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der gemeinderat_Ausgabe 04_2020

In Zeiten von COVID 19 aber müssen sich die Städte und Gemeinden um Ausgangsbeschränkungen kümmern. Die Bürgermeister sind Krisenmanager, informieren die Bürger und sorgen für die Aufrechterhaltung der Verwaltung. Und bei aller erforderlichen Konzentration auf den Infektionsschutz der Bevölkerung und die Sicherung der medizinischen Versorgung dürfen die an-deren Aufgaben der Daseinsvorsorge, zum Beispiel die Abwasserentsorgung, nicht vernachlässigt werden. Weitere Themen: Mobilität, Umweltschutz, Extra Blau-grüne Infrastruktur.

In Zeiten von COVID 19 aber müssen sich die Städte und Gemeinden um Ausgangsbeschränkungen kümmern. Die Bürgermeister sind Krisenmanager, informieren die Bürger und sorgen für die Aufrechterhaltung der Verwaltung. Und bei aller erforderlichen Konzentration auf den Infektionsschutz der Bevölkerung und die Sicherung der medizinischen Versorgung dürfen die an-deren Aufgaben der Daseinsvorsorge, zum Beispiel die Abwasserentsorgung, nicht vernachlässigt werden. Weitere Themen: Mobilität, Umweltschutz, Extra Blau-grüne Infrastruktur.

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Titel<br />

UMWELTSCHUTZ<br />

Titel<br />

Umweltschutz<br />

Vorsorge strategisch ausrichten<br />

Die Landeshauptstadt München hat sich zu den Zielen <strong>der</strong> nachhaltigen<br />

Entwicklung bekannt. Oberbürgermeister Dieter Reiter erläutert in seinem<br />

Beitrag die strategische Ausrichtung <strong>der</strong> Umweltvorsorge. Die Maßnahmen zur<br />

Luftreinhaltung sind Teil eines umfassenden Mobilitätsplans.<br />

Umweltschutz hat in München seit<br />

vielen Jahren einen hohen Stellenwert.<br />

Denn Münchens weltberühmter<br />

Flair lebt von einer intakten Umwelt.<br />

Die Mischung aus Urbanität und sehr<br />

viel Grün bestimmen das Münchner Stadtbild.<br />

Was viele Menschen gar nicht wissen:<br />

München ist mit über 9000 Arten auch ein<br />

beson<strong>der</strong>er Hotspot <strong>der</strong> Artenvielfalt. Diesen<br />

Schatz zu pflegen und auch den Umweltschutz<br />

nachhaltig auszubauen, ist <strong>der</strong><br />

Landeshauptstadt ein zentrales Anliegen.<br />

So sehr wir auf <strong>der</strong> einen Seite von Münchens<br />

Attraktivität und Wirtschaftskraft<br />

profitieren, ist das Stadtwachstum auf <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Seite auch eine Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

für Mensch und Umwelt. München ist seit<br />

1990 um über 25 Prozent auf über 1,5 Millionen<br />

Einwohner gewachsen. Nicht nur<br />

im Wohnungsbau und in <strong>der</strong> Nachverdichtung,<br />

son<strong>der</strong>n auch auf Straße und Schiene<br />

merken wir tagtäglich die Auswirkungen<br />

unseres Wachstums.<br />

Vor diesem Hintergrund haben wir uns<br />

längst daran gemacht, die Umweltvorsorge<br />

strategisch neu auf das Stadtwachstum<br />

ausgerichtet aufzustellen. So haben wir<br />

2016 eine Klimaanpassungsstrategie verabschiedet,<br />

mit <strong>der</strong> wir zum Beispiel den<br />

Baumbestand im Straßenbild mit klimaresilienten<br />

Baumarten kontinuierlich ersetzen<br />

und generell die Entsiegelung und<br />

Verschattung im Stadtgebiet durch Baumpflanzungen<br />

forcieren. Gleichzeitig haben<br />

wir uns dazu bekannt, die UN-Ziele zur<br />

nachhaltigen Entwicklung (Sustainable<br />

Development Goals) zu verwirklichen.<br />

Auch haben wir uns selbst als Verwaltung<br />

die verstärkte Beschaffung von bio-regionalen<br />

Lebensmitteln zur Pflicht gemacht.<br />

Schon 2017 haben wir uns als Stadt dem<br />

Ziel <strong>der</strong> Klimaneutralität verpflichtet und<br />

die Stadtverwaltung mit <strong>der</strong> Weiterentwicklung<br />

unseres Klimaprogramms und<br />

Neuausrichtung auf dieses Ziel hin beauftragt.<br />

2018 haben wir einen Masterplan zur<br />

Luftreinhaltung als Stadt entwickelt, <strong>der</strong><br />

bereits zu einer wesentlichen Luftentlastung<br />

und damit zum Gesundheitsschutz<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung geführt hat.<br />

