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Industrieanzeiger 07.2020

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07.20<br />

10.03.2020 | 142. Jahrgang<br />

www.industrieanzeiger.de<br />

Hybridleichtbau Komplexität der Teile steigt Seite 32<br />

Robotics Kongress Erfolgreich mit Cobots Seite 48<br />

Transportroboter Produktiv und sicher Seite 54<br />

e.Go-Chef Prof. Schuh<br />

über die Folgen des<br />

Mobilitätswandels Seite 42<br />

Top-<br />

Thema<br />

Automotive


info@pueschel-group.com<br />

www.pueschel-group.com<br />

2 <strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20


meinung<br />

Lust und Last<br />

am Automobil<br />

Es gibt Menschen, denen eine Angelegenheit so auf die Seele<br />

drückt, dass sie sich ihr nicht entziehen können, eine Sache mit<br />

gesellschaftlicher Relevanz. Sie wollen und müssen sie durchfechten<br />

– wohl, weil sie spüren, dass es auf ihre Sicht ankommt. Das ist<br />

Berufung und Pflicht zugleich, Lust und Last, Segen und Fluch. Der<br />

vielleicht prominenteste Fall ist Greta Thunberg. Sie hat etwas zu<br />

sagen und deswegen vieles angestoßen. Und wenn sie auf dem<br />

UN-Podium – als 16-Jährige – klagte, man habe ihre Kindheit zerstört,<br />

dann ist auch das echt. Weil sie gar nicht anders konnte, als<br />

ihr Anliegen ultimativ kund zu tun und sich zu exponieren. Ihr Tun<br />

war auch notwendig, wer wollte das bestreiten? Alle Mutmaßungen,<br />

wer oder was dahinterstecken könnte,<br />

laufen ins Leere. Denn ohne Authenzität<br />

hätte sie diese Wirkung nicht erzielen<br />

können. Dass sie heute einen Unterstützer-<br />

Apparat besitzt und weltweit Gehör findet,<br />

ist nur fair und zu begrüßen. Wir sollten die<br />

Sicht solcher Grenzen überschreitender<br />

Zeitgenossen ernst nehmen, als Reichtum<br />

und Glücksfall begreifen und uns damit<br />

befassen. Es muss nicht gleich um das<br />

Weltklima gehen.<br />

In dieser <strong>Industrieanzeiger</strong>-Ausgabe<br />

stellen wir Rainer Kurek vor, einen Auto -<br />

mobilbau-Experten, der Praktiker und<br />

Visionär zugleich ist. Kurek hat Rennwagen<br />

entwickelt, Engineering-Firmen geführt,<br />

berät OEM und unterrichtet Management<br />

– und er hat eine in der Praxis gereifte Sicht,<br />

wie die Branche sich transformieren und<br />

weiter Erfolge haben kann, trotz wahrlich<br />

schwierigem Marktumfeld. Im <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

schlägt er in einer Serie vor,<br />

„Leichtbau neu zu denken“ – und zwar<br />

im Management. Es könnte lohnen, sich<br />

damit auseinander zu setzen. Doch lesen<br />

Sie selbst ab Seite 24. •<br />

Themen 07.20<br />

06 Technik-Augenblicke<br />

08 Tipps der Redaktion<br />

10 Corona-Folgen<br />

22 Digitalmesse<br />

24 Automobilentwicklung<br />

28 Virtual Reality<br />

32 Hybridleichtbau<br />

38 Assistenzsysteme<br />

40 Streckbiegen<br />

42 Mobilitätswandel<br />

46 Metallfügen<br />

48 Robotics Kongress<br />

54 Mobile Robotik<br />

58 Datenkommunikation<br />

60 Oberflächentechnik<br />

66 Glosse<br />

Olaf Stauß<br />

Redakteur <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

Berglar 27 | 33154 Salzkotten<br />

info@rump.de | www.rump.de<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20 3


inhalt 07.20<br />

32 | Hybrider Leichtbau<br />

Die neue Chevrolet Corvette<br />

Sting ray ist voll mit hybriden<br />

Komponenten – und wurde<br />

zum nordamerikanischen<br />

Automobil des Jahres 2020<br />

gewählt.<br />

48 | Robotics Kongress<br />

Die gemeinsame Veranstaltung<br />

von <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

und Technology Academy lieferte<br />

praktische Tipps für die<br />

Roboterintegration<br />

42 | Interview<br />

Mobilität muss weiterhin flexibel,<br />

komfortabel und bezahlbar<br />

möglich sein, sagt<br />

e.Go-Chef Prof. Günther<br />

Schuh. Er erläutert seine Vision<br />

eines Mobilitätswandels.<br />

4 <strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20


News & Management<br />

03 Meinung<br />

Grenzen überschreitende Visionen sind<br />

gefragt – auch im Automobilbau<br />

10 Corona-Folgen<br />

Die Angst vor einem Absturz der<br />

Weltkonjunktur wächst<br />

12 Messetermine verschoben<br />

Überblick zu aufgrund von Corona<br />

verschobenen Messen<br />

18 Zulieferindustrie<br />

Trotz Coronavirus hat sich Situation<br />

für Zulieferer im Februar verbessert<br />

22 Digitalmesse<br />

Die Twenty2X soll die Cebit-Lücke in<br />

Hannover füllen<br />

24 Automobilentwicklung<br />

Automobilexperte Kurek sieht einzige<br />

Chance in systemischem Leichtbau<br />

●26 Interview<br />

Steffen Boll, Chef des Entwicklungsdienstleisters<br />

CSI erklärt, warum er alle<br />

Anteile von Audi zurückgekauft hat<br />

28 Virtual- und Augmented Reality<br />

Die Einsatzmöglichkeiten von VR und<br />

AR sind vielseitig<br />

Technik & Wissen<br />

●32 Hybrider Leichtbau<br />

Mit hybriden Bauweisen erzielt die<br />

Automobilindustrie heute die dringend<br />

benötigten Gewichtseinsparungen<br />

38 Assistenzsysteme<br />

Rechnergestützte Fahrfunktionen<br />

stoßen an ihre Systemgrenzen<br />

40 Umformtechnik<br />

Streckbiegen liefert schnell und wirtschaftlich<br />

komplex gefomte Profile<br />

●42 Interview<br />

Produktionsforscher und e.Go-Chef<br />

Prof. Günther Schuh über die Folgen<br />

des Mobilitätswandels<br />

46 Metall-Ultraschallschweißen<br />

Für die Batterieherstellung ist schnelles<br />

Metallfügen unverzichtbar – auch<br />

Herrmann Ultraschall steigt jetzt ein<br />

●48 Nachbericht Robotics Kongress<br />

Teilnehmer erfuhren aus erster Hand,<br />

wann sich der Einsatz von Cobots<br />

wirklich bezahlt macht<br />

●54 Mobile Robotik<br />

Transportroboter optimieren die<br />

Produktionslogistik bei einem Hersteller<br />

von Haushaltsgeräten<br />

58 Datenkommunikation<br />

Ethernet-Swichtes bringen Maschinen<br />

ins Produktionsnetzwerk<br />

60 Oberflächentechnik<br />

High-Speed-Laserstrukturierung<br />

nach dem Vorbild der Natur<br />

Produkte & Service<br />

06 Augenblicke der Technik<br />

08 Tipps der Redaktion<br />

20 Menschen<br />

62 Bücher<br />

63 Produkte<br />

64 Impressum<br />

64 Vorschau<br />

65 Wir berichten über<br />

66 Zuletzt<br />

Zum Titelbild<br />

Die Elektromobilität erfordert neue Fahrzeugkonzepte.<br />

Innovative Denkweisen,<br />

Kontruktionsprinzipien und Komponenten<br />

sind die Basis für deren Erfolg. Bild: Gorodenkoff/stock.adobe.com<br />

Folgen Sie uns online für<br />

noch mehr News.<br />

Kompetenz in der<br />

Schleuderrad-Strahltechnik<br />

Wir bieten neue und gebrauchte<br />

Schleuderrad-Strahlanlagen<br />

einschließlich Förder- und Filtersystem<br />

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• Reparatur und (Fern-)Wartung<br />

• Serviceleistungen<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20 5<br />

258-01/19-4c


augenblicke der technik<br />

6 <strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20


Anfang März trafen sich rund tausend Experten im<br />

spanischen Málaga beim European Robotics Forum<br />

(ERF), einem bedeutenden Treffen der europäischen<br />

Robotik-Community. Gemeinsam mit der<br />

Univer sidad de Málaga präsentierte dort der Roboterbauer<br />

Kuka eine spezielle Applikation zum<br />

Thema Rettung und Bergung von Personen. Meist<br />

lassen sich Verschüttete nur aus der Ferne lokali -<br />

sieren. Ohne Berührung können Lebens zeichen jedoch<br />

nur schwer festgestellt werden. Das Forschungsprojekt<br />

will Lösungs -<br />

ansätze für dieses Problem<br />

liefern. In der speziellen Anwendung<br />

greift der Leichtbau -<br />

roboter LBR iiwa nach dem<br />

Handgelenk eines Verschütteten,<br />

der durch eine menschliche Puppe<br />

simuliert wird. Über ein speziell trainiertes,<br />

neuronales Netz erkennt der Roboter das<br />

Handgelenk auch in einem chaotischen<br />

Umfeld. Der nachgiebige Roboterarm ist<br />

mit einer intelligenten Bildverarbeitung ausgestattet<br />

und kann direkt Vitalfunktionen<br />

wie Puls oder Blutdruck messen. Spezielle<br />

mobile Plattformen, die den Roboterarm<br />

zum Verschütteten bringen, werden von<br />

der Uni Málaga entwickelt. Typischerweise<br />

arbeiten in einem solchen Szenario gleich<br />

mehrere Robotertypen zusammen. So klären<br />

Dronen die Situation vor Ort und mobile<br />

Roboter unterstützen die Bergung der<br />

Verletzten. Bild: Kuka<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20 7


tipps der redaktion<br />

Mehr als nur ein Stift<br />

Bild: Samsung<br />

Intelligent geheizt<br />

Immer die perfekte Temperatur zu<br />

Hause verspricht Tado°, ein smarter<br />

Climate Assistant. Er steuert<br />

die Heizung in allen Räumen. Die<br />

neuen smarten Thermostate V3+<br />

sorgen zudem für ein gesundes<br />

Klima und überwachen die Innensowie<br />

Außenluft. Mit der zuge -<br />

hörigen App wissen Nutzer auch<br />

von unterwegs immer, wie die<br />

Temperatur in den eigenen vier Bild: Tado<br />

Wänden ist und können Änderungen<br />

vornehmen.<br />

Beim<br />

S Pen handelt es sich um einen<br />

Eingabestift für Android- Geräte wie<br />

zum<br />

Beispiel das Galaxy Note 10 und<br />

dem<br />

Galaxy<br />

Tab S5e LTE. Doch mit<br />

dem<br />

„Stift“<br />

kann der Nutzer noch sehr<br />

viel mehr tun, als nur auf seinem<br />

Smartphone zu tippen: Er kann eigene<br />

GIFs erstellen. Zudem bietet der Pen<br />

4096 Druckstufen. Seine Spitze reagiert<br />

sensibel auf<br />

Berührungen, sodass der<br />

Nutzer beim<br />

Schreiben oder Zeichnen<br />

immer<br />

die Kontrolle hat.<br />

@<br />

Eine<br />

Bild: Verlag C. H. Beck<br />

Das Zeitalter der<br />

Cyborgs beginnt<br />

Der Ökodenker James Lovelock<br />

prophezeit in seinem neuen Buch<br />

das Ende des Anthropozäns (das<br />

Zeitalter, in dem der Mensch zu einem<br />

der wichtigsten Einflussfaktoren<br />

auf der Erde geworden ist) und<br />

den Anbruch einer neuen Zeit: Mit<br />

der Gegenwart habe das „Novozän“<br />

begonnen, das Zeitalter der<br />

Hyperintelligenz. Schon sehr bald<br />

wird laut Autor aus der künstlichen<br />

Intelligenz eine neue Art von<br />

Lebewesen hervorgehen: Cyborgs,<br />

die 10.000 mal schneller sein werden<br />

als Menschen.<br />

Übersicht sowie weitere Informationen zu<br />

den einzelnen Tipps erhalten Sie hier:<br />

www.industrieanzeiger.de/tipps<br />

Endlich das „DSGVO-Monster“<br />

bändigen<br />

Bild: HRES Development<br />

Die Umsetzung der DSGVO löst bei vielen Unternehmen aufgrund drohender<br />

Strafzahlungen und Abmahnungen immer noch Nervosität aus.<br />

Eine Lösung, die helfen kann, ist „DS easy“ von HRES Development.<br />

Das Datenschutzmanagementsystem (DSMS) erleichtert besonders für<br />

KMUs die Umsetzung und begleitet den Verantwortlichen Schritt für<br />

Schritt durch das Audit. Der Auditprozess ist dabei in verständliche Einzelschritte<br />

und leicht zu bedienende Interview-Bildschirme gegliedert.<br />

8 <strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20


FINE U-Nut<br />

Für zuverlässige Wellenverbindungen<br />

Praxisbeispiel – Wellensicherung an einem Elektromotor<br />

Hohe Zuverlässigkeit, sicherer Lagersitz sowie eine einfache und schnelle Montage<br />

sind nur einige Vorteile, die unsere FINE U-Nut Sicherungsmutter erfüllt.<br />

Zusätzliche Sicherungselemente oder aufwendiges Spanen einer Keilnut entfallen.<br />

Ob Wellen oder Schrauben – als Kompetenzpartner im Bereich der Sicherungselemente<br />

bieten wir sowohl ein breites Standardsortiment als auch individuelle<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20 9


nachrichten<br />

Weltwirtschaft drohen Verwerfungen<br />

Corona-Folgen | Die wirtschaftlichen Folgen durch den Ausbruch<br />

des Coronavirus könnten für die Weltkonjunktur drastisch werden.<br />

Immer mehr Regierungen wollen mit Maßnahmen gegensteuern.<br />

Die Angst vor dem Absturz<br />

der Weltkonjunktur<br />

ist groß. Auch Deutschland<br />

könnte in die<br />

Rezession rutschen.<br />

Bild: Eisenhans/<br />

stock.adobe.com<br />

Die drastische Reaktion der chinesischen<br />

Behörden auf die Ausbreitung<br />

des Coronavirus hat<br />

einen großen Teil der Wirtschaft<br />

des Landes kurzfristig lahmgelegt.<br />

Der Einfluss des Covid-<br />

19-Erregers dürfte die Konjunktur<br />

nicht nur in China im gesamten<br />

Jahr 2020 belasten.<br />

Knapp 21 % beträgt Chinas Anteil<br />

an der weltweiten Industrieproduktion.<br />

Viele Unternehmen<br />

sind als Nachfrager und Zulieferer<br />

im globalen Produktionsprozess<br />

vernetzt, mit enormen Auswirkungen<br />

auf die Weltwirtschaft.<br />

Infolgedessen könnte die<br />

deutsche Industrieproduktion<br />

nach Schätzungen der IKB Bank<br />

im Jahr 2020 mit bis zu einem<br />

Prozentpunkt belastet werden.<br />

Eine drastische Prognose fällt<br />

die Organisation für wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung<br />

(OECD). Statt um<br />

2,9 % wie im Jahr 2019 würde<br />

das weltweite Bruttoinlandsprodukt<br />

im schlimmsten aller anzunehmenden<br />

Szenarien nur noch<br />

um 1,5 % wachsen. Dies könnte<br />

eintreten, wenn der Ausbruch<br />

des neuartigen Virus länger<br />

dauere und den asiatisch-pazifischen<br />

Raum, Europa und Nordamerika<br />

breit erfasse. Zahlreiche<br />

Volkswirtschaften auf der<br />

ganzen Welt würden damit in<br />

eine Rezession fallen, Deutschland<br />

eingeschlossen. Hierzulande<br />

wird für 2020 ein Plus beim<br />

Bruttosozialprodukt von 0,3 %<br />

prognostiziert.<br />

OECD-Chefökonomin Laurence<br />

Boone warnte: „Regierungen<br />

können es sich nicht leisten<br />

zu warten.“ Die Bundesregierung<br />

prüft jetzt staatliche Hilfen<br />

und auch die Europäische Zentralbank<br />

(EZB) zeigt sich bereit,<br />

angemessene und gezielte Maßnahmen<br />

zu ergreifen, kündigte<br />

EZB-Chefin Christine Lagarde<br />

an.<br />

•<br />

München macht das Rennen um die IAA<br />

Die IAA soll sich von einer Automobilzu<br />

einer Mobilitätsplattform weiterentwickeln.<br />

Bild: VDA<br />

Automobilmesse | Im Kopf-an-Kopf-Rennen<br />

mit Berlin und Hamburg hat sich München<br />

als Austragungsort der neuen IAA<br />

durchgesetzt. Die ehemalige reine Automobilmesse<br />

soll grundlegend neu konzipiert<br />

werden, teilte der Veranstalter, der Verband<br />

der Automobilindustrie (VDA), mit. Der<br />

Verbandsvorstand werde die Verhandlungen<br />

mit der bayerischen Landeshauptstadt<br />

fortführen, um in den nächsten Wochen zu<br />

einem Vertragsabschluss für die Messe ab<br />

2021 zu kommen, heißt es.<br />

Die IAA wird sich von einer Automobilzu<br />

einer Mobilitätsplattform weiterentwickeln.<br />

Sie soll neben der Faszination Auto<br />

Initialzündung dafür sein, dass sich die austragende<br />

Stadt zu einer Smart City mit intelligenten<br />

Verkehrskonzepten und innovativer<br />

Vernetzung der Verkehrsträger entwickelt –<br />

nachhaltig und an den Bedürfnissen der<br />

Menschen ausgerichtet. München und die<br />

Konzeption der Stadt bieten dafür nach Ansicht<br />

des VDA-Vorstandes „die besten Voraussetzungen“.<br />

•<br />

10 <strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20


starlim ist der<br />

weltweit größte<br />

Verarbeiter von<br />

Flüssig-Silikon.<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20 11


nachrichten<br />

Ticker<br />

+++ Hannover Messe | Die Hannover<br />

Messe 2020 findet aufgrund<br />

des Coronavirus nicht<br />

zum geplanten Termin (20. bis<br />

24. April) statt. Nach langen<br />

Überlegungen hat die Deutsche<br />

Messe AG entschieden, die Industriemesse<br />

zu verschieben.<br />

Der neue Termin steht auch<br />

schon fest: 13. bis 17. Juli. +++<br />

Roboter macht den<br />

Werker zum Herkules<br />

❧<br />

+++ Metav | Die Messe für Technologien<br />

der Metallbearbeitung,<br />

die vom 10. bis 13. März in<br />

Düsseldorf stattfinden sollte,<br />

wurde verschoben. Nachdem<br />

viele große Aussteller ihre Messe-Teilnahme<br />

abgesagt haben.<br />

Ein neuer Termin steht noch<br />

nicht fest. +++<br />

❧<br />

+++ Grindtec | Die Spezialmesse<br />

für Schleiftechnik wird aufgrund<br />

von Corona nicht zu ihrem<br />

geplanten Termin (18. bis<br />

21. März 2020) in Augsburg<br />

stattfinden. Das gab der Veranstalter<br />

AFAG Messen und Ausstellungen<br />

bekannt. Der neue<br />

Termin soll zeitnah bekanntgegeben<br />

werden. +++<br />

❧<br />

+++ Wire und Tube | Auch das<br />

Fachmesseduo der Draht-, Kabel-<br />

und Rohrindustrie ist von<br />

den Corona-Maßnahmen der<br />

Messe Düsseldorf betroffen und<br />

wird nicht vom 30. März bis 3.<br />

April stattfinden. In Abstimmung<br />

mit allen Beteiligten wird<br />

die Messe Düsseldorf über alternative<br />

Termine beraten. +++<br />

Im letzten Jahr hatte der<br />

Kongress in der Technology<br />

Academy auf dem<br />

Hannover Messegelände<br />

Premiere.<br />

Bild: Uwe Böttger<br />

Kongress | Das Forum Cobots und Exoskelette liefert Lösungen<br />

aus erster Hand, wie in Zukunft der Mitarbeiter<br />

durch den Kollegen Roboter entlastet werden kann.<br />

Der Arbeitsplatz der Zukunft im<br />

industriellen Umfeld wird anders<br />

aussehen als heute. In Zeiten<br />

einer älter werdenden Belegschaft<br />

muss es auch darum gehen,<br />

Mitarbeiter gesund zu halten.<br />

Das gilt besonders im<br />

Schwerlastbereich. Hier kann<br />

der Kollege Roboter den Mitarbeiter<br />

tatkräftig unterstützen.<br />

Werker und Roboter werden zu<br />

einem Team, in dem jeder die<br />

für ihn passenden Aufgaben erledigt.<br />

Exoskelette werden in<br />

diesem Zusammenhang für die<br />

Produktion immer interessanter,<br />

denn auch sie entlasten den Werker<br />

deutlich.<br />

Doch welche Technik macht<br />

Sinn bei welchen Anwendungen?<br />

Wann ist der Einsatz wirtschaftlich?<br />

Und welche konkreten<br />

Lösungen gibt es schon?<br />

Antworten auf diese und weite-<br />

re Fragen gibt das Forum Cobots<br />

und Exoskelette. Die gemeinsame<br />

Veranstaltung des <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

und der Technology<br />

Academy findet statt am<br />

19. Mai 2020 im Pavillon 36<br />

auf dem Hannover Messegelände.<br />

Praxisorientierte Fachvorträge<br />

und eine Podiumsdiskussion<br />

zeigen den Weg zum Arbeitsplatz<br />

der Zukunft. Der Besucher<br />

kann sich innerhalb eines Tages<br />

auf den neuesten Stand der<br />

Technik bringen und erkennt<br />

das Potenzial von Robotik, Exoskeletten<br />

und anderen Techniken,<br />

die den Werker künftig bei<br />

der Arbeit unterstützen. Unter<br />

dem Link http://hier.pro/w5iw9<br />

können Sie sich direkt ein Ticket<br />

sichern. •<br />

12 <strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20


Kistler gibt sich optimistisch<br />

Gedruckte Elektronik serienreif<br />

Messtechnik | Die Kistler Gruppe<br />

mit Hauptsitz in Winterthur<br />

sieht sich „in zukunftsträchtigen<br />

Feldern, wie der Elektromobilität<br />

oder Industrie 4.0 unterwegs“,<br />

wie CEO Rolf Sonderegger<br />

sagte. Der Firmenchef rechnet<br />

deshalb „2020 mit erneutem<br />

Umsatzwachstum“. Im Vorjahr<br />

sei das Unternehmen wirtschaft-<br />

Rolf Sonderegger. Bild: Kistler<br />

lich hinter seinen Erwartungen<br />

zurückgeblieben und verzeichnete<br />

einen Umsatzrückgang um<br />

2,1 % auf 466 Mio. CHF. Der<br />

Grund sei das schwächelnde<br />

Marktumfeld im Automobilsektor<br />

insbesondere in China.<br />

2019 hat Kistler erheblich in<br />

die eigenen Standorte investiert.<br />

Sowohl am Hauptsitz in Winterthur,<br />

wo ein neuer Standort bezogen<br />

wurde, als auch an zwei<br />

deutschen Standorten in Heidelberg<br />

und Meerane wurden weitere<br />

Kapazitäten geschaffen, um<br />

Zukunftsthemen und -technologien<br />

gezielt weiterzuentwickeln.<br />

Mit dem Zukauf der Unternehmen<br />

AMS, Smetec und Vester<br />

habe Kistler zudem in den vergangenen<br />

Jahren weitere Kompetenzen<br />

aufgebaut, sagte Sonderegger.<br />

Der Lösungsanbieter<br />

für die dynamische Messtechnik<br />

beschäftigt eigenen Angaben zufolge<br />

aktuell weltweit rund<br />

2200 Mitarbeiter an mehr als<br />

60 Standorten. •<br />

Messe Lopec | Dreidimensionale<br />

gedruckte Elektronik, auch „3D<br />

Structural Electronics“ genannt,<br />

stattet verschiedenste Objekte<br />

mit elektronischen Zusatzfunktionen<br />

aus. Über Anwendungen,<br />

Herstelltechnologien und ihr<br />

Potenzial informiert die Kongressmesse<br />

Lopec 2020 vom<br />

24. bis 26. März in München.<br />

Letztes Jahr waren 163 Aussteller<br />

aus 19 Ländern vertreten,<br />

Besucher aus 44 Ländern wurden<br />

gezählt.<br />

Gedruckte Elektronik steckt<br />

in Turnschuhen, T-Shirts, Autos,<br />

Haushaltsgeräten und vielem<br />

mehr: Sie revolutioniert zahlreiche<br />

Branchen, weil sie so leicht,<br />

dünn, flexibel und robust ist,<br />

dass sie sich in nahezu jedes geformte<br />

Objekte integrieren lässt.<br />

„Gedruckte Elektronik kann die<br />

steigende Nachfrage nach smarten<br />

Produkten erfüllen – und<br />

das bei großer Designfreiheit“,<br />

betont Dr. Klaus Hecker, Geschäftsführer<br />

des Branchenverbandes<br />

und Mitveranstalters<br />

Robotergestützter Inkjet-Druck kann<br />

gedruckte Elektronik auf dreidimensionalen<br />

Oberflächen aufbringen – integriert<br />

in die Serienfertigung.<br />

Bild: Biermann & Jung<br />

OE-A (Organic and Printed<br />

Electronics Association).<br />

Seit einigen Jahren beobachtet<br />

Hecker zudem ein wachsendes<br />

Interesse an individualisierbaren<br />

Fertigungsprozessen:<br />

„Das Ziel sind maßgeschneiderte<br />

smarte Produkte zu konkurrenzfähigen<br />

Kosten.“ Auch diesen<br />

Trend greift die Lopec auf,<br />

denn gedruckte Elektronik hat<br />

hier eine Schlüsselrolle. •<br />

100 bis 20.000 Nm - 10 bis 2.000 kW<br />

www.oswald.de<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20 13


nachrichten<br />

VDE erntet Zustimmung<br />

für KI-Ethik-Modell<br />

Künstliche Intelligenz | Kurz nachdem die EU ihr White Paper zu KI vorgestellt<br />

hat, legte der VDE sein Modell für eine KI-Ethik vor – und erhielt breite Zustimmung.<br />

KI beherrscht das Komplexe. Damit sie<br />

nicht auch den Menschen beherrscht,<br />

braucht es KI-Ethik. Bild: Greenbutterfly/stock.adobe.com<br />

KI messbar zu machen – darum geht es der<br />

Tech-Organisation VDE mit ihrem jetzt vorgestellten<br />

Modell. Einen Tag nach Veröffentlichung<br />

des White Papers der EU zur<br />

Künstlichen Intelligenz begrüßte der VDE<br />

ausdrücklich die Überlegungen der EU-<br />

Kommission, um Verbraucher vor Nachteilen<br />

durch KI zu schützen. Zugleich sieht sich<br />

der VDE in der Diskussion „einen Schritt<br />

weiter“ und präsentierte ein Modell, mit<br />

dem sich KI-Ethik transparent und differen-<br />

ziert abbilden lasse. Es wurde zusammen<br />

mit einem renommierten Wissenschaftler-<br />

Konsortium entwickelt<br />

„Ethik wird genauso wie das Thema<br />

Nachhaltigkeit zum Wettbewerbsvorteil.<br />

Unternehmen, die transparent aufzeigen,<br />

wie sich ihre KI-Systeme ethisch verhalten,<br />

bringen ihre Produkte leichter in den<br />

Markt“, erklärt Dr. Sebastian Hallensleben,<br />

KI-Experte im VDE und Initiator des Modells.<br />

„Mit dem Modell fördern wir das Vertrauen<br />

der Bürger in KI-Systeme, die direkt<br />

mit Menschen zu tun haben oder mit deren<br />

Daten umgehen.“ Gleichzeitig wirke das<br />

Modell den Ängsten vor einer Vorschriftenflut<br />

entgegen.<br />

Das Modell des VDE für eine Ethik-<br />

Kennzeichnung lehnt sich an die leicht verständliche<br />

Energieeffizienz-Kennzeichnung<br />

an: Es macht die Eigenschaften von KI-Systemen<br />

in ähnlicher Weise sichtbar, wie<br />

beispiels weise Schutz der Privatsphäre,<br />

Transparenz oder Diskriminierungsfreiheit.<br />

Es gehe dabei bewusst nicht um ein Ja/<br />

Nein-Gütesiegel, sondern eine abgestufte<br />

Kennzeichnung wichtiger Eigenschaften, betont<br />

Hallensleben. „Wir machen KI-Ethik<br />

messbar und schaffen damit einen trans -<br />

parenten Wettbewerb, ermög lichen regionale<br />

Mindeststandards für bestimmte Anwendungen<br />

und geben Kunden Transparenz.“ •<br />

Deutsche Industrie schultert hohe Kosten<br />

Unternehmen im Ausland produzieren rund 13 % weniger<br />

arbeitskostenintensiv als in Deutschland. Bild:<br />

Industrieblick/stock.adobe.com<br />

Lohnstückkosten | Die hohe Produktivität<br />

in Deutschland kann die teuren Arbeitskosten<br />

nicht ausgleichen. Laut aktueller Studie<br />

des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW)<br />

Köln produzieren Unternehmen im Ausland<br />

rund 13 % weniger arbeitskostenintensiv<br />

als in Deutschland. Demzufolge ist im Jahr<br />

2018 der Lohnstückkostenunterschied zwischen<br />

dem Euroraum und Deutschland auf<br />

8 % gestiegen. Damit rückt Deutschland im<br />

internationalen Ranking auf Platz sechs vor.<br />

Folglich hätten deutsche Industrieunterneh-<br />

men höhere Arbeitskosten je Arbeitnehmerstunde<br />

im Verhältnis zur Produktivität als<br />

die meisten anderen Länder, so die Studie.<br />

Noch kostenintensiver ist die Produktion<br />

nur in Norwegen, Kroatien, Großbritannien,<br />

Frankreich und Estland. Außerhalb<br />

der europäischen Grenzen produzieren Unternehmen<br />

in den USA und Japan deutlich<br />

günstiger als in Deutschland. Im Durchschnitt<br />

blieb die Produktivität der 27 Vergleichsländer<br />

im Jahr 2018 um 12 % hinter<br />

Deutschland zurück. •<br />

14 <strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20


Haimer bleibt optimistisch<br />

Unternehmensumsatz | Die Geschäfte<br />

von Haimer liefen 2019<br />

sehr unterschiedlich. Zu Beginn<br />

konnten die Umsatzzahlen des<br />

Vorjahres noch getoppt werden.<br />

Im zweiten Halbjahr folgte<br />

dann eine deutliche Eintrübung.<br />

Insgesamt schloss der Spezialist<br />

für Werkzeugspann- und -auswuchttechnik<br />

das vergangene<br />

Geschäftsführer Andreas Haimer blickt<br />

positiv in die Zukunft. Bild: Haimer<br />

Schluss mit Aufzügen<br />

Jahr auf ähnlich hohem Niveau<br />

ab wie im Rekordjahr 2018. Für<br />

2020 erwartet die Geschäftsführung<br />

eine Beruhigung des wirtschaftlichen<br />

Umfelds und ein in<br />

etwa gleichbleibendes Ergebnis.<br />

Für die Zukunft sieht Geschäftsführer<br />

Andreas Haimer<br />

sein Unternehmen gut gerüstet:<br />

„Die Digitalisierung der Produktionsprozesse<br />

stellt schon<br />

jetzt für jedes Unternehmen einen<br />

Erfolgsfaktor dar. Darauf<br />

sind wir bestens eingestellt, indem<br />

wir produktseitig eine<br />

komplette Datendurchgängigkeit<br />

bieten können – vom Werkzeug,<br />

der Werkzeugaufnahme<br />

inklusive dem Spannvorgang,<br />

dem Wuchten bis hin zur Werkzeugvoreinstellung<br />

und dem<br />

Einsatz auf der Maschine.“ •<br />

Veräußerung | Thyssenkrupp<br />

verkauft sein Aufzuggeschäft<br />

Elevator Technology vollständig<br />

an ein Konsortium um Advent,<br />

Cinven und die RAG-Stiftung.<br />

Einer entsprechenden Entscheidung<br />

des Vorstands hat der<br />

Aufsichtsrat des Industriekonzerns<br />

bereits zugestimmt. Die<br />

Unterzeichnung des Kaufvertrags<br />

ist erfolgt. Der Vollzug der<br />

Transaktion wird bis zum Ende<br />

des laufenden Geschäftsjahres<br />

erwartet. Der Kaufpreis beträgt<br />

17,2 Mrd Euro. Einen Teil wird<br />

der Konzern in eine Rückbeteiligung<br />

am verkauften Aufzuggeschäft<br />

investieren. Die Transaktion<br />

steht unter dem Vorbehalt<br />

fusionskontrollrechtlicher Genehmigungen.<br />

Die durch die Transaktion<br />

zufließenden Mittel werden im<br />

Unternehmen verbleiben und<br />

sollen in erforderlichem Umfang<br />

zur Stärkung der Bilanz<br />

verwendet werden. Darüber hinaus<br />

sollen die Erlöse zur Weiterentwicklung<br />

der verbleibenden<br />

Geschäfte und des Portfolios<br />

eingesetzt werden. •<br />

Performance<br />

neu defi niert<br />

Die aktuelle TS2-Baureihe –<br />

SCARA Design perfektioniert<br />

Erster vollkommen gekapselter Vierachs-Roboter<br />

Einzigartiger, zylindrischer Arbeitsbereich<br />

Überlegene Dynamik und Wiederholgenauigkeit<br />

Hohe Konnektivität, Ethernet Cat5e<br />

Integriertes Werkzeugwechselsystem<br />

Stäubli – Experts in Man and Machine<br />

www.staubli.com<br />

HMI 2020<br />

Sie finden uns in<br />

Halle 6, Stand K37<br />

Der Industriekonzern<br />

Thyssenkrupp veräußert<br />

sein Geschäft<br />

mit Aufzügen und<br />

Fahrtreppen. Bild:<br />

Thyssenkrupp<br />

Stäubli Tec-Systems GmbH, Tel. +49 (0) 921 883 0, sales.robot.de@staubli.com<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20 15


nachrichten<br />

Schon 7,9 Millionen E-Autos weltweit<br />

Elektromobilität | Im Jahr 2019 ist der Bestand an Elektroautos<br />

weltweit auf rund 7,9 Mio. gestiegen – ein Plus von<br />

2,3 Mio. Die Neuzulassungen sind erneut auf Höchststand.<br />

Auch wenn der Anblick noch ungewohnt ist: Die Zahl der Elektroautos steigt weltweit<br />

und Deutschland holt langsam auf, allerdings von niedrigem Niveau ausgehend.<br />

