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Gemeinde Insider März 2020

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IKG

EIN PLÄDOYER FÜR

DEN STADTTEMPEL

von MMag. Tommy Gross

Viele brauchen den Stadttempel gelegentlich; sei es für Familienfeiern,

gemeinschaftliche Anlässe, weil sie Freunde oder Bekannte treffen

wollen oder leider auch für traurige Anlässe. Natürlich auch für die

Hohen Feiertage. Manchmal ensteht der Eindruck, dass die Existenz des

Stadttempels und seiner lebendigen Strukturen als Selbstverständlichkeit

betrachtet wird. Es funktioniert ja zweimal täglich an jedem Tag im Jahr.

Ist es wirklich unvorstellbar, dass der Stadttempel irgendwann einmal

periodenmäßig geschlossen sein wird, weil er keinen mehr interessiert?

Nicht ganz; schließlich kommen Menschen

freiwillig in den Stadttempel. Aber das

kann sich ändern. Und was dann? Soll der

Stadttempel dann nur noch künstlich am

Leben erhalten werden? Ist es wirklich das,

was wir uns vorstellen?

Wie hofnungsvoll ist es daher festzustellen,

dass zurzeit für Viele das Kommen in

den Stadttempel eine tägliche oder wöchentliche

Routine geworden ist. Die Erfahrung

zeigt, je intensiver der Stadttempel von einer

Person besetzt wird, umso mehr Freude

schaft der Tempelaufenthalt der Person

selbst und allen anderen, und umgekehrt. Es

sind gerade diese regelmäßigen Besucher, die

die lebendigen Strukturen im Stadttempel

auf täglicher bzw. wöchentlicher Basis aufrechterhalten

und erst damit die Voraussetzungen

schafen, dass der Stadttempel von

allen Mitgliedern der Gemeinde, auf welcher

Basis auch immer, genutzt werden kann.

An dieser Stelle sei die Frage erlaubt,

wieso ganz ofensichtlich die Vorzüge des

Stadttempels nicht geeignet sind, weitaus

mehr Menschen anzusprechen, den

Stadttempel regelmäßig, und sei es nur auf

wöchentlicher Basis, am Schabbat, zu besuchen?

Die gegebenen Strukturen würden es

ja erlauben, ja sich geradezu anbieten.

Welche Vorzüge?

• Viele Menschen, Mitglieder der Gemeinde

und Gäste, erleben das Freitagabend-Gebet

(Kabbalat Schabbat), vorgebetet und gesungen

vom Oberkantor und dem Tempelchor,

als spirituelle Verabschiedung von den säkularen

Aufgaben des Wochenalltags (heute

auch Stress genannt) und als spirituelle Begrüßung

des Heiligen Ruhetags, Schabbat;

als bewusste Drosselung des menschlichen

Motors, die vorübergehende Beseitigung der

ständigen Erreichbarkeit. Man spürt direkt

wie sich die innere Ruhe entwickelt. Man

findet mit Eintritt des Schabbat endlich Zeit,

22 insider März 2020

Viele Menschen erleben das

Freitagabend-Gebet als spirituelle

Verabschiedung von

den säkularen Aufgaben des

Wochenalltags.

während des gemeinsamen Gebets ein wenig

in sich zu gehen, Freunde und Bekannte zu

trefen und für ein gemeinsames Abendessen

in familiärer Atmosphäre. Es ist genau jener

Zeitpunkt bei Kabbalat Schabbat am Freitagabend

(es ist schade, ihn zu verpassen!),

an dem die Möglichkeit der Transformation

des Bewusstseins entsteht, sich völlig von allen

alltäglichen Ablenkungen abzuwenden

und sich ohne Störungen der Spiritualität

des Schabbat zu widmen. All das kann man

jeden Freitagabend zu Kabbalat Schabbat im

gemeinsamen Gebet mit allen anwesenden

Menschen im Stadttempel erbeten, ersingen

und erleben. Das Verlassen des Stadtempels

am Freitagabend erfolgt dann mit einer völlig

anderen inneren Einstellung als das Betreten

des Stadtempels vor dem Schabbat-Eingang.

• Gleiches kann man am Samstagmorgen

beim Morgengebet erleben. Das gemeinsame

Beten und Singen sind dazu geeignet,

den Schabbat in seiner einzigartigen spirituellen

Ruhe in besonderer Art und Form spüren

zu lassen. Der fantastische Kinderchor,

als fester Bestandteil des Morgengebets, singt

gemeinsam mit dem Oberkantor beim Mussafgebet

und das Schlussgebet.

• Zurzeit läuft im Stadttempel auch eine

Art „Hydepark“-Aktion. Alle sind eingeladen,

sich auf einen Gedanken aus einem

jeweiligen Wochenabschnitt vorzubereiten

und (nach Absprache mit dem Oberkantor)

diesen entweder am Freitagabend während

des Gebetes oder am Schabbatmorgen beim

Kiddusch vor der Gemeinschaft vorzutragen.

Zugegeben, es bedarf etwas Vorbereitung

und Mut, aber viele Menschen, Junge und

Junggebliebene, haben diese Chance schon

wahrgenommen. So etwas schaft sicher eine

große innere Befriedigung.

• Am Schabbatmorgen wird auch der jeweilige

Wochenabschnitt aus der Thora vorgelesen,

wozu einer Anzahl von mindestens 7

Personen die Ehre zuteil wird, einen Segen

über die Thora zu sprechen.

• Aus jeweils gegebenem Anlass feiern wir im

Stadttempel gemeinsam mit den Familien

Bar oder Bat Mitzwa, Aufrufe für Bräutigame,

Geburtstage und vieles mehr.

• Wir sprechen auch ein Krankengebet für all

jene, die Genesung brauchen, und es besteht

in aller Regel die Möglichkeit, bei dieser Gelegenheit

Namen von Kranken zu nennen,

damit auch sie im Krankengebet namentlich

erwähnt werden.

• Einer der Höhepunkte ist der gemeinsame

wöchentliche Kiddusch nach dem Morgengebet,

wo wir das Gebet gesellig bei Kigel,

Kuchen und Getränken, wie auch mit Gesang

und vorgetragenen Gedanken zum Wochenabschnitt

abrunden.

• An jedem Wochentag findet in der Früh

und am Abend ein Gebet statt, an dem alle

teilnehmen können, vor allem jene, die

das Kaddisch-Gebet sagen müssen. Bei

Bedarf wird beim Gebet auch Unterstützung

angeboten.

Soweit nur einige der Vorzüge, die wir in

unserem Stadttempel jahrein, jahraus zur

Verfügung haben. Um all diese Strukturen

aufrechtzuerhalten, setzen sich viele

Personen, zum Teil auch ehrenamtlich, ein,

wie etwa der Tempelvorstand, das Rabbinat,

Kantoren, Tempelchor, Tempeldiener,

Sicherheit, Garderobe, MitarbeiterInnen

der IKG und viele mehr. Wer also all jenen

Personen, die sich für den Stadttempel

einsetzen, den ihnen zustehenden Respekt

erweisen will, und wem es wichtig ist, einen

höchstpersönlichen Beitrag dafür zu

leisten, dass die lebendigen Strukturen im

Stadttempel auch weiterhin, vor allem für

unsere Kinder, aufrecht bleiben, damit

auch sie alle Vorzüge genießen werden

können, sollte sich, auch im höchsten eigenen

Interesse, überlegen ob er/sie nicht

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