, die Züge ein Leben<br />

lang repariert haben. Diese<br />

Energie ist im Swiss Rail<br />

Park in Biasca zu spüren:<br />

Hier werden Events organisiert<br />

und historische Züge<br />

auf den Weg geschickt,<br />

welche die alte Gotthardlinie<br />

entlangfahren.<br />

DIE BERGE ERKLIMMEN<br />

Antje:<br />

Funicolare San Salvatore<br />

Bergauf klettern, den Ausblick<br />

geniessen und träumen.<br />

Die Berggipfel sind<br />

die idealen Orte, um einen<br />

freien Kopf zu bekommen.<br />

Noch besser, wenn sie auch<br />

mit der Seilbahn zu erreichen<br />

sind, oder? Im Tessin<br />

lockt der San Salvatore,<br />

der Zuckerhut von Lugano,<br />

ebenso wie der Ritom mit<br />

einer der steilsten Standseilbahnen<br />

der Welt.<br />

Herrlich auch eine Fahrt<br />

mit der Seilbahn Cardada,<br />

entworfen von Mario Botta.<br />

Es fühlt sich an wie fliegen.<br />

Es macht die Berge noch<br />

faszinierender.<br />

HART STEUERBORD!<br />

Davide:<br />

Società Navigazione<br />

Lago di Lugano<br />

Vom Wasser aus ergeben<br />

sich völlig neue Perspektiven.<br />

Es kommt einem vor,<br />

als sehe man die Landschaft<br />

um sich herum zum ersten<br />

Mal. Es gibt viele neue Orte<br />

zu entdecken. Der Lago<br />

Maggiore und der Luganersee<br />

sind sehr unterschiedlich.<br />

Am besten lassen sich<br />

die Seen über die Grotti, die<br />

Inseln und die Gastronomie<br />

kennenlernen.


ABSCHALTEN<br />

25<br />

DAS LEBEN IST EIN RAD<br />

Marco:<br />

bikesteiger<br />

Guiding and Consulting<br />

«Sanft reisen, abbremsen,<br />

um dann wieder Schwung<br />

zu geben; mit dem beständigen<br />

Rhythmus des Lebens<br />

im Herzen.» Es sind die<br />

Worte von Lucio Battisti,<br />

dem italienischen Liedermacher.<br />

Besser lässt sich<br />

eine Velotour im Tessin<br />

entlang eines Sees oder<br />

einen Berg hinauf nicht<br />

beschreiben. Mit über 360<br />

km Radwegen bietet das<br />

Tessin Velostrecken für<br />

jeden Geschmack. Diese mit<br />

einem Guide zu entdecken,<br />

garantiert Spass und<br />

Professionalität.<br />

DAS BERÜHMTE<br />

BERGHORN<br />

Sandro:<br />

PostAutofahrer<br />

«Tü-ta-to!» Diese Hupe<br />

ist ein typischer Klang der<br />

Schweiz, der Berge – und<br />

des PostAutos. Der gelbe<br />

Bus schaukelt durch die<br />

Täler und kündigt sich mit<br />

dem unverwechselbaren<br />

Hornsignal an. So lässt sich<br />

das Tessin auch erkunden:<br />

Gemütlich sitzend im Post-<br />

Auto, während draussen die<br />

Landschaft vorbeizieht.<br />

«Zu mir in den Bus steigen<br />

junge und alte Leute,<br />

Anwohner und Touristen.<br />

Ich erfahre von ihren<br />

Enkeln und der Schule.<br />

Es ist schön: wie in einer<br />

Familie.»<br />

BIS ZUR UNENDLICHKEIT<br />

UND NOCH VIEL WEITER<br />

Nicola:<br />

Offizieller Fotograf des<br />

Ceneri-Basistunnel<br />

«Ich erlebte den Anfang<br />

dieses Tunnels. Vorher gab<br />

es nur einen Berg, der das<br />

Tessin in zwei Teile teilte,<br />

von nun an fahren Züge und<br />

verkürzen die Distanzen.»<br />

Alles liegt näher dank des<br />

Tunnels: in Locarno schlafen<br />

und auf dem Monte<br />

Brè seinen Kaffe trinken<br />

mit Ausblick über Lugano.<br />

Oder durch die Weinberge<br />

im Mendrisiotto laufen und<br />

anschliessend Fotos von<br />

den Burgen in Bellinzona<br />

schiessen. Im Zug sitzen<br />

sowohl Kinder und Erwachsene<br />

auf Entdeckungsreise<br />

durch das Tessin als auch<br />

Pendler, Reisende und Neugierige,<br />

die das Herz eines<br />

Berges durchfahren wollen.<br />

ticino.ch/neat


24 <strong>#ticinomoments</strong><br />

Im Tessin unterwegs<br />

Ein öffentliches Verkehrsnetz mit 1'471 km, über 30 Seilbahnen, ein aus dem<br />

Jahr 1908 stammendes Schiff mit Elektroantrieb und mehr als 360 km<br />

Radwege. Und die aktuelle Phase der NEAT bringt die «Metro Ticino».<br />

Ceneri-Basistunnel<br />

2006<br />

Beginn des<br />

Vortriebs.<br />

15.4<br />

Länge (km) des<br />

Ceneri-Basistunnels.<br />

15' / 30'<br />

Fahrzeit:<br />

Bellinzona — Lugano: 15'<br />

Lugano — Locarno: 30'<br />

7.9<br />

Millionen Tonnen<br />

herausgebrochenes<br />

Material.<br />

33'500<br />

Kubikmeter<br />

verwendeter Beton.<br />

<strong>2020</strong><br />

Einweihung am 12.<br />

und 13. Dezember.<br />

Ab September<br />

findet in der Burg<br />

Sasso Corbaro<br />

eine Fotoausstellung<br />

zur<br />

Geschichte des<br />

Tunnels statt.<br />

Bahn<br />

1907<br />

Wurde die Valmaggina<br />

eröffnet, eine Bahn, die<br />

Locarno mit Bignasco<br />

verband.<br />

1890<br />

Die Ferrovia Monte<br />

Generoso wurde vor<br />

130 Jahren eröffnet,<br />

ebenso wie die<br />

Seilbahn San Salvatore.<br />

1882<br />

Betriebsbeginn des<br />

ersten Gotthardtunnels.<br />

Eröffnung der ersten<br />

Ceneri-Linie.<br />

10<br />

Regionalbahnen, die<br />

bis zum 1. Weltkrieg<br />

entstanden; nur 3 sind<br />

noch aktiv.<br />

14.6<br />

Millionen transportierte<br />

Passagiere im Jahr 2017<br />

von den Regionalbahnen<br />

(TILO, FLP, FART).<br />

Top10<br />

Die Centovalli-Bahn<br />

(Centovallina) wurde von<br />

«Lonely Planet» in die Top 10<br />

der weltweit schönsten<br />

Zugstrecken aufgenommen.<br />

1'471<br />

Kilometer Öffentliches<br />

Verkehrsnetz.<br />

Öffentlicher<br />

Nahverkehr


ABSCHALTEN<br />

25<br />

Seilbahnen<br />

30+<br />

Im ganzen Tessin.<br />

87.8%<br />

Maximalneigung<br />

der Standseilbahn<br />

Ritom, eine der<br />

steilsten der Welt.<br />

1886<br />

Wurde in Lugano<br />

die Standseilbahn<br />

zwischen Bahnhof<br />

und Piazza Cioccaro<br />

eingeweiht.<br />

Schifffahrt<br />

Seen<br />

208.4<br />

Geschwindigkeitsrekord<br />

(km/h) auf dem Lago<br />

Maggiore (1937).<br />

1.17<br />

Passagierrekord<br />

(Millionen) im Jahr 1970.<br />

6'762<br />

Boote zugelassen im<br />

Tessin im Jahr 2018.<br />

5<br />

Franken kostete die<br />

Grand Tour du Lac in<br />

Lugano im Jahr 1942.<br />

Radwege<br />

365<br />

Das kantonale Velonetz<br />

weist ca. 365 km<br />

gekennzeichnete Wege<br />

auf, davon gehören 325<br />

km zum Netzwerk für<br />

Langsamverkehr von<br />

SchweizMobil.<br />

37.7<br />

Die längste Strecke,<br />

die mit Bikesharing<br />

zurückgelegt werden<br />

kann, reicht von<br />

Bellinzona nach<br />

Vergeletto (37.7 km).<br />

Es stehen über 500<br />

Räder zu Verfügung,<br />

darunter 314 E-Bikes.<br />

Bikesharing<br />

Quelle: USTAT


26 TICINO.CH/GENEROSO<br />

130 JAHRE ALT UND KEIN BISSCHEN MÜDE<br />

Wo die Schafe das<br />

Wetter vorhersagen<br />

Ein 1'704 Meter hoher Berg mit Alpwirtschaften, Wanderwegen, einer<br />

berühmten Steinblume und einer 130 Jahre alten Eisenbahn, welche die<br />

älteste, in Betrieb befindliche Dampflok der Schweiz vorweisen kann.<br />

Der Monte Generoso ist das Wahrzeichen des Südtessins und reich an<br />

Geschichte und Ereignissen. Eine Entdeckungsreise.


