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Wertmanagement im Mittelstand - Universität St.Gallen

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flows 63 , bei denen die persönliche <strong>St</strong>euersituation des Eigners allerdings unberücksichtigt<br />

bleibt. Der wesentliche Unterschied zum Ertragsverfahren liegt aber in der Kapitalmarktorientierung.<br />

Während be<strong>im</strong> Ertragswertverfahren eine individuelle Alternativrendite<br />

des Eigentümers zur Diskontierung herangezogen wird, wird bei den DCF-<br />

Verfahren die erwartete Eigenkapitalrendite 64 auf Grundlage kapitalmarktorientierter<br />

Modelle hergeleitet, in erster Linie des CAPM 65 . Danach wird nur der Teil des Risikos<br />

(das sog. systematische Risiko) einer Anlage vom Kapitalmarkt mit einer gegenüber<br />

einer "risikolosen" Anlage höheren Rendite entgolten, der sich nicht durch <strong>St</strong>reuung<br />

der Anlage auf verschiedene Titel "wegdiversifizieren" lässt. Dabei basiert das CAPM<br />

u.a. auf der Annahme marktfähiger, unendlich teilbarer Anteile. 66 Insbesondere diese<br />

Annahme ist – wie bereits angesprochen 67 – <strong>im</strong> Zusammenhang mit mittelständischen<br />

Unternehmen noch nicht einmal <strong>im</strong> Ansatz gegeben. Die Anteile sind hier typischerweise<br />

wenig fungibel und eine umfassende Diversifikation – wie von der Kapitalmarkttheorie<br />

basierend auf dem Portfolio-Ansatz von Markowitz (1952, 1959) vorausgesetzt<br />

– <strong>im</strong> Regelfall nicht möglich. Des Weiteren ist die Best<strong>im</strong>mung des systematischen<br />

Risikos und damit der geforderten Risikoprämie bei mittelständischen Unternehmen<br />

sehr problematisch. Für das zu bewertende Unternehmen sind meistens keine<br />

hierfür notwendigen repräsentativen durchschnittlichen Marktdaten verfügbar oder<br />

aufgrund der spezifischen Eigenheiten des Unternehmens schlichtweg nicht existent.<br />

Dadurch ist der vermeintliche Vorteil der durch die kapitalmarkttheoretische Grundlage<br />

gegebenen grösseren Objektivität und Nachvollziehbarkeit des DCF-Verfahrens gegenüber<br />

dem Ertragswertverfahren <strong>im</strong> Zusammenhang mit mittelständischen Unternehmen<br />

obsolet.<br />

63<br />

In der Praxis häufig indirekt definiert als Operativer Gewinn vor Zinsen und nach <strong>St</strong>euern, zuzüglich Abschreibungen,<br />

abzüglich der Erhöhung des Nettoumlaufvermögens, zuzüglich der Erhöhung der langfristigen<br />

Rückstellungen, abzüglich der Nettoinvestitionen. Die bereits be<strong>im</strong> Ertragswertverfahren angeführte Prognoseproblematik<br />

gilt hier analog.<br />

64<br />

Dabei erfolgt bei der <strong>im</strong> Rahmen der DCF-Verfahren vorherrschenden Entity-Methode die Diskontierung der<br />

Freien Cashflows (vor Bedienung der Eigenkapital- und Fremdkapitalgeber) mittels der WACC (weighted average<br />

cost of capital), der gewichteten bzw. durchschnittlichen Kapitalkosten, je nach Anteil Eigen- und Fremdkapital.<br />

65<br />

Nach dem Capital Asset Pricing Model – kurz CAPM – ergibt sich die erwartete Rendite eines Wertpapiers<br />

aus dem „risikolosen“ Zinssatz zuzüglich einer „Risikoprämie“, deren Höhe sich nach dem systematischen Risiko<br />

der Anlage und der erwarteten Rendite des Marktportfolios bemisst. Das CAPM geht auf Sharpe (1964),<br />

Lintner (1965) und Mossin (1966) zurück.<br />

66 Für eine Zusammenschau und Erläuterung aller Annahmen des CAPM siehe Copeland/Weston (1992, S.194).<br />

67 Vgl. Abschnitt 2.1.2. Siehe auch Kapitel 3.2.3.<br />

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