31.01.2020 Aufrufe

Printmagazin TECHNIK und WISSEN - Ausgabe 005

"Technik und Wissen" berichtet in moderner Form für Fachleute aus der Industrie. Die Themen reichen vom 3D-Druck, neuen Materialien über Robotik, Montage und Zulieferindustrie bis hin zu Konstruktions- und den ganzen Digitalisierungsthemen.

"Technik und Wissen" berichtet in moderner Form für Fachleute aus der Industrie. Die Themen reichen vom 3D-Druck, neuen Materialien über Robotik, Montage und Zulieferindustrie bis hin zu Konstruktions- und den ganzen Digitalisierungsthemen.

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Effiziente Prozesse in der Produktion sind kein Zufall. Erich Schmid <strong>und</strong> Christian Kalt<br />

von der Resoplan AG weisen Unternehmen den Weg zur optimierten Fertigung.<br />

Von Markus Back (Text) <strong>und</strong> Susanne Seiler (Fotos)<br />

Sie sind Fabrikplaner.<br />

Was macht ein Fabrikplaner genau?<br />

Kalt: Im Kern geht es darum, dass wir in Unternehmen<br />

die Prozesse analysieren <strong>und</strong> diese<br />

mit unseren eigenen Beobachtungen ergänzen. Damit<br />

allein ist es natürlich nicht getan. Anschliessend überprüfen<br />

wir den Techno logieeinsatz, weil es für viele KMU<br />

oftmals sehr schwierig ist, die nächsten Technologieschritte<br />

abzuschätzen. Zwar können die Verantwortlichen in<br />

diesen Firmen meist sehr viel mit gewissen Modebegriffen<br />

verbinden, wissen aber nicht, was diese letztendlich in der<br />

Umsetzung bedeuten. Daher hinterfragen wir abschliessend<br />

nochmals sämtliche Prozesse mit den klassischen<br />

Lean-Management-Techniken, bevor wir einen Umbau oder<br />

Neubau planen. Geschieht das nicht, besteht die Gefahr,<br />

dass die Produktion eins zu eins kopiert wird <strong>und</strong> keine<br />

Effizienzgewinne erzielt werden.<br />

Schmid: Ich habe gerade einen Fall, für den ich vor drei<br />

Jahren eine Offerte abgab <strong>und</strong> dann zunächst nichts mehr<br />

hörte. Vor einigen Wochen erhielt ich einen Anruf <strong>und</strong><br />

es hiess, die Fabrik sei nun fertig <strong>und</strong> ich solle doch einmal<br />

vorbeikommen, weil etwas nicht aufgehe. Vor Ort zeigte<br />

sich, dass so, wie geplant wurde, es nicht funktionieren<br />

kann. Nun muss diese Firma nochmals über die Bücher<br />

<strong>und</strong> zusätzliches Geld in die Korrekturen investieren.<br />

Wer also im Vorfeld auf eine Analyse verzichtet, bezahlt<br />

unter Umständen hinterher teuer dafür, weil er umbauen<br />

oder im schlimmsten Fall nochmals neu bauen muss?<br />

Schmid: Oder er hat einen schönen Neubau, aber die<br />

gleichen Probleme wie zuvor. Meine Erfahrung ist, dass<br />

vielfach gerne in Beton investiert wird, nicht aber in<br />

den Prozess oder die Technologie, weil man den Nutzen<br />

dahinter nicht direkt sieht. Genau diesen zeigen wir<br />

mit unseren Analysen auf.<br />

Können Sie an einem Beispiel erklären, was Sie da genau<br />

analysieren?<br />

Kalt: Wir waren kürzlich in einer Firma, in der sich das<br />

Material in der Produktion nur so stapelte. Eine erste<br />

Analyse ergab, dass sich in dieser fast ein Jahresumsatz<br />

an Warenbeständen befand. Hier galt unser erstes Augenmerk<br />

der Produktionsplanung <strong>und</strong> der -steuerung der<br />

Aufträge – <strong>und</strong> zwar über die komplette Wertschöpfungskette<br />

hinweg. Ursache für diesen hohen Warenbestand<br />

in der Fertigung war übrigens eine vollkommen falsche<br />

Annahme! Man war der Ansicht, dass das Rüsten produktive<br />

Arbeitszeit auf der Maschine kostet, was aber<br />

letzt endlich zu einem extrem hohen Ausschlag in den<br />

Bestandskurven führte.<br />

Schmid: Ein weiteres Problem in diesem Beispiel ist<br />

der Umstand, dass die K<strong>und</strong>en in immer kürzeren Zyklen<br />

bestellen, die Durchlaufzeit aber drei Monate dauert.<br />

Dadurch hat dieses Unternehmen sehr viele Aufträge in<br />

der Produktion, kann aber trotzdem nicht liefern. Diese<br />

Herausforderung lässt sich nur mit einer Reduktion der<br />

Losgrösse in den Griff bekommen.<br />

Wenn sich fast ein Jahresumsatz an Warenbestand<br />

in der Produktion befindet, kann eine Konjunkturabkühlung<br />

auch schnell in die Insolvenz führen.<br />

Wie lautet Ihr Rat?<br />

Schmid: Viele KMU sind klassisch fertigungsorientiert<br />

aufgebaut, beispielsweise mit Fräsen, Drehen, Schleifen<br />

<strong>und</strong> so weiter. Das bedarf viel Koordination <strong>und</strong> ist zeitaufwendig.<br />

Mit einer Inselfertigung muss dagegen nur noch<br />

der Eingangs- <strong>und</strong> der Ausgangspunkt, nicht aber mehr<br />

jede einzelne Maschine gesteuert werden. Gelingt es dann<br />

auch noch, die Durchlaufzeiten zu reduzieren, sind weniger<br />

Aufträge in der Produktion, was die Prozesssteuerung<br />

zusätzlich erleichtert. ››<br />

«Vielfach wird gerne<br />

in Beton investiert, nicht aber<br />

in den Prozess.»<br />

Erich Schmid, Geschäftsführer Resoplan AG<br />

#<strong>005</strong> 33

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