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NATURZYT – Das Schweizer Naturmagazin – Ausgabe Juni 2018

Natur ERFAHREN und mehr über unsere Wildtiere und -pflanzen lernen. Natur ERLEBEN und die Artenvielfalt der Flora und Fauna entdecken. Natur BEWAHREN und rücksichtsvoller mit ihr umgehen. Das ist NATURZYT. NATURZYT schreibt nicht nur über unsere Natur, wir unterstützen Sie auch mit einem Teil der Abo-Erlösen. Aus Liebe zur Natur. Jetzt abonnieren und unterstützten – 4 Ausgaben für nur CHF 29.50.

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Der God da Munt, einer der urtümlichsten Wälder im<br />

Val Müstair. Nach einer guten Stunde Waldabstieg ist<br />

man in Tschierv angelangt.<br />

Undankbarkeit führt nicht weit. <strong>Das</strong><br />

mussten einst auch die Bewohner des<br />

Val Müstair erfahren, des Bündner<br />

Tals in der südöstlichsten Ecke der Schweiz.<br />

Vor langer Zeit hausten auf der Alp da Munt eigenartige<br />

Wesen. Sie hatten feenhafte Gestalt und waren<br />

wunderschön, nur ihre Ziegenfüsse waren gewöhnungsbedürftig.<br />

Die Dialen, so wurden sie genannt,<br />

halfen den Menschen im Val Müstair, wo sie nur<br />

konnten. Sie spendeten den Hungrigen Nahrung, sie<br />

packten bei den Bauern mit an, und sie führten<br />

verirrte Kinder zurück zu ihren Eltern. Doch die<br />

Beschenkten trieben viel Schabernack mit den<br />

Dialen. So fehlten plötzlich Wäschestücke, welche<br />

sie zum Trocknen aufgehängt hatten, ausgeliehene<br />

Silbergabeln kamen nicht zurück, und ein wollüstiger<br />

Jüngling soll ihnen gar heftig nachgestellt haben.<br />

Da packten die Dialen ihre Schätze und Reichtümer<br />

<strong>–</strong> und wurden seither nie wieder im Tal gesehen.<br />

VERFLUCHTES KRAUT<br />

Ähnlich erging es dem Isländischen Moos, einem<br />

einst saftigen, blattreichen Gewächs. Dort, wo heute<br />

der Moorsee Lai da Juata liegt, wuchs es ausgesprochen<br />

üppig und nährte die Kühe so gut, dass sie dreimal<br />

pro Tag Milch gaben. <strong>Das</strong> passte dem faulen Senn<br />

nicht. Er verfluchte die Pflanze so sehr, dass ein Felssturz<br />

die Alp und die Weiden auf Juata unter sich<br />

begrub und einzig den kleinen See übrig liess. Seither<br />

ist Isländisches Moos ein dürres Gewächs und<br />

trägt im Val Müstair den Namen «erva smaladina»,<br />

verfluchtes Kraut.<br />

Wie viel Wahres in den Sagen steckt, ist nicht<br />

überliefert. Fakt ist jedoch: Die Schauplätze des<br />

Start am Ofenpass zur Wanderung ins Valbella. Von Weitem grüsst<br />

der Piz Daint.<br />

Geschehens <strong>–</strong> die Alp da Munt und der Lai da Juata<br />

<strong>–</strong> sind ausgesprochen hübsch und lassen sich auf einer<br />

Wanderung besuchen. <strong>Das</strong> tun viele. Der Themenweg<br />

Senda Val Müstair führt vom Ofenpass an beiden Orten<br />

vorbei ins Dorf Lü. Wer es ruhiger, urtümlich und<br />

anspruchsvoller mag, nimmt sich die Alternative vor:<br />

von der Ofenpasshöhe durch das Valbella zur Alp<br />

da Munt und anschliessend vom Lai da Juata im nicht<br />

enden wollenden Zickzack durch den urwaldähnlichen<br />

God da Munt nach Tschierv. Wer diese Route wählt,<br />

kommt am Val Nüglia vorbei, das zum <strong>Schweizer</strong>ischen<br />

Nationalpark gehört und mit rauer Schönheit lockt,<br />

und er macht Bekanntschaft mit den uralten, von Wind<br />

und Wetter gezeichneten Baumriesen im God da Munt.<br />

AUF BLUMEN FOLGEN GRÄBEN<br />

Den Wanderspass starten wir auf dem Ofenpass. Zu<br />

Beginn geht,s stetig bergan, vorbei an Bergföhren,<br />

Arven und unzähligen Blumen. Bald gesellt sich die<br />

Aussicht auf den Nationalpark dazu, und die könnte<br />

nicht besser sein. Die weite Ebene von Buffalora und die<br />

Gipfel von Piz Daint, Munt Buffalora, Piz Nair und<br />

Munt la Schera stehen Spalier. Schliesslich erwartet<br />

uns auf dem Weg ins Valbella noch eine Rarität:<br />

die Monte-Baldo-Segge. Wie sie es ins Val Müstair<br />

geschafft hat, weiss niemand. Die Segge stammt vom<br />

Monte Baldo, der liegt am Gardasee. Zur letzten grossen<br />

Eiszeit war der Berg eisfrei, die Segge hat überlebt. Ob<br />

die Bergamaskerschafe, die im 19. Jahrhundert um den<br />

Ofenpass weideten, die Samen mitgebracht haben?<br />

Nach drei viertel Stunden ändert die Tour ihren<br />

Charakter, und zwar deutlich. Steile Gräben lösen die<br />

liebliche Blumen-Föhren-Arven-Kulisse ab, wir müssen<br />

mittendurch. <strong>Das</strong> ist nicht weiter schwierig, doch<br />

<strong>NATURZYT</strong> 39

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