Bild: Wellnhofer Designs/stock.adobe.com<br />

Mit insgesamt 3,8 Mio. E-Autos<br />

liegt China weltweit unan -<br />

gefochten auf Platz eins. Danach<br />

folgen die USA mit knapp<br />

1,5 Mio. Vor allem in diesen<br />

beiden Ländern war die Wachstumsrate<br />

der Neuzulassungen<br />

rückläufig.<br />

In Deutschland entwickelte<br />

sich der Markt dagegen weiter<br />

positiv, wenn auch auf niedrigerem<br />

Niveau: Hierzulande rollten<br />

Ende 2019 knapp 231.000<br />

Stromer über die Straßen. Diese<br />

neuen Zahlen stammen aus<br />

einer aktuellen Erhebung des<br />

Zentrums für Sonnenenergie-<br />

und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg<br />

(ZSW).<br />

Nach Angaben der Wissenschaftler<br />

verbuchte Tesla weltweit<br />

mit 361.000 die meisten<br />

Neuzulassungen 2019. Deutsche<br />

Hersteller haben sich<br />

weiter verbessert: BMW liegt<br />

weltweit auf Platz fünf mit<br />

114.500 Elektroautos. Volks -<br />

wagen erreicht Rang sechs.<br />

Jedoch ist das globale Wachstum<br />

trotz Rekord-Zulassungen<br />

rückläufig: Es beträgt nur noch<br />

4 % nach 74 % im Vorjahr. •<br />

Datenquelle: www.zsw-bw.de/<br />

mediathek/datenservice<br />

Maxi-Getriebegehäuse künftig 3D-gedruckt<br />

3D-Metalldruck | Teile für Schiffsgetriebegehäuse<br />

kommen künftig aus dem 3D-Drucker<br />

statt aus der Gießerei. Niedersächsische<br />

Forschungsinstitute und Unternehmen<br />

entwickeln einen 3D-Drucker, der stählerne<br />

Bauteile mit einem Gewicht von mehreren<br />

Tonnen herstellen kann. Er wird die Größe<br />

eines Frachtcontainers erreichen.<br />

Der 3D-Druck schont Ressourcen im<br />

Vergleich zum Gießen: Beim 3D-Drucken<br />

können beispielsweise auch Hohlräume<br />

oder Wabenstrukturen eingebracht werden.<br />

Das additive Getriebegehäuse aus Stahl soll<br />

deshalb maximal 10 t wiegen – wird es<br />

gegossen, erreicht es ein Gewicht von 13 t.<br />

Die Getriebegehäuse großer Schiffe sind<br />

Unikate. Werden die Bauteile additiv gefertigt<br />

statt gegossen, entfällt zudem die teure<br />

Herstellung individueller Gussformen.<br />

Beim Drucken setzt das Laser Zentrum<br />

Hannover (LZH) auf das laserunterstützte<br />

Lichtbogenschweißen. Pro Stunde sollen bis<br />

zu 5 kg Stahl aufgetragen werden. Um die<br />

Teilequalität sicherzustellen, entwickelt das<br />

Institut für Integrierte Produktion Hannover<br />

(IPH) eine Inline-Messtechnik. •<br />

Schiffsgetriebe: Die tonnenschweren,<br />

stählernen Gehäuseteile werden bisher<br />

gegossen. In Zukunft sollen sie mit<br />

einem riesigen 3D-Drucker hergestellt<br />

werden. Bild: Reintjes<br />

Licht-Profis<br />

mit neuem<br />

Standort<br />

Investition | Die Deutsche<br />

Lichtmiete Unternehmensgruppe<br />

legt an Dynamik<br />

zu. Der LED-Industriedienstleister<br />

reagiert<br />

auf die deutlich gestiegene<br />

Nachfrage im Bereich<br />

Light as a Service (LaaS)<br />

und eröffnet in Sandkrug/<br />

Niedersachsen einen neuen<br />

Produktionsstandort.<br />

Die frei werdenden Räume<br />

am bisherigen Standort<br />

in Oldenburg werden<br />

für die Entwicklung von<br />

intelligenten Lichtlösungen<br />

genutzt. •<br />

16 <strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20


Tawain zeigt Innovationskraft<br />

Industrie 4.0 | Wegen der Furcht vor dem<br />

Coronavirus sind Atemschutzmasken in vielen<br />

Städten weltweit ausverkauft. Die taiwanesische<br />

Werkzeugmaschinenindustrie zeigt,<br />

wie Industrie 4.0 und die digitalisierte Produktion,<br />

helfen können, den Engpass zu beenden.<br />

Dafür haben Hersteller ihre Produk-<br />

tionskapazitäten umgelenkt und in die<br />

Fertigung von Atemschutzmasken gesteckt.<br />

Unternehmen wie Tongtai Machine<br />

& Tool Co., TPI Bearings und Hiwin<br />

Technologies haben hierfür angepasste<br />

Produktionslinien eingerichtet, berichtet das<br />

Taiwan External Trade Development Council<br />

(Taitra). Der Corona-Coup zeige, wie<br />

leistungsfähig und flexibel die Industrie Taiwans<br />

ist. 2018 produzierte die sie Maschinen<br />

im Rekordwert von 36 Mrd. Euro, die<br />

Exporte stiegen um 7,3 %. Die größte Bedrohung<br />

für die Industrie Taiwans sei indes<br />

nicht das Coronavirus, sondern der Handelskrieg<br />

zwischen den USA und China. Im<br />

Jahr 2019 gingen die Exporte deshalb um<br />

8 % zurück. •<br />

Taiwans Werkzeugmaschinenindustrie fertigt Atemschutzmasken.<br />

Bild: Win Nondakowit/stock.adobe.com<br />

Forscher hacken die Hacker<br />

IT-Sicherheit | Die meisten Schutzprogramme versuchen, Angreifer<br />

zu stoppen, ehe sie ihre Trickkiste richtig auspacken. Statt Hackern<br />

den Zugang zu ihren Computern zu verwehren, laden Security-<br />

Experten der University of Texas sie geradezu ein, sich in ihren<br />

Rechnern einzunisten. Die Forscher nutzen das Eindringen, um zu<br />

lernen, wie ein Computer sich selbst dagegen wehren kann. Dazu<br />

gibt die Methode Deep-Dig laut den IT-Wissenschaftlern einen tiefen<br />

Einblick in das Vorgehen von Hackern. Laut einer Meldung von<br />

pressetext.at landen die Hacker beim Angriff auf einer Webseite, die<br />

als Köder dient. So lernen die Sicherheitsexperten mehr über die<br />

Taktik der Angreifer und wie bösartige Attacken ablaufen – Hacker<br />

starten üblicherweise mit einfachen<br />

Mitteln, um dann immer anspruchsvollere<br />

Taktiken einzusetzen.<br />

Dieses Wissen nutzen die Wissenschaftler<br />

dann, um Computer<br />

oder auch ganze Netzwerke mittels<br />

KI darauf zu trimmen, Angriffe zu<br />

erkennen und selbstständig Schutzmaßnahmen<br />

zu ergreifen. •<br />

Amerikanische Forscher spionieren Hacker<br />

aus und sammeln Wissen über deren Taktik,<br />

um Computer mittels KI sicherer zu machen.<br />

Bild: AdobeStock/Sergey Nivens<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20 17


nachrichten<br />

Zunehmend Sorgen um Lieferketten<br />

Zulieferindustrie | Trotz Coronavirus hat sich die Situation<br />

für die Zulieferunternehmen im Februar verbessert. Doch<br />

jetzt nimmt die Unsicherheit täglich zu.<br />

Insbesondere die Produktion in Norditalien könnte durch die Corona-Epidemie beeinträchtigt<br />

werden. Bild: Superingo/stock.adobe.com<br />

Der Ausbruch des Coronavirus<br />

hat der deutschen Zulieferindustrie<br />

im Februar noch keinen<br />

größeren Schaden zugefügt. Das<br />

Geschäftsklima hat sich sogar<br />

leicht verbessert. Allerdings gingen<br />

die Bewertung der Lage und<br />

die Erwartungen für die kommenden<br />

Monate weit auseinander.<br />

Gegenüber Januar habe sich<br />

zwar die die aktuelle Situation<br />

gegenüber dem Vormonat verbessert,<br />

betont die Arbeitsgemeinschaft<br />

Zulieferindustrie<br />

(ArGeZ), ihre Perspektiven jedoch<br />

würden die Unternehmen<br />

insgesamt schlechter eingeschätzten.<br />

Zum Umfragezeitpunkt<br />

war noch nicht absehbar,<br />

dass sich der Virus auch in<br />

Europa stark verbreiten würde.<br />

Je länger die Epidemie andauere,<br />

desto größer würden die Sorgen<br />

um negative Auswirkungen<br />

auf globale Lieferketten und<br />

Absatzmärkte. Vor allem die<br />

Produktion in Norditalien<br />

könnte beeinträchtigt werden<br />

und treffe auch die Zulieferer.<br />

Deshalb sei davon auszugehen,<br />

dass Konjunkturprognosen angepasst<br />

werden müssten. •<br />

Mit voller Kraft ins neue Jahr<br />

Bilanz | Die Würth Industrie Service GmbH<br />

& Co. KG kann aus wirtschaftlicher Sicht<br />

auf ein ereignisreiches Jahr 2019 zurückblicken<br />

und den Kurs der vergangenen Jahre<br />

fortsetzen. Das Handelsunternehmen für<br />

modulare C-Teile-Lösungen verzeichnete<br />

2019 einen Umsatz von 582 Mio. Euro, was<br />

einer Steigerung von 2,5 % entspricht.<br />

Mit über 20 Jahren Expertise auf dem<br />

Markt hat sich das Unternehmen als C-Tei-<br />

le-Partner für die Industrie etabliert. Die Voraussetzung<br />

für die professionelle industrielle<br />

C-Teile-Abwicklung ist ein Sortiment mit<br />

mehr als 1,1 Mio. Artikeln. Das Angebot<br />

reicht von der klassischen Verbindungs- und<br />

Befestigungstechnik über Hilfs- und Betriebsstoffe<br />

wie persönliche Schutzausrüstung<br />

und chemisch technische Produkte bis<br />

hin zu Sonderteilen nach Zeichnung. Mit<br />

der Erweiterung um das Tätigkeitsfeld Additive<br />

Manufacturing (3D-Druck) erfolgt<br />

gleichzeitig auch der Ausbau des bisherigen<br />

C-Teile-Spektrums um weitere Produktgruppen.<br />

Sie bilden die Basis für die direkte<br />

Belieferung der Kunden weltweit und für<br />

die vernetzten C-Teile-Lösungen in der Beschaffung,<br />

in der Intralogistik, am Montageplatz,<br />

an der Fertigungslinie oder in der Instandhaltung.<br />

•<br />

Das Handelsunternehmen für modulare C-Teile-Lösungen<br />

konnte im letzten Jahr den Umsatz um 2,5 Prozent<br />

steigern. Bild: Würth Industrie Service<br />

Zehn Jahre<br />

Laserteile4you<br />

Online-Portal | Laserteile4you feiert<br />

10-jähriges Bestehen. Das Online-Portal<br />

der H.P. Kaysser GmbH + Co. KG<br />

gilt als Pionier für das professionelle<br />

Bestellen individuell gefertigter Blechteile<br />

über das Internet. Was 2010 mit<br />

einer mutigen Idee begann, hat sich zu<br />

einem leistungsfähigen Bestellportal<br />

entwickelt. Deutschlandweit nutzen<br />

mehr als 10.000 Kunden die Möglichkeit,<br />

umfangreiche Blechbearbeitungen<br />

in großer Materialvielfalt rund<br />

um die Uhr zu kalkulieren und zu bestellen.<br />

Die zum Jahresbeginn freigeschaltete<br />

neue Website bietet noch<br />

bessere Übersichtlichkeit, mehr Informationen<br />

und noch schnelleres Kalkulieren.<br />

Mit zahlreichen Aktionen und<br />

Angeboten wollen die Anbieter das<br />

ganze Jubiläumsjahr über feiern. •<br />

18 <strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20


DÜSSELDORF,10.–13. MÄRZ<br />

POWER YOUR BUSINESS<br />

Ende für die Streetscooter<br />

Elektromobilität | Die Deutsche<br />

Post DHL Group stellt die Produktion<br />

ihrer Streetscooter ein.<br />

Der Konzern wolle sich nur<br />

noch auf den Betrieb der aktuellen<br />

Bestandsflotte konzentrieren.<br />

Ausschlaggebend für das<br />

Ende des Ausbaus sei, dass es bis<br />

heute nicht gelungen ist, einen<br />

passenden Partner für das Projekt<br />

zu gewinnen, so die Konzernaussage.<br />

„Dank Streetscooter haben<br />

wir eine der größten elektrisch<br />

betriebenen Lieferflotten der<br />

Welt und bedeutende Impulse in<br />

Sachen Elektromobilität gesetzt.<br />

Wir haben immer gesagt, dass<br />

wir kein Autohersteller sein wollen.<br />

Eine weitere Skalierung ohne<br />

den richtigen Partner entspricht<br />

nicht unserer langfristigen strategischen<br />

Zielsetzung. Die Umstellung<br />

unserer Flotte auf E-Mobilität<br />

werden wir unabhängig von<br />

der heutigen Entscheidung weiter<br />

entschieden vorantreiben“,<br />

sagt CEO Frank Appel. •<br />

JETZT 4 TAGE LAUFZEIT!<br />

VON DIENSTAG BIS FREITAG<br />

HALT DIE FRÄSE<br />

UND KOMM ZUR METAV<br />

Die Post verkündet das<br />

Ende des Street scooters.<br />

Bild: Deutsche Post DHL<br />

Group<br />

Ungleichheit durch Industrie 4.0<br />

Automatisierung | Modellrechnungen von Wirtschaftswissenschaftlern<br />

der Universität Hohenheim zusammen<br />

mit Kollegen der Universität Göttingen prognostizieren,<br />

dass die Automatisierung künftig zu mehr wirtschaftlicher<br />

und sozialer Ungleichheit führen wird. Das werden<br />

vor allem die Menschen mit geringer Qualifikation zu<br />

spüren bekommen, heißt es. Auch die Arbeitslosigkeit<br />

wird bei diesen Beschäftigten langfristig gesehen steigen.<br />

Die oft diskutierte Robotersteuer könne dem weniger<br />

entgegensteuern, als man bisher annahm.<br />

Um Wirtschaftswachstum und langfristige Entwicklungen<br />

zu erklären,<br />

verwenden die Forscher<br />

Rechenmodelle,<br />

in die sie Eckdaten<br />

einspeisen. •<br />

21. Internationale Messe für<br />

Technologien der Metallbearbeitung<br />

Vorankommen – aber nicht nur mit Schnittgeschwindigkeit:<br />

die gesamte Wertschöpfungskette der Metallbearbeitung<br />

an einem Ort präsentiert.<br />

Das Wissen von morgen für den betrieblichen Erfolg im<br />

Handumdrehen sichern. Fräs dich durch die METAV!<br />

Laut Rechenmodellen<br />

wird die Automatisierung<br />

Ungleichheiten verstärken.<br />

Bild: Ipopba/<br />

stock.adobe.com<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20


menschen<br />

Generationswechsel<br />

in Nürnberg im Blick<br />

Lim leitet Asien-Geschäft<br />

Bei der LMT Tools GmbH & Co. KG, Schwarzenbek,<br />

verstärkt Daniel Lim (Bild) das globale Management<br />

und übernimmt ab sofort die Leitung für die Region<br />

APAC. Er löst damit Erwin Geissler ab, der das Unternehmen<br />

verlässt. Die Wachstumsmärkte in Asien sind<br />

für LMT Tools von hoher strategischer Priorität. Der<br />

neue Head of APAC soll nun die weitere Geschäftsentwicklung<br />

vorantreiben.<br />

Galdabini<br />

organisiert<br />

EMO Milano<br />

Sebastian Dombos (Bild) verstärkt als Verkaufsleiter das<br />

Engel-Team in Nürnberg. Er soll im April 2021 die Nachfolge<br />

von Ralf Christofori als Geschäftsführer der Engel<br />

Deutschland GmbH antreten. Christofori wird zu diesem<br />

Zeitpunkt in den Ruhestand wechseln. Mit der Neueinstellung<br />

bereitet die Engel Austria GmbH, Schwertberg,<br />

frühzeitig den Generationswechsel in Nürnberg vor.<br />

Zerspanung von<br />

der Pike auf<br />

Im April wird Andreas Jäppche<br />

(Bild) als Geschäftsführer der<br />

Vargus Deutschland GmbH in<br />

Knittlingen, die Nachfolge von<br />

Werner Kieninger antreten . Als<br />

Abteilungsleiter Produktmanagement und<br />

Technologie bei Vargus lernte Jäppche in den<br />

vergangenen sechs Jahren bereits die Aufgaben<br />

und Herausforderungen des Unternehmens<br />

kennen. Vor seinem Wechsel zu Vargus<br />

war er in verschiedenen Positionen bei Zerspanwerkzeugherstellern<br />

weltweit tätig.<br />

Luigi Galdabini leitet als<br />

neu gewählter Generalkommissar die<br />

Organisation der EMO Milano 2021,<br />

Weltausstellung von Werkzeugmaschinen,<br />

die vom 4. bis 9. Oktober 2021<br />

auf dem Messegelände von Fieramilano<br />

Rho stattfinden wird. Galdabini,<br />

CEO der Cesare Galdabini S.p.A. in<br />

Cardano al Campo (Varese), ist ehemaliger<br />

Präsident von Ucimu-Sistemi per<br />

Produrre und immer noch Vorstandsmitglied<br />

des italienischen Werkzeugmaschinenverbandes.<br />

Neuer Chef für Spanien<br />

Michele Burla (Bild) übernimmt ab sofort die Leitung<br />

von Voss Fluid Spanien. Der Maschinenbauingenieur<br />

und Sales-Experte soll das Wachstum der Voss Fluid<br />

GmbH, Wipperfürth, auf dem spanischen Markt<br />

weiter vorantreiben. Burla ist Nachfolger von José<br />

Outumuro, der die spanische Niederlassung 44 Jahre<br />

lang als Geschäftsführer leitete.<br />

20 <strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20


Starkes Team für Europa<br />

Ralf Laber, Managing Director bei SMC<br />

(rechts) und Stephan Stammberger, Managing<br />

Director, COO Sales & Marketing<br />

bei Misumi (links), freuen sich über<br />

die Partnerschaft. Bild: SMC<br />

Partnerschaft | SMC und das<br />

Pneumatische und auf die mechanische<br />

Komponentenherstellung<br />

und den Vertrieb spezialisierte<br />

Unternehmen Misumi haben<br />

eine Partnerschaft für<br />

Produktives Patentamt<br />

Deutschland und Europa gestartet.<br />

Das Ziel: Pneumatische und<br />

elektrische Automatisierungstechnik<br />

soll jederzeit verfügbar<br />

und schnell europaweit im Einsatz<br />

sein.<br />

Das breite Automatisierungsportfolio<br />

von SMC als Hersteller,<br />

Partner und Lösungsanbieter<br />

für elektrische und pneumatische<br />

Automatisierungstechnik<br />

ist dabei auch über den Online-<br />

Shop von Misumi rund um die<br />

Uhr bestellbar. Mehr als 1200<br />

SMC Produkte sind bereits direkt<br />

ab Lager verfügbar, über<br />

400.000 im Online-Shop gelistet.<br />

„Wir verstärken damit unsere<br />

Präsenz am Markt und Misumi<br />

wird zum One-Stop-Shop für<br />

leistungsstarke Automatisierungstechnik<br />

in der Branche“,<br />

sagt Ralf Laber, Managing Director<br />

bei SMC. •<br />

Statistik | Das Deutsche<br />

Patent- und<br />

Markenamt hat<br />

2019 deutlich mehr<br />

Schutzrechtsverfahren<br />

abgeschlossen<br />

als im Vorjahr. Im<br />

Patentbereich erledigten<br />

die Prüferinnen<br />

und Prüfer<br />

40.124 Prüfungsverfahren<br />

– so viele wie Bild: md3d/stock.adobe.com<br />

Das Patentamt war im letzten Jahr besonders fleißig.<br />

nie zuvor. Die Steigerung<br />

im Vergleich zum Vorjahr betrug 5,3 %. Die<br />

Zahl der erteilten Patente lag bei 18.255 und damit sogar<br />

um 11,5 % höher als 2018. Das ist die höchste Zahl<br />

erteilter Patente seit 12 Jahren. Die Erteilungsquote lag<br />

mit 45,5 % leicht über der des Vorjahres (43,0 %). Hinzu<br />

kamen 16.927 Rechercheberichte für Patente und<br />

Gebrauchsmuster (+ 3,9 %). Auch der Markenbereich<br />

legte starke Zahlen vor. 74.986 Eintragungsverfahren<br />

wurden abgeschlossen (+ 4,9 %). Mit Eintragung endeten<br />

55.017 Verfahren (+ 8,8 %). •<br />

Ich bin die<br />

erfolgreichste<br />

Suchmaschine<br />

für Guss- und<br />

Schmiedeteile.<br />

16. bis 18. Juni 2020 Messe Stuttgart<br />

Das Internet ist groß. Viel zu groß, um direkt ans Ziel zu<br />

führen, wenn es um spezielle Guss- und Schmiedeteile geht.<br />

Schneller fündig werden Sie auf der CastForge: Rund 250<br />

Aussteller bieten Produkte und Leistungen vom Rohling bis<br />

zum fertigen Bauteil an. Dazu erleben Sie ein produktives<br />

Netzwerk für persönlichen Austausch und Wissenstransfer.<br />

Sichern Sie sich Ihr kostenfreies Ticket!<br />

castforge.de/2020 I #CastForge<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20 21


news & management<br />

Ein Jahr nach dem Cebit-Aus<br />

wagt die Deutsche Messe<br />

mit der Digitalmesse<br />

Twenty2X einen neuen Anlauf.<br />

Bild: Deutsche Messe<br />

wichtigstes Kundensegment. „Bereits bei der Absage der<br />

Cebit waren wir zuversichtlich, dass wir mit unserem<br />

Netzwerk neue Formate für die Digitalbranche entwickeln<br />

können. Gespräche mit Anbietern und Anwendern<br />

haben aufgezeigt, dass durch den Wegfall der Cebit<br />

ein Vakuum entstanden ist. Es fehlte vor allem eine<br />

Plattform für den Mittelstand,“ erläutert Dr. Andreas<br />

Gruchow, Mitglied des Vorstandes bei Deutsche Messe,<br />

die Beweggründe, bereits kurz nach dem Cebit-Aus eine<br />

neue IT- und Digitalmesse auf die Beine zu stellen.<br />

Cebit-Nachfolger Twenty2X wegen Coronavirus verschoben<br />

Mit scharfem Profil<br />

auf Neustart<br />

Digitalmesse | Die Twenty2X soll das Vakuum nach<br />

dem Wegfall der Cebit füllen: Jetzt sorgt das Coronavirus<br />

dafür, dass die neue IT-Messe – statt wie ursprünglich<br />

geplant Mitte März – erst im Juni in Hannover<br />

stattfindet. Zielgruppe sind KMU und Start-ups.<br />

An drei Tagen unter der Woche, in zwei Messehallen<br />

und mit sechs Themenschwerpunkten will sich die<br />

Twenty2X als reine B2B-Messe kompakt und klar<br />

strukturiert zeigen. „Nur die Essenz, kein Schnickschnack“,<br />

sagt Jutta Jakobi, Global Director Digital<br />

Business bei der Deutschen Messe und verantwortlich<br />

für die neue IT-Fachmesse, zu der rund 180 Aussteller<br />

aus 12 Ländern erwartet werden. Die neue Messe, die<br />

künftig jährlich stattfinden soll, versteht sich als „Digital<br />

Enabler“ für den Mittelstand und wendet sich in erster<br />

Linie an Geschäftsführer und IT-Entscheider von<br />

KMUs aus der DACH-Region. Jakobi: „Wir konzentrieren<br />

uns auf die Kernbereiche der geschäftlichen IT-Anwendungen<br />

und setzen den Fokus auf Besucher aus kleinen<br />

und mittelständischen Unternehmen.“ Der überwiegende<br />

Teil der Aussteller, darunter auch einige Branchenschwergewichte<br />

wie IBM oder Dell, kommt selbst<br />

aus dem Mittelstand oder sieht den Mittelstand als sein<br />

Fokus auf den Mittelstand<br />

Thematisch reicht das Messe-Angebot von Datenanalyse-Tools<br />

und neuen Arbeitsmethoden über Social-Media-Strategien<br />

bis zum Umgang mit Bedrohungen im<br />

Netz. Es geht um intelligente Technologien und anwendungsreife<br />

Lösungen, die die digitale Transformation<br />

des Mittelstands vorantreiben können. „Die Cebit versuchte,<br />

alle Themen der Digitalisierung als Horizontalmesse<br />

für eine weltweite Kundschaft abzubilden“, so<br />

Gruchow weiter. Die Twenty2X hingegen sei deutlich<br />

fokussierter als es die Cebit je war. Partner der neuen<br />

Messe sind denn auch Verbände, die den Mittelstand sowohl<br />

auf Anbieter- als auch auf Anwenderseite vertreten:<br />

der Bundesverband IT-Mittelstand (BITMi), der<br />

Verband der Internetwirtschaft eco, der Bundesverband<br />

Digitale Wirtschaft BVDW, der Bundesverband der mittelständischen<br />

IT-Dienstleister und Softwarehersteller<br />

für den öffentlichen Sektor Databund, der Bundesverband<br />

mittelständische Wirtschaft BVMW, der IT-Anwenderverband<br />

Voice und der Startup-Verband BVDS.<br />

Twenty2X verschoben<br />

Veranstaltungsort: Messegelände Hannover,<br />

Halle 7 und 8<br />

Termin: 23. bis 25. Juni 2020<br />

Öffnungszeiten: täglich 9:30 bis 18:00 Uhr<br />

Ticketpreise: Tagesticket: 45,00 Euro<br />

(ermäßigt: 25,00 Euro), Dauerticket: 75,00 Euro<br />

Turnus: jährlich<br />

Internet: www.twenty2x.de<br />

22 <strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20


”<br />

Messevorstand Andreas Gruchow will mittelständischen IT-Unternehmen<br />

eine neue Plattform bieten. Bild: Deutsche Messe<br />

Die Twenty2X ist deutlich fokussierter<br />

als es die Cebit je war.“<br />

Quelle: Dr. Andreas Gruchow, Vorstand, Deutsche Messe<br />

200 Sprecher auf fünf Bühnen<br />

Neben konkreten Angeboten<br />

und Lösungen finden Besucher<br />

und Aussteller in Hannover<br />

auch Raum für Information und<br />

Erfahrungsaustausch. Auf fünf<br />

Bühnen präsentieren an den drei<br />

Messetagen rund 200 Sprecher<br />

aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft<br />

Grundlagenvorträge,<br />

praxisorientierte Erfahrungsberichte,<br />

kontrovers besetzte Podiumsdiskussionen,<br />

Themen-Summits<br />

und Pitches. Unter anderem<br />

mit dabei: Internet-Unternehmer<br />

und Blogger Sascha Lobo,<br />

Hagen Rickmann, Geschäftsführer<br />

Geschäftskunden bei der<br />

Deutschen Telekom, und der<br />

frühere Chief Technology Officer<br />

von IBM, Prof. Gunter Dueck.<br />

IT-Battle und Speeddating<br />

Neue interaktive Formate, die<br />

der Veranstalter gemeinsam mit<br />

Ausstellern und potenziellen Besuchern<br />

entwickelt und auf die<br />

B2B-Digitalmesse und ihre Zielgruppe<br />

zugeschnitten hat, runden<br />

das Messegeschehen ab. Dazu<br />

gehören unter anderem das<br />

„IT-Battle“, in dem bis zu acht<br />

Aussteller ihr Angebot zu einer<br />

vorgegebenen Aufgabe über drei<br />

Runden in jeweils fünf Minuten<br />

präsentieren, das „Working-<br />

Lunch“, bei dem die Besucher<br />

die Möglichkeit haben, ein kostenfreies<br />

Mittagessen zu genießen<br />

und sich gleichzeitig über<br />

das Angebot des jeweiligen<br />

Sponsors (Ausstellers) zu informieren,<br />

und das „Speeddating“,<br />

bei dem Startups und etablierte<br />

Unternehmen auf Besucher aus<br />

mittelständischen Unternehmen<br />

treffen. kf •<br />

Wenn zwischen Ihnen und uns mehr entsteht:<br />

Das ist der MAPAL Effekt.<br />

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effektiver und wirtschaftlicher<br />

