#ticinomoments 2020

GENIESSEN — MALCANTONE
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Lässt sich sagen, dass
die Kastanie ein Symbol
des Tessins ist?
Ganz sicher, so wie der
Merlot. Wenn sich jemand
Kastanienhonig auf sein
Brot streicht, oder im
Winter einen Verkäufer
von Röstkastanien in der
Zürcher Bahnhofsstrasse
sieht, denkt er sofort ans
Tessin. Übrigens wurde die
Kastanie von den Römern
ins Tessin gebracht.
Lara, wie lassen sich aus
einer kleinen Frucht im
Stachelmantel so leckere
Speisen produzieren?
Es geht natürlich mit dem
Sammeln los, was immer
ein grosser Spass für alle ist.
Unter freiem Himmel und
wer eine grosse Kastanie
entdeckt, fühlt sich wie ein
erfolgreicher Schatzsucher.
Es gibt Touristen, die seit
Generationen Kastanien in
den Selven suchen: Grosseltern,
Eltern, Kinder.
Viele Bäume befinden sich
in Privatbesitz. Bis San
Martino (11. November) ist es
daher verboten, Kastanien
zu sammeln, unter denen
Gras gemäht ist oder Blätter
geharkt sind. Das Schöne ist,
dass die Kastanien einerseits
mit nach Hause genommen
werden können, andererseits
die Möglichkeit besteht,
sie zu einer Sammelstelle zu
bringen. Diese werden später
zu Mehl und Cornflakes verarbeitet.
Es hat etwas sehr
Erfüllendes: Man sammelt
und verkauft die Kastanien
in dem Wissen, dass ein
wertgeschätztes Produkt aus
ihnen entsteht. Bringt so viele
Kastanien, wie ihr wollt!
Es gibt immer Bedarf.
Dann gibt es die traditionellen
Grà. Carlo,
was ist das?
Die Grà sind kleine Hütten,
in denen die Kastanien
getrocknet werden.
Im Erdgeschoss wird für
3 bis 4 Wochen ein Feuer
entzündet, im ersten Stock
kommen die Kastanien auf
einen Rost. Rauch und Hitze
lassen die Früchte trocknen,
die anschliessend gemahlen
werden. Es ist eine Technik,
die seit Jahrhunderten weitergegeben
wird. Heute erfüllt
sie hauptsächlich einen
didaktischen Zweck. Nur
die drei grössten Anlagen
sind noch in Betrieb: Vezio,
Moghegno und Cabbio. Zum
Trocknen von Kastanien,
die zu Brot, Pasta und Bier
verarbeitet werden, gibt es
heute moderne Maschinen.
Das Auffüllen und Entleeren
der historischen Grà, Mitte
Oktober und Mitte November,
fällt in der Regel mit
Volkfesten zusammen.
Lara, wer hätte gedacht,
dass eine so
kleine Frucht so viele
Geschichten in sich
vereint?
Ich würde noch weitergehen:
Die Kastanie steckt voller
Energie. Aus diesem Grund
gehen Leute in den Selven
spazieren, lesen dort Bücher,
umarmen Bäume. Sie laden
ihre Batterien wieder auf.
Es gibt tatsächlich eine
japanische Technik, die lehrt,
wie man zwischen Bäumen
herumläuft, um ihre Kraft zu
spüren. Dazu braucht man
Zeit, ca. 3 Stunden, auch
wenn 20 Minuten täglich
schon guttun würden. Es
kommt zu ganz konkreten
Erfahrungen. Der Mensch
kann komplett regenerieren.
01. Früher wurden die Kastanienbäume
als Mitgift mitgegeben,
wenn eine Frau heiratete.
02. Blätter und Früchte sind
wichtige Indikatoren für den
Gesundheitszustand eines
Kastanienbaumes.
EINE FRUCHT ALS
KULINARISCHES
ERLEBNIS
Mag sein, dass in der
Küche die Kartoffel als
Königin gilt, doch die
Kastanie steht ihr in
nichts nach.
Mehl
Ob Brot oder
Nudeln, die Hauptzutat
bleibt immer dieselbe:
Mehl. Im Tessin
kann Kastanienmehl in
Fachgeschäften, aber
auch in einigen Supermärkten
erworben
werden. ticino.ch/gra
Vermicelles
Ein typisches Dessert
aus Kastanie und
Zucker, das meist mit
Schlagsahne oder
Meringues serviert
wird. sandrovanini.ch
Bier
Dragrà ist
eine von mehreren
Biersorten mit Kastanienaroma,
die es
im Tessin gibt.
ticino.ch/bierbioggio
Süsse Perlen
In die weiche Glasur
der Marron glacé zu
beissen, ist höchster
Genuss für die
Sinne. giglia.ch
Und vieles mehr
Flakes, Honig, Marmelade,
aber auch Möbel.
Oder einfach getrocknete
Kastanien.
ticino.ch/spezialitaeten
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