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Wertmanagement im Mittelstand - Universität St.Gallen

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duktiver sind oder dass für ökologisch nachhaltig produzierte Produkte Prämien verlangt<br />

werden können. Wertstreben kann also durchaus in Form von <strong>St</strong>rategien der ökologischen<br />

Nachhaltigkeit oder sozialen Verantwortung stattfinden. 38 Soweit ist die <strong>St</strong>akeholder<br />

Theorie von Freeman durchaus konform mit den bisherigen Erkenntnissen.<br />

Unvollständig ist die Theorie bei der Lösung von Zielkonflikten zwischen den verschiedenen<br />

Anspruchsgruppen. Auch bei den Weiterentwicklungen der <strong>St</strong>akeholder<br />

Theorie lassen sich keine konzeptionellen Lösungen dieser Problematik finden. 39 Jensen<br />

argumentiert, dass dies einer der Hauptgründe für die Popularität und gleichzeitig<br />

die grosse Gefahr der Theorie ist: Unternehmen, die der <strong>St</strong>akeholder Theorie folgen<br />

und mit solchen konkurrieren, die sich einzig an der <strong>St</strong>eigerung des Unternehmenswerts<br />

orientieren, werden langfristig scheitern. Weshalb dennoch ein Grossteil der Unternehmen<br />

diesen Ansatz wählt (oder es zumindest vorgibt), begründet Jensen mit der<br />

Prinzipal-Agenten-Theorie. Die der <strong>St</strong>akeholder Theorie inhärente Uneindeutigkeit<br />

hilft Managern (Agenten), ihre persönlichen Ziele auf Kosten des Unternehmenserfolgs<br />

und somit auf Kosten anderer Anspruchsgruppen (Prinzipale) und letztlich der<br />

Wohlfahrtssteigerung zu verfolgen (Moral Hazard). 40 Diese Ziele können moralischethisch<br />

kurzfristig durchaus von edler Gesinnung sein, zerstören aber in vielen Fällen<br />

Wert, teils sogar ganze Unternehmen. Persönliche Ziele dürfen nur mit persönlichen<br />

Mitteln, nicht auf Kosten anderer Anspruchsgruppen eines Unternehmens verfolgt<br />

werden. 41 Insbesondere Politiker und Lobbygruppen versuchen unter dem Vorwand<br />

der <strong>St</strong>akeholder Theorie ihre persönlichen Interessen in Unternehmen durchzusetzen<br />

und gefährden damit häufig das freie Spiel der Marktkräfte auf wohlfahrtvernichtende<br />

Weise.<br />

Eine Möglichkeit, die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens zu sichern und<br />

gleichzeitig andere Annspruchgruppen zu berücksichtigen, ist zunächst den Wert des<br />

38 Beispiele für wertsteigernde <strong>St</strong>rategien auf Basis der ökologischen Nachhaltigkeit bieten z.B. Lovins/Lovins/<br />

Hawken (1999).<br />

39 Vgl. Phillips/Freeman/Wicks (2003, S. 479ff.).<br />

40 Vgl. zum Prinzipal-Agenten Problem und Jensen/Meckling (1976, S. 305ff.) und Fama (1980, S. 288ff.).<br />

41<br />

Jensen verweist unter anderem auf Hayek, der eine Trennung zwischen Mikro- und Makrokosmos für notwendig<br />

hält. Individuen dürfen ihre ethischen Ansprüche aus dem Privatleben nicht <strong>im</strong> täglichen Handeln auf die<br />

Gesetze des Makrokosmos (Wohlfahrtssteigerung) übertragen. Ethisches Verhalten einzelner kann <strong>im</strong> Makrokosmos<br />

sogar kontraproduktiv sein. Hayek prophezeit sogar: „If we where to apply the […] rules of the microcosmos<br />

[…] to the macro-cosmos […] we would destroy it.” Vgl. Jensen (2001, S. 301ff.). Als ein Beispiel für<br />

negative makrokosmische Effekte mikrokosmisch positiven Verhaltens kann in vielen Fällen die Entwicklungshilfe<br />

dienen.<br />

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