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auf Ihr jeweiliges<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20 23


Kureks Biographie ist Automobilbau: Von der familiären<br />

Sportwagen-Manufaktur über die Leitung<br />

großer Engineering-Dienstleister bis hin zur Automotive<br />

Management Consulting GmbH. Bild: AMC<br />

Vorwärtsstrategie<br />

alleine hilft weiter<br />

Automobil-Entwicklung | Die größte Chance im<br />

anstehenden Wandel des Automobilbaus sieht Branchen-Insider<br />

Rainer Kurek in einem radikalen Ansatz,<br />

den „Leichtbau neu zu denken“. In einer Serie erklärt<br />

er, was dies für das Management bedeutet. ❧ Olaf Stauß<br />

„Ohne Transformation lassen wir die internationale<br />

Automobilindustrie an uns vorbei fahren.“ Davon ist<br />

Rainer Kurek überzeugt. Doch den Wandel sieht er<br />

nicht zuerst als Krise, sondern als Herausforderung und<br />

Aufgabe. Als lösbare Aufgabe – aber nicht für einen<br />

Player alleine. „Wir müssen unser Erfahrungswissen aus<br />

150 Jahren Industriegesellschaft – unseren Vorsprung –<br />

nutzen, um weiter zu kommen.“ Konkret brauche es<br />

eine „Vorwärtsstrategie, um Lösungen anzubieten“.<br />

Genau darüber wird Kurek im <strong>Industrieanzeiger</strong> schreiben<br />

und so den Prozess begleiten.<br />

Worum es geht, deutet sein Kommentar auf dieser Seite<br />

an. Er bezieht sich auf den Rückkauf von Audi-Anteilen<br />

durch Steffen Boll, nun Alleingesellschafter des 550<br />

Mitarbeiter starken automobilen Entwicklungsdienstleisters<br />

csi. Kurek erkennt in diesem Schritt ein<br />

bedeutsames Signal. Er hat mit Boll gesprochen – das<br />

Interview findet sich auf den folgenden Seiten.<br />

Vorbild für die Automobilindustrie: csi-Chef Steffen Boll kauft Audi-Anteile zurück<br />

Die deutsche Automobil -<br />

industrie, so scheint es und so<br />

wird es fortwährend vermittelt,<br />

befindet sich in einer tiefgreifenden<br />

Transformation.<br />

Einige bezeichnen diese als<br />

„Krise“. Dabei werden der<br />

Branche insbesondere von<br />

Medien und Analysten strategische<br />

Fehler sowie fehlende<br />

prozessuale, technologische<br />

und strukturelle Weitsicht<br />

vorgeworfen. Das Ergebnis<br />

sind hochemotional geführte<br />

Diskussionen, die nicht weiterhelfen<br />

– niemandem.<br />

Und inmitten dieses industriellen<br />

Wandels immer neuer,<br />

komplexerer Anforderungen<br />

und emotionaler Debatten<br />

entscheidet sich Steffen Boll,<br />

Gründer und Geschäftsführer<br />

von csi Entwicklungstechnik,<br />

49 % der bisherigen Audi-Anteile<br />

an seiner Unternehmensgruppe<br />

bewusst zurückzukaufen (s.<br />

Seite 26/27). Dieses Husarenstück<br />

halte ich für außerordentlich<br />

zivilcouragiert, verantwortungsbewusst<br />

und strategisch<br />

richtungsgebend.<br />

Fakt ist, dass die Automobil -<br />

hersteller immer mehr Entwicklungsaufgaben<br />

an System- und<br />

Komponentenlieferanten über -<br />

geben, die ihre Entwicklungskosten<br />

über die gelieferten<br />

Bauteile amortisieren. Warum<br />

Entwicklungsdienstleister (EDL)<br />

beauftragen, wenn die Auto -<br />

mobilhersteller die Leistung<br />

woanders quasi kostenneutral<br />

erhalten können – Stichwort:<br />

Pay-on-Production?<br />

Fakt ist auch, dass viele Hersteller<br />

Entwicklungen wieder verstärkt<br />

insourcen, um ihre Kernkompetenzen<br />

auszubauen und<br />

damit das technische und wirtschaftliche<br />

Risiko ihrer neuen<br />

Fahrzeugprojekte zu reduzieren.<br />

Und so konnte die logische Folge<br />

nur sein, dass sich die EDL<br />

heute in einem Ausscheidungs-<br />

turnier wiederfinden, in dem der<br />

Mitbewerb stetig zunimmt.<br />

Dennoch agieren einige EDL<br />

erfolgreich am Markt. Sie haben<br />

diese Transformation frühzeitig<br />

erkannt und zukunftsorientierte<br />

Geschäftsmodelle aufgebaut.<br />

Ihr strategisches und struktu -<br />

relles Fundament basiert auf der<br />

Überzeugung, dass künftig nur<br />

mehr jene EDL erfolgreich sein<br />

können, die über einen klaren,<br />

wettbewerbsfähigen Vorsprung<br />

in Fach- und Prozesskompetenz<br />

verfügen. Dies betrifft den Produktentstehungsprozess<br />

genauso<br />

wie die Industrialisierung und<br />

Digitale Prozessketten. Diesen<br />

24 <strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20


Industrie<br />

Kaum einer kennt die Branche so wie Rainer Kurek.<br />

Er ist im Automobilbau aufgewachsen, aus der Sportund<br />

Rennwagen-Manufaktur seines Vaters stammen<br />

der GT6 (Foto) und GT7 mit Straßenzulassung. „Wir<br />

sind der kleinste OEM, wenn Sie so wollen.“ Die mit<br />

dem Vater geteilte Begeisterung führte Kurek über Ingenieurwesen<br />

und Management an die Spitze der Engi -<br />

neering-Gruppe MVI, die er zu Erfolgen führte. Seit<br />

18 Jahren leitet er die von ihm gegründete Automotive<br />

Management Consulting GmbH, die OEM und Zulieferer<br />

berät. Die AMC bereitet neuartige Leichtbau-<br />

Prozesstechnologien für die Märkte vor und unterstützt<br />

ihre Industrialisierung.<br />

Die Quintessenz aus dieser Arbeit lautet für Kurek:<br />

Es braucht radikale Innovationen. Sie setzen ein „Neues<br />

Denken im Leichtbau“ voraus. Welche Konsequenzen<br />

dies aus Management-Sicht erfordert und hat, beschreibt<br />

er im <strong>Industrieanzeiger</strong> hinsichtlich<br />

• Strategie (Ausgabe 15)<br />

• Struktur (Ausgabe 16) und<br />

• Prozesse (Ausgabe 19).<br />

Rainer Kurek hält auch Management-Seminare, neuere<br />

Planungen gibt es mit der Hochschule München. Und er<br />

ist sechsfacher Buchautor. „Direttissima zum Erfolg“<br />

etwa mag Einblicke geben. Mit Extrembergsteiger Hans<br />

Kammerlander untersucht er, wie Spitzenleistungen auf<br />

Dauer erbracht werden können, damit eine Achttausender-Expedition<br />

gelingt. Diese Erkenntnisse werden von<br />

Wert sein für die Transformation im Automobilbau. •<br />

Das<br />

Kompetenz-<br />

Netzwerk<br />

der Industrie<br />

17 Medienmarken für alle wichtigen<br />

Branchen der Industrie<br />

Information, Inspiration und Vernetzung<br />

für Fach- und Führungskräfte in der Industrie<br />

Praxiswissen über alle Kanäle:<br />

Fachzeitschriften, Websites, Events,<br />

Newsletter, Whitepaper, Webinare<br />

EDL kommt ihr Erfahrungs -<br />

wissen und ihre Innovationsfähigkeit<br />

zugute, die sie in vielen<br />

Projekten aufbauen konnten.<br />

Jene Unternehmen, die die<br />

Transformation von der verlängerten<br />

Werkbank zum hoch<br />

qualifizierten und vernetzt agierenden<br />

Problemlöser bereits<br />

erfolgreich umgesetzt haben,<br />

gehören schon heute zu den<br />

Gewinnern von morgen. Und so<br />

ist die Übernahme der Audi-<br />

Geschäftsanteile durch Steffen<br />

Boll nicht „nur“ mutig und verantwortungsvoll,<br />

sondern auch<br />

weitsichtig und strategisch<br />

nachvollziehbar.<br />

Rainer Kurek<br />

Automotive Management Consulting,<br />

Penzberg. Bild: Stefan Bausewein<br />

Die passenden Medien für Sie<br />

und Ihre Branche:<br />

konradin.de/industrie<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20<br />

media.industrie.de<br />

25


interview<br />

Steffen Boll, Gesellschafter und Geschäftsführer der csi Entwicklungstechnik zur Transformation des Automobilbaus<br />

„Wir haben einen konsequent<br />

positiven Gestaltungswillen“<br />

Nach Rückkauf der Audi-Anteile ist Steffen Boll wieder<br />

einziger Gesellschafter des 550 Mitarbeiter starken Entwicklungsdienstleisters<br />

csi. Welche Gründe ihn zu seinem Schritt<br />

bewogen haben und welche Zukunft er für sein Unternehmen<br />

sieht, erklärt er im Gespräch mit Rainer Kurek.<br />

Steffen Boll ist Mitbegründer,<br />

Geschäftsführer<br />

und alleiniger Gesellschafter<br />

der csi-Gruppe.<br />

Das Engineering-Unternehmen<br />

sieht sich als<br />

Partner der automobilen<br />

Welt und beschäftigt<br />

550 Mitarbeiter an zehn<br />

Standorten in Deutschland.<br />

Bild: csi<br />

Herr Boll, die csi-Gruppe gilt als ein<br />

führender Entwicklungsdienstleister. Was<br />

hat Sie bewegt, die von Audi gehaltenen<br />

49 Prozent der Anteile zurückzukaufen?<br />

Der Rückkauf gibt mir die Möglichkeit, die<br />

csi-Gruppe freier, flexibler und mit den richtigen<br />

Menschen und Kompetenzen in die<br />

Zukunft zu entwickeln. Die Zusammen -<br />

arbeit mit Audi auf Gesellschafterebene war<br />

– ich denke für beide Seiten – wertvoll. Auf<br />

der operativen, projektbezogenen Ebene<br />

geht die Zusammenarbeit auch unverändert<br />

weiter. Dennoch hat sich csi seit 2011<br />

enorm entwickelt und es wurde immer<br />

klarer, dass ein Konzern wie die Audi AG<br />

und die Entwicklungsdynamik eines Mittelständlers<br />

wie der csi-Gruppe nicht zusammenpassen.<br />

Sie unterscheiden sich bei der<br />

strategischen Ausrichtung, was Entscheidungswege,<br />

Geschwindigkeit, und Flexibilität,<br />

aber auch die Auswahl des Kunden-<br />

Portfolios angeht. Darum ist in mir die<br />

Entscheidung gereift, csi wieder alleine zu<br />

verantworten. Darauf freue ich mich! Denn<br />

die Leistungs- und Zukunfts fähigkeit von<br />

csi steht auf stabilem und wertvollem<br />

Fundament – strategisch, fachlich, prozes -<br />

sual und strukturell.<br />

Die Situation der hiesigen Automobil -<br />

industrie gilt derzeit als äußerst heraus -<br />

fordernd. Wie schätzen Sie die weitere<br />

Marktentwicklung ein?<br />

In der Tat, die Situation ist sehr heraus -<br />

fordernd. Es gibt keinen Königsweg, wie<br />

man mit den aktuellen – zum Teil selbst -<br />

gemachten – Risiken am besten umgeht.<br />

Darum werden die deutschen Premium-<br />

Hersteller jetzt sehr genau analysieren, wo<br />

sie ihr Geld investieren, respektive womit<br />

sie ihr Geld verdienen. Es ist zu sehen, dass<br />

die deutschen Hersteller durchaus zu<br />

unterschiedlichen Ergebnissen kommen –<br />

26 <strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20


und das ist gut für uns. Klar ist trotzdem:<br />

Die aktuelle Transformation der Auto -<br />

mobil industrie ist notwendig, um im internationalen<br />

Wett bewerb nachhaltig bestehen<br />

zu können. Niedrigenergie- und Nied rig -<br />

emissions fahrzeuge werden gefordert. Und<br />

diese werden wir in der geforderten Art und<br />

Weise zur Verfügung stellen können. Diesbezüglich<br />

mache ich mir keine Sorgen.<br />

Als Entwicklungsdienstleister agieren Sie<br />

oft an der Nahtstelle der OEM zur Zulieferpyramide.<br />

Welche Chancen sehen Sie in<br />

dieser anspruchsvollen Funktion?<br />

Diese Nahtstelle wird immer wichtiger.<br />

Systemlieferanten bekommen immer mehr<br />

Verantwortung übertragen, müssen sich<br />

aber gleichzeitig mit dem OEM eng abstimmen.<br />

Dies ist äußerst anspruchsvoll. Durch<br />

die Digitalisierung wird zwar vieles vereinfacht,<br />

muss aber auch ganz neu gedacht<br />

werden. Darin liegt unsere Chance, denn<br />

anders als andere agieren wir bereits seit<br />

Jahren an dieser relevanten Schnittstelle.<br />

Wir kennen die Prozesse, Strukturen und<br />

vor allem auch die spezifische Kultur unserer<br />

geschätzten Kunden. Mit unseren zehn<br />

deutschen Standorten sind wir quasi bei<br />

allen Kunden vor Ort.<br />

Mit einem Ultra-Leichtbausitz haben Sie<br />

gleich vier Innovation Awards gewonnen.<br />

Realisiert wurde er in einem kollaborativen<br />

Netzwerk. Ist dies die Zukunft?<br />

Das hängt meiner Ansicht nach vom Projekt<br />

ab: Bei Innovationsprojekten ist dies<br />

möglich und eine interessante Option. Um<br />

solche Projekte umzusetzen, ist es erforderlich,<br />

die Kernkompetenzen unterschied -<br />

licher Partner zu vereinen – anders geht es<br />

nicht. Und genau das haben wir erfolgreich<br />

realisiert und sind unter anderem mit dem<br />

Altair Enlighten Award belohnt worden, der<br />

weltweit höchstes Ansehen genießt.<br />

Bei konkreten, realen Projekten ist dies<br />

jedoch deutlich schwieriger. Denn natürlich<br />

ist es eine Frage des Vertrauens, wie viel ich<br />

von meinem Wissen den Projektbeteiligten<br />

preisgebe. Dahinter muss ein ernsthaftes<br />

Interesse stehen und die Unternehmens -<br />

kultur muss eine Zusammenarbeit mit<br />

externen Partnern auch zulassen. Wir sind<br />

dafür offen, aber bei vielen Mitbewerbern<br />

scheint mir das – noch – nicht der Fall zu<br />

sein.<br />

„Die Transformation<br />

der<br />

Automobil -<br />

industrie ist<br />

notwendig,<br />

wenn sie im<br />

internationalen<br />

Wettbewerb<br />

bestehen<br />

können will.“<br />

Elektrifizierung, car to car communication,<br />

Leichtbau, autonomes und geteiltes Fahren<br />

sind Megatrends. Sollte ein Entwicklungsdienstleister<br />

allen Rechnung tragen?<br />

Nein, aus meiner Sicht nicht. In unserer<br />

Situation als spezialisierter Entwicklungsdienstleister<br />

müssen wir uns ganz klar<br />

positionieren. Und das bedeutet für uns:<br />

Technologieführerschaft und Exzellenz in<br />

den Kompetenzen, die wir anbieten. Wir<br />

fokussieren uns zum Beispiel auf den von<br />

Ihnen angesprochenen Leichtbau. Der<br />

steckt in unseren Genen, in unserer Unternehmens-DNA<br />

und begründet, warum wir<br />

regel mäßig Awards gewinnen. Natürlich ist<br />

auch die Elektri fizierung längst bei uns<br />

angekommen und Teil unserer Kompetenzen.<br />

Noch nicht so ganz klar ist, wohin die<br />

Reise beim autonomen und geteilten Fahren<br />

geht. Hier erleben wir im Augenblick eine<br />

Neuausrichtung.<br />

Der Innovationsdruck ist ebenso hoch wie<br />

die Effizienzforderungen in Entwicklung<br />

und Produktion. Wie gehen Sie bei csi mit<br />

diesem Spannungsfeld um?<br />

Innovationen sind der Stoff, aus dem wir<br />

unsere Zukunft modellieren. Neue Wege zu<br />

gehen und auch mal scheinbar „verrückte“<br />

Lösungen auszuprobieren, ist bei csi nicht<br />

wegzudenken. Denn nur so lassen sich neue<br />

Potenziale aufzeigen – und dies ist ein<br />

Schlüssel zu mehr Effizienz. Es gibt für uns<br />

also kein Spannungsfeld zwischen Effizienz<br />

und Innovation und es ist selbstverständlich,<br />

dass wir Prozesse – die eigenen und die<br />

unserer Kunden – immer wieder analysieren,<br />

um sie zu optimieren und so effizient<br />

wie möglich zu gestalten.<br />

Die Verbindung von Fach- und Prozesskompetenz<br />

gilt in der Entwicklungsdienstleistung<br />

als zukunftsweisend. Ist diese<br />

Herausforderung groß?<br />

Nein, auch das ist keine Herausforderung,<br />

sondern selbstverständlich. Wer aber nur<br />

auf Fach- und Prozesskompetenz achtet,<br />

vergisst – so sehen wir das – das Wichtigste.<br />

Denn entscheidend sind immer auch die<br />

Menschen. Darum fördern wir in unserer<br />

Akademie seit vielen Jahren die persön -<br />

lichen Kompetenzen unserer Mitarbeite -<br />

rinnen und Mitarbeiter. Denn es sind<br />

Persönlichkeiten, die unsere Werte und<br />

Inhalte – intern und extern – transportieren.<br />

Mit Ihrer hundertprozentigen Beteiligung<br />

an csi stärken Sie auch den Glauben an<br />

„Made in Germany“. Wie sehen Sie das<br />

Image des Autolandes Deutschland?<br />

Das Ansehen der deutschen Automobilbranche<br />

ist international nach wie vor gut, auch<br />

wenn die Reputation unter dem Dieselgate<br />

gelitten hat. Hier helfen nur eine klare<br />

Vorwärts-Strategie, Innovationen und motivierte<br />

Fach- und Führungskräfte – über<br />

diese „assets“ verfügen wir bei csi. Und die<br />

vielen neuen Player sind gut für die deutsche<br />

Automobilindustrie. Ohne Wettbewerb ist<br />

es schwer, innovativ zu sein.<br />

Seit 25 Jahren prägen Sie csi Entwicklungstechnik<br />

als Gründer, Gesellschafter und<br />

Geschäftsführer. Wie sehen die nächsten<br />

25 Jahre aus?<br />

Vielversprechend und erfolgreich! Wir werden<br />

mit und für die Menschen, die für uns<br />

arbeiten, ein starkes Stück Zukunft entwickeln.<br />

Wir werden unsere digitalen Prozessketten<br />

ausbauen. Dies setzt agile Fähigkeiten<br />

im Projekt-, Prozess- und Supply Chain<br />

Management voraus, um die Kunden in<br />

ihren Produktentstehungsprozessen zu<br />

unterstützen. Diese Stärken haben wir und<br />

werden wir strategisch weiter ausbauen.<br />

Vieles ist im Wandel und das ist unsere<br />

Chance als Mittelständler. Denn wir sind<br />

flexibel, anpassungsfähig und haben einen<br />

konsequent positiven Gestaltungswillen.<br />

Und vor allem: Wir handeln! •<br />

Rainer Kurek<br />

Automotive Management Consulting<br />

(AMC) GmbH<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20 27


Mit der Hololens 2 kombiniert<br />

Microsoft ein ungebundenes<br />

Gerät mit<br />

Apps und Lösungen, die<br />

Unternehmen dabei helfen,<br />

effektiver zu lernen,<br />

zu kommunizieren und<br />

zu kooperieren. Bild: Microsoft<br />

Virtual- und Augmented Reality erfolgreich in Unternehmen einführen<br />

Welten miteinander<br />

verbinden<br />

VR und AR | Die Technologien rund um Virtual- und<br />

Augmented Reality (AR/VR) werden für die produzierende<br />

Industrie immer interessanter. Die Erstellung<br />

der Inhalte sowie die zur Verfügung stehende Hardware<br />

sind vielfältiger denn je.<br />

Dabei wirkt VR und AR direkt auf die Entwicklung von<br />

Produkten, die Planung von Produktions- und Logistikprozessen,<br />

die Wartungs- und Support-Prozesse, die<br />

Schulungs- und Trainings-Aktivitäten der Mitarbeiter<br />

sowie die Vermarktung von Produkten oder Dienstleistungen<br />

aus. Dadurch wird jeder Bereich effizienter, die<br />

Kosten lassen sich optimieren, die Qualität steigern.<br />

Bei Virtual Reality (VR) handelt es sich laut Definition<br />

um die computergenerierte Darstellung einer Welt in<br />

Serie Virtual und<br />

Augmented Reality<br />

Mit unserer Serie beleuchten wir die Einsatzmöglichkeiten<br />

von Virtual und Augmented Reality in der produzierenden<br />

Industrie. Alle Beiträge finden Sie auch online<br />

auf www.industrieanzeiger.de.<br />

Echtzeit, während die reale Welt ausgeblendet wird. Bei<br />

Augmented Reality (AR) sieht der Nutzer die reale Welt<br />

durch ein Mobile Device oder eine Datenbrille. Zusätzlich<br />

werden ihm digitale Informationen bis hin zu Hologrammen<br />

eingeblendet. Letzteres geschieht zunehmend<br />

über Objekterkennung und Künstliche Intelligenz. Die<br />

Kombination mit IoT-Techologien, Robotics und das<br />

Abbild von Digitalen Zwillingen ermöglichen neue Geschäftsmodelle<br />

in fast allen Bereichen eines Unternehmens.<br />

*<br />

Die Zukunft gehört den Hologrammen<br />

Im realen Raum können an jeder beliebigen Stelle dreidimensionale<br />

digitale Objekte eingeblendet, reale Objekte<br />

mit digitalen überlagert oder reale Objekte mit digitalen<br />

Informationen kontextsensitiv erweitert werden.<br />

Letzteres könnten zum Beispiel Echtzeitdaten von Sensoren<br />

oder KPIs in Prozessen sein. Hologramme werden<br />

zunehmend genutzt, um Digitale Zwillinge abzubilden<br />

und mit diesen direkt zu interagieren. Zusätzlich eingeblendete<br />

Informationen, werden beispielsweise für Trainingszwecke<br />

oder im Wartung-Support-Umfeld eingesetzt,<br />

um hier Schritt-für-Schritt-Anleitungen abzubilden.<br />

Auch können Live-Einblendungen von Experten<br />

stattfinden, die den Mitarbeiter in seinem Prozess, zum<br />

Beispiel bei der Fehlersuche unterstützen kann (Remote<br />

Assistance).<br />

Vielfältiger Einsatz der Technologien<br />

AR wird zunehmend im Wartungs- sowie Support-Bereich<br />

eingesetzt. Der Einsatz senkt Problemlösungszeiten,<br />

verringert Stillstandzeiten, steigert die Produktivität<br />

und erhöht somit die erbrachte Qualität beim Kundenservices.<br />

Experten können sich über Remote Assistance<br />

und Support-Systeme live in das Sichtfeld des Mitarbeiters<br />

schalten und ihm Hilfestellung im Prozess geben.<br />

Nebenbei werden die Aktivitäten protokolliert. Das<br />

Wartungsprotokoll kann dann zentral in einem ERP-<br />

System gespeichert werden. Bei erneutem Wartungspro-<br />

28 <strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20


zess können Kollegen sich dies ansehen und nachvollziehen,<br />

was vorher gemacht wurde. Zudem können dem<br />

Kunden Wartungsprozesse über einfache Schritt-für-<br />

Schritt-Anleitungen erklärt werden.<br />

Bei Trainings- und Schulungsszenarien erlaubt die<br />

Nutzung von AR und VR, Informationen und Zusammenhänge<br />

spielerisch zu vermitteln. Der Einsatz von VR<br />

verkürzt Lernprozesse im Onboarding von neuen Mitarbeitern.<br />

Aufwendige, zeitraubende und ressourcenintensive<br />

Einweisungen entfallen. Durch integrierte Dokumentationsfunktionen<br />

werden neben der Qualitätskontrolle<br />

auch Best Practice und insbesondere der Wissenstransfer<br />

unterstützt. So kann das Wissen von Mitarbeitern,<br />

die das Unternehmen verlassen, erhalten und weitergegeben<br />

werden. Arbeitsabläufe und Prozesse lassen<br />

sich von den Mitarbeitenden per Video oder Speech-to-<br />

Text aufnehmen und in zentrale Systeme abspeichern.<br />

Danach sind sie für weitere Prozesse und Zielgruppen<br />

zugänglich.<br />

VR/AR kann bei der Planung der nächsten Produktions-<br />

oder Logistikprozesse oder bei der Optimierung<br />

bestehender Prozesse und zur Simulation in Echtzeit für<br />

unterschiedliche Zielgruppen verwendet und damit angepasst<br />

werden. Über VR kann man heute in der eigenen<br />

3D-Halle stehen und sich in der virtuellen Welt die<br />

bestehenden Maschinen und Anlagen ansehen. Diese<br />

können verschoben, neu angeordnet und mit Informationen<br />

wie Schutzzonen oder Konflikte zum räumlichen<br />

Umfeld visualisiert werden. Sobald diese in einer optimalen<br />

Anordnung und Abfolge stehen, kann der Prozess<br />

simulieren und getestet werden. Weitere Optimierung<br />

zum Beispiel im Arbeitsschutz/-sicherheit oder im Gesundheitsmanagement<br />

sind genauso möglich wie die<br />

Optimierung der Produktionskennzahlen. Auch das Zusammenspiel<br />

mit Additive Manufacturing kann simuliert<br />

und gestaltet werden.<br />

Neue Erlebnisse für Kunden und Mitarbeiter<br />

Neben der Planung der Fertigung kann VR/AR Engineering-,<br />

Design- und Herstellungsprozesse unterstützen<br />

(Remote Manufacturing). So ist die Erstellung von<br />

3D-Modellen über CAD-Systeme heute bereits Standard<br />

geworden. Dies dient als Basis für neue VR/AR-Geschäftsmodelle,<br />

die durch den Einsatz von VR/AR entstehen<br />

können. Die Modelle müssen zwar noch für ihren<br />

Einsatz angepasst werden, die Ausgangsbasis ist jedoch<br />

bereits gegeben. Die Vernetzung wird immer effizienter.<br />

Zum Beispiel mithilfe von Building Information<br />

Modeling (BIM) und 3D-Druckern, die es heute ermöglichen<br />

ganzheitlich Prozesse abzubilden und damit einfach<br />

und effizient die Fertigung unterstützen.<br />

In der Fertigung können Mitarbeiter über AR unterstützt<br />

werden, um Fehler zu vermeiden, die Qualität zu<br />

steigern oder einfach nur Schritt-für-Schritt-Anleitungen<br />

bekommen, welche Werkzeuge benötigt und welche<br />

Handgriffe durchgeführt werden müssen. Auch stellt die<br />

Verarbeiten Sie verschiedene<br />

Materialstärken bis 4 mm<br />

mit konstanter Spannkraft.<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20 29