Parallel dazu haben wir 2018 zum Artenschutz<br />

eine Biodiversitätsstrategie entwickelt.<br />

Zudem ist eine Konzeption zur<br />

Stärkung <strong>der</strong> nachhaltigen Bildung erstellt<br />

und beschlossen worden. Im vergangenen<br />

Jahr haben wir uns intensiv mit dem Klimaschutz<br />

befasst und zwei Ziele beschlossen:<br />

Bereits 2030 wollen wir als Stadtverwaltung<br />

klimaneutral sein. Im Jahr 2035<br />

wollen wir die Klimaneutralität im gesamten<br />

Stadtgebiet erreichen.<br />

Als Oberbürgermeister bin ich sehr froh<br />

darüber, dass wir diese strategischen Weichenstellungen<br />

im engen Schulterschluss<br />

<strong>der</strong> gesamten Stadtverwaltung unter Fe<strong>der</strong>führung<br />

des Referats für Gesundheit<br />

und Umwelt erstellen und in großem Konsens<br />

parteiübergreifend im Münchner<br />

Stadtrat beschließen konnten. Damit ist<br />

die Umweltvorsorge bestmöglich aufgestellt.<br />

Ich will an dieser Stelle zwei Themen<br />

herausgreifen, die zuletzt im Fokus<br />

<strong>der</strong> Medien und Öffentlichkeit standen:<br />

Luftreinhaltung und Klimaschutz.<br />

MÜNCHENS LUFT IST GUT<br />

Der für die Luftreinhaltung zuständige<br />

Freistaat veröffentlichte im Jahr 2017 eine<br />

Karte Münchens. Sie wies auf 123(!) Kilometern<br />

des Straßennetzes NO 2 -Grenzwertüberschreitungen<br />

aus. Wir haben als Stadt<br />

sofort gehandelt, ein Projektteam Luftreinhaltung<br />

eingerichtet und mit dem Masterplan<br />

zur Luftreinhaltung einen Mobilitätsplan<br />

mit 127 Maßnahmen für die Stadt<br />

aufgestellt. Parallel dazu haben wir ein<br />

ergänzendes Messnetz im Stadtgebiet eingerichtet,<br />

um ein besseres Bild<br />

von <strong>der</strong> Situation zu bekommen.<br />

Dank des Messnetzes<br />

wissen wir heute: Münchens<br />

Luft wird kontinuierlich besser<br />

und ist dort, wo sich die<br />

Foto: Bernd Schmidt/stock.adobe.com<br />

Menschen dauerhaft aufhalten, gut und<br />

unbedenklich. Der Freistaat selbst kommt<br />

nach einer neusten Prognose in <strong>der</strong> siebten<br />

Fortschreibung seines Luftreinhalteplans<br />

zum Ergebnis, dass nur noch an 6,1 Streckenkilometern<br />

mit Überschreitungen des<br />

gesetzlichen NO 2 -Grenzwerts von 40 Mikrogramm<br />

pro Kubikmeter (µg/m 3 ) Luft zu<br />

rechnen ist. An 98,8 Prozent des Straßennetzes<br />

ist die Luft folglich in Ordnung.<br />

Bis 2023 soll nach Einschätzung des<br />

Freistaats auch an den verbleibenden Streckenabschnitten<br />

<strong>der</strong> gesetzliche Grenzwert<br />

eingehalten werden können. Ausnahme<br />

ist die vielbefahrene Landshuter<br />

Allee, dort ist die Einhaltung bis 2026 prognostiziert.<br />

Die Grenzwerte für Feinstaub<br />

halten wir im Übrigen seit 2012 dank unserer<br />

erfolgreichen Umweltzone ein. Münchens<br />

Stadtbevölkerung kann aufatmen.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e unsere städtischen Maßnahmen<br />

zur Nachrüstung, Erneuerung<br />

und vor allem Elektrifizierung unserer<br />

städtischen Busflotte sowie des städtischen<br />

Fahrzeugbestands haben einen Beitrag<br />

zu dieser Verbesserung geleistet. Teil<br />

des Masterplans ist auch ein Ausbau des<br />

ÖPNV-Angebots und vor allem die massive<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Elektromobilität. Im Jahr<br />

