Industrieanzeiger 07.2020
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interview<br />
Sie haben e.Go mal als Game Changer bezeichnet.<br />
Wie meinten Sie das?<br />
Wir brauchen die Mobilitätswende. Dabei<br />
müssen emissionsarme, besser noch emissionsfreie<br />
Fahrzeuge schlagartig eine maßgebliche<br />
Rolle spielen. Der Umstieg auf ein<br />
E-Auto ist für den Durchschnittskunden<br />
aber noch zu teuer. Der e.Go Life ist in den<br />
Gesamtkosten pro Kilometer der günstigste<br />
Pkw. Außerdem glauben wir – wie gesagt –,<br />
dass unser Auto das nachhaltigste ist.<br />
Der e.Go Life ist für genau jenes Nutzungsprofil<br />
konzipiert – für den Kurzstrecken-<br />
Zweitwagen liegen. Und zwar genau in der<br />
Größenordnung unseres Life.<br />
Wie ist der Stand beim Shuttle Bus Mover?<br />
Wir haben inzwischen die wichtigsten Zulassungstests<br />
bestanden. Etwa die Hälfte der<br />
24 Vorserien-Mover waren für diese Tests<br />
im Einsatz, die andere Hälfte läuft bei Testbetrieben,<br />
unter anderem bald auf dem<br />
Münchener Olympia-Gelände zur Vorbereitung<br />
des teilautonomen Betriebs. Zum Jahresende<br />
soll unser Werk 3 in Aachen Rothe<br />
Erde in Betrieb gehen, und Anfang 2021 soll<br />
dort die Serienproduktion starten.<br />
wird weiter nur grundiert, nicht lackiert.<br />
Und die Außenhaut wird es in zwei verschiedenen<br />
Versionen geben, mit einer Kunststoff-<br />
oder mit einer Stahlblech-Beplankung.<br />
In den ersten Produktionskonzepten sollten<br />
die Rolling Chassis auf eigener Achse autonom<br />
durch die Montage rollen. Heute werden<br />
sie auf AGVs transportiert. Warum?<br />
Beim Life hatten wir das nicht geplant.<br />
Taktzeiten von zehn Minuten sind zu kurz,<br />
um eine autonome Steuerung sinnvoll zu<br />
realisieren. Hier sind fahrerlose Transportmodule<br />
– oder AGVs – nicht nur wirtschaftlicher,<br />
sie bieten auch deutliche Vorteile hinsichtlich<br />
der Ergonomie. Beim Mover hatten<br />
wir das geplant. Allerdings hätten wir dazu<br />
einige Montageschritte vorziehen und die<br />
effizienteste Montageabfolge aufgeben müssen.<br />
Es hat sich gezeigt, dass auch hier die<br />
Montage auf AGVs die wirtschaftlichere<br />
Lösung ist. Unsere Erfahrung zeigt aber: Es<br />
ist viel günstiger, einfacher, flexibler und<br />
ergonomischer, eine solche Produktion auf<br />
AGVs aufzubauen als auf einem Fließband.<br />
Das e.Go-Fabrik-Konzept will Prof. Günther Schuh auch auf andere Kontinente exportieren. Das<br />
geplante Werk in China soll künftig 100.000 Elektro-Kleinwagen pro Jahr produzieren.<br />
und Stadtverkehr – wo die Bat-E-Stärken<br />
liegen. Wie viel Sinn macht dieses Konzept,<br />
wenn die Politik den individuellen Nahverkehr<br />
dort am liebsten abschaffen möchte?<br />
Mit dem öffentlichen Nahverkehr oder On-<br />
Demand-Angeboten – wie sie unser zweites<br />
Produkt, der e.Go Mover, bieten wird –<br />
können rund 20 Millionen Menschen in<br />
Großstädten und deren direktem Einzugsgebiet<br />
bedient werden. Der weit größere Teil<br />
der Bevölkerung lebt aber außerhalb der<br />
Metropolen und braucht weiterhin ein Auto,<br />
um auch künftig flexibel, effizient und<br />
komfortabel mobil zu sein. Der Durchbruch<br />
für die E-Mobilität wird zunächst beim<br />
In einem Focus-Interview nannten Sie eine<br />
Jahresproduktion von 100.000 Life als Ziel<br />
für das geplante Werk in China. Ist das<br />
Konstruktionsprinzip dafür geeignet?<br />
Das Beplankungsprinzip mit Kunststoff-<br />
Außenhautteilen ist auch bei größeren<br />
Stückzahlen von Vorteil, weil es maßgeblich<br />
zur Langlebigkeit der Fahrzeuge beiträgt.<br />
Wir bleiben auch bei unserem Grundkonstruktionsprinzip.<br />
Allerdings verändern wir<br />
in China die Body-Struktur substanziell.<br />
Das Auto wird länger und ein Viertürer sein.<br />
Der Aluminium-Rahmen bleibt in der Basis<br />
erhalten, wird aber durch kleinere Tiefziehteile<br />
aus Stahl ergänzt. Der Space Frame<br />
Wie muss sich die Fertigungstechnik infolge<br />
des Mobilitätswandels verändern?<br />
Wir müssen auch bei den Fertigungssystemen<br />
für die wichtigen Komponenten der<br />
E-Mobilität – das reicht vom Powertrain<br />
über die Batterien und die Leistungselektronik<br />
bis hin zur Ladeinfrastruktur – die Nase<br />
wieder vorn haben. Wir müssen hier, wie in<br />
anderen Mobilitätsbereichen, die führende<br />
Nation werden. Dazu brauchen wir mehr<br />
Wertschöpfung in Deutschland. Das gilt<br />
auch für die Batteriezellen-Fertigung. Damit<br />
das funktioniert, müssen wir andere Konstruktionsprinzipien<br />
und Technologien nutzen<br />
und größere Innovationsschritte wagen.<br />
Was heißt das für die Werkzeugmaschine?<br />
Gibt’s einen Trend zum Laser?<br />
Ich gehe davon aus, dass es künftig verstärkt<br />
Hybrid-Werkzeugmaschinen geben wird, in<br />
die Lasersysteme integriert sind. Das ist ja<br />
auch am WZL, dem Werkzeugmaschinen -<br />
labor der RWTH Aachen, ein großes<br />
Forschungsthema. Grundsätzlich wird der<br />
Laser dem Trend zur Variantenbildung und<br />
zur flexiblen Fertigung besser gerecht, weil<br />
er keine teuren und mit Vorlauf verbundenen<br />
Werkzeuge erfordert. Trotzdem sehe ich<br />
gute Chancen für die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie.<br />
Schließlich werden<br />
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