news & management<br />

Inbetriebnahme und Qualitätskontrolle von Anlagen,<br />

Fahrzeugen oder Gebäudekomplexe ein interessantes<br />

Einsatzszenario dar. Dabei kann die vorherige Schulung<br />

der Mitarbeiter durch VR und die Unterstützung der Inbetriebnahme<br />

durch AR die Ausfallzeiten wesentlich<br />

verringern.<br />

Ein besonderes Thema sind zudem „Virtuelle VR-<br />

Meetings“. Insbesondere unter der Sichtweise, dass hier<br />

der zukünftige Arbeitsplatz nicht mehr vom physischen<br />

Ort abhängig ist. Das gemeinsame Treffen im virtuellen<br />

Raum fördert den sozialen Zusammenhalt, schont die<br />

Umwelt und ermöglicht neue kollaborative Interaktionen.<br />

Experten aus der ganzen Welt treffen sich und können<br />

gemeinsam anhand von 3D-Hologrammen Ideen,<br />

Produkte sowie Prozesse erarbeiten, simulieren und op-<br />

hendes Print-Material modern zu nutzen. Eine für viele<br />

absolut neue Möglichkeit wird es sein, dem Kunden<br />

3D-Modelle über die Standard-Google-Search anzubieten.<br />

Dies ist bereits im Beta-Test nutzbar. Der Kunde<br />

kann in Zukunft mit zwei Klicks auf seinem Smartphone<br />

über die Suchergebnisse in Google ganze Industrieprodukte<br />

in Echtgröße in die reale Welt einblenden und<br />

positionieren.<br />

Bei allen technischen Möglichkeiten sollte die Transformation<br />

der Prozesse und auch der Mensch nicht vergessen<br />

werden. Das Mindset und die Generierung neuer<br />

Geschäftsmodelle steht hier genauso im Mittelpunkt<br />

wie die Integration und Implementierung der neuen<br />

Technologien. Klar ist, dass insbesondere AR das Potenzial<br />

hat „unser ganzes Leben (zu) durchdringen“, meint<br />

auch Apple-CEO Tim Cook.<br />

•<br />

*Der Autor spricht heute nicht mehr über Mixed Reality<br />

(MR), XR oder Digital Reality sondern verwendet<br />

nur noch die Begriffe VR oder AR.<br />

Torsten Fell<br />

Leiter Institute for Immersive Learning und freier Journalist<br />

in Werdum<br />

In der Augmented Reality<br />

werden zunehmen<br />

Hologramme genutzt, um<br />

Digitale Zwillinge ab -<br />

zubilden und mit diesen<br />

direkt zu interagieren.<br />

Bild: Zapp2Photo/<br />

stock.adobe.com<br />

timieren. In Verbindung mit 5G, IoT und Digitalen<br />

Zwillingen kann dies direkten Einfluss auf die reale<br />

Welt haben. Experten sehen hier den Arbeitsplatz der<br />

Zukunft, denn Informationen werden mithilfe einer AR-<br />

Brille an jedem Ort, zu jeder Zeit räumlich zugänglich<br />

gemacht. Das Forschungs- und Beratungsunternehmen<br />

Gartner beispielsweise spricht vom Immersive Workspace.<br />

In Verkaufsprozessen, zum Beispiel auf Messen ermöglichen<br />

VR-Brillen, die gesamte Produktpalette für<br />

Interessierte erlebbar zu machen, ohne diese physisch<br />

vor Ort zu haben. Dies ermöglicht so auch neue Verkaufsprozesse<br />

mithilfe der Konfiguration und Zusammenstellung<br />

von Produkten. Hier können gemeinsam<br />

mit dem Kunden ganze Produktionsstraßen erstellt und<br />

simuliert werden. Mit AR werden zum Beispiel bestehende<br />

Print-Materialien wie Kataloge und Flyer aufgewertet.<br />

Hier können über Smartphone oder Tablet zusätzliche<br />

Informationen eingeblendet werden, wodurch<br />

ein neues Kundenerlebnis entsteht. Bilder dienen hier<br />

meist als sogenannte Marker und ermöglichen beste-<br />

Fachforum „Virtual und<br />

Augmented Reality“<br />

Der <strong>Industrieanzeiger</strong> veranstaltet gemeinsam mit der<br />

Technology Academy der Deutschen Messe am 1. September<br />

2020 das Forum „Mixed Reality in der Fertigung“.<br />

Es wird die Möglichkeiten rund um Augmented<br />

und Virtual Reality beleuchten. In Praxisvorträgen vertiefen<br />

Referenten konkrete Umsetzungen in der Industrie<br />

in unterschiedlichen Produktionen und Geschäftsprozessen.<br />

Bis zum 11. August können Interessierte mit<br />

dem Early Bird Ticket sparen.<br />

Die Themen sind:<br />

• Virtual-/Augmented und Mixed Reality (VR/AR/<br />

MR) in der Industrie<br />

• Technologische Einführung und Basics<br />

• Fit for use: VR/AR und MR im praktischen Einsatz<br />

im Unternehmen<br />

• Smart-Assistance, Wartung/Support, Inbetriebnahme<br />

• Service-/Field-Mitarbeiter trainieren<br />

Die Anmeldung erfolgt unter http://hier.pro/mWYi5<br />

30 <strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20


20.–24. APRIL 2020<br />

DIE TRANSFORMATION<br />

IST ÜBERALL. IHR HERZ<br />

SCHLÄGT IN HANNOVER.<br />

Wir begleiten die industrielle Transformation seit über 70 Jahren –<br />

als Motor, Impulsgeber und Wegweiser.<br />

Werfen Sie einen Blick in die Zukunft: auf der HANNOVER MESSE.<br />

Be part of it: hannovermesse.de #HM20<br />

HOME OF INDUSTRIAL PIONEERS<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20 31


technik & wissen<br />

Hybrid gebaute GM Corvette Stingray ist US-Auto des Jahres 2020<br />

Hybrider Leichtbau wird<br />

komplexer – und wichtiger<br />

Leichtbau | Die Notwendigkeit zur Gewichtseinsparung treibt<br />

die Automobilindustrie zu immer vielfältigeren Leichtbau -<br />

lösungen – dafür sorgen der Elektroantrieb und die drohenden<br />

Strafen bei Nichteinhaltung strengerer Emissions-Grenzwerte.<br />

Da häufig nur Multi-Materiallösungen weiterhelfen, ist<br />

der Hybridleichtbau weiter auf dem Vormarsch.<br />

32 <strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20


Die neue Chevrolet Corvette Stingray ist<br />

„North American Car of the Year 2020“<br />

– und vollgestopft mit hybriden Leichtbau-Komponenten.<br />

Ein „Hingucker“<br />

auch für die Entwickler im Automobilbau.<br />

Bild: General Motors<br />

Die neue Chevrolet Corvette Stingray von<br />

General Motors ist ein Paradebeispiel für<br />

die hybriden Leichtbauweisen, die Entwickler<br />

heute nutzen. Im Februar ging sie mit<br />

einer streikbedingten Verspätung in Produktion<br />

und wurde noch im gleichen Monat als<br />

„North American Car of the Year 2020“<br />

ausgezeichnet. Neben Stahl kommen vielfältig<br />

weitere Werkstoffe und Bauweisen zum<br />

Einsatz.<br />

Das Fahrzeug besitzt einen Aluminiumrahmen,<br />

einen teilweise aus Magnesium gefertigten<br />

Boden und einen gebogenen hinteren<br />

Stoßfänger-Querträger aus Glasfaserverstärktem<br />

Kunststoff (GFK). Dieser GFK<br />

basiert auf einem Polyurethan-Acrylat der<br />

Scott Bader Co. Ltd., vertrieben als „Crestapol<br />

1250“. Weiter enthält die neue Corvette<br />

fünf verschiedene Typen von SMC (Sheet<br />

Moulding Compound).<br />

„Structure“-SMC mit Carbonfaser-Verstärkung<br />

wird im Bodenbereich verwendet.<br />

„Tough“Hybrid-SMC mit 15 % Carbon -<br />

fasern (CF) und 30 % Glasfasern (GF) und<br />

einer Dichte von nur 1,25 g/cm 3 kommt in<br />

der Hauptplatte zum Einsatz, „Class<br />

A“-SMC mit hoher Oberflächenqualität in<br />

Sichtteilen. In der Frontplatte und im Dachspriegel<br />

wird „Float“-SMC mit der noch<br />

niedrigeren Dichte von 1,0 g/cm 3 Dichte verbaut.<br />

Aber nicht nur leicht sollen die SMC-<br />

Komponenten sein: Die Stirnwand im hinteren<br />

Teil der 2020 Corvette Stingray besteht<br />

aus akustischem „Heavy Hybrid“-SMC<br />

– und hat mit einer Dichte von 2,2 g/cm 3 ein<br />

rund doppelt so hohes spezifisches Gewicht<br />

wie die anderen SMC-Typen.<br />

Der gebogene hintere Stoßfänger-<br />

Querträger in der Corvette geht laut GM<br />

erstmals in eine automobile Serie. Die<br />

Herstellung übernimmt ein Zulieferer. Die<br />

Shape Corporation (USA) fertigt den Träger<br />

mit der Radius-Pultrusions-Technologie der<br />

norddeutschen Thomas GmbH+Co. Technik+Innovation<br />

KG (TTI), bei der beweg -<br />

liche Werkzeuge zum Einsatz kommen. Im<br />

April 2019 gab TTI bekannt, dass Shape<br />

Gebogen pultriert: Der hintere Stoßfängerträger des Chevrolet Stingray aus Duroplast (oben) und<br />

als Demonstrationsteil der vordere Stoßfängerträger des Hyundai i30 aus Thermoplast (unten,<br />

überspritzt mit Halterungen). Bilder: SPE (oben), D. Vink<br />

Hybridleichtbau ok – aber die Umwelt?<br />

Die Erfolge durch den hybriden Leichtbau versetzen<br />

in Erstaunen. Da geht etwas! Trotzdem<br />

rutscht ein ungutes Gefühl mit in die Freude, weil<br />

Kunststoffe stark beteiligt sind. Aber langsam:<br />

Wir brauchen die leichteren Teile, um CO 2 -Emissionen<br />

zu senken. Und die Entwicklung ist noch<br />

in den Anfängen. Mittelfristig<br />

bieten Thermoplaste die<br />

Chance, auch hybride Teile<br />

gut zu recyceln. Unsere Sorge<br />

sollte also eher dem limitierten<br />

Rohstoff Öl gelten.<br />

Olaf Stauß<br />

Redakteur <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

etwa 100.000 Träger pro Jahr produzieren<br />

will. Der Stoßfänger-Querträger spare<br />

Gewicht und passe zum Heck-Styling und<br />

Bauraum, erklärte Shape.<br />

Die Automobilindustrie hat die Radius-<br />

Pultrusion (Radius-Strangziehverfahren)<br />

von TTI schon längere Zeit im Fokus.<br />

Bereits 2009 nutzte Webasto diese Technik<br />

für gebogene Profile in Autodachsystemen.<br />

2015 präsentierte Plastic Omnium einen<br />

ähnlich gebogenen, vorderen Stoßfänger -<br />

träger auf Thermoplast-Basis, der aber auf<br />

einer anderen Technologie beruhte. Er<br />

wurde mit Materialhersteller Arkema und<br />

CQFD Composites entwickelt. Seine<br />

Herstellung erfolgte durch „insitu“-Poly-<br />

me risation zu Polyamid im Pultrusions-<br />

Werkzeug und durch das anschließende<br />

Umspritzen mit zusätzlichen Funktionselementen<br />

aus Polyamid.<br />

Gegenüber einem Stahl-Stoßfänger-<br />

Querträger mit 8,7 kg Masse wog die<br />

Carbonfaser-verstärkte Kunststoff-Version<br />

lediglich 5,0 kg. Wurde der Träger nur GFverstärkt,<br />

sparte er etwas weniger Gewicht<br />

ein und wog 5,3 kg. Montiert auf einem<br />

Hyundai i30, ersetzte das Teil 27 Stahlteile<br />

und eine 2,1 m lange Stahlschweißnaht.<br />

Obwohl serienreif, scheint der Serieneinsatz<br />

an den Kosten gescheitert zu sein, wie 2016<br />

vom Hyundai Motor Europe Technical<br />

Center in Rüsselsheim als Befürchtung zum<br />

Ausdruck gebracht wurde.<br />

Das Interesse an Thermoplasten steigt im<br />

hybriden Leichtbau. Nicht nur, weil sie bes-<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20 33


technik & wissen<br />

ser recycelt werden können als Duroplaste,<br />

sondern auch weil sie sich aufschmelzen,<br />

funktionalisieren und erneut verfestigen lassen.<br />

Darauf zielt das Projekt FlexHyJoin ab.<br />

Das Institut für Verbundwerkstoffe (IVW)<br />

und das Centro Ricerche Fiat S.c.p.A. arbeiten<br />

an einem großserientauglichen Hybridfügeverfahren,<br />

das ohne Additive auskommt.<br />

Verbindungselemente wie Schrauben,<br />

Nieten oder Klebstoff sollen entfallen.<br />

Ein solcher vollautomatischer Füge -<br />

prozess könnte der Schlüssel für zukünftige<br />

Hybrid-Komponenten aus Metall und faserverstärkten<br />

Thermoplasten sein – und den<br />

Leichtbau revolutionieren. Laut den<br />

Projektpartnern gibt es „derzeit keinen<br />

anderen Ansatz, der die drei Kernanforde-<br />

turierten Stahlblechen unter Druck verbunden.<br />

Die dafür nötige Hitze liefert der Laser<br />

oder wird induktiv erzeugt – beim Demon -<br />

strator kommen beiden Methoden zum Einsatz.<br />

Der Dachspriegel entsteht in einer<br />

Gesamt-Taktzeit von 140 s.<br />

Im FlexHyJoin-Prozess steckt Knowhow<br />

vieler Partner. Die Organobleche stammen<br />

von Bond Laminates. Die Produktionsanlage<br />

mit Industrieroboter-Handling und<br />

IR-Thermographie zur Fertigteilprüfung<br />

entwickelte Edag Engineering und wurde<br />

von der Fill GmbH gebaut. Das Fraunhofer<br />

ILT und Leister Technologies erarbeiteten<br />

die Laserlösungen. Bis mindestens Ende<br />

2021 soll die Anlage bei HBW Gubesch stehen<br />

bleiben, um Kunden zu überzeugen.<br />

Prototyp eines hybriden Kunststoff-Aluminium-Motors<br />

(ausgehend von einem VW 1.5-liter L TSI-EVO mit<br />

110 kW). Bild: Volkswagen<br />

Materialmix in der Corvette<br />

rungen Gewichtsreduzierung, Kosten- und<br />

Zeiteffizienz und Haftfestigkeit ausreichend<br />

erfüllt“.<br />

Als Demonstrator stellten die Projektpartner<br />

eine Dachversteifungs-Komponente<br />

(Dachspriegel) für den Fiat Panda her. Hierzu<br />

wurden 0,7 mm dicke Stahlteile zunächst<br />

selektiv mit 215 μm tiefen und 75 μm breiten<br />

Hinterschnittlinien laserstrukturiert, um<br />

sie dort später mit Thermoplast form- und<br />

materialschlüssig zu verbinden. Die eigentliche<br />

Komponente entsteht auf einer Presse<br />

der HBW Gubesch Thermoforming GmbH<br />

in Wilmersdorf: Organobleche aus GFverstärktem<br />

PA6 werden aufgewärmt, umgeformt<br />

und anschließend mit den vorstruk-<br />

Die GM Chevrolet<br />

Corvette Stingray erhielt<br />

bereits 2019 einen<br />

Innovationspreis der<br />

Society of Plastics Engineers<br />

(SPE). Sie ist<br />

gekennzeichnet durch<br />

einen intensiven<br />

Mate rialmix.<br />

Bild: General Motors<br />

In dem hoch ambitionierten Projekt<br />

LeHoMit-Hybrid soll bis Ende März 2020<br />

ein Pkw-Mitteltunnel entstehen. Porsche<br />

und Volkswagen kooperieren darin mit der<br />

Open Hybrid Lab Factory in Wolfsburg<br />

(OHLF), dem Institut für Konstruktionstechnik<br />

(IK) der TU Braunschweig und dem<br />

Verbundwerkstoff-Spezialisten Invent.<br />

„Unser übergeordnetes Ziel ist es, das<br />

neue Bauteil in den ganz normalen Fahrzeugrohbau<br />

zu integrieren“, sagt Dr. Olaf<br />

Täger aus der Volkswagen-Konzern -<br />

forschung. „Wenn Kunststoff-Verbund -<br />

materialien ohne erheblichen Mehraufwand<br />

die bestehenden metallbasierten Fertigungsprozesse<br />

durchlaufen können, ist das ein<br />

Durchbruch für den Einsatz von Leichtbauteilen.“<br />

Denn es ist dann nicht mehr notwendig,<br />

den Montageprozess für die hybriden<br />

Komponenten zu verändern oder gar<br />

neue Fabriken zu bauen.<br />

Bei dem Mitteltunnel handelt es sich um<br />

ein Hybridbauteil in Reinkultur. Gerade darum<br />

ist es anspruchsvoll. Gefertigt wird die<br />

Komponente in einem Spritzgießwerkzeug<br />

von Schneider Form auf einer Spritzgieß -<br />

maschine von Engel Austria mit vertikalem<br />

Öffungshub. Der Tunnel besteht aus Organoblech<br />

mit GF- und CF-Tapeverstärkung,<br />

kombiniert mit spritzgegossenen Rippen,<br />

einem warmgeformten Stahleinsatz und<br />

Krafteinleitungselementen. Die CF-Tapes<br />

dienen selektiv als Verstärkungslagen, um<br />

Crash-Lasten aufzunehmen.<br />

Die hybride Komponente muss Temperaturen<br />

bis zu 200 °C in der Fertigung standhalten,<br />

da sie mit der Stahlkarosserie die<br />

kathodische Tauchlackierung (KTL) und<br />

anschließend die Ofentrocknung durchläuft.<br />

Bis zum Projekt-Ende im März soll<br />

der Tunnel optimiert sein und Crashtests bei<br />

Porsche unterzogen werden.<br />

Bei einer Gewichtseinsparung von 20 %<br />

bis 25 % ersetzt der hybride Tunnel sieben<br />

Stahl- und Aluminiumteile im Porsche<br />

Boxster und reduziert darüber hinaus<br />

Handling- und Fügevorgänge. Diese Ergebnisse<br />

tragen dazu bei, zusätzliche Massen<br />

durch alternative Antriebe und Assistenzsysteme<br />

für das autonome Fahren zumindest<br />

teilweise zu kompensieren. „Wir wollen mit<br />

dem Projekt einen Beitrag zur weiteren Verbreitung<br />

des Leichtbaus leisten – und damit<br />

34 <strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20


zur Entwicklung effizienter, sicherer und<br />

emissionsarmer Fahrzeuge“, betont Täger.<br />

Ebenfalls sehr ehrgeizig ist die Vision<br />

eines leichten, hybriden Kunststoffmotors.<br />

2015 präsentierte das Fraunhofer ICT eine<br />

Version, bei der das Zylinderkurbelgehäuse<br />

eines Einzylinder-Motors mit GF-verstärktem<br />

Duroplast umspritzt wurde. Im Projekt<br />

LeiMot, das bis Juni 2021 angelegt ist,<br />

arbeitet das ICT mit Volkswagen nun an<br />

Mehrzylinder-Lösungen. Das Projekt unter<br />

der Leitung der FEV Group mit dem Fraunhofer<br />

ILT, dem Lehrstuhl für Verbrennungskraftmaschinen<br />

Aachen (VKA) und dem<br />

Aachener Zentrum für 3D-Druck als weiteren<br />

Partnern zielt auf Kunststoff-Aluminium-Motoren<br />

der „next generation“. Die<br />

WFS Werkzeug Formen & Spritzgußtechnik<br />

GmbH stellt dafür die Spritzgießwerkzeuge<br />

bereit.<br />

In LeiMot entsteht der Aluminium-<br />

Motorblock additiv durch Selective Laser<br />

Melting (SLM). Er wird entweder mit Duroplast<br />

umgespritzt oder von zwei Duroplastschalen<br />

umfasst und mit ihnen verschraubt.<br />

Der Duroplast besteht aus einem Kurzglasfaser-verstärkten<br />

Phenolharz des Herstellers<br />

Sumitomo Bakelite High Performance Plastics<br />

(SBHPP), der auch am früheren Ein -<br />

zylinder-Projekt maßgeblich beteiligt war.<br />

Im Projekt FlexHyJoin entstand der<br />

Dachspriegel des Fiat Panda aus einem<br />

thermoplastischen Composite, an dem<br />

Stahlbefestigungen angebracht wurden.<br />

Der Thermoplast fließt in die laser -<br />

strukturierten Hinterschneidungen im<br />

Stahlblech. Die dafür notwendige Hitze<br />

liefert der Laser oder wird induktiv<br />

erzeugt. Bilder: IVW, D. Vink<br />

Laut Projektangaben bringt der hybride<br />

Motor zwischen 30 % und 40 % weniger<br />

Gewicht auf die Waage und kann weitere<br />

13% einsparen, wenn zusätzlich Kühlkanäle<br />

durch die Kunststoffschalen laufen. Das<br />

OHLF in Wolfsburg forscht derzeit an<br />

geeigneten Dichtungslösungen.<br />

Außer der reduzierten Masse bietet der<br />

Kunststoff-umhüllte Motorblock noch weitere<br />

Vorteile. Er zeigt weniger Vibration und<br />

eine „Neigung, schneller aufzuheizen und<br />

die Betriebstemperatur länger zu halten,<br />

insbesondere während des Start-Stopp-<br />

Betriebs“. Das berichteten die VW-Forschungsingenieurinnen<br />

Dr. Christine Schütz<br />

und Melanie Jauernick im Mai 2018 auf der<br />

Konferenz „Faszination Hybrider Leichtbau“<br />

im OHLF. Ein im Februar 2018 veröffentlichtes<br />

VW-Patent gibt weitere Hinweise<br />

(DE102016115531). Es beschreibt ein zweioder<br />

mehrteilig spritzgegossenes Duromer-<br />

Kunststoffgehäuse, das einen „Metall-<br />

Insert“ (Motorblock) zumindest partiell<br />

umgibt. Weiter erwähnt es, dass eine Mikrooder<br />

Makro-Verzahnungsstruktur am<br />

Motorblock die Kunststoff/Metall-Haftung<br />

erhöhen und damit die Übertragung höherer<br />

Kräfte ermöglichen könnte. Schulz und<br />

Jauernick empfehlen dafür unbedingt eine<br />

Silanbehandlung des Aluminiums.<br />

Demonstratoren für Pkw-Sitze liefern<br />

neue Perspektiven für hybride Bauweisen.<br />

Unter ihnen ist der von csi Entwicklungstechnik<br />

und Automotive Management Con-<br />

WÜRTH Industrie Service<br />

C-TEILE.<br />

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Würth Industrie Service GmbH & Co. KG · 97980 Bad Mergentheim<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20 35<br />

T +49 7931 91-0 · info@wuerth-industrie.com


technik & wissen<br />

sulting (AMC) mit sieben weiteren Partnern<br />

entwickelte „Ultraleichtbausitz“ (ULBS). Er<br />

kombiniert gleich mehrere Leichtbautechnologien.<br />

Dazu gehören eine Wabenplattenrückwand<br />

und im lasttragenden Bereich<br />

eine Endlos-Wicklung aus GF- und/oder<br />

CF-Strängen, die exakt die Lastpfade materialisieren.<br />

Ein Ansatz mit hohem Leichtbaupotenzial,<br />

der unter anderem mit dem<br />

Altair Enlighten Award ausgezeichnet<br />

wurde – der <strong>Industrieanzeiger</strong> berichtete darüber,<br />

https://bit.ly/2I6FcTW.<br />

(Preform) und dann in einem Varioform-<br />

Werkzeug zum Hohlprofil geblasen. Entscheidend<br />

ist hier die konturnahe, hoch<br />

dynamische Temperierung.<br />

Die fertige Sitzlehne entsteht im nächsten<br />

Schritt auf der Spritzgießmaschine. Das<br />

Hohlprofil wird dazu einer Plasma-Aktivierung<br />

unterzogen, mit einem Organoblech<br />

aus- und aufgebaut und durch spritzgegossene<br />

Rippen und Halterungen aus langfaserverstärktem<br />

Thermoplast (LFT) funktionalisiert.<br />

GK Concept konstruierte das Werk-<br />

Die im Projekt<br />

FuPro gefertigte<br />

Sitzlehne besteht<br />

im Kern aus einem<br />

blasgeformten Composite-Hohl -<br />

profil, das mit Organoblechen weiter<br />

aus gebaut und durch Spritzgießen<br />

funktiona lisiert wird. Bild: ILK<br />

Der hybride Mitteltunnel<br />

des Porsche Boxster: Oben ist die<br />

aktuelle, mehrteilige Metallkonstruktion<br />

zu sehen, unten die leichte Hybrid-Alternative<br />

aus einem einzigen Teil.<br />

Bild: Volkswagen<br />

Auch der im Projekt FuPro gefertigte<br />

Sitzlehnen-Demonstrator wurde mehrfach<br />

ausgezeichnet – unter anderem mit dem<br />

Innovationspreis 2019 der Arbeitsgemeinschaft<br />

Verstärkte Kunststoffe (AVK). Gegenüber<br />

einer Stahlbauweise spart er rund<br />

33 % Gewicht ein. In dem Projekt arbeitete<br />

das Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik<br />

(ILK) der TU Dresden mit Partnern<br />

wie Sitzsystemproduzent Brose, Autoteilehersteller<br />

ElringKlinger und Spritzgieß -<br />

maschinenbauer Arburg zusammen.<br />

FuPro steht für „Funktionalisierte Mehrkomponentenstrukturen<br />

mit komplex<br />

geformten Hohlprofilen“ und umschreibt<br />

die neuartige Methodik, leichte Composites<br />

durch Blasformen zu erzeugen. Im Falle der<br />

Sitzlehne kommt ein hybrides „Enka Tec -<br />

tape“ der PHP Fibers GmbH zum Einsatz.<br />

Das Hybridgarn-Roving besteht aus Glas -<br />

fasern und PA6-Filamenten (für die spätere<br />

Matrix). Es wird zu einem mehrschichtigen,<br />

schlauchförmigen Halbzeug geflochten<br />

zeug und Bond Laminates lieferte das Organoblech-Halbzeug<br />

aus Polyamid 6 mit<br />

Roving-Glasfasergewebe.<br />

„Die Kombination von Organoblechen,<br />

FVK-Hohlprofilen und LFT-Spritzgießen in<br />

einer integralen Struktur war bisher nicht<br />

möglich“, erklärt dazu Brose-Ingenieur<br />

Georg Mai. „Ein Kernaspekt für die wirtschaftliche<br />

Umsetzung ist der variotherme<br />

Konsolidierungsprozess für das Hohlprofil.“<br />

Gegenüber den heute üblichen Konsolidierungszeiten<br />

von rund 30 min sei den<br />

FuPro-Partnern eine Effizienzsteigerung um<br />

den Faktor 10 gelungen.<br />

Auf der K 2019 präsentierte das Fraunhofer<br />

ICT eine „Bio4Self“-Sitzlehne, die<br />

sich im Sinne der Kreislaufwirtschaft gut<br />

recyceln lässt. Sie besteht aus niedrigschmelzender<br />

Polylactidsäure (PLA) und wird mit<br />

Fasern aus höherschmelzendem PLA<br />

„selbstverstärkt“. Die Lehne fertigten die<br />

Wissenschaftler durch Umformen einer<br />

Platte aus Bio4Self-Mate rial mit anschlie-<br />

Das Fraunhofer ICT präsentierte auf der K 2019 eine<br />

Sitzlehne aus einem Organoblech mit recycelten<br />

Carbonfasern (rCF). Bild: D. Vink<br />

ßendem Anspritzen von Rippen. An Merkmalen<br />

wie erhöhter Kratzfestigkeit und<br />

Selbstheilung wird weiter gearbeitet. Auf<br />

der Messe stellte das ICT außerdem eine hybride<br />

Sitzlehne mit recycelten Carbonfasern<br />

als Verstärkungsmaterial vor (Bild).<br />

Eines der leichtesten Materialien überhaupt<br />

sind Kunststoff-Schäume. Auch sie<br />

finden sich immer öfter in hybriden Bauweisen.<br />

Schon 2017 entwickelte das ILK eine<br />

hybride A-Säule aus kalt- und warmumgeformtem<br />

Stahlblech, kombiniert mit Haft-<br />

36 <strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20


vermittler, Organoblech von Bond Laminates<br />

und Spritzguss-Rippen aus Polyamid-66<br />

von Lanxess. 2019 ging das Konzept bei<br />

einer A-Säule des neuen Porsche 911 Carrera<br />

S Cabriolet und Carrera 4S Cabriolet in<br />

Serie. Nun werden die Zwischenräume der<br />

spritzgegossenen Polyamid-Rippen ausgeschäumt.<br />

Zulieferer L&L Products, der die<br />

Hybridteile in Mohlsheim/Frankreich nach<br />

Weltleitmesse für<br />

industrielle Lackiertechnik<br />

21. – 24. April 2020<br />

Messe Karlsruhe<br />

Porsche lässt eine hybride A-Säule in<br />

Serie produzieren, die aus Stahlblech,<br />

Organoblech, Epoxid-Strukturschaum<br />

und spritzgegossenem GF-Polyamid<br />

besteht. Bild: Lanxess<br />

einem von Porsche entwickelten Verfahren<br />

herstellt, verwendet dafür seinen Epoxidharz-Strukturschaum<br />

L-5235.<br />

Dieser Epoxidharz-Schaum hat eine<br />

mechanische Funktion: In der KTL-Karosserielackierung<br />

dehnt er sich in der Trocknung<br />

bei 160 °C aus und sorgt so „für eine<br />

Press passung aller Komponenten in der<br />

A-Säule“, wie es beim OEM heißt. Der<br />

Materialmix rechnet sich: Porsche konnte<br />

auf die Stahlrohr-Verstärkung verzichten<br />

und dadurch 5 kg Gewicht sparen. •<br />

David Vink<br />

Freier Fachjournalist in Mettmann<br />

www.paintexpo.com<br />

In Kooperation mit:<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20 37


technik & wissen<br />

Im Visier: Die Automobilhersteller sehen<br />

die Serienreife für hochautomatisiertes<br />

und autonomes Fahren erst in etlichen<br />

Jahren am Horizont. Bild: Daimler<br />

Rechnergestützte Fahrfunktionen stoßen an ihre Systemgrenzen<br />

Noch lange<br />

kein Automatismus<br />

Assistenzsysteme | Automatisiertes und autonomes<br />

Fahren gilt als automobiler Megatrend. Zwar fahren<br />

bereits etliche Versuchsträger wie von Zauberhand<br />

durch die Lande. Inzwischen sind aber etliche Protagonisten<br />

dieser Technik deutlich zurückgerudert.<br />

Assistenzsysteme nach Level 1 und teilautomatisierte<br />

Fahrfunktionen nach Level 2 der<br />

SAE-Klassifikation (Society of American<br />

Engineers) haben aktuell die Fahrzeuge<br />

erobert. Systeme wie ein Tempomat und<br />

Bremsassistent (Level 1) sowie Einparkhilfe<br />

oder Spurwechselassistent (Level 2) finden<br />

sich bereits in vielen Serienfahrzeugen. Sie<br />

unterstützen den Fahrer, nehmen ihm aber<br />

keine Entscheidung oder Verantwortung ab.<br />

Dies wird erstmals bei hochautomatisierten<br />

Fahrfunktionen nach Level 3 der Fall<br />

sein. Der Fahrer darf sich dann temporär<br />

anderen Tätigkeiten zuwenden, muss aber<br />

bei Bedarf die Fahrzeugführung rasch wieder<br />

übernehmen. Die Technik steht bereit.<br />

So hat Audi im Flaggschiff A8 bereits einen<br />

Autobahn-Assistenten nach Level 3 an<br />

Bord, der das Fahrzeug auf Straßen mit<br />

getrennten Richtungsfahrbahnen im Stopand-Go-Verkehr<br />

bis zu Tempo 60 über längere<br />

Strecken selbstständig bewegen kann.<br />

Allein, der Autobahn-Assistent ist noch<br />

nicht freigeschaltet, da es noch kein weltweit<br />

verbindliches Regel- und Rechtswerk<br />

zu hochautomatisierten Fahrfunktionen<br />

gibt. Hierzu hat ein Konsortium aus mehreren<br />

Automobilherstellern und Zulieferern<br />

im Herbst 2019 ein Whitepaper publiziert.<br />

Es beschreibt umfassend die Entwicklung,<br />

Validierung und Zulassung von automatisierten<br />

Fahrfunktionen nach Level 3 und 4.<br />

Hintergedanke ist, mit dieser Faktensammlung<br />

einen De-facto-Standard zu etablieren,<br />

den die Legislative dann rasch in rechtliche<br />

Bestimmungen überführt.<br />

Schwierige Schnittstelle<br />

Bislang unbeantwortet ist auch die juristische<br />

Frage: Wer übernimmt die Verantwortung,<br />

wenn ein selbstfahrendes Auto einen<br />

Unfall verursacht? Denn 100%ig sicher<br />

arbeiten rechnergestützte Fahrfunktionen<br />

noch lange nicht. Sie stoßen besonders in<br />

unübersichtlichen Situationen wie Baustellen<br />

oder sich regelwidrig verhaltenden Verkehrsteilnehmern<br />

an ihre Systemgrenzen.<br />

Dann muss der Fahrer wieder die Fahrzeugführung<br />

vom System übernehmen.<br />

Allerdings ist dieser Übergabeprozess<br />

deutlich komplexer als anfangs vermutet.<br />

Erstens muss jede hochautomatisierte Fahrfunktion<br />

schnell und zuverlässig abschätzen<br />

können, ab wann eine konkrete Fahrsitua -<br />

tion ihre eigenen kognitiven und reaktiven<br />

Fähigkeiten übersteigt. Das, so geben Experten<br />

unter vier Augen zu, sei so aufwendig zu<br />

programmieren, weshalb es mittelfristig<br />

kaum kostengünstig zu lösen sei. Zweitens<br />

muss der Fahrer schnell und zuverlässig in<br />

die Fahrverantwortung zurückgeholt werden.<br />

Probandenstudien zeigen aber, dass<br />

dafür die Fahrer unterschiedlich lange – teilweise<br />

bedenklich lange – Zeit brauchen.<br />

Daher überlegen viele Automobilhersteller,<br />

von Level-2-Funktionen zu gegebener<br />

Zeit gleich auf Level 4 zu wechseln. Aktuell<br />

werden in die Serienfahrzeuge immer mehr<br />

38 <strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20


Assistenzsysteme gepackt, die mehr und<br />

mehr Fahrsituationen meistern – aber immer<br />

bleibt der Fahrer in der Verantwortung.<br />

Ferngesteuert statt selbstfahrend<br />

Der Sprung hin zu Level 4 ist indes schon<br />

greifbar, zumindest in einzelnen Fahrsituationen.<br />

Vollautomatisiertes Fahren nach Level<br />

4 wird beispielsweise von Daimler und<br />

Bosch seit Sommer 2019 in einem öffent -<br />

lichen Parkhaus in Stuttgart erprobt. Dort<br />

können Versuchsautos bei Schrittgeschwindigkeit<br />

selbstständig ohne Fahrer einparken.<br />

Ein anderes relativ überschaubares Level-<br />

4-Fahrszenario wäre eine Autobahnfahrt,<br />

bei der das Fahrzeug sämtliche Fahrdynamik-<br />

und Lenkvorgänge bis zur nächsten<br />

Ausfahrt selbst übernimmt. Sobald die Fahrzeuge<br />

in fernerer Zukunft alle Fahrsituationen<br />

vollautomatisiert auf Level 4 beherrschen,<br />

spricht man von autonomem Fahren.<br />

Bis dahin müssen die Steueralgorithmen<br />

aber noch viel Feinschliff bekommen und<br />

die Sensorsets (Kamera, Radar, Lidar, eventuell<br />

Ultraschall und Infrarot) optimiert<br />

werden. Ergänzend müssen Level-4- und<br />

-5-Fahrzeuge unbedingt über eine redundante<br />

Lenkung, Brems- beziehungsweise<br />

Beschleunigungsfunktionen, Stromversorgung<br />

und Datenübertragung verfügen, da<br />

kein Fahrer mehr als Rückfallebene zur Verfügung<br />

steht.<br />

In fünf Stufen zum autonomen Fahren<br />

Mit jedem Automatisierungslevel übernimmt die Elektronik mehr Aufgaben vom Menschen. Bild: Volkswagen<br />

