12.03.2020 Aufrufe

Haus & Grund Wolfsburg und Umgebung e.V. Ausgabe 01/2020 Februar

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

22 Recht <strong>und</strong> Finanzen<br />

Miete vom Jobcenter?<br />

Vermieter haben keinen Anspruch!<br />

Sehr häufig kommen Mitglieder<br />

in unsere Beratungsst<strong>und</strong>en mit<br />

dem Irrglauben, das Sozialhilfeträger<br />

die Miete <strong>und</strong> alle<br />

Betriebskosten für Sozialhilfeempfänger<br />

bzw. für Menschen<br />

die Transferleistungen vom<br />

Staat bekommen, komplett<br />

übernehmen <strong>und</strong> sogar direkt<br />

an die Vermieter auszahlen.<br />

Diese Annahme ist nicht nur<br />

verkehrt, sondern kann auch<br />

böse enden. Denn viel zu häufig<br />

muss der Vermieter dennoch<br />

dem Geld hinterherlaufen.<br />

Menschen, die staatliche<br />

Transferleistungen (z.B. Hartz<br />

IV) bekommen, müssen alle<br />

Tatsachen bzgl. ihrer<br />

finanziellen Situation gegenüber<br />

den Behörden offenlegen <strong>und</strong><br />

Änderungen unverzüglich<br />

mitteilen. Man spricht hier von<br />

Mitwirkungspflicht. Kommt man<br />

seinen Pflichten nicht nach,<br />

können Geldleistungen gekürzt<br />

oder rückwirkend zurückverlangt<br />

werden. Das kann massive<br />

Auswirkungen auf das Mietverhältnis<br />

haben. Zu den<br />

Leistungen nach Sozialgesetzbuch<br />

II gehört insbesondere<br />

auch die Miete. Das Jobcenter<br />

zahlt diese in der Regel an den<br />

Hartz IV-Bezieher aus, dieser<br />

zahlt die Miete dann an den Vermieter.<br />

Nach § 22 Abs. 7 SGB II<br />

kann die Behörde die Miete auch<br />

direkt an den Vermieter zahlen,<br />

wenn nicht sicher ist, dass der<br />

Hartz-IV-Empfänger das Geld<br />

tatsächlich für die Zahlung der<br />

Miete verwendet <strong>und</strong> in der<br />

Vergangenheit Zahlungen<br />

ausblieben. Macht das<br />

Jobcenter von dieser Möglich-<br />

keit Gebrauch <strong>und</strong> zahlt die<br />

Miete direkt, entsteht daraus<br />

kein (dauerhafter) Anspruch des<br />

Vermieters gegenüber der<br />

Behörde. Vertragspartner bleibt<br />

der Mieter wie im Mietvertrag<br />

vereinbart. Die Übernahme stellt<br />

auch keinen Schuldbeitritt des<br />

Jobcenters dar. Zahlt das<br />

Jobcenter auf Verlangen des<br />

Mieters die Miete an diesen <strong>und</strong><br />

kommt es dann zu Mietrück-<br />

ständen, kann der Vermieter nur<br />

gegen den Mieter auf Zahlung<br />

der Rückstände klagen. Der<br />

Mieter kann auch nicht seine<br />

Ansprüche an den Vermieter<br />

abtreten, da Ansprüche auf<br />

Sozialleistungen schlichtweg<br />

nicht abtretbar sind. Wenn der<br />

Mieter zur Zahlung der rück-<br />

ständigen Miete verurteilt wird,<br />

wird die Zwangsvollstreckung<br />

höchstwahrscheinlich erfolglos<br />

bleiben, da der Mieter über kein<br />

pfändbares Einkommen<br />

verfügen dürfte.<br />

Foto. onidji- Adobe.Stock.com<br />

<strong>Ausgabe</strong> 1/<strong>2020</strong> <strong>Haus</strong> & <strong>Gr<strong>und</strong></strong> <strong>Wolfsburg</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!