ABSCHALTEN — MONTE GENEROSO<br />

27<br />

MONTE GENEROSO<br />

01<br />

01. Knapp unter dem Gipfel des<br />

Monte Generoso entstand 2017<br />

die Steinblume.<br />

02. Egidio trägt die Original-<br />

Lokführermütze von 1890.<br />

03. Ein Sprung in die Belle Époque.<br />

Während des Sommers werden<br />

historische Fahrten mit der<br />

Dampflok von 1890 angeboten.<br />

02<br />

03<br />

Vergesst Dampf, Diesel oder Elektrizität. Leidenschaft<br />

ist das Benzin, mit dem Egidio über<br />

50 Jahre lang die Züge antrieb, die täglich von<br />

Capolago auf den Gipfel des Generoso fuhren.<br />

Das wird im Gespräch deutlich. «Wir waren wie<br />

eine grosse Familie und ich war mit der Bahn<br />

verheiratet.» Sobald er seinen Erinnerungen<br />

freien Lauf lässt, leuchten seine Augen. Er erzählt<br />

dann von den Zügen, die für diese Linie<br />

des Jahres 1890 entworfen wurden, erläutert<br />

den «Sattdampf», spricht von Veränderungen<br />

an Waggons, die in den Werkstätten am Seeufer<br />

vorgenommen wurden und schwärmt von dem<br />

guten Teamgeist. «Ich war morgens der erste, der<br />

kam, und abends der letzte, der ging. Auch heute<br />

noch trinke ich jeden Morgen in Capolago einen<br />

Kaffee und begrüsse die ehemaligen Kollegen.»<br />

«DAS HOTEL AUF DEM GIPFEL WAR<br />

BEEINDRUCKEND, ALLES MARMOR UND<br />

ROTER SAMT»<br />

Zu den Erinnerungen gehören auch die Bauarbeiten<br />

in den 1970er Jahren zur Errichtung<br />

des Hotel-Restaurants, dem Vorgänger des<br />

2017 errichteten «Fiore di pietra» von Architekt<br />

Mario Botta. «In den Jahren '71 und '72<br />

vollzogen wir über 1'000 Nachtfahrten, um<br />

das Material hoch zu transportieren. Tagsüber<br />

fuhren die Touristen mit dem Zug. Damals stand<br />

am Endbahnhof noch das Hotel Kulm mit 100<br />

Zimmern, Marmorfussboden, rotem Samt und<br />

Teppichen mit Messinghalterungen. Das Haus<br />

war Zeugnis der reichen und faszinierenden<br />

Geschichte des Monte Generoso.» Dieser Berg<br />

erlebte die Anfänge des Tourismus der Region


28 <strong>#ticinomoments</strong><br />

mit, als die Engländer zur europäischen Grand<br />

Tour kamen und die Italiener der adligen sowie<br />

herrschenden Schichten anreisten. Heute gibt<br />

es zwar keine Übernachtungsmöglichkeit mehr<br />

auf dem Gipfel, dennoch bietet der Monte Generoso<br />

mit seinem tollen Ausblick von den Alpen<br />

bis zur Poebene eine Vielzahl von Aktivitäten.<br />

Zahlreiche Wanderwege geben die Möglichkeit,<br />

Mendrisio und Castel San Pietro kennenzulernen<br />

oder führen durch das Muggiotal am Fusse<br />

des Monte Generoso, das für seine lebendigen<br />

Traditionen bekannt ist. Zudem lässt sich von<br />

Rovio aus auch der südlichste Alpinwanderweg<br />

der Schweiz bestreiten. Nicht zu vergessen<br />

die Gastronomie. Kulinarisch unbedingt zu<br />

empfehlen: das Ossobuco von Piera di Scudellate<br />

im Muggiotal oder die Formaggini von<br />

Marisa knapp unter dem Gipfel. Gerne erinnert<br />

sich Egidio an die Bauern, die am Berg leben:<br />

«Auf dem Gipfel habe ich tolle Menschen kennengelernt<br />

und mich immer wohl gefühlt.»<br />

DIE SCHAFE SAGEN DAS WETTER VORHER<br />

Ein Zug ist ein Ort, an dem sich Menschen<br />

kennenlernen. Egidio erging es nicht anders.<br />

«Einmal bin ich mit einem Rad entgleist und<br />

der Zug bewegte sich nicht vor und zurück.<br />

Also bat ich die Passagiere auszusteigen und<br />

dabei zu helfen, den Waggon wieder ins Gleis<br />

zu setzen. Der Wagen war relativ leicht - und<br />

wir waren eine grosse Gruppe. Damals habe<br />

ich es als ein kurioses Erlebnis empfunden.<br />

Heute würde es sicher ganz anders ablaufen»,<br />

sagt er mit einem Lachen. Wenn Egidio erzählt,<br />

springt er von einem Thema zum anderen, von<br />

den technischen Details über gesellschaftliche<br />

Hintergründe zu den Anekdoten. «Ich erinnere<br />

mich, dass einmal ein im Tessin sehr bekannter<br />

Meteorologe im Zug sass. Der Tag war schön und<br />

sonnig, er begleitete eine Schulgruppe und wollte<br />

am darauffolgenden Tag Gleitschirm fliegen. Als<br />

wir hochfuhren, teilte ich ihm mit, dass es Regen<br />

geben würde. Er glaubte mir nicht. Am nächsten<br />

Tag war tatsächlich schlechtes Wetter und er<br />

fragte mich erstaunt, woher ich das wissen<br />

konnte. «Dank der Schafe», meinte ich. Schafe?<br />

«Wenn sie im Tunnel Schutz suchen, bedeutet<br />

es, dass es am nächsten Tag regnen wird.» Jahre<br />

später rief er mich einmal an und fragte: «Was<br />

machen die Schafe?» Er war sich unsicher mit<br />

seiner Vorhersage und wollte eine Bestätigung.»<br />

DEN BERG IM HERZEN<br />

Der Monte Generoso ist vielen Menschen ans<br />

Herz gewachsen. Den Einwohnern von Mendrisio<br />

(«Momò» genannt) und der Region sowie den<br />

vielen Touristen, die den Berg auf unzähligen<br />

Fotos festhielten. Und natürlich Egidio. Nicht<br />

nur, weil es sein Arbeitsort war. Am Monte<br />

Generoso lernte er auch seine Frau kennen, der<br />

Berg ist Teil seiner Familie. «Meine Enkel lieben<br />

den Monte Generoso. Sie sind zwar nicht ganz<br />

so verrückt nach Zügen, aber sie bauen gerne,<br />

wenn sie spielen. Ich bin da zuversichtlich»,<br />

sagt Egidio und lacht.<br />

01<br />

Ein vielseitiger Berg<br />

Über einen Wanderweg am<br />

Monte Generoso lassen sich<br />

die Nevère, antike Naturkühlschränke,<br />

entdecken<br />

(ticino.ch/hike29), ausserdem<br />

gibt es den südlichsten<br />

Alpinwanderweg der<br />

Schweiz, eine Sternwarte<br />

(Margherita Hack gewidmet)<br />

und natürlich eine<br />

Bahn, die seit 130 Jahren<br />

verlässlich den Berg hochklettert<br />

(montegeneroso.ch)<br />

Das ist längst noch nicht<br />

alles. Lassen Sie sich vom<br />

Wahrzeichen des Mendrisiottos<br />

überraschen<br />

(mendrisiottoturismo.ch).<br />

1890<br />

Die Bahn wird am<br />

4. Juni eingeweiht.<br />

54 Km<br />

Luftlinie ist die Distanz<br />

zur Madonnenstatue des<br />

Mailänder Doms, die man<br />

vom Gipfel aus glänzen<br />

sehen kann.<br />

9 Km<br />

Die Länge der Gleise aus<br />

dem Jahr 1890, die in<br />

den nächsten 4 Jahren<br />

erneuert werden.<br />

02


ABSCHALTEN — MONTE GENEROSO<br />

29<br />

DAS TESSIN FÜR<br />

ZUGLIEBHABER<br />

Gallerie Baumgartner<br />

2'540 m Gleisstrecke,<br />

3'000 Objekte und<br />

eine Liebe, die ein<br />

Leben lang hält. In<br />

Mendrisio gibt es<br />

einen Tempel für<br />

Modellbahnliebhaber,<br />

der die Sammlung<br />

Baumgartner und<br />

andere, private oder<br />

betriebseigene Kollektionen<br />

beherbergt.<br />

Da lässt es sich wieder<br />

Kind sein...<br />

galleriabaumgartner.ch<br />

Miniferrovia Minusio<br />

Kein echter Zug, aber<br />

auch nicht einfach<br />

eine Spielzeugbahn.<br />

Die Miniferrovia in<br />

Minusio lädt Gross und<br />

Klein in die Welt der<br />

Züge ein. Alles einsteigen,<br />

bitte!<br />

ataf.ch<br />

01. Auf dem Monte Generoso weiden<br />

Schafe, die Milch geben …<br />

und das Wetter vorhersagen.<br />

02. Orange ist die Farbe der Züge,<br />

die 1941 durch den Migros-<br />

Gründer Gottlieb Duttweiler<br />

gerettet wurden.<br />

03. Wechsel an der Spitze: Nach<br />

Egidio wurde Massimo Bosisio<br />

zum Betriebsführer, der seit 25<br />

Jahren bei der Ferrovia Monte<br />

Generoso arbeitet.<br />

03<br />

Mit dem Zug durch<br />

die Stadt<br />

Mit einem kleinen Zug<br />

die Stadt besichtigen:<br />

In den grössten<br />

Orten des Tessins ist<br />

das möglich. Mit dem<br />

Trenino geht es über<br />

die Piazza Grande von<br />

Locarno, hoch auf die<br />

Castelli in Bellinzona<br />

oder entlang des Lungolago<br />

in Lugano.<br />

ticino.ch/kleinbahn


30 TICINO.CH/KAESERIN<br />

«Für diese Arbeit braucht<br />

es Leidenschaft, anders<br />

lassen sich die vielen<br />

Opfer nicht bringen.»