Unterm Strich dürften all diese Herausforderungen<br />

für horrende Kosten von<br />

anfangs etwa 100.000 Euro für autonomes<br />

Fahren auf Level 5 sorgen. Kein Wunder,<br />

dass Entscheider wie Thomas Sedran von<br />

Volkswagen Nutzfahrzeuge autonomes<br />

Fahren vorerst nur bei kommerziellen Fahrzeugen<br />

für den Transport von Menschen<br />

oder Gütern sehen – ab etwa 2030. Denn<br />

nur im Dauereinsatz und ohne den Kostenfaktor<br />

„Fahrer“ werde das Fahrzeug seine<br />

hohen Beschaffungskosten einspielen. Für<br />

private Pkw wird selbst Level 4 noch lange<br />

kein Business Case. PSA vermeldete 2019,<br />

dass man hier keine Chance für automatisiertes<br />

Fahren oberhalb von Level 3 sehe –<br />

selbst nicht bei Kooperationen mit anderen<br />

OEMs. Etwas optimistischer äußerte sich<br />

zwar die Entwicklungsallianz BMW/Daimler,<br />

die Mitte der 20er-Jahre Privat-Pkw<br />

nach Level 4 auf die Straße bringen will. Allerdings<br />

kassierte Daimler-Chef Ola Källe -<br />

nius Ende 2019 die Ankündigung praktisch<br />

wieder ein. Vorerst wolle man sich auf Assistenzsysteme<br />

bis zu Level 2 konzentrieren<br />

und die hohen Investitionen für das autonome<br />

Fahren in die Zukunft schieben. •<br />

Hartmut Hammer<br />

Freier Journalist in Leutenbach<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20 39<br />

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technik & wissen<br />

Die Werkzeuge fürs Streckbiegen können mit der Maschinensteuerung kommunizieren. Sie sind – je nach Bedarf<br />

– mit Bussystemen, digitalen Ein- und Ausgängen, Hydraulikanschluss und Sensoren ausgestattet. Zudem können<br />

Bohr- oder Umformwerkzeuge sowie Stanzeinheiten integriert sein. Bilder: Wensing<br />

Verfahren liefert schnell und wirtschaftlich Strukturbauteile<br />

Anlage zieht Profile<br />

perfekt in Form<br />

Umformtechnik | Mittels Streckbiegen entstehen präzise,<br />

aufwändig geformte Profil- und Strukturbauteile.<br />

Das Verfahren kommt bislang vor allem im Fahrzeugund<br />

im Flugzeugbau zum Einsatz. ❧ Mona Willrett<br />

„Beim Streckbiegen geht´s nicht um ein -<br />

fache Bauteile oder einfache Formen“, sagt<br />

Jens Wensing. Das Verfahren könne Profile<br />

präzise dreidimensional biegen, strecken<br />

und um die Längsachse tordieren, so der geschäftsführende<br />

Gesellschafter der Günther<br />

Wensing GmbH & Co. KG in Stadtlohn<br />

weiter. Manches Teil, das eine Streckbiegemaschine<br />

innerhalb von Sekunden prozesssicher<br />

in Form bringt, wäre mit anderen Verfahren<br />

nur mit erheblichem Aufwand herzustellen<br />

– wenn überhaupt.<br />

Das grundsätzliche Prinzip des Streckbiegens<br />

habe sich über die Jahre kaum verän-<br />

dert, sagt Wensing. „Was sich aber massiv<br />

entwickelt hat, sind die Anforderungen hinsichtlich<br />

Geschwindigkeit, Präzision, Prozesssicherheit,<br />

Ergonomie und Energieeffizienz.“<br />

In diesen Bereichen lagen die Entwicklungsschwerpunkte<br />

der letzten Jahre.<br />

Von einem modernen Biegesystem erwarten<br />

die Anwender zwei eigentlich gegenläufige<br />

Fähigkeiten: eine hohe und reproduzierbare<br />

Präzision und flexibles Reagieren auf<br />

variierende Prozessparameter. Dank moderner<br />

Steuerungs- und Messtechnik schaffen<br />

die Anlagen diesen Spagat.<br />

„Die Wünsche unserer Kunden unterscheiden<br />

sich“, sagt Wensing. „Die Konservativen<br />

möchten den Prozess am liebsten<br />

komplett selbst in der Hand behalten. Auf<br />

der anderen Seite wächst die Gruppe derer,<br />

die einen automatisierten Ablauf fordern.“<br />

Das sei auch der Grund, weshalb immer<br />

mehr Biegeanlagen mit Roboterautomation<br />

ausgestattet werden – nicht nur in Deutschland,<br />

auch in China oder Mexiko. Einer der<br />

Vorteile der Siemens 840 D Solution Line-<br />

Steuerung sei, dass der Roboter komplett<br />

über die Maschinensteuerung verwaltet und<br />

gehandhabt werden könne; der Bediener<br />

brauche kein explizites Wissen. Immer öfter<br />

soll die Anlage zudem eine gewisse Intelligenz<br />

mitbringen, auf Materialchargen reagieren<br />

können oder Materialanalysen ermöglichen.<br />

Hans-Gerd Heming, ebenfalls<br />

geschäftsführender Gesellschafter beim Maschinenbauer,<br />

sagt: „Wir freuen uns, dass<br />

mein Sohn Daniel uns in dieser neuen Technik<br />

ein großes Stück voranbringt.“<br />

Hochwertige Technik ist unerlässlich<br />

Beim Streckbiegen wird das Bauteil aus<br />

Blech, Rohr oder Profil beidseitig linear gestreckt<br />

bis sich das Material plastisch verformt.<br />

Diese plastische Verformung und genaues<br />

Einhalten der aufgebrachten Spannung<br />

reduziert die Rückfederung.<br />

Der hohe Anspruch an moderne Maschinen-<br />

und Werkzeugtechnik liegt auch darin<br />

begründet, dass das Material nicht über seine<br />

physikalischen Möglichkeiten hinweg<br />

verformt werden darf. Im oberen Bereich<br />

seiner Dehnfähigkeit kann es bereits zu einer<br />

Orangenhaut und größeren Verformungen<br />

der Oberfläche kommen. Zusätzlich zur<br />

Streckung muss deshalb die geometrische<br />

Verformung berücksichtigt werden. Die<br />

könne bei kleinen Radien und größeren Profilhöhen<br />

bereits 10 % und mehr betragen,<br />

40 <strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20


Hohe Maßhaltigkeit und<br />

gute Oberflächen gehören<br />

zu den Stärken des<br />

Streckbiegens.<br />

„Immer mehr Kunden ordern ihrer Anlage<br />

mit Roboterautomation“, sagt Jens Wensing,<br />

Chef des gleichnamigen Unternehmens.<br />

Mit einer Biegekraft von 60 kN ist diese<br />

Streckbiegemaschine dafür konzipiert, anspruchsvolle<br />

Dachrelinge und Strukturbauteile<br />

für den Automobilbereich zu fertigen.<br />

berichtet Wensing. Weil jedoch hohe Oberflächengüte<br />

und Maßhaltigkeit oberste Priorität<br />

haben, sei hochwertige Maschinenund<br />

Werkzeugtechnik unerlässlich.<br />

Auf das Biegeergebnis hat eine Reihe von<br />

Faktoren einen Einfluss. Einer der wichtigsten<br />

ist das zu bearbeitende Material. „Schon<br />

verschiedene Qualitäten eines Werkstoffs<br />

können hier den entscheidenden Unterschied<br />

machen“, betont Wensing. Das könne<br />

beispielsweise beim Biegen von Dachreling-Profilen<br />

für ein Fahrzeugmodell der<br />

Fall sein, weil die Hersteller in der Regel für<br />

verchromte oder gebürstete Teile einen höherwertigen<br />

Werkstoff verwenden als für<br />

das schwarz verpulverte Pendant.<br />

Verarbeitet werden auf den Maschinen<br />

von Wensing zu 90 % Aluminium-Profile.<br />

Sie lassen sich prozesssicher und präzise<br />

streckbiegen. Typische Bauteile sind Stoßstangen,<br />

Zierleisten oder Strukturteile für<br />

die Autoindustrie. Auch für die Elektro -<br />

mobilität, in der mehr und mehr Fahrzeuge<br />

aus Aluminium-Extrusionsprofilen gefertigt<br />

werden, kann das Streckbiegen die geforderten<br />

Stückzahlen hochpräzise liefern.<br />

Das Verfahren ist zwar primär ein kaltumformender<br />

Prozess, es gibt aber auch Nischenanwendungen,<br />

die ein beheiztes Werkzeug<br />

oder einen Umformprozess im heißen<br />

Zustand erfordern – etwa beim Formen von<br />

Magnesium- oder Titan-Profilen.<br />

Neben der Automobilindustrie wird das<br />

Streckbiegen vor allem im Bau von Hochgeschwindigkeitszügen<br />

und Flugzeugen eingesetzt.<br />

Dort hat das Verfahren auch seinen<br />

Ursprung. Im 2. Weltkrieg suchten Flugzeughersteller<br />

nach Wegen, ihre Produktion<br />

zu beschleunigen. Damals mussten Teile für<br />

Flügelspitzen, Seitenverkleidungen oder<br />

Motorabdeckungen aufwändig in Handarbeit<br />

hergestellt werden. Durch die frühen,<br />

manuellen Streckbiegemaschinen konnte die<br />

Fertigungszeit teilweise von mehreren Stunden<br />

auf wenige Minuten gesenkt werden.<br />

Sensoren überwachen Prozess<br />

Die fürs Streckbiegen erforderlichen Werkzeuge<br />

sind laut Wensing anspruchsvoll. Sie<br />

können mit Bussystemen, digitalen Ein- und<br />

Ausgängen, Hydraulikanschlüssen und Sensoren<br />

für die Prozessüberwachung ausgestattet<br />

sein. Es ist sogar möglich, Bohr- oder<br />

Umformwerkzeuge zu integrieren. Werden<br />

Bohrungen oder Durchbrüche benötigt, rät<br />

der Diplomingenieur seinen Kunden allerdings<br />

eher zu einer Stanzeinheit. Denn: Die<br />

beim Bohren entstehenden Späne gefährden<br />

die Oberflächengüte. Zu 90 % verkauft er<br />

seine Maschinen gleich mit Werkzeug.<br />

Damit sich das Verfahren für ein bestimmtes<br />

Bauteil rechnet, sollte die durchschnittliche<br />

Produktionsmenge zwischen<br />

50.000 und 100.000 Teilen pro Jahr liegen.<br />

„Das lässt sich aber nicht verallgemeinern“,<br />

betont Wensing. Je teurer das Endprodukt<br />

ist, umso kleiner können die Stückzahlen<br />

ausfallen. „Wir haben einen Kunden, der<br />

aufwändige Zierleisten für Rolls Royce fertigt.<br />

Dabei geht´s um 1000 Teile pro Jahr.“<br />

Diese Leisten seien jedoch mit anderen Verfahren<br />

auch nicht in der vorgegebenen Präzision<br />

und Qualität herzustellen.<br />

Die Maschinen aus Stadtlohn sind universell.<br />

Bei Bedarf lassen sie sich innerhalb<br />

kürzester Zeit auf ein anderes Bauteil umrüsten.<br />

Zudem hilft moderne Steuerungsund<br />

Automatisierungstechnik, auch bei kleineren<br />

Losen wirtschaftlich zu arbeiten.<br />

In den letzten 20 Jahren hat Wensing –<br />

zusammen mit Partner Fluidsysteme Dasbeck<br />

GmbH – mehr als 300 2D- und<br />

3D-CNC-Streckbiegemaschinen im Bereich<br />

von 0,5 bis 1000 kN und für Bauteilmaße<br />

von 500 bis 12.000 mm ausgeliefert. Die<br />

Anlagen, die kraftgeregelte Biegungen mit<br />

höchster Genauigkeit ausführen, können<br />

heute zusätzlich im weggeregelten oder im<br />

Hybrid-Betrieb eingesetzt werden. •<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20 41


interview<br />

Produktionsforscher und e.Go-Chef Prof. Günther Schuh über die Folgen des Mobilitätswandels<br />

„Wir müssen große<br />

Innovationsschritte wagen“<br />

Mobilität muss für den Nutzer weiterhin flexibel, komfortabel<br />

und vor allem bezahlbar möglich sein, sagt Prof. Günther<br />

Schuh. Der Produktionsforscher und Gründer des Aachener<br />

E-Auto-Start-ups e.Go erläutert seine Vision eines Mobilitätswandels<br />

und die daraus resultierenden Folgen. ❧ Mona Willrett<br />

„Den Durchbruch der<br />

Elektromobilität werden<br />

preisgünstige und kompakte<br />

Zweitwagen bringen,<br />

die für Kurzstrecken<br />

konzipiert sind“, sagt<br />

Prof. Günther Schuh. Er<br />

ist Vorstandsvorsitzender<br />

der e.Go Mobile AG in<br />

Aachen und Mitglied der<br />

Direktorien des Werkzeugmaschinenlabors<br />

WZL der RWTH Aachen<br />

und des Fraunhofer-Instituts<br />

für Produktionstechnologie<br />

(IPT).<br />

Bilder: e.Go<br />

Herr Prof. Schuh, was hat Sie motiviert, in<br />

die E-Auto-Produktion einzusteigen?<br />

Als die steigende Bedeutung der Elektromobilität<br />

zu erahnen war, war mir als Produktionstechniker<br />

mit großer Autoaffinität<br />

schnell klar: Batterieelektrische Autos sind<br />

zwar umzusetzen, sie werden aber mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit für einen breiten Kundenkreis<br />

zu teuer sein. Deshalb fühlte ich<br />

mich angesprochen, Wege zu finden, ein solches<br />

Auto bezahlbar zu realisieren. Zunächst<br />

wollten wir nur eine Konzeptstudie<br />

erstellen, aber dann fanden wir das Projekt<br />

so spannend, dass wir weiterarbeiteten.<br />

Wie sieht Ihre Vision einer Mobilität von<br />

morgen aus?<br />

Die Revolution in der Mobilität muss in den<br />

Städten stattfinden. Dort ist die Dringlichkeit,<br />

die Emissionen zu senken, aufgrund<br />

der Konzentration am größten. Aber es geht<br />

dort nicht nur darum CO 2 , Stickoxide und<br />

Feinstaub zu reduzieren. Eine weitere Herausforderung<br />

wird sein, die Fahrzeugdichte<br />

zu verringern und zugleich die Zahl der beförderten<br />

Personen zu steigern – idealerweise<br />

bei höherer Beförderungsgeschwindigkeit.<br />

Diese Vision müssen wir ergänzen um<br />

ein Konzept für all jene, die nicht in einer<br />

Großstadt wohnen. Das werden ziemlich<br />

viele sein, die aber vor allem Kurzstrecken<br />

mit dem eigenen Auto fahren sollten. Und<br />

genau dafür ist das Elektroauto ideal geeignet.<br />

Als kleines, kompaktes Zweitfahrzeug<br />

mit begrenzter Reichweite ist es auch wirtschaftlich.<br />

Für Langstrecken sollten wir eher<br />

42 <strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20


auf die Bahn setzen. Das erfordert jedoch<br />

den Ausbau des Schienennetzes und des Angebots.<br />

In allen Bereichen der Mobilität sind<br />

mehr Flexibilität, Effizienz und Komfort für<br />

den Nutzer wichtige Erfolgskriterien.<br />

Haben Batterie-E-Fahrzeuge das Potenzial,<br />

den Verbrennungsmotor zu ersetzen?<br />

Zu einem gewissen Teil ja. Insbesondere<br />

dort, wo vor allem kurze Strecken gefahren<br />

werden, ist das E-Auto ein guter und wirtschaftlicher<br />

Ersatz für den Verbrenner.<br />

Wenn wir schwere Fahrzeuge betrachten<br />

oder solche, die weit und schnell fahren sollen,<br />

dann brauchen wir andere Alternativen.<br />

Dazu gehören CO 2 -ärmere, synthetische<br />

Kraftstoffe wie auch die Brennstoffzelle.<br />

Wenn vor allem lange Strecken zu bewältigen<br />

sind, ist der Plug-in-Hybrid mit einem<br />

kleinen Verbrenner und der Möglichkeit innerstädtisch<br />

elektrisch zu fahren, die Technologie<br />

der Wahl. Bei Nutzfahrzeugen kann<br />

die Brennstoffzelle interessant werden.<br />

Wäre es politisch nicht sinnvoller, technologieoffen<br />

zu forschen und zu fördern statt<br />

voll auf Batterie-E-Autos zu setzen?<br />

Wir müssen auf alle Fälle technologieoffen<br />

forschen und entwickeln. Allerdings glaube<br />

ich, dass es für einen Mobilitätswandel sinnvoll<br />

ist, wenn sich Politik und Industrie zunächst<br />

auf einen massiven Schwenk zur batterieelektrischen<br />

Mobilität konzentrieren.<br />

Anders wäre dieser Wandel sowohl auf der<br />

Anbieter- als auch auf der Infrastruktur-Seite<br />

sehr schwer umzusetzen. Wir sollten nicht<br />

sagen: Batterieelektrische Antriebe decken<br />

nicht alles ab, also machen wir´s nicht. Im<br />

Kurzstreckenbereich sind sie sehr gut und<br />

hier sollten wir ihren E-Anteil ausbauen.<br />

Leider ist es uns noch nicht ausreichend gelungen,<br />

die Kunden zu überzeugen. Deshalb<br />

ist es wichtig, das attraktiv zu machen.<br />

Wir haben heute rund 50 Millionen Autos<br />

in Deutschland. Reicht die Kapazität des<br />

Stromnetzes überhaupt, um nur eine Million<br />

E-Fahrzeuge jeden Abend zu laden?<br />

Wenn man davon ausgeht, dass es sich dabei<br />

durchweg um Fahrzeuge mit hoher Batteriekapazität<br />

handelt, die alle gleichzeitig innerhalb<br />

kurzer Zeit geladen werden sollen,<br />

dann nicht. Dieses Szenario wird aber aus<br />

meiner Sicht nicht eintreten. Es wird eher so<br />

sein, dass die Autos über Nacht geladen<br />

werden. Das geht mit unserer Infrastruktur.<br />

„Der Großteil<br />

der Bevölkerung<br />

lebt außerhalb<br />

von<br />

Großstädten<br />

und wird auch<br />

künftig Autos<br />

brauchen.“<br />

Batterierohstoffe wie Kobalt oder Lithium<br />

zu gewinnen, ist weder umwelt- noch menschenfreundlich.<br />

Wie lässt sich das ändern?<br />

Hier liegt noch einiges im Argen. Das müssen<br />

wir über die Verantwortung der Hersteller<br />

für die Zulieferkette deutlich besser in<br />

den Griff bekommen. Es gibt Ansätze, die<br />

Rohstoffe bei besseren Arbeitsbedingungen<br />

zu gewinnen und ohne Nebenwirkungen für<br />

die Umwelt. Das ist ein Grund, weshalb ich<br />

dafür werbe, in Europa Batteriezellen zu<br />

produzieren. Denn als Hersteller hätten wir<br />

die besten Möglichkeiten, die Lieferkette<br />

menschenfreundlicher und umweltverträg -<br />

licher zu gestalten. Der andere Teil der Lösung<br />

dieses Problems besteht darin, die Batterietechnik<br />

weiterzuentwickeln, den Anteil<br />

kritischer Rohstoffe weiter zu reduzieren.<br />

Aber hier haben wir natürlich ein Henne-Ei-<br />

Problem. Wir müssen an einer Stelle beginnen,<br />

um irgendwann ans Ziel zu kommen.<br />

Wie lässt sich die nicht so tolle Gesamtökobilanz<br />

von Batterie-E-Autos verbessern?<br />

Stimmt, die Umweltbelastung durch die<br />

Produktion eines Batterie-E-Autos ist höher<br />

als beim Verbrenner. Trotzdem ist die Ökobilanz<br />

eines E-Autos deutlich besser als die<br />

eines Verbrenners. Bei e.Go sind wir sogar<br />

überzeugt, dass unser Life das ökologischste<br />

Fahrzeug überhaupt ist. Das liegt an der<br />

Materialauswahl, am Bauprinzip und vor<br />

allem am Fahrzeug-Konzept. Der größte<br />

Teil des Autos ist für eine Lebensdauer von<br />

bis zu 50 Jahren ausgelegt. Deshalb hat<br />

unser Produkt eine deutlich bessere Öko -<br />

bilanz als heute übliche Autos mit einer<br />

Lebenszeit von zehn bis 15 Jahren. Hinzu<br />

kommt, dass die Batterien am Ende ihrer<br />

Einsatzzeit im Auto noch weitere 20 Jahre<br />

im stationären Betrieb – etwa als Puffer -<br />

speicher für Photovoltaikanlagen – genutzt<br />

werden können.<br />

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mit System<br />

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und öffentliche Parkplätze<br />

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Bezahl- und Vergütesystemen<br />

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Halle 1<br />

Stand 01.122<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20 43


interview<br />

Sie haben e.Go mal als Game Changer bezeichnet.<br />

Wie meinten Sie das?<br />

Wir brauchen die Mobilitätswende. Dabei<br />

müssen emissionsarme, besser noch emissionsfreie<br />

Fahrzeuge schlagartig eine maßgebliche<br />

Rolle spielen. Der Umstieg auf ein<br />

E-Auto ist für den Durchschnittskunden<br />

aber noch zu teuer. Der e.Go Life ist in den<br />

Gesamtkosten pro Kilometer der günstigste<br />

Pkw. Außerdem glauben wir – wie gesagt –,<br />

dass unser Auto das nachhaltigste ist.<br />

Der e.Go Life ist für genau jenes Nutzungsprofil<br />

konzipiert – für den Kurzstrecken-<br />

Zweitwagen liegen. Und zwar genau in der<br />

Größenordnung unseres Life.<br />

Wie ist der Stand beim Shuttle Bus Mover?<br />

Wir haben inzwischen die wichtigsten Zulassungstests<br />

bestanden. Etwa die Hälfte der<br />

24 Vorserien-Mover waren für diese Tests<br />

im Einsatz, die andere Hälfte läuft bei Testbetrieben,<br />

unter anderem bald auf dem<br />

Münchener Olympia-Gelände zur Vorbereitung<br />

des teilautonomen Betriebs. Zum Jahresende<br />

soll unser Werk 3 in Aachen Rothe<br />

Erde in Betrieb gehen, und Anfang 2021 soll<br />

dort die Serienproduktion starten.<br />

wird weiter nur grundiert, nicht lackiert.<br />

Und die Außenhaut wird es in zwei verschiedenen<br />

Versionen geben, mit einer Kunststoff-<br />

oder mit einer Stahlblech-Beplankung.<br />

In den ersten Produktionskonzepten sollten<br />

die Rolling Chassis auf eigener Achse autonom<br />

durch die Montage rollen. Heute werden<br />

sie auf AGVs transportiert. Warum?<br />

Beim Life hatten wir das nicht geplant.<br />

Taktzeiten von zehn Minuten sind zu kurz,<br />

um eine autonome Steuerung sinnvoll zu<br />

realisieren. Hier sind fahrerlose Transportmodule<br />

– oder AGVs – nicht nur wirtschaftlicher,<br />

sie bieten auch deutliche Vorteile hinsichtlich<br />

der Ergonomie. Beim Mover hatten<br />

wir das geplant. Allerdings hätten wir dazu<br />

einige Montageschritte vorziehen und die<br />

effizienteste Montageabfolge aufgeben müssen.<br />

Es hat sich gezeigt, dass auch hier die<br />

Montage auf AGVs die wirtschaftlichere<br />

Lösung ist. Unsere Erfahrung zeigt aber: Es<br />

ist viel günstiger, einfacher, flexibler und<br />

ergonomischer, eine solche Produktion auf<br />

AGVs aufzubauen als auf einem Fließband.<br />

Das e.Go-Fabrik-Konzept will Prof. Günther Schuh auch auf andere Kontinente exportieren. Das<br />

geplante Werk in China soll künftig 100.000 Elektro-Kleinwagen pro Jahr produzieren.<br />

und Stadtverkehr – wo die Bat-E-Stärken<br />

liegen. Wie viel Sinn macht dieses Konzept,<br />

wenn die Politik den individuellen Nahverkehr<br />

dort am liebsten abschaffen möchte?<br />

Mit dem öffentlichen Nahverkehr oder On-<br />

Demand-Angeboten – wie sie unser zweites<br />

Produkt, der e.Go Mover, bieten wird –<br />

können rund 20 Millionen Menschen in<br />

Großstädten und deren direktem Einzugsgebiet<br />

bedient werden. Der weit größere Teil<br />

der Bevölkerung lebt aber außerhalb der<br />

Metropolen und braucht weiterhin ein Auto,<br />

um auch künftig flexibel, effizient und<br />

komfortabel mobil zu sein. Der Durchbruch<br />

für die E-Mobilität wird zunächst beim<br />

In einem Focus-Interview nannten Sie eine<br />

Jahresproduktion von 100.000 Life als Ziel<br />

für das geplante Werk in China. Ist das<br />

Konstruktionsprinzip dafür geeignet?<br />

Das Beplankungsprinzip mit Kunststoff-<br />

Außenhautteilen ist auch bei größeren<br />

Stückzahlen von Vorteil, weil es maßgeblich<br />

zur Langlebigkeit der Fahrzeuge beiträgt.<br />

Wir bleiben auch bei unserem Grundkonstruktionsprinzip.<br />

Allerdings verändern wir<br />

in China die Body-Struktur substanziell.<br />

Das Auto wird länger und ein Viertürer sein.<br />

Der Aluminium-Rahmen bleibt in der Basis<br />

erhalten, wird aber durch kleinere Tiefziehteile<br />

aus Stahl ergänzt. Der Space Frame<br />

Wie muss sich die Fertigungstechnik infolge<br />

des Mobilitätswandels verändern?<br />

Wir müssen auch bei den Fertigungssystemen<br />

für die wichtigen Komponenten der<br />

E-Mobilität – das reicht vom Powertrain<br />

über die Batterien und die Leistungselektronik<br />

bis hin zur Ladeinfrastruktur – die Nase<br />

wieder vorn haben. Wir müssen hier, wie in<br />

anderen Mobilitätsbereichen, die führende<br />

Nation werden. Dazu brauchen wir mehr<br />

Wertschöpfung in Deutschland. Das gilt<br />

auch für die Batteriezellen-Fertigung. Damit<br />

das funktioniert, müssen wir andere Konstruktionsprinzipien<br />

und Technologien nutzen<br />

und größere Innovationsschritte wagen.<br />

Was heißt das für die Werkzeugmaschine?<br />

Gibt’s einen Trend zum Laser?<br />

Ich gehe davon aus, dass es künftig verstärkt<br />

Hybrid-Werkzeugmaschinen geben wird, in<br />

die Lasersysteme integriert sind. Das ist ja<br />

auch am WZL, dem Werkzeugmaschinen -<br />

labor der RWTH Aachen, ein großes<br />

Forschungsthema. Grundsätzlich wird der<br />

Laser dem Trend zur Variantenbildung und<br />

zur flexiblen Fertigung besser gerecht, weil<br />

er keine teuren und mit Vorlauf verbundenen<br />

Werkzeuge erfordert. Trotzdem sehe ich<br />

gute Chancen für die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie.<br />

