Haus & Grund Wolfsburg und Umgebung e.V. Ausgabe 01/2020 Februar
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22 Recht <strong>und</strong> Finanzen<br />
Miete vom Jobcenter?<br />
Vermieter haben keinen Anspruch!<br />
Sehr häufig kommen Mitglieder<br />
in unsere Beratungsst<strong>und</strong>en mit<br />
dem Irrglauben, das Sozialhilfeträger<br />
die Miete <strong>und</strong> alle<br />
Betriebskosten für Sozialhilfeempfänger<br />
bzw. für Menschen<br />
die Transferleistungen vom<br />
Staat bekommen, komplett<br />
übernehmen <strong>und</strong> sogar direkt<br />
an die Vermieter auszahlen.<br />
Diese Annahme ist nicht nur<br />
verkehrt, sondern kann auch<br />
böse enden. Denn viel zu häufig<br />
muss der Vermieter dennoch<br />
dem Geld hinterherlaufen.<br />
Menschen, die staatliche<br />
Transferleistungen (z.B. Hartz<br />
IV) bekommen, müssen alle<br />
Tatsachen bzgl. ihrer<br />
finanziellen Situation gegenüber<br />
den Behörden offenlegen <strong>und</strong><br />
Änderungen unverzüglich<br />
mitteilen. Man spricht hier von<br />
Mitwirkungspflicht. Kommt man<br />
seinen Pflichten nicht nach,<br />
können Geldleistungen gekürzt<br />
oder rückwirkend zurückverlangt<br />
werden. Das kann massive<br />
Auswirkungen auf das Mietverhältnis<br />
haben. Zu den<br />
Leistungen nach Sozialgesetzbuch<br />
II gehört insbesondere<br />
auch die Miete. Das Jobcenter<br />
zahlt diese in der Regel an den<br />
Hartz IV-Bezieher aus, dieser<br />
zahlt die Miete dann an den Vermieter.<br />
Nach § 22 Abs. 7 SGB II<br />
kann die Behörde die Miete auch<br />
direkt an den Vermieter zahlen,<br />
wenn nicht sicher ist, dass der<br />
Hartz-IV-Empfänger das Geld<br />
tatsächlich für die Zahlung der<br />
Miete verwendet <strong>und</strong> in der<br />
Vergangenheit Zahlungen<br />
ausblieben. Macht das<br />
Jobcenter von dieser Möglich-<br />
keit Gebrauch <strong>und</strong> zahlt die<br />
Miete direkt, entsteht daraus<br />
kein (dauerhafter) Anspruch des<br />
Vermieters gegenüber der<br />
Behörde. Vertragspartner bleibt<br />
der Mieter wie im Mietvertrag<br />
vereinbart. Die Übernahme stellt<br />
auch keinen Schuldbeitritt des<br />
Jobcenters dar. Zahlt das<br />
Jobcenter auf Verlangen des<br />
Mieters die Miete an diesen <strong>und</strong><br />
kommt es dann zu Mietrück-<br />
ständen, kann der Vermieter nur<br />
gegen den Mieter auf Zahlung<br />
der Rückstände klagen. Der<br />
Mieter kann auch nicht seine<br />
Ansprüche an den Vermieter<br />
abtreten, da Ansprüche auf<br />
Sozialleistungen schlichtweg<br />
nicht abtretbar sind. Wenn der<br />
Mieter zur Zahlung der rück-<br />
ständigen Miete verurteilt wird,<br />
wird die Zwangsvollstreckung<br />
höchstwahrscheinlich erfolglos<br />
bleiben, da der Mieter über kein<br />
pfändbares Einkommen<br />
verfügen dürfte.<br />
Foto. onidji- Adobe.Stock.com<br />
<strong>Ausgabe</strong> 1/<strong>2020</strong> <strong>Haus</strong> & <strong>Gr<strong>und</strong></strong> <strong>Wolfsburg</strong>