GENIESSEN — LARGARIO<br />

31<br />

VOM HEUMARATHON ZUM EXQUISITEN KÄSE<br />

Der beste Antrieb?<br />

Die Leidenschaft<br />

Piora, Sonogno, Valmaggia, Carì. Das sind nicht nur<br />

Ortsnamen, sondern auch köstliche Käsesorten. Formaggino<br />

aus Kuh- oder Ziegenmilch, Formagella, Alpkäse: Es ist<br />

unmöglich, alles durchzuprobieren. Ein Besuch im Sonnental<br />

bei Doris, einer jungen Käserin.<br />

LARGARIO<br />

Einen Käselaib aus dem Keller holen, auf dem Tisch platzieren, noch<br />

einmal drüber streicheln – und dann entschieden anschneiden.<br />

Anfangs leistet er vielleicht noch Widerstand. Doch wenn er erst<br />

einmal geöffnet ist, entströmt ein köstlicher Duft, der das Wasser<br />

im Mund zusammenlaufen lässt. In dieser cremigen Speise vereinen<br />

sich die Aromen der Berge mit Sorgfalt und Leidenschaft. Es sind<br />

die geheimen Zutaten des Tessiner Käse. Doris Martinali, 22 Jahre,<br />

aus Largario im Bleniotal ist Expertin für dieses Thema. Nach einer<br />

dreijährigen Ausbildung zur Landwirtin im Kanton Zürich leitet sie<br />

nun den Agrarbetrieb der Familie. Bei ihr entsteht der Crenga, ein<br />

für die Region typischer Formagella. Dabei handelt es sich um einen<br />

jungen Käse auf der Basis von Kuhmilch, dessen kleine Laibe eine<br />

dünne graue Schicht und einen weichen cremigen Kern vorweisen.<br />

Die Kühe von Doris stehen von September bis Juni in einem Stall in<br />

Largario, wo Doris rund 1'900 kg Crenga produziert. Im Sommer<br />

wandern die Tiere auf die Alp, wo sie, gemeinsam mit 220 anderen<br />

Rindern, das würzige Gras der Bergwiesen fressen. Wenn sie im<br />

September ins Tal zurückkommen, ist auch der Lucomagno Segno<br />

dabei, ein delikater Käse, der hoch auf der Alp produziert wird.


