Magazyn Polonia 15/16
Zeitschrift der Polen in Deutschland Kwartalnik Polaków w Niemczech
Zeitschrift der Polen in Deutschland
Kwartalnik Polaków w Niemczech
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
GESCHICHTE
Das Jahr 1945 brachte trotz
der bedingungslosen Kapitulation
Deutschlands nicht den Sieg Polens.
während der Kriegs- und Besatzungszeit beteiligt sind,
möchte ich hiermit meinen herzlichen Dank aussprechen.”
„Ich interessiere mich für Polen, weil ich mich für
Deutschland interessiere.”
„Die Ewigkeit der Toten dauert so lang, solange man
sich ihrer erinnert. (…)” – zitierte Schäuble die polnische
Nobelpreisträgerin Wisława Szymborska, und mahnte alle
erneut: „(…) Das Erinnern ist ein Auftrag an die nachfolgenden
Generationen. (…)” „(…) Nach jedem Krieg
muss jemand aufräumen. (…)”, so auch die Dichterin
Szymborska, sagte der deutsche Bundespräsident und
setzte seine Rede fort: „(…) Trümmer kann man wegräumen.
Aber Erfahrungen und Erinnerungen? Umgang mit
der Geschichte heißt Totengedenken. Erinnerungen für
„die Ordnung danach” zu sortieren, ist ein schmerzvoller,
über Generationen dauernder Prozess, denn er betrifft
die kollektiven Erinnerungen der Völker, das Gedächtnis
der Familien und die Prägung jedes einzelnen von uns.
Zum Aufräumen braucht es beides: fundiertes Wissen und
Raum für Gefühle. Denkmäler können Orte der Erinnerung
sein, wenn sie zum Nachdenken anregen, indem sie
Fragen beantworten und neue Fragen aufwerfen – Fragen,
die in die Zukunft weisen. (…)”
Die Idee, ein Denkmal für die Opfer des NS-Regimes
zu errichten, käme laut dem Bundestagspräsidenten aus
der Mitte der deutschen Gesellschaft. Mehr als 200 Abgeordnete
des Bundestags sollen ihr positiv zugestimmt
haben. Am Askanischen Platz vor der Ruine des Anhalter
Bahnhofs „(…) wurde im November 1940 der sowjetische
Außenminister Molotow, einer der Architekten des
für Polen so verhängnisvollen Hitler-Stalin-Paktes, zum
Besuch empfangen. Das erinnert daran, dass Polen im
Zweiten Weltkrieg zweimal besetzt wurde – zuerst von
Deutschland, dann von der Sowjetunion. Das mindert die
deutsche Schuld nicht. Für Polen ist es aber eine Tatsache
mit prägender Bedeutung bis heute; sie erklärt viel
über die Sicherheitsbedürfnisse unseres Nachbarn und
die polnische Sicht auf Europa. Wir täten gut daran, in
unseren Überlegungen diese polnische Perspektive stets
mitzudenken. (…)”
Während der Festveranstaltung wurde das Gedicht
von Krzysztof Kamil Baczyński: Elegie von einem polnischen
Jungen (poln.: Elegia o chłopcu polskim) in beiden
Sprachen, von Emile Mansfeld und Florian Mausbach,
laut vorgetragen.
Bei den Versammelten waren zahlreiche Blumen in der
Menge zu sehen. Polnische und deutsche Flaggen
schwenkten in der Luft und verliehen dem Treffen die zusätzliche
Feierlichkeit. Ein junger Donbass-Kriegsveteran,
umhüllt in die Flagge der Europäischen Union, mit einer
ukrainischen Flagge in der Hand, demonstrierte Zugehörigkeit
der Ukraine zu Europa und zu unseren gemeinsamen
Werten. Fahnen des Bundes der Polen in Deutschland
sowie Banner und Plakate in deutscher und polnischer
Sprache ergänzten das Fahnen – und Flaggenmeer in der
Menge. Eine von ihnen trug eine Inschrift auf rotem Hintergrund
mit deutschen Flugzeugen, die anstatt Bomben
Kreuze warfen. „Für eine gemeinsame Zukunft aus der
Vergangenheit lernen – Naukę na wspólną przyszłość
czerpać z historii 1939 – 1945”, war darauf zu lesen.
Bei der positiven Stimmung und Hoffnung auf eine
bessere Zukunft von „Miteinander” statt „Gegeneinander”
fehlte aber auch nicht an der Kritik. Einige polnischen
Gäste beklagten ein spärliches Interesse an dem
Gedenken in den deutschen Medien. Anstatt auf der ersten
Seite z. B. der Berliner Zeitung, über den 80. Jahrestag
des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs zu informieren,
war es wichtiger, so die Kritik, über den Sieg der
Fußballmannschaft Union über Borussia Dortmund Auskunft
zu geben.
Begleitet wurde die Zeremonie vom deutsch-polnischen
Chor „Spotkanie” (dt.: Begegnung) unter der Leitung
von Agnieszka Wolf.
Maciej Mieczkowski
24
MAGAZYN POLONIA 2019 15/16