2017 haben wir das seit 2015 bestehende<br />

Handlungsprogramm zur För<strong>der</strong>ung des<br />

Markthochlaufs <strong>der</strong> Elektromobilität deutlich<br />

auf insgesamt 65 Millionen Euro aufgestockt.<br />

Wir haben damit das deutschlandweit<br />

umfangreichste kommunale För<strong>der</strong>programm<br />

und sind inzwischen mit<br />

1100 Ladepunkten im öffentlichen Raum<br />

deutschlandweit an Platz eins.<br />

Unser Masterplan zur Luftreinhaltung<br />

ist ein umfassen<strong>der</strong> Mobilitätsplan, <strong>der</strong><br />

alle Verkehrsarten in einem Gesamtkonzept<br />

berücksichtigt und die kurz-, mittelund<br />

langfristigen notwendigen Maßnahmen<br />

zu einer Verkehrswende hin zu nachhaltiger,<br />

emissionsfreier Mobilität bündelt.<br />

Ich bin überzeugt davon, dass wir uns als<br />

Stadt noch besser für diese Mammutaufgabe<br />

aufstellen müssen. Im vergangenen<br />

Jahr habe ich mich entschieden, ein Mobilitätsreferat<br />

einzurichten und die Vorbereitung<br />

beauftragt. Dieses neue Referat<br />

kann 2021 mit seiner Arbeit beginnen.<br />

KLIMASCHUTZ<br />

Seit vielen Jahren nimmt die Landeshauptstadt<br />

München den Klimaschutz ernst und<br />

hat bereits seit 2008 ein sich alle drei Jahre<br />

fortschreibendes Klimaschutzprogramm<br />

aufgelegt. Wir haben in fast allen städtischen<br />

Referaten Klimaschutzmanager sowie<br />

im fe<strong>der</strong>führenden Referat für Gesundheit<br />

und Umwelt eine eigene Abteilung mit<br />

rund 40 Mitarbeitenden eingerichtet. Aktuell<br />

investieren wir durchschnittlich rund<br />

80 Millionen Euro jährlich in Klimaschutzmaßnahmen.<br />

Wir setzen unter an<strong>der</strong>em<br />

auf eine Energieversorgung aus erneuerbaren<br />

Energien, auf den Ausbau <strong>der</strong> Geothermie,<br />

auf eine Mobilitätswende mit<br />

starkem ÖPNV, mehr Radverkehr und die<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> emissionsfreien Elektromobilität,<br />

auf den Neubau in Niedrigstenergiestandard<br />

mit Fotovoltaikanlagen und<br />

Dach- sowie Fassadenbegrünung, auf die<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> energetischen Sanierung<br />

des Bestandsbaus und auf bio-regionale<br />

Lebensmittelversorgung.<br />

Münchens Engagement für den Klimaschutz<br />

zeigt sich deutlich in den aktuellsten<br />

Bilanzzahlen für das Jahr 2017. Wir<br />

konnten den durchschnittlichen CO 2 -Ausstoß<br />

auf 5,9 Tonnen CO 2 -Äquivalente pro<br />

Kopf reduzieren. Ein schöner Zwischenerfolg,<br />

<strong>der</strong> aber auch zeigt, dass wir weiterhin<br />

arbeiten und unsere Anstrengungen<br />

verstärken müssen. Dieter Reiter<br />

TITEL UMWELTSCHUTZ<br />

Die weltweite Corona-Krise überlagert<br />

auch die Diskussion über den<br />

Umweltschutz. Anfang April wurde die<br />

für November <strong>2020</strong> geplante Weltklimakonferenz<br />

COP 26 in Glasgow auf<br />

das kommende Jahr verschoben. Der<br />

den Gipfel vorbereitende Petersberger<br />

Klimadialog soll am 27. und 28. April<br />

als Videokonferenz stattfinden.<br />

In <strong>der</strong> Titelstrecke dieser <strong>Ausgabe</strong> beleuchten<br />

wir Leistungen und Erfolge im<br />

kommunalen Umweltschutz am Beispiel<br />

<strong>der</strong> Landeshauptstadt München, stellen<br />

ein innovatives Verfahren <strong>der</strong> Phosphorrückgewinnung<br />

auf Kläranlagen vor sowie<br />

Lärmschutzmaßnahmen im Verkehr<br />

in Karlsruhe. Außerdem berichten wir<br />

über neue Produkte und die umweltverträgliche<br />

Rattenbekämpfung.<br />

DER AUTOR<br />

Dieter Reiter ist Oberbürgermeister<br />

<strong>der</strong> Landeshauptstadt München<br />

(Kontakt über: petra.leimer-kastan@<br />

muenchen.de<br />

München: Für Oberbürgermeister<br />

Dieter Reiter ist <strong>der</strong> Erhalt einer<br />

intakten Umwelt die Grundlage für<br />

eine lebenswerte Stadt und<br />

gesellschaftlichen Wohlstand.

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