32 <strong>#ticinomoments</strong><br />

Um 4.45 Uhr klingelt der Wecker. Kein leichtes<br />

Leben für eine Landwirtin im Gebirge: Bei Sonnenaufgang<br />

sind die Kühe bereits gefüttert und<br />

ruhig. Kaum haben die Tiere den Stall verlassen,<br />

beginnt die Verarbeitung der Milch. Im Sommer<br />

wird das Heu gemacht. Es sind eine Vielzahl<br />

kleiner Aufgaben, die die Bergbäuerin täglich<br />

erwartet. Dazu gehört auch Verwaltungsarbeit,<br />

es braucht immer neue Ideen und neue Vertriebspunkte.<br />

«Einen Rhythmus zu haben, ist<br />

fundamental», sagt Doris und lächelt.<br />

MIT EINER KUH AUF DER SCHULTER<br />

Doris ist eine sympathische, fröhliche junge<br />

Frau. Sie tritt aber auch entschlossen auf, weiss,<br />

was sie will. Gemeinsam mit ihrer Schwester<br />

Marina wuchs sie im elterlichen Agrarbetrieb<br />

auf. Die Liebe zu den Bergen, den Tieren und<br />

der Region liegt ihr in den Genen. Die Leidenschaft<br />

zum Beruf verrät sie nicht nur mit ihren<br />

Blicken, Gesten und Worten, sondern auch mit<br />

einer Tätowierung. Von der Schulter blickt einem<br />

tatsächlich Kuh Karin entgegen: «Meine Lieblingskuh<br />

ist eigentlich eine andere, aber Karin<br />

ist zweifellos die Schönste.» Die Tiere gehören<br />

zur Rasse Original Braunvieh, ein robustes Rind<br />

mittlerer Grösse, braun, mit dunklem Maul und<br />

dunklen Hufen. Früher war diese einheimische<br />

Rindviehrasse in den Schweizer Bergen sehr<br />

verbreitet. Sie wurde dann vermehrt durch<br />

produktivere Rassen ersetzt, die allerdings<br />

weniger an das alpine Ambiente angepasst sind.<br />

Das Original Braunvieh liefert bestes Fleisch<br />

und etwa 4-5'000 kg Milch pro Jahr, liegt damit<br />

aber weit hinter den 10'000 kg Milch der Brown<br />

Swiss. Doris Kühe mit ihren hübschen Hörnern<br />

und den Glöckchen sind ein Symbol der Alpen.<br />

Bereit für ein Selfie?<br />

VON DER WEIDE IN DEN HEUSCHOBER<br />

Die alpine Landschaft mit ihren grünen Wiesen<br />

und Wäldern macht das Tessin so einzigartig.<br />

Natürlich dient diese Umgebung dem Menschen<br />

nicht nur zum Bewundern und Fotografieren,<br />

sondern erfüllt einen wichtigen Zweck: Hier<br />

wird das Heu produziert, das im Winter den<br />

Tieren als Nahrung dient. Von Mai bis September<br />

müssen sich Doris und ihre Familie einer<br />

Arbeit widmen, die alle Bergbauern nur zu gut<br />

kennen: die Heuernte. Zahlreiche Wochen verbringen<br />

sie damit, die Weiden auf 500 bis 1’700<br />

Höhenmetern zu mähen. Jede Weide muss 2-3<br />

Mal abgearbeitet werden, immer bei schönem<br />

Wetter, weil das Heu sonst verdirbt. Ein echter<br />

Marathon. Ohne die Kühe, die friedliche, fast<br />

schläfrige Atmosphäre verbreiten, gäbe es<br />

keinen Käse. Doch auch ohne Doris, die alle<br />

zwei Tage Milch in zylinderförmige Käsemasse<br />

verwandelt, könnten wir diese Alpspezialität<br />

nicht geniessen. «Jeder in unserer Familie stellte<br />

Käse her. Doch seit wir die neue Kesselanlage<br />

haben, bin ich die offizielle Käserin, da meine<br />

Eltern sich nicht auf das neue Touchmenü umstellen<br />

wollten und meine Schwester Marina<br />

studierte.» Wichtige Faktoren für einen guten<br />

Käse seien die Milchtemperatur, Luftfeuchtigkeit,<br />

Salzmenge und viele andere Variablen,<br />

die den Geschmack verändern. «Bis ich die<br />

perfekte Formel gefunden hatte, musste ich viel<br />

ausprobieren.» Wie fühlt es sich an, wenn der<br />

eigene Käse gut bei den Leuten ankommt? «Das<br />

macht mir grosse Freude. Doch noch wichtiger<br />

ist mir Kritik, damit ich mich immer verbessern<br />

kann.» Ein ehrgeiziger Mensch, der da spricht.<br />

EINE WOCHE FERIEN IM JAHR<br />

«Unter den Helfern in unserem Betrieb hatten<br />

wir auch Leute, die leidenschaftlich gern Berglauf<br />

oder Marathon machten, doch selbst sie<br />

kamen bei dem Tempo nicht mit.» Für die Arbeit<br />

brauche es Durchhaltevermögen und Leidenschaft,<br />

«anders lassen sich nicht die vielen Opfer<br />

bringen.» Aber wie lädt Doris ihre Batterien<br />

wieder auf? «Ich versuche, einmal im Jahr eine<br />

Woche frei zu nehmen, um wegzufahren, mich<br />

auszuruhen und meinen Geist wach zu halten.»<br />

In der Tat fällt im Gespräch mit Doris sofort ihre<br />

Lust auf, neue Welten kennenzulernen, Ideen zu<br />

sammeln und Projekte zu entwerfen, mit denen<br />

sie ihren Betrieb verbessern kann. So plant sie,<br />

den Direktverkauf zu erhöhen, die Anzahl der<br />

Kühe zur Optimierung der Produktion leicht<br />

zu verringern und einen neuen Stall ins Auge<br />

zu fassen. Selbst in ihren Träumen bleibt Doris<br />

mit den Füssen fest auf dem Boden.<br />

01<br />

Der Geschmack der Berge<br />

Doch es gibt in dem Familienbetrieb<br />

nicht nur köstlichen Formagella und leckeren<br />

Alpkäse. Der kleine Agritourimus in Largario<br />

bietet auch Milch, Kalb- und Lammfleisch<br />

und verschiedene Wurstspezialitäten<br />

an (aziendamartinali-valblenio.ch).<br />

02


GENIESSEN — LARGARIO<br />

33<br />

EIN KÄSE IST<br />

GOLD WERT<br />

Es gibt viele Alpwirtschaften<br />

im Tessin<br />

– und noch mehr<br />

guten Käse. Zu den<br />

bekanntesten Sorten<br />

gehört sicherlich der<br />

Piora (DOP). Die Alpe<br />

Piora, die grösste<br />

Alp im Kanton Tessin,<br />

umfasst 3'500 Hektar<br />

alpines Weideland<br />

auf 2'000 bis<br />

2'300 Höhenmetern.<br />

Im Sommer, zwischen<br />

Juli und September,<br />

ziehen 500 Rinder<br />

auf die Alp: Kälber,<br />

Jungrinder, Färsen<br />

und Milchkühe.<br />

Die jährliche Produktion<br />

beträgt<br />

bis zu 3'000 Laibe<br />

Käse (23'000 kg).<br />

Die Käseprodukte<br />

gehören den einzelnen<br />

Boggesi, den<br />

Genossenschaftern<br />

und Besitzern der<br />

Rinder. Um die jeweilige<br />

Menge Käse der<br />

Beteiligten zu bestimmen,<br />

wird bei jeder<br />

einzelnen Kuh an drei<br />

Terminen die produzierte<br />

Milch abgewogen.<br />

Die Laibe<br />

werden zwischen den<br />

Viehbesitzern proportional<br />

zur Milchmenge<br />

jedes einzelnen<br />

Tieres aufgeteilt.<br />

03<br />

Wie viel wiegt demnach<br />

ein kg Piora?<br />

Mehr als 60 Schweizer<br />

Franken …<br />

Guten Appetit.<br />

01. Der Käse muss im Keller reifen. Währenddessen<br />

wird er regelmässig gedreht und geputzt.<br />

02. Doris erkennt ihre Kühe auf den ersten Blick,<br />

aber Etiketten und Bänder kennzeichnen am<br />

besten die Eigenschaften der einzelnen Rinder.<br />

03. Auf der Schulter von Doris ist eine Kuh tätowiert:<br />

«Das ist Karin, die Schönste.»


34 <strong>#ticinomoments</strong><br />

So schmeckt das Tessin<br />

Der würzige Duft blühender Alpwiesen auf dem Teller: Der Tessiner Käse<br />

ist der kulinarische Botschafter der Region. Ein feinschmeckender.<br />

XII<br />

Die erste Erwähnung einer<br />

Tessiner Alp geht auf das<br />

12. Jahrhundert zurück.<br />

Die besondere Alpenflora,<br />

mit ihren 150 Sorten<br />

Gräsern, verleiht dem Käse<br />

ein ganz besonderes Aroma.<br />

150<br />

80%<br />

80% der Alpwirtschaften<br />

befinden sich im Besitz<br />

eines Patriziats, der Rest<br />

verteilt sich auf<br />

Inhabergemeinschaften (so<br />

genannte Boggesi) und<br />

Einzelbesitzer.<br />

1'600<br />

380<br />

60<br />

Die Jahresproduktion an<br />

Käse beträgt 1'600 Tonnen,<br />

380 davon entstehen auf<br />

den Alpen.<br />

Das ist der Mindestzeitraum<br />

in Tagen, den ein DOP<br />

gekennzeichneter Käse im<br />

Keller reifen muss.<br />

Der Tessiner Käse<br />

unterscheidet sich von allen<br />

anderen Schweizer Käse,<br />

weil er aus Vollmilch und<br />

nicht entrahmter Milch<br />

besteht und die Kruste<br />

braun-grau und nicht<br />

gelb-rot ist.<br />

3–10<br />

Das durchschnittliche<br />

Gewicht eines Käselaibs in<br />

Kilogramm; während der<br />

Reifung kann der Käse bis<br />

zu 20% seines Gewichts<br />

verlieren.


GENIESSEN<br />

35<br />

Herbstfest und Käsemarkt:<br />

Im Oktober kann in<br />

Bellinzona Käse aus dem<br />

ganzen Tessin gekostet<br />

werden. Highlight ist die<br />

Kuhparade in der Viale<br />

Stazione.<br />

11'992<br />

Formaggio della paglia<br />

(Strohkäse), formaggio<br />

ubriaco (betrunkener Käse)<br />

mit Trester und alle ortiche<br />

(mit Brennnessel): an<br />

Originalität fehlt es dem<br />

Tessiner Käse nicht. Warum<br />

nicht auch mal Tessiner<br />

Raclette und Sbrinz oder<br />

den Zincarlin probieren?<br />

Wo lassen sich Alpkäse,<br />

Formaggini oder andere<br />

regionale Produkte<br />

erwerben? Info gibt es auf<br />

ticinoate.ch<br />

10'525<br />

1916<br />

9'845<br />

Im Mai laden rund 20<br />

Tessiner Käsereien zum Tag<br />

der offenen Tür ein.<br />

9'845 Rinder, 11'992 Schafe<br />

und 10'525 Ziegen: So viele<br />

Tiere produzieren Milch im<br />

Tessin.<br />

Offene<br />

Käsereien<br />

1916 bildete sich die<br />

Federazione Ticinese<br />

produttori latte. Heute sind<br />

in dem Milchverband etwa<br />

130 Milchproduzenten<br />

organisiert mit einem<br />

Absatz von etwa 9.5<br />

Millionen Kilo Tessiner<br />

Milch im Jahr.<br />

1946 wurde die Tessiner<br />

Gesellschaft für Alpenökonomie,<br />

STEA, gegründet. Der<br />

Verein setzt sich für die<br />

Wertsteigerung der Almen<br />

und ihrer Produkte ein.<br />

Quelle: CCAT e USTAT<br />

DAS TESSIN<br />

ZUM ANBEISSEN<br />

Tessiner Käse kann<br />

in den Käsereien<br />

oder bei den Landwirtschaftsbetrieben<br />

erworben werden.<br />

Auch Supermärkte und<br />

Lebensmittelgeschäfte<br />

bieten eine Auswahl<br />

an. Hier einige DOP<br />

gekennzeichnete<br />

Alpkäsesorten.<br />

ticino.ch/kaesereien<br />

Bellinzonese<br />

und Nordtessin<br />

Von der Alp Cristallina<br />

bis zur Alp Fieudo<br />

oder Gorda: Leventinatal,<br />

Bedrettotal<br />

und Bleniotal sind ein<br />

Paradies für Käseliebhaber.<br />

Auf der<br />

Alpe Geira wird auch<br />

Mascarpa hergestellt.<br />

Locarno und Täler<br />

Verzascatal, Onsernonetal<br />

oder Maggiatal?<br />

Wer die Wahl hat, hat<br />

die Qual. Vegorness<br />

aus Sonogno und<br />

Grossalp aus Bosco<br />

Gurin sind nur einige<br />

der Köstlichkeiten<br />

zum Probieren.<br />

Region Lugano<br />

Warum nicht einmal<br />

einen Formaggino<br />

aus Ziegenmilch<br />

probieren? Die Fattoria<br />

Poma in Arosio<br />

macht es möglich.<br />

Im Malcantone<br />

kann man Almwege<br />

entlang bis zum<br />

Monte Lema laufen.<br />

Mendrisiotto<br />

Ein Tal berühmt<br />

für Wälder, Pilze<br />

und Käse: Wer das<br />

Muggiotal besucht,<br />

sollte unbedingt<br />

den Zincarlin kosten,<br />

einen deftigen<br />

Käse, der mit Wein<br />

oder Gin verfeinert<br />

ist. Auf dem Monte<br />

Generoso locken<br />

köstliche Formaggini.