Schließlich werden<br />

44 <strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20


künftig wahrscheinlich nicht viel weniger,<br />

sondern eher kleinere Verbrennungsmotoren<br />

gebaut.<br />

Sind andere E-Autobauer wie Tesla den<br />

deutschen Herstellern wirklich voraus?<br />

Tesla hat sich mit viel Engagement das<br />

Know-how für die Wertschöpfungskette des<br />

elektrischen Powertrains erarbeitet und ist<br />

hier Benchmark. Auch die Vernetzung der<br />

Fahrzeuge und die Over-the-Air-Services<br />

sind vorbildlich. Hinzu kommt die Geschwindigkeit,<br />

mit der Tesla innovative Ideen<br />

umsetzt. Das sind drei Bereiche, die zeigen,<br />

woran wir uns orientieren können.<br />

Was bedeutet die Produktion von Tesla in<br />

Deutschland für die heimischen Hersteller?<br />

Ich finde es klasse, dass Tesla endlich nach<br />

Deutschland kommt. Man kann kein großes<br />

Produktionswerk aufbauen, ohne dass es<br />

positive Auswirkungen auf die umliegende<br />

Industrie hat. Auch den Ansporn durch den<br />

zusätzlichen Wettbewerb sehe ich positiv.<br />

Ich hoffe allerdings, dass die Förderung dieser<br />

Ansiedelung gerecht und fair verläuft<br />

und nicht andere Unternehmen benachteiligt<br />

werden, weil sie eben nicht Tesla heißen.<br />

Wo liegen die größten Herausforderungen<br />

für ein E-Auto-Start-up wie e.Go?<br />

Da gibt es zwei Aspekte: Aus technischer<br />

oder Produktionssicht ist es für alle Hersteller<br />

im Moment noch schwierig, eine stabile<br />

Lieferkette für die elektromobilen Komponenten<br />

aufzubauen. Dieses Problem haben<br />

alle – auch die etablierten Hersteller mit<br />

ihren E-Modellen. Was uns aber in besonderem<br />

Maße trifft, ist die externe Finanzierung.<br />

Es ist in Deutschland außerordentlich<br />

schwierig, das nötige Kapital für ein investitionsintensives<br />

Start-up wie ein Autounternehmen<br />

aufzutreiben. Wir sind stolz, dass<br />

wir mutige Investoren gefunden haben.<br />

Trotzdem ist jede neue Runde der Kapital -<br />

erhöhung extrem schwierig, und wenn sie<br />

nicht auf Anhieb klappt, kann das zur existenziellen<br />

Bedrohung fürs Unternehmen<br />

werden. Leider haben wir in Deutschland ab<br />

einer gewissen Ausbaustufe nicht mehr die<br />

nötige Unterstützung gefunden, so dass wir<br />

uns im Ausland nach Partnern umschauen<br />

mussten. Das war anfangs so nicht geplant.<br />

Wo sehen Sie e.Go in zehn Jahren?<br />

In zehn Jahren wird e.Go ein etablierter Nischenhersteller<br />

sein, der ein ganzes Portfolio<br />

an Kleinserienfahrzeugen in den Markt<br />

bringt. Wir werden per Copy-and-Paste Industrie<br />

4.0-Werke in Asien, Nord- und Südamerika<br />

und vielleicht sogar in Afrika aufgebaut<br />

haben und mit attraktiven, emotionalisierenden<br />

Nischenmodelle jene Marktsegmente<br />

bedienen, die große Hersteller mit<br />

ihren Strukturen nicht wirtschaftlich abdecken<br />

können.<br />

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Aushilfen, Studenten<br />

und Absolventen!<br />

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sowie die nachträgliche Anrechnung sind nicht möglich. Der Gutschein ist pro Nutzer nur einmalig einzulösen<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> und nicht 07.20 übertragbar. Eine Kombination mit anderen Gutscheinen ist nicht möglich. Jeder gewerbliche und<br />

kommerzielle Weiterverkauf des Gutscheins ist untersagt. Der Gutschein wird nicht erstattet, wenn der Kunde unistellenmarkt.de<br />

45<br />

die mit dem Gutschein bezahlte vierwöchige Premium-Anzeige im Rahmen seiner Mängelrechte rügt.


technik & wissen<br />

Zukunftsmarkt Lithium-Ionen-Batterien<br />

Metalle mit Ultraschall<br />

verschweißen<br />

Metallfügen | Das Ultraschallschweißen von NE-<br />

Metallen boomt im Markt für Lithium-Ionen-Batterien.<br />

Als „Newcomer“ nutzt Herrmann Ultraschall<br />

seine Prozesserfahrung und geht mit einem eigenen<br />

Metall-Schweißsystem ins Rennen. Der Anspruch:<br />

Höhere Effizienz und Zuverlässigkeit bieten.<br />

Bisher ist Herrmann Ultraschall auf das<br />

Verschweißen von Kunststoffen spezialisiert.<br />

Doch die Anfragen zum Schweißen<br />

von Metallverbindungen häuften sich.<br />

Daraufhin hat sich das Karlsbader Unternehmen<br />

entschlossen, die jahrzehntelange<br />

Erfahrung in der Prozessoptimierung für<br />

eine Technologieentwicklung zu nutzen und<br />

ein eigenes Schweißsystem für Metalle auf<br />

den Markt zu bringen:<br />

HiS Vario befindet sich aktuell in der<br />

Feldtestphase und geht mit zwei<br />

Maschinentypen an den Start. Beide sind<br />

„Spotwelder“ – eine speziell für Batterie -<br />

anwendungen konzipierte Maschine und<br />

eine Kabel-Terminal-Maschine, die Kabel -<br />

enden mit metallischen Anschluss stücken<br />

verschweißt.<br />

Ultraschallschweißen ist ein sauberer,<br />

sicherer und umweltfreundlicher Prozess. Es<br />

eignet sich zur Vor- und Hauptschweißung<br />

von Anode und Kathode in der Produktion<br />

von Lithium-Ionen-Batterien, aber auch, um<br />

elektrische Verbindungen in der Automo -<br />

tive-, Consumer- und Electronics-Industrie<br />

herzustellen. Das Verfahren lässt sich als<br />

Handarbeitsplatz einsetzen oder automatisiert<br />

in Produktionslinien integrieren. Die<br />

Vorteile sind:<br />

Der Klassiker beim Ultraschallschweißen<br />

von NE-Metallen: Kupfer wird mit<br />

Aluminium verbunden.<br />

Bilder: Herrmann Ultraschall<br />

• Kurze Schweißzeiten<br />

• Hohe Festigkeit<br />

• Niedriger Energieverbrauch<br />

• Keine Verbrauchsmaterialien<br />

Das Ultraschallschweißen verbindet vor<br />

allem leitfähige Bunt- und Edelmetalle,<br />

wobei Kupfer-Aluminiumverbindungen<br />

rund 90 % der Anwendungen ausmachen.<br />

Die zum Fügen benötigte Energie wird<br />

mittels mechanischer Schwingungen eingetragen.<br />

Der Ultraschallgenerator generiert<br />

dazu elektrische Schwingungen im 20- oder<br />

35-kHz-Bereich aus dem 50-Hz-Netzwechselstrom<br />

und wandelt sie über einen<br />

Konverter in mechanische Schwingungen<br />

mit der gleichen Frequenz um.<br />

Das Schweißwerkzeug, Sonotrode<br />

genannt, überträgt die Vibrationen auf die<br />

Fügepartner, indem sie an das ihr zugewandte<br />

Fügeteil ankoppelt und es quer zur<br />

aufgebrachten Schweißkraft in Schwingungen<br />

versetzt. Das gegenüberliegende Fügeteil<br />

ist in einem strukturierten Amboss<br />

fixiert und bewegt sich nicht. Dadurch<br />

kommt es zu einer Relativbewegung zwischen<br />

beiden Teilen und zu Reibung.<br />

Die intensive Reibung bricht an den<br />

Fügestellen die vorhandene Oxidschicht auf<br />

und verschweißt die beiden Fügeteile unter<br />

gleichzeitiger Druckeinwirkung zu einer<br />

stoffschlüssigen Verbindung. Entscheidend<br />

für das Verschweißen ist nicht die entstehende<br />

Wärme, die weit unter dem Schmelzpunkt<br />

liegt, sondern die Relativbewegung<br />

beider Fügepartner.<br />

Aufgrund der geringen Prozesswärme<br />

verändert sich das Materialgefüge im Werkstoff<br />

nicht nachteilig. Allerdings kommt es<br />

46 <strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20


Das Verbinden von „Kabel auf Terminal“ per Ultraschall bietet große Vorteile:<br />

Der Prozess läuft schnell, energiearm und – ohne Hilfsstoffe – sauber ab.<br />

So funktioniert das „Pre- und Tab-Welding“ bei der Lithium-Ionen-Batterie:<br />

Sowohl die Anode (Kupfer) als auch die Kathode (Aluminium) werden 2-stufig<br />

gefertigt – beide sind im Bild von oben zu sehen. Im ersten Schritt werden über<br />

50 Folien per Ultraschall verschweißt (links), dann wird dieser „Pack“ mit dem<br />

Ableiter ultraschallverschweißt (Mitte und links).<br />

beim Metall-Metall-Kontakt zu Partikel -<br />

abrieb, der beherrscht werden will – die<br />

besondere Herausforderung beim Ultraschallschweißen<br />

von Metallen. Die Mate -<br />

rialstärke der Fügepartner beträgt bei<br />

Kupferblech je nach Schweißfläche maximal<br />

2 bis 3 mm. Der Leistungsbedarf hängt von<br />

der Anwendung ab und liegt zwischen 1000<br />

und 6200 W.<br />

Wichtige Prozessvisualisierung<br />

Die Systemsteuerung kontrolliert die Prozessparameter<br />

und visualisiert sie auf den<br />

HiS-Vario-Geräten. Diese grafische Dar -<br />

stellung von Kennwerten wie Amplitude,<br />

Energie, Füge-Weg und Schweißkraft auf<br />

dem Maschinenbildschirm stellt sich als<br />

wichtiges Instrument heraus, um Prozess-<br />

Stabilität zu gewährleisten. Für jede Anwendung<br />

muss ein passendes Prozessfenster<br />

ermittelt werden, um Material- und Fertigungstoleranzen<br />

auszugleichen. Alle vorgeschalteten<br />

Prozessschritte der Zellfertigung<br />

sind dabei zu beachten.<br />

Gerade bei der teuren Batteriezelle hat<br />

die Ausschussminimierung eine hohe Prio -<br />

rität. Beim Ermitteln der Schweißparameter<br />

muss ganzheitlich gedacht werden. So müssen<br />

die Anwendung und das Material ebenso<br />

in Betracht gezogen werden wie die<br />

Produktionsumgebung. Daher ist es wichtig,<br />

den Lieferanten der Ultraschalltechnologie<br />

so früh wie möglich in die Produkt -<br />

entwicklung einzubeziehen.<br />

Herrmann Ultraschall sieht in der feinen<br />

Parametrierung große Chancen, die Produktionsqualität<br />

und Lebensdauer der Sonotroden<br />

zu erhöhen. Korrelationen zwischen<br />

Prozess-Stabilität und Partikelreduktion<br />

sind erkennbar. Ebenso zeigt sich, dass die<br />

Standzeiten vom Energieeintrag und der<br />

Stabilität des Konverters abhängen. •<br />

Astrid Herrmann<br />

Marketing bei Herrmann Ultraschall,<br />

Karlsbad<br />

„Prozessbeherrschung ist das A und O“<br />

André Deponte, Geschäfts -<br />

bereichsleiter Metalle bei<br />

Herrmann Ultraschall<br />

Wo sind die Schmerzpunkte beim Ultraschallschweißen<br />

von NE-Metallen?<br />

Oft wird über mangelnde Prozessstabilität und<br />

den hohen Werkzeugverschleiß geklagt. Der<br />

Prozess ist sehr abrasiv. Eine Faustregel sagt: Je<br />

nach Material ist die Sonotrode aus Stahl nach<br />

100.000 Schuss verschlissen und muss gewechselt<br />

werden. Dies läuft auf eine Lebensspanne<br />

von zwei Wochen hinaus, beim Wechsel geht<br />

wertvolle Produktionszeit verloren.<br />

Was tun Sie dagegen?<br />

Wir haben ein System entwickelt, dass die<br />

Rüstzeiten verringert. Bisherige Wechselzeiten<br />

von bis zu zwei Stunden wollen wir um ein Vielfaches<br />

unterbieten. Unser Ziel sind zehn Minuten<br />

– das wäre ziemlich revolutionär. Zusätzlich<br />

floss viel Zeit in das Design, um eine intuitivere<br />

Handhabung zu gewährleisten.<br />

Können Sie auch die Standzeit der Werkzeuge<br />

erhöhen?<br />

Je feiner Sie den Prozess steuern, umso stabiler<br />

und partikelfreier wird er. Dazu haben wir unsere<br />

Prozess-Parametrierung und -Visualisierung<br />

weiterentwickelt. Heute können wir schon<br />

sagen, dass wir 5 % mehr herausholen werden.<br />

Ist noch mehr drin als die 5 %?<br />

Daran forschen wir mit der Universität Freiburg<br />

als Hochschulpartner. Unser Ziel ist es, die<br />

Standzeit der Sonotroden um 20 bis 30 % zu<br />

erhöhen. Aber das wird noch dauern. Ich rechne<br />

mit ungefähr drei Jahren, bis wir mehr wissen.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20 47


obotics kongress<br />

Kongress mit Praxisbezug: In den Pausen konnten sich die Teilnehmer einen Cobot mal genauer ansehen. Bilder: Michael Wallmüller<br />

Robotics Kongress liefert praktische Tipps für die Roboterintegration<br />

Keine Angst vorm Cobot<br />

Event | Der Robotics Kongress ist nicht nur eine Veranstaltung<br />

von Profis für Profis. In der Technology Academy kommt<br />

jeder zu seinem Erfolgserlebnis – auch wenn er noch nie einen<br />

Roboter aus der Nähe gesehen hat. ❧ Uwe Böttger<br />

48 <strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20


Trotz Sturmtief Sabine war der Pavillon 36<br />

auf dem Hannover Messegelände mal wieder<br />

gut gefüllt. Auch die neunte Auflage des<br />

Robotics Kongress war nahezu ausgebucht.<br />

Das übergeordnete Thema der gemeinsamen<br />

Veranstaltung des <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

und der Technology Academy, die Mensch-<br />

Roboter-Kollaboration, kurz MRK, hat den<br />

Nerv der Branche einmal mehr getroffen.<br />

Mit dabei auch Detlev Schütz, technischer<br />

Arbeitsvorbereiter und Programmierer<br />

bei der Atlas Elektronik GmbH in Bremen.<br />

Zum Kerngeschäft seines Arbeitgebers gehört<br />

die komplette Sensorelektronik eines<br />

U-Bootes inklusive Waffenlenksystem. Roboter<br />

spielen in der Denkfabrik mit eigener<br />

Fertigung bislang noch keine Rolle, doch<br />

das soll sich jetzt ändern. „Wir wollen die<br />

Automatisierung vorantreiben und bald mit<br />

den ersten Robotern starten“, erzählt der<br />

quirlige Norddeutsche.<br />

In einer Fachzeitschrift las er die Ankündigung<br />

des Robotics Kongress und besorgte<br />

sich spontan ein Ticket. Die Themen auf der<br />

Agenda interessierten ihn und versprachen<br />

Antworten auf seine Fragen. „Ich wollte<br />

wissen, wie flexibel Roboter heute arbeiten<br />

und was man mit der Technik alles machen<br />

kann“, erzählt Schütz. „Bei uns würden die<br />

Maschinen im Nassbereich arbeiten und<br />

mir war nicht klar, ob das überhaupt geht.“<br />

Bereits in der Mittagspause war Detlev<br />

Schütz weiter, als er sich vor der Veranstaltung<br />

erhofft hatte. Er wusste zum Beispiel,<br />

dass man den Roboter für die spezielle Anwendung<br />

bei Atlas Elektronik in einen<br />

Schutzanzug packen kann. Für die kommende<br />

Woche waren bereits Termine mit<br />

Gesprächspartnern angesetzt, die er in der<br />

Kaffeepause am Vormittag kennen gelernt<br />

hatte und die ihm in seiner Sache weiterhelfen<br />

können.<br />

So wie Detlev Schütz geht es den meisten<br />

auf dem Robotics Kongress, wenn nicht al-<br />

Zu schön um wahr zu sein?<br />

Wenn Sie diese Geschichte lesen, insbesondere die<br />

Kurz-Interviews, könnte bei Ihnen der Verdacht<br />

aufkommen: Ganz schön geschönt! Ist es aber<br />

nicht. Alle Aussagen, so positiv sie auch klingen<br />

mögen, wurden so gemacht. Heiliges Redakteurs-<br />

Ehrenwort. Der Robotics Kongress ist einfach ein<br />

Top-Event und nicht umsonst seit Jahren gut gebucht.<br />

Wenn Sie mir nicht<br />

glauben, dann seien Sie<br />

beim nächsten Mal dabei<br />

und überzeugen Sie sich<br />

selbst.<br />

Uwe Böttger,<br />

Redakteur <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

len. Das liegt am Konzept der Veranstaltung,<br />

die nicht auf abgehobene Technik-Vorträge<br />

setzt, sondern praxisorientierte Robotik-Lösungen<br />

anbietet. Natürlich gehören<br />

auch Profis zu den Teilnehmern, aber vor allem<br />

sind es Mitarbeiter aus mittelständischen<br />

Unternehmen, die von ihrem Chef die<br />

Vorgabe bekommen haben, die Automatisierung<br />

in der eigenen Firma mit Robotern<br />

voranzutreiben. Folglich haben die nicht<br />

Themen wie Reinforcement Learning, KI<br />

„Eine der besten Robotik-Veranstaltungen im Land“<br />

Thomas Nolting ist<br />

CEO bei der Lyric<br />

Automation Germany<br />

GmbH in Langenhagen.<br />

Welche Rolle spielt die Robotik in Ihrem<br />

Unternehmen?<br />

Wir bieten Automatisierungslösungen für<br />

die Elektromobilität und da spielen Roboter<br />

natürlich eine zentrale Rolle. Wir setzen die<br />

Technik ein, entwickeln und bauen aber<br />

selbst keine Roboter. Deswegen sind wir<br />

hier auf der Suche nach potenziellen Partnern.<br />

Wie sind Sie auf den Kongress gestoßen?<br />

Ich arbeite seit 25 Jahren mit der Deutschen<br />

Messe AG zusammen. Da liegt der Robotics<br />

Kongress nahe. Für uns ist das hier eine<br />

Pflichtveranstaltung.<br />

Was haben Sie sich im Vorfeld von dem<br />

Kongress versprochen?<br />

Wir betreiben Technologie-Scouting für unsere<br />

Produktion in China und sind immer<br />

auf der Suche nach neuen Entwicklungen<br />

und Partnern. Deswegen hat der Robotics<br />

Kongress einen festen Platz in meinem Terminkalender.<br />

Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?<br />

Zu hundertzehn Prozent. Die Themen sind<br />

top und nebenbei trifft man interessante Ansprechpartner<br />

und alte Freunde. Für mich<br />

eine der besten Robotik-Veranstaltungen in<br />

Deutschland.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20 49


obotics kongress<br />

Mario Schäfer, Produktionsleiter bei Albrecht<br />

Jung: „Man muss sich dem Thema<br />

MRK langsam nähern und kann nicht<br />

mit einem Schritt die großen Einsparungen<br />

erzielen.“<br />

und Big Data auf dem Zettel, sondern wollen<br />

den passenden Roboter für ihr Problem<br />

finden. Zudem suchen sie einen Spezialisten,<br />

der ihnen hilft, die Maschine in die heimische<br />

Linie zu integrieren und zum Laufen zu<br />

bringen.<br />

Wie so eine Integration funktionieren<br />

kann, erzählt Mario Schäfer in seinem Vortrag<br />

kurz vor der Mittagspause. Schäfer ist<br />

Produktionsleiter im Werk Lünen bei der<br />

Albrecht Jung GmbH & Co. KG, einem Premiumanbieter<br />

im Bereich Gebäudetechnik.<br />

Zu den typischen Produkten gehören Schalter,<br />

Steckdosen, Dimmer und Wächter. Vor<br />

15 Jahren hat Jung damit begonnen, im<br />

Haus eine durchgängige Linienfertigung<br />

aufzubauen. Seither stehen nicht mehr die<br />

Produkte im Vordergrund, sondern die einzelnen<br />

Arbeitsschritte, der Prozess. „Für uns<br />

war das eine wichtige Voraussetzung für<br />

den wirtschaftlichen Einsatz von kollaborierenden<br />

Robotern“, versichert Schäfer<br />

Jung hat heute neun Leichtbauroboter<br />

des Herstellers Universal Robots, kurz UR,<br />

im Einsatz. Der dänische Roboterbauer ist<br />

ein Startup aus dem Jahr 2005, das den ersten<br />

Cobot 2008 vorgestellt hat. Inzwischen<br />

gibt es die sogenannte e-Serie in der fünften<br />

Generation und es sind rund 42.000 Modelle<br />

im Feld. Viktor Treichel ist Business Development<br />

Manager bei UR und vermittelt<br />

dem Publikum in wenigen Sätzen das Prin-<br />

zip der kollaborativen Robotik aus Sicht der<br />

Dänen: „Die Technik muss für alle zugänglich<br />

sein“, betont er. „Um einen Roboter<br />

von UR bedienen zu können, braucht man<br />

kein Spezialwissen, keine Hochsprachen-<br />

Kenntnisse und auch kein abgeschlossenes<br />

Informatik-Studium.“ Eine gewagte Aussage,<br />

die aber Mario Schäfer in seinem Vortrag<br />

bestätigen kann.<br />

Den ersten Schritt in Richtung MRK<br />

wagten die Sauerländer im Rahmen des Forschungsprojekts<br />

„Manuserv“, das vom<br />

Bundesministerium für Wirtschaft und<br />

Energie gefördert wurde. Der Arbeitstitel:<br />

Vom manuellen Prozess zum industriellen<br />

Serviceroboter. „Wir haben uns den Arbeitsplatz,<br />

an dem später der Roboter eingesetzt<br />

werden sollte, genau angeschaut und dabei<br />

jede Menge Daten erhoben“, erzählt Schäfer.<br />

So wurden nicht nur alle Verfahrwege<br />

und Greifpositionen des Roboters digitalisiert,<br />

sondern auch die Bewegungen des<br />

Mitarbeiters, der dafür in ein Motion-Tracking-System<br />

gesteckt wurde. „Am Ende<br />

hatten wir einen Musterarbeitsplatz und<br />

konnten beurteilen, ob der Einsatz eines Roboters<br />

dort überhaupt sinnvoll ist.<br />

Im zweiten Schritt entstand der erste reale<br />

MRK-Arbeitsplatz, an dem ein digitales<br />

Radio montiert wird. Dabei übergibt der<br />

Roboter ein fertig gelasertes Werkstück an<br />

den Mitarbeiter, der es dann verpackt. Der<br />

„Kommunikative Leute, gute Atmosphäre“<br />

Torsten Hellfach ist<br />

Director Consulting<br />

Services bei der CGI<br />

Deutschland B.V. &<br />

Co. KG in Braunschweig.<br />

Welche Rolle spielt die Robotik in Ihrem<br />

Unternehmen?<br />

Wir sind ein globaler IT-Dienstleister. An<br />

meinem Standort in Braunschweig spielt die<br />

Robotik jetzt keine so große Rolle. Aber wir<br />

beschäftigen uns im Moment intensiv mit<br />

dem Thema autonomes Fahren und stehen<br />

dabei in Kontakt mit den Automobilherstellern.<br />

Für mich ist es wichtig, ein Gefühl für<br />

das Thema zu bekommen.<br />

Wie sind Sie auf den Kongress gestoßen?<br />

Die Technology Academy hat uns angeschrieben.<br />

Die Themen waren für mich relevant<br />

und auch interessant.<br />

Was haben Sie sich im Vorfeld von dem<br />

Kongress versprochen?<br />

Ich war interessiert an den Erfahrungen, die<br />

andere bei der Einführung von Cobots gemacht<br />

haben. In einem Vortrag wurde dieser<br />

Prozess praxisnah beschrieben. Nun geht es<br />

darum, wie wir die beschriebene Vorgehensweise<br />

auf uns übertragen können.<br />

Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?<br />

Ich habe nicht erwartet, dass hier meine<br />

Probleme gelöst werden. Ich bin gekommen,<br />

um Anstöße und Ideen zu bekommen, auf<br />

die ich aufbauen kann. Diese Erwartung<br />

wurden erfüllt. Die Atmosphäre ist echt gut<br />

und die Leute sind kommunikativ.<br />

50 <strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20


„Wir sind alle beeindruckt von dem Kongress“<br />

Prof. Dr. Axel Gräser<br />

ist Projektleiter am<br />

Friedrich-Wilhelm-<br />

Bessel-Institut in<br />

Bremen.<br />

Welche Rolle spielt die Robotik in Ihrem<br />

Unternehmen?<br />

Ich leite ein Forschungsprojekt im Bereich<br />

der Unterstützungsrobotik. Wir entwickeln<br />

Robotik-Lösungen, die schwerbehinderte<br />

Menschen mit einer Querschnittlähmung<br />

unterstützen sollen. Es geht darum, den Behinderten<br />

im täglichen Leben zu helfen und<br />

das Pflegepersonal zu entlasten. Wir forschen<br />

zudem generell im Bereich Robotik<br />

und suchen dabei nach Möglichkeiten, wie<br />

unsere Forschungsergebnisse in der Industrie<br />

eingesetzt werden können.<br />

Wie sind Sie auf den Kongress gestoßen?<br />

Über eine Werbe-Mail.<br />

Was haben Sie sich im Vorfeld von dem<br />

Kongress versprochen?<br />

Mich hat interessiert, welche Lösungen in<br />

der Industrie schon angekommen sind, welche<br />

Probleme weiterhin bestehen und wo<br />

wir mit unseren Forschungsergebnissen<br />

eventuell einen Transfer schaffen können.<br />

Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?<br />

Ein klares ja. Der Kongress hat meine Erwartungen<br />

voll erfüllt. Es sind übrigens<br />

noch einige Personen hier, die ich kenne. Die<br />

sind auch alle ganz beeindruckt.<br />

Roboter greift sich ein neues Teil, dass der<br />

Werker zuvor bereitgelegt hat und fängt<br />

wieder an zu lasern. „Wichtig ist, dass der<br />

Roboter in den Fluss eingebaut wird“, betont<br />

Schäfer. „Roboter und Werker arbeiten<br />

parallel in einem gemeinsamen Umfeld.“<br />

Ganz wichtig: Der Mitarbeiter darf nie auf<br />

den Roboter warten, bis der mit seinem Part<br />

fertig ist. Erst wenn alle Arbeitsschritte von<br />

Werker und Cobot nahtlos ineinander übergehen,<br />

wird MRK wirtschaftlich.<br />

So etwas funktioniert nicht von heute auf<br />

morgen. Deswegen warnt Schäfer vor hohen<br />

Erwartungen: „Man muss sich dem Thema<br />

langsam nähern und kann nicht mit einem<br />

Schritt die großen Einsparungen erzielen.“<br />

Der Produktionsleiter spricht aus Erfahrung,<br />

denn er hat in anderen Unternehmen<br />

schon so manchen Leichtbauroboter „sterben<br />

sehen“. Der Ablauf ist dabei meist der<br />

gleiche: Irgendwo in der Produktion wird<br />

ein Roboter hingestellt, der Werker gibt dem<br />

Roboter ein Teil, der Roboter montiert, der<br />

Werker wartet. Der Firmenchef will aber<br />

keinen Mitarbeiter bezahlen, der wartet, also<br />

macht man den Roboter schneller. Dann<br />

aber wird es zu gefährlich für den Werker<br />

und der Roboter wird in einen Käfig gesteckt.<br />

Das war allerdings nicht der Plan,<br />

denn man wollte ja, dass Mensch und Roboter<br />

zusammen arbeiten. Und am Ende<br />

landet der Roboter im Keller.<br />

„Es hat sich gelohnt, hierher zu kommen“<br />

Detlef Schütz ist technischer<br />

Arbeitsvorbereiter<br />

und Programmierer<br />

bei der Atlas<br />

Elektronik GmbH in<br />

Bremen.<br />

Welche Rolle spielt die Robotik in Ihrem Unternehmen?<br />

Wir sind eine Denkfabrik mit eigener Fertigung und bauen Sensorelektronik<br />

und Waffenlenksysteme für U-Boote. Bisher spielt die<br />

Robotik bei uns noch keine Rolle, aber wir wollen die Automatisierung<br />

vorantreiben und schon bald mit Robotern starten. Auf diesem<br />

Kongress sammeln wir die ersten Informationen zu dem Thema.<br />

Wie sind Sie auf den Kongress gestoßen?<br />

Über eine Fachzeitschrift, den Namen weiß ich leider nicht mehr.<br />

Das war letzten Freitag. Die Themen haben uns interessiert und wir<br />

haben uns kurzfristig zu einer Teilnahme entschlossen.<br />

Was haben Sie sich im Vorfeld von dem Kongress versprochen?<br />

Mich hat interessiert, wie flexibel die Roboter heute sind. Speziell<br />

bei uns würden die Maschinen im Nassbereich arbeiten. Da frage<br />

ich mich, ob das überhaupt geht. Wir haben hier gelernt, dass die<br />

Maschinen sozusagen einen Überzieher bekommen, einen Schutzanzug,<br />

damit sie über längere Zeit nicht beschädigt werden.<br />

Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?<br />

Mehr als das. Neben den Vorträgen hat uns das Netzwerken in den<br />

Pausen viel gebracht. Wir haben mit vielen gesprochen und unsere<br />

Karten verteilt. Wir nehmen viel mit und damit kommen wir gut voran.<br />

Es hat sich echt gelohnt, hierher zu kommen.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20 51


