Mitteldeutsche Wirtschaft Ausgabe 04/2020
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
WIRTSCHAFT & weiterhelfen<br />
„Alle treibt die Frage um:<br />
Wie lange noch?“<br />
Soforthilfe am Telefon: Seit Beginn der Coronakrise in Deutschland unterstützt<br />
die IHK-Hotline die Unternehmen der Region. Die Ansprechpartner der IHK<br />
erfahren unmittelbar, welche Sorgen die Firmen umtreiben. Im Interview geben<br />
sie einen Einblick.<br />
Von ihren Erfahrungen an der Corona-<br />
Hotline berichten im Gespräch:<br />
Max Kuschfeld<br />
Sachbearbeiter<br />
im IHK-ServiceCenter<br />
Achim Schaarschmidt<br />
Referent für Unternehmenssicherung,<br />
-nachfolge<br />
und -finanzierung<br />
Daniela Wiesner<br />
Referentin für Tourismus,<br />
Gastgewerbe und Freizeitwirtschaft<br />
Antje Bauer<br />
Geschäftsführerin für<br />
Starthilfe und<br />
Unternehmensförderung<br />
Wie spiegelt sich an der Hotline der Verlauf<br />
der Coronakrise wider?<br />
Schaarschmidt: Zu Beginn waren es vor allem<br />
Messebauer sowie der Schaustellerverband,<br />
die Einbußen durch die Absagen von<br />
Messen und Veranstaltungen beklagten. Hotellerie<br />
und Gastronomie erlitten ebenfalls<br />
erste Einschläge. Als das KfW-Sonderprogramm<br />
Ende März aufgelegt wurde, schilderten<br />
speziell ältere Unternehmer ihre Befürchtungen,<br />
diese Kredite gar nicht erhalten oder<br />
nicht zurückzahlen zu können. Wie beispielsweise<br />
die Inhaberin einer Weiterbildungseinrichtung,<br />
die ich am Hörer hatte. Mit 58 Jahren<br />
will sie sich verständlicherweise nicht<br />
mehr langfristig verschulden …<br />
Kuschfeld: Ja, anfangs ging es in den Anrufen<br />
bei unserer Hotline um die sachsen-anhaltischen<br />
Verfügungen, Hotels, Gaststätten<br />
und Geschäfte zu schließen. Inzwischen stehen<br />
die Fragen zu den Hilfsprogrammen im<br />
Mittelpunkt. So hatte ich einen Unternehmer<br />
aus der Finanzdienstleistungsbranche am Telefon,<br />
der jetzt früher in Rente gehen und sein<br />
Geschäft im Nebenerwerb weiterführen könnte.<br />
Leider musste ich ihm mitteilen, dass seine<br />
Firma in diesem Fall von den Hilfen ausgeschlossen<br />
wäre. Hier hätte ich liebend gerne<br />
eine andere Auskunft gegeben.<br />
Bauer: … und als die Industrie und andere<br />
Branchen immer stärker von Umsatzausfällen,<br />
Auftragsrückgängen, Kurzarbeit und Mitarbeitern,<br />
die ihre Kinder betreuen mussten,<br />
betroffen waren, zeigte sich das genauso an<br />
unserer Hotline.<br />
Wie viele Anrufe verzeichnen Sie?<br />
Kuschfeld: Mindestens 300 pro Woche, in<br />
der Spitze knapp 400. Als es mit den Zuschüssen<br />
losging, liefen die Leitungen heiß.<br />
Bauer: Aus der Unternehmerschaft kommt<br />
übrigens auch viel Dank zurück – vor allem<br />
dafür, dass wir sehr schnell Informationen<br />
filtern, aufbereiten und vermitteln.<br />
Kuschfeld: Ja, wir haben etliche Dankesmails<br />
bekommen. Eine davon lautet zum<br />
Beispiel: „Sie schreiben sehr gut verständlich<br />
und informieren immer zeitnah. Besser geht<br />
nicht! Ein ganz großes Dankeschön an Sie<br />
und auch Ihre Kollegen. Bleiben Sie schön<br />
gesund.“ Und eine andere bekam ein Kollege<br />
direkt: „Ich möchte mich bei Ihnen persönlich<br />
für die umfangreichen, aussagefähigen<br />
und sofort anwendbaren, sehr gut aufbereiteten<br />
Informationen bedanken. Ich denke,<br />
mit Ihrer Hilfe können die Betriebe die erforderlichen<br />
Arbeiten schnell umsetzen. Es ist<br />
wertvolle Arbeit, die Sie mit Ihrem Team leis-<br />
22<br />
<strong>Mitteldeutsche</strong> <strong>Wirtschaft</strong> Das <strong>Wirtschaft</strong>smagazin der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau <strong>04</strong>/<strong>2020</strong>