36 TICINO.CH/SKULPTURPECCIA<br />

WO KÜNSTLER SEITE AN SEITE ARBEITEN<br />

In Stein<br />

gemeisselt<br />

Fern von den Seen und Städten,<br />

fast am Ende des Maggiatals,<br />

offenbart der Fels seine pure,<br />

schroffe Schönheit. In Peccia erwartet<br />

die Besucher ein beeindruckender<br />

Marmorsteinbruch und eine<br />

Bildhauerschule, die neugierig macht.<br />

Wer sind Almute und Alex?<br />

Schon von Weitem sind die<br />

Schläge des Hammers zu<br />

hören, mit dem Alex die<br />

Spitzen der Meissel bearbeitet.<br />

Hinter ihm prasselt das<br />

Feuer in der Schmiede. «Die<br />

Schläge auf den Amboss<br />

dürfen niemals schief<br />

erfolgen. Der Hammer muss<br />

immer senkrecht treffen.<br />

Nur dann erklingt die Musik<br />

der Schmiede, wie ein<br />

Tanz.» Alex Naef, Direktor<br />

der Bildhauerschule Peccia,<br />

ist Bildhauer der dritten<br />

Generation. Geboren wurde<br />

er 1954 im Kanton St. Gallen,<br />

schon sein Vater und<br />

sein Grossvater arbeiteten<br />

mit Stein. Nach dem Kunstund<br />

Pädagogikstudium kam<br />

er 1986 nach Peccia und<br />

baute die Schule auf, die er<br />

seit 34 Jahren leitet. Warum<br />

ausgerechnet Peccia?<br />

STEILE FELSWÄNDE<br />

UND WUNDERSCHÖNE<br />

WASSERFÄLLE<br />

Anfangs ist die Strasse, die<br />

von Locarno ins Vallemaggia<br />

hineinführt, noch breit<br />

und eben, weiter hinten im<br />

Tal wird sie steil und kurvig.<br />

Der Weg führt vorbei an<br />

charakteristischen Dörfern,<br />

die voller Geschichte stecken<br />

und Zeugnis von Emigration<br />

und Glückssuche in<br />

der Neuen Welt sind. Felswände<br />

ragen imposant in<br />

die Höhe. «Jedes Mal, wenn<br />

wir von einer Reise zurückkehren,<br />

haben wir unseren<br />

Blickwinkel verändert – und<br />

entdecken doch immer<br />

etwas Besonderes: die<br />

Berge um uns herum, das<br />

Licht und diese besondere<br />

Energie. Peccia steckt voller<br />

Inspiration.» Es sind viele<br />

Jahre vergangen, seit Alex<br />

an einem weissen Wintertag<br />

zum ersten Mal diesen Ort<br />

besuchte und das Angebot<br />

erhielt (und im Herzen<br />

sofort zusagte), die Bildhauerschule<br />

zu leiten. Zwei<br />

Jahre zuvor war diese von<br />

Rolf Flachsmann gegründet<br />

worden. «Er hatte damit<br />

seinen Traum verwirklicht<br />

und suchte jemanden, der<br />

das Projekt fortsetzt und<br />

ausweitet.»<br />

DER MARMOR ALS<br />

VERFÜHRER<br />

Eine grosse Herausforderung<br />

und ein tolles Abenteuer,<br />

bei dem Alex nicht<br />

alleine blieb. An seiner Seite<br />

01<br />

fand sich schnell Almute<br />

Grossmann-Naef ein, heute<br />

Ko-Direktorin der Schule<br />

und Mitglied des Stiftungsrats<br />

des Internationalen<br />

Bildhauerzentrums, das<br />

Ausstellungen und Künstleraufenthalte<br />

organisiert.<br />

Kennengelernt hat sich das<br />

Paar genau dort, in Peccia.<br />

Almute reiste zu einem Studienaufenthalt<br />

mit Schulkollegen<br />

an, von denen einer<br />

die Bildhauerschule kannte.<br />

Almute verliebte sich erst in<br />

den Marmor, dann in Alex.<br />

Peccia, obwohl es abgelegen<br />

inmitten hoher Felswände<br />

liegt, ist heute kein Ort der<br />

Einsamkeit. Das Künstlerzentrum<br />

vernetzte sich<br />

sofort mit Universitäten, die<br />

das Potential dieser Schule<br />

in den Bergen erkannten.<br />

Heute organisiert die Einrichtung<br />

während der sechs<br />

Monate Betrieb im Jahr<br />

mehr als 40 Wochen Kurse<br />

mit über 400 Teilnehmern,<br />

von Anfänger bis Profis.<br />

Jeder bekommt Raum für<br />

seine Kreativität. Das ist das<br />

erklärte Ziel der Schule. Um<br />

diese Kreativität in Fluss<br />

zu bringen, gibt es zwei<br />

Methoden: Entweder es<br />

liegt eine konkrete Idee und<br />

ein Plan zur Umsetzung vor<br />

– oder der Künstler trifft<br />

auf das Material und lässt<br />

sich vom Instinkt und dem<br />

Gefühl treiben. «Die Skulptur<br />

hängt direkt vom Körper<br />

ab: wichtig ist, niemals den<br />

Dialog mit der Materie zu<br />

verlieren.»<br />

EIN WEISSER RIESE<br />

Peccia ist nicht nur als<br />

Kraftort bekannt, sondern<br />

auch für den Marmorsteinbruch,<br />

der in nur fünf Kilometer<br />

Luftlinie Entfernung<br />

auf 1'400 Höhenmeter liegt<br />

und dem Betrachter Respekt<br />

einflösst. Der Steinbruch,<br />

der im Jahr 1946 eröffnet<br />

wurde, beschäftigte in den


ENTDECKEN — PECCIA<br />

37<br />

PECCIA<br />

«Die Skulptur<br />

reagiert direkt<br />

auf den Körper.»<br />

01. Almute und Alex bewundern<br />

den Marmor in dem Steinbruch,<br />

aus dem er gewonnen wird.<br />

02. Der Marmoraltar der Kirche<br />

in Giumaglio.<br />

1970er Jahren bis zu 40<br />

Arbeiter und exportierte<br />

Tonnen von Marmor nach<br />

Nordeuropa. Auch heute<br />

sorgen Amphitheater und<br />

Tunnel, die beim Abbau des<br />

Gesteins entstehen, für eine<br />

spektakuläre Szenerie.<br />

PECCIA'S GOT TALENT<br />

Wurden in Peccia schon<br />

Talente entdeckt? «Es ist<br />

schon vorgekommen, dass<br />

eine Person anreist, die<br />

noch nie einen Meissel in<br />

der Hand hatte und nach<br />

zwei Wochen Kurs etwas<br />

aus dem Stein holt, was sie<br />

niemals von sich erwartet<br />

hätte», erzählen Almute und<br />

Alex. «Die Idee war, mit der<br />

Schule einen Ort zu schaffen,<br />

an dem sich Künstler<br />

als Freunde begegnen und<br />

Seite an Seite arbeiten<br />

können.»<br />

AUSEINANDERSETZUNG MIT<br />

STEIN UND NATUR<br />

«Es ist ein ganz besonderes<br />

Gebiet hier: Die<br />

Geschichte des Ortes und<br />

seiner Anwohner ist überall<br />

spürbar. Hier musste sich<br />

der Mensch schon immer<br />

mit Fels und Natur auseinandersetzen.»<br />

Almute fühlt<br />

diese Energie und weiss,<br />

dass sie jeden Besucher<br />

beeinflusst, egal ob dieser<br />

kommt, um sein Können<br />

zu perfektionieren, ein<br />

neues Talent in sich zu<br />

entdecken oder einfach um<br />

neue Erfahrungen zu sammeln.<br />

«Die Schule und das<br />

Zentrum lassen uns selbst<br />

wenig Zeit zum Bildhauern.<br />

Doch der schönste Moment<br />

dafür ist der frühe Morgen,<br />

wenn die Sonne aufgeht.»<br />

Bei diesem Satz steht ein<br />

Lächeln in Almutes Gesicht<br />

und ihre Augen strahlen.<br />

Das sagt eigentlich mehr<br />

als tausend Worte. Peccia<br />

ist der Ort für Leidenschaft<br />

und Inspiration.<br />

02


38 <strong>#ticinomoments</strong><br />

01. Die Erhabenheit des<br />

Steinbruchs steht für die<br />

Kraft der Natur.<br />

02. In Peccia wird unter freiem<br />

Himmel gearbeitet.<br />

03. Das neue Internationale<br />

Bildhauerzentrum mit seinen<br />

Künstlerateliers.<br />

01<br />

BILDHAUEREI<br />

IM TESSIN<br />

03<br />

Museo<br />

Vincenzo Vela<br />

Vincenzo Vela wurde<br />

vor genau 200 Jahren<br />

geboren und ist einer<br />

der berühmtesten<br />

Tessiner Bildhauer.<br />

Das Hausmuseum<br />

von Ligornetto ist<br />

umgeben von einem<br />

wunderschönen Park<br />

mit Blumen, Zitronen,<br />

Brunnen und Bäumen<br />

aller Art.<br />

ticino.ch/museumvela<br />

02<br />

Die Form der Zukunft<br />

Künstler aus der ganzen Welt finden sich im Centro Internazionale di Scultura ein. Die Einrichtung,<br />

die <strong>2020</strong> eröffnete, krönt die Arbeit von Almute und Alex. In den Ateliers können turnusmässig<br />

5 Künstler residieren, der Pavillon bietet Platz für Ausstellungen mit internationaler Reichweite.<br />

Das neue Internationale Bildhauerzentrum ist ein Ort der Begegnung, der die Kreativität beflügeln<br />

und Kunstrichtung sowie Umgebung aufwerten soll (centroscultura.ch).<br />

Die Scuola di Scultura bietet eine grosse Auswahl an Kursen an, die thematisch von Marmorskulpturen<br />

