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DAS SCHLÜSSELLOCH
VON SANKT URSULA
Von Annette Krauss
Der Blick durchs Schlüsselloch gehört
sich eigentlich nicht. Außer beim
Schwabinger Dom, hier wird er seit
kurzem sogar inszeniert. Denn wer
nachts die Treppen zum verschlossenen
Haupteingang am Kaiserplatz
hinaufsteigt und durch das ziemlich
große Schlüsselloch linst, der kann
etwas entdecken …
Den Stein ins Rollen brachten einige
Jugendliche, die in der Säulen-Vorhalle
gelangweilt auf das Ende einer
Hochzeit warteten. „Sind die immer
noch nicht fertig da drinnen?“ war
die Frage – die Antwort fand sich
beim Blick durchs Schlüsselloch,
durch das dann gleich noch frech
geknipst wurde: „Brautpaar durchs
Schlüsselloch“.
Das Vorkommnis fand Kirchenpfleger
Tobias Gebhard nicht anrüchig, sondern
tiefgründig: „Die Mitte, aus der
wir als Gemeinde leben, ist unser
Altar unter der Kuppel. Warum also
nicht diese Mitte Tag und Nacht ins
Licht setzen?“ Zusammen mit einem
Theater-Beleuchter und einem Elektroingenieur
schritt man zur Tat: Die
Ehrenamtlichen montierten unter der
jüngst restaurierten Kuppel zusätzliche
Leuchtkörper.
Seither spähen in St. Ursula nachts
zuweilen Menschen durchs Schlüsselloch,
ganz ungeniert auf den beleuchteten
Altar. Dunkel bleibt der
lediglich in der Zeit von Gründonnerstag
bis zur Osternacht. Um das
zu verstehen müsste man neugierig
sein, und einfach mal in den Gottesdienst
gehen.
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