BINNENSCHIFF JOURNAL 2020-1
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heit schon gesehen, braucht es eine hohe<br />
Flexibilität und ausreichend Kapazitäten um<br />
handlungsfähig zu bleiben. Natürlich kann<br />
die Bahn oder vice versa die Binnenschifffahrt,<br />
auch wenn sie nicht unter einem Dach<br />
leben, auf die jeweils anderen Spezifikationen<br />
zugreifen. Jedoch sind solche Zwangsreaktionen<br />
kaum rasch umsetzbar und hinterlassen<br />
immer einen Kollateralschaden.<br />
Kunden werden flexibler, Tarife geraten in<br />
Schieflage usw. Dabei ließen sich durch intelligente<br />
Kooperationen die Umlenkmöglichkeiten<br />
gerade bei länger anhaltenden Infrastrukturschäden<br />
oder Streik schadlos bewältigen.<br />
Denkt man an die Umweltfreundlichkeit im<br />
Transportwesen und die notwendige Dekarbonisierung,<br />
kommt man schnell auf den<br />
großen Spielraum der sich anbietet, wenn die<br />
Stärken unterschiedlicher Transport-Modi zur<br />
richtigen Zeit genutzt werden.<br />
CONTARGO, einer der führenden Logistik<br />
Dienstleister zum Beispiel, transportiert pro<br />
Jahr weit über 2 Mio. TEU in 5 Ländern<br />
Europas. Dazu greift das Unternehmen auch<br />
auf eigene Schiffs- und Bahnlinien zu. Neben<br />
den schon beschriebenen realisierbaren<br />
Vorteilen, verfolgt das Unternehmen auch<br />
eine umweltschonende Strategie: „Unser Bestreben<br />
ist, möglichst viele Transporte von der<br />
Straße auf andere Verkehrsträger zu verlagern.<br />
Unser dichtes Netzwerk eigener Terminals erlaubt<br />
es uns, im modalen Split die optimale<br />
Distanz mit dem Binnenschiff zurückzulegen.<br />
Das nützt unseren Kunden, weil die Kosten<br />
sinken, und der Umwelt, weil mit dem Binnenschiff<br />
die CO2-Emissionen pro Tonnenkilometer<br />
reduziert werden.“ Niemand wird die<br />
Sinnhaftigkeit dieser Entscheidung anzweifeln<br />
– nur, man muss es halt auch machen.<br />
Denn tagtäglich verursachen LKW einen<br />
volkswirtschaftlichen Millionen Euro Schaden.<br />
Und im Stau werden permanent unzählige Arbeitsstunden<br />
und Rohstoff sinnlos „verheizt“.<br />
Das Schiff gewinnt hingegen überlegen die<br />
Umweltbilanz und Wasserstraßen kennen<br />
kaum Staus und schon gar keine Sonntagsfahrverbote.<br />
Die Zahlen zeigen den Erfolgskurs<br />
des Logistikers. Aktuell liegt der Modal Split im<br />
Unternehmen bei 75 % Schiff, 20 % Bahn und<br />
5 % LKW. Die Zielsetzung bis 2030 sieht vor,<br />
48 % Schiff, 48 % Bahn und 4 % LKW.<br />
Bahn fährt Schiff / Quelle: SEASPAN<br />
Der Kopf ist rund, damit die Gedanken die<br />
Möglichkeit haben, die Richtung zu wechseln.<br />
Was könnte, außer einem starken Unternehmerwillen<br />
und Innovationskraft zu mehr<br />
Kooperation im Transportsektor beitragen?<br />
Für die Kunden würde ein einheitliches Preismodell<br />
für alle Verkehrsmittel den Umstieg<br />
auf das jeweils beste Verkehrsmittel erleichtern.<br />
Dazu bräuchte es aber politische<br />
Unterstützung – Stichwort Kostenwahrheit.<br />
Auch die Berücksichtigung, dass bessere<br />
Transportlösungen im Sinne der Umweltauch<br />
bessere Fördervoraussetzungen haben, stärkt<br />
Kooperationen. Es macht wenig Sinn, eine trimodale<br />
Hafenförderung auf die Beine zu stellen,<br />
wenn damit ein Umschlagskran an der<br />
Hafenkante finanziert wird, der langsam vor<br />
sich hin rostet, während gleichzeitig die Lagerflächen<br />
für den LKW-Transport explodieren.<br />
In Summe braucht es also Förderungen für<br />
nachvollziehbare Lösungen des Modal Shift<br />
und nicht eine Förderung nach dem Gießkannen-Prinzip.<br />
Diese Förderpolitik hat uns<br />
dahin gebracht, wo wir heute stehen, aber<br />
nicht sein sollten.Vor dem Hintergrund des<br />
unbestritten zu erwartendem Anstieg im Güterverkehr,<br />
kann davon ausgegangen werden,<br />
dass die damit einhergehenden Herausforderungen<br />
nicht von FÖRDERnehmern in<br />
„klickediklacke“ Schuhen, sondern von beherzten<br />
UNTERnehmern im Konzert mit einer<br />
klugen Politik gelöst werden. (PB)