übers Zeichnen bis zum Schaffen von Bronzestatuen reicht (scultura.ch).<br />

Marmorsteinbruch<br />

von Arzo<br />

Einst roter Marmor<br />

für ganz Europa.<br />

Heute erwachen die<br />

Steinbrüche durch<br />

Open Air-Events<br />

zu neuem Leben.<br />

cavaviva.ch<br />

Kunst im Wald<br />

Im Wald von Tesserete<br />

verbergen sich<br />

entlang des Weges<br />

kunstvolle Installationen<br />

zwischen den<br />

Bäumen.<br />

ticino.ch/hike300


40<br />

<strong>#ticinomoments</strong><br />

EIN WOCHENENDE IN …<br />

Ciao Ascona–Locarno<br />

Die Perle des Lago Maggiore und die Stadt des Leoparden: Ascona<br />

und Locarno. Diese kleinen Städtchen mit insgesamt etwa 20'000<br />

Einwohnern haben alles was man braucht. Strassenkünstler und<br />

Filmstars, JazzAscona und Moon&Stars. Ascona und Locarno stehen<br />

für Dolce Vita und Lebensfreude.<br />

ASCONA<br />

LOCARNO<br />

18 UHR<br />

#APERO #LIFEMUSIC<br />

Eine Bar, wie sie sein muss:<br />

guter Aperitif, lokales Bier,<br />

Cocktails und Livemusik in<br />

Locarno. Wer in der Mono-<br />

Bar Hunger bekommt, kann<br />

leckere Falafel oder Hamburger<br />

probieren.<br />

monobar.ch<br />

23 UHR<br />

#HOTELGOALS<br />

Es ist der erste Abend.<br />

Besser noch nicht zu sehr<br />

verausgaben. Das Wochenende<br />

ist lang. Nach dem<br />

letzten Schluck sind es<br />

nur wenige Meter bis ins<br />

Bett: Das Hotel Belvedere<br />

thront über der Altstadt von<br />

Locarno. Gute Nacht.<br />

belvedere-locarno.com<br />

10 UHR<br />

#ART #SHOPPING<br />

Nach einem stärkenden Frühstück<br />

ist es nur ein Katzensprung<br />

bis ins Zentrum Locarnos.<br />

Die Boutiquen locken zu<br />

einer Shoppingtour. Taschen,<br />

Kleider, Schmuck: Jeder wird<br />

hier fündig. Ein roter Kubus<br />

macht neugierig: Willkommen<br />

bei der Ghisla Art Collection.<br />

ghisla-art.ch<br />

12.30 UHR<br />

#LAKE #BIKE #PROMENADE<br />

Ein Velo, vielleicht sogar mit Elektroantrieb, ist das<br />

perfekt Vehikel, um die Region kennenzulernen. Von<br />

der Piazza Grande geht es am Lungolago entlang bis<br />

nach Minusio. Dort schmeckt das Mittagessen mit<br />

Seeblick. Was für ein Paradies. ticino.ch/hike20<br />

15 UHR<br />

#RELAX #ENERGY #TEA<br />

Im Fahrradsattel führt der<br />

Weg weiter nach Ascona. Am<br />

Monte Verità herrscht eine ganz<br />

besondere Energie. Kein Wunder,<br />

dass Menschen vor hundert<br />

Jahren entschieden, hier eine<br />

neue Gesellschaftsform voller<br />

Utopien zu etablieren. Und was<br />

ist das? Eine Teeplantage?<br />

ticino.ch/monteverita


ENTDECKEN — ASCONA–LOCARNO 41<br />

18 UHR<br />

#SUNSET #GOODVIBES<br />

Was gibt es Schöneres, als in der<br />

Sonne einen Aperitif zu geniessen?<br />

Ascona ist der perfekte Ort dafür.<br />

Am Lungolago reiht sich ein Lokal<br />

an das andere, die Auswahl ist<br />

gross. Das Abendlicht verwandelt<br />

den See und die Brissago-Inseln in<br />

eine romantische Kulisse.<br />

ascona-locarno.com<br />

19.30 UHR<br />

#MICHELINSTARS #ARTONPLATE<br />

Wie schmeckt Sterneküche? Der weltweit<br />

bekannteste Gastronomieführer hat unter<br />

anderem das Ristorante Ecco in Ascona ausgezeichnet.<br />

Lassen Sie sich nieder. Um mit<br />

Stern geadelte Kochkunst zu erfassen, sind alle<br />

fünf Sinne gefragt. Sind das noch Speisen oder<br />

schon Kunstwerke? Vor dem ersten Bissen noch<br />

ein Foto für den Auftritt in den sozialen Netzwerken.<br />

Der Geschmack übertrifft dann alle<br />

Erwartungen.<br />

giardino-ascona.ch<br />

14 UHR<br />

#WELLNESS #SPA<br />

Wenn das Schiff auf dem<br />

Rückweg in Locarno<br />

anlegt, führt der Weg<br />

weiter in die Termali Salini.<br />

Wellness und Entspannung<br />

sind der perfekte Abschluss<br />

für das Wochenende.<br />

Locarno überrascht mit<br />

maritimer Atmosphäre.<br />

termali-salini.ch<br />

23 UHR<br />

#SWEETDREAMS #JAZZ #QUIET<br />

Der Abend voller sinnlicher Genüsse ist noch<br />

nicht um: Zum Abschluss des Tages gibt es Musik.<br />

Während JazzAscona werden nicht nur die Clubs,<br />

sondern auch die Strassen lebendig. Die Szenerie<br />

aus See und Bühnenlicht versetzt die Besucher<br />

nach Louisiana. Eine erholsame Nacht braucht<br />

es nun. Das Hotel Delta bietet dafür die besten<br />

Voraussetzungen. parkhoteldelta.ch<br />

10 UHR<br />

#BOAT #BRISSAGOISLANDS<br />

Ein üppiges Sonntagsfrühstück<br />

und ein kleiner Spaziergang mit<br />

Shopping in einer der Boutiquen im<br />

Ortskern. Anschliessend geht es auf<br />

die Brissago-Inseln. Ein Schiff bringt<br />

die Besucher in nur kurzer Zeit von<br />

der Piazza Ascona in den botanischen<br />

Garten mit über 2’000 Pflanzenarten.<br />

Eine grüne Oase im See zum Relaxen.<br />

Die Terrasse des Restaurants lädt zum<br />

Lunch ein. ticino.ch/inseln<br />

16 UHR<br />

#FLOWER #NATURE<br />

Wie lässt sich die Tiefenentspannung<br />

aus der Salztherme<br />

noch ein wenig<br />

verlängern? Mit einem Spaziergang<br />

durch den Kamelienpark<br />

und seinen über<br />

850 verschiedene Pflanzenarten.<br />

Der Park gehört<br />

zum Netzwerk Gardens<br />

of Switzerland.<br />

ticino.ch/kamelienpark


42 TICINO.CH/KASTANIE<br />

«Der Kastanienwald<br />

ist das ganze Jahr<br />

über lebendig.»


GENIESSEN — MALCANTONE<br />

43<br />

KÖNIGIN KASTANIE<br />

Tessiner Symbol<br />

im Stachelmantel<br />

Der Brotbaum hat im Tessin über Jahrhunderte Familien<br />

ernährt und ist tief in der lokalen Tradition verwurzelt. Noch<br />

heute ist die Kastanie bekannt für köstliche Delikatessen und<br />

herrliche Selven zum Auspannen. Zwei Experten helfen, die<br />

Kastanie besser kennenzulernen.<br />

MALCANTONE<br />

Im Frühjahr begrüsst die Kastanie die Spaziergänger mit ihren<br />

jungen, smaragdgrünen Blättern und den weissen Blüten-Kerzen.<br />

Im Sommer strahlen die Bäume eine tiefe Ruhe aus, umschwirrt<br />

von unzähligen Bienen auf der Suche nach Nektar<br />

für einen köstlichen Honig. Im Herbst bei der Kastaniensuche<br />

raschelt das trockene Laub unter den Füssen und erinnert an<br />

Kindheitstage. Der Duft gerösteter Kastanien kündigt den<br />

bevorstehenden, kalt-gemütlichen Winter an und erfüllt die<br />

Herzen. Ein Besuch der Tessiner Kastanienselven und die<br />

Degustation von Kastanienprodukten sind ein unvergessliches<br />

Erlebnis. Die Selven erinnern eher an einen Park als an einen<br />

normalen Wald und sind das ideale Ausflugsziel mit Kindern,<br />

die dort spielen können. Baum und Frucht haben grosses Potential:<br />

Aus der Kastanie entstehen Pasta, Bier, Süssspeisen,<br />

Möbel, Honig und Kosmetik. Lara Monti und Carlo Scheggia<br />

kennen sich aus. Zwar kommen sie aus ganz verschiedenen<br />

Berufen, haben aber eine gemeinsame Leidenschaft für diese<br />

besondere Pflanze.