obotics kongress<br />

Bei Albrecht Jung hat man sich die nötige<br />

Zeit genommen und bei allen Schritten den<br />

Betriebsrat und die betroffenen Mitarbeiter<br />

eingebunden. Das sei entscheidend, denn<br />

nur so lassen sich Ängste in der Belegschaft<br />

vermeiden. Diese können schnell dazu führen,<br />

dass der Mitarbeiter glaubt, der Roboter<br />

nehme ihm erst die Arbeit und dann den<br />

Job weg. „Soweit darf man es nicht kommen<br />

lassen“, vermittelt Schäfer eindringlich<br />

„Erwartungen voll und ganz erfüllt“<br />

Welche Rolle spielt die Robotik in Ihrem Unternehmen?<br />

Wir sind Spezialisten für Filtrationslösungen. Roboter<br />

setzen wir ein in der eigenen Druckgussfertigung und in<br />

Montagezellen. Bislang arbeiten die Maschinen vom<br />

Menschen getrennt hinter Schutzzäunen. Die Mensch-<br />

Roboter-Kollaboration wäre für uns der nächste Schritt,<br />

da sehen wir viel Potenzial.<br />

Thomas Pilger ist<br />

Entwicklungsingenieur<br />

Prozesse Leichtmetall<br />

bei der Hengst<br />

SE in Münster.<br />

Wie sind Sie auf den Kongress gestoßen?<br />

Über Xing. Ich fand die Themen spannend und habe<br />

mich gleich für die Teilnahme entschieden.<br />

Was haben Sie sich im Vorfeld von dem Kongress versprochen?<br />

Neuer Input vor allem zu den Themen Handling und<br />

Greifer. Mich hat interessiert, wie andere Firmen ihre<br />

Anwendungen mit Robotern gelöst haben. Die Erfahrungsberichte<br />

in den Vorträgen helfen richtig weiter.<br />

Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?<br />

Voll und ganz. Neben den praktischen Anwendungen<br />

fand ich auch den einführenden Vortrag von Prof.<br />

Cheng interessant. Seine ambitionierten Ziele haben<br />

mich beeindruckt.<br />

Keynote-Speaker war in diesem Jahr der Robotik-Forscher<br />

Prof. Gordon Cheng von der<br />

TU München, der dem Publikum seinen<br />

neuesten Wurf vorstellte: Eine Ganzkörper-<br />

Haut für Roboter<br />

seiner Zuhörerschaft. „Aber genau das passiert,<br />

wenn man eine neue Technik dem Werker<br />

einfach vor die Nase setzt.“ Bei Jung hat<br />

das Einbinden der Mitarbeiter eine lange<br />

Tradition, die schon beim Aufbau der Linienfertigung<br />

gepflegt wurde. Deswegen war<br />

der Cobot für die Belegschaft auch nur ein<br />

neues Betriebsmittel wie alle anderen zuvor<br />

auch.<br />

Der Programmierung der UR-Roboter<br />

widmet Schäfer eine eigene Folie in seinem<br />

Vortrag. Diesen Job hat bei Jung ein ausgelernter<br />

Industriemechaniker übernommen.<br />

„Der Mitarbeiter hat fünf Jahre Berufserfahrung<br />

und erledigt seine neue Aufgabe mit<br />

viel Freude und Engagement“, erzählt Schäfer.<br />

„Die Programmierarbeit ist kinderleicht<br />

und bringt zudem neue Impulse in seinen<br />

Arbeitsalltag.“ Hierzu gehören Messebesuche,<br />

Projektgespräche sowie Kontakte zu<br />

Forschungseinrichtungen und Universitäten.<br />

Nicht zuletzt fühlt sich der Industriemechaniker<br />

von seinen Kollegen und externen<br />

Besuchern wertgeschätzt.<br />

Am Ende zeigt Mario Schäfer in einem<br />

Video eine zweite MRK-Anwendung, die<br />

bei Jung installiert ist. Zu sehen ist eine Mitarbeiterin,<br />

die einen kleinen Lautsprecher<br />

vormontiert und dem Roboter, einem Modell<br />

UR3, übergibt. Die Maschine fixiert das<br />

Teil zusammen mit einer Platine mit kleinen<br />

Schrauben an das Gehäuse, während die<br />

Frau weiterarbeitet. Auch hier wieder entscheidend:<br />

Mensch und Maschine beenden<br />

zeitgleich ihren Zyklus. „Früher hat die<br />

Frau die kleinen Schrauben mit einem<br />

Handschrauber eingedreht“, erzählt Schä-<br />

fer. „Das macht jetzt der Roboter und genau<br />

diese Zeit sparen wir ein.“<br />

In der abschließenden Fragerunde hakt<br />

ein Teilnehmer nach, ob denn bei Jung nicht<br />

auch industrielle Roboter eingesetzt werden.<br />

„Hatten wir, aber die werden jetzt nach<br />

zwanzig Jahren wieder abgebaut“, erzählt<br />

Schäfer dem erstaunten Publikum.<br />

Tatsächlich lief bei Jung eine große Montageanlage<br />

mit vier Scaras. Das ging gut, bis<br />

die ersten Störungen in der Software auftraten.<br />

Um die zu beheben, musste für viel Geld<br />

ein IT-Spezialist eingeflogen werden, denn<br />

im Haus gab es niemand, der das Problem<br />

hätte lösen können. Danach lief die Anlage<br />

wieder bis zur nächsten Störung und das<br />

Spiel begann von vorn. Dieser teure Teufelskreis<br />

ist dank der neuen Cobots unterbrochen.<br />

Die Programmierung der UR-Roboter<br />

ist so einfach, dass diese Aufgabe heute intern<br />

geregelt werden kann. Schäfer: „Für<br />

uns ist das ein großer Vorteil.“ •<br />

52 <strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20


„Mir macht das<br />

richtig Spaß hier“<br />

Henning Johnsen ist Gebietsverkaufsleiter<br />

bei der<br />

Zimmer GmbH in Ettlingen.<br />

Welche Rolle spielt die Robotik in<br />

Ihrem Unternehmen?<br />

Wir sind ein Komponenten- und<br />

Systemhersteller für die Automatisierung.<br />

Unsere Produktion hat eine<br />

Fertigungstiefe von knapp 80<br />

Prozent. Bis auf die Oberflächentechnik<br />

machen wir alles selbst. Da<br />

spielt die Robotik natürlich eine<br />

zentrale Rolle.<br />

Fragen nach den Vorträgen sind auf<br />

dem Robotics Kongress nicht nur<br />

erlaubt, sondern gewünscht. Wer tiefer<br />

einsteigen will, kann dafür die<br />

Pausen nutzen, die bewusst etwas<br />

länger geplant sind<br />

iSave the Dates<br />

FORUM Cobots und Exoskelette<br />

19. Mai 2020<br />

FORUM Mobile Roboter und<br />

Transportsysteme<br />

14. Oktober 2020<br />

Robotics Kongress<br />

10. Februar 2021<br />

Wie sind Sie auf den Kongress gestoßen?<br />

Durch meinen Kollegen Mirco<br />

Metzner, der schon zweimal dabei<br />

war. Die Themen, die hier vorgetragen<br />

werden, betreffen uns im alltäglichen<br />

Geschäft.<br />

Was haben Sie sich im Vorfeld von<br />

dem Kongress versprochen?<br />

Andere Meinungen und Sichtweisen<br />

zu unseren Themen, Austausch<br />

in den Pausen. Was fordert der<br />

Markt, wohin müssen wir uns entwickeln?<br />

Das sind die Fragen, die<br />

wir im Gepäck hatten.<br />

Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?<br />

Der Kongress ist hervorragend aufgebaut,<br />

die Themen passen, die<br />

Teilnehmer sind gut. Mir macht<br />

das richtig Spaß hier. Wir haben<br />

gute Gespräche geführt und können<br />

daraus Rückschlüsse für die eigene<br />

Produktentwicklung ziehen.<br />

Keynote - Prof. Gordon Cheng<br />

Cobots 2.0: Intelligent and Sensitive<br />

Collaboration<br />

Onrobot<br />

Innovatives End of Arm Tooling für<br />

kollaborative Robotik<br />

Schunk<br />

Autonomous and Intelligent Industrial<br />

Devices<br />

Albrecht Jung, Universal Robots<br />

MRK-Einführung in der Fertigung<br />

Forward ttc<br />

Autonomer Ladeassistent für Elektrofahrzeuge<br />

Das waren die Vorträge<br />

Schmalz<br />

Wie smarte Vakuum-Greifer Cobots noch<br />

effizienter machen<br />

Stäubli<br />

Die Facetten der digitalen Transformation<br />

FH Aachen<br />

Etarob - Digitalisierung in der Landwirtschaft<br />

Yaskawa<br />

Es muss nicht immer MRK sein...<br />

Pilz<br />

Service-Roboter-Module erfolgreich und<br />

sicher in der Intralogistik einsetzen<br />

Die aufgeführten Themen werden sich in den kommenden Monaten im <strong>Industrieanzeiger</strong> niederschlagen.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20 53


