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Magazyn Polonia 15/16

Zeitschrift der Polen in Deutschland Kwartalnik Polaków w Niemczech

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GESCHICHTE

„Also Krieg …“ 1

„Ab heute sind alle Angelegenheiten und Probleme auf den nächsten

Plan zurückzuführen, unser gesamtes öffentliches und privates Leben

sind auf eine besondere Spur gebracht. (…) Wir sind alle Soldaten.“

(Mitteilung des Generalstabs der Polnischen Armee vom 1. 09. 1939, Polnisches Radio

1, J. Małgorzewski)

Mit diesen Worten informierte der Generalstab am

1. September 1939 um 6:30 Uhr die polnischen

Bürger über die Invasion des Dritten Reiches.

Eineinhalb Stunden zuvor fielen die deutschen Bomben

auf Wieluń. Westerplatte stand dann schon seit mehr als

einer Stunde unter Beschuss. Die ersten Wehrmachtseinheiten

besetzten nach und nach die Grenzgebiete, so fing

der Blitzkrieg an. Aber was genau ist ein Blitzkrieg? In

der polnischen Sprache heißt das Wort so viel wie ein

„Schnellkrieg“ oder „reaktionsschneller bzw. schnellstens

fertiger“ Krieg, was trotz allen Anscheins, das Wesen dieser

Taktik gut widerspiegelt. Obwohl es mit so trivialen

Dingen wie einem Reißverschluss oder einer Fertigsuppe

in Verbindung gebracht werden kann, war die Taktik, die

auf schnellen, koordinierten Angriffen der Luftwaffe und

der Panzertruppen basiert, und auf der hohen Mobilität

der Infanterieeinheiten – (obwohl das wichtigste Transportmittel

der Wehrmacht 1939 Pferde waren!) – gar nicht

trivial, denn sie war tödlich. Die Einkreisung des Feindes,

der technologische Vorsprung und die bisher unbekannte

Brutalität der Kriegsführung brachten die Deutschen am

8. September bis zu den Vororten von Warschau hin. In

diesem Artikel werden wir versuchen, die letzten Augusttage

bis zum 18.09, als die polnische Offensive an der

Bzura schließlich scheiterte, zu rekonstruieren.

„In Polen kennt man den Begriff des

Friedens um jeden Preis nicht“

Noch im Mai 1939 bezog der Außenminister Józef

Beck diese Worte im Sejm auf die Wahrscheinlichkeit eines

Krieges, dessen Gespenst über Europa lauerte. In Europa

hatte es in den letzten Jahren viele Grenzveränderungen

gegeben, bis dahin ohne Blutvergießen: Das

Deutsche Reich annektierte Österreich im März 1938 und

zwang Ende September auf der Münchner Konferenz

Frankreich und England, das tschechoslowakische Sudetenland

als Teil Deutschlands anzuerkennen (Tschechen

wurden in München nach ihrer Meinung nicht gefragt).

Ein Jahr nach dem Anschluss Österreichs begann die Besatzung

Böhmens und Mährens, an der auch die polnische

Armee aktiv teilnahm, die in Zaolzie (deutsch: das

Olsagebiet bzw. Olsaland) eintrat, wurde die Berlin hörige

Slowakei aufgerufen.

Spełniony sen o rewizji granic – Niemieccy żołnierze zrywają

godło RP ze szlabanu granicznego

Am 23. März kam es zur Annektierung des litauischen

Gebiets um Klaipeda (deutsch: Memelland). Der ganzen

Welt wurde damals klar, dass Hitler nun sein Auge auf

Polen werfen würde und die Grenzen korrigiert sein würden,

wie es die deutsche Öffentlichkeit im Prinzip bereits

seit dem Tag der Ratifizierung des Vertrags von Versailles

forderte.

Die polnische Regierung, die einige Zeit mit Berlin

liebgeäugelt hat, beschloss, sich an Frankreich und England

als Garanten zu wenden. Bereits am 31. März erteilte

London Polen die Garantie, dass uns die Engländer im

Falle einer Bedrohung der Unabhängigkeit zu Hilfe kommen

würden. Auch die Franzosen folgten ihren Verbündeten,

aber das letzte Wort hatte die Großmacht, die noch

ihren Platz in dem Artikel nicht gefunden hatte, die Sowjetunion.

Stalin hält alle in Schach

Sowohl der Westen als auch das Dritte Reich wollten

Stalins Gunst für ihre Pläne gewinnen. Die Franzosen mit

den Engländern boten den Russen ein Bündnis an, das

die Deutschen von beiden Seiten umkreisen sollte. Die

Gespräche endeten jedoch in einem Fiasko durch den Widerstand

von den „Kleine Entente“-Staaten, d. h. Polen

und Rumänien, die dem Durchmarsch der Roten Armee

durch ihre Gebiete nicht zustimmten. Es sei jedoch darauf

hingewiesen, dass die anglo-französische Delegation

Foto: Hans Sönnke - Apoloniusz Zawilski (1972) “Bitwy Polskiego Września” (“Battles of Polish

September”), Warszawa: Nasza Księgarnia ISBN 83-218-0817-4 (current edition) Transferred from

pl.wikipedia.

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MAGAZYN POLONIA 2019 15/16

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