Wertmanagement im Mittelstand - Universität St.Gallen
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2.1.1 Ein Unternehmensziel<br />
Die Beantwortung der ersten Frage beinhaltet die Diskussion um die Zielfunktion von<br />
Unternehmen. Die klassische Volkswirtschaftslehre gibt eine recht einfache Antwort<br />
auf diese Frage, da es logisch unmöglich ist, in mehr als einer D<strong>im</strong>ension zu max<strong>im</strong>ieren.<br />
17 Es kann also nur ein einwertiges Ziel verfolgt werden. 18<br />
Die Berücksichtigung einer Vielzahl von Anspruchsgruppen bei der Entscheidungsfindung<br />
eines Unternehmens ist die Forderung der Vertreter der <strong>St</strong>akeholder Theorie. Sie<br />
spezifizieren aber nicht, wessen Ansprüche bei einer Interessenkollision bevorzugt berücksichtigt<br />
werden und erschweren daher eine operativ zielgerichtete Unternehmensführung<br />
durch das Management und damit die Ausgestaltung eines ganzheitlichen<br />
Managementansatzes. Dieser Mangel an eindeutigen Zielvorgaben kann Manager zu<br />
Moral Hazard 19 verleiten.<br />
Langfristige Wertmax<strong>im</strong>ierung ist nach Jensen tatsächlich nur möglich, wenn die Interessen<br />
aller Anspruchsgruppen berücksichtigt werden. 20 In diesem Zusammenhang<br />
wird der Begriff der enlightened value max<strong>im</strong>isation eingeführt. Dieser greift viele Elemente<br />
der <strong>St</strong>akeholder Theorie auf, orientiert sich <strong>im</strong> Konfliktfall jedoch <strong>im</strong>mer an<br />
der <strong>St</strong>eigerung des langfristigen Unternehmenswerts als pr<strong>im</strong>ärem Ziel. Insofern löst<br />
Jensen das Problem der Mehrd<strong>im</strong>ensionalität der Zielfunktion bei der <strong>St</strong>akeholder<br />
Theorie, indem <strong>im</strong> Falle konfligierender Interessen <strong>im</strong>mer die strategische Entscheidung<br />
getroffen wird, welche den Wert des Unternehmens langfristig steigert. 21<br />
17<br />
Genau genommen ist eine Max<strong>im</strong>ierung in mehr als einer D<strong>im</strong>ension möglich, wenn die D<strong>im</strong>ensionen monotone<br />
Transformationen voneinander sind, was in der Unternehmenspraxis jedoch selten zutrifft.<br />
18 In der klassischen Mikroökonomie ist dies meist die Gewinnmax<strong>im</strong>ierung.<br />
19<br />
Moral Hazard beschreibt die Gefahr von opportunistischem Verhalten von Managern, die <strong>im</strong> Auftrag der Eigentümer<br />
eines Unternehmens arbeiten. Die Qualität und Quantität der Arbeit, welche die Eigentümer erhalten,<br />
wird einerseits durch ein exogenes Risiko und andererseits durch das Verhalten des Managers best<strong>im</strong>mt. Es ist ex<br />
post allerdings nicht beobachtbar, welche Kombination von „Pech und Fleiss“ oder „Glück und Faulheit“ zu dem<br />
für den Eigentümer sichtbaren Ergebnis geführt hat. Der sich aus dieser Informationsasymmetrie ergebende diskretionäre<br />
Handlungsspielraum kann vom Manager in dessen Eigeninteresse zu Ungunsten des Eigentümers<br />
ausgenutzt werden. Dieses Verhalten wird als Moral Hazard bezeichnet. Vgl. Spremann (1996, S. 702 f.). Das<br />
reine Bekenntnis zum Shareholder Value schützt nicht vor Moral Hazard. So führte eine schlecht umgesetzte<br />
Shareholder Value Orientierung bei Firmen wie Enron, MCI WorldCom oder Parmalat durch fehlende Corporate<br />
Governance zu (kr<strong>im</strong>inellen) Fehlverhalten des Managements auf Kosten der Eigentümer.<br />
20 Vgl. Jensen (2001, S. 301f.).<br />
21<br />
Da die Max<strong>im</strong>ierungsfunktion V = f(x,y, ...) in den meisten Fällen nicht bekannt ist und teilweise nichtmonoton<br />
oder sogar chaotisch sein kann, tauscht Jensen den Begriff der Wertmax<strong>im</strong>ierung (value max<strong>im</strong>isation)<br />
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