Mitteldeutsche Wirtschaft Ausgabe 04/2020
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
WIRTSCHAFT & weitermachen<br />
Desinfektionsmittel<br />
statt Kraftstoff<br />
Während die Nachfrage nach klassischen Industrieprodukten<br />
gesunken ist, kommt es in<br />
anderen Branchen zu Engpässen: Stark gefragt<br />
sind unter anderem Desinfektionsmittel.<br />
Zahlreiche Unternehmen im Land haben daher<br />
ihre Produktion umgestellt, um Krankenhäuser<br />
und Apotheken mit den dringend<br />
benötigten Medizingütern zu versorgen.<br />
So hat die VERBIO AG am Standort Zörbig<br />
eine eigene Produktionslinie eingerichtet. Aus<br />
dem sonst als Biokraftstoff eingesetzten Bioethanol<br />
stellt das Unternehmen jetzt ein Mittel<br />
zur Händedesinfektion gemäß Empfehlung<br />
der WHO her. Besonders herausfordernd<br />
bei der Umstellung war die Aufgabe, kurzfristig<br />
eine neue Rund-um-die-Uhr-Abfüllung<br />
für kleine, handelsübliche Mengen einzurichten.<br />
„Normalerweise liefern wir unser Bioethanol<br />
in Tankzügen oder Tank-Lkw an die<br />
Mineralölunternehmen. Jetzt bieten wir Desinfektionsmittel<br />
in Zehn-Liter- und 20-Liter-<br />
Kanistern und 220-Liter-Fässern an. Das ist<br />
ein großer Unterschied“, erläutert Geschäftsführer<br />
Wolfram Klein.<br />
Desinfektionsmittel produzieren derzeit unter<br />
anderem auch die Sektkellerei Rotkäppchen-<br />
Mumm, die GMBU (Gesellschaft zur Förderung<br />
von Medizin-, Bio- und Umwelttechnologien<br />
e.V.) sowie die Zeitzer Whiskey-<br />
Manufaktur.<br />
Schnell und flexibel: Die ersten Auslieferungen an<br />
Apotheken übernehmen zwei VERBIO-Mitarbeiter mit<br />
ihren Firmenautos.<br />
www.verbio.de<br />
www.rotkaeppchen.de<br />
www.gmbu.de<br />
www.whisky-zeitz.de<br />
Per App vernetzt<br />
Überführungs-App: Das hallesche<br />
Unternehmen Convela<br />
betreibt einen Onlinemarktplatz<br />
rund um das Thema Bestattungen.<br />
Es vernetzt dort die professionellen<br />
Akteure der Bestattungsbranche<br />
mit Privatleuten.<br />
Basierend auf diesem Vernetzungsgedanken<br />
entwickelte die<br />
Geschäftsführerin Stefanie Oeft-<br />
Geffarth in der Coronakrise eine<br />
Idee, um besser mit vielen Sterbefällen<br />
umzugehen - kein schönes<br />
Thema, aber wichtig. Der Ansatz der<br />
Unternehmerin: alle Beteiligten vernetzen.<br />
Wenn jemand stirbt, sollen<br />
Angehörige, Pflegeeinrichtungen, Krankenhäuser,<br />
Bestatter, die<br />
Friedhofsverwaltung<br />
und auch Gesundheitsverwaltungen<br />
möglichst schnell<br />
Bescheid wissen –<br />
und zwar mit Hilfe<br />
einer Überführungs-App.<br />
Die Geschäftsführerin<br />
wird in Kürze eine<br />
erste App-Version<br />
entwickeln und<br />
sucht dafür dann<br />
Tester aus allen<br />
Branchen.<br />
www.convela.de<br />
Coronavirus-Tracker: An einer Vernetzung<br />
per App mitgewirkt haben auch verschiedene<br />
Firmen aus Halle (Saale), wie zum Beispiel wirewire,<br />
Polyxo oder Rooom. Gemeinsam mit<br />
anderen Beteiligten entwarfen sie die Coronavirus-Tracker<br />
App „Pandoa“. Sie informiert den<br />
Nutzer, wenn er Kontakt zu einem infizierten<br />
Menschen hatte und kann somit auch Gesundheitsämtern<br />
helfen. Momentan ist die<br />
App noch nicht verfügbar, was vor allem an<br />
den Vorgaben gewisser Internetkonzerne liege.<br />
Solange Ausgangssperren herrschen, wird<br />
sie auch nicht benötigt. Zum Einsatz kommen<br />
könnte sie jedoch, wenn die Einschränkungen<br />
des öffentlichen Lebens aufgehoben werden<br />
– und so langfristig dazu beitragen, einer<br />
Wiederausbreitung vorzubeugen.<br />
https://pandoa.org<br />
6<br />
<strong>Mitteldeutsche</strong> <strong>Wirtschaft</strong> Das <strong>Wirtschaft</strong>smagazin der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau <strong>04</strong>/<strong>2020</strong>