SOFT . SKILLSHeute leben wir in einer Welt ohne Timings. Dadurchentsteht bei vielen Menschen Ungeduld und Oberflächlichkeit.Was machen Sie täglich, um tagzuträumen?BH: Reisen. Mein Beruf erfordert ständige Reisetätigkeit.Ich habe irgendwann für mich beschlossen, dassdie viele Wartezeit, die sich beim Unterwegs-Sein ergibt,für mich keine Zeit der Selbstoptimierung mehr sein darf.Ich beantworte auf Reisen keine E-Mails mehr. Schaue wiedie Flugzeuge hereinkommen und abfliegen. Ich beobachteMenschen. Trinke einen Kaffee, schaue beim Fenster hinaus.Das tut richtig gut. Das mache ich, wenn ich im Zugsitze, das mache ich, wenn ich mit dem Flugzeug reise. Beianderen Berufsreisenden erkenne ichmeistens, dass sie unter dem Druck stehen,die Wartezeiten zum Arbeiten nutzenzu müssen. Außerdem habe ich vieleJahre lang Amateur-Radsport betriebenund sitze noch immer sehr häufig amRad. Durch die Monotonie dieser Bewegung,kann ich sehr gut abschalten.Ich mache das immer wieder eine Stundeoder eineinhalb Stunden. Das ist einesuper Gelegenheit Gedanken zu sortieren.Ist Digitalisierung, ständige Erreichbarkeitfür Sie Arbeitserleichterungoder Arbeitserschwernis?BH: Die Digitalisierung bringtArbeitserleichterung - es ist großartig.Man kommt sehr schnell zu guten Informationen,wenn man weiß, wie es geht.Ein Beispiel: Früher, während des Studiums, musste mansich Bücher in Bibliotheken ausborgen bzw. wochenlangauf ein Buch und die benötigten Informationen warten,wenn es bereits ausgeborgt war. Das ist heutzutage ganzanders und ermöglicht natürlich viel schnelleres und effizienteresArbeiten. Negativ ist die schon erwähnte Ungeduldund Oberflächlichkeit, die die Digitalisierung mitsich bringt. Wir sind digital „überdosiert“, wenn wir keineklaren Spielregeln aufstellen, z.B. wann oder in welchenZeitabständen wir unsere E-Mails anschauen. Damit verhindernwir die Aktivierung des Tagträumer-Netzwerks.Wenn das der Fall ist, wird es problematisch, dann verlierenwir die Empathie-Fähigkeit. Die Welt wird dadurchegoistischer.Welches Mindset sehen Sie als hilfreich für Leute, die inRichtung Singletasking gehen wollen?BH: Grundsätzlich sind Menschen sehr unterschiedlich.Ein spezielles Mindset, einen gemeinsamen Nenner,gibt es nicht. Was es aber geben könnte, ist die FähigkeitIneffizienz zu tolerieren. Es auszuhalten, wirklich nichts zutun. Tatsächlich auch den Abstand zu genießen. Heutzutagehat jeder sein Büro eingesteckt, in digitaler Form. Wir kommunizierenüber viele Kanäle. Man ist ständig dran an irgendetwas.Auch da mal loszulassen, ist die Kunst. Wenn ich geduldigbin, kann ich das. Die Frage ist, habe ich verstanden, dassdas Training der eigenen Geduldfähigkeit auch ein Trainingder eigenen Aufmerksamkeit, der eigenen Wertschätzung, dereigenen Achtsamkeit ist? Das Langsame vor dem Schnellenwieder als wichtig zu erkennen. Nur wennich es in bestimmten Situationen schaffe,bewusst langsam zu sein, kann ich in anderenBereichen wieder schnell sein.Wie stehen Sie zum Thema „Homeoffice“?BH: Grundsätzlich ist alles, wasMenschen Freiheit signalisiert, wichtig inunserer agilen Welt. Unsere Beratungs-Erfahrungbei Großkonzernen zeigt, dass esdort ein Denken in Generationenunterschiedengibt. Ein 25-jähriger Menschgeht mit der Möglichkeit, Arbeit zu Hausezu erledigen, anders um als beispielsweiseein 62-Jähriger. Gerade fürs Recruiting istes aber wichtig, diese Dinge auch anzubieten.Homeoffice ist wichtiger als das Gehaltoder ein Dienstauto. Ob Homeofficedann tatsächlich angenommen wird, istwieder eine andere Frage. Doch Achtung:Wir unterliegen auch im Homeoffice Unterbrechungen. Manhat herausgefunden, dass viele Menschen in der Regel nach11 Minuten ihre Arbeit selbst unterbrechen - obwohl es keineStörung gibt. Sie hören auf mit dem, was sie gerade tun, gehenden Geschirrspüler ausräumen, holen sich Kekse oder postenirgendetwas Privates. Das ständige Unterbrochenwerden inder digitalisierten Welt ist für viele zu einer so starken Gewohnheitgeworden, dass sie es nicht mehr schaffen, sich längerals 11 Minuten am Stück auf eine einzige Tätigkeit zu konzentrierenund das gewohnte Ablenkungsmuster auch ohneAnlass selbst weiterführen. In dieser Hinsicht ist das Arbeitenim Homeoffice natürlich hinsichtlich Effizienz nicht unbedingtoptimal. Die Störungen sind in unserem Kopf, nicht inunserem Zimmer.Annabell HölzlWeitere Informationen finden Sie unter www.benefit.cc31
SOFT . SKILLSWOLFGANG REHRLGeschäftsführer & EigentümerRehrl+PartnerPersonalberatung GmbHAlle Fotos: © zuparinoSTRATEGISCHEKARRIEREPLANUNGZIELSICHERE NACHFOLGEPLANUNG SICHERTUNTERNEHMEN LANGFRISTIGEN ERFOLG32