44<br />

<strong>#ticinomoments</strong><br />

700<br />

Jahre: das Alter, das<br />

ein monumentaler<br />

Kastanienbaum<br />

erreichen kann.<br />

60<br />

Kastaniensorten<br />

zwischen Wildpflanzen<br />

und veredelt.<br />

Vor 2'000<br />

Jahren: die Einführung der<br />

Kastanien durch die Römer.<br />

01<br />

Carlo, beginnen wir<br />

bei den Kastanienselven.<br />

Sie haben in den<br />

90er Jahren zu deren<br />

Wiederentdeckung<br />

beigetragen: Was ist das<br />

Besondere an diesen<br />

Wäldern?<br />

Es ist schwer zu erklären:<br />

Es ist eine einzigartige Umgebung,<br />

reich an Tradition<br />

– und gleichzeitig entspannend.<br />

Man befindet sich<br />

mitten in der Natur, und<br />

doch ganz nah am Ort. Die<br />

ersten Baumbestände, die<br />

wir vor der Überwucherung<br />

durch den Wald gerettet<br />

haben, befanden sich in<br />

Arosio, im Alto Malcantone<br />

und erstreckten sich auf 5<br />

Hektar. Heute gibt es allein<br />

in dieser Region 105 Hektar<br />

Selven (gegenüber 4'700<br />

Hektar Wald). Wir haben<br />

auch den Kastanienweg<br />

geschaffen. Oft bieten wir<br />

geführte Wanderungen an:<br />

In meinen 35 Jahren als<br />

Förster habe ich viele Touren<br />

gemacht, nun arbeite<br />

ich mit Lara zusammen, die<br />

unter anderem Schulklassen<br />

begleitet.<br />

Lara, Sie haben Architektur<br />

studiert, Erfahrung<br />

im Ausland gesammelt<br />

und sich dann<br />

dank des Kastanienweges<br />

in diese Wälder<br />

verliebt, stimmt das?<br />

Genau. Ich bin in Neggio im<br />

Malcantone aufgewachsen,<br />

hatte aber immer nur Bezug<br />

zum See, fuhr an den Strand.<br />

Der höhere Teil des Malcantone<br />

erschien mir weit weg.<br />

Dann machte ich meinen<br />

Master in Raumentwicklung<br />

zum Thema Wald und lief den<br />

Sentiero del castagno ab. Und<br />

verliebte mich: Organische<br />

Architektur begeistert mich<br />

sehr. Ich habe in Lausanne,<br />

Stockholm, Berlin und in<br />

Indien gelebt. Vor allem in<br />

Indien lernte ich, im direkten<br />

Kontakt mit der Natur zu<br />

leben, die bis an die Haustür<br />

heranreicht. Die Kastanienselven<br />

sind ähnlich: Der Wald<br />

ist ein Freund, der den Menschen<br />

ernährt. Auch für die<br />

Artenvielfalt haben Kastanienselven<br />

hohe Bedeutung:<br />

Es fallen sofort die vielen<br />

Bienen auf. Auch Fledermäuse<br />

siedeln sich dort an.<br />

Carlo, warum ist die<br />

Kastanie so wichtig für<br />

das Tessin?<br />

Über Jahrhunderte hat<br />

der so genannte Brotbaum<br />

Familien im Tessin ernährt.<br />

Der Besitz vieler solcher<br />

Bäume stand für Reichtum,<br />

es wurde alles genutzt: Die<br />

Frucht zum Essen, das Holz<br />

zum Bauen, die Blätter<br />

als Streu für das Vieh. Im<br />

ganzen Kanton gibt es 60<br />

Varianten dieser kleinen<br />

Frucht. Entsprechend variieren<br />

die klassischen Rezepte<br />

von Region zu Region,<br />

da die verschiedenen Sorten<br />

auch ein unterschiedliches<br />

Aroma erzeugen.<br />

Hinein in den Wald<br />

Schauen wir uns diesen<br />

Kastanienweg genauer an:<br />

Von Arosio aus lässt sich<br />

über den Themenpfad die<br />

Region des Alto Malcantone<br />

(luganoregion.com) entdecken,<br />

mit ihren sanften<br />

Hügeln und den charakteristischen<br />

Dörfern, die sich<br />

harmonisch in die Wälder<br />

einfügen (ticino.ch/hike25).


