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Melange No12

Melange No12 - Das Magazin im Süden Bayerns

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MENSCHEN<br />

EIN SCHWERER WEG<br />

ZURÜCK INS LEBEN<br />

–<br />

Nein, erklärt Patrick, er hadere<br />

nicht mit seinem Schicksal. Er ist<br />

dankbar, zu leben, und dankbar,<br />

immer wieder kleine Schritte zu machen, zu erleben, wie etwas<br />

weitergeht. Dabei hatten die Ärzte den Eltern zunächst wenig Hoffnung<br />

gemacht. Im Krankenhaus in Innsbruck wurde Patrick der<br />

Schädel geöffnet, um den Druck auf das Gehirn zu nehmen. Mit<br />

etwas Glück gelang es, nach 7 Wochen auf der Intensivstation in<br />

Innsbruck, für ihn einen Platz im Unfallkrankenhaus in Murnau<br />

zu bekommen. Hier wurde sein Schädelknochen durch zwei Acrylplatten<br />

ergänzt. Bereitwillig zeigt Patrick die Narben auf seinem<br />

Kopf, die in seinem dichten Haar kaum zu sehen sind. Auch am<br />

Hals ist eine Narbe zu sehen und im Bein hatte er einen Nagel. Der<br />

wurde allerdings in Murnau wieder herausgenommen, sagt Josef.<br />

Die Ärzte waren damals sehr zurückhaltend mit ihren Prognosen,<br />

erinnert sich die Familie. Sie wollten auf keinen Fall zu große Hoffnungen<br />

wecken. „Mir war das schon bewusst“, sagt Dominique.<br />

„Aber ich sagte damals: wenn es nur ein Prozent Hoffnung gibt,<br />

glaube ich an dieses eine Prozent.“<br />

Patrick und seine Eltern erzählen ohne Bitterkeit und manchmal<br />

sogar sehr humorvoll von dem, was sie erlebt und durchgemacht<br />

haben. Dabei gab es vieles, das einen Menschen eher zum Verzweifeln<br />

als zum Hoffen veranlassen würde. Auch für den Bruder<br />

Yves war diese Zeit nicht einfach. Nun war er es, der den großen<br />

Bruder unterstützte und damit zurechtkommen musste, dass die<br />

Eltern weniger Zeit für ihn hatten. Irgendwann, als Patrick noch<br />

völlig bewegungslos im Rollstuhl saß, hat ihm der Vater eine Gitarre<br />

gekauft. Die Gibson Firebird, die Patrick sich lange gewünscht<br />

hatte. Josef hatte ihm diese Gitarre ins Krankenhaus mitgebracht<br />

und als Patrick das Instrument sah, zeigte er nach über 5 Monaten<br />

zum ersten Mal eine erkennbare Reaktion. Das war wie ein Wunder.<br />

Dass er sie wahrgenommen hatte, wusste die Familie, denn Patrick<br />

konnte durch seinen Lidschlag reagieren. Aber diesmal gelang es<br />

ihm sogar, den Kopf zu wenden. Als die herbeigerufenen Therapeuten<br />

das sahen, war sofort klar: Die Gitarre bleibt da. Sie wurde<br />

zu einem wichtigen Gegenstand bei der Therapie. Nach unserem<br />

Gespräch nimmt Patrick die Gitarre zur Hand und spielt ein paar<br />

bluesige Motive darauf.<br />

Dass Patrick heute wieder laufen kann, dass er sich selbst versorgen<br />

kann, töpfert, malt und Musik macht, ist aus medizinischer Sicht<br />

ein Wunder. Er kann auch zwischen den Sprachen Deutsch und<br />

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