technik & wissen<br />

Drei autonome Transportroboter vom<br />

Typ MiR200 transportieren bei Whirlpool<br />

in Lodz Bauteile zwischen den Produktionslinien.<br />

Bilder: MiR<br />

Transportroboter optimieren die Produktionslogistik bei Whirlpool<br />

Sicherer als Stapler<br />

und Routenzug<br />

Automatisierung | Am polnischen Fertigungsstandort in Lodz<br />

automatisieren Transportroboter des Herstellers MiR den internen<br />

Materialfluss von Whirlpool. Prompt verbesserte sich<br />

bei dem Hersteller von Haushaltsgeräten die Produktivität<br />

und Arbeitssicherheit.<br />

54 <strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20


Das amerikanische Unternehmen Whirlpool gehört zu<br />

den führenden Herstellern von Haushaltsgeräten. Die<br />

Produktpalette, zu denen Waschmaschinen, Herde und<br />

Trockner gehören, wird kontinuierlich weiterentwickelt.<br />

Als Global Player ist Whirlpool stets mit makroökonomischen<br />

Herausforderungen konfrontiert – seien<br />

es steigende Rohstoffpreise, Inflationsdruck oder internationale<br />

Handelskonflikte. Zudem muss die Organisation<br />

sich auf ständig wechselnde Kundenwünsche einstellen.<br />

Um seine Marktstellung zu festigen und die Preise bei<br />

hoher Qualität wettbewerbsfähig zu halten, setzt Whirlpool<br />

auf eine umfassende digitale Transformation seiner<br />

Prozesse. Dazu zählt auch, die Abläufe in der Fertigung<br />

und der Produktionslogistik nach und nach zu automatisieren.<br />

Die Strategie kommt auch im polnischen Whirlpool-Werk<br />

in Lodz zum Tragen, wo 1500 Mitarbeiter<br />

unter anderem Trockner und Herde herstellen. „In unserer<br />

Fabrik läuft alle 15 Sekunden ein Trockner vom<br />

Band”, berichtet Werksleiter Szymon Krupinski. „Das<br />

impliziert einen enormen Aufwand für die Produktionslogistik,<br />

mit der viele Einzelteile an die Fertigungslinien<br />

transportiert werden müssen.”<br />

Um die Versorgung der Produktionslinien effizienter<br />

zu gestalten, waren Krupiski und sein Team auf der Suche<br />

nach einer flexiblen Automatisierungslösung. Repetitive<br />

Transportgänge sollten nicht länger die Arbeitszeit<br />

qualifizierter Mitarbeiter beanspruchen und stattdessen<br />

Was ist ein ein<br />

Karakuri-System?<br />

Bei Whirlpool laden die Transportroboter die vollen<br />

Kisten mit Trocknertüren an der Montagelinie ab. Dabei<br />

kommt eine spezielle mechanische Lösung zum Einsatz,<br />

ein sogenanntes Karakuri-System. Karakuri bezeichnet<br />

ein traditionelles japanisches Konstruktionsprinzip,<br />

mit dem sich einfache Prozesse auf Basis physikalischer<br />

Kräfte automatisieren lassen. Die mechanischen<br />

Konstruktionen machen sich Bewegungsenergie<br />

und Schwerkraft zunutze, um Objekte in eine vorab definierte<br />

Richtung zu bewegen. Dafür kommen Hebel,<br />

Zahnräder oder Sprungfedern zum Einsatz, aber keine<br />

zusätzliche Energiezufuhr. Heute ist Karakuri ein zentraler<br />

Bestandteil der Lean-Philosophie, also dem Ansatz,<br />

wirtschaftliche Abläufe zielgerichtet und ressourceneffizient<br />

abzuwickeln. Als kosteneffiziente Automatisierungslösung<br />

eignen sich Karakuri-Systeme auch,<br />

wie bei Whirlpool, für die automatische Verladung von<br />

Transportboxen.<br />

von flexiblen Transportrobotern übernommen werden.<br />

Eine zentrale Anforderung an die Lösung war, dass die<br />

Roboter die Waren automatisch aufnehmen und abladen<br />

können. Zudem sollten sich die Maschinen schnell<br />

an die häufigen Veränderungen des Werkslayouts anpassen<br />

können, ohne dass dafür aufwendige Umprogrammierungen<br />

durchgeführt werden müssen. Kosteneffizienz<br />

und Sicherheit spielten für die Planer ebenfalls<br />

eine Rolle.<br />

Bei den mobilen Transportroboter des dänischen<br />

Herstellers Mobile Industrial Robots, kurz MiR, wurden<br />

die Polen schließlich fündig. Die Modelle navigieren<br />

mit Hilfe von Laserscannern, Näherungssensoren und<br />

3D-Kameras völlig autonom. So startete Whirlpool im<br />

Dezember 2018 einen Testlauf mit dem Modell<br />

MiR200. Nachdem dieser erste Versuch erfolgreich war,<br />

kamen bald zwei weitere Maschinen des gleichen Typs<br />

hinzu. „Die mobilen Roboter erschließen uns einen<br />

ganz neuen Weg, Material ohne menschliches Zutun<br />

von A nach B zu bringen”, freut sich Krupinski. „So<br />

können sich unsere Mitarbeiter auf anspruchsvollere<br />

Aufgaben konzentrieren.”<br />

Die Hauptaufgabe der Roboter besteht darin, Trocknertüren<br />

von der Vormontage zur Montagelinie zu bringen.<br />

Auf jeder Fahrt befördert ein Roboter, der bis zu<br />

200 kg tragen kann, zwölf Türen. Ist eine Ladung Türen<br />

an der Vormontagelinie abholbereit, geben die Mitarbeiter<br />

den Robotern ein entsprechendes Signal. Ein freier<br />

Roboter fährt dann selbständig dorthin. Um die Kisten<br />

mit Trocknertüren aufzunehmen, bewegt er sich unter<br />

den beladenen Rollwagen und hakt sich mit seinem<br />

Aufsatz daran fest. Danach fährt er mit dem Rollwagen<br />

zur Montagelinie. Kreuzt dabei ein Mitarbeiter und ein<br />

Gabelstapler seinen Weg, weicht der Roboter aus oder<br />

Auf Rollwagen transportieren<br />

die Roboter Trocknertüren<br />

von der Vormontage-<br />

zur Montage -<br />

linie.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20 55


mals verändert. Doch mit ihrer modernen Navigationstechnik<br />

konnten sich die Roboter den neuen Bedingungen<br />

automatisch anpassen.<br />

Die Mitarbeiter kommen mit den neuen Kollegen gut<br />

zurecht. „Da die Roboter so einfach zu bedienen sind,<br />

können auch Mitarbeiter ohne Programmierkenntnisse<br />

gut mit ihnen umgehen“, erklärt Paolo Aliverti, der bei<br />

Whirlpool das Logistikprogramm Industrie 4.0 organisiert.<br />

„So konnten wir von Anfang an von der neuen<br />

Technik profitieren, ohne vorab viel Zeit in Schulungen<br />

stecken zu müssen.“<br />

Bevor die Transportroboter eingeführt wurden, waren<br />

für diese Aufgabe speziell ausgebildete Mitarbeiter<br />

zuständig, die die Bauteile mit Gabelstaplern und Routenzügen<br />

von A nach B brachten. Die drei Roboter können<br />

heute ein solches manngesteuertes Fahrzeug ersetzen.<br />

Die Fahrer wiederum sind jetzt mit anspruchsvolleren<br />

Aufgaben beschäftigt. „Da die Roboter die Produktionslinien<br />

nun automatisch beliefern, können wir effizienter<br />

produzieren und unsere Mitarbeiter in der Endtechnik<br />

& wissen<br />

bleibt stehen. Mit Hilfe einer mechanischen Konstruktion,<br />

einem sogenannten Karakuri-System (siehe auch<br />

Kasten), lädt er die vollen Kisten ab. Gleichzeitig rutschen<br />

leere Kisten auf den Rollwagen nach, die der Roboter<br />

abtransportiert, bevor der Zyklus von neuem beginnt.<br />

Insgesamt dauert ein solcher Durchlauf knapp<br />

vier Minuten.<br />

Zur Steuerung nutzen die Whirlpool-Mitarbeiter das<br />

Flottenmanagementsystem MiRFleet. Über eine webbasierte<br />

Benutzeroberfläche können sie per Handy, Tablet<br />

oder PC darauf zugreifen und ihre Aufträge eingeben.<br />

Das System weist den Robotern die Aufgaben automatisiert<br />

und in optimierter Reihenfolge zu. Zudem hat das<br />

Programmpaket den Batterieladestand der Roboter im<br />

Blick und schickt sie bei Bedarf zur Ladestation. Am<br />

Produktionsstandort Lodz sind immer zwei Roboter<br />

gleichzeitig im Einsatz, während ein dritter als Ersatz an<br />

der Ladestation wartet. Auf diese Weise ist ein reibungsloser<br />

Materialfluss garantiert. Seitdem die Roboter eingeführt<br />

wurden, hat sich das Werkslayout in Lodz mehr-<br />

„Normen werden von der Technik regelmäßig überholt“<br />

Thomas Visti ist CEO bei Mobile Industrial<br />

Robots (MiR). Vor seiner<br />

Zeit bei MiR baute er den Roboterbauer<br />

Universal Robots mit auf.<br />

Weltweit wird an Normen gearbeitet,<br />

um den Umgang mit autonomen<br />

Transportrobotern<br />

effizient zu regeln. Welche relevanten<br />

Standards gibt es und<br />

welche Entwicklungen zeichnen<br />

sich ab?<br />

Speziell in der Robotik werden<br />

Regularien regelmäßig vom<br />

technischen Fortschritt überholt.<br />

So müssen sich Hersteller,<br />

Anwender und Integratoren oft<br />

mit einem Mix aus Normen behelfen,<br />

die sich kaum voneinander<br />

unterscheiden. Das macht<br />

die Integration autonomer<br />

Transportroboter komplexer,<br />

als sie sein müsste. Als Lückenfüller<br />

dient vor allem die europäische<br />

Norm EN 1525. Allerdings<br />

regelt diese die Sicherheitsanforderungen<br />

bei fahrerlosen<br />

Transportsystemen und<br />

Flurförderzeugen, die in der Regel<br />

größer, schwerer und weniger<br />

flexibel sind als mobile Roboter<br />

und daher striktere Vorkehrungen<br />

erfordern. Somit ist<br />

die Norm nur bedingt für mobile<br />

Roboter geeignet. Die geplante<br />

Norm ISO/FDIS 3691-4 berücksichtigt<br />

erstmals auch Aspekte<br />

wie die autonome Navigation<br />

der Roboter, ihre Inbetriebnahme<br />

sowie eine adäquate Gestaltung<br />

der Arbeitsumgebung.<br />

Damit definiert sie die Sicherheitsanforderungen<br />

wesentlich<br />

präziser und gibt allen Beteiligten<br />

klare Richtlinien an die<br />

Hand. Das dürfte die Risikobeurteilung<br />

und somit die Integration<br />

beschleunigen.<br />

Sie haben die rasante Entwicklung<br />

in der mobilen Robotik bereits<br />

angesprochen. Sind denn<br />

Sicherheitsnormen vor diesem<br />

Hintergrund generell sinnvoll?<br />

Unbedingt. Die dynamische Entwicklung<br />

der Technik macht sie<br />

sogar umso relevanter, denn<br />

Normen formalisieren die gelebte<br />

Praxis, schaffen Standards<br />

und helfen Anwendern, sich zu<br />

orientieren und erleichtern somit<br />

den Einstieg. Zugleich machen<br />

die technischen Neuerungen<br />

selbst die Produkte sicherer,<br />

zum Beispiel mit erweiterten Sicherheitsfunktionen.<br />

Der rasante<br />

Fortschritt mag eine Regulierung<br />

erschweren, hebt jedoch<br />

zugleich den Stand der Technik<br />

und damit das Referenzniveau<br />

künftiger Normierungen.<br />

Welche Funktionen müssen mobile<br />

Roboter aufweisen, um als<br />

sicher zu gelten?<br />

Unsere mobilen Roboter verfügen<br />

über Laserscanner, 3D-Kameras<br />

und Näherungssensoren.<br />

Mit dieser Technik können die<br />

Roboter ihre Umgebung zuverlässig<br />

erfassen. Über integrierte<br />

Planungsalgorithmen verarbeiten<br />

sie den Sensor-Input und<br />

können so unmittelbar auf Umweltereignisse<br />

reagieren und<br />

beispielsweise stoppen, wenn sie<br />

56 <strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20


Szymon Krupinski, Werksleiter am Produktionsstandort<br />

Lodz: „Mit den mobilen Robotern können<br />

wir Teile ohne menschliches Zutun von A nach<br />

B bringen.”<br />

montage einsetzen”, erklärt Adam Bakowicz, Ingenieur<br />

in der Prozesstechnik bei Whirlpool. Zudem haben die<br />

Roboter einen positiven Einfluss auf die Arbeitssicherheit.<br />

„Seit wir unsere Transporte automatisiert haben,<br />

sind deutlich weniger Gabelstapler und Routenzüge<br />

zum Einsatz, die in der Vergangenheit immer wieder zusammengestoßen<br />

sind“, ergänzt Werksleiter Krupinski.<br />

Whirlpool rechnet damit, dass sich die Anschaffung<br />

der Roboter spätestens in zwei Jahren amortisiert haben<br />

wird. Das Unternehmen plant, weitere Roboter in Lodz<br />

und an anderen Produktionsstandorten einzuführen.<br />

„In zwei italienischen Werken testen wir bereits ähnliche<br />

Lösungen“, berichtet Logistik-Manager Aliverti.<br />

Auch in der Whirlpool-Fabrik im polnischen Radomsko<br />

sind mittlerweile Roboter von MiR im Einsatz. Durch<br />

den automatisierten Materialfluss profitiert das Traditionsunternehmen<br />

von einer zuverlässigen Produktionslogistik<br />

und investiert zugleich nachhaltig in seine Wettbewerbsfähigkeit<br />

und damit in den geschäftlichen Erfolg.<br />

(ub)<br />

•<br />

auf ein Hindernis treffen. Zusätzlich<br />

gibt es Sicherheitsfunktionen,<br />

die im Falle eines Defekts<br />

greifen, denn wir müssen<br />

davon ausgehen, dass dies selbst<br />

bei der besten Technik vorkommen<br />

kann. Damit der Robotereinsatz<br />

auch dann sicher bleibt,<br />

definiert die ISO-Norm<br />

13849–1 Sicherheitsfunktionen<br />

wie Nothalt, Schutzfeldumschaltung<br />

und Geschwindigkeitsüberwachung.<br />

Welche Verantwortung tragen<br />

Hersteller und Systemintegratoren<br />

im Hinblick auf eine sichere,<br />

mobile Robotik?<br />

Für eine sichere Roboternutzung<br />

müssen alle Beteiligten an<br />

einem Strang ziehen. Der Hersteller<br />

muss ein einwandfreies,<br />

dokumentiertes Produkt liefern<br />

und dabei auch über die Einsatzgrenzen<br />

informieren. Er<br />

muss dafür sorgen, dass der Roboter<br />

den gängigen Sicherheitsanforderungen<br />

genügt, sodass<br />

er eine CE-Kennzeichnung erhält.<br />

Mit der Inbetriebnahme<br />

verlagert sich die Verantwortung<br />

zum Integrator, der den<br />

Roboter in sein Einsatzumfeld<br />

einführt. Im Rahmen einer umfassenden<br />

Risikourteilung muss<br />

er mögliche Gefahrenquellen in<br />

der Umgebung antizipieren und<br />

den Roboter so programmieren,<br />

dass er in potenziell riskanten<br />

Situationen den Sicherheitsstandards<br />

entsprechend reagiert.<br />

Zudem stellt er die CE-<br />

Konformität der gesamten Applikation<br />

sicher. Denn letztlich<br />

agiert der Mensch nicht nur mit<br />

dem Roboter, sondern mit der<br />

Kombination aus Roboter, Aufsatzmodul<br />

und Ladestation.<br />

Und schließlich müssen die Mitarbeiter<br />

durch Schulungen auf<br />

den sicheren Umgang mit den<br />

Robotern vorbereitet werden.<br />

Über Tablet, PC oder Handy können die<br />

Mitarbeiter auf die webbasierte Bedienoberfläche<br />

der Roboter zugreifen. Die<br />

Steuerung ist intuitiv und erfordert keine<br />

Programmierkenntnisse.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20 57


technik & wissen<br />

Die Etherline Acces Switches für<br />

Profinet gehören zu den kleinsten auf<br />

dem Markt. Sie sind so kompakt, dass<br />

sie selbst in dezentrale Maschinen -<br />

schaltschränke passen. Bild: Lapp<br />

Switches bringen Maschinen ins Produktionsnetz<br />

Kompakte<br />

Schaltzentralen<br />

Datenkommunikation | Switches organisieren den<br />

Datenverkehr zwischen Maschinen und Netzwerken in<br />

Betrieben. Dabei sollen sie möglichst kompakt sein,<br />

flexibel mit dem Internet verbinden und eine hohe<br />

Qualität besitzen, möglichst Made in Germany.<br />

Platz ist in Fabriken immer knapp. In<br />

Schaltschränken zum Beispiel drängen sich<br />

Elektronikkomponenten, Kabel und Steckverbinder.<br />

Besonders in den kleinen dezentralen<br />

Schaltschränken direkt an den Maschinen<br />

geht es eng zu. Ein großer Raumfresser<br />

sind dabei die Switches. Sie werden<br />

auf die DIN-Hutschiene gesteckt, mit der<br />

Schaltschränke üblicherweise ausgerüstet<br />

sind. Doch dann ragen sie mitunter so weit<br />

nach vorne, dass die Tür des Schaltschranks<br />

nicht mehr schließt, erst recht, wenn in die<br />

Tür noch ein Bedienpanel eingelassen ist.<br />

Statt alle Komponenten akkurat an den<br />

DIN-Hutschienen aufzureihen, wie es eigentlich<br />

wünschenswert wäre, behelfen sich<br />

die Monteure dann mit Tricks, um alles<br />

unterzubringen. Eine Möglichkeit ist, ein<br />

Winkelblech zu montieren, so dass die Hutschiene<br />

und damit auch der Switch nach<br />

unten zeigen. Das funktioniert, ist aber<br />

nicht besonders elegant, vor allem ist der<br />

Einbau aufwendiger.<br />

Dass Lapp auch anders kann, beweisen<br />

die neuen Etherline Access Switches für Profinet,<br />

die der Spezialist für integrierte Kabelund<br />

Verbindungslösungen auf der SPS 2019<br />

vorgestellt hat. Sie sind die kleinsten auf<br />

dem Markt und so kompakt, dass sie auch<br />

ohne Bastelei selbst in kleinste Maschinenschaltschränke<br />

passen. „Das Interesse der<br />

Messebesucher war riesengroß“, berichtet<br />

Jürgen Greger, Produktmanager für Industrial<br />

Communication bei Lapp, „offenbar<br />

haben wir damit einen Nerv getroffen.“<br />

Die Switches gibt es als Managed-Versionen<br />

mit vier, acht und 16 Ports, die<br />

Unmanaged- Varianten mit fünf, acht und<br />

16 Ports. Welches Kunststück an Kompaktheit<br />

hier gelungen ist, zeigt der Vergleich mit<br />

Konkurrenzprodukten. So benötigt die<br />

16-Port- Variante von Lapp weniger Bauraum<br />

als ein 8-Port-Switch eines bekannten<br />

Wettbewerbers. Ein kleineres Gehäuse bedeutet<br />

nicht weniger Qualität. Die Switche<br />

von Lapp sind Made in Germany und für<br />

den Einsatz im rauen Industrieumfeld ausgelegt,<br />

etwa mit einem weiten Temperaturbereich<br />

von -40 °C bis +75 °C.<br />

Selbst mehrere Maschinen mit identischen<br />

IP-Adressen lassen sich vernetzen<br />

Eine weitere Herausforderung, die auf viele<br />

Betriebe mit Industrie 4.0 zukommt, ist die<br />

Vernetzung der Maschinen, sowohl<br />

untereinander als auch über die Ebenen der<br />

Automatisierungspyramide hinweg. Der<br />

Teufel steckt hier im Detail. Hersteller von<br />

Serienmaschinen, die in größeren Stückzahlen<br />

produziert werden, liefern diese mit<br />

identischen IP-Adress-Bereichen aus. Möchte<br />

ein Betrieb mehrere dieser Maschinen vernetzen,<br />

kommt es unweigerlich zu Konflik-<br />

58 <strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20


ten der IP-Adressen. Hier bedarf es eines<br />

Maklers zwischen den IP-Netzwerken wie<br />

Etherline Access NF04T NAT/Firewall.<br />

Er vereint die Funktion eines Routers (Layer<br />

3 des ISO-OSI-Modells) und eines Switches<br />

(Layer 2).<br />

Switches machen die Vernetzung im<br />

Betrieb zum Kinderspiel<br />

Der Etherline Access NF04T NAT/Firewall<br />

hat vier RJ45-Ports – ein WAN-Port für das<br />

übergeordnete Unternehmensnetzwerk und<br />

drei LAN-Ports für Netzwerke auf Maschinenebene<br />

– und steckt ebenfalls in einem ultrakompakten<br />

Gehäuse. Er macht die Vernetzung<br />

in Betrieben zu einem Kinderspiel.<br />

Anwendungsfälle wie Basic-NAT, Machine-to-Machine-NAT<br />

und Portforwarding<br />

konnte man selbstverständlich auch schon<br />

bisher lösen. Dazu sind allerdings industrielle<br />

Router notwendig, die erheblich teurer<br />

sind als die Router, die zuhause am Internetanschluss<br />

hängen. Beim Etherline Access<br />

NF04T NAT/Firewall kann man sich den<br />

Router sparen, er ist im Switch bereits enthalten.<br />

Das spart erheblich Kosten, bis zu<br />

30 Prozent im Vergleich zu Lösungen mit<br />

Produkten von Wettbewerbern. Dennoch<br />

gilt auch hier: Der Switch wird in Deutschland<br />

produziert und erfüllt die von Lapp gewohnte<br />

hohe Qualität. In allen genannten<br />

Betriebsmodi profitieren Anwender von der<br />

eingebauten einstellbaren Firewall. Sie<br />

blockt Hackerangriffe auf die IT und Produktionsanlagen<br />

in Industriebetrieben.<br />

Switches decken viele wichtige<br />

Anwendungsfälle ab<br />

Zuletzt hat Lapp sein Portfolio mit Switches<br />

zur industriellen Kommunikation deutlich<br />

erweitert. „Unsere Switches decken viele<br />

wichtige Anwendungsfälle ab“, verspricht<br />

Jürgen Greger. Für Geräte ohne eigene<br />

Stromversorgung eigne sich der Unmanaged<br />

Switch Etherline Access U04TP01T. Seine<br />

vier RJ45-Ports bieten Power over Ethernet,<br />

können also zum Beispiel Kameras in der<br />

Qualitätssicherung oder Wifi-Access-Points<br />

mit Strom und Daten versorgen.<br />

Wer hohe Übertragungsraten über große<br />

Distanzen benötigt, greift zum Etherline<br />

Access M08T02GSFP. Der Managed Switch<br />

hat neben den acht RJ45-Ports noch zwei<br />

SFP-Ports zum Anschluss von Lichtwellenleitern<br />

für schnelles Gigabit-Ethernet. Das<br />

ist auch nützlich in Umgebungen, wo es aufgrund<br />

hoher Ströme zu EMV-Problemen<br />

kommen kann. Dazu bietet Lapp die passenden<br />

SFP-Standardmodule an zur Umwandlung<br />

des Lichtsignals in ein elektrisches<br />

Signal bis 1 Gbit/s. •<br />

Bernd Müller<br />

Freier Journalist in Bonn<br />

ALUMINIUM 2020<br />

13. Weltmesse & Kongress<br />

Über 40.000 Abonnenten<br />

in 100 Ländern –<br />

werden auch Sie Teil der<br />

ALUMINIUM-Community!<br />

Jetzt für den ALUMINIUM<br />

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LET'S KEEP IN TOUCH<br />

06. – 08. Oktober 2020<br />

Messegelände Düsseldorf<br />

www.aluminium-exhibition.com<br />

Ideelle Träger<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20 59


technik & wissen<br />

Mit DLIP im Labor<br />

strukturiert: Bei jedem<br />

Kästchen, das noch für<br />

das menschliche Auge<br />

sichtbar ist, handelt es<br />

sich um je einen einzigen<br />

Laserpuls, der in diesem<br />

Fall circa 10 ns andauerte.<br />

Innerhalb eines jeden<br />

dieser kleinen Kästchen<br />

befinden sich wiederum<br />

viele tausende, mikroskopisch<br />

kleiner Strukturen,<br />

welche natürlich mit dem<br />

Auge nicht mehr zu sehen<br />

sind. Bild: Berthold Leibinger<br />

Stiftung<br />

High-Speed-Laserstrukturierung für funktionale Oberflächen<br />

Lasern nach dem<br />

Vorbild der Natur<br />

Oberflächentechnik | Die Natur dient beim Direct Laser<br />

Interference Patterning als Vorbild für neuartige<br />

Oberflächen, die sich geometrisch strukturieren und<br />

an die jeweilige Funktionalität anpassen lassen.<br />

Surface Technology<br />

Funktionale Oberflächen gehören zu den<br />

Themen, die auf der Surface Technology<br />

vom 16. bis 18. Juni 2020 auf dem Stuttgarter<br />

Messegelände gezeigt und diskutiert<br />

werden. Die Fachmesse adressiert das ganze<br />

Spektrum der Oberflächentechnik – von der<br />

Galvanotechnik über industrielle Plasmaund<br />

Oberflächentechnik bis hin zu Mikromaterialbearbeitung.<br />

Mit Beschichtungsverfahren<br />

für Metall, Kunststoff, Holz, Glas<br />

oder Keramik richtet sich die Messe an alle<br />

industriellen Anwenderbranchen.<br />

„Bisher war die Nachahmung der Natur<br />

schwierig, weil die verfügbaren Methoden<br />

zur gezielten Strukturierung von Oberflächen<br />

keinen ausreichend universellen Ansatz<br />

für eine mikroskopisch präzise und<br />

geometrisch flexible, sowie gleichzeitig<br />

schnelle und damit auch wirtschaftlich effiziente<br />

Gestaltung von Oberflächen bieten“,<br />

sagt Professor Frank Mücklich, Leiter des<br />

Lehrstuhls für Funktionswerkstoffe der Universität<br />

des Saarlandes und des Steinbeis<br />

Forschungszentrums Material Engineering<br />

Center Saarland (MECS). Durch die Entwicklung<br />

des Direct Laser Interference Patterning,<br />

kurz DLIP, steht nun aber erstmals<br />

ein Herstellungsverfahren zur Verfügung,<br />

mit dem sich feinste periodische Oberflächenmuster<br />

auf nahezu jedem Material er-<br />

zeugen lassen. Die DLIP-Technik erlaubt die<br />

Fertigung von mikro-, submikro- und sogar<br />

nanoskaligen Oberflächenstrukturen mit industriell<br />

relevanten Prozessgeschwindigkeiten.<br />

Einen Überblick, welche Möglichkeiten<br />

DLIP eröffnet und welche Anwendungen<br />

sich daraus ergeben, hat Leander Reinert,<br />

Gruppenleiter „Surface Engineering“ am<br />

MECS, auf den ZVO-Oberflächentagen<br />

2019 in Berlin gegeben. DLIP verbindet die<br />

Flexibilität des Lasers mit einer flächigen<br />

Bearbeitung. Dabei wird ein einfacher optischer<br />

Effekt genutzt: Bei der Überlagerung<br />

von zwei oder mehreren Laserstrahlen entstehen<br />

Interferenzmuster. Diese lassen sich<br />

berechnen und die Laserstrahlen entsprechend<br />

flexibel einstellen. Als Parameter stehen<br />

Wellenlänge, Strahldurchmesser und<br />

Strahlwinkel zueinander zur Verfügung.<br />

„Zudem bestimmt die Pulsdauer die Materialwechselwirkung.<br />

In Abhängigkeit vom<br />

Absorptionsverhalten ist nahezu jedes Material<br />

strukturierbar“, erklärt Reinert. Die<br />

kombinierten Laserstrahlen können so mit<br />

einem „Schuss“ innerhalb weniger Nanosekunden<br />

bis zu 100.000 kleine Strukturen<br />

auf einmal erzeugen. Das ist die Voraussetzung<br />

für einen industriellen Einsatz und eine<br />

wirtschaftliche Strukturierung mit Rekordgeschwindigkeit.<br />

60 <strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20


Doppelter Strahl: Der hier in zwei Teilstrahlen aufgespaltenen Laser<br />

stammt von einem Nanosekundenlaser. Die Strahlteilung in zwei oder<br />

mehrere Strahlen, gefolgt von der späteren Überlagerung dieser Strahlen<br />

auf der zu bearbeitenden Oberfläche, ist die Grundlage der DLIP-<br />

Technologie. Der Strahlverlauf wurde mit einer Glasplatte für die Kamera<br />

sichtbar gemacht. Bild: Berthold Leibinger Stiftung<br />

Derzeit stehen vor allem sechs Anwendungsfelder<br />

im Fokus. Dazu zählt die Photovoltaik,<br />

bei der die „Ausbeute“ an Sonnenenergie<br />

durch eine bis zu 35 % erhöhte<br />

Solarabsorption deutlich verbessert wird.<br />

Ein anderes Feld ist die Benetzung, die sich<br />

mit unterschiedlichen Strukturen zwischen<br />

superhydrophil bis superhydrophob steuern<br />

lässt. Ein besonders wichtiges Gebiet sind<br />

Reibung und Verschleiß, die bis zu 80 beziehungsweise<br />

sogar bis zu 99 % verringert<br />

werden können. Die Laserstrukturierung<br />

kann in Kombination mit einer reibungsund<br />

verschleißreduzierenden Beschichtung<br />

von Kohlenstoffnanoröhrchen (CNT) eingesetzt<br />

werden, um die Langlebigkeit der Beschichtung<br />

auf der Oberfläche durch<br />

„Schmierstofftaschen“ zu erhöhen und so<br />

einen Synergieeffekt zu erzeugen.<br />

Beschichtung durch<br />

elektrophoretische Abscheidung (EPD)<br />

Die Beschichtung erfolgt durch elektrophoretische<br />

Abscheidung (EPD). Entsprechende<br />

Beschichtungen dienen als „Nanolager“ für<br />

beispielsweise in Maschinenelementen eingesetzten<br />

Rollen oder Lagern unter extremen<br />

Bedingungen wie etwa hohen Temperaturen<br />

oder unter Vakuum. Die Strukturierung<br />

kann aber auch als eigenständige Lösung<br />

ohne CNT-Beschichtung im Bereich<br />

der geschmierten Reibung – etwa mit Ölen<br />

als Schmiermittel – verwendet werden und<br />

ist nicht zwangsläufig an den Einsatz zusammen<br />

mit CNT gebunden. Bei geschmierten<br />

tribologischen Systemen eröffnet DLIP<br />

aufgrund seiner Mikrostrukturen eine bessere<br />

Kontrolle der Ölfilmdicke und der Lebensdauer<br />

der Maschinenelemente.<br />

Eine spannende Anwendung ist auch der<br />

Einsatz des Laserverfahrens für antimikrobielle<br />

Oberflächen. So kann beispielsweise<br />

auf dem antimikrobiellen Werkstoff Kupfer<br />

Verschiedene Optiken: Derartige Laborelemente dienen zur gezielten<br />

Manipulation des erzeugten Laserstrahls. So können zum Beispiel die<br />

benötigte Pulsanzahl, die Anzahl und der Winkel der zu überlagernden<br />

Strahlen oder auch die Leistungsstärke der verwendeten Laserpulse<br />

eingestellt werden. Auf diese Weise entsteht genau das gewünschte,<br />

interferenzbedingte Intensitätsmuster auf der zu bearbeitenden Materialoberfläche.<br />

Bild: Berthold Leibinger Stiftung<br />

der auf mikroskopischer Skala stattfindende,<br />

direkte Kontakt eines anhaftenden Bakteriums<br />

zur Oberfläche durch das Laserverfahren<br />

maßgeschneidert und so die keimtötende<br />

Wirkung deutlich effizienter gestaltet<br />

werden.<br />

Weitere Evaluierung erfährt die Technik<br />

derzeit auf der internationalen Raumstation<br />

(ISS) in Zusammenarbeit mit der NASA, um<br />

die Bildung von Biofilmen auf Oberflächen<br />

unter Schwerelosigkeit besser verstehen und<br />

kontrollieren zu können. Eine weitere Anwendungsmöglichkeit<br />

sind Interferenzfarben,<br />

die ebenso der Individualisierung wie<br />

dem optischen Design dienen.<br />

Auch für elektrische Systeme bietet sich<br />

DLIP an: Ergebnisse zeigen hier, dass der<br />

elektrische Kontaktwiderstand um bis zu<br />

80 % und die Steckkraft um bis zu 40 % reduziert<br />

werden können. Vor diesem Hintergrund<br />

hat das MECS in einer langjährigen<br />

Zusammenarbeit mit TE Connectivity Germany,<br />

einem Hersteller elektrischer Steckverbindungssysteme,<br />

eine neue Generation<br />

elektrischer Steckkontakte entwickelt. Zwei<br />

Aspekte spielen dabei eine enorme Rolle:<br />

Die immer zahlreicher werdenden Steckverbindungen<br />

– etwa in Autos – erfordern einerseits<br />

einen möglichst geringen elektrischen<br />

Kontaktübergangswiderstand und andererseits<br />

eine Verringerung der benötigten<br />

Steckkraft.<br />

„Unsere Zusammenarbeit mit TE erstreckte<br />

sich von ersten Grundlagenarbeiten<br />

im Labor über die produktspezifische Optimierung<br />

bis hin zur Fertigstellung einer Pilotanlage<br />

zur Highspeed-Laserstrukturierung<br />

elektrischer Steckverbinderkontakte<br />

für die industrietaugliche Serienproduktion“,<br />

so Reinert. Beide Projektpartner wurden<br />

für diese Leistung mit dem Transferpreis<br />

der Steinbeis-Stiftung 2019 ausgezeichnet.<br />

Basierend auf diesem Durchbruch der<br />

DLIP-Technologie hinsichtlich ihrer industriellen<br />

Anwendbarkeit erfolgte im ersten<br />

Quartal 2020 die Gründung eines Unternehmens<br />

mit dem Namen Surfunction, das<br />

sich mit der Vermarktung der DLIP-Lasertechnologie<br />

für die Industrie befasst. „Wir<br />

möchten Laseranlagen bauen und vertreiben,<br />

welche die automatisierte Behandlung<br />

von Industrieprodukten mittels dieser Lasertechnologie<br />

ermöglicht“, skizziert Reinert<br />

die Zukunft, der bei Surfunction die Geschäftsleitung<br />

übernimmt. •<br />

Klaus Jopp, Fachjournalist in Hamburg<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20 61


ücher<br />

Fit für die<br />

Chefposition<br />

Computer<br />

verstehen<br />

Ausgehend von der technischen<br />

Funktionsweise herkömmlicher<br />

Computer sowie neuronaler<br />

Netze beschreibt dieses Buch die<br />

Modellierung der Wirklichkeit<br />

in Form von Daten und Prozessen.<br />

Anhand diesem Verständnis wird ein Teil der<br />

vielschichtigen Aspekte der digitalen Vernetzung<br />

anschaulich geschildert und bewertet. So lernen Sie,<br />

wie Computer „denken“. Diese Entwicklung wird<br />

einfach und mit konkreten Beispielen dargestellt.<br />

Digital -Wie Computer denken, Jürgen Beetz,<br />

Springer Verlag, 2019, 393 S, 24,99 Euro,<br />

ISBN: 978-3-662-58630-3<br />

Die neue Position im Unternehmen stellt Geschäftsführer<br />

häufig vor persönliche und fachliche<br />

Herausforderungen und Sie benötigen plötzlich juristisches<br />

Fachwissen. Dieses Autorentrio macht<br />

Sie fit für Ihre neuen Aufgaben.<br />

Fit für die Geschäftsführung, Lorenz, Eichsteller,<br />

Wecke, Campus Verlag, 2019, 343 S., 38,99 Euro,<br />

ISBN: 978-3-593-51042-2<br />

Endlich mal machen<br />

Raus aus dem Hamsterrad, endlich die lang erträumte<br />

Weltreise machen, sich mehr um die<br />

Gesundheit kümmern und entschleunigen, sich<br />

bei einem sozialen oder ökologischen Projekt<br />

engagieren – es gibt viele Gründe für ein Sabbatical.<br />

Die Autorin ist Sabbatical-Coach und<br />

begleitet Menschen dabei, ihrem Leben mit einer<br />

Auszeit wieder mehr Qualität zu geben.<br />

Sabbatical, A. Oder, Campus Verlag, 2019,<br />

219 S., 19,95 Euro, ISBN:978-3-593-51001-9<br />

Zeit für das Wesentliche<br />

Zwölf Kapitel und 60 Methoden<br />

für mehr Fokus und ein selbstbestimmtes<br />

Leben! In diesem Buch<br />

lernen Sie die wichtigsten Methoden<br />

und Prinzipien für ein erfolgreiches<br />

Zeitmanagement kennen.<br />

Diese Zusammenstellung beinhaltet<br />

zentrale Konzepte aus den Bereichen<br />

der Glücksforschung, Erfolgstheorie,<br />

Selbstdisziplin, Entscheidungslehre<br />

und Persönlichkeitsentwicklung.<br />

In insgesamt<br />

zwölf Kapiteln wird jeweils ein<br />

zentraler Aspekt beschrieben. Dieses<br />

Buch ist ein Werkzeugkoffer<br />

mit Zeitmanagementmethoden<br />

und Produktivitätstechniken.<br />

Busy is the new stupid, Tim Reichel,<br />

FinanzBuch Verlag, 2020,<br />

ISBN: 978-3-959-72306-0<br />

62 <strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20


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müssen korrosionsfest sein. Ganter bietet Normelemente<br />

daher auch in der höherwertigen Edelstahl-Qualität A4<br />

jetzt in noch größerem Umfang.<br />

Der korrosionsbeständige Edelstahl A4 wird in<br />

verschiedensten Branchen immer wichtiger.<br />

Steht doch der zuverlässige Werkstoff für<br />

Langlebigkeit, Wartungsfreiheit und somit für<br />

Investitionssicherheit. Vor allem die Chrom-,<br />

Nickel- und Molybdän-Bestandteile verleihen<br />

dem austenitischen A4-Stahl seine hohe Resistenz<br />

gegen Chloride und Säuren. Das prädestiniert<br />

die A4-Normelmente von Ganter, auch<br />

überall dort eingesetzt zu werden, wo entsprechend<br />

scharf gereinigt werden muss.<br />

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des Ganter-Portfolios<br />

findet sich eine Norm,<br />

die auch in der<br />

A4-Werkstoffqua lität<br />

erhältlich ist.<br />

Bild: Ganter<br />

In jeder Teilegattung des Ganter-Portfolios<br />

findet sich eine Norm, die auch in der<br />

A4-Werkstoffqualität erhältlich ist. Dazu zählen<br />

Handräder, Ballengriffe, Ringschrauben<br />

und -muttern, die gemäß oder in Anlehnung an<br />

die DIN hergestellt sind. Auch diverse Scharniere,<br />

Bügelgriffe und Griffleisten, die sich<br />

auch mittels Schweißen befestigen lassen,<br />

Stern- und Dreisterngriffe, ein- und zweiarmige<br />

Spannmuttern gehören der A4-Range an.<br />

Letztlich runden Maschinenelemente wie Rastbolzen,<br />

Rastriegel und geschlitzte oder geteilte<br />

Stellringe das umfassende Programm ab. •<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20 63


vorschau 08.20<br />

Condition Monitoring<br />

Die flächendeckende und automatisierte<br />

Zustandsüberwachung wird wirtschaftlicher:<br />

Mittels erweiterbarer und IoT-fähiger Schwingungssensorik,<br />

Gateway und automatisierter<br />

Datenanalyse plus App-basierter Visualisierung<br />

wird nun insbesondere für indirekt prozesskritische<br />

Aggregate ganzer Maschinen- und Anlagenparks<br />

eine Lösung angeboten, die einfach<br />

zu nutzen und effizient sein soll.<br />

Bild: Schaeffler<br />

Antriebstechnik<br />

Wie sich Entwicklungen zu Präzisions- und<br />

kundenspezifischen Sondergetrieben auch vom<br />

Wettbewerb abheben können, erläutern die<br />

Neugart-Geschäftsführer im Interview.<br />

3D-Metalldruck<br />

Additive Teile sind auch in Sicherheitsfunktionen<br />

im Einsatz. Hier ist Qualitätsmanagement<br />

gefordert, doch wie? Der Tüv Süd hat jetzt begonnen,<br />

Firmen als Zulieferer zu zertifizieren.<br />

erscheint dienstags Impressum<br />

ISSN 0019–9036<br />

Organ des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung<br />

e.V. (WSM), Düsseldorf, Hagen. Die Mitglieder<br />

des Verbandes erhalten den <strong>Industrieanzeiger</strong> im Rahmen ihrer<br />

Mitgliedschaft. Zusammenarbeit im Fachbereich der Gießereitechnik<br />

mit der Zentrale für Gussverwendung, Düsseldorf.<br />

Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />

Mitherausgeber: Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher (Werkzeug-<br />

maschinen); Prof. Dr.-Ing. Thomas Bergs (Technologie der<br />

Fertigungsverfahren); Prof. Dr.-Ing. Robert Schmitt (Fertigungsmesstechnik<br />

und Qualitätsmanagement);<br />

Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Günther Schuh (Produktions-<br />

systematik), WZL RWTH Aachen<br />

Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

Verlagsleiter: Peter Dilger<br />

Chefredakteur:<br />

Dipl.-Ing. (FH) Werner Götz (gö), Phone +49 711 7594–451<br />

Stellv. Chefredakteur:<br />

Dipl.-Betriebswirt (FH) Dietmar Kieser (dk),<br />

Phone +49 711 7594–454<br />

Redaktion:<br />

Dipl.-Inf. (FH) Uwe Böttger (ub), Phone +49 711 7594–458;<br />

M. Litt. Sanja Döttling (sd), Phone +49 711 7594–342;<br />

Kyra Kutter (kk), Phone +49 711 7594–475;<br />

B. A. (FH) Nora Nuissl (nu), Phone +49 711 7594–391;<br />

M. A. Nico Schröder (sc), Phone +49 170 6401879;<br />

Susanne Schwab (su), Phone +49 711 7594–444;<br />

Dipl.-Ing. Olaf Stauß (os), Phone +49 711 7594–495;<br />

Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Infowirtin (FH) MonaWillrett (mw),<br />

Phone +49 711 7594–285<br />

Ständige freie Mitarbeiter:<br />

Dipl.-Ing. Volker Albrecht, Karin Faulstroh (kf),<br />

Michael Grupp (mg), Sabine Koll (sk), Markus Strehlitz (ms),<br />

Henriette Steuer (hs)<br />

Redaktionsassistenz: Daniela Engel, Phone +49 711 7594–452,<br />

Fax –1452, E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />

Layout: Katrin Apel, Vera Müller, Ana Turina<br />

ANZEIGEN<br />

Gesamtanzeigenleiter:<br />

Joachim Linckh, Phone +49 711 7594–565, Fax –1565<br />

Auftragsmanagement:<br />

Matthias Rath, Phone +49 711 7594–323, Fax –1323<br />

Zurzeit gilt Preisliste 79 vom 1.10.2019.<br />

Anzeigen-Annahmeschluss für Gelegenheits anzeigen mittwochs,<br />

15 Uhr.<br />

Leserservice: <strong>Industrieanzeiger</strong> +49 711 7252–209,<br />

konradinversand@zenit-presse.de<br />

Erscheinungsweise: dienstags (28 x jährlich)<br />

Bezugspreis: Inland jährlich 208,60 € inkl. Versandkosten und<br />

MwSt; Ausland 208,60 € inkl. Versandkosten. Einzelpreis 7,55 €<br />

(inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten).<br />

Bestellungen erbitten wir an den Verlag.<br />

Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich<br />

bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />

Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen zum<br />

Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt werden. Nach Ablauf<br />

des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist von jeweils vier<br />

Wochen zum Quartalsende.<br />

Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen oder höherer<br />

Gewalt entsteht kein Anspruch auf Ersatz.<br />

AUSLANDSVERTRETUNGEN<br />

Großbritannien/Irland: Jens Smith Partnership, The Court, Long<br />

Sutton, GB-Hook, Hampshire RG 29 1TA, Phone 01256<br />

862589, Fax 01256 862182, E-Mail: media@jens.demon.co.uk;<br />

USA: D.A. Fox Advertising Sales, Inc. Detlef Fox, 5 Penn Plaza,<br />

19th Floor, New York, NY 10001, Phone +1 212 8963881, Fax<br />

+1 212 6293988, detleffox@comcast.net<br />

Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht<br />

unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte keine Gewähr. Alle im <strong>Industrieanzeiger</strong> erscheinenden<br />

Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte,<br />

auch Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen, gleich<br />

welcher Art, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />

Druck: Konradin Druck, Leinfelden-Echterdingen<br />

Printed in Germany<br />

© 2020 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

64 <strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20


Wir berichten über<br />

Aachener Zentrum für 3D-Druck ....... 32<br />

AFAG Messen und Ausstellungen ..... 12<br />

Albrecht Jung ....................................... 48<br />

Arburg .................................................... 32<br />

ArGeZ ..................................................... 18<br />

Arkema ................................................... 32<br />

Atlas Elektronik ..................................... 51<br />

Audi ......................................................... 38<br />

Automotive Management Consulting<br />

(AMC) ......................................... 24, 26, 32<br />

AVK ......................................................... 32<br />

BMW ...................................................... 16<br />

Bond Laminates .................................... 32<br />

Bosch ..................................................... 38<br />

Brose ...................................................... 32<br />

Centro Ricerche Fiat ............................ 32<br />

CGI Deutschland ................................... 50<br />

CQFD Composites ................................. 32<br />

csi Entwicklungstechnik ......... 24, 26, 32<br />

Daimler ................................................... 38<br />

Deutsche Lichtmiete ............................ 16<br />

Deutsche Post DHL Group .................. 19<br />

Deutsche Messe .................................. 22<br />

e.Go ......................................................... 42<br />

Edag Engineering ................................. 32<br />

ElringKlinger .......................................... 32<br />

Engel ....................................................... 20<br />

Engel Austria ......................................... 32<br />

Europäische Zentralbank .................... 10<br />

FEV Group .............................................. 32<br />

Fill ............................................................ 32<br />

Fluidsysteme Dasbeck ......................... 40<br />

Fraunhofer ICT ...................................... 32<br />

Fraunhofer ILT ....................................... 32<br />

Friedrich-Wilhelm-Bessel-Institut ..... 51<br />

Ganter ..................................................... 63<br />

Gartner ................................................... 28<br />

GK Concept ............................................ 32<br />

Grindtec ................................................. 12<br />

Haimer .................................................... 15<br />

Hannover Messe .................................. 12<br />

HBW Gubesch Thermoforming .......... 32<br />

Hengst SE .............................................. 52<br />

Herrmann Ultraschall .......................... 46<br />

HRES Development ................................ 8<br />

Hyundai Motor ...................................... 32<br />

IKB Bank ................................................ 10<br />

Institut für Integrierte Produktion<br />

Hannover (IPH) ..................................... 16<br />

Institut für Konstruktionstechnik (IK) 32<br />

Institut für Leichtbau und<br />

Kunststofftechnik (ILK) ........................ 32<br />

Institut für Verbundwerkstoffe (IVW) 32<br />

Invent ...................................................... 32<br />

IPT ........................................................... 42<br />

IW Köln ................................................... 14<br />

JEC World .............................................. 12<br />

Kaysser, H. P. ......................................... 18<br />

Kistler ..................................................... 13<br />

L&L Products ......................................... 32<br />

Lanxess .................................................. 32<br />

Lapp ........................................................ 58<br />

Laser Zentrum Hannover (LZH)..........<br />

16<br />

Laserteile4you ....................................... 18<br />

Leister Technologies ............................ 32<br />

LMT Tools ............................................... 20<br />

Lyric Automation Germany ................. 49<br />

Messe München .................................. 13<br />

Metav ..................................................... 12<br />

MiR .......................................................... 54<br />

Misumi .................................................... 21<br />

OE-A ........................................................ 13<br />

OECD ....................................................... 10<br />

Open Hybrid Lab Factory (OHLF)........<br />

32<br />

PHP Fibers ............................................. 32<br />

Plastic Omnium ..................................... 32<br />

Porsche .................................................. 32<br />

pressetext.at ......................................... 17<br />

PSA ......................................................... 38<br />

Samsung .................................................. 8<br />

Schneider Form .................................... 32<br />

Scott Bader ........................................... 32<br />

Shape Corporation ............................... 32<br />

SMC ........................................................ 21<br />

Steinbeis Forschungszentrum ........... 60<br />

Sumitomo Bakelite High Performance<br />

Plastics (SBHPP) .................................. 32<br />

Tado .......................................................... 8<br />

Taitra ....................................................... 17<br />

Technology Academy .......................... 48<br />

Thomas GmbH+Co. Technik+ -<br />

Innovation KG (TTI) .............................. 32<br />

Thyssenkrupp ........................................ 15<br />

TU München .......................................... 52<br />

Tube ........................................................ 12<br />

Ucimu ..................................................... 20<br />

Universal Robots .................................. 48<br />

Universität Göttingen ........................... 19<br />

Universität Hohenheim ........................ 19<br />

University of Texas ............................... 17<br />

Vargus .................................................... 20<br />

VDA ......................................................... 10<br />

VDE ......................................................... 14<br />

Verlag C. H. Beck .................................... 8<br />

VKA ......................................................... 32<br />

Volkswagen ............................... 16, 32, 38<br />

Voss Fluid ............................................... 20<br />

Webasto ................................................. 32<br />

Wensing ................................................. 40<br />

Werkzeug Formen & Spritzguß -<br />

technik .................................................... 32<br />

Whirlpool ............................................... 54<br />

Wire ........................................................ 12<br />

Würth Industrie Service ...................... 18<br />

WZL ......................................................... 42<br />

ZSW ........................................................ 16<br />

Beilagen in dieser Ausgabe:<br />

Landesmesse Stuttgart GmbH<br />

(Teilbeilage).<br />

Wir bitten um Beachtung.<br />

Was tun bei<br />

ARTHROSE?<br />

Wenn an den Händen auch<br />

die Mittelgelenke der Finger<br />

erkranken, betrifft dies nicht<br />

nur „ein paar kleine Gelenke“.<br />

Ankleiden, Essen und Trinken<br />

schmerzen. Teller und Gläser<br />

fallen aus der Hand, und das<br />

Öffnen und Schließen der<br />

Wohnungstür sind nur noch<br />

mühsam möglich. Was aber<br />

kann man selbst dagegen tun?<br />

Welche ärztlichen Behandlungsmöglichkeiten<br />

gibt es?<br />

Auf diese Fragen zur Fingerarthrose<br />

sowie zu allen anderen<br />

Arthroseformen gibt die Deutsche<br />

Arthrose-Hilfe wertvollen<br />

praktischen Rat, den jeder<br />

kennen sollte und den jeder<br />

leicht anwenden kann. Sie fördert<br />

zudem die Arthroseforschung<br />

bundesweit mit bisher<br />

über 350 Forschungsprojekten.<br />

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Rück porto beifügen) oder auch<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20 65


zuletzt ...<br />

Dunkle<br />

Seiten<br />

Die dunkle Seite hatte schon immer<br />

etwas Anziehendes. Mal ist es die<br />

Anziehungskraft der der Erde abgewandten<br />

und damit dunklen Seite des<br />

Mondes, die eine chinesische Raumsonde<br />

dort aufsetzen ließ. Mal ist es<br />

eine schwarze Scheibe wie „Dark Side<br />

of the Moon“ der Rockband Pink Floyd, die die Massen in ihren Bann<br />

zieht. 43 Jahre nach Erscheinen werden jährlich noch eine Viertelmillion<br />

Exemplare verkauft. Auf die Dunkle Seite respektive auf Darth Vader ließ<br />

George Lucas, Regisseur der Weltraumsage Star Wars, den Jedi-Ritter<br />

Luke Skywalker treffen. Nicht weniger tückisch ist das Darknet, das in zwielichtigen<br />

Kreisen so beliebt ist wie in erotomanischen der Darkroom.<br />

Zig Millionen sollen den Lastern frönen. Die Dunkelziffer ist enorm. Findige<br />

Leute nutzen jetzt die Dunkelheit für einen weiteren Zweck. Der Rückzug<br />

dorthin soll vom Burnout gebeutelte oder gefährdete Menschen zurück ins<br />

Leben führen. Für die Therapie wird ein siebentägiger, betreuter Aufenthalt in<br />

einem Hotel im Kärntener Almdorf Seinerzeit in<br />

völliger Dunkelheit verbracht. Frei von<br />

Außenreizen, werde der Fokus auf die innere Wahrnehmung<br />

gerichtet, was den Erkrankten von tiefgehenden<br />

Erschöpfungszuständen befreit, verspricht<br />

der Anbieter. Die vom Burnout Kurierten sehen<br />

plötzlich wieder das Licht am Ende des Tunnels.<br />

Wer danach aber mit einem Tunnelblick<br />

durchs Leben geht, hat wohl wieder Therapiebedarf,<br />

da er mög licherweise dunkle Gedanken hegt. dk<br />

Bild: Azat Valeev/stock.adobe.com<br />

66 <strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20


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Precision Drive Systems<br />

68 <strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20

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