GENIESSEN — MALCANTONE<br />

45<br />

Lässt sich sagen, dass<br />

die Kastanie ein Symbol<br />

des Tessins ist?<br />

Ganz sicher, so wie der<br />

Merlot. Wenn sich jemand<br />

Kastanienhonig auf sein<br />

Brot streicht, oder im<br />

Winter einen Verkäufer<br />

von Röstkastanien in der<br />

Zürcher Bahnhofsstrasse<br />

sieht, denkt er sofort ans<br />

Tessin. Übrigens wurde die<br />

Kastanie von den Römern<br />

ins Tessin gebracht.<br />

Lara, wie lassen sich aus<br />

einer kleinen Frucht im<br />

Stachelmantel so leckere<br />

Speisen produzieren?<br />

Es geht natürlich mit dem<br />

Sammeln los, was immer<br />

ein grosser Spass für alle ist.<br />

Unter freiem Himmel und<br />

wer eine grosse Kastanie<br />

entdeckt, fühlt sich wie ein<br />

erfolgreicher Schatzsucher.<br />

Es gibt Touristen, die seit<br />

Generationen Kastanien in<br />

den Selven suchen: Grosseltern,<br />

Eltern, Kinder.<br />

Viele Bäume befinden sich<br />

in Privatbesitz. Bis San<br />

Martino (11. November) ist es<br />

daher verboten, Kastanien<br />

zu sammeln, unter denen<br />

Gras gemäht ist oder Blätter<br />

geharkt sind. Das Schöne ist,<br />

dass die Kastanien einerseits<br />

mit nach Hause genommen<br />

werden können, andererseits<br />

die Möglichkeit besteht,<br />

sie zu einer Sammelstelle zu<br />

bringen. Diese werden später<br />

zu Mehl und Cornflakes verarbeitet.<br />

Es hat etwas sehr<br />

Erfüllendes: Man sammelt<br />

und verkauft die Kastanien<br />

in dem Wissen, dass ein<br />

wertgeschätztes Produkt aus<br />

ihnen entsteht. Bringt so viele<br />

Kastanien, wie ihr wollt!<br />

Es gibt immer Bedarf.<br />

Dann gibt es die traditionellen<br />

Grà. Carlo,<br />

was ist das?<br />

Die Grà sind kleine Hütten,<br />

in denen die Kastanien<br />

getrocknet werden.<br />

Im Erdgeschoss wird für<br />

3 bis 4 Wochen ein Feuer<br />

entzündet, im ersten Stock<br />

kommen die Kastanien auf<br />

einen Rost. Rauch und Hitze<br />

lassen die Früchte trocknen,<br />

die anschliessend gemahlen<br />

werden. Es ist eine Technik,<br />

die seit Jahrhunderten weitergegeben<br />

wird. Heute erfüllt<br />

sie hauptsächlich einen<br />

didaktischen Zweck. Nur<br />

die drei grössten Anlagen<br />

sind noch in Betrieb: Vezio,<br />

Moghegno und Cabbio. Zum<br />

Trocknen von Kastanien,<br />

die zu Brot, Pasta und Bier<br />

verarbeitet werden, gibt es<br />

heute moderne Maschinen.<br />

Das Auffüllen und Entleeren<br />

der historischen Grà, Mitte<br />

Oktober und Mitte November,<br />

fällt in der Regel mit<br />

Volkfesten zusammen.<br />

Lara, wer hätte gedacht,<br />

dass eine so<br />

kleine Frucht so viele<br />

Geschichten in sich<br />

vereint?<br />

Ich würde noch weitergehen:<br />

Die Kastanie steckt voller<br />

Energie. Aus diesem Grund<br />

gehen Leute in den Selven<br />

spazieren, lesen dort Bücher,<br />

umarmen Bäume. Sie laden<br />

ihre Batterien wieder auf.<br />

Es gibt tatsächlich eine<br />

japanische Technik, die lehrt,<br />

wie man zwischen Bäumen<br />

herumläuft, um ihre Kraft zu<br />

spüren. Dazu braucht man<br />

Zeit, ca. 3 Stunden, auch<br />

wenn 20 Minuten täglich<br />

schon guttun würden. Es<br />

kommt zu ganz konkreten<br />

Erfahrungen. Der Mensch<br />

kann komplett regenerieren.<br />

01. Früher wurden die Kastanienbäume<br />

als Mitgift mitgegeben,<br />

wenn eine Frau heiratete.<br />

02. Blätter und Früchte sind<br />

wichtige Indikatoren für den<br />

Gesundheitszustand eines<br />

Kastanienbaumes.<br />

EINE FRUCHT ALS<br />

KULINARISCHES<br />

ERLEBNIS<br />

Mag sein, dass in der<br />

Küche die Kartoffel als<br />

Königin gilt, doch die<br />

Kastanie steht ihr in<br />

nichts nach.<br />

Mehl<br />

Ob Brot oder<br />

Nudeln, die Hauptzutat<br />

bleibt immer dieselbe:<br />

Mehl. Im Tessin<br />

kann Kastanienmehl in<br />

Fachgeschäften, aber<br />

auch in einigen Supermärkten<br />

erworben<br />

werden. ticino.ch/gra<br />

Vermicelles<br />

Ein typisches Dessert<br />

aus Kastanie und<br />

Zucker, das meist mit<br />

Schlagsahne oder<br />

Meringues serviert<br />

wird. sandrovanini.ch<br />

Bier<br />

Dragrà ist<br />

eine von mehreren<br />

Biersorten mit Kastanienaroma,<br />

die es<br />

im Tessin gibt.<br />

ticino.ch/bierbioggio<br />

Süsse Perlen<br />

In die weiche Glasur<br />

der Marron glacé zu<br />

beissen, ist höchster<br />

Genuss für die<br />

Sinne. giglia.ch<br />

Und vieles mehr<br />

Flakes, Honig, Marmelade,<br />

aber auch Möbel.<br />

Oder einfach getrocknete<br />

Kastanien.<br />

ticino.ch/spezialitaeten<br />

02


46<br />

<strong>#ticinomoments</strong><br />

Gentilino, Collina d'Oro,<br />

Ludovic Pizzera, @ludovicpizzera


47<br />

<strong>#ticinomoments</strong><br />

Mit <strong>#ticinomoments</strong> teilen diejenigen, die das<br />

Tessin erkunden, ihre schönsten Erfahrungen.<br />

Benutzen Sie <strong>#ticinomoments</strong>, um Ihre Fotos<br />

auf Instagram oder Facebook zu markieren und<br />

erzählen Sie uns, was Sie in unserem schönen<br />

Tessin entdeckt haben.<br />

Mendrisio,<br />

Christian Langenegger, @langenegger<br />

Castelgrande, Bellinzona,<br />

Elisa e Luca, @miprendoemiportovia<br />

Tegna,<br />

Jsa Schwager, @my.travel.photo.diary<br />

Lago delle Pigne, Valle Bedretto,<br />

Niki Bühler, @niki_nse<br />

Monte Gambarogno,<br />

Anita Brechbühl, @travelita<br />

Sasso delle parole, Barbengo,<br />

Ramon Rubin, @r_rubin_<br />

Monte San Giorgio, Meride,<br />

Sara Vannini, @sara.vann<br />

Lago Leìt, Prato Leventina,<br />

Jon Guler, @jonglr


48 KOLUMNE<br />

Caro Ticino<br />

Schon Carl Spitteler, Nobelpreisträger 1919, fragte sich in seinen sehr persönlichen Schriften<br />

über den Gotthard (1897), während er im Zug den Pass überquerte, welche Fahrt zu bevorzugen<br />

sei: die nach Süden oder umgekehrt die nach Norden? Er fragte sich, während er schon selbst die<br />

Antwort gab, ob die Reise von Süd nach Nord, Bellinzona – Luzern, nicht zufriedenstellender und<br />

erfreulicher sei, als die andere, von Nord nach Süd: Wenn ich an meine persönlichen Erfahrungen<br />

zurückdenke, wäre ich geneigt, auf eine solche Frage mit Ja zu antworten, weil ich oft bemerkt habe,<br />

dass die Hinfahrt ermüdet, während die Rückkehr eine stärkende Wirkung hat. Fällt sofort die Betonung<br />

des Schlüsselwortes Rückkehr auf. Spitteler, erfüllt von den vielen lebhaften Eindrücken und neuen<br />

Beobachtungen, kehrte auf seiner Reise nach Norden in die Stadt zurück, in der er lebte, Luzern. Er<br />

wusste, dort findet er seinen festen Bezugspunkt, an dem er, seine wertvollen Gedanken zu Papier<br />

brachte mit den pointierten Gegenüberstellungen der einen und der anderen Fahrtrichtung.<br />

Und was ist mit uns? Ich verliess mit 20 Jahren mein Zuhause in Lugano, um in Zürich zu studieren;<br />

nahe Zürich bin ich bis heute geblieben. Seitdem, seit über sechs Jahrzehnten, fahre ich die<br />

Strecke in beide Richtungen, jeweils um das eine oder andere Zuhause zu erreichen. «Das andere<br />

Zuhause?» höre ich mich leise fragen, noch während ich in Lugano aus dem Zug steige. Quasi so, als<br />

hätte sich das «andere Zuhause» spurlos im Getöse von Gepäck, Durchsagen und den Ciao-Rufen am<br />

Bahnhof aufgelöst, das die Anreisenden überflutet, während diese erst einmal die veränderte Luft<br />

probieren müssen, die sich auf die Haut legt, wie ein massgeschneiderter Anzug.<br />

«Ciao, willkommen zurück», höre ich sie sagen, wie sie es immer sagen, und erkenne die Stimme<br />

von Zuhause, so wie ich die trockene Reibung der Schritte auf den Porphyrfliesen erkenne, und den<br />

Kirchturm von San Lorenzo, der gerade eben aus dem See zu ragen scheint, mit Caprino und Cavallino<br />

zu seinen Füssen: Alle angetreten zum Appell, auch Signor S. aus der Buchhandlung, der mir jedes<br />

Mal viel Erfolg wünscht (und schon in einer meiner Erzählungen auftaucht), buona continuazione,<br />

wiederholt er auch heute ohne Zusammenhang während er die Piazza überquert, und ich antworte<br />

ihm etwas zerstreut auf Deutsch, abgelenkt vom Gelächter der Frau Rohner auf der Rolltreppe, ach,<br />

was sage ich, Frau Rohner, die Gattin des Tierarztes (aber sie ähnelt ihr), lassen wir sie dort, wo sie<br />

zu Hause ist. Ich bin hier und setze meinen Weg fort, ganz italienisch, durch die von Schattenstreifen<br />

markierten, flimmernden Sonnenstrahlen genau wie damals, als ich mit meinen hiesigen Freundinnen<br />

zur Schule ging.<br />

Heute ich ziehe mich in die Strassen zurück mit den längst vertraut gewordenen Namen hiesiger<br />

Künstler, Männer (und Frauen?) aus der Kultur, Ingenieure, Pädagogen. Es ist der Weg nach Hause,<br />

dorthin, wo der Oleander unter dem Fenster vielleicht schon blüht, dort komme ich nun an. Dann<br />

betritt man das Haus zum Wohnen: Eine Glühbirne muss ausgetauscht werden, hier wie dort (dort?),<br />

der Kühlschrank will gefüllt, ein Spinnennetz entfernt werden. Tag für Tag findet sich Geschirr von<br />

früher wieder, Schubladen, die Zeichen alter Zeiten, Schöpfkellen, die sich immer tiefer eingegraben<br />

haben, ohne Farbe: Wie viel Pflichttreue haben sie nur schon bewiesen, wie viele Speisen gesehen?<br />

Und «dort» auf der anderen Seite?<br />

«Morgen fahre ich wieder.»<br />

«Wann kommst du wieder?» So als ob das «dort» eine Rückkehr ausser Acht lassen würde,<br />

es ausschliesst, durch die grossmütige Selbstverständlichkeit des «hier», und als ob es dort keine<br />

Schöpfkellen und Pflichttreue gäbe, ebenso wie Künstler und Buchhändler zum Wiedersehen und<br />

eine Verantwortung, die man trägt. Wann ich wiederkomme? Das frage ich mich im Zug, während<br />

ich das Tessin verlasse und die «bessere» Reise antreten nach Ansicht von Spitteler. Doch ich sitze<br />

verkehrt herum, so also ob ich schon wieder hinfahre.<br />

Der Gruss, den ich unterdessen für <strong>#ticinomoments</strong> schreibe, mein «Caro Ticino», kurz bevor ich in<br />

Bodio in die Dunkelheit eintauche, steht mit seinem heutigen Adieu ganz im Bewusstsein einer Rückkehr.<br />

Anna Felder<br />

Anna Felder wurde in<br />

Lugano geboren, promovierte<br />

an der Universität<br />

Zürich mit einer Arbeit<br />

über Eugenio Montale und<br />

unterrichtete an der Alten<br />

Kantonsschule Aarau,<br />

wo sie sich um die soziale<br />

und kulturelle Integration<br />

von jungen italienischen<br />

Immigranten in der Schweiz<br />

kümmerte. Sie erhielt<br />

diverse Auszeichnungen,<br />

darunter mehrfach den<br />

Schillerpreis, den Aargauer<br />

Literaturpreis für ihr<br />

Lebenswerk und 2018 den<br />

Schweizer Grand<br />

Prix Literatur. Neben Romanen<br />

und Erzählungen<br />

schrieb sie einige Hörspiele<br />

und zwei Theaterstücke.<br />

Heute lebt Anna Felder in<br />

Aarau und Lugano.


Highlights<br />

<strong>2020</strong><br />

15.03 – 30.08<br />

Monet, Cézanne, Van Gogh …<br />

Capolavori della Collezione Bührle<br />

17.05 – 25.10<br />

Nicolas Party<br />

06.09.20 – 10.01.21<br />

Albert Oehlen<br />

Grosse Bilder von mir mit kleinen Bildern von Anderen<br />

25.10.20 – 21.02.21<br />

Splendid Fidelity<br />

Modern Photographs from the Thomas Walther<br />

Collection at The Museum of Modern Art<br />

www.masilugano.ch<br />

Main Partner Scientific Partner Institutional Partner


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